Kassenpatient vs Privatpatient

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Wandervogel
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Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute,

Ich bin "schnöde" Kassenpatientin.

Irgendwie fällt seit letzter Zeit mehr und mehr auf, dass ich bei meinem Psychater nur noch Teil der Kosten-Nutzen-Rechnung bin.

Im Krankenhaus ist mir das schon länger aufgefallen und das hat mich schon richtig gestört.

Doch jetzt auch ambulant?! Finde ich schon krass.

Ich habe das Gefühl, dass mein Doc mir Behandlungen/Medikamente vorenthält und er zusehends genervter und kürzer angebunden ist. Persönliche Gespräche gehen nie über 15 Minunten hinaus und er speist mich immer öfter mit irgendwelchen bekloppten Übungen ab, statt mal die Medikation neu zu überdenken. Zumal ich das Gefühl habe, dass meine bisherigen Medis nicht mehr richtig wirken.

Ich habe es ihm auch mal gesagt, dass es mir trotzdem schlecht geht und ich mich nicht richtig behandelt fühle. Da wollte er mich doch glatt in die Institutsambulanz oder gar Klinik abschieben.

Meine Erfahrung im Krankenhaus als Kassenpatient sind da auch nicht prickelnd. Eingefercht in 3 Bettzimmer in einem Raum, der nur für 2 Betten vorgesehen ist. Kaum Therapieangebote und Verabreichung von alten, billigen Medikamenten mit erheblichen Nebenwirkungen. Pfleger und Ärzte im Umgang gerade mal zweckmäßig und nicht selten arrogant und abweisend.

Nun geht es in der ambulanten Behandlung auch los.

Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich mich auch gern privat versichern. Dabei geht es mir nicht darum, ob ich ne Stoffservierette beim Essen bekomme, oder mich in kuschelig weiche Handtücher hüllen kann. Ich brauche auch nicht den Chefarzt. Ich wünsche mir einfach nur, dass mir die gleichen Medikamente zugestanden werden und ich die gleichen Therapieangebote bekomme.
Im ambulanten Bereich wünsche ich mir einfach mehr Gesprächszeit und dass mein Arzt mir die gleiche medikamentöse Behandlung zugesteht, wie einem Privatpatienten.

Ich möchte hier keine politische Diskussion eröffnen. Das würde an dieser Stelle zu weit führen und gehört auch nicht hierher.

Mich würde nur interessieren, ob Ihr ähnliche Beobachtungen auch bei Euch - besonders im ambulanten Bereich - gemacht habt.

Liebe Grüße
Sul
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Sul »

Hallo Wandervogel,

ich kann deine Beobachtungen bezüglich Zeit beim niedergelassenen Psychiater bestätigen. Als Kassenpatientin bekomme ich 15 Minuten Gesprächszeit, in einer privaten Praxis waren immer 30 Minuten angesetzt und großzügige telefonische Kontaktmöglichkeiten dazu.

Im pychotherapeutischen Bereich war ich als Kassenpatientin gegenüber einer Freundin von mir, die privat versichert ist (kommt dort nämlich immer auf die genauen Vertragsbedingungen an) wesentlich besser gestellt. Ich bekam problemlos ambulante Psychotherapie bezahlt und zwar viele Therapiestunden.

Bezüglich der Medikation habe ich keine Nachteile erlebt. Ich durfte mir die Medikamente aussuchen, nachdem ich über ihre Wirkungsweise aufgeklärt und beraten wurde. Und neu auf dem Markt und teurer bedeutet ja nicht automatisch besser.

Viele Grüße, Sul
ßßßß

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von ßßßß »

Kostenpauschalen sind halt scheiße.
Das gilt aber unabhängig welche Versicherung da zahlt.

Sprechende Medizin wird nicht wirklich bezahlt. Es gibt Bemühungen das zu ändern aber das ist noch nicht durch.

