Trennung?

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Trollkind
Beiträge: 10
Registriert: 13. Mai 2015, 09:34

Trennung?

Beitrag von Trollkind »

Wie bereits an anderer Stelle geschrieben ist mein Ehemann depressiv und hat Angststörungen. Unsere Ehe geht ins 27.ste Jahr und es wird einfach nicht besser. Er hat vor zwei Jahren mit Krankfeiern angefangen, war ein Jahr nicht arbeiten, ist letztes Jahr in beiderseitigem Einverständnis gekündigt worden und hat noch fast das ganze Jahr Gehalt bezogen. Seit vorigen Oktober ist er Arbeitslos. Wir haben lange überlegt, wie es weitergehen soll. Er bekam immer wieder Angebote vom Arbeitsamt, das über seine psychische Situation bescheid weiß.
Und jedes Angebot war natürlich nichts.
Wir wollten sowieso in eine andere Richtung, haben seit über 10 Jahren einen Betrieb im Nebenerwerb laufen, den er auf seinen Namen nehmen soll.
Ich gehe mehr arbeiten und wir kämen schon rum. Er wäre sein eigener Herr, das, was er immer wollte. Krankenversichert wäre er über mich. Aber seit der Zeit des Krank feierns ist es nur noch eine Talfahrt. Er sitzt in seiner Werkstatt, raucht und siniert vor sich her. Seit 2 Jahren!!!
Er war dann bei einem Therapeuten, von dem er am Anfang geschwärmt hat. Dann kam Corona und der Mann hat keine Termine mehr gemacht. Irgendwann wieder und er hat meinem Mann zur Kündigung geraten und dies auch schriftlich unterstützt.
Monate später kam dann raus, das der Therapeut jetzt gesagt habe: naja, er hätte ja auch die Faust in der Tasche machen sollen und für so gutes Geld, wie er verdient hat (Meistergehalt), weiter arbeiten gehen können.
Ich kann es nicht bestätigen, aber das wollte mein Mann nun auch nicht hören. Seitdem war er noch einmal da, wg eines Rezeptes.
Soviel zur Vorgeschichte. Seit über 3 Monaten sitzt er wieder nur da, jegliches Bitten um Hilfe im Haushalt oder am Hof, bei den Hunden.... keinen Antrieb, keine Lust, heute nicht.
Wir waren über ein Jahr nicht mehr zusammen spazieren.
Ist etwas zu erledigen oder einzukaufen, schickt er die Kinder vor.
Ich kann das nicht mehr. Er ist so destruktiv, so letarg, alles, was nicht gut läuft, wird als Einschlag verbüßt.
Jedes Bitten: Lass uns mal das, sollen wir mal jenes. Nichts....
Kleines Beispiel heute. Er hat was in der Werkstatt repariert, wir haben zusammen gegessen und er sagt: am liebsten würde ich mich ins Bett legen und das Hörbuch weiter hören.
Mach ich aber jetzt nicht, wäre ja blöd, lieg ich den ganzen Tag im Bett.
Geht in die Werkstatt, kommt nach 15 Minuten wieder und sagt:
Ich habs mir überlegt, ich hör doch das Hörbuch weiter.....

Oder anderes Beispiel: Er sagt: ich würde ja gern nochmal ein Buch lesen. Ich: mach doch. Er: ich kann aber mit der Brille gar nichts mehr sehen..... Ich: dann bitte geh zum Optiker, das kann doch nicht sein, das Du nichts siehst. Er: Dann wird mir wieder schwindelig, wenn der die Gläser anpasst, das kann ich nicht....
Also keine Brille, damit ihm nicht schwindelig wird.

Meine Kraft ist dahin, meine Liebe auch... das ist mir das schlimmste.
Klar, wir lachen noch ab und zu, aber ich kann ihn nicht mal mehr in den Arm nehmen...
Es mag egoistisch klingen, aber ich will wieder glücklich sein.
Ist das egoistisch?
Wir leben hier zwei Leben nebeneinander her. Ich habe einen kleinen Freundeskreis und tu was für meine psychische Gesundheit. Habe ein gutes Arbeitsverhältnis und einen tollen Chef.
Ich habe jetzt mit ihm 27 Jahre verbracht und die waren nicht nur schlecht.
Ich frage mich aber gleichzeitig: wieviele Jahre hälst Du das noch aus und machst es mit?

Andersrum weiß ich, wenn ich gehe, dann wird hier nie wieder was gut werden.
Vielleicht vergräbt er sich dann ganz.
Und vielleicht schlimmeres.

