Depression ist nicht gleich Depression

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Nowhere Man
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Registriert: 5. Mär 2021, 16:02

Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Nowhere Man »

Mich beschäftigt dies hier schon länger: Einerseits finde ich es super, dass öffentliche Personen (wie z.B. Torsten Sträter, den ich wirklich super finde, daraufhin neulich auch Kurt Krömer: https://youtu.be/ZxL1lJnHJNQ?t=567) Depressionen an die Öffentlichkeit und raus aus der Tabuzone bringen. Denn auch wenn man nicht exakt dasselbe erlebt hat, kommt einem vieles der Krankheit oft sehr bekannt vor.

Es sind halt handfeste Symptome einer handfesten Krankheit. Da gibt es schon eine Systematik.

Auf der anderen Seite finde ich es manchmal zu einfach, wenn Leute sagen: "Ich hatte Depressionen, ich habe es herausgeschafft, also kannst du das auch", am besten noch mit dem Hinweis zu versuchen, auf demselben Weg da raus zu kommen.

Ich finde, es macht einen großen Unterschied, ob Menschen (auch jahrelang) ein diffuses Gefühl in sich haben, dem sie nicht Herr werden können, und welches alle Merkmale einer klinischen Depression hat. Manchmal wissen sie trotz langer Behandlung noch immer nicht, woher diese Depression kommt (hab so jemandem in meinem Freundeskreis). Das Leben "als solches" fühlt sich von vorne bis hinten schlecht an, aber sie fragen sich selbst: Warum eigentlich?

Oder aber ob Menschen Schicksalsschläge und Traumata widerfahren sind, mit denen sie einfach nach Jahren nicht fertig werden, und die nachhaltig die objektive Lebensrealität auf den Kopf stellt. Sowohl die Symptome der Depression als auch die ihr vorausgehen Fakten stehen dann (nach wie vor, unabänderlich) dem glücklichen Leben im Weg und machen alles komplizierter und trauriger als es davor war.

Ich möchte den erstgenannten Fall nicht klein reden, und auch im zweitgenannten gibt es Menschen, die mit objektiven, harten Schicksalsschlägen bewundernswert gut und stark umgehen können (im Gegenteil zu mir: ich kämpfe zwar, so gut ich kann, komm aber nicht wirklich raus). Wenn es aber "nur" (in Anführungszeichen) um ein "seltsames, dauerhaften depressives Gefühl" geht (im Optimalfall stimmt vielleicht "einfach" körperlich etwas nicht, was man medikamentös einstellen kann), sind doch die Möglichkeiten, aus der Situation herauszukommen andere, als wenn faktisch Lebensrealitäten geschaffen würde, wo "bessere Laune" einfach keine Perspektive ist.

Was ich meine: Mich hat es einmal davon abgehalten, bei einer Seelsorge anzurufen, die direkt auf der Homepage titelte: "Depression hat immer eine körperliche Ursache". Vielleicht wird so etwas gemacht, um die Akzeptanz in unserer Gesellschaft als Krankheit zu erhöhen, aber ich fühle mich dann mit meinen Problemen und nicht-körperlichen Ursachen dann von vornherein nicht ernstgenommen. (Ähnlich einem Gespräch vor Jahren mit einer (etwas esotherischen) Bekannten, der ich 1 Stunde lang mein Herz ausgeschüttet hatte, was gerade alles bei mir im Leben schiefläuft und dass ich vor einem Trümmerhaufen stehe... und dann schaut sie mir danach wissend in die Augen und sagt: "Lass mal die Milchprodukte weg, das hat mir auch geholfen".)

