ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

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Remu
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ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

Hallo, ich bin neu hier und hoffe Antworten/Hilfe zu finden, wie ich als Angehörige meinen eigenen Bedürfnissen gerecht werden kann.

Die Geschichte komplett zu erzählen, würde hier definitiv den Rahmen sprengen. Vor einigen Jahren geriet mein Mann in eine Lebenskrise, sehr viele unterschiedliche Faktoren kamen zusammen, so dass es ihm alles zuviel wurde und er um ein Haar alles hingeschmissen hätte. Das hat mir damals komplett den Boden unter den Füßen weggezogen! Wir haben dann aber geredet, obwohl mein Mann alles andere als der große Redner ist. Festgestellt haben wir als erstes, dass unsere Basis erstaunlich stark ist, auch wenn alles in Trümmern lag. Leider gab es sehr häßliche Szenen, er war damals plötzlich 2 Wochen spurlos verschwunden, hat sich danach wie ein rebellischer Teenie aufgeführt und mich wie Luft behandelt. Es gab ein richtiges Donnerwetter, das sehr erleichternd für uns beide war. Wir haben gesehen, dass sich bei meinem Mann so viele Ballast angestaut hat , dass wir beide das nie im Leben alleine schaffen, und so ist er letztendlich bei einem sehr guten Psychologen gelandet. Mittlerweile wurde allerdings auch von dem Psychologen eine leichte Depression festgestellt, eine Kur ist beantragt, wir warten nur noch auf den Startschuß. Und er nimmt Antidepressiva, um trotz des Durcheinanderwirbelns in seinem Kopf schlafen zu können.

Für mich ist die ganze Situation mehr als belastend, ich fühle mich allein (gelassen) mit allem: Haus, Garten, Tiere, Vollzeitjob. Meinen Mann sehe ich so gut wie nur am Wochenende, und da ist es jedes Mal erst ein vorsichtiges Annähern, wie er wohl gerade drauf ist. Es gibt sehr freundliche Abschnitte, aber es gibt eben auch die aufbrausenden Aussetzer, die ich überhaupt nicht von meinem Mann kenne und mit denen ich absolut nicht klarkomme. Ich weiß, dass mein Mann sein Leben lang alles verdrängt hat. Durch die Therapie wird natürlich in der Vergangenheit geforscht, und da kommt einiges an Zorn und regelrechten Hass hoch, zum Glück aber "kontrolliert". Es braucht aber manchmal nur ein Wort oder eine Geste, die meinen Mann explodieren lässt. Ich weiß, ich bin nicht gemeint, aber es wird dann auch einfach zuviel, diese immense Wucht von Ablehnung, Feindseligkeit und Hass abzubekommen. Und das Schlimme daran ist: mein Mann bekommt sein Verhalten in dem Moment überhaupt nicht mit! Er registriert irgendwann meine Tränen, er weiß aber nichts von der vorangegangenen Situation.

Kluge Ratschläge wie "kümmer dich um dich selbst", "sei nicht so weich" sind für mich Blabla. Ich habe mittlerweile kaum noch Kraft, das Ganze zehrt ungemein an mir. Ich frage mich, ob der Psychologe mich auch irgendwann mal anhört, um meine Seite zu erfahren. Wer kann schon nachvollziehen, wenn ich all die Schmerzen, die ich in den letzten Jahren erlitten habe, auch einfach mal zurückschmeißen möchte, damit mein Mann versteht? Er leidet sehr, das sehe ich. Er ist inzwischen total erschöpft. Aber ich bin eben auch noch da, wer fängt mich auf?
DieNeue
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Remu,

ich bin Betroffene und Wutanfälle/Gereiztheit kenne ich auch. Da reicht wirklich manchmal nur ein Wort. Allerdings kann ich mich schon dran erinnern, wie ich reagiert habe, und meist entschuldige ich mich dann auch.
Keine Ahnung, wie das ist mit dem Psychologen, ob du da mitkommen kannst. Aber ich denke, das hängt eher von deinem Mann ab, ob er möchte, dass du mal mitkommst. Wenn dein Mann das nicht möchte, kann der Psychologe da auch nichts machen. Und ich habe auch noch von keinem Psychologen gehört, der von sich aus einfach Angehörige einlädt.
Ich würde mir an deiner Stelle selber jemanden zum Reden suchen, z.B. beim Sozialpsychiatrischen Dienst (von Caritas, Diakonie etc.). Der Psychologe von deinem Mann ist ja in erster Linie für deinen Mann da.
Vielleicht gibt es bei euch auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von psychisch Kranken.

Liebe Grüße,
DieNeue
Remu
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

ich wurde damals sehr gut von ein paar wenigen Leuten aufgefangen, u. a. auch von meiner Ärztin. Sie hat mir einige Tipps gegeben, allerdings hab ich mich immer gescheut, z. B. zur Lebensberatung zu gehen. Im Hinterkopf habe ich es aber. Diese ersten Helfer/Freunde sind auch weiterhin da, nur habe ich zunehmend das Gefühl, sie haben langsam die Nase voll von meinem "Gejammer". Es steckt aber auch keiner in meiner Haut.

Selbsthilfegruppen gibt es hier bestimmt, auch das habe ich im Hinterkopf. Sollte es schlimmer werden und ich gar nicht mehr klarkommen, werde ich darauf zurückkommen. Ich bin aber noch nicht soweit. Für mich ist ausschlaggebend, dass mein Mann und ich zusammenhalten. Zauberwörter sind für mich immer wieder Toleranz, Zeit und Geduld, wobei letzteres ganz bestimmt nicht meine Stärke ist. Erstaunlicherweise klappt es meistens, ich staune immer wieder. Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung, wie es ist, am Boden zu sitzen und keinen an sich heranlassen zu wollen. Daher kann ich mich oft in die Lage meines Mannes hineinversetzen, klappt nur nicht immer. Dazu müsste er mehr aus sich herauskommen und reden. Er ist eher Einzelgänger, braucht trotzdem Halt. Es hat ganz ganz lange gedauert, um eine Vertrauensbasis aufzubauen, inzwischen sind wir seit über 10 Jahren verheiratet. Wir haben uns immer gut verstanden, auch das ist uns beiden wichtig. Dennoch musste er sich daran gewöhnen, dass jemand da ist, ihm zuhört. Das kennt er aus seiner Vergangenheit anscheinend kaum bis gar nicht. Ich war immer für ihn da, das wurde ihm aber erst in seiner 2wöchigen Auszeit klar.

Es gibt ein super Buch nur für Angehörige, in dem genau die Phasen beschrieben sind, die ich schon erlebt habe. Das Gefühl des Verlorenseins, Alleinseins, tatsächlich auch der Einsamkeit. Verunsicherung, aber auch Wut und Verzweiflung. Wir hätten nie gedacht, dass dieser Weg so lang und heftig werden wird, aber ich habe meinem Mann versprochen, dass wir das gemeinsam bewältigen, und ich stehe zu meinem Wort. Ich sehe seine Kur auch als Möglichkeit für mich, mich zu berappeln. Sollte mir das nicht gelingen, werde ich auf jeden Fall um Hilfe bitten. Vielleicht sind dann doch eher die Fachleute gefragt.

Kann denn jemand sagen, wie lange so eine Kur dauern wird, oder ist das doch zu individuell? Wir gehen, glaube ich, ziemlich realistisch von mindestens 6-8 Wochen aus.

Eine Frage stellt sich mir auch immer wieder: mein Mann ist trockener Alkoholiker. Damals hat er von sich aus einen Arzt aufgesucht und Hilfe gesucht und auch bekommen. Darauf kann er echt stolz sein, und er wird auch für die Depression stark genug sein. Ist es möglich, dass der Alkoholmißbrauch damals etliches zerstört hat, dass vielleicht deshalb diese Ausbrüche/Aussetzer so heftig sind? Mein Mann war immer mein Fels in der Brandung, immer mein Ruhepol. Dieses Aufbrausende kenne ich nicht von ihm.
Mountainbiker
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Deine Frage wird letztlich nur ein Facharzt beantworten können. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass mit Alkoholmissbrauch auch eine Wesensveränderung einher gehen kann, aber nicht zwingend muss. Vielleicht kann der Arzt, der dein Mann damals behandelt hat, mehr dazu sagen.
Dein empfohlenes Buch habe ich als von der Depression betroffener auch gelesen, weil es mir auch hilft mich und die Seite gegenüber besser zu verstehen. Dieses auf-brausende kenne ich von mir auch. Man bekommt sich dann selbst kaum noch unter Kontrolle. Bei mir kann ich allerdings sagen, dass sich diese Ausbrüche nie gegen eine andere Person richten. Mal pfeffere ich was in die Ecke, mal schlage ich mit der Faust ein Loch in ein Schrank und breche mir dabei die Finger, mal haue ich mit der flachen Hand auf den Tisch, dass diese anschließend blau geschwollen ist. Gott sei Dank habe ich das aber mittlerweile komplett unter Kontrolle und brauche nicht mehr zu befürchten, dass ich andere Menschen erschrecke oder entsetzte und vor allem mich nicht selbst verletze. Denn mehr als der Schmerz ist es im nächsten Moment so, dass ich selbst über mein Verhalten so entsetzt bin, dass ich sofort losheulen könnte, weil es mir das Herz zerreißt.

