Vollständige Genesung anstreben

Katerle
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Katerle »

Hallo Philosophin,

dann hör doch mal bitte mit deinen falschen Vorurteilen gegenüber anderen auf, dementsprechend fallen dann auch die Reaktionen aus und schere nicht einfach alle über einen Kamm...

LG Katerle
malu60
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von malu60 »

bringt nix
Zuletzt geändert von malu60 am 23. Feb 2021, 10:17, insgesamt 1-mal geändert.
Leben ist mehr
Mooseba
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Mooseba »

Für mich ist fakt: Ich werde mich nur dann einigermaßen gut behandeln, wenn ich auch Vollzeit arbeiten gehe. Ansonsten würde ich mich erst recht vor Scham und schlechtem Gewissen zurückziehen. Da können tausende Therapeuten was anderes sagen, sie werden nicht durchdringen. Für mich wird ein angenehmes Leben stets nur als Verdienst möglich sein.
Jetzt, wo ich gerade keinen Job habe, gönne ich mir wenig, obwohl Zeit und Geld vorhanden sind. Das wird in der Klinik wahrscheinlich kaum besser sein. Wenn aber nicht bald der Termin bekannt ist, wird das schlechte Gewissen siegen, ich mir einen Job suchen und die Klinik absagen.
Ich möchte hier niemanden auf die Füße treten. Ich schreibe nur, wie es bei mir ist. Ich werde auch mit chronischen Depressionen immer Vollzeit arbeiten gehen, auch bei langem Arbeitsweg. Mir ist mittlerweile klar, dass ich nicht aus meiner Haut kann.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Mooseba
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Mooseba »

Jupiter19 hat geschrieben: Jeder von uns wünscht, Glück zu erleben und Leid zu vermeiden.
Mehr noch, jeder von uns hat dasselbe Recht,
Glück zu erfahren und Leid abzuwenden.
Wenn Sie akzeptieren, dass alle Wesen in dieser Hinsicht gleich sind,
spüren Sie spontan Mitgefühl und Nähe zu ihnen.
Aus dieser Einstellung wiederum entsteht eine aufrichtige Haltung
der universellen Verantwortung.

© Dalai Lama
(*1935), (Das Lächeln des Himmels), eigentlich Tenzin Gyatso, 14. geistiges und politisches Oberhaupt der Tibeter, wurde 1989 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis Seiner Heiligkeit
Gandhi und Dalai Lama, nachweislich üble Frauenfeinde, die wider besseres Wissen gern für toll klingende Zitate herhalten müssen.

https://www.emma.de/artikel/schlingel-i ... sex-265043" onclick="window.open(this.href);return false;

https://www.focus.de/wissen/mensch/rass ... 45145.html" onclick="window.open(this.href);return false;
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
anna54
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von anna54 »

Also,wer hat Heilung aufgegeben?
Ich sehe durchaus,dass junge Menschen andere Erfahrungen und Erwartungen haben.
Eine Vollzeitarbeitsstelle,wer gibt die auf,freiwillig? Keiner.
Der Thread ist nicht verkommen,er zeigt,dass es unterschiedliche Erfahrungen und letztlich Leidenswege gibt und das ein älterer Mensch eben diese "Langzeitbeobachtung" des Leben mit Depression machen kann.
Wer am Anfang der Krankheit steht,sollte sich nicht den Mut nehmen lassen.
Aber erfahrenen Menschen die Tür zu weisen,das ist gegen alle Regeln,die nun einmal ein Forum hat.
Jeder darf hier seine Meinung auch aussprechen,klug ist,wer sich beizeiten Erfahrung von Erfahrenen zu nutze macht.
anna54
Mooseba
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Mooseba »