Es ist nicht immer körperlich! Es kann körperlich WERDEN. Aber bis ich 18 war, war ich in jeder Hinsicht körperlich, geistig und seelisch der glücklichste, zufriedendste und ausgeglichendste Mensch der Welt. Ich hatte einen Plan vom Leben, alles war gut. Und dann passierten innerhalb weniger Jahre (und 10 Jahre später nochmals) einfach so krasse Dinge, die ich trotz Therapien nie verarbeiten oder akzeptieren konnte. Natürlich spielt dann der Nervenstoffwechsel irgendwann nicht mehr mit, geraten sogar Hormone durcheinander. Natürlich wird dann (auch) der Körper krank, wenn man monatelang nicht schläft, nicht aus dem Haus geht, Trauer und Wut in sich hineinfrisst (was, genau wie ein "gebrochenes Herz", sehr viele andere schlimme Krankheiten begünstigen kann), und man schon bei Kleinigkeiten "böse Schmetterlinge" im Bauch hat: natürlich sind das Depressionen, diese Schmetterlinge waren früher nicht da in solchen Situation und wären heute nicht da ohne die Depression.

Ich hab aber oft das Gefühl, dass es manchmal einfach nicht "reicht" an den Depressionen an sich zu arbeiten, weil es die äußeren Umstände an ganz entscheidenden Punkten nicht besser, nicht lebenswert genug macht. Und dann fühlt sich all die Mühe, weniger depressiv ins Leben zu schauen, fast an wie Augenwischerei.
labertasche3010
Beiträge: 7
Registriert: 24. Mär 2021, 11:33

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von labertasche3010 »

Hallo Nowhere Man,

ich gebe dir völlig Recht.

Auch bei mir gibt es keine körperliche Ursache für die Depression. Auch keine Traumatische. Deswegen habe ich auch lange gebraucht um meine Depression als solche zu erkennen. Ich sagte mir immer wieder: eigentlich geht es dir doch gut, warum bist du so niedergeschlagen?

Dazu kam noch dass ich Bekannte in meinem Umfeld habe die traumatische Dinge erlebt haben (plötzlicher Tod eines Familienmitglieds, etc). Nach außen Hin kamen sie bewundernswert gut damit klar. Das ging soweit dass ich mich schon für meine "Schwäche" geschämt habe und mir dachte: die haben einen Grund traurig zu sein nicht du...

Alles Gute.
Deprithomas
Beiträge: 709
Registriert: 17. Mai 2020, 20:34

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Deprithomas »

lieber Nowhereman,

DU , Du bist ein Original, wie wir alle hier. Jeder Mensch ist anders, und erlebt seine Depression anders. Vieles ist ähnlich, aber nie gleich. Mir selbst hilft es hier im Forum, wie andere Menschen mit der Depression umgehen. Ich spüre, ich bin mit meiner Depri nicht allein.........

Oft habe ich mich früher mit anderen Menschen verglichen. Bis ich gemerkt habe, mich vergleichen, und dann auch noch auf den anderen Menschen neidisch zu werden, hilft mir echt nicht viel.

Denn dann habe ich mich nicht mehr selbst so im Blick, sondern mehr die anderen............

In der Regel die, die besser mit ihrem Leben und ihrer Depri umgehen, schöner, begabter, erfolgreicher sind wie ich selbst.

Lieber vergleiche ich mich mit Menschen, denen es noch schlechter geht wie mir selbst.

Worum würdest du dich beneiden lieber Nowhereman, wenn DU nicht DU selbst wärst...

Mir fielen viele Dinge ein, worum ich mich selbst beneiden würde, wenn ich nicht Deprithomas wäre.

Wenn wir manche Dinge bei uns einmal von einer ganz anderen Perspektive betrachten.

Dann kann ich mich plötzlich wieder mich selbst annehmen, so wie ich bin, mit allen meinen guten, und nicht so guten Seiten, auch mit meiner Depression.

So gut ich kann, offen und ehrlich darüber reden, weil wir uns echt nicht dafür schämen müssen.


liebe Grüße an Dich,

Deprithomas
Lavendel64
Beiträge: 552
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Nowhere Man,

"Ich habe die Depression überwunden, also kannst du es auch" - für mich ist das ein riesengroßer Schwachsinn. Natürlich gibt es Menschen, die auf Grund einer traumatischen Erfahrung depressiv sind, denen geholfen wird, die es verarbeiten und gut ist. Schön für sie, ehrlich.

