Ausgemustert?

Allegretto
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Allegretto »

Liebe Kenny,

Deine Beiträge lese ich gerne, sie berühren mich, und manches darin ist mir sehr vertraut.
Ich (57) bin seit 5 1/2 Jahren berentet und froh, dass das so ist. Ich hatte dem Druck, den Anforderungen des Berufslebens nicht mehr standgehalten. Dazu kamen Versagensängste, Ängste, das Leben als Alleinerziehende dreier Kinder nicht mehr bewältigen zu können. Ich hatte schon lange keine Kraft mehr. Inzwischen sind meine Kinder selbständig, leben ihr Leben in teilweise ziemlich weiter Entfernung zu meinem Wohnort. Ich sehe sie vielleicht zweimal im Jahr.
Ich habe mich in meinem Leben, was die meisten Menschen sicher als langweilig und öde bezeichnen würden, eingerichtet. Am meisten belastet es mich, dass ich mich nahezu durchgängig sehr erschöpft fühle. Dass sich daran so gar nichts zum Besseren verändert, damit hadere ich immer wieder. Vielleicht weil ich es nicht verstehe. Ich gehe noch einem Minijob nach, der körperlich anstrengend ist, aber ohne diesen Zuverdienst wüsste ich nicht, wie ich über die Runden kommen sollte. Existenzangst kann ich nur ganz schwer aushalten. An den Tagen, an denen ich arbeite, bin ich zu nichts mehr fähig, auch nicht zu Dingen, die mir Freude machen. Mit Mühe schaffe ich es, mit meinem Hund noch spazieren zu gehen.
Du schreibst, dass die sozialen Kontakte Dein größtes Problem sind. Das kann ich von mir auch sagen. Ich lebe ländlich (auch weil da die Mieten nicht so hoch sind). Das bedeutet aber auch, dass ich Kraft und Geld investieren muss, wenn ich Veranstaltungen, eine Selbsthilfegruppe o.Ä. besuchen möchte. Beides habe ich nur sehr begrenzt. Ich empfinde mein Leben als eingeschränkt und begrenzt. Es gibt Tage, da spreche ich nur mit meinem Hund. Oft fühle ich mich nirgendwo zugehörig.
Ich bin auch ratlos, wie ich an meinem Wohnort Kontakte finden kann, die mich inspirieren, anregen und mir gut tun. Du siehst, Du bist nicht allein.

LG Allegretto
Katerle
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Katerle »

@ Micha

Naja telefonieren finde ich jetzt nicht so günstig, aber ich könnte dir ne PN schreiben, wenn du magst. LG Katerle
Katerle
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Katerle »

Hallo Kenny und Allegretto,

kommt mir auch alles sehr bekannt vor, was ihr schreibt. An Langeweile fehlt es mir auch nicht, aber es gab auch Zeiten, in denen ich mich einsam fühlte in meinem Ort und auch in meiner Beziehung, was ich so vorher überhaupt nicht kannte. Ich schloss mich einer Gruppe an, aber weil der Weg auch ziemlich weit ist und die Treffen nur auf anderthalb Stunden begrenz sind, pro Woche (seit Corona finden keine Treffen mehr statt, nur noch eher sehr selten mal im Freien), bin ich auch nicht so regelmäßig mehr dort.
Ich weiß mich sehr gut zu beschäftigen allein. Zusammenkünfte strengen mich auch an oder weitere Strecken. Bin dann froh, wenn ich wieder meine Ruhe habe. Oder wenn die Enkel da sind, freue mich auch sehr, aber wie gesagt, es strengt mich auch an.
Bei Gesprächen kann ich auch nicht immer so folgen, auch weil ich nicht so gut höre und aufgrund meiner Konzentration. Unsicher bin ich auch beim Telefonieren, ich schreibe lieber. Das fällt mir leichter.
Letztens hatte wieder jemand so ne abfällige Bemerkung gemacht wegen Depressionen eines Bruders. Sowas stört mich enorm...

Wünsche euch weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen,
Katerle
slowbutfurious
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

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Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Liebe Allegretto,