Ich wünsche euch alles Gute für den schweren Weg, aber es wird besser, vor allem mit Hilfen.
Der Mountainbiker
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Remu
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

@Mountainbiker: das von dir empfohlene Buch kenne ich auch :-) Ich finde es auch sehr spannend und vor allem wichtig, wie beide Seiten "ticken" und habe schon öfter festgestellt, dass ich als Angehörige ganz andere Fragen habe oder mich ganz andere Themen beschäftigen als meinen Mann.
Über den damaligen Alkoholkonsum spricht mein Mann recht offen mit mir. Wir hatten auch jetzt am Wochenende das Thema, und er sagte, dass der Alkohol auf jeden Fall die ein oder andere Gehirnzelle zerstört. Das muss ganz furchtbar sein! Ich bin leider auch mit Alkohol großgeworden, in der Familie war es ein gängiges Mittel.
Dieses in die Ecke pfeffern kenne ich von meinem Mann auch, allerdings eher von seiner Arbeit her, wenn ihm irgendwas nicht passt. Durch deine Erwähnung ist mir bewußt geworden, dass er dieses Verhalten noch gar nicht so lange an den Tag legt. Wir haben auch darüber gesprochen, u.a. auch dass diese Aussetzer und Ausbrüche anscheinend Symptome der Krankheit sind, denn eigentlich ist mein Mann ein sehr ruhiger Typ. Wenn so ein Ausbruch war, hab ich ihn später fragen können, wie es in dem Moment in seinem Kopf aussah: er kann es gar nicht richtig in Worte fassen, nur so viel sagen, dass es wie ein Blitzlichtgewitter war, wie ein Kurzschluß. Kannst du, Mountainbiker, beschreiben, wie es in dir aussieht, wenn du wütend wirst? Kannst du immer den Auslöser erkennen und erlebst du die Situationen bewußt, oder stellst du erst hinterher fest, was wodurch kaputt gegangen ist? Bei meinem Mann ist es sehr oft so, dass ihm erst durch meine Reaktion und inzwischen auch die seiner Kollegen auffällt, dass er wohl grad irgendwas gemacht hat, dass die anderen schockiert. Ich bin sehr froh darüber, dass der ein oder andere Kollege den Mut hat, meinen Mann auch mal zu fragen, was los ist. Die meisten drehen sich weg und denken, seltsamer Typ. Mittlerweile bekommt mein Mann sein Verhalten, seine Aggression, seine Gereizthat ab und an bewußt mit, was ich als weiteren Fortschritt verzeichne. Er schämt sich dann oft, weil er eigentlich überhaupt nicht so ist. Und er ist auch das ein oder andere Mal schockiert und entsetzt, weil er sich wie ein A.... verhalten hat. Das tut ihm selbst sehr weh, er will nicht so sein. Ich freue mich wirklich sehr, dass er mir solche Dinge inzwischen auch sagen kann. Nur so funktioniert's.
Da er die meisten der damaligen Bekannten leider sehr vor den Kopf gestoßen hat, sind im Laufe der Zeit natürlich nicht viele übrig geblieben. Diese verbalen Angriffe wurden in den letzten 3 Jahren wirklich schlimm, und als ich sie dann zunehmend abbekam, weil ich eben da bin, war ich zunächst total entsetzt. Durch eine Vertrauensperson mit wirklich Engelsgeduld und sehr vielen guten Ratschlägen kam ich schließlich dahinter, dass gar nicht ich gemeint bin. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Es dauerte eine ganze Zeit, bis ich unterscheiden konnte, meint mein Mann mich oder was ganz anderes. Er hat dann einen ganz anderen, sehr befremdlichen Blick, der in eine ganz andere Zeit/Welt gerichtet ist. Es scheint ein sehr schwerwiegender, sehr verletztender Moment in seinem Leben zu sein, der ihn so auffahren lässt, den aber auch der Psychologe bislang nicht herausgefunden hat, obwohl schon mehrere Sitzungen diesen Zeitraum umfassten. Jedenfalls reicht eben manchmal nur ein Wort oder vielleicht auch eine Tonlage, um die Aussetzer auszulösen.

Um für heute zum Schluß zu kommen: ja, es wird besser, ohne Hilfe geht so ein Weg absolut gar nicht. Es sind sehr sehr viele kleine Schritte, doch sie gehen in die richtige Richtung, das ist wichtig!!
Mountainbiker
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Ich schreibe dir vielleicht Donnerstag was dazu. Die nächsten beiden Tage habe ich zu viel zu tun und kann mich nicht darauf einlassen, was aufzuschreiben. Das ist nicht so einfach für mich, aber andererseits denke ich wird es gut sein, sich was von der Seele zu schreiben.

LG Der Mountainbiker
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Mountainbiker
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Wie ist das bei mir, gute Frage?
Das fing bei mir schon als Jugendlicher an, weil ich es nicht ertragen konnte, ungerecht behandelt zu werden. Mein Vater hatte mir versprochen, mir sonntags sein Auto zu geben, meins war kaputt, um zu meiner Freundin zu fahren. Als ich ihn dann fragte, wo er die Schlüssel habe, antwortete er, du bekommst das Auto nicht. Ich fragte nicht mehr warum, verstand einfach die Welt nicht mehr ging in mein Zimmer und zimmerte mit der Faust ein Loch in die Tür meines Kleiderschranks. Erfolg, Kleiderschrank kaputt, zwei Mittelhandknochen gebrochen. Ich wusste einfach nicht wohin mit diesem Druck, der durch die Behandlung durch mein Vater entstanden ist. Das ist wie ein Funke, der dich zur Explosion bringt. Meist habe ich das unter Kontrolle gehabt. Leider nicht immer. Nun, da ich Medikamente nehme, ist das aber sehr viel einfacher und passiert seit her nicht mehr. Ich bin durch ein Aufenthalt in einer Klinik, durch Radfahren, Therapie und Medikamente auch sehr viel ruhiger geworden. Dieses Aufbrausen kenne ich seither nicht mehr bzw. kann damit umgehen.
Meist richtete sich meine Entladung direkt gegen die Person, die mich "angriff" damit meine ich Verbal. So saßen wir Sonntags beim Essen und ich sagte meiner Frau, dass meiner Meinung nach etwas wenig Salz an dem Gemüse sei. Sie entgegnete, man kann es dir einfach nicht recht machen. Das reichte, ich donnerte die Gabel so auf den Boden dass sie im Parkett stecken blieb. Gleichzeitig kollabierte ich innerlich ging in ein anderes Zimmer und begann ob der Situation, die ich ja verschuldete, an zu weinen. Natürlich hätte meine Frau sagen können, in der Küche steht Salz, dann mach dir halt noch etwas drauf. Immer noch besser als versalzen. Aber nein, es war meine Reaktion die mich so schockte, die entsetzten Gesichter meiner Frau und der Kinder. Ich sah ihre Angst, dass ich ihnen einmal was antun könnte. Nur gut, dass ich wiederum weiß, dass ich das nie tun würde. Ich kann weder einem Tier noch einem Mensch ein Haar krümmen. Wenn sich eine Wut entlädt, dann ist es gegen mich gerichtet. Eine Zeit lang, bin ich dann gelaufen, obwohl ich nicht gern laufe und viel lieber Rad fahre. Aber so brachte ich mich runter. Bin dann gerannt, bis ich mich fast übergeben musste. Dann wollte ich aber anschließend oft nichts mehr hören oder sehen, was Menschen betrifft. Ich verschanzte mich in meinem Zimmer und hörte Musik. Das letzte mal als mir das passiert ist, waren meine beiden Töchter für mich da. Sie nahmen mich in den Arm, bis ich mich beruhigte und anschließend erzählte ich ihnen unter Tränen, wie ich mich fühle. Das war kurz vor meinem Klinik Aufenthalt.
Dieses Gespräch hat mir sehr geholfen. Leider geht so was mit meiner Frau nicht. Ich habe immer das Gefühl, sie interessiert das nicht, sie hört mir nicht zu. Weil es oft so ist, dass ich ihr etwas sage und wenn ich sie dann anschließend frage, hast du gehört was ich gesagt habe, sagt sie, hä - bitte was?
Es ist nicht gut, aber ich habe mich damit abgefunden und will einfach keine weitere Energie darin vergeuden, sie aufmerksam zu machen. Dann rede ich lieber mit Freunden, mit Leuten die mich verstehen, die zuhören oder einfach hier mit euch.

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Wenn du noch konkrete Fragen hast, her damit, ich beantworte sie dir gern. Nur geht es nicht immer direkt, aber ich vergesse es nicht.

