Woher soll ich wissen was ich tun soll ?

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Biene82
Beiträge: 2
Registriert: 29. Jun 2004, 16:52

Woher soll ich wissen was ich tun soll ?

Beitrag von Biene82 »

Hallo !

Ich bin neu in diesem Forum weil ich verzweifelt auf der Suche nach Informationen und Gleichgesinnten bin.
Schon seit vielen Jahren geht es mir schlecht, doch seit 2000 so richtig schlimm. Ich kann mir aber nicht vorstellen das ich Depressionen habe, obwohl die Selbsttests mir sagen, das ich zum Arzt gehen sollte.
Wenn ich wirklich Depressionen habe, an wen wende ich mich denn da ? Es gibt ja verschiedene Bezeichnungen. Und was passiert dann ? Ich habe Angst, mich jemandem anzuvertrauen weil ich mich dann wie eine Irre fühlen würde. Ich kann ja so schon mit niemandem reden und wenn ich versuche meiner Mutter das anzuvertrauen, meckert die nur das ich keinen "Beklopptenarzt" brauche und spricht nicht mehr mit mir. Dadurch gebe ich immer wieder auf, auch wenn ich gerade den Anflug von Mut hatte.
Kann mir vielleicht jemand helfen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat ? Ich würde mich über eure Hilfe sehr freuen, weil ich mittlerweile echt verzweifelt bin und mich irgendwie erschöpft fühle.

LG
Nadine
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Woher soll ich wissen was ich tun soll ?

Beitrag von artemis »

Hallo Nadine,

wenn die Selbsttest dir raten einen Azt aufzusuchen, dann solltest du das auch tun!

Im einfachsten Fall wendest du dich erstmal an deinen Hausarzt. Dafür sollte er dir aber so sympathisch sein, daß du meist gut mit ihm reden zu können. Moderne Allgemeinmediziener (müssen nicht unbedingt nur junge sein) können heute eine Depression diagnostizieren. Für eine Behandlung überweisen sie aber meist an an einen Fachkollegen.

Du kannst aber auch direkt zu einem Facharzt gehen. Dabei kommen Psychitaer oder Nervenarzt besonders in Frage.

Für die Diagnose werden ähnlich Fragen gestellt wie in den Selbsttest, du hast aber die Gelegenheit detaillierter zu antworten und der Ärzt wird bei manchen Themen vielleicht etwas genauer nachhaken. Aber es passiert nichts Schlimmes und du mußt nicht den totalen "Seelenstrip" hin legen. Ehrlichkeit ist aber wichtig. Nicht lügen, lieber sagen, darüber mag ich (jetzt) nicht im Detail reden. Je offener du aber sein kannst, desto besser kann der Arzt dir helfen. Aber wenn es eine Depression ist, dann wirst du den Doc bis eine Therapie greift relativ häufig sehen und dann kann man immer noch Dinge ansprechen an die man sich zu Beginn nicht herangetraut hat oder die einem erst später eingefallen sind.

Für die Therapie gibt es viele Möglichkeiten. Verschiedene Medikament und verscheiden Psychotherapien. Statistisch am erfolgreichsten ist eine Kombination aus beidem. Du scheinst deinem Posting nach aber noch sehr jung zu sein und da wäre es sinnvoll zunächst auf Medikamente zu verzichten und zu schauen ob eine Psychotherapie allein dir helfen kann.

Psychotherapie machen Psychotherapeuten. Da gibt es psychologische P. und ärztliche. Die Psychologischen sind meist fundierter in Psychotherapie ausgebildet, für sie brauchst du aber meist eine Überweisung, zu den ärztlichen kann man meist direkt gehen.

Eine Ausnahme bilden die Fachärzt für Psychotherapeutische Medizin, die haben eine umfangreiche medizinischen und psychotherapeutische Ausbildung. Du kannst direkt zu ihnen gehen, sie können bei Bedarf Medikamente verschreiben und bieten Psychotherapie an. Das ist, meiner Meinung nach die perfekte Mischung zur Diagnose und Behandlung einer Depression. Nachteil: Man wartet fast genau so lange auf einen Termin, wie bei einem Psychotherapeute, so zumindest meiner Erfahrung.

Am schnellsten hat man immer einen Termin bei seinem Hausarzt. Beim Psychiater habe ich nie länger als 2 Wochen auf einen regulären Termin gewartet. Bei einer FA f. Psychotherapeutische Medizin waren es mal 6 Wochen.