über Deinen Beitrag habe ich mich ganz besonders gefreut. Da sind so viele Gemeinsamkeiten, da habe ich gespürt, dass es irgendwo eine Frau gibt, der es fast genauso geht wie mir, die in einer ganz ähnlichen Lebenssituation ist, mit ganz ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und nicht weiß, wie sie konkret für sich einige Verbesserungen ihrer Lebensqualität durch neue soziale Kontakte erreichen kann. Das hat mir einfach gut getan. :)
Auch für mich ist der chronische Erschöpfungszustand, unter dem ich nun schon so lange leide, einfach unerträglich. Ich finde einfach nichts, was es besser machen würde. Und ich verstehe es nicht. Allerdings kann ich sehr gut verstehen, dass Du nach Deinen Arbeitstagen im Mini Job total fertig bist. Ich würde das garnicht mehr schaffen, habe auch schon öfter darüber nachgedacht, aber ich glaube, selbst eine ehrenamtliche Tätigkeit, einmal in der Woche, würde mich schon an meine Grenzen bringen. Es ist zum Verzweifeln! Wie schaffst Du es da, Dich noch um Deinen Hund zu kümmern? Aber Du hast als Alleinerziehende drei Kinder großgezogen, wahrscheinlich auch die meiste Zeit in Vollzeit gearbeitet...kein Wunder, dass da die Kraftreserven irgendwann aufgebraucht sind. Im Grunde lebst Du ja in einer ähnlichen Situation wie damals, nur in abgespeckter Version, aber Du musst trotzdem noch viele Stunden in der Woche funktionieren. Da hast Du meinen vollen Respekt und ich verstehe es auch vollkommen, wenn dann kaum noch Kraft da ist um Veranstaltungen o.ä. zu besuchen.
Ich bin ja auch ein Jahr nach meiner Berentung in ein kleines Dorf gezogen, weil ich mir meine Mietwohnung in Stuttgart (wo ich insgesamt fast 30 Jahre gelebt habe) einfach nicht mehr leisten konnte. Es ist sehr schön hier, die Menschen sind freundlich, aber außer Natur (ich lebe direkt am Waldrand) gibt es hier nichts. Oft fehlen mir die Möglichkeiten, die ich in der Stadt hatte. Und Auto fahren wird mit jedem Jahr schwieriger...ich hüpfe hier nur noch von einem Dorf zum nächsten, habe mehrere Kleinstädte in 8-10 km Entfernung, da gehe ich einkaufen oder zu meinen Ärzten, das bekomme ich noch hin, aber wenn ich länger als 20 od. 30 Minuten im Auto sitze, dann kann ich mich einfach nicht mehr konzentrieren. Dadurch fühle ich mich auch sehr eingeschränkt. Ich bräuchte einen Fahrdienst.
Einen Unterschied gibt es: Du sprichst mit Deinem Hund, ich spreche mit meiner Katze. Oder mit mir selbst, weil sonst keiner da ist. Egal, da weiß ich wenigstens, dass ich eine intelligente Gesprächspartnerin habe. :lol:

Aktuell ist es mein größter Wunsch, für die Zukunft wieder eine richtig gute Freundin zu finden. Eine Frau, die in ähnlicher Lebenssituation lebt, ungefähr gleich alt ist, und der ich nicht erklären muss was Depression ist. Eben so eine wie Dich. ;)

Liebe Grüße und schreib mir bald mal wieder,

Kenny
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Liebe Katerle,

Du hast Dich auch gut in Deinem Leben eingerichtet, machst immer das Beste aus allem, sorgst inzwischen auch gut für Dich selbst. Nur mit den "abfälligen" Bemerkungen, die im Grunde nur auf Nichtwissen der jeweiligen Person beruhen, kommst Du nicht zurecht. Ich kenne dieses Problem auch sehr gut. Diese Bemerkungen sind oft nur so dahingesagt, aber für uns sind sie konkret verletzend, egal ob die Leute das nun absichtlich machen oder nicht. Und ich habe genau diesselben Probleme wie Du, dann richtig darauf zu reagieren und den Menschen das einfach mal klar zu machen. Habe Angst, dann noch mehr angegriffen und verletzt zu werden, ich kann auch nicht wütend werden, die Wut richtet sich dann nach innen und mir laufen die Tränen übers Gesicht. Ich kann mich nicht wehren! Weil ich zu verletzlich bin, emotional zu instabil und nicht genügend Substanz habe, solchen Menschen eine klare Grenze zu setzen. Früher konnte ich das wesentlich besser, hatte Durchsetzungsfähigkeit und Stärke. Manchmal denke ich, vielleicht kann ich mir diese Fähigkeiten irgendwann mal wieder aus den Trümmern meiner zerbrochenen Persönlichkeit zusammen suchen. Vielleicht gelingt es mir im Laufe der Zeit, wieder einen Teil meiner früheren Fähigkeiten zu nutzen. Vielleicht schaffst Du das auch. Du hast doch schon so viel in Deinem Leben erreicht. Ich wünsche es Dir.

Liebe Grüße

Kenny
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Liebe slowbutfurious,

ich antworte Dir auch noch, aber heute nicht mehr...kann mich nicht mehr konzentrieren :oops:

bis bald.