Was Medis angeht wird dir nichts aus Kostengründen vorenthalten. Gerade schwere Depressionen werden gut vergütet. Allenfalls hat dein Medizinman schlicht keine Erfahrung mit Neueren und ist zu faul sich damit auseinanderzusetzen. Bei Ärzten/innen ist es so das sie für eine Symptomatik 1 Standardmedi nutzt und damit auch reichlich Erfahrung haben. Allenfalls noch ein weiteres mit weniger persönlicher Erfahrung was Wirkung/NW angeht. Darüberhinaus neigen die zu einer Berufsblindheit.
Wenn du etwas anderes willst dann fordere es ein. Du hast einen Anspruch. Wer zahl bestimmt. letzendliche sagt du was passiert und was nicht. Er/sie ist ein Dienstleister nicht mehr nicht weniger.
Das vorenthalten wäre ggf strafbar. Ruhig mal dein KK darauf ansetzen.
momadome
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von momadome »

Hallo Wandervogel,

hm, ich kann deinen Ansichten nicht so ganz zustimmen.

Ich arbeite in einem psychiatrischen Krankenhaus mit Akutbereich, geschütztem Bereich und therapeutischen Stationen. Bei uns gibt es nur noch Doppelzimmer. An Medikamenten wird verordnet, was für den Patienten passend ist. Neue Medikamente und neue Methoden wie rMTS kommen allen Patienten zugute, egal ob Kasse oder Privat.
Personalmangel herrscht immer wieder und auch unabhängig von Kasse oder Privat. Den einzigen großen Unterschied, den es augenfällig gibt ist die Einrichtung der Privatstation.

Zu ambulant: 15 Minuten beim Psychiater finde ich nicht zu kurz, es geht ja grundsätzlich nur um Medikamente und die Erörterung, welche Behandlungsmöglichkeiten es noch gibt. Für therapeutische Gespräche ist der Psychotherapeut zuständig.
Wenn dein Arzt nicht auf dich eingeht und du dich nicht gut behandelt fühlst ist es vielleicht an der Zeit den Arzt zu wechseln.....das würde ich jedenfalls machen.

Ich selbst bin Privatpatient, mein Partner ist Kassenpatient. Wir haben einige Ärzte gemeinsam, die nicht wissen, dass wir ein Paar sind, von daher kann ich vergleichen und habe grundsätzlich noch nicht feststellen können, dass mein Partner anders behandelt wird wie ich.

Es kommt wohl, wie immer im Leben, auf die einzelne Person an und wie sie ihren Beruf auffasst.....

Grüße, jojoma
Monchen12345
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Wandervogel,

beim Lesen deines ersten Abschnitts ging mir ehr durch den Kopf, dass es vielleicht gar nicht an deinem Versicherungsstatus hängt, sondern einfach die Chemie zwischen dir und deinem Psychiater nicht (mehr?) stimmt.

Ich kann mich bei meinem Psychiater überhaupt nicht beschweren und hab auch nicht den Eindruck mit günstigen Medikamenten abgespeist zu werden. Er ist galt für die die ärztliche Versorgung zuständig und nicht für Gesprächstherapie. Von daher liegen die Termine auch ehr im 10-15 Minuten Bereich.

Die Tagesklinik hat keinen Unterschied gemacht zwischen Privat und GKV Patienten. Das gab es auch keine Extra-Servierte oder besondere Chefarztbehandlung.

Kassen zahlen anerkannte und med. sinnvolle Behandlungen. Bisher haben die Ärzte bei mir immer eine zufriedenstellende Lösung gefunden.

Ich lag als Erwachsener bisher nur einmal im Krankenhaus. Das war ne gefühlte Massenabfertigung im OP-Bereich und stationär war es insgesamt auch nicht toll. Das lag aber auch viel am Krankenhaus und der Organisation vor Ort selbst. Habe später in einer PsyRena Gruppe eine Krankenschwester kennengelernt, die viele Eindrücke bestätigt hat.

Bei Medikamenten bin ich halt Chemiker, der Wirkstoff ist der Selbe ob er jetzt von Firma A oder B verkauft wird, ändert nichts an der Wirkung. In den meisten Fällen wird der Wirkstoff selbst in der gleichen Fabrik hergestellt und dann nur von den Herstellern unterschiedlich zusammen gemixt. Ja, ich weiß auch, dass sich die Medikamente in ihren Hilfsstoffen und in der biol. Verfügbarkeit unterscheiden dürfen. Aber wenn ich ehrlich bin, hab ich bisher nur in einem Fall tatsächlich einen Unterschied gemerkt.

Ich kenne auch andere europäische Gesundheitssysteme und seit ich diese kenne, schätze ich das deutsche System an vielen Stellen sehr.
Eigentlich bin ich auch regelmäßig überrascht wie unkompliziert und einfach es an vielen Stellen funktioniert und was Kassen doch alles ganz unproblematisch zahlen.