LG Der Mountainbiker
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Remu
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

Hallo Mountainbiker,
ja, ich habe ganz viele Fragen, weiß gar nicht, mit welcher ich am besten anfange. Vorteil ist hier ja, du kannst dir überlegen, wann oder ob überhaupt du antworten möchtest oder nicht. Ich habe auch 1000 Fragen an meinen Mann, weiß aber, dass ich ihn damit überfordere und stelle sie dann zurück. Ich muss eben immer den richtigen Moment abpassen.
Ich vermute, die Situation mit eurem Sonntagsessen ist für dich ein Schlüsselerlebnis? Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie entsetzt deine Frau und Kinder waren, wenn diese geballte Aggression ausbricht. Wir hatten leider auch so eine Situation, in der ich meinen Mann das allererste Mal wütend erlebt habe, er hat regelrecht rot gesehen. Ich hatte das erste Mal Angst vor ihm, weil ich nicht wusste, ob er handgreiflich werden könnte oder nicht. Wie du, Mountainbiker, selbst sagst, du bist gar nicht so und könntest keinem was zuleide tun. Damals habe ich mich eingeschlossen, am nächsten Tag war mein Mann weg und hinterließ nur einen Zettel, er hätte keine Kraft mehr und bräuchte eine Pause. Das war mit die schlimmste Zeit für mich!
Was ich dich gern fragen möchte, jetzt mal speziell auf die von dir beschriebene Situation bezogen: was, meinst du, hat deinen Wutanfall ausgelöst? War es die Art, wie deine Frau was gesagt hat, ihr Tonfall, die Wortwahl? Du beschreibst auch einen Vorfall mit deinem Vater, rührt es eventuell daher?
Es tut mir sehr leid, dass du mit deiner Frau nicht reden kannst bzw. das Gefühl hast, sie hätte kein Interesse an deiner Lage. Wie lange seid ihr verheiratet, wie alt sind eure Kinder? Ich freue mich, dass deine Töchter für dich da waren, ich freue mich über ihren Mut, dich in den Arm zu nehmen. Und es ist schön, dass sie sich Zeit für dich genommen haben. Das ist so wichtig! Ebenso wichtig ist es, seinen Partner ernst zu nehmen, ihm zuzuhören. Für mich ist das einfach Wertschätzung. Ich musste auch erst lernen, was eigentlich Wertschätzung ist. Inzwischen kann ich sogar meinen Mann daran erinnern, dass zuhören auch Wertschätzung ist, nicht nur er hat was zu sagen, auch wenn es hauptsächlich um ihn geht. Konntest du deiner Frau denn konkret sagen, wie es um dich steht? Oder "erwartest" du, dass sie das weiß oder ahnt? Ich hoffe, ich trete dir mit dieser Frage nicht zu nahe.
Was ich auch gern fragen möchte: Wenn du sagst, die Kombi aus Klinik, Radfahren usw. hilft dir sehr, hast du dir selbst Hilfe geholt, oder hat deine Familie dich darum gebeten?

Selbstverständlich ist es deine Entscheidung, wann und ob du antwortest. Gerade wenn du sagst, du kannst dich nicht immer auf das Thema einlassen. Das kenne ich auch. Mir ist nicht immer danach, mich damit zu beschäftigen, ich höre da wirklich auf meinen innere Stimme, die auch mal Stop sagt. Das ist also alles ok.

Sei für heute herzlich gegrüßt,
Remu
Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Hallo,
klar antworte ich dir. Ich hatte schon ein Text fertig, aber vergessen ihn abzuschicken. Darum aufs neue. Ich kann nicht sagen, dass das Sonntagsessen ein Schlüsselerlebnis war. Es wirkte einfach sehr verletzend für mich und ich wusste in dem Moment nicht wohin mit meinem Gefühl. Was ist spürte war, der Druck muss raus, die Anspannung weg und das war mein Weg der Entladung, denn gegen jemand aus meiner Familie wollte ich auf keinen Fall die aufgestaute Anspannung richten. Es war keine Wut. Ich fühlte mich wie eine extrem gespannte Feder, die alles zerschlägt, wenn sie frei gegeben wird und jemand trifft. Das wollte ich aber vermeiden, ich wollte nicht dass meiner Familie schaden zugefügt wird. Habe es dann aber letztlich doch indirekt getan, weil ich alle durch mein Verhalten entsetzt hatte, was mir sofort sehr leid tat. Ich schämte mich, weil ich keine andere Möglichkeit sah. Wenn ich von mir aus gehe, dann glaube ich nicht, das dein Mann je Handgreiflich werden könnte.
Was mich von dem Verhalten deines Mannes jedoch unterscheidet ist, dass ich keine Aussetzer habe, ich weiß hinterher genau was ich getan habe. Wenn gleich ich es manchmal nicht bremsen kann, weil es ist wie ein Kurzschluss - es knallt und es ist vorbei.
Dass jemand so einfach verschwindet ist schwer zu ertragen, aber vielleicht in diesem Moment ganz gut. Nur solltet ihr darüber reden, in einem ruhigen Moment. Sag deinem Mann dass du mit ihm darüber reden willst, wenn er sich dazu in der Lage fühlt. Wenn dein Mann dann zu dir kommt, weise ihn nicht ab. Egal was du dann gerade tust, das Gespräch zwischen euch ist wichtiger, alles andere kann und muss warten. Dein Mann kann es gerade jetzt und dann. Später ist die Möglichkeit vorbei, weil man dann denkt, es ist meinem Gegenüber egal, ich bin meinem Gegenüber egal, ich bin ihr das nicht Wert, dass sie mir ein paar Minuten schenkt, jetzt wo ich sie brauche. Im übrigen hat das mit dem Vorfall mit meinem Vater nichts zu tun. Das war eine ganz andere Geschichte, die auch viel Streit zwischen uns nach sich zog. Wir haben das aber ausgefochten und nun ist alles gut, wir sind im Reinen miteinander. Und ja, meine Kinder waren klasse, eine tolle Hilfe und wir haben auch drei ganz tolle Kinder, die ich sehr lieb habe. Das Problem des Redens ist bei uns auch anders geartet. Ich rede gern und viel, meine Frau auch, aber nicht mit mir. Und ich habe es aufgegeben, weil ich immer öfter erlebe, dass nicht ankommt was ich sage. Wenn ich nach ein paar Minuten nachfrage, was ich gesagt habe heißt es, was meinst du? Wir hatten, als ich in der Klinik war, ein Paargespräch und ich habe meiner Frau klar und deutlich gesagt, was in mir vorgeht und auch der Therapeut dort hat es ihr erklärt. Doch von ihr kamen nur angriffe, was ich alles falsch mache, auf was ich nicht achte und wie egal mir doch alles sei....
Ja ich habe mir selbst Hilfe geholt. Ich wollte so nicht weiter leben, was nicht bedeutet, dass ich mich umbringen wollte. Daran habe ich noch nie ein Gedanken verschwendet, denn dafür lebe ich zu gern! Ich hatte mich lange informiert. Dann kam plötzlich mein Vater ins Krankenhaus, war schwer erkrankt, ich war derjenige der sich kümmern musste. Ich musste alles regeln, überall hin fahren, telefonieren, mich erkundigen, alles in die Wege leiten, für meine Mutter da sein und dann kamen noch die Vorwürfe meiner Frau, ich würde mich nur noch um meine Eltern kümmern. Das war dann zu viel. Ich ging zum Arzt, erklärte das alles und mein Hausarzt erkannte das Problem, überwies mich zum Facharzt mit Dringlichkeit und schrieb mich sofort für 6 Wochen krank. Die Fachärztin stellte mich dann mit Medikamenten ein (sehr geringe Dosis) was ich sehr wichtig und richtig fand, denn nach 5 Wochen begann ich ruhiger zu werden. Die Gefühlsachterbahn wurde ruhiger. Dann machte sie den Vorschlag in die Klinik zu gehen und da ich mich schon damit beschäftigt hatte, sagte ich sofort zu. Leider musste ich noch einige Wochen warten wegen Corona, doch dann sollte ich von heute auf morgen in die Klinik und ich sagte während eines Spaziergangs mit dem Hund, man hat mich auf dem Handy angerufen, sofort zu. Rad gefahren bin ich schon immer, seit ich krank geschrieben wurde, aber wieder intensiver. Das wurde in der Klinik sogar in mein "Stundenplan" aufgenommen und man legte die Zeit so, dass ich anschließend Pause und somit ausreichend Zeit zum Biken hatte.

Hoffe das hilft etwas weiter und wenn du noch Fragen hast, ich beantworte sie gern. Jedes darüber reden hilft mir. Auch meine Krankheit hilft mir, weil ich mich darauf einlasse, oder besser gesagt, einlassen kann. Das habe ich meinem Therapeuten zu verdanken! Ich sehen mittlerweile die Krankheit als Chance. So habe ich mich in dem letzten Jahr besser kennen gelernt, mehr über mich erfahren, als ich je über mich wusste. Das ist einerseits sehr schmerzhaft, andererseits aber auch interessant und spannend.

Wünsche euch alles Gute euch und allen anderen einen schönen 4. Advent
Der Mountainbiker
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Remu
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Registriert: 26. Nov 2020, 21:37

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

Hallo Mountainbiker,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Du hilfst mir um einiges weiter, vor allem, weil wir uns darüber austauschen können und du dich darauf einläßt. Danke.

