Erfahrungen mit Psychoanalyse

Antworten
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von iffy04 »

Guten Morgen,
mich würde interessieren, wie bei euch Psychoanalyse abläuft. Mir wurde geraten eine solche Therapie mit 2 Sitzungen pro Woche zu beginnen. Ich hatte jetzt 4 Vorgespräche und ich müsste mich entscheiden, ob er einen Antrag bei der KK stellen soll.
Ich hab echt Angst, dass ich nicht weiß, was ich 2x in der Woche erzählen soll und dann auch evtl noch im Liegen.
Wieviel spricht euer Analytiker? Mir ist schon die „weiße Wand“ bekannt - aber ich komme mir vor, als führe ich Monologe.
Ich halte ihn für kompetent - aber auch sehr reserviert .....keine Ahnung wie ich mich entscheiden soll.
Freue mich auf eure Erfahrungen :roll:
Sul
Beiträge: 444
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Sul »

Hallo Iffy04,
es gibt nicht mehr "die" Psychoanalyse, sondern auch unterschiedlichste Richtungen und Settings. Ich habe als Studentin eine Analyse im Liegen gemacht. Das "Ausgelierfertsein" und das fehlende Gegenüber hat mich bis zuletzt gestört. Dann habe ich eine sogenannte "modifizierte" Psychoanalyse gemacht mit 2 Sitzungen pro Woche im Sitzen. Und da bin ich so richtig weitergekommen. Mir ging auch nie der Gesprächsstoff bzw. die Einfälle aus. Aber beim Gedanken an eine klassische Analyse im Liegen schüttelt es mich noch im nachhinein.
Heute mache ich einen Bogen um klassische Analytiker. Habe die Körpertherapie für mich entdeckt. Aber als Grundlage für meinen Weg möchte ich die vielen Stunden Psychoanalyse nicht missen.
Viele Grüße, Sul
Mongolin
Beiträge: 345
Registriert: 1. Okt 2020, 10:44

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Mongolin »

Hallo,
ich habe nur vor ewigen Zeiten mal ein paar Stunden Analyse gehabt. Ich fand es furchtbar und habe dann auch abgebrochen.
Also meine persönliche Erfahrung.
Warum willst du es mit Analyse versuchen? Hast du schlechte Erfahrungen mit Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologischen Verfahren gemacht? Beide Ansätze halte ich persönlich für wesentlich geeigneter zur Behandlung von Depressionen.
Vielleicht machst du dich noch mal schlau.
Hoffe du findest die für dich passende Therapie.
LG Mongolin
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von iffy04 »

Tja, dieser Therapeut arbeitet auch tiefenpsychologisch, aber weil ich TP-Therapie schon hatte und Analyse noch nicht, meinte er, dass es ein neuer Ansatz wäre. Und ich hätte viel Zeit, weil ich mich selbst so unter Druck setze. Ich möchte auch nicht liegen, aber 2x wöchentlich würde ich machen. Klassische TP ist ja eigentlich nur 1x in der Woche...
Ach, keine Ahnung
Sul
Beiträge: 444
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Sul »

Hallo Iffy04,
ein Kurzzeittherapieantrag könnte ja gestellt werden. Dann hättest du noch Zeit zum Ausprobieren und Klären.
Die Frage ist ja auch, was möchtest du? Mehr Skills vermittelt bekommen oder eine intensive Auseinandersetzung mit unbewussten Motiven?
Viele Grüße, Sul
Dobermann1944
Beiträge: 34
Registriert: 13. Nov 2020, 12:36

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Dobermann1944 »

Ich habe vor langer Zeit eine mehrjährige Psychoanalyse mitgemacht und glaube, aus heutiger Sicht, dass zuviel Zeit zuwenig gebracht hat. Da gab es auch Sitzungen, in denen ich mir ein Bild am der Wand angeschaut habe, "Schlaraffenland" und schweigend auf die erlösende Worte meiner Therapeutin: die Zeit ist um: gewartet habe.
Klar ist mir, dass in der Zeit der Sitzung nie nichts passiert, die Gedanken schlagen oft Purzelbäume. Die Frage ist dann, bist du dir dessen bewusst und wenn ja auch bereit, sie auszusprechen. Ich habe das leider erst sehr spät verstanden und eigentlich erst nach meinem letzten Klinikaufenthalt im Frühjahr begriffen, solange ich blockierte, weil es mir peinlich ist oder ich mich schäme, kann sich nichts ändern. Also zusammengefasst: bist du bereit, deinen Gedanken und Gefühlen zuzuhören und hast du Vertrauen in deine Psychoanalytikerin entwickeln können, dann tu es
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von iffy04 »

Vielen Dank Sul und Dobermann,
@sul: Skills möchte ich keine vermittelt bekommen, das hatte ich schon genug. Kann man denn bei Analyse auch eine Kurzzeittherapie beantragen?
@Dobermann: Das hast du sehr treffend zusammengefasst: ich habe Vertrauen in ihn und ob ich bereit bin, meine Gefühle und Gedanken wirklich auszusprechen :?:
Ich werde es versuchen; er hat aber erst Februar/März einen Platz frei. Vorher gibt es noch 3 Vorgespräche.
Danke euch
Sul
Beiträge: 444
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Sul »

Hallo iffy04,
meinesWissens nach kann auch bei PA ein Antrag auf Kurzzeittherapie gestellt werden. Aber vielleicht liegt deine tiefenpsychologische Therapie noch nicht so lange zurück und es muss gleich ein Gutachten geschrieben werden.
Ich habe leider auch viel Zeit mit Blockieren und Misstrauen "vertrödelt", würde es im nachhinein anders machen, aber mein fehlendes Vertrauen wurde so Thema - und da bin ich ein großes Stück weitergekommen.
Viele Grüße, Sul
Dobermann1944
Beiträge: 34
Registriert: 13. Nov 2020, 12:36

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Dobermann1944 »

"Vertrödelt: ist gleich wieder eine Verurteilung, - hilft häufig beim sich schlechter fühlen - und das ist der falsche Weg. Wir tun das, was wir tun und wenn dann zu der Erfahrung noch eine Erkenntnis hinzu kommt, dann beginnt der nächste Schritt. Meine narzisstische Persönlichkeitsstörung ließ lange Zeit keine Veränderung zu.Ich hangelte mich von einem überleben zum nächsten durch die Therapien.
Kurzzeittherapie, es gibt Kriseninterventionen,das sind dann 12 Termine, die in der Regel von der Kasse bezahlt werden. In dass der Linie hab ich immer wieder überlebt, jetzt traue ich mich auch an den Narzissten
Sul
Beiträge: 444
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Erfahrungen mit Psychoanalyse

Beitrag von Sul »

Deshalb habe ich "vertrödelt" ja auch in Anführungszeichen gesetzt. Aber mich überkommt schon öfters eine Art Wehmut wegen der vielen Zeit, die vergang, ohne dass ich wirklich Erkenntnisse gehabt hätte oder gar Veränderungen angestoßen habe. Ich habe lange darauf gewartet, dass Rettung von außen kommt. Und das Liegen hat meine Passivität noch verstärkt. Erst ein Settingwechsel vom Liegen zum Sitzen hat mich wieder aktiver werden lassen.
Antworten