anna54 hat geschrieben:Also,wer hat Heilung aufgegeben?
Ich sehe durchaus,dass junge Menschen andere Erfahrungen und Erwartungen haben.
Eine Vollzeitarbeitsstelle,wer gibt die auf,freiwillig? Keiner.
Der Thread ist nicht verkommen,er zeigt,dass es unterschiedliche Erfahrungen und letztlich Leidenswege gibt und das ein älterer Mensch eben diese "Langzeitbeobachtung" des Leben mit Depression machen kann.
Wer am Anfang der Krankheit steht,sollte sich nicht den Mut nehmen lassen.
Aber erfahrenen Menschen die Tür zu weisen,das ist gegen alle Regeln,die nun einmal ein Forum hat.
Jeder darf hier seine Meinung auch aussprechen,klug ist,wer sich beizeiten Erfahrung von Erfahrenen zu nutze macht.
anna54
Guter Beitrag. Danke, Anna.
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Philosophin
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

Hier ist der Link zu einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen, in dem der Psychiater Christian Dogs zum Thema Arbeiten mit Depressionen sagt: "Was wollen Sie denn zu Hause? Die Wände anstarren, bis es Ihnen richtig dreckig geht? Der Mensch braucht Arbeit, er muss raus, unter Leute." Er erkennt aber auch an, dass die Stundenzahl reduziert werden sollte und spricht sich für eine Teil-Krankschreibung aus.

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 33439.html" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Auch den restlichen Text finde ich sehr lesenswert...

LG Philosophin
Gertrud Star
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Philosophin,

Der Herr Doktor in dem Artikel glaubt sehr an die Resilienz. Ich glaube, von ihm mal einen Artikel in einer anderen Zeitschrift gelesen zu haben. Da schrieb er auch, was ihm dann letztendlich geholfen hat. Da waren andere Menschen mit am Zuge.

Philosophin, das ist das erstemal, dass ich lese, wie es dir ging, als du noch jünger warst. Gut ist anders, denke ich. Nun, Marathonläufer muss nicht jeder werden. Für mich fühlt sich "Leben" derzeit an wie Marathon, wo ich erst am Anfang bin, und erst kurz vor dem Sterben ans Ziel kommen werde. Naja, so fühlt es sich an, ist aber nicht so.

Darf man wissen, was du für eine Körpertherapie machst?

Gruß Gertrud
Katerle
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Katerle »

Philosophin hat geschrieben:Hier ist der Link zu einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen, in dem der Psychiater Christian Dogs zum Thema Arbeiten mit Depressionen sagt: "Was wollen Sie denn zu Hause? Die Wände anstarren, bis es Ihnen richtig dreckig geht? Der Mensch braucht Arbeit, er muss raus, unter Leute." Er erkennt aber auch an, dass die Stundenzahl reduziert werden sollte und spricht sich für eine Teil-Krankschreibung aus.

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 33439.html" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Auch den restlichen Text finde ich sehr lesenswert...

LG Philosophin
Da spricht ja auch nichts dagegen, raus unter Leute und wenn die Möglichkeiten gegeben sind, einer Tätigkeit nachzugehen ist auch okay, nur die Umstände müssen auch gegeben sein und wie ich das kräftemäßig noch schaffe, gesundheitlich. Und ganau das hatte ich all die Jahre gemacht, raus unter Leute. Und für diese Woche mache ich auch noch einen Krankenbesuch zu Hause und bleibe weiter auf meinen selbstfürsorglichen Wegen.
Wände hatte ich auch noch nie angestarrt, dazu ist mir meine Zeit viel zu kostbar.
Ausserdem war ich einer freiwilligen Tätigkeit nachgegangen für ein paar Stunden und das gab mir auch sehr viel, Hoffe sehr, dass es auch bald weitergeht, ansonsten schaue ich mich nach einer neuen Aufgabe um, denn ich bin auch noch in einem V. (neben meinen Kindern und Enkeln)

Liebe Grüße
Katerle
Annelie86
Beiträge: 17
Registriert: 19. Feb 2021, 15:08

Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Annelie86 »

Philosophin hat geschrieben: Ich bewundere, dass du trotz der Depression noch Vollzeit in deinem Beruf arbeitest. Kannst du unmittelbar nach der Arbeit gut abschalten? Wie macht sich deine Depression während der Arbeit bemerkbar?