Die Bitten, einen neuen Therapeuten zu suchen, schlägt er aus. Die sagen alle das gleiche....

Es tut mir schon gut, das alles schreiben zu können und ich weiß, das nur etwas zum Guten passieren wird, wenn ER das will und zulässt.
Aber manchmal ist es einfach nur schwierig....
Remu
Beiträge: 55
Registriert: 26. Nov 2020, 21:37

Re: Trennung?

Beitrag von Remu »

Hallo Trollkind,

puh, das ist schon ein ganz schöner Brocken! Und 27 Jahre sind eine lange, lange Zeit.

Das Thema Trennung bzw. die Gedanken daran kommen wohl in jeder langen Beziehung vor. Ist eben tatsächlich nur die Frage, wie lange man selbst noch durchhält oder durchhalten will. Da kann ich dir auch nicht wirklich einen Tipp geben außer den einen, alles gut abzuwägen. So eine Trennung ist nach so langer Zeit schon ein großer Schritt. Und was sind die Konsequenzen? Genau wie du schon sagst: was passiert dann mit eurem Zuhause, mit deinem Mann.

Ich muss gestehen, dass ich mich diese Woche sehr gequält habe mit düsteren Träumen, Gedanken, was wird sein usw. Das tat mir natürlich absolut nicht gut, die Tränen kamen und gingen, wie sie wollten. Mir war das zuviel, also habe ich nach anderthalb Jahren mein Notizbuch herausgeholt und alles runtergeschrieben, was mir im Kopf herumschwirrt, damit diese ganzen blöden Gedanken da raus sind. Ich kann mir sonst was ausmalen, mir einreden: es sind "nur" meine Gedanken, es fand zu diesen Themen, die ich gewälzt habe, noch kein Gespräch statt. Unter anderem habe ich mich gefragt, wie soll es weitergehen bei uns? Wird mein Mann immer wieder unzufrieden sein? Ist das vielleicht sogar ein Muster in seinem Leben? Warum werde ich damit reingerissen? Warum bin ich nicht stark genug, um das nicht so an mich herankommen zu lassen? Ich fühle mich unsicher und hilflos und weiß gerade wirklich nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn mein Mann nach Hause kommt. "Normal" verhalten heißt für mich locker sein, das bin ich nicht, dafür setzt mir zu viel im Moment zu.

Leider kenne ich dieses Bild, das du von deinem Mann zeichnest, sehr gut: herumsitzen, zu nichts zu motivieren, alles eher negativ, das Handy ist wichtiger (?). Das war bei uns erst letzte Woche. Für mich 5 Schritte zurück, genau zu der Stelle, an der wir vor ein paar Jahren waren und nie wieder hinwollten. Ist nun für mich die Frage: wie sieht mein Mann das?

Dass deine Kraft irgendwann versiegt ist, kann ich absolut nachvollziehen. Da könnte man eventuell noch was unternehmen, doch wenn du sagst, deine Liebe ist auch dahin.... Bist du ganz ganz sicher? Hast du deinem Mann das mal direkt gesagt, dass du keine Kraft mehr hast und wie du eure Ehe siehst?
Irgendwie möchte man denjenigen auch mal kräftig durchschütteln, oder? So geht es mir manchmal, wenn dann nur hin- und hergesprungen wird, weil mein Mann keine richtige Meinung haben kann oder will. Ich hab z. B. dann irgendwann mal gesagt: ich gehe jetzt ins Nebenzimmer, überleg dir, was du willst und dann kannst du Bescheid sagen. Ich kam mir vor wie eine Mutter (die ich nicht bin), die ihren Teeniesohn zur Rede stellt. Hat aber geklappt.

Tja, sind deine Gedanken und Wünsche egoistisch? Kann man das mit ja oder nein beantworten? Es heißt von anderen Leuten immer, man soll an sich denken, damit man nicht auf der Strecke bleibt, man selbst habe ein Recht auf Glücklichsein und und und. Aber was heißt es dann in einem Fall wie deinem? Geht irgendwann alles von vorne los, wenn man sich trennt und vielleicht jemand anderen an der Seite hat?

Versuche, mit deinem Mann ganz klar zu reden. Und zwar so, dass er merkt, du meinst deinen Überlegungen ernst. Du hast so recht, wenn du sagst, dass es manchmal einfach nur schwierig ist. Wobei ich im Moment das als Dauergefühl empfinde. Das muss sich definitiv ändern. Also: packen wir's an!

