Jugendliche mit Morgentief

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kormoran
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Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von kormoran »

Liebe Leute,
darf ich heute einmal für eine Freundin etwas fragen?
Ihre Tochter im Teenager-Alter leidet unter Depressionen (die genaue Diagnose kenne ich nicht), und ein großes Problem ist u. a., dass sie es morgens nicht aus dem Bett schafft.
Sind Eltern hier, die damit Erfahrung haben und vielleicht irgendeinen Tipp geben können, wie man damit umgehen kann?
Danke und liebe Grüße
kormoranin
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FrequentFlyer
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo kormoran!

Als Vater von einem erwachsenen Sohn und einem im Teenageralter (ohne Depressionen), würde ich sagen das dies vollkommen normal ist. So viel ich zu dem Thema weiß, erhöht sich der Schlafbedarf während der Pubertät wieder. Ganz zu schweigen, dass es zum jugendlichen "Lifestile" gehört lange zu schlafen. Ich würde mich um meine Kinder sorgen, wenn sie morgens um sieben gutgelaunt ihr Homeschooling oder ihre Vorlesungen vorbereiten würden. Das wäre ein nicht "Artgerechtes" verhalten ;-)
Deswegen mein Tipp: Das ganze locker sehen. Sorgen würde ich mir erst machen, wenn sie auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt aufstehen wollen - aber auch da nicht bei einzelnen Tagen. Ein Teenager schafft es locker mal 24 Stunden vom Bett aus sein Leben zu führen ;-)
Außerdem gibt es noch Menschen die schlicht weg und einfach zeitversetzt leben - dazu würde ich fast alle Jugendlichen zählen. Der Verein Delta-T klärt darüber auf. Leider ist ihre Website down. Aber im Kern geht es darum, dass es Menschen gibt deren Lebensrhythmus halt einfach zeitversetzt ist zu dem bei uns üblichen Lebensrhythmus. Für solche Menschen sind natürlich Eltern, die darauf bestehen das man um acht Uhr morgens aufsteht, der reine Horror! Also auch hier, locker bleiben.

LG
kormoran
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von kormoran »

Hallo FrequentFlyer,

danke für deine Antwort.

Das hilft mir bzw. der Familie leider nicht weiter - das Problem geht über das normale Maß eines halt veränderten Teenager-Zeitrhythmus weit hinaus und es kostet sie alle eine Menge Kraft und Nerven, täglich diesen langen Kampf auszufechten (nicht ein Kampf gegen das Kind, sondern gegen diese enorme Schwierigkeit).

lG kormoranin
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FrequentFlyer
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von FrequentFlyer »

Liebe kormoranin,

da können durchaus zwei Dinge gleichzeitig passieren, wenn nicht sogar drei. Wie gesagt, ich halte dies durchaus für normal, wenn Teenager mal 24 Stunden im Bett "abschimmeln" - so hab ich das immer genannt. Das ist auch durchaus ein Teil der Selbstbestimmung die Teenager für sich entdecken - und sei es nur über den Zeitpunkt zu bestimmen wann sie schlafen. Vergiss bitte nicht, dass man kleine Kinder immer früh ins Bettchen schickt und von Säuglingsalter an, Schlafen und Essen immer ein wichtiges Thema ist. Von dieser Fremdbestimmung muss sich ein Teenager lösen!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, das in der Gemengenlage es mehr als schwer ist zu erkennen, was normal ist und was auf Depressionen zurückzuführen ist. Aber vor diesem Hintergrund würde ich eher dazu raten entspannt zu bleiben.
Und natürlich ist dies ein Kampf gegen das Kind. Es hat sich dazu entschieden weiter im Bett zu bleiben oder, so kenne ich es von meinen Jungs, dafür entschieden die Verantwortung des Aufstehens auf die Eltern zu übertragen - noch heute ruft mein 21 jähriger Sohn mich am Vorabend eines wichtigen Termins an, damit ich ihn pünktlich wecke. Und selbstverständlich bin ich so blöd und mach das auch noch.
Wie auch immer - dies ist ein wunderbares Terrain um die Konflikte mit den Eltern während der Pubertät auszutragen und die Frage die man sich als Eltern hierbei stellen muss ist, lohnt sich das? Wenn es normal ist, 24 Stunden im Bett abzuschimmeln, kann es dann nicht normal sein, 48 Stunden im Bett zu bleiben wenn man unter Depressionen leidet? Und muss man sich wirklich als Eltern dafür verantwortlich fühlen, wann und nach wie viel Stunden das Kind aus dem Bett kommt?
Betrachte es mal aus dem Blickwinkel eines pubertierendes Kindes: Nur weil erwachsene Spießer meinen das acht Stunden Schlaf genug sind, soll ich jetzt aufstehen? Nicht wirklich, oder?