Deinen Satz, dass du lieber deine Kräfte stärkst, als darüber nachzudenken, dass du ja leider Depressionen hast, kann ich voll und ganz unterstreichen!
Hallo Philosophin,

Danke für deine Antwort :)
Tatsächlich macht sich meine Depression während der Arbeit kaum bis gar nicht bemerkbar. Ich habe das Glück einen Job auszuüben, der mir sehr viel Spaß macht und mir positiven Auftrieb gibt. Natürlich ist es mir bei Tiefpunkten schwer gefallen morgens aufzustehen und mich fertig zu machen, aber an freien Tagen und am Wochenende fällt es mir wirklich tausend Mal schwerer.
Ich habe für mich erkannt, dass ich die Arbeit und Beschäftigung brauche, um nicht abzustürzen oder "zuhause vom Bett aus die Wände anzustarren".
Es gibt mir Struktur und auch positive Erlebnisse.

Generell gibt es natürlich Tage, wo ich sehr freudlos bin und alles grau ist, aber das passiert leider eher an Urlaubs- oder Wochenendtagen.
Hier erarbeite ich in der Therapie Methoden, wie ich nicht schon morgens in ein Loch falle. Auch das Medikament Sertralin hat mir gut dabei geholfen.

LG Anne
Anne Blume
Moderator
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Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Anne Blume »

Liebe Schreiber*innen in diesem Thread,

es ist gerade sehr unübersichtlich hier. Zu viele Themen, viele angeschnitten und schon recht weit weg vom Ausgangsthema. Mein Vorschlag: an dieser Stelle, hier in diesem Thread enden. Der Thread, als Diskussionsveranstaltung gedacht, ist jetzt schlicht weg über die Zeit.

Herzliche Grüße
Anne Blume
Nopsi
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Registriert: 4. Aug 2023, 19:37

Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Nopsi »

Diesmal war es meine Einsamkeit, die die Depression verstärkt hat. Ich hätte jetzt sagen können: "Ich bin halt nicht arbeitsfähig", weil ich der "Belastung" meines Alltags plötzlich nicht mehr standgehalten habe- oder ich überlege, was mich so geschwächt hat und gehe die Ursache an, statt mich damit abzufinden, fortan nur noch meinen Haushalt zu erledigen.

Ich schiebe die Depression nicht so sehr auf eine genetische Komponente oder lasse mir von Psychiatern einreden, ich sei chronisch krank, müsse ein Leben lang Medikamente nehmen und sei dauerhaft nur eingeschränkt arbeitsfähig. Für mich ist die Depression mehr ein tiefer Mangel, eine schwere seelische Verletzung, als eine Erkrankung. Der Mangel will ausgeglichen werden und die tiefe Verletzung braucht Zeit und passende Lebensbedingungen, um zu heilen. Ich glaube, dass in vielen Fällen eine Heilung möglich ist, aber man muss es auch wollen und darf sich nicht durch "ungünstige Prognosen" und das Begründen der Depression mit unveränderbaren Ursachen zusätzlich schwächen lassen. Und das passiert leider viel zu oft- und spiegelt sich ganz besonders auch in diesem Forum wieder.

Viele Menschen mit Depressionen lassen sich m.E. zu oft und zu schnell auf ein Abstellgleis stellen, und die Depression lädt in ihrer Hilflosigkeit dazu ein, sich auf einem solchen Abstellgleis parken zu lassen.


