Ich glaube meine Limit ist erreicht.

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Roselin
Beiträge: 2
Registriert: 8. Feb 2021, 11:20

Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Roselin »

Guten Morgen liebes Forum,

ich habe mich gerade erst hier angemeldet, weil ich das Bedürfnis hatte meine Gedanken zu teilen.

Seit 8 Jahren befinde ich mich in meinem schwarzen Tal, seit meinem 17. Lebensjahr.
4 ambulante Therapien. 1 stationärer Aufenthalt. 5 "Beziehungen" die zerbrochen sind bzw. alles nur schlimmer gemacht haben.
Und immer wenn ich dachte jetzt würde es mal gut laufen, kam der nächste Schlag.

Ich bin nicht mehr der Mensch der ich mal war.
Nicht mehr die ehrgeizige, lustige, verspielte, liebevolle und etwas zu sensible junge Frau, die das Singen und Tanzen so geliebt hat.

Und ich merk wie ich mich selbst immer mehr verliere, dass von meinem inneren Selbst inzwischen fast nichts mehr übrig geblieben ist. Von dem Menschen der ich war und sein wollte.

Ich fing bis vor 2 Wochen gerade zum ersten Mal an Fortschritte zu machen. Winzig kleine Fortschritte in der Therapie.
(Ja es ging mir nicht schnell genug, aber hey, es waren Fortschritte!)
Warum?
Weil ich jemanden an meiner Seite hatte bei dem ich mich endlich gefühlt habe wie "angekommen". Der mich wirklich gesehen hat. Verstanden hat. Intuitiv wusste wie er mit mir umgehen muss.

Jemand der mir zum ersten Mal die Hoffnung und sogar ein bisschen die Vorfreude auf eine gute Zukunft wieder gegeben hat.

Seit letzter Woche ist dieser jemand weg....ich hab es wieder mal geschafft.
Dabei hab ich mich so sehr bemüht dieses Mal alles richtig zu machen.
Habe mir die richtigen Ziele gesetzt und die richtigen Wege gewählt.
Und dann kam der Lockdown. Und brachte uns beide zu Fall....

Jetzt steh ich hier. Wieder alleine. Wieder verlassen.
Mit dem Wissen dass ich die Person verloren habe die richtig für mich war.
Die das war was meine Seele gesucht hat und die das Glück war nachdem jeder von uns in seinem Inneren sucht.

Nochmal kann ich nicht neu anfangen. Wieder bei Null starten.
Nochmal nicht....dann ist von mir nichts mehr übrig.
Dann weiß ich nicht ob ich jemals wieder einen Weg aus meinem schwarzen Tal finden werde.
Denn mein Licht, welches schon so schwach war und welches durch diesen besonderen Jemand zum ersten Mal wieder stärker anfing zu leuchten.
Das ist erloschen.
Dora20
Beiträge: 217
Registriert: 1. Nov 2020, 15:05

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Dora20 »

Hallo liebe Roselin,

das klingt wirklich Scheiße! Tut mir sehr leid. Du hast schon einige harte Jahre hinter dir.

Aber du kennst doch deine so schönen guten Anteile, du schreibst davon.
Und die sind noch da. Im Moment sicher ganz schwer zu sehen! Aber du hast sie!

Ja, ich glaube auch, dass ein passender Partner wunderbar sein kann und einem aus der Depression raushelfen kann.
Aber nicht nur. Du musst das auch für dich tun.
Du hast dich so bemüht, alles richtig zu machen schreibst du.
Das habe ich auch immer wieder getan. Nun bin ich 60. Das war der falsche Weg.
Du musst nicht immer alles richtig machen!
Frage dich, was du brauchst, was dir gut tut.
Singen und Tanzen für dich wiederfinden!

Wie gesagt, ich bin dieses Leben nun schon sehr lange gegangen. Mit vielen Fehlern und auch viel Unglück.
Aber es gab auch wunderbare Zeiten, ein Studium, eine lange Beziehung, ein Kind, Freude am Lesen, Singen, Spazieren.....
Es lohnt sich.

Du machst kleine Fortschritte in der Therapie - das klingt super! Rufe die Therapeutin/den Therapeuten an und mache einen Termin.

