Rezidivierende Depression

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Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Rezidivierende Depression

Beitrag von Marleo84 »

Hallo liebes Forum,

Leidet hier noch jemand an rezidivierenden Depressionen? Mir macht das sehr zu schaffen. Meine Episoden sind sehr wechselhaft und für mich völlig unvorhersehbar. Ich war gerade mal für 2-3 Wochen super stabil und gut gelaunt (noch nicht so, dass ich mich wirklich hätte am Leben erfreuen können, aber halbwegs ok für mein Befinden). Abends war ich noch auf spazieren und wirklich gut gelaunt, habe darüber nachgedacht, dass jetzt vielleicht alles wieder vorbei ist. Hatte vorher ein paar schöne, wirklich unbeschwerte Tage mit meiner Familie. Und komme vom Spaziergang nach Hause, setze mich auf die Couch und es setzt plötzlich das altbekannte Gedankenkarussell widder ein. Total angesoannt gehe ich ins Bett und am nächsten Morgen hänge ich wieder voll im Loch. Warum? Ich verstehe das nicht! Es kommt so plötzlich und ich kann keinen Trigger erkennen. Genauso plötzlich kann es wieder aufhören.

Wie geht ihr damit um? Ich merke, dass mir die Kraft ausgeht. Ich selber kann mit diesem ständigen Wechsel nicht umgehen und für meine Familie muss es noch schwieriger sein. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass das, was gestern noch halt heute noch gültig ist. Ich verzweifel immer mehr.
Hoffnungschimmer
Beiträge: 5
Registriert: 2. Dez 2020, 15:04

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Hoffnungschimmer »

Hallo Marleo84
Auch ich leide unter rezidivierenden Depressionen.Ausserdem habe ich eine generalisierte Angststörung und Zwangsgedanken.
2Jahre ging es nach einer heftigen Episode für meine Verhältnisse gut,bis letztes Jahr im April die Krankheit von einem auf den anderen Tag wieder ausbrach.
Ich kann mich nicht konzentrieren,habe Angst und Unruhe,Magenschmerzen,Tinnitus,Schwächegefühl usw.
Seit April letzten Jahres wohne ich zum ersten mal in meinem Leben alleine,da mein jüngster Sohn(25J.) nach Australien für work and travel gegangen ist.
Meine Ehe ist schon lange geschieden,spätere Beziehungen sind auch gescheitert,bin auf einen Betrüger
hereingefallen,habe alles Geld verloren,weil ich so naiv und gestört war.
Mit 40Jahren war ich mit meinem jüngsten Sohn im Mutter Kind Haus,wohin mich eine Sozialarbeiterin der Psychiatrie vermittelt hatte.
Meine älteren Söhne(32 u.35J.)sind mit 9bzw.12Jahren zum Vater gezogen.
Es ist soviel schief gelaufen,was ich nicht rückgängig machen kann.
Jetzt stehe ich mit62Jahren vor den Trümmern meines Lebens.
Dir wünsche ich von ganzem Herzen die richtige Hilfe.Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben!
Herzliche Grüsse von Reinhild

A
Bittermandel
Beiträge: 2529
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Bittermandel »

Hallo

@ Marleo herzlich Willkommen im Forum. Leider sind die Schübe der Depression manchmal nicht vorhersehbar und kommen wie sie möchten. Ich habe diese Krankheit seit ungefähr 20 Jahren davon viele Jahre unbehandelt. Seit 2017 nehme ich durchgängig Medikamente um die Krankheit in Schach zu halten. Die Schübe sind nicht mehr so heftig. Leider gibt es kein Patentrezept und jeder geht anders damit um.
Bittermandel
Beiträge: 2529
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Hoffnungsschimmer

In deinem Namen ist der Schimmer der Hoffnung enthalten. Den Gedanken finde ich sehr schön. Das Leben ist nicht fair und durch die Depression und andere Erkrankungen schwierig. In unserer Gesellschaft ist Leistung das A und O. Auch im privaten Bereich. Ich kann auch nicht wirklich was vorweisen und so langsam ist es mir egal. Ich beneide niemanden weder um seine ach so gute Ehe oder seinen Status. Wenn man genauer hinschauen ist nicht alles Gold was glänzt. Ich beschäftige mich gerne mit religiösen/spirituellen Themen und das gibt meiner Seele Nahrung die mir wichtig ist. Heute habe ich auch einen schlechten Tag und nehme mein Bedürfnis nach Ruhe ernst. Ich hoffe du findest hier den Austausch der dir gut tut.