Liebe Grüße
Philosophin
[/quote]


Liebe Philosophin,

du schreibst mir aus dem Herzen, in dem dann doch immer mal wieder Regungen sind trotz mittelgradiger, zum vierten Mal wiedergekehrter Depression.
Heuet z.B. ein Bombentag, Sonne satt, zwei Konzerte nachmittags in der Stadt (Jugendsymphonieorchester und Orgelkonzert), beides liebe ich. Ich liebe auch Fahrrad- und Motorradfahren und heute hätte ein idealer Tag so ausgesehen; 7-9 Fahrrad, Frühstück, 10 - 13 / 14 Motorrad, 15 Konzert, 17 Konzert.-Danach kochen, Tatort, Pennen. Schöööööööööööööön.
Statt dessen: schlimme Depression gleich beim aufwachen, den ganzen Tag im Bett geblieben und in die Sonne geschaut; Telefonseelsorge und zwei Notdienst durchtelefoniert wegen suizidaler Gedanken ohne konkrete Absicht. Am Ende stand die Option per 112 in die nächste Psychiytrie, geschlossene, zu kommen. Für ein paar Tage. Oder aushalten und morgen zum Hausarzt und"normale" Einweisung holen.Oder arbeiten gehen ! Bei mir sind die Phasen teilweise so sprunghaft, daß Arbeiten manchmal gut von der Hand geht. Das weiß ich aber nicht am Tag davor. Von daher weiß ich noch nicht, was ich morgen früh mache. Ich denke auch an den Schock an sich für die KollegInnen und was die Aufarbeitung meiner laufenden Dinge betrifft.

Du schreibst: Ich glaube, dass in vielen Fällen eine Heilung möglich ist, aber man muss es auch wollen und darf sich nicht durch "ungünstige Prognosen" und das Begründen der Depression mit unveränderbaren Ursachen zusätzlich schwächen lassen. Sehe ich genauso. Auch erschreckt es mich in vielen Foren zu lesen, wie lange die Leidensgeschichten so gehen. Zugegebenermaßen begannen meine Phasen vor 33 Jahren im August 1990 und damit geht meine Leidensgeschichte auch schon lange. Aber unterbrochen von langjährigen leichten bis seichten Episoden.Eine gewisse Grundmelancholie werde ich nicht mehr los; die macht mich aber aus und die geniesse ich auch.
Nur was jetzt gerade in meinem Kopf und meiner Seele abgeht ist keine Grundmelancholie sondern ein Gewitter.Und heute war Abstellgleis dran und ich habe gemerkt, ich will das heute nicht ändern, mich drin suhlen.
Ich glaube auch fest daran, daß eine Heilung möglich ist. Habe ich ja schon erlebt. Ob die komplett und nachhaltig ist, keine Ahnung. Auch hier im Forum gehen die Meinungen ja sehr auseinander; in den wissenschaftlichen Beiträgen im Netz auch. In der Suchttherapie hat mir mal ein Therapeut erklärt: es gibt soviele Wege aus der Sucht wie es Menschen gibt, die in die Sucht rutschten. So sehe ich das bei den Depressionen auch. Meine ist meine, und die ist einzigartig.
moritzzz
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von moritzzz »