Liebe Nadine, nun habe ich dich ziemlich vollgestopft mit Infos. Aber ich hoffe es hilft dir wenigstens etwas. Bei Unklarheit frag bitte nach.

Wichtig ist, daß du das Ergebnis des Selbsttests ernst nimmt und einem Fachmenschen aufsuchst - egal was deine Ma redet. Bei wem genau ist fast egal. Mach den Anfang da, wo es dir am leichteten fällt, was du dir am ehesten vorstellen kannst. Den Rest werden Zukunft und Erfahrung bringen.

Liebe Grüße von
Arte
Biene82
Beiträge: 2
Registriert: 29. Jun 2004, 16:52

Re: Woher soll ich wissen was ich tun soll ?

Beitrag von Biene82 »

Hallo Arte !

Ja, du hast mir sehr geholfen ! Jetzt habe ich wenigstens schon mal einen allgemeinen Überblick und das Gefühl, das es im Grunde nichts ist, wofür ich mich schämen müsste.

Mein Hausarzt ist immer sehr nett und wenn ich meinen Mut zusammennehmen kann, werde ich versuchen mit ihm darüber zu sprechen. Ich komme mir nur so blöd vor. Dadurch das andere auch Probleme haben und nicht so "austicken" wie ich, denke ich das es an mir liegen muß. Deshalb habe ich Angst, mich bei meinem Arzt zu blamieren, oder das er mich dann anders behandelt oder mich nicht mehr ernst nimmt. Ich weiß gar nicht wie ich das alles in Worte fassen soll, aber ich habe immer das Gefühl wofür ich mich auch entscheide, es ist immer falsch. Das entmutigt, weil ich dann keine Lust habe, mir darüber überhaupt noch gedanken zu machen.
Hört sich das blöd an ? Oder kennst du das auch ?

vielen dank für deine hilfe !!!!
nadine
capella
Beiträge: 210
Registriert: 11. Jun 2003, 16:48

Re: Woher soll ich wissen was ich tun soll ?

Beitrag von capella »

Hallo nadine!!
Das find ich aber nicht gerade vertrauenswürdig,wenn deine Mutter da direkt von einem Beklopptenarzt spricht und nix mehr mit dir redet!!
Gerade in letzter Zeit gibt es doch immer wieder Meldungen,dass sehr viele Promis(z.B. Hannawald,Deisler,Ingrid Steeger...)auch unter dieser Krankheit leiden...und mal ehrlich..da hat ein Grossteil der Bevölkerung doch auch gesagt:"Mensch bei dem hätt ich das nie gedacht"
Vielleicht solltset du einfach mal zu einem Arzt gehen und deiner Mutter mal erzählen,wieviele Millionen Menschen alleine in Deutschland mit dieser Krankheit rumlaufen(die extrem hohe Dunkelziffer eingeschlossen)...
PS:Du brauchst dich wirklich nicht zu schämen,mit deinem Hausarzt drüber zu reden----du solltest eher stolz auf dich sein,dass du dir die Krankheit selbst eingestehst...viele andere Menschen tun das nämlich nicht und je früher man sich in Behandlung begibt desto besser ist die Chance auf eine erfolgreiche Therapie!!
Liebe Grüsse capello!!
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Re: Woher soll ich wissen was ich tun soll ?

Beitrag von puks »

Hallo Nadine,

ich kann Deine "Sorgen" gut verstehen! Die meisten Deutschen finden es löblich, wenn jemand mit seinen Problemen zum Psychiater geht, für sie selbst käme es aber nie in Frage! Es gleicht einer Schande. Ist es aber nicht!!

Wenn ich Diabetis habe, gehe ich schließlich auch zu einem Facharzt und lasse mir unter Umständen für den Rest meines Lebens Medikamente geben und bis deswegen weder bekloppt noch ein Weichei. Die meisten Menschen verkennen, dass es sich bei einer Depression um eine Krankheit handelt.

Ich bin übrigens auch zuerst zu meinem Allgemeinarzt gegangen und er war (und ist es immernoch) sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Ich hatte nämlich auch die Angst, ich wäre nur einfach nicht belastbar genug.

Nun sieht es aber so aus, dass Du gegen fehlende Botenstoffe im Gehirn mit gutem Willen nichts tun kannst, genauso wenig, wie gegen fehlendes Insulin.

Ich drück' Dir die Daumen!

Gruß,

puks
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Nachtrag

Beitrag von puks »

Hallo Nadine,

ich habe noch einen interessanten Link zu diesem Thema gefunden:

http://web4health.info/de/answers/bipolar-gen-depr.htm

Lieben Gruß,

puks
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