Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Antworten
Philomena
Beiträge: 122
Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von Philomena »

Guten Abend,

hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Absetzen der Psychopharmaka nach längerer Zeit?
Wichtig: Natürlich unter ärztlicher Aufsicht bzw. Kontrolle!
Gibt es Beispiele, wo ein Patient nach ca. 10 Jahren die Medis abgesetzt und ein Leben ohne
Medis führen konnte? Mein Psychiater rät mir dringend davon ab und meint, dass ich die Medis brauche. Das denke ich auch, aber manchmal mache ich mir doch Gedanken über meine Gesundheit bzw. den Nebenwirkungen. Sicherlich muss man abwägen. Trotzdem würde mich
interessieren ob jemand im Forum diesbezüglich Erfahrungen gemacht hat.

Danke fürs Lesen!

Philomena
slowbutfurious
Beiträge: 100
Registriert: 10. Dez 2020, 19:46

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von slowbutfurious »

Hallo Philomena

Es scheint Fakt zu sein, dass die Medikamente irgendwann nicht mehr wirken. Ob das stimmt, oder ob es an äußeren Einflüssen, Veränderungen der Lebensumstände liegt....wer weiß das schon genau.

Du solltest sehr akribisch bei der Abwägung vorgehen. Nebenwirkungen sind halt auch vielfältig, schließlich ist der ganze Stoffwechsel verändert. Das macht sich beim Absetzen/Ausschleichen bemerkbar. Bei mir hat sich sogar die Sehschärfe geändert, muss jetzt abwarten und dann einen Sehtest machen. Bis dahin plage ich mich mit der aktuellen Brille rum.

Eins solltest du dir bewusst sein. Ohne die Chemie erlebst du Alles "ungefiltert". Es ist ein schwerer Weg, und es dauert lange bis der Körper wieder sein Gleichgewicht gefunden hat.
Wenn du jedoch trotz Medikamente kein befriedigendes Leben hast, ist deine Überlegung angebracht.

Irgendwie verständlich? Ich bin nicht gut in kurzen Erklärungen, aber vielleicht hilft dir mein Beitrag.

Liebe Grüße
SBF
"Nichts ist entweder gut oder schlecht. Erst unser Denken macht es dazu"
Chinesisches Sprichwort
momadome
Beiträge: 607
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von momadome »

Hallo Philomena,

Ich habe nach 15 Jahren meine AD ausgeschlichen.

Meine Frage an dich, was nimmst du? Nur Antidepressiva? Neuroleptika?

Ich kann dir nur aus meiner Erfahrung berichten. Ich habe in den 15 Jahren vor allem Cipralex und Venlaflaxin genommen. Einige Jahre beide in Kombination.
Zuerst habe ich das Venlaflaxin ausgeschlichen, innerhalb eines halben Jahres mit der Kügelchenmethode. Dann noch 2 Jahre nur Cipralex genommen und als es mir damit richtig stabil ging, auch das langsam abgesetzt. Langsam heisst in ungefähr 8 Monaten.

Seit nunmehr 18 Monaten bin ich völlig ohne AD. Mir geht es soweit ganz gut. Ich bin aber nicht mehr so stabil, vieles berührt mich wieder tiefer und ich grüble auch wieder mehr.
Seit ein paar Wochen besitze ich eine Tageslichtlampe und sitze jeden Morgen eine halbe Stunde davor. Denn im Winter ist mein Befinden immer schlechter.
Ich versuche für mich auszutarieren,ob es ohne AD noch geht ( schlafe ich grundsätzlich gut, kann ich grübeln eingrenzen,bin ich aktiv genug usw.). Wenn das nicht mehr stimmen sollte, würde ich auch wieder AD nehmen. Es bleibt also spannend.

Viele Grüße,
Jojoma
Philomena
Beiträge: 122
Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von Philomena »

Hallo Schlafmütz,
hallo SBF,
hallo Jojoma,

recht lieben Dank, dass ihr mir gleich geantwortet habt. Ja, es scheint wirklich nicht so einfach zu sein,Medis abzusetzen. Ich nehme "nur" Antidepressiva". Und du, SBF, hast mich durch dein Wort "ungefiltert" zum Nachdenken gebracht bzw. an die Zeit vor der Medikamenteneinnahme erinnert.
Diese Zustände möchte ich nicht mehr erleben und ich bin jetzt froh, dass ich mich mit dieser Frage an das Forum gewendet habe.