Hallo liebe Philosophin,
du sprichst mir auch aus der Seele. Bei mir (gerade mal 23) ist die Depression als Reaktion auf eine schmerzhafte Trennung angebrochen gekommen und konnte sich dann über ein Jahr lang (mit viel Einsamkeit) ausbreiten und entwickeln. Ich war in meinem "früheren Leben" ein sehr ambitionierter junger Mensch, der gerne Lehrer werden wollte und immer sehr gerne auf diesem Planeten gelebt hat. Ich war und bin ein Menschenfreund und Optimist und würde sehr gerne weiter meine Ziele im Beruflichen und Privaten verfolgen, weil ich genau weiß, wie schön das Leben sein kann. Am meisten belastet es mich, dass mich die Depression daran hindert, für andere Menschen da zu sein, ihnen zu helfen und wieder am normalen sozialen Miteinander teilzuhaben. Dennoch glaube ich - genau wie du - auch daran, dass der Weg zum zufriedenen Leben ohne Symptome möglich ist... Mein Studium möchte ich auch in Zukunft abschließen... da bin ich sehr ungeduldig und mir fällt es noch schwer zu akzeptieren, dass das Weiterstudieren im Moment noch nicht so viel Sinn ergibt (Konzentrieren geht gar nicht, stecke noch zu sehr in meiner ersten Episode). Aber ich bin bereit, Umwege zu gehen. und vielleicht später - wenn es mir besser geht - mein Studium wieder aufzunehmen. Geduld ist wichtig und ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Symptome mit viel Geduld und Selbstfürsorge nachlassen können :) Sich zu Übernehmen ist meistens das Schlechteste was passieren kann... dann ist die Gefahr groß, dass man drei Schritte zurück macht... deshalb immer schön darauf aufpassen, was gerade im Moment möglich ist und dann - auf ganz lange Sicht - die Genesung anstreben. Das ist auch mein Wunsch...
DieNeue
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

Hallo Nopsi,

was verstehst du denn unter Heilung? Auf der einen Seite schreibst du, du hättest Heilung erlebt, auf der anderen schreibst du, deine depressiven Phasen wären unterbrochen von leichten/seichten Phasen. Dann warst du die Depression doch nie los, oder?

Ich habe den Eindruck, dass es verschiedene Verständnisse und Definitionen gibt, was Heilung bedeutet.
Ich habe schon oft Berichte gelesen, wo Leute erzählen, sie hätten ihre Depressionen endlich besiegt und wären jetzt geheilt. Bei manchen habe ich dann erfahren, dass sie sich ein paar Jahre später das Leben genommen haben oder wieder in der Klinik gelandet sind - wieder Depressionen. Ich will seit dem gar nichts mehr geben auf solche Berichte von Leuten, die es "geschafft" haben. Mich ermutigt das auch nicht, weil ich mir denke, mal sehen, wo die Leute in ein paar Jahren sind. Es ist nur ein Ausschnitt aus dem aktuellen Leben der Person. Ob sie tatsächlich von ihren Depressionen geheilt bleibt, weiß man erst am Lebensende.
Ich persönlich will nicht auf andere schauen, was die alles tolles geschafft haben, sowas zieht mich entweder runter oder ich ärgere mich über die Naivität zu glauben, Depressionen könne man nur einmal im Leben haben.
Ich will lieber bei mir bleiben und schauen, dass ich selber weiterkomme als meine Hoffnung an andere Leute zu hängen.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. In dem Thread hier wurden viele Beiträge gelöscht, falls du dich über fehlende Zusammenhänge wundern solltest...
Senif
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Senif »

Ich genieße die Zeit, in der es mir gut geht. Denn Gott sei Dank habe ich wieder Zeiten, in denen es mir gut geht. Und ich ohne Symptome bin. Das ist toll und ich wünsche es auch jedem. Wenn ich mir vorher einreden würde, dass die Depression ein Leben lang mein Begleiter ist, würde ich wohl andere Dinge in Erwägung ziehen. Somit ist das für mich keine Option.
Ich finde es eigentlich traurig, wenn es im Leben nur noch das Thema Depression gibt - sie sollte nicht Lebensinhalt sein. In sympromfreien Zeiten möchte ich die vielen schönen Dinge im Leben genießen und meinen Fokus nicht auf Krankheit, oder ev. Krankheit richten.
moritzzz
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von moritzzz »