Liebe Grüße

Kenny
Allegretto
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Allegretto »

Liebe Kenny,
danke für Deine zugewandten und einfühlsamen Zeilen, über die ich mich sehr freue.
Ich bin übrigens vor 5 1/2 Jahren aus dem Großraum Stuttgart nach Süd-Westen in Richtung Südschwarzwald umgezogen. Ich wohne auch am Ortsrand, Wald und Feld sind ganz nah. Meinen Hund habe ich mir vor gut 5 Jahren zugelegt, mit aus dem Grund, dass ich täglich Bewegung und frische Luft habe, als "Therapiehund" sozusagen. Nebenbei gibt es immer mal wieder eine nette Begegnung mit anderen Hundebesitzern oder auch ein kleines Gespräch, aber an den meisten Tagen bin ich mit meinem Hund unterwegs, ohne jemandem zu begegnen. Ich habe es in den nun 5 1/2 Jahren, die ich hier lebe, nicht geschafft, einen freundschaftlichen Kontakt zu knüpfen. Die meisten Menschen in unserem Alter leben in einer Partnerschaft, sind berufstätig und haben ihre Freizeitgemeinschaften oder auch schon Enkelkinder. Deinen Wunsch teile ich, mir wäre es dazu noch wichtig, dass die Freundin nicht allzu weit entfernt lebt, damit man sich ohne großen Aufwand auch immer wieder einmal sehen kann. Ich weiß auch nicht, wie sich dieser Wunsch erfüllen lässt, was ich konkret dafür tun kann (im Rahmen meiner einschränkenden Möglichkeiten). Es gibt Zeiten, da bin ich hoffnungsvoll. Aber es gibt auch die Phasen, da bin ich meines Lebens müde und sehe keine Zukunft für mich.
Als meine Kinder klein waren, war ich gar nicht berufstätig. Dann kamen mehrere äußere Umstände zusammen, die mich in eine schwere Krise stürzten, und infolgedessen brach tief Verschlossenes, Verdrängtes in mein Bewusstsein. Das ist bald 20 Jahre her. Wenige Jahre später ging die Ehe auseinander. Es war eine schlimme Zeit. Ich schaffte den Wiedereinstieg in meinen Beruf und arbeitete 10 Jahre in Teilzeit (50-60%). Dann konnte ich nicht mehr. Durch sehr viele Umzüge in meinem gesamten Leben war es für mich schwer, immer wieder von Neuem ein tragfähiges soziales und unterstützendes Netz aufzubauen. Immer wieder hieß es Abschiednehmen.
Genug von meiner Lebensgeschichte.
Versuchen wir trotz allem die guten, auch schönen Momente zu sehen und diese zu bewahren. Deine Zeilen sind ein solcher Moment. Danke.

Liebe Grüße - und bis bald,
Allegretto
Aurelia Belinda
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Aurelia Belinda »

An Yvi*
Dankeschön für den Link.

Liebe Kenny,
Immer wieder mal lese ich hier mit. Es bleibt weiter interessant. Ich hatte auch mal vor “meinen Roman“ von der Geschicht' abzulassen. :-)
Ääh....na ja. Wollen und können
Ist halt auch so ein verflixtes Ding. In jedem Fall ist auffällig..... selbst wenn man wie ich hier nur Bruchteile von einigen Berichten liest, gibt's doch bei allen durchgängig Parallelen, auch ich konnte viel mit Kopfnicken bejahen.

Erst mal herzliche Grüße,
Auch allen Lesern, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Katerle
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Katerle »

Danke liebe Kenny,

genau so ist, wie du schreibst. Manchmal gelingt es mir, darauf zu reagieren, manchmal nicht. Ich wünschte mir da auch wieder mehr Durchsetzungsfähigkeit und Stärke und ich bin auch der Ansicht, dass dies gelingen kann im Laufe der Zeit. Dir wünsche ich das jedenfalls auch. LG
slowbutfurious
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

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Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo slowbutfurious,

Danke für den Hinweis, hast vollkommen recht, ich fühle mich schon wieder verantwortlich, jedem der hier schreibt auch zu antworten...und das kann leicht in Stress ausarten. Aber so soll es ja nicht sein.

LG Kenny
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo ihr Lieben,

ich weiß noch nicht, ob ich heute etwas vernünftiges schreiben kann, hab gerade mal wieder 1000 Dinge im Kopf...