Ich überlege die ganze Zeit, ob es für dich besser ist oder von Nachteil, wenn du deine Wutphasen bewußt erlebst. Du sagst aber ja auch, dass du eher viel redest und vermutlich deswegen auch nicht alles mit dir selbst ausmachst. Mein Mann ist da genau das Gegenteil: durch entsprechende Erfahrungen schon in jungen Jahren hat er irgendwann aufgehört zu hoffen, dass auch ihm jemand mal zuhört. Er hat dann immer alles in sich hineingefressen und sehr sehr viel verdrängt, was jetzt nach und nach in der Therapie nach oben kommt. Es wundert mich daher nicht wirklich, dass es zu den Aussetzern kommt, die geballte Wut will nur noch raus. Das ist ganz bestimmt kein Zuckerschlecken, weder für ihn noch für andere, die es dann erleben. "Kurzschluß" trifft es allemal. Ganz langsam sehe ich bei meinem Mann eine Besserung, auch dies dank der Therapie, er hat schon das ein oder andere Mal die Reaktion seines Gegenübers registriert und konnte sich dann entsprechend entschuldigen oder zumindest reagieren. Er wird von seinen Vorgesetzten und einigen Kollegen wirklich gut aufgefangen, ich staune immer wieder.

Das einfach verschwinden..... es war eigentlich vorhersehbar, wir kennen uns ja schon einige Jahre. Ich muss dazu etwas zur Vorgeschichte erzählen, um die Situation, die nun 2,5 Jahre zurückliegt, besser beschreiben zu können. Ich hatte schon einige Zeit vor seinem 50. Geburtstag gemerkt, dass er zunehmend unzufrieden ist. Mit dem Job, mit sich selbst, mit seinem Körper. Ich hatte gedacht, dass es vielleicht die berüchtigte Midlife Crisis ist. Es wurde immer schlimmer, mein Mann stieß Leute vor den Kopf, die sich natürlich abwendeten. Mir gegenüber wurde er gereizt, genervt. Immer wenn ich vorschlug, etwas zu unternehmen, weil ich eben doch eher Leute um mich herum brauche, hieß es: ja, können wir machen. Und dann ging er an seinen Pc, ich verkroch mich irgendwann vorm Fernseher, und das Übel in unserer Ehe nahm seinen Lauf. Das war eine schlimme Zeit. Irgendwann meldete sich anscheinend über Facebook seine Vergangenheit, dann telefonierten sie, als ich das hier zu Hause mitbekam, verlegte mein Mann diese Telefonate an seinen Arbeitsplatz. Da bekam ja keiner was mit. Zu mir war er freundlich. Freundlich wie zu einer Bekannten. Dadurch bin ich stutzig geworden und hab mir das erst mal 2 Wochen angeguckt, weil ich nicht wie eine eifersüchtige Furie aussehen wollte. Mein Mann hat es tatsächlich sehr durchsichtig angestellt, das war auch für Blinde sehr klar, was da abging: er vernachlässigte sein Zuhause immer mehr, er ließ mich plötzlich mit allem alleine, hatte kein Interesse mehr an seinen heißgeliebten Tieren, kam immer später von der Arbeit, fuhr ständig ewig einkaufen oder tanken, nahm mich danach mit schuldbewußtem Gesicht in die Arme usw. Irgendwann hat es mir gereicht, weil es einfach zu offensichtlich war. Ich fragte ihn direkt, ob er sich mit einer anderen trifft. Mit der Reaktion hatte ich allerdings nicht gerechnet: es wäre doch nur telefonisch, er wüßte momentan nicht, was er will, sein Kopf macht ihn wahnsinnig, weil sich dort alles nur noch dreht und herumwirbelt. Am liebsten würde er alles hinschmeißen! Er konnte mir nicht mal mehr sagen, dass er mich mag. Uff! Das war ein mächtiger Schlag in den Magen, aber interessanterweise blieb ich ganz ruhig. Habe nur gefragt, ob er sich trennen will. Und als wäre ein Schalter umgelegt, hatte er plötzlich seinen Blick wieder in der gegenwärtigen Situation. Wir haben dann lange geredet, ganz ganz ruhig, und dabei kam heraus, dass es gar nicht um eine andere Frau ging, sondern dass es hauptsächlich am Job lag, der ihn runterzieht. Neuer Chef, prikäre Situation am Arbeitsplatz setzten meinen Mann so unter Druck, dass es ihm alles zuviel geworden war. Seine Vergangenheit - warum auch immer die sich nach über 30 Jahren plötzlich gemeldet hat, ist mir immer noch schleierhaft - war wohl für ihn wie eine Zuflucht in eine bessere Zeit, wenn man es so nennen mag. Wir haben sehr viel geredet, auch über diese Frau, über die ich zufällig (?) irgendwann herausfand, dass es wohl die Liebe seines Lebens war. Er war zunächst nicht bereit, ihre Nummer zu löschen, er hatte sich dermaßen verrannt und war so blind gewesen, dass er sich wegen dieser ganzen Telefoniererei verschuldet hatte, da die Frau schon ewig im Ausland verheiratet ist, und so war es nichts mit kostenlosen Anrufen! Wir haben ausführlich über sie gesprochen, es wurde schnell klar, dass sie ihre Eheprobleme bei meinem Mann (und wie herauskam vorher schon bei seinem Bruder) abladen wollte und wohl auf einen Chance gehofft hatte, nach Deutschland zurückzukehren. Es war für mich nicht auszuhalten, und so hab ich meinem Mann ganz klar gesagt: wenn er sich für diese Vergangenheit entscheidet, machen wir jetzt sofort einen Cut. Wenn er sich für die Zukunft entscheidet, stehe ich nach wie vor an seiner Seite, und wir gehen den Weg zusammen. Dazu gehört dann aber auch, dass wir sehr kritisch unsere Ehe betrachten und eine Lösung finden. Das alles war ihm zuviel, das hätte auch niemals in nur ein Gespräch gepaßt. Darum ist er dann abgehauen. In meiner ersten Panik wußte ich nicht ein noch aus. Durch seinen Bruder sah ich dann klarer, und ich habe wirklich gute Unterstützung bekommen. Am meisten geholfen hat der Rat: guck mal, wieviele Sachen er mitgenommen hat, dann weißt du ca, wie lange er wegbleibt. Gib ihm die Zeit, die er braucht, aber setz auch dir eine zeitliche Grenze.
Das Ding an diesem Verschwinden war, dass ich es sehr gut nachvollziehen konnte. Ja, es war die Hölle, die ganze Geschichte hatte mir mehr als den Boden unter den Füßen weggezogen, aber es waren eben auch 2 Wochen Zeit, um mir selbst über einiges klarzuwerden. Wäre mein Mann nach 2-3 Wochen nicht von allein nach Hause gekommen, hätte ich mich auf den Weg gemacht, um mit ihm zu reden. Sein Handy hatte er hiergelassen, für mich ein ganz klares Zeichen, dass er mit niemandem (!) was zu tun haben wollte.

Wir lernen auch nach diesen 2,5 Jahren immer noch, gut miteinander umzugehen. Wir gucken immer mal wieder, wie unser "Ehegerüst" aussieht, aus der verschütteten, starken Basis ist schon wieder sehr viel neues und gutes gewachsen. Wir sagen uns trotzdem immer wieder, wir schaffen das, wir sind ein starkes Team. Ich wußte damals eigentlich nur, dass mein Mann irgendwann nach Hause zurückkommt, entweder weil er bleibt oder gehen will. Ich hätte ihn nicht aufgehalten, das war ihm klar. Ich wußte nur nicht, wann dieser Zeitpunkt wohl sein wird. Durch einen sehr guten Tipp durch einen außenstehende Person habe ich einfach nur einen Zettel hingelegt, dass ich ihn lieb habe. Das hat 1000 Wunder bewirkt!! Unglaublich! Mein Mann ist zur Zeit leider unter der Woche nicht zu Hause, aber wenn er dann heimkommt, liegt jede Woche ein neuer Zettel da, entweder mit z. B. einem Smiley oder ein paar Worten, die ihn in den Mittelpunkt stellen. Er schöpft sehr viel Kraft daraus, ich staune immer wieder.

Das Miteianderreden ist so unglaublich wichtig. Nun ist es aber so, dass meinem Mann das nach wie vor schwerfällt, auch wenn es sich immer mehr bessert. Zum anderen sehen wir uns ja so gut wie nie. Und wenn er dann noch Therapie hatte, ist er nach dieser Sitzung ziemlich geschlaucht und möchte am Wochenende nicht auch noch darüber reden. Damit bin ich sehr oft außen vor, ich bitte ihn immer wieder, dass er mich an seinem Leben teilhaben lässt. Ich möchte gar nicht jedes Detail dieser Sitzungen wissen, ich möchte nur so ca das Thema wissen, damit ich sein Verhalten einschätzen kann. Ich leide sehr unter diesem Schweigen, und wenn es ihm am Wochenende auch schlecht geht, fühle ich mich noch mehr allein. Inzwischen registriert mein Mann das auch, und meistens fängt er dann an zu reden oder zu fragen, was los ist. Ich habe gelernt zuzuhören, wenn er loslegt, ohne gleich zu kommentieren, es gibt vielleicht auch mal die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Das ist eben immer ein bißchen mit Feingefühl verbunden, doch ich glaube, im großen und ganzen bekommen wir das gut hin. Ich habe in all den Jahren nie an ihm gezweifelt. Die paar Versuche, mit ihm über die damalige Situation zu reden, was mich so sehr verletzt hat, hab ich aufgegeben, weil er nichts (!!) mehr davon weiß. Es ist dann für ihn wie eine Geschichte. Er meinte nur mal, es war die Arbeit, zu Hause lief alles normal. Das ist schon krass, oder?

