Habe ich eine Depression?

[raccoon36]

Hallo, ich würde mich und mein Problem gerne vorstellen. Jetzt schon mal danke für jeden, der sich die Mühe macht alles durchzulesen.
Also ich bin 21, werde aber in einem Monat 22. Das erste mal, dass mir etwas komisches aufgefallen ist, war als ich vor ca. 3 Jahren mit ein paar Klassenkameraden etwas trinken war. Mir ist dann nach 2 Bier extrem übel geworden und ich musste mich dann mehrmals übergeben. Ab dann haben sich solche Vorfälle alle paar Monate wiederholt, jedoch nur beim Trinken, weswegen ich gedacht habe, dass es vielleicht am Alkohol liegt, woraufhin ich das dann weggelassen habe.
Ich bin auch schon mein Leben lang untergewichtig, (momentan 80kg auf 1,98), weswegen ich immer versucht habe besonders viel Essen in mich reinzustopfen. Da ist es dann auch das ein oder andere Mal dazu gekommen, dass ich mich übergeben musste, ich dachte dass es eben am zu vielen Essen liegt. Jedenfalls hat sich das Problem verschlimmert und an Tagen wo ich nicht gut drauf war, hab ich dann teilweise auch extrem schwer überhaupt Essen runterbekommen.
Seinen Höhepunkt hat das ganze genommen, als ich im Oktober weggezogen bin um anzufangen zu studieren. Die ganze neue Umgebung und das Wissen, dass jetzt ein "neuer Lebensabschnitt" anfängt hat mich wohl irgendwie extrem getriggert. Ich konnte kaum schlafen und bin morgens teilweise um 4 aufgewacht und mir war kotzübel. Wenn ich dann Wasser getrunken habe hab ich 10 sekunden später das Wasser erbrochen, man hat richtig gemerkt wie sich mein Magen zusammenkrampft, auch als er leer war musste ich noch weiter würgen. Diese Übelkeit hat sich im Laufe des Tages zwar so gebessert, dass ich zumindest etwas essen konnte, allerdings hat sich das ganze jeden Tag wiederholt. Nach einer Woche war ich dann am Ende und bin zu einem Arzt. Der meinte dann das sei wohl eine Stressreaktion auf das Studium und hat mir Magensäure hemmer verschrieben. Ich weiß jetzt nicht ob es an mir lag oder den Medis, aber auf jeden Fall ging es mir dann nach knapp einer Woche wieder besser.
Jetzt seit dem Wochenende geht es bei mir aber schon wieder los und ich muss dauernd kotzen und kann so gut wie gar nichts essen. Ich hätte am Wochenende eigentlich ein Date gehabt und war so nervös, dass es wieder alles getriggert hat be mir. Ich finde das ganze sehr eigenartig, weil ich eigentlich kein ängstlicher Mensch bin und das ganze bei mir nur unterbewusst abläuft habe ich das Gefühl. Es reicht beispielsweise schon, dass die Person mir eine Nachricht sendet, die mich etwas unter Zugzwang setzt, dass mir direkt beim lesen schon kotzübel wird und ich mich übergeben muss. So oder so will ich dass das aufhört, ich ertrage diesen Zustand nicht mehr...Anfangs dachte ich ich komme schon irgendwie damit klar, aber mittlerweile merke ich, dass das nicht geht, weswegen ich mich jetzt auch hier angemeldet habe.
Viele Grüße und danke fürs lesen!

[[mausi]]

Guten Tag raccoon,

im Magen befinden sich sehr empfindliche Nerven. Bei seelischer Belastung kann sich das dann auch körperlich auswirken. Bei mir war auch die Depression an meinen Magenschmerzen schuld. Seit ich wieder Antidepressiva nehme, ist es besser. Ich würde auf jeden Fall eine Magenspiegelung durchführen lassen und ein Blutbild (mit Schilddrüsenwerten) machen lassen, um organische Ursachen auszuschließen. Falls da nichts raus kommt, würde ich deinen Hausarzt darauf ansprechen. Dieser überweist dich eventuell an einen Psychotherapeuten oder verschreibt dir selbst Medikamente. Lass dich vom Hausarzt nicht abspeisen mit "das legt sich schon wieder" oder ähnlichen Floskeln! Meine ehemalige Hausärztin hat mich auch nie erst genommen, weshalb ich jahrelange gelitten habe. Hab den Hausarzt gewechselt und der hat sofort mein Problem erkannt! Das erste Medikament (Escitalopram) hat die Symptome zwar verstärkt, aber dann sind wir auf Venlafaxin umgestiegen und seitdem ist es viel besser!
Nimm deine Symptome ernst! Auch wenn es keine Depression ist, aber der Zustand den du beschreibst, ist nicht normal und du musst dringend handeln!