Denjenigen, die es immer mal wieder "erwischt", ist damit nicht geholfen. Denn es gibt keine Gebrauchsanweisungen für Depressionen. Jeder kämpft da für sich - und selbst in einer Gemeinschaft wie hier gibt es zig individuelle Unterschiede.
Auch bei mir gibt es keine körperliche Ursache, aber ich glaube zu wissen, was meine Ängste und letztlich auch diese depressiven Reaktionen hervorruft - es waren Erlebnisse in der Kindheit vermischt mit erblicher Vorbelastung - somit nett zu wissen, aber wenig hilfreich bei der Bekämpfung.

Mir haben einige Dinge geholfen, besser klarzukommen: wenn mein Körper oder die Psyche mir ein "zuviel" signalisiert, trete ich auf die Bremse. Sofort und konsequent suche ich nach Auszeiten, Möglichkeiten zu entspannen. Arbeitsmäßig kann das tatsächlich ein verlängertes Wochenende sein - und wenn gar nichts geht, marschiere ich zum Doc. Glücklicherweise hilft mir oft bereits der Gedanke daran.
Ganz wichtig - womit ich zu Anfang nichts anfangen konnte - die Akzeptanz. Dieses "Wie geht akzeptanz" habe ich ja schon öfter thematisiert. Das ist ein Prozess, an dessen Ende man sagen kann "es ist wie es ist, Episoden kommen und viel wichtiger: sie gehen auch wieder".
Die Einsicht, ein tolles Netzwerk zu haben. Einen Arbeitgeber, der um die Problematik weiß und mich trotzdem schätzt, eine Familie, die Tage mitträgt, an denen ich mal nur dumm in der Ecke liege. Ich selber weiß, es ist die Zeit dafür - spätestens in ein paar Tagen hält es mich nicht mehr auf dem Sofa und die Aktivität ist wieder da.

Ich weiß auch, dass mir spazieren gehen (der häufig geäußerte Rat) nicht hilft. Wie gesagt, das ist individuell. Aber das Ruhen auszuhalten ohne ins Grübeln zu kommen - das ist auch echt schwierig und brauchte Übung.

Ich bin tatsächlich sogar dankbar für meinen Crash vor einigen Jahren. Mit Hilfe der Klinik wurde ich viel sensibler, was eigene Bedürfnisse angeht. Wenn ich andere beobachte, bin ich oft traurig, wie wenig sie die kleinen, schönen Dinge wahrnehmen. Den kleinen Krokus, der sich durch das Eichenlaub kämpft, das Glitzern der Sonnenstrahlen in einem Tautropfen ... den Bussard am Straßenrand. Man ist offener, wacher für diese Dinge - dafür bin ich tatsächlich dankbar. Auch dafür, Stress und Hetze mal ausschalten zu können.

LG Lavendel
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Secret
Beiträge: 1423
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen,

ich habe auch zum ersten Mal ein verlängertes Wochenende für zu Hause genommen. Ich hoffes das hilft mir @Lavendel. Der Gedanke zum Arzt zu gehen macht mir noch Angst bzw. ein schlechtes Gewissen, ich bin da noch nicht ganz so weit. Aber nur der Gedanke daran Optionen zu haben kürzer zu treten denke ich auch kann schon Zuversicht und Kraft geben.
Meine Sorge ist nur: wenn ich zum Arzt gehe: werde ich überhauft krank geschrieben? Wenn ja wie lange? Was erwartet mich auf der Arbeit wenn ich zurück komme? Wie reagiert der Chef wenn ich mich krank melde?
LG

Secret
Suchende2
Beiträge: 1390
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Secret,

die Ängste hatte/habe ich auch und verstehe sie.