Viele Grüße, Remu
Trollkind
Beiträge: 10
Registriert: 13. Mai 2015, 09:34

Re: Trennung?

Beitrag von Trollkind »

Danke Euch beiden für Eure ausführlichen Antworten. Natürlich schmeisse ich nicht einfach so alles weg. Ich hadere ja mit mir selbst und versuche, Lösungen zu finden. Allerdings möchte ich auch unsere/meine Zukunft nicht aus dem Blick verlieren und frage mich daher, was wird noch kommen, wie wird es werden, soll und kann es ein gemeinsamer Weg werden?
Ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, wo ich hin soll.... Aber das was passieren sollte, egal in welche Richtung, das ist sicher.

@ Jupiter: Ich fühle mich durch sehr vieles gestärkt, die Kleinigkeiten, die das Leben bietet, Sonne, aufkommender Frühling, all das weiß ich als Geschenk zu sehen und es tut mir gut. Meine Familie gibt mir Kraft, meine Arbeit und meine wirklich beste Kollegin und bester Chef. Ich habe sehr viele Ausgleiche, die ich mich schaffe.
Die Sache mit einem Klinikaufenthalt ist etliche Male durchgekaut. Er will nicht in eine Einrichtung. Er will auf keinen Fall von zu Hause weg. Das hat auch der Therapeut vorgeschlagen. Nein, macht er nicht. Schwierig.

Mein Mann weiß um meine Gedanken, wenn er wütend ist, sagt er: dann geh, ich habe vollstes Verständnis, ich wöllte hier auch nicht ausharren.
Aber ich weiß, das es sein Untergang würde und auch aus seinen beruflichen Plänen würde dann nichts mehr werden.
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Trennung?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo Trollend,

ich stecke in einer ähnlichen Lage wie du und habe hier auch schon gepostet. Wegen der familiären Belastungssituation hatte ich eine eigene Therapie bekommen, die mich bis heute trägt, und einer der Kernsätze war, dass ich als Ehefrau (bzw. Mutter, da auch der Nachwuchs psychische Probleme hat) nicht verantwortlich bin für erwachsene Menschen, alles für sie gerade zu biegen, Therapien zu organisieren etc. Sicher macht man als liebende Angehörige Angebote, jemand zu unterstützen, aber auf Dauer wird es einfach zu viel. Bei mir sind es, die Ehe betreffend, auch etwa 15 Jahre Probleme. Unser letzter Stand ist, dass ich mir einen Vollzeitjob suche (was ich auch tue!) und wir dann getrennte Wege gehen. Da das mit dem Jobsuchen zur Zeit halt nicht ganz leicht ist, merke ich schon wieder, wie mein Mann sich darauf verlässt, dass alles so bleibt wie die letzten Jahre - eben nach seinem Modus zu leben. Und damit es keinen Knatsch gibt, macht man das halt mit... Also spontan denke ich, trenne dich, vor allem, wenn das schon so lange geht. Setzt er dich unter Druck, sagt er, wenn du gehst tut er sich was an?

Liebe Grüße an dich
Trollkind
Beiträge: 10
Registriert: 13. Mai 2015, 09:34

Re: Trennung?

Beitrag von Trollkind »

@ Jupiter: Ja, ich verstehe, das man Hilfe annehmen kann und sollte. Ich wäre auch bereit, den Weg zu gehen, aber ich möchte einfach auch, das er ihn mitgeht. Und da sehe ich kein Vorwärtskommen.

@ Hilfe: Du sprichst mir aus der Seele, genau das meinte ich, er verlässt sich in allem auf mich. Du regelst das, alles kann so bleiben, läuft doch irgendwie. Er muss seine Komfortzone so gut wie nie verlassen und nur dann, wenn er das will.
Unter Druck setzt er mich nicht, er hat zwar schon oft gesagt: Wäre ich nie geboren worden, hätten wir uns doch nie kennen gelernt. Aber noch NIE: ich bringe mich um oder ich will nicht mehr leben. Er hat Angst vor dem Tod und Angst vorm sterben. Von daher ist es nicht das, was ich befürchte, eher, das er sich komplett zurück zieht und aus dem Loch nie wieder raus kommt.
Ich möchte einfach keinen komplett in sich zerstörten Mann zurück lassen, an dessen Schicksal ich dann auch noch Schuld wäre. Er tut mir ja auch leid und ich versuche auf ihn einzuwirken. Aber nochmal, wenn er nicht will, red ich mir den Mund fusselig.... wie schon so oft....
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Trennung?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo Trollkind,

du schreibst, du seist an seinem Schicksal schuld, wenn du ihn verlässt! Aber er ist doch ganz allein für sein Schicksal verantwortlich. Sicher, das ist schwer, wenn jemand depressiv ist, und ich weiß, was du meinst. Du willst seinen Zustand nicht verschlimmern...
Trollkind
Beiträge: 10
Registriert: 13. Mai 2015, 09:34

Re: Trennung?