Liebe Allegretto,

na das ist ja ein Ding, ich hatte auch erst vor, in den Schwarzwald zu ziehen, damals gab es dort oft noch günstige Wohnungen. Und die Landschaft ist natürlich herrlich. Irgendwie ging es dann aber doch in die andere Richtung (nördlich von Stuttgart, ganz in der Nähe von Tripsdrill, das kennst Du bestimmt). Also wenn Du noch einmal umziehst, dann kannst Du Dich ja mal in der entgegengesetzten Richtung umschauen. :) Dann wären wir beide auf einen Schlag einen großen Schritt weiter.
Mir geht es ja genauso, eine Freundin müsste schon im näheren Umfeld leben, so im Umkreis von 10-15 km, das wäre ideal. Dass Du bei Deinen Spaziergängen mit dem Hund noch niemanden kennen gelernt hast, das wundert mich ein bisschen. Also ich hab da oft Leute getroffen mit denen dann auch ein nettes Gespräch möglich war, die Hunde haben miteinander gespielt, das war immer ganz schön. Aber vielleicht sind die "Schwarzwälder" da ja etwas eigenbrötlerisch und die Menschen in meinem Dorf viel netter. Insgesamt blieb es aber eher an der Oberfläche, und natürlich waren auch alle sozial gut integriert....In Stuttgart habe ich das nie so erlebt, weil es da einfach mehr alleinlebende Menschen gibt. Im ländlichen Bereich überwiegen Familien, da fühle ich mich auch irgendwie als Randgruppe.
Zumindest ein Kontakt besteht noch, eine junge Frau, verheiratet und inzwischen stolze Mutter von drei Kindern. Wir schreiben immer mal wieder über WhatsApp, manchmal lädt sie mich zu sich ein, wir trinken Kaffee, quatschen über alles mögliche und spielen mit den Kindern. Das ist immer sehr schön und ich möchte auch versuchen, diesen Kontakt weiter zu vertiefen.

So, nun fällt mir nichts gescheites mehr ein.

Einen lieben Gruß an alle hier,

Kenny
slowbutfurious
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

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Gertrud Star
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Kenny,