Einzig wenn es um Wartezeiten bei Facharzt-Terminen geht, ärgere ich mich um die Vorzugsbehandlung von Privatpatienten. Die auch juristisch schwierig ist. Der Arzt mit kassenärztlicher Zuordnung hat einen Vertrag mit den Kassen, dass er Kassenpatienten behandelt. Nur deshalb hat er überhaupt die Zulassung für die Praxis. Wenn er dann Privatpatienten vorrangig behandelt, ist es ein gewisser Vertragsbruch. Privatpatienten sind eigentlich auch das private " Vergnügen" von Kassenärzten.

Auch hatte ich inzwischen mehrfach Gespräche mit Freunden/Bekannten die privat versichert sind. Es gibt da auch sehr kritische Stimmen zu. Nicht alles was bei der GKV selbstverständlich ist, ist auch bei der PKV selbstverständlich.

Ein Freund der beamteter Lehrer ist, wäre lieber gesetzlich versichert. Das Geld um jeder Behandlung erstmal selbst zu bezahlen muss man auch erstmal haben und man muss auch echt Ärzte finden, denen man vertraut und die einen nicht ausnehmen, weil man privat versichert ist.
LG, Monchen
Phoenix2019
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo,
den letzten Beitrag kann ich nur bestätigen: Ich wäre auch lieber gesetzlich versichert. Gerade gestern kam eine hohe Rechnung von einem Facharzt ins Haus geflattert, die auch noch Posten enthält, die nicht geleistet wurden. Mich belastet zunehmend, dass ich letztlich zahlen muss- egal, ob die Versicherung zahlt oder nicht. Ich überlege mir jeden Gang zum Arzt dreimal und werde schon neidisch, wenn ich mitbekomme, wie oft und sorglos Kassenpatienten zum Arzt gehen. Ach ja, ab Januar gibt es on top auch eine heftige Erhöhung der Beiträge. Wenn ich könnte, würde ich mich also gern gesetzlich versichern!
Katerle
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Katerle »

Hallo Wandervogel und alle,

also ich bin als Kassenpatient mit meinen Ärzten ganz zufrieden und fühle mich auch gut behandelt. Klar, viel Zeit bleibt nicht, aber ich mache mir eh ein paar Notizen, bevor ich zu meinem Psychiater gehe und wir besprechen alles.

LG Katerle
Wandervogel
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Wandervogel »

:hello:

Danke liebe Leute für Eure Antworten.

Dass Privatpatienten gern kassenversichert wären, ist mir noch nicht bekannt geworden.
Mein Mann ist Beamter und wir haben schon erlebt, dass er ganz andere Medikamente verschrieben bekommen hat als ich (bei Grippe z.B.). Das ging sogar so weit, dass mich der Arzt (Grippe) gefragt hat, ob er ein Medikament, dass er mir gern verordnert hätte bei mein Mann mit aufschreibt. Wir waren beide zur gleichen Zeit krank.

Also im KH habe ich schon krasse Unterschiede erlebt. Nicht nur, dass die alle in ein EZ kamen, was ich bei Depressionen eher angezeigt sehe, als ein 3 Bett Zimmer. Ich brauche meine Privatsphäre und meinen Rückzugsraum und das ist bei 3 Bett Zimmer nicht gerade gegeben. Ausserdem habe ich wirklich erlebt, dass das Pflegepersonal viel zugewandter ist als auf der Normalstation. Auch das Essen ist wesentlich besser und gesünder. Als Kassenpatient kriegt man Kohlenhydrahte, Fett und Zucker. Obst oder Gemüse Fehlanzeige. Ich erwarte keinen Kavier, aber ausgerechnet bei Einnahme von Psychopharmaka muss auf eine salz-, zucker-, kohlenhydratarme Kost geachtet werden.
Auch die Hygiene ließ auf der Normalsation zu wünschen übrige. Auf der Privatstation war alles wie geleckt.
Und Medikamente wurden auch anderes verabreicht. Habe ich erlebt und auch angesprochen. Da wurde mir sogar das Argument mit den Kosten um die Ohren gehauen.