LG
kormoran
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von kormoran »

danke, das ist alles ganz lieb, geht aber leider komplett an meiner frage und dem problem vorbei.
seid mir nicht böse, aber die hinweise darauf, dass teenager nun mal müde sind, ist hier so hilfreich wie "jeder ist mal niedergeschlagen".
es hat einen grund, warum ich die frage hier im depressionsforum stelle und nicht in irgendeinem elternforum.

lg kormoranin
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DieNeue
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kormoran,

ich denke, es ist schon ein Unterschied, ob man als Teenager den halben Tag im Bett verbringen WILL (weil einem das Spaß macht, aus Rebellion gegen die Eltern, weil man spät ins Bett ist o.ä.) oder ob man eigentlich aufstehen will, aber nicht KANN.
Ich hatte auch oft das Problem, dass ich es nicht geschafft habe, mich nach dem Aufstehen anzuziehen und ewig im Schlafanzug rumgelaufen bin. Eine Freundin meinte mal, wenn sie das könnte, würde sie das auch machen. Es ist aber was völlig anderes, im Schlafanzug rumzulaufen, das zu genießen und sich einen schönen Gammeltag zu machen, als wenn ich mich den halben Tag damit rumquäle, es endlich hinzukriegen mich anzuziehen.

Bei mir haben da nur Medikamente geholfen. In der Früh ein antriebsteigerndes Antidepressivum und abends dann ein schlafförderndes. Das am Abend hatte anfangs am nächsten Tag noch sehr nachgewirkt, so dass ich im Stehen einschlafen hätte können, aber mittlerweile hat sich ein guter Rhythmus eingestellt und ich komme super aus dem Bett.
Ich habe zwar den Vorteil, dass ich nicht nach dem Wecker aufstehen muss, aber das ist ja relativ egal, denn es geht ja hauptsächlich darum, wie schnell ich aus dem Bett komme, sobald ich aufwache. Und ich sehe da schon einen Unterschied, ob ich nicht aus dem Bett will, weil ich noch nicht aufstehen will, wenn der Wecker klingelt o.ä. oder ob ich es vor lauter depressiver Schwere nicht schaffe.

Ich weiß nicht, inwieweit Jugendliche schon Antidepressiva nehmen dürfen und ob das eine Option wäre. Ich kann da nur erzählen, was bei mir geholfen hat.
Andersherum kann es natürlich auch sein, wie Jupiter schreibt, dass Antidepressiva müde machen. Selbst mein antriebssteigerndes Medikament hat bei einem Mitpatienten völlige Müdigkeit ausgelöst.

Hoffe, ich konnte dir etwas helfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Greta1962
Beiträge: 281
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von Greta1962 »

Hallo!

Ich verstehe das Problem vollumfänglich.
Mein Sohn hat genau 3 Jahre "verschlafen" ... hat, als vorher guter Gymnasiast, gerade noch mit Ach und Krach seinen Hauptschulabschluss bekommen.