Senif hat geschrieben: 11. Sep 2023, 15:46 Ich genieße die Zeit, in der es mir gut geht. Denn Gott sei Dank habe ich wieder Zeiten, in denen es mir gut geht. Und ich ohne Symptome bin. Das ist toll und ich wünsche es auch jedem. Wenn ich mir vorher einreden würde, dass die Depression ein Leben lang mein Begleiter ist, würde ich wohl andere Dinge in Erwägung ziehen. Somit ist das für mich keine Option.
Ich finde es eigentlich traurig, wenn es im Leben nur noch das Thema Depression gibt - sie sollte nicht Lebensinhalt sein. In sympromfreien Zeiten möchte ich die vielen schönen Dinge im Leben genießen und meinen Fokus nicht auf Krankheit, oder ev. Krankheit richten.
Hey, Senif. Du hast es total gut gesagt:) ich sehe es genauso...
Maxegon
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Maxegon »

DieNeue hat geschrieben: 10. Sep 2023, 22:58
was verstehst du denn unter Heilung?
... oder unter vollständiger Genesung?

Hallo zusammen,

was ist denn die Depression überhaupt?
Wenn es die (!) Depression überhaupt gibt??

Ein Gemütszustand, ein Ungleichgewicht der ... , ja was überhaupt?

Auf Grund verschiedener Erlebnisse ist die Stimmung im Eimer, völlig!
Jobverlust oder drohender, Liebesentzug, körperliches Leid, Mobbing, Armut und oder bescheidene Lebensverhätnisse führen zu Desillusioniertheit bis hin zur Zukunftsangst.

Zuerst ist man entäuscht, traurig, dann immer mehr, man igelt sich ein und wird erst dann richtig krank, man leidet an "verletzter Seele" ...

Da liegt es doch auf der Hand: Freude muss her. Was macht mich froh?
Nur das kann zur "Genesung" beitragen.

Entäuscht, beleidigt, betrogen und belogen wird man immer werden - ich kann doch nur lernen damit umzugehen.

Wenn ich von der Liebsten verlassen werde, muss ich das akzeptieren. Fertig!
Entweder bemühe ich mich mehr ... wieder, damit die Beziehung genesen kann oder ich muss mir eine neue Beziehung suchen, da die alte völlig zerrüttet ist, dabei spielt die Schuldfrage letztendlich keine Rolle, denn kaputt bleibt kaputt und tot tot.

Wie soll denn die Heilung aussehen? ... ich werde in's Schlaraffenland gebombt und plötzlich sind alle Menschen lieb?

Wenn ich nichts verändere, wird sich nichts verändern.

Ich werde immer wieder mal traurig, niedergeschlagen sein.
Es liegt doch an mir: steigere ich mich da hinein oder nicht.
Deheteleef
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Deheteleef »

Darf ich mich mit einem Gedicht hier beteiligen?

https://www.gedichte-oase.de/gedicht/mir-geht-es-gut-2
Vier fünfmal vervierfacht macht mehr als fünf viermal verfünffacht. :shock:
DieNeue
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

Senif hat geschrieben: 11. Sep 2023, 15:46 Ich finde es eigentlich traurig, wenn es im Leben nur noch das Thema Depression gibt - sie sollte nicht Lebensinhalt sein.
Hat ja auch keiner geschrieben.
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Überdosis »

Hallo,

persönlich finde ich, dass jeder schauen sollte, was ihm/ihr gutut und was für jeden für sich noch geht.

Wenn jemand arbeiten geht, aber den Haushalt nicht tiptop schafft, sollte das ebenso in Ordnung sein, wie wenn jemand wie du, Philosophin, nicht vollzeit arbeitet, aber dann den Haushalt schafft.

Ich muss jedesmal lächeln, wenn jemand, der gar nicht in Vollzeit arbeitet nicht versteht, wie bei einem Vollzeitbeschäftigten etwas chaos herrschen kann.

Meine Schwester ist leider genauso.
Geht nicht Vollzeitarbeiten, hat dadurch mehr Kräften Zeit für den Haushalt und reagiert aber mit Unverständnis wenn bei Vollzeitbeschäftigten nicht immer alles tiptop ist.