Jetzt habe ich mir einen ordentlichen Batzen Ballast von der Seele geschrieben. Es tat gut, gerade die Geschichte mit der Jugendliebe meines Mannes loszuwerden. In den schlimmsten Zeiten schreibe ich so eine Art Tagebuch, um alles aus meinem Kopf zu bekommen. Auch das hilft enorm. Wie sieht es da bei dir aus, Mountainbiker, hast du auch schon mal alles runtergeschrieben, oder suchst du dir dann eher Leute zum Reden? Und ist es deiner Meinung nach wirklich so, dass oft Männer um die 50 in eine Lebenskrise rutschen? Ist das schon Depression?

Viele Grüße, Remu
Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Hallo Remu,
ich finde es gut, dass du es dir "von der Seele geschrieben" hast. So was muss einfach mal raus. Dazu möchte ich dir sagen, ich finde du bist eine äußerst starke Frau - wirklich bewundernswert. Ich hatte in der Klinik ein Tagebuch geführt und schreibe mir Fragen auf die mich beschäftigen und Dinge die mich triggern, damit ich sie mit meinem Therapeut besprechen kann. Ein Tagebuch führe ich nicht, will aber nächstes Jahr ein Blog beginnen. Mehr möchte ich darüber noch nicht verraten. Bei mir hat sich im letzten Jahr bezüglich Freunden und Familie (Tanten, Schwester usw. ) einiges getan und zum Positiven verändert. Auch habe ich Freunde (2) gefunden, mit denen ich sehr gut reden kann und was wirklich tolle Menschen sind. Mit ihnen kann ich wirklich alles besprechen. Andererseits habe ich gelernt, ganz klare Aussagen zu treffen und vor allem nein zu sagen. Letzteres nicht irgendwie motzig, sondern klar untermauert und verbal verdeutlicht. So was hilft enorm. Ich werde dir demnächst noch was zum Thema "seine Vergangenheit" (habe auch eine :)), Lebenskrise usw. schreiben. Dazu muss ich mich aber in der Lage fühlen, das kann ich nun nicht wieder einfach so aus dem Ärmel schütteln. Da kommen sehr viele Emotionen hoch, die auch ertragen werden können. Das geht nicht auf Abruf, dazu muss ich in der nötigen Verfassung sein. Aber ich werde es nicht vergessen!

Herzlichst Der Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Mountainbiker
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Dann will ich mal versuchen, das in Wörter zu fassen.
Ich stelle mal die Vermutung an, dass dein Mann ähnliche Probleme hat, wie ich sie habe. Das Gefühl, nicht wahr genommen zu werden, nicht beachtet zu werden, man hat das Gefühl, niemand traut einem etwas zu. Man denkt, man muss sich selbst dauern beweisen und ständig um Aufmerksamkeit kämpfen.
Das allerschlimmste für mich ist allerdings das Gefühl Fremd bestimmt zu sein.

Als in der Klinik der Therapeut mich fragte, was möchten sie denn? Dachte ich zuerst, was für eine Frage, oder besser, was soll ich darauf antworten. Ich sagte ihm, dass ich gern ein paar Minuten darüber nachdenken möchte. Also habe ich in mich hinein gehorcht und dann geantwortet.
"Ich möchte nicht mehr müssen müssen und ich will mein altes Leben zurück." Ein Leben das zunächst geprägt war von vielen Entbehrungen als Kind und Jugendlicher. Als ich dann endlich den Job hatte, den ich nun ausübe, hatte ich einige schwierige Jahre. Die Ausbildung war alles andere als gut, dann folgte eine Umschulung, die ich abbrach um mir danach selbst eine neue Ausbildungsstelle zu suchen.
Als ich dann endlich Geld zur Verfügung hatte, suchte ich mir eine Wohnung und lebte fortan viele Jahre relativ unbeschwert. Natürlich gab es hier und da einige Probleme. Aber insgesamt führte ich ein freies und unbeschwertes, teilweise auch etwas frivoles Leben.
Abwärts ging es mit mir erst vor ein paar Jahren. Sprich ich zog mich immer mehr zurück, war angespannt, fühlte mich immer öfter überfordert und teilweise auch sehr, sehr müde. Und, die kleinste dumme Bemerkung konnte mich komplett aus der Fassung bringen. Irgendwann wollte ich mich so nicht mehr, wollte mein Leben zurück, wollte wieder der sein, der ich mal war bzw. der ich eigentlich bin.

Vieles von dem was du über dein Mann schreibst, ist oder war bei mir so ähnlich. Auch ich flüchtete mich gedanklich in die alten, vermeintlich besseren Zeiten. Allerdings nicht zu einer alten Liebe. So was wie die "Liebe des Lebens" hatte ich nie. Ich hatte mal eine Beziehung, die mir sehr viel gegeben und auch wieder genommen hat, aber darüber schreibe ich nicht gern hier im Forum. Wenn du willst können wir das per PN erledigen. Hier nicht, ist ein sehr umfangreiches Thema.
Auch ich hatte auch eine Frau, mit der ich mich am Computer über Skype austauschte. Wir schrieben oft über Stunden. Ich ließ meine Frau allerdings darüber nicht im unklaren. Irgendwann war ihre Eifersucht so groß, dass sie das alles lesen mochte, was ich ihr genehmigte, weil ich nichts zu verbergen hatte. Nur mit ihr konnte ich nicht darüber reden und es musste einfach raus. Und hier war jemand, der mit zuhörte und mich scheinbar verstand. Zudem war die Eifersucht meiner Frau total unbegründet, weil diese Frau auf der anderen Seite mit einer Frau zusammen lebte und von Männern absolut nichts wissen wollte. Aber wir verstanden uns gut, ich kannte sie weil wir ein gemeinsames Hobby, die Fotografie hatten.

Aber auch ich hatte mich zeitweise mit dem Gedanken getragen, mich zu trennen, weil es vieles gibt was mir sehr fehlt. Meine Frau und ich leben zusammen wie ein sich gut verstehendes Geschwisterpaar. Zärtlichkeiten werden mehr und mehr zur Seltenheit, von Sex ganz zu schweigen. Dabei war ich früher für so was immer gern zu haben. Ich konnte stundenlang kuscheln, schmusen und auch mehr. Meine Frau war da immer recht sparsam. Auch wenn sie sich mir nie verweigerte. Aber von ihr kam halt ganz selten etwas und mich hat das mehr und mehr abgestumpft, die Krankheit und Medikamente taten ihr übriges. Irgendwann wollte ich einmal wieder wissen wie sich so was denn wieder anfühlt und begann eine Art Verhältnis mit einer Frau die ich schon immer sehr begehrenswert fand, die nicht abgeneigt war, aber nicht einfach nur mit mir ins Bett wollte. Wir trafen uns ein paar mal, hatten eine schöne Zeit miteinander, waren beide total verschmust, gingen aber nie miteinander ins Bett. Aber es war eine Wonne mal wieder in den Arm genommen zu werden, die Wärme eines Menschen den man gern hat zu spüren und die Lippen des andern auf den seinen zu spüren. Es tat einfach sagenhaft gut. War ich meiner Frau untreu? Ich sage hier ganz klar nein. Denn ich hatte nie ein schlechtes Gewissen. Der anderen Frau gegenüber schon. Aber ich erzählte ihr von Anfang an alles und sie kannte auch meine Situation sehr gut. Wäre ich nicht verheiratet wäre ich nun sicher dort. Aber ich wollte einfach meine Familie nicht verlassen. Ich wollte nicht, dass meine Kinder unglücklich wären und ob ich glücklicher geworden wäre, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich kein schlechtes Gewissen habe. Vermutlich weil es so ist, dass wenn meine Frau käme und sagte, sie hätte jemand anderen, würde es mich nicht überraschen.

Zum Thema Reden
Ja es wird viel geredet. Aber meist nicht das richtige gesagt. Nicht das gesagt, was eigentlich gesagt werden sollte.
Einige Sätze eines Therapeuten aus der Klinik klingen mir immer wieder im Kopf, wenn ich etwas sage.
Müssen sie das wirklich? MÜSSEN sie das?
Müssen sie recht haben?
Müssen sie oder wollen sie?

Wobei wir wieder am Anfang wären. Was wollen wir, oder viel mehr, was will ICH? Sich darüber klar zu werden ist gar nicht so einfach! Warum? Weil wir meist den bekannten, den sicheren, den ausgetretenen Pfad einschlagen und laufen und nicht (nein nicht den steinigen, neuen, unbequemen) den EIGENEN! Und warum? Weil wir uns fürchten, weil ICH mich fürchte.
Mir hat mal jemand gesagt, nimm dir ein Rucksack, pack dir ein paar Sachen ein, von denen du denkst dass du sie unbedingt brauchst und gehe nach Warschau, nach Bordeaux, nach Stockholm oder nach Rom. Warum tust du das nicht? Warum tue ich das nicht? Eigentlich würde ich das gern tun, am liebsten natürlich mit dem Fahrrad. Mir fehlt der Mut. Ich traue mich nicht. Ich traue MIR nicht. Und das nagt an mir, das nagt an meinem Selbstvertrauen.
Aber ich werde nächstes Jahr, das habe ich mir fest vorgenommen so etwas machen. Zunächst im kleinen, für ein paar Tage vielleicht nur 2 oder 3. Oder vielleicht auch mehr. Denn ICH brauche das. Vermutlich werden einige Leute die mich kennen sagen, jetzt ist er total übergeschnappt. Sollen sie, denn ich weiß, sie machen es aus dem gleichen Grund nicht, wie ich es bislang nicht gemacht habe.
Schau mal die Corona Leugner. Warum leugnen sie das? Ich kann es dir sagen, weil ich zumindest das mittlerweile gelernt und erkannt habe. Sie kommen mit der Realität nicht klar und basteln sich ihre eigene. In gewisser Weise sind sie genau wie wir kranken.