Beitrag von Trollkind »

@ Hilfe: Richtig, genau so meinte ich das. Ich möchte nicht moralische Schuld mittragen, das die Situation sich nicht verbessern kann sondern er in die Angst- u Depressionsstarre verfällt.

Es war bei den anderen Abstürzen auch oft so, das es nach einem halben Jahr wieder besser ging. Und voriges Jahr waren auch gute Zeiten dabei, wo er gearbeitet und gut gelaunt war. Aber jetzt sehe ich halt kein Ende mehr, irgendwie....
Remu
Beiträge: 55
Registriert: 26. Nov 2020, 21:37

Re: Trennung?

Beitrag von Remu »

Hallo Trollkind,

ist es denn nicht schon Druck, wenn dein Mann sagt, wäre er doch nie geboren, hättet ihr euch doch nie kennengelernt?
Und ist es nicht auch sehr viel Druck, wenn er sich komplett auf dich verlässt? Habt ihr denn mal offen darüber gesprochen? Also wirklich offen? Kann es sonst vielleicht auch sein, dass er sich sehr bzw zu sicher fühlt, dass alles so bleibt, wie es ist?

Liebe Grüße, Remu
Schlumpffine
Beiträge: 381
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Trennung?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Trollkind,
leider habe deine Thread erst jetzt entdeckt.
Die Erkrankung deines Mannes musst Du von Dir trennen.
Wenn er so tief in der Depi steckt wie Du postet, kommt er ohne Professionellen Therapeutischen Klinikaufenthalt nicht mehr heraus.
Bei Dir sehe ich die Gefahr einer Koabhängigkeit bzw. einer Adaption.
Gespräche würden in so einer Situation zu nichts führen.
Bedenke bitte auch,das eine Depression immer wieder zyklisch verläuft und es eine Illusion ist, anzunehmen, das es "besser" wird.
Nur mit professioneller Hilfer für euch beide wird das Licht am Ende des Tunnels heller.
Kerstin
Trollkind
Beiträge: 10
Registriert: 13. Mai 2015, 09:34

Re: Trennung?

Beitrag von Trollkind »

@ Remu: klar habe ich das angesprochen. Sehr deutlich auch gesagt, das es für mich so nicht weiter geht. Aber wir sind halt auch zu lange zusammen, um alles hin zu schmeißen?
Ich weiß, das entweder WIR zusammen dran arbeiten müssen oder keiner.

@ Kerstin: danke für deine Worte! Und Du hast recht, dessen bin ich mir bewusst. Ohne professionelle Hilfe wird es nichts, aber darauf hoffe ich vielleicht noch ...
Schlumpffine
Beiträge: 381
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Trennung?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Trollkind,
"Ohne professionelle Hilfe wird es nichts, aber darauf hoffe ich vielleicht noch ..."diesen Satz verstehe ich nicht.
Einfach gesagt, aber manchmal schwer durchzuführen, bei der örtlichen Terminservicestelle (TSS) anrufen und Termin machen. Hingehen und der erste Schritt ist getan.
Leider sagt der innere Schweinehund sehr oft nein.
Gruß
Schlumpffine
inke43
Beiträge: 7
Registriert: 6. Okt 2020, 18:53

Re: Trennung?

Beitrag von inke43 »

Ich finde es ist immer so leicht gesagt, geh dir Hilfe suchen oder beende es. So einfach ist es jedoch nicht immer. Ich bin in genau derselben Situation, wir haben auch alles schon durch Therapien, Tagesklinik usw. es ändert sich kurz etwas und dann geht alles von vorne los. Da ich eh schon alles alleine mache und mich um alles kümmere, wäre es für mich kein Problem, wenn er gehen würde aber das tut er nicht. Wie auch ohne Arbeit und ohne Motivation und bei mir ist die Angst, dass er sich etwas an tut. Wie sollte ich mir das verzeihen oder unserem Kind erklären? Und die Stellen mit den guten Ratschlägen führen das Leben nicht. Es ist wahnsinnig schwer zu entscheiden.
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