Was man machen kann!? Ich kann es gar nicht sagen. Es dauerte natürlich erst eine Zeit, bis bei ihm Depressionen diagnostiziert wurden (vorher wurde es auch auf pubertäres Schlafbedürfnis geschoben!) - dann bekam er Therapie, Tagesklinik, Antidepressiva ... ! Aber eine wirkliche Hilfe kann ich jetzt rückwirkend nicht genau benennen.

Nach 3 Jahren - und das waren lange Jahre, gerade weil ich auch nicht endgültig wusste, ob er nicht vielleicht doch suizidgefährdet ist - wurde es irgendwann besser. Da war er 19. Er holte den Realschulabschluss nach, machte Fachabi, studierte BWL und Informatik, ist ausgezogen und lebt mit seiner Partnerin zusammen (er ist jetzt fast 30). Alles gut soweit - obwohl er immer noch gefährdet ist, so fühle ich das zumindest als Mutter.

Das alles war für mich Auslöser für meine Depression jetzt. Ich habe diese Zeit noch nicht verarbeitet.
Liebe Grüße von ..... Greta
kormoran
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Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von kormoran »

Liebe Neue, liebe Greta,

ich hab eure Antworten erst jetzt gelesen, vielen Dank dafür!

So ist es, ich kenne den Unterschied ja aus eigener Erfahrung - es ist ein riesen Unterschied, ob man etwas nicht will oder nicht kann (bzw. nicht wollen kann ...) Und dass das für die Eltern bei einem Teenager schwer zu unterscheiden ist, macht die Sache nicht einfacher.
Das Mädchen bekommt bereits ein Antidepressivum, das hilft wohl, aber das mit dem Aufstehen bleibt ein Problem.

Alles Gute für deinen Sohn und für dich, Greta!
lg kormoranin
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FrequentFlyer
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Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi!

Ein sehr großer Vorteil dieses Forums ist es, dass man hier in Kontakt mit anderen Menschen kommen kann, die Erfahrung mit Depressionen haben. Hier kann man voneinander lernen und Erfahrungen austauschen. Was wir aber uns sehr selten bewusst machen ist die Tatsache, dass wir hier alles immer unter dem Aspekt der Depressionen sehen. Wir müssen einfach anerkennen, dass wir uns hier in einer Blase befinden, in der sich alles um Depressionen dreht.
Wie in zwei verlinkten Artikeln weiter oben steht, und wie es auch meine Erfahrungen sind, sind Probleme beim Aufstehen bei Teenagern nicht die Ausnahmen, sondern die Regel.
Und jetzt stelle ich mir einfach nur mal einen Teenager vor, dessen Verhalten beim Aufstehen von seinem Umfeld immer nur unter dem Aspekt von Depressionen gesehen wird. Und jetzt stelle ich mir einen Teenager vor, dessen Hirn nur mit dem süßen Englischlehrer beschäftigt ist, aber dessen Umfeld von Aufstehen wollen oder können redet. Und ich stelle mir einen Teenager vor, dessen Peergruppe von Gleichaltrigen mit ihrem „Abhängen“ im Bett ständig kokettiert – aber das unmittelbare Umfeld spricht von Depressionen.
Aber genau in so einer Blase ist dieser Teenager gefangen von seinem Umfeld. Einem Umfeld, das alles unter dem Aspekt von Depressionen sieht.
Versteht mich nicht falsch – aber hier besteht auch eine riesengroße Gefahr. Einer Gefahr, die in diesem Forum selten gesehen wird – aus einem durchaus „normalen“ Verhalten, wird ein depressives gemacht – einfach weil wir hier immer alles nur mit dieser Brille sehen. Denkt mal drüber nach.
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von Greta1962 »

FrequentFlyer hat geschrieben: Versteht mich nicht falsch – aber hier besteht auch eine riesengroße Gefahr. Einer Gefahr, die in diesem Forum selten gesehen wird – aus einem durchaus „normalen“ Verhalten, wird ein depressives gemacht – einfach weil wir hier immer alles nur mit dieser Brille sehen. Denkt mal drüber nach.
Das sehe ich genau anders herum!
Die Gefahr ist, dass man immer nur an "normales Teenager-Verhalten" gedacht wird - und somit wertvolle Zeit verstreicht.