Du hast noch ein langes Leben dir vor mit vielen schönen Möglichkeiten!

Lass dir ein bisschen Zeit, wieder aus diesem Scheißtief rauszukommen, nimm Hilfe an und du findest wieder zu deinen lebendigen Anteilen!

Alles Gute dafür, Dora
Lavendel64
Beiträge: 553
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Roselin,

"dabei habe ich mich bemüht, alles richtig zu machen" --- Der Satz machte mich nachdenklich. Du hast jemanden kennen gelernt, der dir Halt gab, dir gut tat. Du wolltest dieses Gefühl unbedingt behalten und hast dich vielleicht selbst verloren.

Ein Partner kann unterstützen, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ein Leben an der Seite eines Menschen mit Depresisonen ist aber auch eine Herausforderung, weil man sich in dieser Zeit oft widerspricht und nicht zu "lesen" ist. Gerade eine frische Beziehung hat da einiges auszuhalten. Und letztlich (das sage ich mal als langjährige Ehefrau) ist man auch dann verdammt allein und kann sich nur selber helfen. Aber es lohnt sich - hätte ich damals den Teufelchen auf meiner Schulter nachgegeben, hätte ich viele schöne Dinge verpasst. Der Weg war schwer, tränenreich, aber inzwischen fühle ich mich sicherer in meiner Haut.

Es gibt in deinem Umfeld sicher nicht nur diese eine Person, sondern manchmal auch Freunde, die da sind, ohne dass man das gerade von diesen Personen erwartet hat. Das wichtigste, finde ich, ist Ehrlichkeit. Wenn es dir schlecht geht, kannst du es auch kommunizieren - oft sind die Mitmenschen erstmal irritiert, dann aber kommt ehrliche Empathie.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1697
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Roselin,

die Forianer haben Ihnen hier wertvolle Hinweise gegeben.
An dieser Stelle auch noch einmal der Hinweis für Sie und die Leser*innen hier im Forum:
oben rechts auf dieser Seite finden Sie den link auf die Notfallnummern https://www.deutsche-depressionshilfe.d ... ngsstellen" onclick="window.open(this.href);return false;

Bitte wenden Sie sich, wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, an Ihren Arzt/Therapeuten oder eine der Notfallnummern auf der Seite.

Herzliche Grüße
Anne Blume
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Reve »

Hallo Roselin,

du schreibst, "der Lockdown" brachte uns beide zu Fall".

Kann es denn nicht sein, dass das auch wieder wird nach einer gewissen Zeit.
Denn offensichtlich hat sich "die ganze Situation zugespitzt".

Das erinnert mich jetzt so an die Situation meines jüngsten Sohnes mit seiner neuen Freundin. Sie haben sich im März im Lockdown kennengelernt.
Sie ist sehr instabil, hatte sehr hohe Erwartungen an sich, auch an das Umfeld, an ihren neuen Freund.
Die Beziehung steht die ganze Zeit auf der Kippe, immer wieder fragt mich mein "Kind", wie er sich verhalten soll, wenn es wieder "eskaliert".

Ich möchte nicht unnötig Hoffnung schüren, aber wenn jetzt jeder von euch beiden wieder zusieht, irgendwie Fuß zu fassen, dann kann es doch auch wieder so was Ähnliches wie ein "zusammen" geben?
Genau, der Partner kann nur bis zu einem gewissen Grad unterstützen, oft wird er ja mit hineingezogen und kann dann auch nicht mehr. Das ist jetzt wohl geschehen.

Du hast offenbar eine Therapeutin, sie wird dich unterstützen und kann das auch. Ist dafür ausgebildet.

Das kommt doch oft vor, dass sich der Mensch veändert, aufgrund der leidvollen Erfahrungen sage ich jetzt mal. Meist kommt das später vor. Du schreibst ja selbst, dass du Fortschritte gemacht hast, es dir aber nicht schnell genug ging. Also machst du Fortschritte.

Und wenn du jetzt nicht mehr singen magst oder tanzen, magst du vielleicht Yoga machen.
Offenbar hat das Bild, das du von dir haben wolltest, nicht zu dir gepasst. Sonst würde es dir jetzt nicht so gehen. Ist immer ein deutliches Signal.