Du interessierst dich wenigstens für dein Mann und das, was er in den Sitzungen erlebt. Wenn ich nach Hause komme, fragt meine Frau zwar manchmal wie es war. Wenn ich dann erzähle und ihr etwas vom Therapeuten sage, was er mir gesagt hat und das nicht ihrem Verständnis entspricht, war es das meist. Ein wirklich intensives Gespräch ergibt sich so nicht wirklich. Was meine Wutanfälle betrifft, so habe ich diese seit dem Aufenthalt in der Klinik sehr gut im Griff. Ich mochte mich nicht wenn ich wütend war, habe immer die Menschen bewundert, die das total kalt ließ, was mich aufregte. Und ich sagte mir immer, da komme ich auch mal hin. Warum unnötige Energie zum Ärgern verbrauchen, die man sinnvoll nutzen könnte. Das ist eines meiner Ziele.
Und so weiß ich schon mal wenigstens, ich will mich nicht mehr ärgern.
Im übrigen gibt es da ein tolles Buch von Vera Birkenbihl, dass da heißt: Jeden Tag weniger ärgern.
Hier ein Link zu einem Video von ihr. (Leider viel zu früh verstorben) Dann wird dir klar, wie gut das Buch ist. :)

https://www.youtube.com/watch?v=oFCWpff3_Ps

So, dass soll es mal gewesen sein. Wenn ich was vergessen habe, frag einfach nach!
LG Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Remu
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Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

Hallo Mountainbiker,

mh, keine Ahnung, wieviele Ähnlichkeiten sich da auftun, einige konnte ich schon feststellen, aber dann lese ich deinen Text, und es ist eine völlig andere Geschichte. So wie jede Geschichte hier im Forum anders ist. Ich finde es mega erstaunlich, wieviele Facetten Depression haben kann. Und ich finde es gleichzeitig erschreckend.

Ich glaube gar nicht unbedingt, dass mein Mann das Gefühl hat, nicht wahrgenommen zu werden. Er hat anhand der Therapie auf jeden Fall entdeckt, dass ihm schon früher keiner zuhören wollte. Er selbst war aber immer gut genug, um anderen zuzuhören. Ich kann auch nicht sagen, ob er schon als Kind eher Einzelgänger war, auf jeden Fall musste er bereits als Kleinkind einiges wegstecken. Insgesamt hat er wohl in seinem Leben viel gesehen, was nicht gut für eine Menschenseele ist. Richtig Kontakt zu seiner Familie hat er auch nicht, wahrscheinlich liegt da was Größeres im Argen, was mit der Zeit noch an die Oberfläche kommt. Er wird zwar dort jederzeit mit offenen Armen empfangen, aber von deren Seite kommt nie was von allein, nicht mal Geburtstagsgrüße oder so. Dabei kann Familie so viel Halt geben...

Du sagst, du willst nicht mehr müssen. Wer zwingt dich dazu, zu müssen? Ich war vor etlichen Jahren in einer psychosomatischen Klinik, wo auch das Thema sehr einprägsam für mich war. Dort wurde gesagt, allein das Wort müssen übt schon jede Menge Druck aus, wird also eher als negativ empfunden. Leitsatz war eher: du musst nicht, du hast die Wahl. Wenn du das mal laut aussprichst und bewußt wahrnimmst, hat das gleich eine ganz andere Wirkung.
Als ich meinen Mann fragte, was er möchte, sagte er ganz klar, er möchte seine innere Ruhe zurück. Gar nicht unbedingt sein altes Leben, sondern einfach nur seine innere Ruhe, damit das Karussell in seinem Kopf nie wieder anfängt zu drehen. Das wird wohl noch einige Jahre dauern, bis er an diesen Punkt kommt. Es macht ihn im Moment wirklich zu schaffen, er ist sehr erschöpft.

Ich habe ihn auch neulich wieder gefragt, ob er jemals an Trennung gedacht hat. Er sagte sofort nein. Das fand ich natürlich toll. Ich weiß inzwischen, dass ich wohl die erste Person in seinem Leben bin, die für ihn da ist. Er wußte das nur nicht und hatte die Wertschätzung mir gegenüber verloren bzw. mich für selbstverständlich genommen, und da mache ich nicht mehr mit. Das will ICH nicht mehr.
Ja, ich interessiere mich für meinen Mann. Als er mir vor 2,5 Jahre nicht mehr sagen konnte, dass er mich mag, war das das schlimmste, was ich je erlebt habe. Ich habe da manchmal immer noch dran zu kauen. Das musste ich damals erst mal verdauen, und ich habe mich dann zu ihm gesetzt und gesagt, dass ich ihm das nicht glaube. Ich habe ihm auch ganz klar vor Augen geführt, was wir zusammen aufgebaut haben, weil er das auch alles gänzlich aus dem Blick verloren hatte. Ich bin immer noch der Überzeugung, hätte er sich damals anders entschieden, hätte er letztendlich alles verloren, wäre plötzlich allein gewesen und hätte wieder mit dem Trinken angefangen. Ich bin mehr als dankbar, dass diese Situation nicht eingetreten ist. Wir haben ja auch unsere Ehe auseinandergenommen und direkt gesagt, was uns stört usw. Das war nicht immer nett, musste aber raus, weil wir nur so etwas ändern können. Wir haben uns immer gut verstanden, darum war das Thema auch nicht das größte Problem. Wir haben uns auch nie gegenseitig Schuld oder Vorwürfe zugeschoben, wir waren beide (!) an dem Dilemma beteiligt. Und so eine Zeit möchten wir beide nie wieder haben. Ich habe meinem Mann gesagt, ich freue mich darauf, unsere Ehe neu zu gestalten und finde es spannend, ihn von einer anderen Seite kennenzulernen. Das tat ihm wohl ganz gut. Das Reden gehört nun mal dazu, das liegt allerdings hauptsächlich bei ihm, das zu lernen. Er sagte mal, er muss sich daran erst gewöhnen, dass jemand da ist und zuhört. Tja, das war ich die ganzen Jahre. Ich glaube, dadurch, dass er eigentlich früher sehr wohl was zu sagen hatte, es aber keinen interessierte, hat er jetzt gewissen Nachholbedarf. Ich finde es manchmal unglaublich, wieviele Worte aus ihm heraussprudeln und in welchem Tempo. Wow. Und weil ich möchte, dass er redet, bin ich still, was wiederum für mich eine neue Erfahrung ist. Bin sonst eher die Plaudertasche. Nur: wenn ich nicht zuhöre, kann ich auch nicht die Zwischentöne hören.

Thema Eifersucht ist so eine Sache. Du hast es deiner Frau nicht vorenthalten, dass du dich mit einer andern ewig unterhalten hast. Mein Mann hat es verschwiegen, es sollte nur seins sein. Das macht es für mich sehr schwierig, nicht eifersüchtig zu sein. Das Problem war früher z. B. , dass ich schon fast kontrolliert habe, wo er gerade ist, was er gerade macht, eben weil er nichts erzählt hat. Jetzt, wo wir gemeinsam diesen neuen, schwierigen Weg gehen, sag ich mir eher, ist mir egal. Das ist für mich eine kleine Schutzmauer. Entweder weiß mein Mann, was er an mir hat oder nicht. Das hat sehr sehr lange gedauert, bis ich an diesen Punkt gekommen bin. Meine Freundin mit ihrer Engelsgeduld hat mir immer wieder gesagt, ich soll vertrauen, geduldig sein. Das war unglaublich schwer, hat sich aber immer bewährt. Tausend Dank nach wie vor an meine Freundin, die immer die richtigen Worte gefunden hat. Ich habe hier im Forum einige Texte gelesen, wo eben auch eine gewisse Angst zum Vorschein kommt, ob der Partner während des Klinikaufenthalts treu sein wird. Diese Gedanken kamen mir auch schon, das wird mich noch einiges an Kraft kosten, nicht in die Grübelfalle zu stürzen. Ich schätze meinen Mann aber anders ein, er geht nicht in die Klinik, um seinen Spaß zu haben, ganz bestimmt nicht. Er möchte vorwärts kommen und diese ganze Geschichte endlich hinter sich bringen. Er hat alle 2 Wochen Sitzung, sollte eigentlich jede Woche. Doch das war ihm zuviel. Auch diese alle 2 Wochen sind ihm teilweise schon zuviel. Das muss ganz schön heftig sein, was da manchmal ausgegraben wird.

Du sagst, für dich ist dein "Verhältnis" keine Untreue. Auch das sehe ich etwas anders, aber wahrscheinlich ist das immer unterschiedliche Auffassung bei Männern und Frauen. Ich möchte auch tatsächlich gar nicht näher darauf eingehen, wenn das ok ist.