Liebe Grüße Bittermandel
Windwolke
Beiträge: 188
Registriert: 6. Mai 2021, 11:02

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Windwolke »

Hallo Hoffnungsschimmer,

du hast einen schönen Namen und ich wünsche dir, dass du ihm alle Ehre machst ;-)
Auch ich leide an rezidivierender Depression - seit Jahrzehnten. Am besten komme ich mit einer Kombination von Säulen zurecht, auf denen ich mein Leben baue:
1. Antidepressiva, die zu mir passen und hoch genug dosiert sind
2. immer wieder Psychotherapie und dadurch Entwicklung
3. Gedankenhygiene
4. Ein Umfeld, das zu mir passt, aufbauen und pflegen.
Was du beschreibst mit den Umbrüchen, als würde man einen Lichtschalter betätigen, und ohne zu verstehen, wodurch es ausgelöst wurde, kenne ich nur zu gut! Inzwischen weiß ich zwar, dass die Botenstoffe in meinem Gehirn bei zu viel Stress nicht so arbeiten wie sie sollen. Die Medikamente helfen, dass die Höhen und Tiefen milder ausfallen. Trotzdem finde ich es immer noch schwer auszuhalten und mit den Konsequenzen zu leben. Aber mit ADs muss ich wenigstens nicht mehr in die Klinik, weil die Abstürze nicht mehr so tief sind. Und im Laufe der langen Zeit habe ich gelernt, alles nur erdenkliche zu tun, damit ich trotz dieser Krankheit gut leben kann.

Ich wünsche dir viel Unterstützung!
Liebe Grüße
Mechthild
Kada
Beiträge: 273
Registriert: 13. Mär 2016, 23:10

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Kada »

Hallo Marleo,

ich kann deine Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, denn ich bin auch von rezidivierenden Depressionen betroffen. Den Schalter, der sich im Gehirn umlegt, kann ich wirklich immer körperlich spüren. Die Stimmung geht dann sturzflugartig nach unten. Für ein paar Tage kann ich den Alltag noch bewältigen, dann geht - wie im Augenblick- nichts mehr.

Wenn ich über die Zeit vor dem Absturz nachdenke, kann ich oft schon feststellen, dass es Warnzeichen gab. Bei mir ist es immer mein Schwung, der in Hektik und Ungeduld umschlägt. Mein Appetit nimmt zu, ich wache früh auf und mein Empfinden für Schönes bzw. Schlechtes wird stärker. Dinge, die mir gut tun, schiebe ich zugunsten meiner Arbeit an die Seite.
Körperliche Symptome sind Magenprobleme und Zittrigkeit.

Gab es bei dir keine kleinen Anzeichen, wenn du mal so richtig überlegst?

Was ich bei diesen Umschwüngen so schwierig finde, ist, dass man gar nichts planen kann. Ich erinnere mich an einen runden Geburtstag, den ich groß feiern wollte und viele Gäste eingeladen hatte. Dann kam wieder ein Tief und ich musste heulend alle Gäste wieder ausladen.

Gibt es etwas, was dir zur Zeit helfen kann?

Alles Gute für dich!

Kada
deprion81
Beiträge: 142
Registriert: 24. Jan 2018, 19:29

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von deprion81 »

Hallo!

Bei mir ist es genau so. Meine Kinder sind noch recht klein und meine Frau tut mir dann auch oft leid, wenn mal wieder gar nichts bei mir geht.

Am schlimmsten wird es wenn ich eigentlich entspannen könnte aber dann anstatt zur Ruhe zu kommen das Gedankenkarusell beginnt.

In diesen Situationen schaffe ich es auch nicht das in der Therapie gelernte bzw. das rational Richtige umzusetzen sondern es geht in die Selbstberuhigung durch TV, Internet usw.

Es ist ein langer und schwerer Weg aus der Depression heraus. Ich hoffe nur nicht so lange und schwer wie dort hinein.

Anschließend hoffe ich für Dich, dass du gute Freunde hast, die auch ein wenig halt geben und dich stützen.

Schade ist -was ich leider erfahren habe- das wahre Freunde sehr selten sind. Wenn Du merkst, dass sich diejenigen von denen Du gedacht hast sie interessieren sich für dich und sind Freunde nicht melden, dann schlägt das auch noch zusätzlich auf's Gemüt. Und vor allem jetzt mit Corona ist das neue Freundschaften aufbauen eh nicht möglich!

Ich wünsch Dir alles Gute und vor allem den Weg zu Dir selbst, so dass Du verstehst woher die Phasen kommen und du aktiv dagegen angehen kannst!
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Marleo84 »

Liebe Kada,

Danke dir für deine einfühlsamen Worte. Ich habe etwas gebraucht um zu antworten, den mir hat es diesmal ziemlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Deswegen will ich lieber nicht weiter vertiefen.