Euch alles Gute und noch einen schönen Abend

Philomena
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich schleiche seit Anfang November mein zweites AD ,Quetiapin aus. Alle sechs Wochen, 50mg weniger. Bis jetzt habe ich nichts von dem verminderten Wirkstoff bemerkt. Mein Psychiater meint aber, das wir sehr gut aufpassen sollten, da bei mir auch gleichzeitig die Psychotherapie beendet wird.

peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
Beiträge: 11231
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von Katerle »

Philomena hat geschrieben:Guten Abend,

hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Absetzen der Psychopharmaka nach längerer Zeit?
Wichtig: Natürlich unter ärztlicher Aufsicht bzw. Kontrolle!
Gibt es Beispiele, wo ein Patient nach ca. 10 Jahren die Medis abgesetzt und ein Leben ohne
Medis führen konnte? Mein Psychiater rät mir dringend davon ab und meint, dass ich die Medis brauche. Das denke ich auch, aber manchmal mache ich mir doch Gedanken über meine Gesundheit bzw. den Nebenwirkungen. Sicherlich muss man abwägen. Trotzdem würde mich
interessieren ob jemand im Forum diesbezüglich Erfahrungen gemacht hat.

Danke fürs Lesen!

Philomena
Hallo Philomena,
also ich hatte mal nach längerer Zeit Psychopharmaka abgesetzt unter ärztlicher Aufsicht, weil ich mich gut fühlte und stabil. Als es aber meiner S. sehr schlecht ging und ich mich kümmerte, bekam ich einen Rückfall und musste erneut in der Klinik auf Medikamente eingestellt werden.
Seitdem bin ich vorsichtiger.

Es kann aber auch sein, dass du gegen erneuten Stress/Belastung besser gewappnet bist und keine Medikamente mehr benötigst.
Wenn du aber schon vielen psychischen Belastungen ausgesetzt warst, besteht die Gefahr, bei weiterem Stress erneut auf Medikamente angewiesen zu sein.

Wegen den Nebenwirkungen hatte ich mir auch Gedanken gemacht, aber wenn dir dein Psychiater dringend dazu rät, die Medikamente nicht abzusetzen, wird das auch seine Gründe haben.

Liebe Grüße
Katerle
Philomena
Beiträge: 122
Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von Philomena »

Hallo Katerle,

danke, dein sehr guter Bericht hat mich zum Nachdenken angeregt und vieles was du schreibst, sehe ich ja auch so. Ich nehme seit 10 Jahren die Medis mit guten Erfahrungen und trotzdem fragt man sich manchmal, gibt es denn keine andere Alternative.
Sicher stellen sich viele diese Fragen und da tut es einem gut, eine Antwort so wie die deine erhalten zu dürfen, nicht fordernd, sondern zum Nachdenken anregend.

Lg Philomena
silkesilke
Beiträge: 291
Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von silkesilke »

Guten Abend!

Ich habe zwischen 20 und 30 gute 10 Jahre Antidepressiva genommen. Dann habe ich mit ärztlicher Begleitung über den Zeitraum von einem Jahr sehr kleinteilig abgesetzt. Ich lebe seither ohne Medikamente.

Meine depressiven Symptome oder Ängste waren stets reaktiv. Jetzt komme ich so zurecht. Vielleicht bin ich aus manchem rausgewachsen. Mit manchem kann ich besser oder anders umgehen. Vieles ist stabiler geworden (also Themen wie Beziehung oder Beruf), die vorher Auslöser waren.

Da du nach Berichten anderer gefragt hast, schreibe ich dir, wie es bei mir war.

Grüße Silke
Philomena
Beiträge: 122
Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Re: Absetzen von Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht

Beitrag von Philomena »

Guten Abend Silke,

hab erst jetzt deinen Bericht gelesen. Vielen Dank dafür! Dass du es geschafft hast, ohne
Medis gut zu leben ist eine tolle Sache. Es kommt natürlich immer auf den Schweregrad der
Erkrankung an und jeder von uns ist eben anders. Ich wünsche dir von Herzen, dass es weiterhin
so gut ohne Medis läuft.
Ich habe ja diverse Berichte erhalten und mich jetzt gegen das Absetzten entschieden.

Alles Gute fürs Neue Jahr!

Philomena
Antworten