manisch depressiv??

[puks]

Hallo Ihr Leidengenossen,

seit über einem halben Jahr bin ich als depressiv diagnostiziert. Ich werde behandelt - medikamentös und therapeutisch. Mein Zustand ändert sich und auch wieder nicht. Es gibt Phasen, in denen es mir gut geht und ich mit mir klar komme. Ich schmiede Pläne und habe "unrealistische" Pläne. Und dann wiederrum gibt es Phasen in denen ich nur mit meinen täglichen Lebensplänen überleben kann.

Ich will das mal verdeutlichen. Normalerweise plane ich mein Leben. Ich setze mich jedes Wochenende hin und überlege, was ich in der nächsten Woche alles zu tun habe (putzen, was kriegen die Kinder zum Essen in den Kindergarten mit - wann mache ich was und wie lange dauert es). Das hilft mir, Dinge zu erschaffen, die ich abhaken kann, das verschafft mir Erfolgserlebnisse. Dann werde ich "Grössenwahnsinnig". Ich fange an zu planen, wie mein Leben "erfolgreicher" sein könnte. Ich könnte doch ein Buch heraus bringen - Heimwerken für Blondinen. Schließlich bastele ich gerne mit Holz, wäre bestimmt ein Verkaufsschlager. Oder ich könnte ja eine musikalische Laufbahn anstreben. Irgendwas musikalisches Lernen und dann Musikkurse geben für die Kids auf dem Lande. Diese Ideen bleiben meine Hirngespinste und werden sich nie realisieren lassen. Aber, wenn ich sie plane, lasse ich meine wöchentliche Planung (von der ich am eigenen Leib spüre, dass sie mir beim Überleben hilft) total außer Acht. Ich gebe mich meinen Fantasie hin, trinke des Abends eine ganze Flasche Wein und besser geht es mir eigentlich nicht.

Auch ändert sich mein Sexualleben sehr stark von täglich bis Quartalsmässig. Es gibt Zeiten, in denen habe ich immer Lust und finde mein Sexualleben auch sehr befriedigend. Und dann wieder gibt es Phasen in denen ich meinen Mann so gar nicht an mich heran lasse. Er weiss, dass ich depressiv bin und hat auch Verständnis, aber mir passt es nicht. Ich fühle mich schuldig und ungenügend.

Ich bin es Leid von Arzt zu Arzt zu laufen. Kennt Ihr Tests im Internet oder habt Ihr eine Rat für mich, wie ich realistisch rausfinden kann, ob ich wirklich mansich depressiv bin?! Zur Zeit werde ich nämlich "nur" auf depressiv behandelt ...

Ich freue mich über jeden Beitrag!!

puks

[albert]

Hallo puks,
das liest sich aber nicht gut. Diese schnellen Wechsel geben Anlass zur Vermutung, dass ein rapid cycling vorliegt (Fasenwechsel mehr als viermal im Jahr zwischen depressiv und manisch). Das ist mit Sicherheit behandlungsbedürftig. Möglicherweise ist es sogar ultra rapid cycling. Da klingt es wie ein schwacher Trost, dass die Symptome, die du schilderst, nur einen Teil der üblichen Symptome einer Manie umfassen.
Mein Hausarzt konnte mit dem Begriff "manisch-depressiv" etwas anfangen, er sagte mir aber, weil er einen Onkel habe, der m.-d. sei. Es wäre in jedem Fall gut, wenn du zu einem Facharzt für Psychiatrie gehen würdest, der das Krankheitsbild in allen seinen Variationen und die möglichen Behandlungsweisen kennt.
Vor drei Jahren hatte Prof. Faust auf seiner Homepage www.volker-faust.de eine gute, verständliche Darstellung der Manie. Aber ich finde jetzt diese homepage nicht mehr. Möglich, dass er jetzt für eine Zeitschrift schreibt. Wenn ich über die Suchfunktion dort anklicke, schließt aber mein Rechner und ich komme nicht weiter. Damit will ich dich aber nicht abhalten, selber zu googlen mit den Stichworten Manie, manisch-depressiv und bipolare Störung.
Es tut mir leid, mehr kann ich jetzt gerade nicht empfehlen. Alles Gute und
herzliche Grüße
Albert

[Xenia]

Liebe Puks,

die Diagnose einer bipolaren Störung ist nicht einfach zu stellen...

Ich persönlich würde Deine Hochstimmung jedoch nicht als Manie oder Hypomanie verstehen.

Denn bei einer Manie müssen die Symptome so schwerwiegend sein, daß sie eine deutliche Beeinträchtigung von beruflicher Leistungsfähigkeit und sozialen Kompetenzen mit sich bringen. Ich meine, in einem manischen Zustand kann man im Grunde überhaupt nicht mehr "vernünftig" planen und schon gar nicht solche Dinge wie die Ernährung der Kinder über einen längeren Zeitraum. In schwereren Zustandsbildern ist sogar eine stationäre Aufnahme zur Abwendung von Eigen- oder Fremdschädigung zwingend erforderlich.

Du schreibst zwar, daß Du dann tolle Pläne hast und fühlst Dich größenwahnsinnig. Aber ich denke nicht, daß das schon die Grenze zum Kranksein überschritten hat. Bei einer Manie bleibt es nicht beim bloßen Planen, sondern man setzt auch dazu an, diese absolut unrealistischen und bescheuerten Pläne umzusetzen. Viele Leute bringen sich so um "Haus und Hof", weil sie irgendwelche Verträge abschließen oder Dinge bestellen, die absolut abwegig sind...