Den Schalter im Kopf kann ich tatsächlich auch spüren und ich bin so hilflos. Ich überlege tatsächlich hin und her, ob ich irgendein Warnzeichen erkennen kann, aber ich scheine es noch zu übersehen.

Ich sorge gut für mich. Aber auch das kommt mir mittlerweile vor wie Symptombehandlung, während die Erkrankung einfach weiter wüted.

Morgen sehe ich meine Therapeutin. Sie kann sicher etwas entlasten.

Ich danke dir wirklich und antworte sicher bald nochmal ausführlicher.

Liebe Grüße

Marleo
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Marleo84 »

Hallo deprion,

Auch dir vielen Dank. Meine Kinder sind auch noch klein, wenn 81 dein Geburtsjahr ist, dann sind wir in etwa gleich alt.

Ich glaube manchmal auch, dass es für die Angehörigen fast schwerer ist, vor allem wenn die Episoden so plötzlich wechseln.

Ich habe Freunde, ja. Die wenigsten wissen von meiner Erkrankung. Aber grundsätzlich erfahre ich viel Unterstützung, auch wenn sich Bindungen für mich nie echt anfühlen.

Ich bin gerade etwas zurückhaltend mit dem Schreiben im Forum, da ich so negativ bin.

Aber ich wünsche auch dir, dass du einen guten Weg zurück zu dir selber findest.

Liebe Grüße
Tjorven
Beiträge: 1
Registriert: 28. Apr 2020, 23:00

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Tjorven »

Hallo Marleo84,

auch ich leide unter rezidivierenden Depressionen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was Du beschrieben hast. Diesen plötzlichen Wechsel bei dem ein Trigger nicht ausgemacht werden kann.

Manchmal denke ich, es ist zuviel an Anforderungen , die ich zwar an manchen Tagen noch bewältige aber wenn es eine Weile zuviel ist, dann kommt der Absturz... dabei bin ich in Erwerbsminderungsrente und die Anforderungen des Alltages sind nicht hoch.... trotzdem fällt mir Vieles ( was früher einfach war ) sehr schwer.

Ich habe Psychotherapie gemacht und nehme Antidepressiva.

Ich drücke fest beide Daumen und wünsche Dir, dass Du einen Weg heraus aus dem Loch findest.

Liebe Grüße
Amsel81
Beiträge: 4
Registriert: 30. Mai 2021, 11:11

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Amsel81 »

Hallo!
Auch ich habe rezidivierende Depressionen, seit ca. 15 Jahren. Und trotzdem bin ich bei jedem Schub wieder irgendwie überrascht, wie tief es einen haut.
Bei mir geht es weniger als Sturzflug los, sondern schleicht sich langsam ein. Rückblickend total klar - aber während es passiert, kann ich wohl gut verdrängen.

Marleo, mir helfen Antidepressiva und Yoga. Damit kann ich lange richtig gute Zeiten haben.
Gut, dass du eine Therapeutin hast... Jetzt gerade hätte ich das auch gerne.

Kennt ihr auch dieses Gespaltensein? Wenn es einem gut geht, weiß man nicht wie es einem so schlecht gehen konnte, und wenn es einem schlecht geht, ist das Gute unvorstellbar?
Manchmal hilft es mir aber, wenn ich mir immer wieder sage: auch letztes Mal ist es vorrübergegangen und wieder besser geworden!

LG Amsel81
Kada
Beiträge: 273
Registriert: 13. Mär 2016, 23:10

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Kada »

Hallo Amsel,

das Gespaltensein kenne ich sehr gut! Wenn es einem gut geht, kann man das schwarze Loch gefühlsmäßig nicht nachvollziehen, was ja eigentlich ganz gut ist, denn die Schrecken eines Tiefs wollen wir ja aus dem Kopf kriegen. Oder ist es doch nicht so gut? Erinnerungen daran könnten auch als Warnhinweise dienen.

Wenn man ganz unten und kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, hilft es mir auch immer, wenn ich mir sage, dass ich bis jetzt immer wieder rausgekommen bin. Am besten ist es, wenn andere Menschen es mir sagen. Ich kann es gar nicht oft genug hören! Es ist dann auch wohltuend, Bücher von Menschen zu lesen, die es geschafft haben.

Eine gute Nacht wünsche ich euch allen!

Kada
Amsel81
Beiträge: 4
Registriert: 30. Mai 2021, 11:11

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Amsel81 »

Jaa! Wenn andere Menschen es einem sagen, ist das wirklich gut, das sauge ich auch nur so auf!

Es ist im Tief alles so verzerrt, das fällt mir auch auf. Man sollte dann seinen Gedanken nicht immer so 100% glauben. Manchmal tröstet mich das, wenn man da ein bisschen Distanz hält.

Auch gute nacht von mir.
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