da du mich schon so direkt ansprichst, möchte ich dann doch antworten. Ich merke allerdings, dass es mir doch sehr schwer fällt, mich damit aktiv zu beschäftigen. Am liebsten würde ich die Vergangenheit rückgängig machen, um noch einmal mit dem heutigen Wissen vieles anders anzugehen und mir selbst noch Chancen zu geben. Vom Kopf her habe ich in den letzten Jahren so viel verstehen müssen, dass nicht nur der Kopf auch müde ist, sondern es ist noch nicht ausreichend gesackt. Ich stehe immer noch so halb fassungslos vor den Trümmern dessen, wofür ich mir sehr viel Mühe gegeben habe, und was doch auch Hoffnung gegeben hat. Wie ich den Blick wieder Richtung Leben und Zukunft richten kann, habe ich noch nicht so ganz verstanden. Vielleicht ist das jetzt auch ein Lernprozess, trotzdem ja zu sagen, und das könnte gefühlt sehr mühsam werden und lange dauern, vielleicht bis zum Tod. Oft bin ich unendlich wütend, und oft laufe ich einfach nur grummelnd durch die Wohnung. Sozialverträglich bin ich nur sehr begrenzt.
Andere erzählen vom Leben, vom Erfolg, und ich? Andere können xmal zum Friseur, oder sich neue Sachen kaufen, und ich? Oft frage ich mich, ob mich überhaupt jemand wollen könnte, bei soviel Wegschieberei und in meiner Lebenssituation. Ich weiß ja schließlich, dass ich fast nirgendwo Chancen habe.
Immer wieder frage ich mich, wie Du diese Situation über Jahrzehnte hinweg ertragen konntest. Da ist so vieles schief gelaufen...
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt, und zwar zu allerletzt. Und der Mensch hat Kräfte, die er mobilisieren kann. Außerdem war mir von Anfang an klar, dass ich weniger gute Startchancen habe als andere, dafür aber eine Menge Intelligenz und Motivation. Ich war optimistisch genug.
und es ist so verdammt schade, wenn Menschen wie Du einfach keine vernünftige Chance bekommen, ihre Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen.
Es geht nicht nur darum sich einbringen zu können, sondern auch darum, genug Geld zu haben, also auch um Erwerbsarbeit, oder ausreichend hohe Sozialleistungen, vor allem ALG II und Sozialhilfe. Sonst ist man schneller abgehängt, als einem lieb ist. Mir sieht man die Armut mittlerweile so an, dass ich nicht mehr wirklich vorzeigbar bin, und meine Wohnung auch nicht.
Was kann man am Leben groß regeln, wenn davon ständig zu wenig da ist, über viele Jahrzehnte, und schon wenn man jung ist?
Aber ich möchte hier nicht mehr in der Vergangenheit herum wühlen. (Habe das selbst lange genug bei mir getan und Du bestimmt auch).
Ja, habe ich auch. Ich habe die Vermutung, dass ich erst wirklich loslassen kann, wenn ich das ganze mal schriftlich aufgearbeitet habe, und zwar in einer verkaufbaren Form eines Buches. Dabei geht es mir nicht ums Geld, sondern dass das Wissen zugänglich ist, damit einige Leute vor solchen Sachen geschützt sind, denen es genauso geht. Neulich habe ich so etwas sogar mal geträumt, und dabei ging es doch darum, wie der Gerechtigkeit Genüge getan werden kann. Vielleicht habe ich ja in den letzten Jahren mit den vielen Selbstgesprächen gemerkt, dass ich ein ganzes Buch eh schon im Kopf habe, zumindest wahrscheinlich. Einige Taler nebenbei wären dabei sicher auch nützlich, sofern überhaupt etwas rein kommen kann. Auch wenn es wahrscheinlich fast komplett auf die Sozialhilfe angerechnet werden würde. Ideen für 3 andere Bücher hätte ich auch noch, die würden aber wesentlich mehr Einsatz verlangen und 2 davon wären auf einem Level, wo mir die Rentenversicherung dazwischen gehen würde mit dem Ergebnis, dass ich wieder beim Jobcenter landen würde mit ihren tollen Bewerbungstrainings und Vorstellungsgesprächen bei Anlerntätigkeiten, was ich mir niemals mehr antun könnte.
Mich interessiert eher, wie Du Deine ganz persönliche Perspektive einschätzt. Dabei geht es mir nicht um die finanzielle Grundlage, die sich wahrscheinlich nicht mehr ändern wird
Tja keine Ahnung, wie man mit nem halben Tausender Rente plus fast genausoviel Sozialhilfe und mit diesen Belastungen Leben überhaupt gestalten kann, und dabei auch noch zufrieden sein. Momentan bin ich froh, dass ich es bis hierhin überhaupt irgendwie geschafft habe, ohne noch kränker zu werden. Wobei die letzten Jahre depritechnisch doch auch heftig genug waren.
sondern eher um Deine persönlichen Bedürfnisse und Wünsche.
Hm, sind da überhaupt noch welche da? *kopfkratz*
Und wenn, ist da irgendwas realisierbar? Bei dem Chaos, was im Leben entstanden ist, bezweifle ich das doch ziemlich, obwohl ich ja nicht hellsehen kann. Alleine das Aufräumen der Hinterlassenschaften wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Möchtest Du Dir denn gerne ein Privatleben aufbauen? Kannst Du Dir vorstellen, dass es Menschen gibt, die Dir gut tun und Dein Leben bereichern? Gibt es Interessensgebiete, Themen oder Vorhaben, die Du gerne irgendwann einmal umsetzen willst?
Ja, einige Menschen gibt es, diese aber fast nur online. Da habe ich nicht nur etwas Sinnvolles zu tun, sondern auch etwas Unterstützung.
Ich habe leider ein Händchen für Problemfälle und gestehe mir das Gute nicht so sehr zu, denke auch zu wenig an mich. Vorstellen kann ich mir schon, dass es Menschen gibt, die mir gut tun. Nur leider können die an meiner Situation nicht genug ändern.
Es kostet nun mal fast alles im Leben etwas, und das merkt man umso mehr, je länger die Investitionen schon aufgeschoben worden sind, weil man schon sehr lange eigentlich unter dem Limit lebt. Man kann nirgendwo mehr mithalten und muss sich viel zuviel versagen, obwohl ich nicht undbedingt viel Geld brauchen würde. Von daher lohnt es sich fast nicht, darüber nachzudenken, es entmutigt und frustriert sowieso nur.
Angenommen, ich würde jemanden kennelernen, der sich als Partner eignen würde: Denjenigen würde ich nur in die Sozialhilfe mit hinein ziehen. Und da wäre noch diese nicht aufgearbeitete Sache mit den heftigen Nebenwirkungen nicht nur früherer Erlebnisse, sondern auch von Psychotherapie (möchte es nicht direkt nennen, das würde nur wieder nicht erfasst oder verstanden werden). Ich wäre also aufgrund der Erfahrungen und der Lebenssituation solch ein finanzielles und emotionales Loch, dass das einer alleine nicht aushalten würde oder schaffen könnte, da irgendwas bissl leichter zu machen.
Vor allem geht das alles schon viel zu lange.
Muss ja nichts großes sein, manchmal sind auch kleine Dinge hilfreich um ein wenig mehr Lebensqualität für sich aufzubauen. Ist auch gerade für mich ein wichtiges Thema. Bin auf der Suche...nach... ich weiß nicht was...
ja, sind sie schon, also die kleinen Dinge hilfreich. Doch diese würden wahrscheinlich bei mir nicht (mehr) ausreichen.

Ich mache mir eigentlich keine großen Hoffnungen mehr, und das nicht unbedingt aus einer pessimistischen Haltung heraus, oder um nicht wieder enttäuscht zu werden. Ich habe schlicht zu viele Sachen nicht, die andere haben, die für diese selbstverständlich sind. Die Ausgangsbedingungen sind bis heute eher schlechter als früher geworden. Und das will man doch meistens eher nicht in seinem Dunstkreis haben. :roll:

Ich würde lieber Erfreulicheres berichten.
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo Gertrud,

danke für Deinen ausführlichen und sehr interessanten Beitrag. Er hat mich sehr berührt und ich muss ihn erst mal ein wenig sacken lassen.
Möchte Dir jetzt auch keinen Unsinn schreiben in Richtung positiver Lebensgestaltung, dafür respektiere ich Dich als Persönlichkeit zu sehr.