Was Deine gesteigerte Sexualität betrifft, so glaube ich ebenfalls nicht, daß bei Dir dies manisch bedingt sein könnte. Denn die gesteigerte Sexualität innerhalb einer Manie beschränkt sich nicht nur auf einen bestimmten Mann, sondern durchaus auf mehrere, fremde.

Also, so lange Dich Deine Hochphasen nicht gravierend einschränken, würde ich mir an Deiner Stelle keine Sorgen um eine bipolare Störung machen! Aber vorsichtshalber kannst Du ja auch mal mit Deinem Arzt genauer darüber sprechen.

Grüße

Xenia

[Nico Niedermeier]

Liebe Puks,
wie es die Vorposter schon geschrieben haben ist die Diagnose nicht einfach zu stellen, sicherlich auch nicht durch Tests im Internet. Ich denke auch, dass Sie versuchen sollten Ihre Bedenken und Ängste mit Ihrem Behandler zu besprechen. Aber mir geht es ähnlich wie Xenia, ich finde nicht dass sich das von Ihnen beschriebene allzusehr nach bipolar anhört..
Gruss
Dr. Niedermeier

[puks]

Hallo Albert,

ich glaube, ich habe das Dokument gefunden was Du meinst:

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... ternet.doc

Werde ich mich die Tage mal in Ruhe mit befassen.

Danke für den Tip,

puks

[albert]

Hallo Puks,
es freut mich, dass du die Site gefunden hast. Vielleicht liegt nur eine Zyklothymie vor und die Ausschläge nach der einen oder der anderen Seite erscheinen nur bei Belastungen. Wobei in Fachkreisen bekannt ist, dass manche Antidepressiva bei Menschen mit Veranlagung zur bipolaren Störung den manischen Zustand auslösen können.
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen wegen der Schwierigkeit, eine Ferndiagnose oder über das Internet zu stellen. Wobei es in schwierigen Fällen durchaus angebracht ist, mehr als einen Fachmann zu konsultieren.
Als junger Mensch war ich auch mal schwer beunruhigt über verschiedene Symptome und bin zu den Ärzten gelaufen.
Alles Gute
Herzliche Grüße
Albert

[artemis]

Hallo Puks,

natürlich solltest du mit deinem Arzt darüber reden. Aber für mich klingt das auch nicht nach Manie, eher nach Problemen, die auch ich und wahrscheinlich viele an der Grenze zum Gesundwerden haben/hatten.

Ich erlaube mir diese laienhafte Einschätzung, weil ich die unipolare Depression als Betroffene und die bipolare als Ex-Angehörige kenne. Was du von dir beschrieben hast, erscheint mir weit weg von einer Manie. Ist es nicht eher die einem Depressiven lange unbekannte Lust an den Möglichkeiten des Lebens?

Ist doch gut, daß du gelegentlich wieder über den aller nötigsten Alltag hinaus denken kannst. Das alles gut miteinander zu koordinieren, braucht vielleicht noch etwas Zeit. Aber ich würde es erstmal als gutes Zeichen sehen, auch wieder Pläne zu haben.

Liebe Grüße von
Arte

[puks]

Hallo Ihr Lieben,

ich war heute bei meinem Arzt - habe neue Antidepressiva "geordert" und mich über andere Dinge unterhalten ...

Ich weiss nicht, was im Bezug "manisch" mit mir los ist. Vielleicht habe ich Angst vor einer "zusätzlichen" Diagnose. Ich habe eh schon Probleme mich an das depressive zu gewöhnen und nun das ... Ich lebe im Moment halt sehr in den Exzessen, in allen Bereichen und dass macht mir in einem gewissen Masse Angst.

Lieben Gruß,

puks

[puks]

mag sein, dass es nicht bipolar ist. Vielleicht ist es nur die eigene Angst oder Sorge, dass nach der Diagnose depressiv noch schlimmeres kommt?! Schließlich wollte ich das depressiv am Anfang auch nicht glauben und habe es verschleppt.

Danke für die Anteilnahme!!

[albert]

Hallo puks,
ich schlage dir vor, das Problem von der technokratischen Seite anzugehen. Du machst dir eine Liste der Merkmale von Depression und Manie und kreuzst auf dem Papier an, was zutrifft oder nicht zutrifft. Du kannst das regelmäßig machen und nach einer Woche oder mehr noch mal hernehmen und dir ansehen. So im Rückblick, wieviel ist wirklich dran? Es kann natürlich helfen, darüber mit dem Partner oder Arzt zu sprechen, und die Ergebnisse mit ihm nachher zu besprechen.
Mir ging es so nach einer Leistenbruchoperation, dass ich Schmerzen gespürt habe. Als ich deswegen in die Ambulanz kam, sagte der Oberarzt zu mir, das wäre schlimm für Sie und für uns. Danach versammelten sich mehr als zehn Assistenzärzte im Zimmer. Der Oberarzt kam herein, forderte mich auf zu husten und erklärte mir dann mit belegter Stimme, das seien die Nähte. Das nur als Beispiel dafür, wie sich ein Mensch zu viel Sorgen machen kann.
Aber eine psychische Erkrankung kann durch Abtasten oder Blutuntersuchung nicht festgestellt werden. Damit müssen wir leben.
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute.
Herzliche Grüße
Albert