Was mir noch einfiel: ich hab den Spleen, mir für alle möglichen Phasen in meinem Leben immer die passende Lektüre zu besorgen. Als ich noch dachte, mein Mann wäre in der Midlife Crisis, hab ich mir das Buch "Männerseelen" von Björn Süfke gekauft. Einiges konnte ich gut umsetzen und habe meinen Mann auch dort erkannt. Sehr interessantes Buch. Was mir auch sehr geholfen hat zu verstehen, war "die fünf Sprachen der Liebe". Ich wollte immer gern hören, dass mein Mann mich total gern hat, dass er das aber schon längst ohne Worte gezeigt hat, war für mich neu. Ist schon spannend, wie unterschiedlich Männer und Frauen in der Partnerschaft kommunzieren.

Ich hoffe, ich habe nicht zuviel von mir getextet und alle Themen ausreichend abgedeckt. Wenn nicht, melde dich ;-) Es fällt mir immer so viel ein, wenn ich erst mal loslege, geht dir vielleicht ähnlich.

Viele Grüße, Remu
Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Mountainbiker »

Nein, ist schon gut so.
Mit dem Müssen ist das so eine Sache. Klar weiß ich, dass ich nicht muss, aber oft setze ich mich dann selbst unter Druck. Du musst dies noch, du musst jenes noch. Was untreue betrifft, hat jeder ein anderes Verständnis davon. Das ist meiner Meinung nach, nicht Frau / Mann spezifisch. Ich hätte es ohne diese Gefühle auszuleben nicht mehr ausgehalten, wäre nicht mehr bei meiner Frau. Also frage ich, was ist dann besser. Zu gehen und sich seiner Gefühle bei XY zu entledigen, oder es halt auf meine Art zu tun? Genau weiß ich es auch nicht. Jedoch war das für mich ein gangbarer Weg, den ich auch meiner Frau zugestehen würde. In dieser Beziehung bin ich sehr viel Bauchmensch. Ganz ehrlich denke ich auch und bekam das von einer Familientherapeutin bestätigt, wenn in der Liebe und im Bett alles im grünen Bereich ist, dann klappt auch der Rest.
Ich würde auch mal gern mit meiner Frau unsere Ehe und unsere Beziehung aufdröseln. Aber ohne fremde Hilfe werden wir das nicht schaffen. Da kommen zu viele Kränkungen und Vorwürfe. Momentan bin ich auch gar nicht bereit dazu, habe genug mit mir zu tun.
Du sagst, dein Mann möchte seine innere Ruhe zurück. Das ist es was ich meinte als ich sagte, ich möchte mein altes Leben zurück, wieder der sein, der ich mal war.
Klar, das geht nicht, ist Vergangenheit. Und heute weiß ich viel mehr über mich, als früher und das ist gut so. Ein Vorteil der Krankheit und der damit verbundenen Therapie. Aber diese ruhe, diese Gelassenheit hätte ich gern wieder. Diese Unbeschwertheit - ich glaube das ist das richtige Wort.
Nicht zu denken, was kommt morgen wieder auf mich zu. Sondern abends ins Bett zu gehen und mit Freude auf den nächsten Tag und was mal alles damit anfangen kann, einzuschlafen.

Habt ein frohes Weihnachtsfest
Der Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Gloeckchen
Beiträge: 8
Registriert: 26. Feb 2021, 07:34

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Gloeckchen »

Hallo Remu und Mountainbiker,

ich habe diesen Thread hier gelesen und mir kommen tausend Fragen und Anmerkungen in den Kopf dazu, und dann ist wieder alles weg, weil es so unglaublich viel ist. Auf jeden Fall schon mal danke dafür, dass ihr andere an euren Gedanken teilhaben lasst!
Ich selbst bin auch Angehörige, mein Freund, mit dem ich erst ein Jahr zusammen bin, ist gerade in einer mindestens mittelschweren depressiven Situation. Der Umgang mit ihm wird sehr schwierig, was mir eben auch zeigt, dass sich seine Depression jetzt rasant verschlechtert hat.
Vorweg schon mal: Es tut mir Leid, wenn meine Formulierungen nicht immer ganz sensibel sind. Das ist alles sehr neu für mich und ich habe so schon oft immer den Eindruck, in einem Minenfeld unterwegs zu sein.
@Mountainbiker: Respekt, dass Du das mit Deiner Familie bzw. mit Deiner Frau weiter so machst. Mein Freund und ich reden immer viel über seine Sitzungen. Mich interessiert sehr, was da so passiert und wie es ihm damit geht. Für mich ist es auch einfach eine Art Bedingung für eine Beziehung, darüber zu sprechen. In unserer tun wir das, aber manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass es sogar in die andere Richtung umschlägt. Wir hatten letztens den Fall, dass es so schlimm bei ihm wurde, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste, als seiner Therapeutin zu schreiben. Ich hatte auch den Eindruck, dass er sich ihr gegenüber nicht ganz öffnet und auch nicht sagt, wie schlecht es ihm geht und wie er sich fühlt. Das macht er nur bei mir. Einerseits ist das sehr schön, aber auch sehr belastend. Denn ich habe endlich gesehen, dass ich nicht DER Anker sein kann. Ich hab das selber eine ganze Weile gedacht, aber ich bin an meine persönlichen Grenzen gekommen. Und das scheint mir das schwierigste als Angehörige zu sein. Selber auch mal Grenzen zu setzen. Ich habe immer gleich Angst, wenn ich mal nicht verfügbar bin, oder nicht so viel Zeit habe zu reden oder auch selber Grundbedürfnisse stillen will und muss, wie schlafen, dass mein Freund mich dann wegstößt. und gar nicht mehr mit mir sprechen will. Das kann kurzzeitig auch sicher so sein, aber wie geht ihr damit um? Gab es noch andere Momente, in denen eben niemand da war oder der gesagt hat "ich möchte gern, aber kann gerade einfach nicht"? Und wie geht man damit um? Vielleicht ist es hier nicht die richtige "Abteilung", aber na ja...wenn man einmal im schreiben ist. :)
@Remu: Du beschreibst, dass Du sonst der kommunikativere Part in eurer Beziehung bist und nun lernst, auch eher zuzuhören. Wie klappt das so für Dich? Bei uns ist es eher gleich. Mein Freund ist sonst voll die Labertasche :D Aber wenn es ihm schlecht geht, zieht er sich zurück. Da muss ich erst ganz viel reden und ihm Mut machen, aber dann platzt es förmlich aus ihm heraus. Wie kommst Du sonst damit zurecht, das es oft um den anderen geht? Manchmal hat man ja auch das Bedürfnis, dann auch von sich mal zu reden. Hast Du auch so Hemmungen anzusprechen, wenn es Dir vielleicht auch aufgrund dieser ganzen Situation mal schlecht geht? Mir fällt das unheimlich schwer und ich will ja meinen Freund auch nicht enttäuschen, aber man muss ja selber auch schauen, dass es einen nicht so runterzieht. In diesen ganzen Ratgebern und sowas sehe ich immer nur, man soll was für sich machen, seinen Hobbies nachgehen. Wie schafft man das, wenn der Partner (schwer) depressiv gerade seinen Film fährt und man eigtl. helfen will? Ich kann es mir momentan absolut noch nicht vorstellen, in solchen Momenten zu sagen "tut mir leid, ich muss jetzt echt schlafen".
Mir gehen oft noch viel mehr Sachen durch den Kopf, aber ich glaube, das beschäftigt mich grad am meisten. Obwohl ich auch sagen muss, hier in dem Forum zu stöbern und die ganzen Erfahrungen zu lesen, hilft schon sehr. Denn in meinem Freundeskreis stößt das alles eher auf Unverständnis. Da gibts immer die "ganz harten", die meinen, man soll sich gleich trennen. Dann gibts die, die einfach gar nix sagen und die, die das sogar nutzen um auf sich überzuleiten. Ich sehe, dass selbst Leute, die selber mal eine extrem schwere Situation zu meistern hatten, plötzlich kein Verständnis für jemanden aufbringen können, denen es auch schlecht geht. Das macht es für mich schwer, mit meinen Freunden darüber zu sprechen. Und mit meinem Freund kann ich nur sehr selten darüber reden, wie sehr es mir manchmal zu schaffen macht, ihn so leiden zu sehen. Ich möchte ja auch nicht, dass er sich schuldig fühlt. Das tut er zwischendurch ja eh schon zur genüge.
Remu
Beiträge: 55
Registriert: 26. Nov 2020, 21:37

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

Hallo Glöckchen,

vielen Dank für deinen Beitrag und auch deine vielen Fragen. Ich versuche, alle zu beantworten.

Mich erstaunt als erstes, dass ihr erst 1 Jahr zusammen seid. Das ist aus meiner Sicht "gar nichts", wenn ich das mal so salopp formulieren darf. Mein Mann und ich sind in diesem Jahr seit 15 Jahren zusammen und sind - so sagte ein guter Bekannter - bereits "krisenerprobt", d. h. für ihn, dass wir auch diese Krise meistern werden, auch wenn es lange dauern wird.

