Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

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Pumuckel
Beiträge: 69
Registriert: 7. Jul 2003, 08:09

Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

Beitrag von Pumuckel »

Hallo!

Dass Schlafentzug bzw. Schlafphasenverlagerung hilfreich gegen Depression sein kann, ist ja bekannt. Gibt es aber auch Erkenntnisse darüber, ob es ein bestimmtes Schlafverhalten gibt, bei dem man ausreichend Schlaf erhält, das hilfreich gegen eine Depression sein kann. Z.B. möglichst früh ins Bett gehen und dafür früh aufstehen, nur einmal am Tag schlafen etc.
Hintrgrund meiner Frage ist nämlich der, dass ich oft feststelle, dass die Symptome meiner Depression stärker sind, wenn ich geschlafen habe. Macht es z.B. Sinn auf ein Mittagsschläfchen zu verzichten?
Pumuckel
yayoi
Beiträge: 49
Registriert: 25. Okt 2003, 01:19

Re: Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

Beitrag von yayoi »

Lieber Pumuckl,

ich finde Deine Frage sehr interessant, ich kann Dir aber natürlich nur aus meiner Erfahrung heraus antworten.
Was das Schlafverhalten während einer Depression angeht, habe ich für mich die Erfahrung gemacht, daß ich vor allem auf meinen Körper und meine Bedürfnisse hören muß, um zu entscheiden wieviel schlaf gerade richtig für mich ist. Manchmal kann zu viel schlafen einen noch weiter runterziehen, jedoch mußt du dich auch fragen, woher das kommt. Entweder es ist daß die Symptome der Depression durch zu viel schlafen verstärkt werden, das spricht natürlich dafür daß weniger und regelmäßig schlafen besser wäre. Oder hast du ein schlechtes Gewissen, weil Du "zuviel" schläfst und geht es Dir desewgen schlechter? Das habe ich bei mir schon mal bemerkt...
Wichtig ist, wenn man erschöpft ist (bei mir zum beispiel teilweise durch die Therapie oder auch weil mich alles sehr anstrengt) und Dein Körper die Ruhe einfach braucht, glaube ich solltest Du sie dir auch gönnen. Da ist es natürlich wichtig, sich selbst gut einschätzen zu können.
Ich schwanke zwischen viel zu viel schlafen und Phasen in denen ich schlecht und nur wenig schlafe, weil ich nervös bin und dann auch einfach nicht schlafen kann. Deswegen freue ich mich eigenlich wenn ich mich sozusagen ab und zu in den Schlaf flüchten kann.
An anderen Tagen habe ich mehr Antrieb und dann halte ich es auch aus, auf den Mittagsschlaf zu verzichten, aber ich würde mich nicht quälen um einen zwanghaften Schlafrhythmus einzuhalten. Wahrscheinlich ist das auch bei jedem Mensch anders, es gibt wohl welche die finden nichts dabei, jeden tag um 11 ins bett zu gehen und um 7 wieder aufzustehen (zum Beispiel) aber für mich kommt das nicht in Frage. Allerdings wenn ich früh aufwache und merke daß ich aufstehen könnte, dann versuche ich in letzter Zeit das auch zu nützen.
Ich schaffe es manchmal sogar morgens dann noch joggen zu gehen (wenn ich noch nicht richtig wach bin klappt das sogar besser mit der Überwindung dazu -seltsamerweise) und sei es nur 15 minuten bis der Kreislauf mal auf Touren kommt. Dann duschen und noch etwas lernen, dann fühlt man sich besser weil man ja was gemacht hat...

Also insgesamt finde ich man muß immer gut auf die momentanen Bedürfnisse hören, und genau abpassen, wann man sich noch überwinden kann, das dann auch tun aber sich nicht zwingen wenn es einem nicht gut geht...

Ich hoffe Du kannst damit was anfangen ^_^; was den Schlafentzug angeht, ich glaube das macht man besser in einer Klinik, und ich habe auch gehört die positive Wirkung ist vorbei sobald man sich das nächste Mal kurz hinlegt... also für mich wäre das nichts

Liebe Grüße,
Yayoi
Pumuckel
Beiträge: 69
Registriert: 7. Jul 2003, 08:09

Re: Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

Beitrag von Pumuckel »

Ich falle wohl eher in die Kategorie „Fluchtschläfer“. Gerade an Feiertagen, wenn es mir schwer fällt mich über irgendeine Tätigkeit zu freuen, ist es halt einfacher die Zeit damit totzuschlagen, sich ins Bett zu legen. Oder morgens, bleibe ich lieber noch länger im Bett liegen, wenn ich nicht arbeiten muss, wohl teilweise aus Angst vor dem Tag, teilweise aber auch, weil die Depression nicht ganz so auffällig ist, wenn man nichts tut, als wenn man etwas tut, dass einem früher Spaß gemacht hatte (dadurch wird mir der Unterschied erst so richtig bewusst). Vielleicht ist es aber gerade wichtig, der Zeit zu trotzen und sich nicht aufs Ohr zu legen???
Pumuckel
yayoi
Beiträge: 49
Registriert: 25. Okt 2003, 01:19

