Habe ich einen Rückfall?

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popori
Beiträge: 8
Registriert: 24. Mai 2020, 16:03

Habe ich einen Rückfall?

Beitrag von popori »

Hallo ihr Lieben,
ich bin schon seit einiger Zeit stille Mitleserin im Forum. Nun ist es wohl mal an der Zeit etwas selbst zu schreiben.

Ich bin Mitte 20 und bin seit August letzten Jahres in therapeutischer Behandlung. Der eigentliche Anlass für die Suche nach einem Therapeuten war, dass ich das Gefühl hatte mit der schweren Depression meines Vaters nicht zurecht zu kommen. Ich litt im letzten Sommer an starker innerer Unruhe, Einschlafproblemen und hatte des öfteren kleinere Zusammenbrüche in denen ich viel geweint habe. Nach der ersten Sitzung kam meine Therapeutin zu dem Ergebnis, dass es sich bei meinen Symptomen nicht um eine Anpassungsstörung, sondern um eine mittelschwere Depression handeln würde. In der Therapie hat sich dann auch schnell herauskristallisiert, dass ich seit meinem 13. Lebensjahr immer wieder mit Depressionen, teils auch schwereren, zu kämpfen hatte. Dies liegt vermutlich unter anderem an einer starken genetischen Komponente für Depressionen in meiner Familie.

Seit Oktober 2020 nehme ich 20 mg Citalopram und bis auf eine minimale Gewichtszunahme habe ich keine Nebenwirkungen, was mich eigentlich sehr glücklich macht.
Durch die Therapie und die Medikamente ging es mir schnell besser. Kleinere Rückschläge durch private Stresssituationen konnte ich auch durchstehen und die kleineren Schübe die dadurch entstanden gingen meist nach kurzer Zeit wieder weg.

Seit ein paar Wochen merke ich jedoch, dass sich meine Stimmung verschlechtert. Mein Antrieb und meine Kraft schwinden. Ich wache morgens auf und fühle mich total platt und müde. Dieses Müdigkeitsgefühl geht den Tag über nicht weg und vorallem nach der Arbeit habe ich oft das Gefühl dass ich keinerlei Kraft mehr habe. Normale Dinge wie das Putzen meiner Wohnung fallen mir gerade relativ schwer. Auch verspüre ich gelegentlich ein diffuses Unwohlsein in mir. Zwar habe ich auch manchmal ein Unruhegefühl wie im letzten Sommer. Aber das Gedankenkarussell, welches mich vor Beginn meiner Therapie oft nicht hat einschlafen lassen, fehlt. Meine Gedanken fühlen sich nicht greifbar, sondern diffus an. Fast so als hätte ich einen Ball aus Watte im Kopf.

Diese ganzen Symptome verunsichern mich, da sie ganz anders sind, als die Symptome in meiner Phase im letzten Sommer. Da musste ich beinahe zwanghaft jeden Tag unterwegs sein, damit ich bloß nicht alleine Zuhause sitze und ins Grübeln gerate. Diesen Drang habe ich gar nicht. Jetzt sind Aktivitäten, vorallem Gespräche mit Freunden und Familie, eher anstrengend. Außerdem nehme ich ja gerade meine Antidepressiva.

Hinzuzufügen ist noch, dass meine letzten zwei Therapiesitzungen ausgefallen sind. Die letzte Sitzung hatte ich Ende Februar. Die nächste findet Anfang Mai statt.

Kann es sein, dass sich die Symptome für eine depressive Phase verändern können und die Phase trotz medikamentöser Behandlung auftritt?

Liebe Grüße
popori
buggybeast
Beiträge: 159
Registriert: 5. Sep 2020, 13:32

Re: Habe ich einen Rückfall?

Beitrag von buggybeast »

Hallo popori,
um Deine Frage ganz zum Schluss als erstes zu beantworten. Natürlich ist das möglich. Die AD's sind ja auch kein Heilmittel, sondern helfen Dir im Grunde nur, wieder empfangsbereit zu sein für neue Wege und Gedanken. Das soll das Medi nicht abwerten, es ist super gut, dass es bei Dir so angeschlagen hat. Verändern tut sich im Leben ja immer was. Worauf Du depressiv reagierst, anders gesagt, was Dich triggert, kann sich einerseits verändern, aber vor allem kann es sein, dass Du Deine Trigger noch gar nicht kennst. So lange bist Du noch nicht in Therapie und nimmst Medis. Ich hoffe und wünsche Dir, dass Deine Therapie zukünftig keine so langen Pausen hat, ich mein, 2 Monate sind schon verdammt lang. Du solltest gerade am Anfang versuchen und ggf. darauf bestehen, dass Du mindestens 1x pro Woche eine Sitzung hast.

Liebe Grüße
aleinad
Beiträge: 10
Registriert: 17. Apr 2021, 19:22

Re: Habe ich einen Rückfall?