Ergo es gibt anscheinend drastische Unterschiede in der Behandlung (medikamentös, therapeutisch und menschlich) in der Klinik.

Ambulant habe ich auch immer mehr den Eindruck.

Aber ich sehe, dass hier auch einige ähnliche Erfahrung machen. Also spinne ich nicht oder bilde es mir ein. Das ist schon mal irgendwie beruhigend.

Liebe Grüße
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
würde auch gerne Aspekte hinzufügen, die sicherlich vielen nicht so bekannt sind:
Bin FA für Psychotherapeutische Medizin (neuere Bezeichnung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie). Wir sind eine größere Praxis und wenn ich Privatpatienten behandle, dann wirkt sich dies negativ auf mein von der KV vorgegebenes Arbeitskontingent aus (Beispiel: Muss ca 34 Stunden Kassenpatienten live pro Woche sehen, sonst erfülle ich meinen Arbeitsauftrag nicht voll und man stellt meine "volle Zulassung" in Frage. Folge: Würde ich 20 Stunden Privatpatienten pro Woche sehen, fällt das in der Statistik der KV auf und man entzieht mir die Hälfte meiner Zulassung...
Wenn ich mich also mit 57 nicht mehr totarbeiten möchte (34 Stunden KV Patienten + z.B. 10 Stunden PP zusätzlich und daraus resultierend 20 Stunden Verwaltung, also insgesamt 64 Stunden), bestrafe ich mich mit jedem Privatpatienten, da er "on top" meiner KV Patienten kommt...
UND jetzt kommt der Clou: Als wir in der Praxis vor 23 Jahren begonnen haben gabs 200 Mark für einen Privatpatienten und 100 Mark für einen Kassenpatienten.
23 Jahre später hat es keine einzige (!!!!) Gehaltserhöhung oder Anpassung durch die privaten Krankenkassen gegeben. Es gibt also wie vor 23 Jahren 200 Mark respektive 100 Euro.
Die gesetzlichen Krankenkassen haben Ihre Sätze in den letzten 23 Jahren dramatisch erhöht, so dass wir gegenwärtig (vor allem auch mit Zusatzziffern) auf ca. 120 Euro für die Therapiestunde durch Kassenpatienten kommen. Psychosomatisch tätige und psychotherapeutisch tätige Ärzte und alle Psychologischen Psychotherapeuten bekommen also deutlich mehr Geld für Kassenpatienten als für Privatpatienten.
Daneben ist mit Kassenpatienten weit weniger Verwaltung (Abrechnung über die KV, viel größere Kontingente, uvm.) verbunden...
In der Psychotherapie ist es also keineswegs ein Vorteil privat versichert zu sein...

Und nebenbei: Da höchste Qualitätskriterium an die Ausbildung eines Arztes oder Psychologen in Deutschland ist die "Kassenzulassung". Um eine Privat-ärztlich oder -psychologische Praxis zu eröffnen, muss ich wirklich dramatisch weniger Qualifikation mitbringen...

Und nur um die Diskussion nicht anschließend führen zu müssen: Von den 120 Euro bleiben ca. 35 Euro brutto Stundenlohn, das ist die absolut unterste Ecke, die das Medizinsystem zu bieten hat..
Beste Grüße
Die Moderation (ganz privat)
Bauchtänzer
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Registriert: 13. Jul 2019, 20:38

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Bauchtänzer »

Danke für den informativen Beitrag, Herr Doktor! :-)

Wusste nicht, dass es in 2020 tatsächlich schon ca. 120 EUR sind, die vergütet werden. Ganz sicher, dass da "Von den 120 Euro bleiben ca. 35 Euro brutto Stundenlohn," kein Zahlendreher o.ä. drin ist? Das wären ja grad mal 30% der KK-Vergütung ..., brutto.
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Nico Niedermeier »