Gute Besserung und liebe Grüße
mausi

[raccoon36]

Hallo mausi,

erst mal danke für deine Antwort. Mittelfristig werde ich wohl auch zum Therapeuten gehen müssen, da dieser Zustand langsam unerträglich wird und sich auch nicht von alleine bessert.
Da du ja auch Magenprobleme hattest, hast du irgendwelche Tipps, was ich machen kann dass ich erst mal wieder was essen kann? Was genau hat dir am meisten geholfen, die Medikamente oder eine Therapie? Und haben die nicht auch Nebenwirkungen? Wie lange wirst du die nehmen müssen?
Also gibt es eine Chance dass du wieder komplett "normal" wirst, also die Depression vollständig überwindest?

Viele Grüße

[Mountainbiker]

Ja so sehe ich das auch. Auch ich leide an einem "nervösen" Magen. Der mit Durchfällen bei Stress reagiert. Seit ich Antidepressiva nehme, ist damit Schluss. Aber eine dauerhafte Lösung ist das nicht.
Ich rate dir auch dich mal genau untersuchen zu lassen. Das ist zwar unangenehm. Aber du wirst sehen, mit jeder positiven Diagnose wirst du dich besser fühlen.
Ich bin kein Arzt, aber ich tippe auch auf was psychosomatisches und da hilft eine Therapie. Und ja, ich denke dass man da wieder ganz gesund werden kann.

Pack´s an, je eher du Gewissheit hast, umso eher fühlst du dich gut.
Der Mountainbiker

[ßßßß]

noch einer mit magen geschichten

keine ahnung mit welchen arzt du gesprochen hast, aber du solltest mit einem gastroentorologen sprechen.
wenn du diese übelkeit mit ethanol provozieren kannst, kommt da so einiges in frage.

wenn doch psychisch dann sehe ich das nicht als ausdruck einer depression. eher infolge einer angsterkrankung irgendwas aus dem bereich der sozialen ängste. vielleicht auch selbstbild selbstwahrnehmung.

[Blackworld99]

Hallo raccoon36,

ich habe ähnliche Probleme, wie du. Suche dir so schnell wie es geht therapeutische Hilfe, ich habe das Gefühl, dass solche psychosomatischen Symptome größtenteils durch Ängste ausgelöst werden. Das tückische daran ist, dass die Symptome schnell nicht mehr kontrollierbar werden können.
Bei mir fing es mit der Übelkeit zuerst auch eher harmlos an. Mir wurde immer übel, wenn ich bei Freunden übernachtet habe nach Feiern. Dann hatte ich die Übelkeit vor Prüfungen. Jetzt steht aufgrund meines Studiums die Praxisphase an (inklusive Bachelorarbeit) und die Symptome werden immer schlimmer. Ich kann wie du nichts mehr essen und habe den ganzen Tag mit Übelkeit zu kämpfen und das jeden Tag. Nehme auch weiter ab

Was mir etwas geholfen hat sind Meditationsübungen (findest du auch auf YouTube), Spaziergänge bzw Sport tun dem Körper gut. Versuche immernoch relativ viel zu essen (Speisen, die viele Kalorien haben, wie Haferflocken, Bananen etc). Ich habe immer das Gefühl, dass die Übelkeit schlimmer wird, desto weniger man gegessen hat. Ich rufe auch öfter die Telefonseelsorge an, wenn es mir richtig schlecht geht. Das hilft mir sehr, denn ich habe gemerkt, dass sich mit der Zeit viele Dinge angestaut haben.
Gehe trotzdem nochmal zum Arzt und lass alles abchecken. Viele Ärzte nehmen Symptome, wie Übelkeit nicht ernst,falls es bei deinem Arzt so ist, wechsle den Arzt.
Ich habe vor ca. 2 Tagen auch ein Thema eröffnet hier im Diskussionsforum, das Appetitlosigkeit in der Depression hieß. (So oder so ähnlich zumindest). Dort gab es viele gute Ratschläge.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft und alles Gute. Wenn du merkst, dass dir alles zu viel wird, gönne dir lieber eine Pause.
Viele Grüße,
Blackworld99

[raccoon36]