Meine Hausärztin hatte mich damals ersteinmal "nur" 2 Wochen mit Burn out krankgeschrieben. Mir wurde dann zugetragen, daß ein Vorgesetzter sich entsprechend geäußert hätte, bei einer 2-Wochen-Krankschreibung hätte ich kein Burn Out.
Jedes Mal bevor ich zu meiner Hausärztin gehe um die Verlängerung zu bekommen, habe ich das Gefühl eine Leistungserschleicherin zu sein, wenn ich mich einfach ein wenig mehr zusammenreißen würde, müßte es doch funktionieren!

Mein direkter Vorgesetzter ist in dieser Situation zu mir toll. Ich weiß nicht, wie Deiner ist. Wenn er es versteht, ist alles gut. Wenn er es nicht versteht, ist es sein und nicht Dein Problem. Du bist sicherlich nicht die Person die "krank feiert" und das sollte er auch wissen!
Wieso sollte Dein Arzt Dir nicht glauben? Dafür gibt es keinen Grund!

Ich wünsche Dir, daß das lange Wochenende Dir gut tut!
Und falls Du nicht genug Kraft sammeln konntest, wünsche ich Dir den Mut zum Arzt zu gehen!

Alles Gute,
Suchende
Secret
Beiträge: 1423
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Secret »

vielen Dank, Suchende für deine guten Worte. Obwohl ich schon ähnliches mitgemacht habe ist es nach ein paar Jahren wo mal nichts war wieder ein Neuanfang...

Nächste Woche gehe ich nur Di und Do arbeiten, dann endlich 4 Feiertage.

Was dann kommt... Et kütt wie et kütt ...
LG

Secret
Lavendel64
Beiträge: 552
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Secret,

das schlechte Gefühl beim Arzt: wie ich das kenne. Als ich aus der Klinik kam, war ich noch in der Ambulanz in Behandlung - die Ärztin schrieb mich immer wieder krank "Sie sind noch nicht soweit" und ich kämpfte gegen sie und das schlechte Gewissen an, weil ich glaubte wieder arbeiten zu müssen. Sie hatte aber Recht, als ich in die Wiedereingliederung ging, merkte ich, wieviel Kraft dazu gehört.

Bei mir begann es auch mit einer 14-Tage-Krankschreibung und dem Kommentar meiner Chefin "na, rechnen wir mal mit 6 Monaten". Es wurden 9 Monate daraus ...

Es stimmt, wenn der Arbeitgeber es versteht und keinen Druck ausübt, ist das sehr hilfreich. Vermutlich versucht jeder, erst einmal alle anderen Wege zu gehen, bevor er zum Arzt geht. Also erstmal Überstunden abbauen, einzelne Urlaubstage nehmen ... erst wenn das nicht mehr reicht, dann führt der Weg zum Arzt.

@Secret, weiß Dein Arzt über die Depression Bescheid? Wenn ja, wird er dich krankschreiben. Ich habe da zwei Optionen, da ich auch in der Klinikambulanz noch in Behandlung bin - da würde eine Terminbitte reichen. Aber mein Hausarzt kennt die Berichte und wenn ich dort reinschneie und ihm sage, dass es mir schlecht geht und ich ein paar Tage Auszeit brauche, dann schreibt er mich krank. Es ist doch niemandem damit geholfen, sie dir zu verwehren und du knallst wieder in ein richtiges Tief.
Ich glabue, das Schwierigste beim Arztbesuch ist, sich selber einzugestehen, diese Pause zu brauchen, im Moment nicht leistungsfähig zu sein. So ticken wir halt.