Ich bin ebenfalls 35 Jahre und gehe Vollzeit arbeiten, plus einmal die Woche noch zusätzlich 2 Stunden Putzen.
Ich mache das, weil ich anders Finanziell nicht über die Runden käme...

Die Leute, die sich eine Auszeit von Arbeit nehmen (wie du eins selbst auch, Philosophin) sollten nicht abgewertet werden.
Jeder hat was anderes Erlebt, jeder hat unterschiedlich an seinen Schicksälen zu knabbern und bei jeden verläuft die Depression auch ganz anderser.

Ich für mich kann berichten, egal wie arg ich mich bemühe, die Symptome kommen trotzdem.
Es ist wie mit Niesen beim Schnupfen.
Ich kann es nicht unterdrücken, es passiert einfach, obwohl ich gar nicht möchte, dass es passiert.
Da kann ich aufpassen wie ich möchte.
Die Depression schlägt dennoch zu.

Bedeutet das, dass ich deswegen es als Chronisch abtue?
Ne, bin jetzt wieder in der Klinik und nehme Medikamente.
Ich glaube aber, dass das niemand hier tut, einfach aufgeben.
Jeder hier kämpft dagegen und zwar jeden Tag!
Halt auf seine Art und Weise.

Man kann es einfach nicht verallgemeinern.
Man liest hier doch auch nur einzelne Beiträge und wie oder was wirklich schon versucht wurde oder wie es derjenige sieht, kann man doch nicht 100% wissen.


Liebe Grüße
Susan
DieNeue
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

Überdosis hat geschrieben: 12. Sep 2023, 15:41 Bedeutet das, dass ich deswegen es als Chronisch abtue?
Ich glaube, unter "chronisch" versteht auch wieder jeder was anderes. Für mich z.B. bedeutet das nur, dass meine Erkrankung schon sehr lange besteht, nicht, dass man sich völlig aufgibt oder es gar nicht mehr besser werden kann.
Überdosis
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Überdosis »

DieNeue hat geschrieben: 12. Sep 2023, 16:41
Überdosis hat geschrieben: 12. Sep 2023, 15:41 Bedeutet das, dass ich deswegen es als Chronisch abtue?
Ich glaube, unter "chronisch" versteht auch wieder jeder was anderes. Für mich z.B. bedeutet das nur, dass meine Erkrankung schon sehr lange besteht, nicht, dass man sich völlig aufgibt oder es gar nicht mehr besser werden kann.
Na kuck.
Ich verstehe unter Chronisch zwar auch, dass sie lange andauert, aber auch, dass es gar nicht mehr komplett weg gehen wird.

Aber mal selbst wenn....
Es gibt so viele Erkrankungen die nicht heilbar sind.
Nur, weil bei manchen vielleicht das gar nicht mehr weg geht (das gibt es durchaus auch bei Depressionen), so kann man dennoch versuchen das beste raus zu holen.

Finde es halt nur schade, wenn chronische/langanhaltende Verläufe mit schweren Krankheitszeichen so dargestellt werden, als wollen die Leute nur im innersten gar nicht wirklich Besserung für sich schaffen und dass diese Aussage dann nur darauf beruht, weil von Chronisch geschrieben wurde.

Mittlerweile sollte doch bei jedem langsam klar sein, dass bei Depressionen nicht das "nicht wollen", sondern das "nicht Können" das Hauptproblem überhaupt ist.

Klappt der Haushalt noch bei wem, freut euch doch.
Klappt es nicht, ist die Erkrankung halt gerade so arg schwerwiegend, dass es dann gerade einfach so ist.

Man kann da nicht schreiben, dass selbst mit schwerster Depression noch der Haushalt erledigt werden würde und kein Verständnis da ist, für die, die das halt nicht mehr packen...

Da könnte ich ebensogut schreiben, dass man doch auch gut voll arbeiten gehen könne, wenn sonst der Haushalt doch auch gut geschafft wird.... Wenn ich gehässig wäre.
Aber jeder setzt seine Prioritäten, so wie es sein Gesundheitszustand es schafft und das sollte in der heutigen Zeit respektiert werden können.