Hoffentlich siehst du das Licht doch ein wenig funkeln wenn auch ganz schwach, wie ein Solarlicht, ist ja auch wenig "Sonne" zur Zeit.

Ganz gute Besserung und gib nicht auf!
Carin
Jani1990
Beiträge: 69
Registriert: 16. Nov 2017, 15:37

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Jani1990 »

Hallo Roselin

Ich kann deine Situation verstehen, auch ich hatte jemanden der mir halt gegeben hat, der mir ergeizig gemacht und dem ich selbst immer wieder motivieren konnte. Allerdings wollte ich mehr und sie nicht...das ist jetzt 4 Jahre her, und meine ganze Kraft die ich in den 2 Jahren getankt habe ist weg, ich fühle mich schlimmer als zu der Zeit wo ich gar nichts hatte...einfach weil ich gemerkt hatte es geht auch anders, aber das ist mir wieder genommen worden.

Ich kann dir leider keinen guten Rat geben(sonst würde ich ihn selbst beherzigen...) Aber ich will das du weist das du mit deinem Verlust nicht alleine bist.

lg Jani1990
Roselin
Beiträge: 2
Registriert: 8. Feb 2021, 11:20

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Roselin »

Hallo liebe Foris,

entschuldigt dass ich bisher nie geantwortet habe.
Danke für eure Beiträge.

Leider geht es mir immer schlechter.
Ich rutsche immer mehr ab, werde immer verzweifelter und hoffnungsloser.
Am Samstag sind es dann 4 Wochen seit der Trennung, 4 Wochen die ich ihn nicht mehr gesehen habe.

Wir hatten letzten Samstag mal telefoniert, aber ich glaube da hab ich auch alles wieder nur schlimmer gemacht...

Ich seh keinen Sinn mehr für mich....all meine Gedanken drehen sich nur darum dass ich so nicht leben kann.
Dass ich diese Trennung, diesen Verlust nicht schaffe.

Meine Cousine und meine Schwester, die eigentlich die einzigen Vertrauenspersonen sind die ich hab, haben keine Nerven mehr für mich...
Ich fühl mich so alleine...
Ich such überall nach etwas oder jemandem der mir helfen kann, dabei weiß ich genau dass mir eigentlich niemand helfen kann.
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1697
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Roselin,

Ihrem Beitrag entnehme ich, dass Sie sich in einer akuten Krise befinden. Hier im Online-Diskussionsforum ist keine Krisenintervention möglich.
Bitte kontaktieren Sie umgehend Ihre Ärztin/Ihren Arzt und/oder Therapeut*in bzw. stellen Sie sich in einer Notfallambulanz vor. Telefonisch können Sie Kontakt mit dem Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigung in Ihren Bundesland aufnehmen oder den Notruf wählen.

Gute Besserung für Sie und herzliche Grüße
Anne Blume
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Ich glaube meine Limit ist erreicht.

Beitrag von anna54 »

Liebe Roselin
Frau Blume hat es schon geschrieben,es gibt im Leben Wendepunkte,da muss man fachliche Hilfe annehmen.
Wenn die Verzweiflung so groß ist und andere keine Unterstützung mehr geben können oder wollen.
Ich selbst habe eine Klinik mit einer Ambulanz,die ist immer erreichbar.
Ruf bitte in einer Klinik an,las dich hinfahren,als Notfall ist das immer möglich.
Du kannst den Arzt vom Dienst sprechen und dann immer noch entscheiden,was du möchstet.
Schau mal unter: Freunde fürs Leben,da findest du Hilfe.
Aber alles ist unmöglich,wenn es dir immer schlechter geht,dann sei mutig und sei es dir wert das zu bekommen,was du brauchst: Hilfe,Schutz und einen Weg,raus aus diesem schlimmen schwarzen
Loch.
Warten ist schlecht,weil irgendwann die Verzweiflung dir alle Kraft nimmt und du den Weg zur Hilfe nicht mehr schaffen kannst,im Notfall rufe bitte einen Rettungswagen,das ist immer möglich.
Ich denke an dich und wünsche dir Mut!
anna54
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