Als das bei meinem Sohn los ging, hat zunächst niemand an Depressionen gedacht - jeder beruhigte, "das wird schon!" ... "das ist das Alter!" ... "das ist eine Phase!" ... usw. ... zumal das Thema Depressionen da überhaupt nirgends in der Familie und Freundeskreis präsent war. Da hatte niemand eine "diese Brille" auf - im Gegenteil. So verstrich wertvolle Zeit - und als einen dann die Erkenntnis mit Wucht traf, dass es eben kein normales Verhalten, sondern eine Krankheit ist, die dringend behandelt werden muss, da war es fast zu spät ...

Deshalb mein Rat an alle Eltern:
Wachsam sein und bleiben und beunruhigende Gedanken und Befürchtungen nicht verdrängen, sondern ihnen auf den Grund gehen - und sich Hilfe suchen!
Liebe Grüße von ..... Greta
DerWolf
Beiträge: 47
Registriert: 5. Mär 2017, 16:21

Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von DerWolf »

Hallo Kormoran,

das Morgentief und das nicht Aufstehen können (Antriebslosigkeit) ist eines der Hauptsymptome einer Depression und somit ein großes Alarmzeichen, unabhängig ob jugendlich oder welches Alter.

@frequentflyer,

ich schätze vieler deiner Beiträge, aber hier liegst du falsch und verrennst dich. Und ich finde es ziemlich fahrlässig und gefährlich, was du in deinen Posts mit pubertären Allüren abtutst. Dem ist nicht so.

Und je länger keine Hilfe/Behandlung/Verständnis erfolgt, umso gefährlicher kann der Krankheitsverlauf werden.

Und nun Kormoran zu deiner eigentlichen Frage. Die Eltern sollten auf keinen Fall Druck aufbauen ala "man muss doch...", " das wird schon wieder...", "mach doch was schönes...", "wenn du..., dann helfen wir..." u. ä und auch nicht mit Sorge oder Verängstigung reagieren.
Sie sollten empathisch sein und Hilfe anbieten, wenn diese gewünscht ist, um vielleicht eine Behandlung auf den Weg zu bringen.

Weiter wäre es sinnvoll, sich selbst Hilfe/Beratung zu suchen, eventuell auch auf einem Weg, zu erkennen, welches denn ihre Anteile daran sind.
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

Ich fühle mich unverstanden :-( … und deshalb schreibe ich hier noch etwas dazu :-)
Nein, alles gut. Wahrscheinlich habe ich einfach nicht die richtigen Worte gefunden, um meinen Punkt zu transportieren.

Es geht nicht darum Antriebslosigkeit zu verharmlosen oder einfach nur als harmlose Allüren eines Teenagers abzutun. Es ist EIN Symptom einer Depression und selbst dieses muss nicht zwingend vorliegen. Symptome können schon sehr individuell sein, so zumindest habe ich es in den letzten Jahren mitbekommen.
Ich möchte es einfach auch mal umgekehrt betrachten:

Darf ein depressiver Teenager nicht auch Allüren haben?