@ßßßß
Danke für deine Antwort. Bei einem Gastroenterologen war ich schon. Der hat mir einen Reizmagen diagnostiziert. Ich glaube allerdings trotzdem dass es psychisch ist, weil ich oft auch Alkohol sehr gut vertrage wenn ich gut drauf bin. Soziale Ängste kommen wohl auch gut hin.
@blackworld99 Das hört sich ja auch echt übel an bei dir...Bist du denn in Therapie und nimmst medis? Wenn ja, dann scheint das ja nicht wirklich gut zu helfen...Deinen Thread über die Appetitlosigkeit werde ich mir auch mal anschauen.
Wünsche dir ebenso viel Kraft und dass du das schaffst!
Viele Grüße

[[mausi]]

Guten Tag raccoon,

versuche langsam und bewusst zu essen, nicht nebenbei das Gedankenkarussell laufen lassen und greife zu leicht verdaulicher Kost. (Ich kann beispielsweise keine Zwiebeln oder ähnliches essen oder Salat abends)

Bei mir hilft das Medikament gegen die Magenschmerzen. Sobald ich extremen Stress bzw. starke Depressionen habe, wird es wieder schlechter. Ich habe vom Venlafaxin leider Nebenwirkungen wie Zittern und Schlafstörungen. Das ist aber auszuhalten im Hinblick darauf, dass es mir gegen die Depression und die Magenschmerzen hilft. Escitalopram hätte weniger Nebenwirkungen, aber das hab ich nicht vertragen.
Auch Achtsamkeitsübungen und Entspannungstraining können dir helfen die innere Anspannung zu lösen und deine Symptome erleichtern.

Ich leide bereits seit vielen Jahren unter Depressionen und war auch von 2014-2018 in Therapie, da war es sehr akut. Hab dann auch die Medikamente ausgeschlichen und hatte es zeitweise gut im Griff. Leider wurde es wieder viel schlimmer, dass ich nun eben wieder Medikamente nehmen muss, aber derzeit noch keine Therapie begonnen habe. Ich denke nicht, dass ich je ganz von den Depressionen befreit werden kann, doch es zumindest wieder unter Kontrolle bekommen kann. Dann wäre natürlich wieder das Beenden der Medikamente das Ziel. Ich bin davon überzeugt, dass je früher man aktiv gegen die Krankheit vorgeht, desto besser kann man sie besiegen oder eindämmen.

Viele Grüße und weiterhin alles Gute!
mausi

P.S. würde mich freuen, über deinen Verlauf zu lesen

[raccoon36]

Hey mausi, danke für deine Antwort, ja das mit der Ernährung mache ich auch so, also esse viel Bananen, trinke Schokomilch usw. Ist aber auf Dauer echt scheiße. Will auch auf keinen Fall weiter abnehmen, was aber unweigerlich passieren wird. Glaube mittlerweile immer mehr, dass ich eine krasse soziale Angststörung habe. Habe jetzt auch mal eine Psychotherapie Praxis angerufen, aber da ist schon alles voll...
Ich denke ich werde mich morgen mal meiner Mutter deswegen anvertrauen. Mir ist das Thema zwar extrem unangenehm und am liebsten wäre mir wenn es gar keiner erfährt, aber vielleicht geht es mir ja dann schon wieder besser wenn ich mal darüber geredet habe.
Viele Grüße euch

[[mausi]]

Guten Morgen raccoon,

ich finde es für eine sehr gute Idee, dass du mit deiner Mutter darüber redest! Glaub mir es wird dir danach viel besser gehen! Sie wird dich unterstützen und kann dir vielleicht helfen eine Praxis zu finden, selber hat man dazu oft wenig Energie. Vor allem, wenn man bereits bei einer Praxis abgewiesen wurde. Auch hast du dann deine Mutter als Ansprechpartner, wenn es dir schlecht geht oder dich etwas belastet.
Ich weiß, dass es nicht leicht ist darüber zu reden, aber es wird nicht so schlimm wie du denkst! Vielleicht ahnt deine Mutter bereits etwas, der Instinkt einer Mutter ist stärker als man denkt.

Du kannst schon abwechslungsreich essen, da kann dir deine Mutter bestimmt Tipps geben, was gut verträglich ist und trotzdem bisschen auf die Rippen schlägt. Aber wichtiger als WAS du isst ist das WIE. Ich wiederhole mich, aber langsam und bewusst zu essen ist sehr wichtig! Konzentriere dich auf das Kauen und versuche es zu genießen.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße
mausi