Das Zuhören fällt mir normalerweise recht schwer, wenn es lange dauert. Berufsbedingt höre ich schon gut zu, damit ich entsprechend weiterhelfen kann und man nicht komplett aneinander vorbeiredet. Nur wenn jemand stundenlang einen Monolog halten möchte, fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren. Speziell bei meinem Mann bin ich noch am Lernen, meine Klappe zu halten und mich mit Kommentaren und evtl. Fragen zurückzuhalten. Auch das fällt mir schwer, weil ich nämlich ca. 150000 Fragen habe. WENN mein Mann aber mal anfängt zu erzählen, dann bin ich still, lasse ihn reden, bis ihm die Luft ausgeht, egal wie lange es dauert. Dabei unterscheide ich aber schon, ob er mir gerade die aktuellen Nachrichten erzählt, die ich vorher schon selbst gelesen oder gehört habe, oder aber ob er mir von sich und seinem Leben erzählt. Letzters fällt ihm nun wieder sehr sehr schwer, und so kann es durchaus sein, dass es aus heiterem Himmel aus ihm herausplatzt. Dann nehme ich mir auf jeden Fall Zeit zuzuhören!

Im Moment kämpfe ich eher damit, dass ich mich zurückgestoßen fühle. Mein Mann war 6 Wochen zur Reha, hat dort sicher einiges Unangenehmes/Übles über seine Vergangenheit erfahren, nur hat er mich nicht einmal mit einbezogen. Er soll mir ja gar nichts darüber erzählen, wenn er nicht will, nur ging es ihm letzte Woche wohl so damit, dass sich alles setzte, er das verarbeiten musste und eben kein Wort mehr sagte. DAS macht mir richtig zu schaffen, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Und schon steigen bei mir wieder vor allem Selbstzweifel hoch, ob ich zuviel verlange, ob ich zu schnell zuviel erwarte usw. Mein Mann macht das alles mit sich selbst aus, das steckt nun mal nach jahrzehntelanger Erfahrung ziemlich fest. Ich kann ihn nicht zum Plaudern zwingen, wenn aber gar nichts kommt, nicht mal Alltägliches oder völlig Banales, werde ich bockig und ziehe mich meinerseits zurück. Dann weiß ich nicht weiter, und mir geht es wieder schlecht. In den 6 Wochen Reha hab ich auch nicht immer juhu geschrien, aber es ging mir irgendwie besser. Weil ich mich nur um mich zu kümmern brauchte und meinen Mann in guten Händen wußte. Ich weiß leider aus den 6 Wochen nichts, ich weiß auch jetzt nichts. Das enttäuscht mich aber nicht, denn ich denke, dass mein Mann mit seiner Vergangenheit klarkommen muss, das ist einfach eine lange Zeit vor unserer ersten Begegnung. Mit dieser Vergangenheit habe ich nichts zu tun. Ich freue mich, wenn er mir was davon erzählt, aber ich bohre nicht nach. Mich macht es einfach nur traurig, wenn er schweigt, sich hinterm Handy verkriecht, mich scheinbar nicht wahrnimmt. Dann frage ich mich schon, was er darunter versteht, wenn er sagt "wir schaffen das". Wo ist in diesen Momenten das "Wir"? Ich weiß jedoch, dass der passende Augenblick für diese ganzen Fragen kommen wird, und dann nutze ich die Chance, meinen Mann darauf anzusprechen. Muss halt abgepasst werden. Aber dieses Schweigen.... finde ich einfach tödlich!

Wenn es mir selbst schlecht geht oder ich immer stiller werde, weiß mein Mann sofort, dass etwas nicht stimmt. Er sieht es mir eigentlich schon immer am Gesicht an, wenn mir etwas zu schaffen macht. Mittlerweile fragt er dann auch nach. Wie es jetzt, so 2 Wochen nach seiner Reha ist, weiß ich noch nicht so gut einzuschätzen. Vielleicht braucht er noch mehr Zeit, um wieder im normalen Alltag anzukommen? Wie geht es anderen nach so einer langen Zeit in der Klinik? Vielleicht liest diese Fragen ja jemand aus dem Forum und möchte antworten. Würde mich freuen. Ansonsten sage ich meinem Mann auch schon mal, was mich gerade belastet. Ohne reden geht es einfach nicht. Ich muss nicht alles hinnehmen.

Du schreibst "wenn man eigentlich helfen will"..... das kannst du leider oft nicht. Ich kenne diese Ohnmacht, nicht helfen zu können, obwohl man sieht, dass der Partner sich quält. Oft kannst du nur akzeptieren, was ist. Irgendwann bist du als Angehörige/r an dem Punkt, wo du selbst vielleicht Hilfe und Unterstützung brauchst und das tatsächlich eher von Fachleuten. Bei mir kommt aktuell ziemlich oft der Gedanke, mich doch endlich an die Lebensberatung oder den Sozialpsychiatrischen Dienst zu wenden. Ob eine Selbsthilfegruppe für mich geeignet wäre. Jetzt gerade komme ich nicht gut mit der Situation klar.

Freunde.... tja, das ist so ein Thema..... Zum einen muss man wirklich sehr gut hinschauen, wem man was erzählt. Sehr sehr oft wird man seltsam angeguckt, als wäre man vom anderen Stern, weil es in dieser Ehe plötzlich ein akutes Tabuthema gibt. Trotzdem konnte ich zum Glück auf Leute zählen, von denen ich das gar nicht erwartet hatte. Es ist nur eine Handvoll, aber diese Leute haben mich gut durch die schlimmste Zeit begleitet. Doch auch hier kam irgendwann der Zeitpunkt, wo alle mit ihrem Latein am Ende waren, und so bin ich im Forum gelandet. Das hilft mir sehr oft weiter, auch wenn es nur das Mitlesen ist. Irgendwann sortiert man privat die sogenannten Freunde auch mal aus, oder man selbst wird aussortiert. Das ist mitunter schwerzhaft, doch nach einer Weile musste ich auch eingestehen, dass diese Leute mir nicht mehr fehlen. Sie haben mich ein Stück in meinem Leben begleitet und gehen nun andere Wege.

Zum Schluß möchte ich dir noch ein Buch empfehlen, das sehr gut auf Angehörige zugeschnitten ist. Du wirst sicherlich einige Situationen wiedererkennen, und du bekommst dort viele Hilfestellungen: Jeanette Bischkopf, So nah und doch so fern. Bestellnummer: 978-3-86739-180-1.

Ich hoffe, ich konnte ein paar deiner Fragen beantworten, sonst melde dich einfach nochmal.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und Durchhaltevermögen und schicke erst mal viele liebe Grüße

Remu
Gloeckchen
Beiträge: 8
Registriert: 26. Feb 2021, 07:34

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Gloeckchen »

Hallo Remu,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Ich sehe mich da in vielem wieder und bin irgendwie "froh", dass ich das nicht alles allein so empfinde.
Ich weiß, dass ein Jahr Beziehung keine lange Zeit ist. Umso heftiger ist das auch alles. Ich kann ja versuchen es kurz zu umreißen. Ich bin anfang 30 und komme selbst aus einer langen Beziehung, wurde dann für ein jüngeres Modell verlassen. Nach der Trennung ging es mir so schlecht, dass ich selbst zur Therapie musste. Hatte halt eine so genannte Anpassungsstörung. Schon recht kurz nach der Trennung habe ich meinen aktuellen Freund kennen gelernt und nun sind wir eben zusammen. Es hat sich aber immer richtig angefühlt. Ich bin auch mit ihm zusammen, weil ich ihn als Menschen schätze und wir viele Gemeinsamkeiten haben, die ich so mit meinem Expartner nicht hatte. Das ist mir aber erst dadurch aufgefallen. Was ich sagen will, ich habe diese Beziehung nicht, um nicht allein sein zu müssen.
[...gelöscht]

und danke Remu, für Deinen Buchtipp! Ich werd es gleich mal bestellen. Bis jetzt hatte mir "Im Schatten der Depression" von Dirk Biermann ganz gut geholfen.
Zuletzt geändert von Gloeckchen am 10. Mär 2021, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.
Remu
Beiträge: 55
Registriert: 26. Nov 2020, 21:37

Re: ein sehr langer, steiniger Weg.... und wo bleibe ich?

Beitrag von Remu »

Hallo Glöckchen,
ich habe gerade noch mal deine Text hier und deinen letzten Beitrag über deine Hilflosigkeit gelesen. Ehrlich gesagt, hab ich noch immer den Eindruck, dass dein Freund mit dir spielt. Solange du alles für ihn tust und ihn auf einen Thron hebt, ist alles gut, aber wehe wenn nicht.

Ich glaube, mir selbst wäre so etwas echt zu anstrengend, ich bin ja schließlich auch was wert, oder nicht? Ich würde mir auch nicht dieses Gerede von Trennung gefallen lassen. Entweder oder. Wenn dein Freund meint, es wäre besser, dann soll er gehen. Dir eine Trennung einreden zu wollen, finde ich etwas mehr als unreif.
Die Situation mit der Ex ist auch sehr anstrengend. Irgendwie scheinen beide das große Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zu haben. Und wenn sie die nicht bekommen, ticken sie wohl mehr oder weniger aus.

Bist du sicher, dass du kämpfen möchtest? Willst du immer wieder angepampt werden? Herumgeschubst werden? Spielball sein? Ist es das wert?

Viele Grüße, Remu
Antworten