LG Lavendel
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LisaLisa
Beiträge: 2
Registriert: 3. Apr 2021, 23:00

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von LisaLisa »

Hallo Nowhere Man,

Ich finde den Betreff deiner Nachricht sehr treffend, denn ich musste selbst erfahren, dass es nicht nur schwierig ist, sich mit anderen zu vergleichen, sondern sogar mit sich selbst.
Ich hatte 2015 eine schwere Depression nach meinem Schulabschluss entwickelt und war völlig perspektiv- und hoffnungslos, allgegenwärtig das Gefühl, den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen zu sein und nicht ein Leben nach meinen Vorstellungen leben zu können.
Durch 2 Klinikaufenthalte und ambulante Therapie war es mir irgendwann möglich, mehr und mehr wieder ins Leben zu finden, bis ich die Depression ganz überwunden hatte (das war ca. Anfang 2017)
Ich dachte, das passiert mir nie wieder.
Letztes Jahr mit dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich meine Familie sehr isoliert und große Angst vor Ansteckung gehabt und es kam zu heftigen Konflikten und Auseinandersetzungen.
Ein paar Monate später ging es mir körperlich und psychisch plötzlich rapide schlechter und ich hatte keine Ahnung, was mit mir geschieht.
Ich war wieder in eine Depression gerutscht, ohne es zu merken! Hatte ganz andere Symptome als beim ersten Mal (Angst- und Zwangssymptome zunächst im Vordergrund) und hatte keinerlei Möglichkeit, dagegen zu steuern. Das ist das tückische daran: Alles Wissen, sogar die Erfahrung einer bereits überstandenen Depression helfen in dem Moment gar nicht.
Allerdings gibt es doch einen positiven Aspekt daran: Ich trage in mir die Gewissheit, dass es besser werden kann und wird, wenn ich meinen Weg nur weitergehe.
Aber aufgeben ist für mich ohnehin keine Option.

Ich sende euch Kraft nach draußen und wünsche euch jeden Tag einen schönen Moment, der Hoffnung gibt :)
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Greta1962 »

Hallo!

Ich stimme dir voll zu!

Depression ist so individuell, dass ich mich überhaupt wundere, dass man das in so einem einzigen Begriff zusammen fassen kann.

Es gibt so viele Gründe und Ursachen dafür - natürlich kann es auch körperlich sein, dass da irgendwelche Botenstoffe im Gehirn nicht richtig zusammenpassen oder so, keine Ahnung.

Aber ansonsten kommt doch da vieles zusammen. Zum einen das eigene Leben, Entwicklungen, Enttäuschungen, Schicksalschläge - zum anderen auch andere körperliche Probleme, die nichts direkt mit Depressionen zu tun haben. Chronische Schmerzen zum Beispiel. Oder Probleme im Magen-Darm-Trakt ... usw. Da spielt so vieles miteinander und im ungünstigen Fall wird es ein Teufelskreis (Schmerzen verschlimmern Depressionen, Depressionen verschlimmern Schmerzen!)

Mich nervt es schon ein bisschen, wenn sich da Promis hinstellen und sagen, "ich war jetzt mal 6 Wochen nicht auf Instagram, weil es mir mit meinen Depressionen so schlecht ging ... !"

Wobei ich Torsten Sträter in seiner Art und Ausdrucksweise da schon glaubwürdig und authentisch finde.
Liebe Grüße von ..... Greta
Jane Eisklar
Beiträge: 71
Registriert: 20. Mär 2021, 13:41

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Jane Eisklar »

Greta1962 hat geschrieben:Hallo!

Ich stimme dir voll zu!

Depression ist so individuell, dass ich mich überhaupt wundere, dass man das in so einem einzigen Begriff zusammen fassen kann.
Hallo Greta, das geht mir genauso. Ich denke, es ist auch lediglich ein Begriff, der im System der Diagnosen wichtig ist, das „Kind“ muß einen Namen haben. In der Geschichte gibt es den Begriff ja noch gar nicht so lange. Früher sprach man von „Neurosen“, wenn jemand psychisch auffällig wurde. Selbst heute geht der Trend ja hin zum Begriff „Burn Out“, vermutlich, weil der sich in unserer Leistungsgesellschaft gegenüber der „normalen“ Welt besser vertreten läßt.