Ich glaube, die gesellschaftliche Ausgrenzung durch Armut (ALG II; Sozialhilfe über sehr lange Zeiträume) hat mir bisher noch nie jemand so anschaulich geschildert.

Schreiben kannst Du. Das mit dem Buch ist eine gute Idee. Ich würde es kaufen und lesen. Wahrscheinlich könnte ich garnicht mehr aufhören.


LG Kenny
slowbutfurious
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

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Nachtmensch
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Kenny und alle anderen,

ich hatte während eines Zusammenbruchs einen Rentenantrag gestellt, aber ohne zu wissen ob der genehmigt wird meinen damaligen Job ein halbes Jahr später gekündigt. Trotz finanzieller Ungewissheit sah ich keinen anderen Weg, da es mir immer schlechter ging. Noch bevor ich die Firma endgültig verließ, bekam eich eine teilweise EM Rente bewilligt und nachdem ich sechs Wochen krankgeschrieben war, zahlte die Krankenkasse sogar anteilig Krankengeld. Somit hatte ich mich wenigstens finanziell nicht ins Abseits katapultiert. Gut ging es mir dadurch aber trotzdem nicht. Nach einiger Zeit begann ich aber wieder nach einen Job zu suchen, den ich neben der Rente in Teilzeit ausüben könnte, leider bislang erfolglos.

Nun zu Deinem eigentlichen Thema, ich habe mittlerweile den Gedanken, dass ich mich selbst ausgemustert habe, denn irgendwie kriege ich immer weniger auf die Reihe und auch soziale Kontakte tendieren gegen null.
Zwischenzeitlich zahlt auch meine Private BU Versicherung eine kleine Rente aber weil ich ausgesteuert wurde bekomme ich zur Zeit noch Arbeitslosengeld I bis Ende April. Meine Renten sind bis Ende 2023 bewilligt aber schon jetzt beschleichen mich Ängste, dass es danach finanziell bergab geht, mit dann 60 Jahren auf dem Buckel wirds auch nicht einfacher Arbeit zu finden, bzw. zu haben.

Also ja, ich bin ausgemustert, aber dafür bin ich selbst verantwortlich und das nagt gewaltig an mir. All die Klinikaufenthalte und ambulanten Therapien haben mich nur zeitweise stabilisiert und irgendwie wurden die nachfolgenden Krisen immer schlimmer obwohl die Auslöser eigentlich objektiv wohl harmloser wurden.

Dennoch habe ich gelegentlich den (wohl naiven) Gedanken, ich könnte es noch ins positive rumreißen und will es noch einmal mit einem Klinikaufenthalt versuchen, so die Klinik mich denn aufnehmen will. Denn meine Tagesstruktur geht immer mehr den Bach runter und ich empfinde mich mehr und mehr als Zumutung für meine Frau. Mein Pseudonym kommt daher nicht von ungefähr. Bin nachts nur noch am grübeln und tagsüber ist nich wirklich viel mit mir los.

Ich hoffe mein Post triggert niemanden, aber so stellt sich das Thema ausgemustert bei mir dar.

Viele Grüße
R.
slowbutfurious
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

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Zuletzt geändert von slowbutfurious am 6. Jan 2021, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Nachtmensch
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo slowbutfurious,

was ich so grübele, hm, meistens darüber was alles so schief gegangen ist und meine Schuld daran. Warum ich dies und jenes nicht anders / besser gemacht habe. Aber manchmal auch darüber, was mir gut tun könnte und wie ich es schaffen könnte, mehr Sinn in meinem Leben zu sehen. Viel Selbstkritik gemixt mit teilweise sehr konfusen Gedanken.

Meine letze Therapeutin meinte, ich solle mich mehr auf die positiven Dinge in meinem Leben fokussieren. Nur erinnere ich mich kaum an positive Ereignisse, bzw. fühlen sich solche Erinnerungen heute nicht mehr so positiv an, wie sie sich damals wohl mal positiv angefühlt haben. Gegenwärtig empfinde ich eigentlich nichts als wirklich positiv, auch wenn ich es gedanklich an sich schon positiv einordnen kann.
Ich habe positiv fühlen schlicht verlernt. Es könnte noch Jahre dauern, bis ich dass wieder erlernt habe, meinte meine Therapeutin und ich müsste es täglich trainieren.