Beitrag von aleinad »

Hallo popori,
ich hatte auch unterschiedliche depressive Episoden. Ich versuche dann immer zu verstehen was dies verursacht hat. Das bespreche ich dann zeitnah mit meinem Psychologen und Gesprächstherapeutin. Medikamente bekomme ich auch.
Liebe Grüße
Daniela
popori
Beiträge: 8
Registriert: 24. Mai 2020, 16:03

Re: Habe ich einen Rückfall?

Beitrag von popori »

buggybeast hat geschrieben:Hallo popori,
um Deine Frage ganz zum Schluss als erstes zu beantworten. Natürlich ist das möglich. Die AD's sind ja auch kein Heilmittel, sondern helfen Dir im Grunde nur, wieder empfangsbereit zu sein für neue Wege und Gedanken. Das soll das Medi nicht abwerten, es ist super gut, dass es bei Dir so angeschlagen hat. Verändern tut sich im Leben ja immer was. Worauf Du depressiv reagierst, anders gesagt, was Dich triggert, kann sich einerseits verändern, aber vor allem kann es sein, dass Du Deine Trigger noch gar nicht kennst. So lange bist Du noch nicht in Therapie und nimmst Medis. Ich hoffe und wünsche Dir, dass Deine Therapie zukünftig keine so langen Pausen hat, ich mein, 2 Monate sind schon verdammt lang. Du solltest gerade am Anfang versuchen und ggf. darauf bestehen, dass Du mindestens 1x pro Woche eine Sitzung hast.

Liebe Grüße
Hallo buggybeast,

Danke erstmal für deine Nachricht, da habe ich wohl die Wirkung von Antidepressiva ein wenig überschätzt :D

Die Trigger, die bei mir einen Schub auslösen waren mir eigentlich zum größten Teil schon bekannt. Normalerweise kam dann der Schub auch immer zeitnah, also am selben Tag oder spätestens am nächsten Tag und dann auch relativ heftig.
Ein großer Trigger ist zum Beispiel für mich leider mein Vater. Wenn ich meine Eltern besuche und dann sehe wie schlecht es meinem Vater geht und wie sehr meine Mutter auch mit der Situation überfordert ist, dann geht es mir meist auf dem Heimweg schon sehr schlecht. Deswegen soll ich, auch wenn es mir schwerfällt, den Kontakt zu meinen Eltern einschränken.

Was mich so beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich gerade noch keinen konkreten Auslöser entdecke und der Stimmungswechsel dieses Mal so schleichend war.

Na ja jetzt muss ich bis zum Therapietermin noch ein wenig durchhalten und werde dann auch wieder alle 14 Tage meine Stunde machen (1x wöchentlich geht es bei meiner Therapeutin leider nicht).

Mich frustriert es nur sehr, dass es mir wieder schlechter geht. Im Januar/ Februar ging es mir wirklich super und ich hatte die Hoffnung, dass ich meine Krise überwunden und die Krankheit bald überstanden hätte.
Das ist glaube ich auch der Punkt mit dem ich am meisten zu kämpfen habe und den ich mir nicht eingestehen will. Aufgrund meiner damals unerkannten depressiven Phasen, sowie der Veranlagung, ist das Rückfallrisiko vermutlich einfach höher.
Dora20
Beiträge: 217
Registriert: 1. Nov 2020, 15:05

Re: Habe ich einen Rückfall?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Popori,

zu deinen ersten Fragen haben dir ja andere schon geantwortet. Und ich stimme dem zu.

Wenn ich dich richtig verstehe, war dein Vater schon lange depressiv, auch als du noch klein(er) warst.
Ja, das ist hart. Und klar hat dich das mitgenommen und geprägt.
Zu arbeiten, deine Eltern immer wieder zu besuchen, das ist alles sehr anstrengend.
Und ich denke auch, dass es seine Zeit dauern wird, bis du rausbekommen wirst, was dich alles triggert, das kann ja sehr Unterschiedliches sein.
Deshalb finde ich es schon auch am wichtigsten, bald wieder regelmäßig in Therapie zu gehen, um daran weiter arbeiten zu können.
Ich hoffe, du kannst die paar Tage noch durchstehen, ohne dich allzu sehr verrückt zu machen.
Es ist wirklich überhaupt nicht ungewöhnlich, wenn immer wieder unterschiedliche Phasen und Formen der Depression auftreten.
Leider müssen wir Depressiven immer wieder Geduld lernen.

Du hast eine schwere Geschichte hinter dir.
Die kriegst du leider nicht ganz so schnell weg.
Dennoch sagt es noch nichts über die Schwere aus.
Du bist noch sehr jung. Vielleicht kannst du Vieles so gut aufarbeiten, dass es auch wieder besser oder richtig gut geht.

Ich wünsche dir alles Gute

Dora
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