Re: Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

Beitrag von yayoi »

Ich bins nochmal,

vielleicht versuchst du es mal und kuckst wie es dir geht, wenn du in so einem fall (wie heute, zb, ein feiertag...) nicht schläfst. (Ich hab mich vorhin übrigens nochmal hingelegt.. aber hab in der Nacht sehr schlecht und wenig geschlafen^^)
Ich mache es meist so, wenn ich schlafen will, daß ich mich hinlege und noch etwas lese, um zu sehen ob ich wirklich müde bin.
Bekommst Du eigentlich Medikamente? Als ich noch keine bekam war es mir fast unmöglich, ein Buch zu lesen oder mich auf andere beschäftigungen zu konzentrieren (oder es war mehr, daß ich mich vor seelischen Schmerzen flüchten mußte durch fernsehen oder schlafen )
Wenn Du kein Medikament nimmst stelle ich es mir schwer vor, sich mit etwas zu beschäfigen... ansonsten solltest du dir unbedingt etwas geeignetes überlegen, was du machen kannst, was dich nicht überfordert oder frustriert. ein wenig aufräumen, was kleines kochen oder so, dann hat man das gefühl wenigstens was sinnvolles getan zu haben (und fühlt sich nicht so völlig nutzlos...)

Naja, vielleicht gibt es ja noch andere die dir mehr raten können

Liebe Grüße,
Yayoi
Pumuckel
Beiträge: 69
Registriert: 7. Jul 2003, 08:09

Re: Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

Beitrag von Pumuckel »

Hallo!

Vielen Dank für die Antwort. Ja, ich nehme seit 4 Wochen Citalopram. Obwohl es mir manchmal ganz gut geht, die Symptome also eher leicht sind, falle ich manchmal, so wie heute, wieder in ein Loch voller Hoffnungslosigkeit, so dass das Medikament möglicherweise überhaupt nicht wirkt. Glücklicherweise kann ich noch Bücher lesen und alle normalen Tätigkeiten ausüben – ging auch vorher ohne Medikament. Allerdings, und das ist das Schlimmste, bin ich Komponist, und ich merke, dass ich nicht mehr kreativ tätig sein kann, weil ich irgendwie den Kontakt zu meinen Empfindungen verloren habe, bzw. die Depression alle Empfindungen überlagert. Und dann schaukelt sich die Angst und Depression hoch. Da ich merke, dass mir solche Dinge, die mich vorher ausfüllten, in der Depression so weh tun –aufgrund der gewaltigen Sehnsucht wieder normal empfinden und arbeiten zu können—versuche ich solche Tätigkeiten zu meiden. Lesen und Fernsehen hat nur die Funktion, die Zeit totzuschlagen, Schlafen möglicherweise die Funktion, mich vor der Depression zu verstecken.
Grüße,
Pumuckel
Angelique
Beiträge: 0
Registriert: 3. Mär 2004, 17:20

Re: Richtiges Schlafverhalten während einer Depression

Beitrag von Angelique »

Hallo Pumuckel,

ich fühle mich auch fast immer schlechter, wenn ich - vorwiegend am Nachmittag - länger geschlafen habe! Machte mir bereits Gedanken über dieses Phänomen, wie du.
Mir fällt dazu ein, dass ich auch nachmittags meistens viel träume (bzw.mich halt an aufregende Traumbilder erinnere) - und im Traum verarbeitet man ja Inhalte aus dem Unterbewusstsein - möglicherweise lässt uns die Beschäftigung mit verdrängten Problemen danach erschöpft und depressiv sein?
Auch, wenn ich mich an sehr Trauriges oder eben Bewegendes in meinen Nacht-Träumen erinnern kann, habe ich morgens meist viel länger mit der unangenehmen Depressions-Symptomatik zu kämpfen als sonst.
Mich hat es übrigens sehr beruhigt von euch zu hören, dass ihr offensichtlich auch Mittagsschläfchen haltet - ich habe nämlich immer noch ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich als einzige in der Familie hinlege und dann auch noch an die zwei Std. fest schlafe. Wenn ich mal keine Mittagsrast einlege, merke ich's regelmäßig am Abend - dann möchte ich mich schon um 2O Uhr schlafen legen, was ich aber meist nicht tue. An sich ist der Abend nämlich seit Beginn meiner Depression (vor ca.eineinhalb Jahren) die beste Tageszeit - da spüre ich erst wieder, dass ich echt lebe - bleibe auch immer bis gegen 23 Uhr auf, um das Gefühl zumindest ein paar Stunden "auszukosten"... durch die Abendmedikamente ist das Wachbleiben ja leider sowieso begrenzt!
Alles Liebe, Angelique
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