Viele Grüße
R.
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo ihr Lieben,

danke für Eure Beiträge. :)

Ich bin ein wenig verwirrt, nachdem ich alles gelesen habe und auch ein wenig verunsichert. Ich wollte hier eigentlich nicht mehr diskutieren inwiefern wir uns evtl. selbst ausgemustert haben, ob wir es hätten besser machen können, ob wir selbst unseren Anteil daran haben usw. Natürlich habe ich mich auch selbst ausgemustert, z.B. indem ich nach 3 Jahren absoluter Hölle, mit zahlreichen nicht hilfreichen Behandlungsversuchen...einen Rentenantrag gestellt habe. Oder durch mein eigenes soziales Rückzugsverhalten...Aber das alles hatte ja auch einen Grund! Freiwillig habe ich meinen Beruf nicht aufgegeben, auch nicht meine Beziehungen...oder meine früheren Freizeitaktivitäten...Doch das ist für mich inzwischen einfach Schnee von gestern.

Ich möchte versuchen, diese Vergangenheit hinter mir zu lassen, nach vorne zu schauen, mir trotz aller Einschränkungen noch mal eine neue Perspektive aufbauen. Eine kleine Nische für mich finden oder schaffen, in der ich mit meinen gegenwärtigen Möglichkeiten und Fähigkeiten noch ein wenig Lebensqualität für mich aufbauen kann, die ein wenig über die notwendige aber oft langweilige Alltagsbewältigung hinaus geht. Dafür suche ich Anregungen, Tipps, Gleichgesinnte Menschen, die auf diesem Weg schon ein wenig weiter sind als ich, oder an einem ähnlichen Punkt. Einige Möglichkeiten sind schon genannt worden, aber vielleicht gibt es ja noch ein paar eher ungewöhnliche Projekte? Das interessiert mich...etwas zu finden, das mich die nächsten Jahre faszinieren könnte, womit ich gleichzeitig wieder neue soziale Kontakte aufbauen könnte. Das höher, schneller, weiter ist für mich einfach vorbei. Die finanzielle Grundlage ist zwar nicht berauschend, aber zumindest halbwegs gesichert. Das stellt für mich auch ein Stück Freiheit dar. Nicht mehr funktionieren müssen, nicht mehr immer müssen müssen...Aber mir fehlt noch eine sinnvolle Alternative. Wie kann ich meine Lebenszeit nun bestmöglich für mich nutzen, mein Selbstwertgefühl (trotz allem) wieder stabilisieren und einfach mal gut für mich sorgen. So, dass ich selbst mit meinen Tagen zufrieden bin. Das wünsche ich mir.


Liebe Grüße

Kenny
Nachtmensch
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Kenny,

okay, mein Post war jetzt natürlich wenig hilfreich bezüglich Tipps, wie man sein Leben sinnvoller gestalten könnte. Zu verlockend war es wohl, mich der Gruppe der ausgemusterten, nicht gleichgesinnten aber ähnlich betroffenen zuzuordnen, sorry.
Liegt vielleicht daran, dass ich erst nach 18 Jahren des Funktionirens soweit war, einen Rentenantrag zu stellen. Nun muss ich viel weniger funktionieren. Ich muss auch weniger müssen. Und da liegt auch die Crux.
Nicht müssen müssen, bewirkt bei mir zunehmen ein nicht können können, was hoffentlich nicht irgendwann im nicht wollen wollen endet.
Daher suche ich wie Du, nach Möglichkeiten mein Leben positiv zu gestalten und was soll ich sagen, da gibts so viele Möglichkeiten. Meine Therapeutin gab mir eine Liste und ca. 80% der darin aufgeführten Aktivitäten hatte ich schon mal gemacht, bzw. gewusst, dass es sowas gibt. Man muss es also einfach machen, denke ich.
Erstaunlich wieso ich da nicht selbst drauf gekommen bin, längst aufgegebene Hobbys zu reaktivieren oder mehr Menschen zu treffen um auch sozial wieder aktiver zu sein.
Ich glaube das es schwierig ist Eine Sache zu finden, in der man völlig aufgeht und dadurch sein Selbstwertgefühl dauerhaft hoch hält. Vielmehr sollte ich wohl erstmal meinen Wert als solchen selbst erkennen um dann zu überlegen was ich alles kann. Dann müsste ich allerdings auch machen, was ich kann.
Also doch müssen müssen.
Wie kann ich meine Lebenszeit nun bestmöglich für mich nutzen, mein Selbstwertgefühl (trotz allem) wieder stabilisieren und einfach mal gut für mich sorgen. So, dass ich selbst mit meinen Tagen zufrieden bin. Das wünsche ich mir.
Dieser Abschnitt ist zwar nicht mit einem ? Versehen, aber er liest sich als solche. Für mich kann ich ihn teilweise so beantworten:
Einen kleinen bezahlbaren Werkraum finden, ich dem ich meinen „künstlerischen Ergüssen“ ausschweifend nachgehen kann. Ein Ehrenamt finden, in dem ich anderen etwas von dem abgeben kann, das ich habe oder kann. Einen Teilzeitjob finden, der mir richtig Spaß macht und den ich auch bewältigen kann.
Also eigentlich liest sich das garnicht so utopisch, sehe ich gerade. Jedenfalls erreichbar für so manchen Menschen, so er kann und will, er muss es nur machen.

