keine Freude empfinden

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Pauline_
Beiträge: 2
Registriert: 13. Nov 2020, 20:35

keine Freude empfinden

Beitrag von Pauline_ »

Hallo liebes Forum,

das Problem kennen bestimmt viele:
Ich kann kaum noch Freude empfinden in Situationen die mir früher Freude bereitet haben. Tatsächlich ist meine Freude schon seit ca. 4 Jahren sehr abgedämpft, und das ist für mich das wirklich schlimme an der Depression, neben den anderen Symptomen.
Ich bin zum Beispiel früher so gerne gereist - tue ich jetzt immernoch, vor allem aus der Hoffnung heraus beim reisen so zu empfinden wie früher. Früher konnte ich während einer Reise komplett in das Land eintauchen und habe total emotionale Momente erlebt, intensive Begegnungen, Begeisterung über die fremde Kultur in die ich eintauchen konnte. Seit einer Weile ist das nicht mehr so: Ich nehme alles wie durch einen Schleier war: Reisen mit Depression fühlt sich an wie ein Bild einer schönen Landschaft zu betrachten - man sieht es, es ist oberflächlich betrachtet schön - aber man fühlt nicht dabei. Dabei mache ich auch noch selber fertig und frage mich warum ich es nicht genießen kann.

Eine andere Situation, die vor kurzem stattfand: Ich habe einen Tag mit Familienmitgliedern verbracht, es war ein strahlend sonniger Herbsttag. Wir haben gemütlich zusammen Waffeln gebacken und waren im bunt gefärbten Herbstwald spazieren. Die anderen haben immer wieder angemerkt wie wunderschön der Herbstwald gerade ist - auch da ging es mir wieder so: Ich sehe dass es schön ist, aber ich empfinde nichts.

Wie geht ihr damit um, wie könnte ich meine Freude zurückfinden?
ßßßß

Re: keine Freude empfinden

Beitrag von ßßßß »

wenn es nur um anhedonie geht versuchs mal mit l-dopa, pramiprexol oder amisulprid.
die gehen alle auf die drd
[mausi]
Beiträge: 56
Registriert: 20. Okt 2020, 08:49

Re: keine Freude empfinden

Beitrag von [mausi] »

Guten Tag Pauline,

das was du beschreibst, kennen viele im Forum. Aber durchgehend 4Jahre ist tatsächlich eine Qual. Nimmst du Medikamente? Manche dämpfen nämlich Gefühle und manche heitern auf. Welche Hobbies betreibst du denn und was machst du ansonsten so? Bist du öfter in Gesellschaft? Und hat deine Familie schon bemerkt, dass du Glück nicht mehr so empfinden kannst?

Liebe Grüße
mausi
TheTower12
Beiträge: 90
Registriert: 7. Apr 2020, 11:13

Re: keine Freude empfinden

Beitrag von TheTower12 »

Hallo Pauline_,

ich befinde mich leider im selben "Modus" wie du... bei mir ist der Zustand ca. 2 Jahre.
Eine Lösung dazu habe ich aktuell noch nicht gefunden, aber ich "fühle" mit dir, so man das so sagen kann...

Da ich keine Medikamente einnehme, kann ich das nur auf die Depression schieben. Oder hat es doch mit meiner Einstellung zu tun?
Auf jeden Fall geht mir das "Stumpf sein" ordentlich auf die Nerven, ohne meine Gefühle bin ich nicht ich.
Und das tut unheimlich weh...

Ich drücke uns die Daumen, wieder komplett Mensch zu werden. Mit positiven als auch negativen Gefühlen/Empfindungen etc.

Lieber Gruß

TheTower
Vieles, was uns Kummer bereitet, entsteht dadurch, dass wir Dinge anders haben wollen, als sie sind. *Dalai Lama

Ich glaube, es dauert eine Zeit, bis man lernt, entspannt zu sein … es ist wie mit Muskeln, die man
trainieren muss… *Dalai Lama
Elbkind

Re: keine Freude empfinden

Beitrag von Elbkind »

Hallo Pauline,

auch ich kann gut nachempfinden, was dich bewegt. Auch ich leider seit Jahren an einer Freudlosigkeit, die mein Leben sehr bestimmt. Aber leider gelingt es mir nicht mehr oft, mich wirklich zu freuen in Form von Lachen, Begeisterung für etwas empfinden oder mir alles "schön" (ein)zureden. Mein Lachen und Freude empfinden und zum Ausdruck bringen sind sozusagen eingefroren. Wie du auch weiß ich, das es schöne Dinge/Ereignisse/Erlebnisse gibt, aber ich nehme sie nicht so war, wie andere.
Ich denke bei mir liegt es daran, dass ich früher ein immer positiv denkender Mensch war mit dem immer halb vollen Glas! Irgendwann kippte dann die Stimmung und ich musste erkennen, egal wie sehr ich mich anstrenge alles "herrlich schön und toll" zu finden, so doll ist es eben nicht, und ich begann immer mehr über die, die ich mal war und die, die ich jetzt bin, nachzudenken. Nicht, dass ich nicht das Recht dazu hätte alles toll zu finden, aber ich habe den Sinn dafür verloren und eben alles nur als "für den kurzen Moment gültig" erklärt, ohne allem eine besondere Bedeutung beizumessen.

Für mich ist es schon erfreulich, wenn ich keine Grübelschleife habe, wenn ich nicht mit negativen Gedanken aufwache und wenn nicht so viel negatives auf mich einprasselt. Es ist so, als habe ich eine unsichtbare Mauer um mich herum, durch die ich ab und zu einmal durchgehen kann.

Ich habe gelernt, mit meinem zweiten ICH auszukommen und zu akzeptieren, dass dieses andere ICH zu mir gehört, mal mehr, mal weniger präsent, aber existent. Ich arangiere mich sozusagen mit mir selber, zwinge mich aber nicht, wieder wie die ALTE zu werden, das geschieht (hoffentlich) irgendwann wieder, aber dafür gibt es (zumindest bei mir), kein Rezept oder Zeitplan.

Nun, Pauline, ich kann dir zwar keinen alles wieder gutmachenden Ratschlag geben, aber du sollst wissen, dass hier einige mit dem selbenProblem zu tun haben. Ich wünsche dir alles Gute und beib zuversichtlich, liebe Grüße
Elbkind
Katerle
Beiträge: 11288
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: keine Freude empfinden

Beitrag von Katerle »

Hallo Pauline,

meine Freude ging damals, als ich krank wurde, auch erstmal verloren. Da hatte ich schon einiges Schweres hinter mir. Ich habe meine Freude wiedererlangt, nachdem ich alles durch ambulante Therapien und in Kliniken hatte aufarbeiten können und ich gelernt habe, auch was für mich zu tun und das gelingt mir inzwischen sehr gut.

Alles Gute bei deinem Weg,
Katerle
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