Mich nervt es schon ein bisschen, wenn sich da Promis hinstellen und sagen, "ich war jetzt mal 6 Wochen nicht auf Instagram, weil es mir mit meinen Depressionen so schlecht ging ... !"

Wobei ich Torsten Sträter in seiner Art und Ausdrucksweise da schon glaubwürdig und authentisch finde.
Meinst Du, daß Prominente nur damit kokettieren? Da bin ich eher skeptisch. Mag sein, daß das auf den ein oder anderen zutrifft. Aber im Großen und Ganzen bin ich froh darüber daß gerade auch Prominente, von denen man das gar nicht erwartet hätte, heute offen über ihre Depression sprechen.

Vor kurzem habe ich die Autobiographie von Bruce Springsteen gelesen, wo dieser sehr authentisch und ausführlich über seine Erkrankung schreibt. Ein Musiker, der von den Fans als „the Boss“ bejubelt wurde und wird, von dem man das am allerwenigsten erwartet hatte.

Gerade solche Bekenntnisse sorgen doch für breitere Akzeptanz dieser Erkrankung in der Öffentlichkeit, meinst Du nicht?

Liebe Grüße

Jane
LisaLisa
Beiträge: 2
Registriert: 3. Apr 2021, 23:00

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von LisaLisa »

„Ich hab aber oft das Gefühl, dass es manchmal einfach nicht "reicht" an den Depressionen an sich zu arbeiten, weil es die äußeren Umstände an ganz entscheidenden Punkten nicht besser, nicht lebenswert genug macht. Und dann fühlt sich all die Mühe, weniger depressiv ins Leben zu schauen, fast an wie Augenwischerei.”

Das berührt mich irgendwie.
Ja, es ist die schwierigste, mühseligste Aufgabe überhaupt, eine Depression zu überwinden. Ich stecke auch mittendrin.
Allerdings glaube ich, dass man nicht an der Depression selbst arbeiten kann, ich wollte sie lange Zeit bekämpfen, aber der Schuss geht nach hinten los, weil man sich dann selbst bekämpft.
Auch wenn es schwer fällt ist es denke ich wichtig, die Depression zu akzeptieren, um sich selbst mehr Verständnis entgegenzubringen.
Gleichzeitig sich nicht über die Diagnose definieren, denn man ist viel mehr als das.
Sich fragen, was einem etwas Freude oder Sinn bringt und möglichst viel davon ins eigene Leben integrieren.
Secret
Beiträge: 1423
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Depression ist nicht gleich Depression

Beitrag von Secret »

LisaLisa hat geschrieben:„Ich hab aber oft das Gefühl, dass es manchmal einfach nicht "reicht" an den Depressionen an sich zu arbeiten, weil es die äußeren Umstände an ganz entscheidenden Punkten nicht besser, nicht lebenswert genug macht. Und dann fühlt sich all die Mühe, weniger depressiv ins Leben zu schauen, fast an wie Augenwischerei.”

Das berührt mich irgendwie.
Ja, es ist die schwierigste, mühseligste Aufgabe überhaupt, eine Depression zu überwinden. Ich stecke auch mittendrin.
Allerdings glaube ich, dass man nicht an der Depression selbst arbeiten kann, ich wollte sie lange Zeit bekämpfen, aber der Schuss geht nach hinten los, weil man sich dann selbst bekämpft.
Auch wenn es schwer fällt ist es denke ich wichtig, die Depression zu akzeptieren, um sich selbst mehr Verständnis entgegenzubringen.
Gleichzeitig sich nicht über die Diagnose definieren, denn man ist viel mehr als das.
Sich fragen, was einem etwas Freude oder Sinn bringt und möglichst viel davon ins eigene Leben integrieren.
die aussage das wir mehr als nur unsere diagnose sind, dafür danke, liege LisaLisa. Tut mir gerade gut, da ich nach langer zeit wegen burn-out au bin.
LG

Secret
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