Man kann schließlich doch nur Verständnis für sich selbst von anderen erfahren, wenn man dieses auch für andere aufbringen kann und sowas kann man auch dann, wenn man etwas nicht kennt oder versteht.... weil man es dann einfach respektiert.
Ephemera
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Ephemera »

„Vollständige Genesung“ ist schwer anzupeilen, wenn man sich gar nicht erinnert, wie es ohne die Depression war. Wie man vielleicht mal gedacht und gefühlt hat.
Viele (hier) tragen die Symptomatik ja seit der Kindheit/Jugend mit sich herum, sind oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten in Behandlung gekommen…
Ich zum Beispiel habe keine Ahnung, wie ich ohne Depression wäre. Wie es sich anfühlen würde…

Ich merke es wird langsam besser. Ich merke, dass Ängste nachlassen und mir Vieles leichter fällt.

Trotzdem bescheinigen mir alle Testverfahren immer noch eine mittelgradige depressive Episode - für mich ist das der Normalzustand. So bin ich, soweit ich mich zurückerinnere, mit Ausschlägen nach unten. Und ganz selten nach oben.

Wie soll ich genesen? Ich kann nicht zurück zu einem „vorher“ und irgendwann sagen „so, jetzt ist wieder gut“.
Ich arbeite weiter in der Therapie an mir, ich nehme die Medikamente… aber was von dem was ich erlebe ist noch „Depression“? Und was bin einfach ich?
DieNeue
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ephemera,

schön, dass es bei dir langsam besser wird.
Ephemera hat geschrieben: 12. Sep 2023, 17:57aber was von dem was ich erlebe ist noch „Depression“? Und was bin einfach ich?
Mir hilft es manchmal, mich mit psychisch gesunden Menschen zu unterhalten, wie es ihnen in manchen Situationen geht oder gehen würde. Ihnen geht es ja auch nicht immer toll. Auch sie sind mal ängstlich, traurig, usw. Da ist es manchmal beruhigend zu erfahren, dass nicht alles, was ich vielleicht als pathologisch einsortieren würde, auch tatsächlich pathologisch ist, sondern es anderen auch so geht. Vielleicht hast du da jemanden, mit dem du das ab und zu abgleichen kannst?

Liebe Grüße,
DieNeue
Fennek
Beiträge: 11
Registriert: 12. Sep 2023, 18:34

Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Fennek »

Gibt es denn eine vollständige Genesung? Also, ausgehend von Menschen, die sich die Depression nicht selbst diagnostiziert haben, sondern wirklich Depressionen in einem Grad hatten, die nur mit Behandlung (egal ob medikamentös oder "nur" psychotherapeutisch) verbessert wurden. Gibt es da Menschen, die das einmal hatten und dann nie wieder mit dem Thema Depression zu tun hatten?

Von mir ausgehend ist es so, dass ich einmal volles Paket mitgenommen habe und seither (Höhepunkt vor 7 Jahren) immer mal wieder depressive Schübe habe, die ich aber durch erlernte Techniken und die Erfahrung, das sofort zu erkennen, bisher immer ganz gut abfangen konnte. Natürlich musste ich mich wegen solcher Schübe schon auch mal krank schreiben lassen, aber sie haben mich nicht mehr komplett aus dem Leben gerissen und ich habe sie verhältnismäßig schnell in den Griff bekommen. Ich würde diese Schübe bei mir nicht als depressive Episoden bezeichnen, sondern nur als Verstimmungen oder eben Schübe.

Ich kenne (leider) keinen in meinem Umfeld, der einmal Depressionen hatte und seitdem nicht auch mal wieder kurzfristig an dem Punkt war, dass er dachte, wieder in "richtige" Depressionen zu rutschen.
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