Meine Sichtweise ist sehr geprägt von der Forderung meiner Freundin an mich, nicht alles unter dem Blickwinkel der Depressionen zu sehen. Das versuche ich auch und glaube schon, das dies unser Verhältnis entspannt hat. Wenn sie mal außerhalb ihrer Episoden einen Tag antriebslos ist, dann hat sie wie jeder andere Mensch auf dieser Welt einfach mal keinen Bock für einen Tag. Als Angehöriger läuft man aber gerne in die „Falle“ hinein und sieht schon wieder die Depression als Grund dafür und agiert entsprechend. Im besten Fall ernte ich dann ein Augenrollen und das völlig zurecht. Und jetzt gibt es auch noch Charaktereigenschaften, wie etwa Introvertiertheit, die man als Angehöriger oder Partner sehr schnell als depressives Symptom sieht. Letztlich ist dies alles ein Minenfeld, das man nur durch Gelassenheit entschärfen kann. Und genau zu dieser Gelassenheit im Umgang mit einzelnen Dingen möchte ich empfehlen.
Pubertierende Teenager haben nun mal einen erhöhten Schlafbedarf, weil sich der Körper sehr verändert in der Zeit. Es gibt auch so einen Art Kult (erinnert euch doch mal selbst an eure Pubertät) um das spät ins Bett gehen, das lang schlafen, das ab-gammeln im Bett, das bis spät in die Nacht hinein schauen von Videos auf Netflix, das zocken bis spät in die Nacht hinein. Es geht auch sehr darum sich von den Eltern abzugrenzen – von ihren Tugenden und Eigenschaften. Es geht darum sich nicht mehr als Teil seiner Eltern zu sehen, sondern sich seiner eigene Individualität bewusst zu werden – es geht in der Pubertät einfach sehr viel um Abgrenzung. Am Ende dieses Prozesses steht einfach ein eigenständiger erwachsener Mensch. Und wenn ich mich in einen Teenager hineinversetze, kann ich mir wirklich keinen besseren Weg vorstellen mich von meinen Eltern abzugrenzen, als im Bett zu bleiben, wenn diese dies Aufstehen und das „fleißig“ sein von mir fordern.
Letztlich ist es ein Schlachtfeld, bei dem du als Eltern nur verlieren kannst. Wenn du die Grenzen, die dir deine Kinder in der Pubertät setzen nicht akzeptierst und dich selbst für das Aufstehen verantwortlich fühlst, kommt am Ende ein unselbständiger Mensch raus. Ja, das nicht aufstehen wollen kann ein Symptom sein, muss es aber nicht. Aber die zentrale Frage für mich ist:
Dürfen depressive Teenager nicht auch Allüren haben? Oder viel weitergehend: Dürfen depressive Menschen nicht auch Allüren haben? Dürfen die nicht mal einfach im Bett bleiben? Dürfen die nicht einfach mal lustlos sein? Oder allgemein ausgedrückt: Dürfen depressive Menschen nicht ohne schlechtes Gewissen die „Privilegien“ genießen, die wir als Angehörige genießen dürfen? Warum muss sich ein depressiver Teenager rechtfertigen wenn er nicht aufstehen möchte, während ein nicht depressiver Teenager sich im Netz dafür feiern lässt?
Wie gesagt, ich möchte dies nicht verharmlosen, aber ich glaube, dass man bei Teenagern als Eltern eher gelassen reagieren sollte und dies "Morgentief" eher in einen Gesamtkotext stellen sollte.

LG
belladonna_
Beiträge: 398
Registriert: 29. Okt 2020, 13:49

Re: Jugendliche mit Morgentief

Beitrag von belladonna_ »

Lieber FrequentFlyer,

ich finde es sehr gut, nicht alles zu pathologisieren und natürlich dürfen auch depressive Menschen mal einen schlechten Tag haben, im Bett liegen... etc.

Meiner Meinung nach ist da die Grenze erreicht, wo bei dem Betroffenen (also in diesem Fall der Teenager) ein Leidensdruck besteht. Dann muss man handeln (oder ich hätte mir das zumindest in meiner Pubertät gewünscht, mein "im-Bett-liegen" war nicht gewollt, sondern von einer schweren psychischen Erkrankung verursacht). Aber dafür muss man den Teenager fragen, wie sieht er das, würde er gerne aufstehen, kann aber nicht? Wie geht es ihm? Ehrlich und empathisch nachfragen, also die Betroffenensicht miteinbeziehen - und dann kann man handeln.

Liebe Grüße
belladonna
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