Ich wünsche Dir, dass Du etwas findest und es auch machst.

Viele Grüße
R.
slowbutfurious
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

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Zuletzt geändert von slowbutfurious am 6. Jan 2021, 19:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Chinesisches Sprichwort
Gertrud Star
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo in die Runde,

ich selber denke gar nicht so an Nischen, oder dass diese so viel bringen, wenn das Geldthema immer wieder so arg dazwischen funkt, und da keine Lösung zu sehen ist. Vielleicht werde ich auch einfach in absehbarer Zeit wieder arbeiten müssen und die Rente aufgeben, weil ich auf Dauer so nicht wirklich leben kann.
Doch momentan gibt es so viele Sachen aufzuarbeiten, psychisch und in der Wohnung. Wirklich alleine bin ich nicht, wenn auch im privaten Leben schon. Ich bin dann doch eher in der Online-Selbsthilfe unterwegs, was mir ziemlich gefällt und viel gibt. Dabei ist es mir schon klar, dass ich auch irgendwie etwas verkörpere, was sehr vielen nicht gefällt.
Und manchmal muss auch einfach ein heftiges sich Beschweren sein.

Danke mal für die Tipps mit dem Buch. Mir wäre es viel wert, das Wissen zugänglich zu machen. Dafür würde ich mich sogar schinden. Ich tippe aber, dass das doch ein Verlag übernehmen muss - ganz einfach weil ich null Kohle habe, um mich finanziell um Einband und Lektorat zu kümmern. Selbst Crowdfunding würde ausfallen, wegen Sozialhilfe. Es gibt keine gesetzliche Regelung, die es mir sicher genug macht, da Vermögen für ein "Arbeitsprojekt" zu haben, denn das ist im vierten Kapitel SGB XII nicht vorgesehen, müsste das gesammelte Geld dann zum Leben verwenden. Da muss eine andere Lösung her. Ob das die Stiftung Depression oder so machen soll - da muss ich nochmal in mich gehen. Schwerpunktthema wäre für mich dann eventuell doch ein anderes, und das Thema Depression - keine Ahnung, in welchem Umfang das vorkommen wird; präsent wäre es immer.

Aber, lasst euch von mir nicht einschüchtern oder so. Ich weiß, ich bin nicht der Maßstab.

Wünsche euch allen, dass ihr findet, wonach ihr sucht. Ich weiß bei mir auch nicht recht, wonach ich eigentlich suche.

Schönen Resttag,
und ich verabschiede mich mal besser.
Katerle
Beiträge: 11263
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Katerle »

Hallo Kenny und alle,

bei mir mit der Berentung war schon besser damals, weil ich überhaupt nicht mehr belastbar war. Es sollte ja auch nur vorrübergehend sein. Aber dann kamen weitere psychische Belastungen hinzu und so konnte ich natürlich auch nicht mehr arbeiten in meinem Job, den ich vorher auch sehr gerne machte. Nur noch ein paar wenige Stunden ehrenamtlich.
Ich war schon immer rausgegangen, trotz Ängste und wenn es mal nicht so klappte, dann startete ich einen neuen Versuch am nächsten Tag. Ausserdem hatte ich auch nicht mehr so einen großen Freundeskreis, wie vor meiner Erkrankung. War ja auch irgendwie gut so, denn mir war das ja auch alles zuviel an Kontakten. Dann hatte ich mich auch mehr auf die wichtigsten Kontakte beschränkt.
Jedenfalls ging ich unter Leute, auch mit meinen Kindern war ich draußen und auch mal bei Freunden. Aber auch die extremen Vorurteile meiner Umgebung führten mich in die Ausgrenzung und Einsamkeit. Freunde meldeten sich auch nicht, aber wenn ich den Anfang machte, dann funktionierte das noch. Ich ging durch die Empfehlung meiner Therapeutin in eine Gruppe, in der ich schon seit ca. 11 Jahren bin. (Zur Zeit nicht, wegen Corona), aber ich habe Kontakt zu ein paar Leuten, zu einer mehr.
Ausserdem suchte ich mir eine freiwillige Tätigkeit, die mir auch sehr viel gab, auch wenn ich nur ein paar Stunden dort war. (hoffe, dass ich auch bald wieder mitwirken kann). (Kreative Beschäftigung mit jungen Leuten.) Ansonsten versuche ich weiterhin meinen Alltag zu bewältigen (habe auch schon ganz lange mit Schmerzen zu kämpfen) und bin auch mal für meine Enkel gerne da. Oder ich kontaktiere auch meine S. (für die ich auch gerne da war, als es ihr sehr schlecht ging). Sind auch weiter in Kontakt, auch mit den Kindern.

Wünsche weiterhin Kraft und auch Durchhaltevermögen,
Katerle
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