Ja, genau so ist es. Offiziell sind es um die 101 Euro pro Stunde, aber es gibt eine zusätzliche Vergütung für KZT, für Tests, eine Grundpauschale, Zusätze für Videotherapie, so dass letztendlich um die 120 Euro rauskommen dürften (gibt es alles bei den privaten Krankenkassen nicht)...
Und: Kein Zahlendreher...Aber bin noch bei den Zahlen 2016 gewesen, gerade nochmal nachgelesen: Der letzte Jahresbericht weist 40 Euro Überschuss für eine Psychotherapie (oder Psychosomatik) Stunde aus ("In der psychotherapeutischen Versorgung wurde ein Überschuss von etwa 40 Euro je Inhaberstunde erreicht."), im Gegensatz zu z.B. 80 Euro beim Allgemeinarzt....
Und die Quelle ist die offiziellste die es in Deutschland gibt, die müssen die Steuerberater der Ärzte ausfüllen, nicht die Ärzte selbt, damit kommen wir der Wahrheit deutlich näher:-)
https://www.zi-pp.de/pdf/ZiPP_Jahresbericht_2018.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Und: Leider wahr, es sind genau 30 % des KV Honorars...
Die politisch so oft geäußerte Förderung der sprechenden Medizin ist also nur ein nettes Lippenbekenntnis und ich persönlich habe nach 25 Jahren brufspolitisches Engagement nur noch wenig Hoffnung, dass sich dies ändern wird. Noch absurder ist es z.B. für die fachärztlichen Leistungen des Facharztes für Psychosoamatik, die sind ein Drittel weniger (Honorar) als für die Richtlinienpsychotherapie. Wenn ich also kurze psychosomatische Sprechstunden machen würde, wie es eigentlich die Bestimmung meines Facharztes sein sollte, wäre die Vergütung 30 Euro...das ist verglichen mit den 100 Euro z.B. für den Augenarzt oder Orthopäden doch noch ein wenig wenig..lach.

So...Verzeihung für den Drift ins Private, ab jetzt wird wieder moderiert:-)
Beste Grüße
Nico Niedermeier
Salvatore
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Salvatore »

Und Private KV ist nur geil, wenn man dazu noch eine Beihilfeberechtigung hat (wie es bei Beamten der Fall ist). Die Selbstständigen in meinem Umfeld sind zu einem überwiegenden Teil freiwillig gesetzlich krankenversichert, weil man das ab einem bestimmten Alter sonst nicht mehr kann/darf (ab 40 Jahren?) und die Beiträge der PKV im Alter immer höher werden und für Soloselbstständige nur noch schwer zu stemmen. Dann kommen ja in der Regel auch eher viele und teure Behandlungen und davor haben viele echt Angst. Dieses Polster muss man sich erstmal aufbauen können. Zudem schließen viele lieber Psychotherapie aus dem Vertrag aus, weil es die Beiträge recht erheblich senkt und man leicht glauben kann, dass man das eh nie braucht.

15 min Gespräch bei einem niedergelassenen Psychiater kommt mir okay vor und eher sogar einen Tick über dem, was ich von anderen so höre. Warum denn der Widerstand gegen eine Institutsambulanz? Ich bin da und finde es mega, meine Psychiaterin nimmt sich immer eine halbe Stunde Zeit und falls nötig auch mehr. Kann ich wirklich nur jedem empfehlen. Während ich viele kenne, die über die kurze Sprechzeit beim niedergelassenen Psychiater schimpfen, kenne ich keine einzige Person, die dasselbe über die PIA sagt. Nachteile in der Medikation hatte ich nie.

Bei stationären Aufenthalten war die Liegezeit der Privatpatienten durchweg viel kürzer als die von Kassenpatienten. Kann jedoch nicht sagen, woran das liegt, ob das die Patienten einfach so wollten oder es finanzielle Hintergründe hatte. Bei Psychotherapie werden den Kassenpatienten viel mehr Stunden bewilligt.

Wenn man einen schnellen Facharzttermin oder Untersuchung möchte, sind Privatpatienten schwer im Vorteil. Bei meinem Mann: "Wann möchten Sie morgen denn kommen?"
Bei mir: "Wir könnten Sie übernächstes Frühjahr Montag um 07:10 Uhr zwischenschieben, bringen Sie aber fünf Stunden Wartezeit mit!"
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Wandervogel
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Wandervogel »

Sehr geehrter Herr Niedermeier
Hallo Leute,

also ich wollte keine Missverständnisse aufkommen lassen. Aber vielleicht habe ich mich ja auch missverständlich ausgedrückt. :oops:

Mir geht es hier nicht um einen "Machtkampf" zwischen Privat oder Kasse und schon gar nicht geht es gegen Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal.
Mir sind die Hintergründe, dass die Krankenkassen zu niedrige Sätze zahlen - sowohl ambulant wie auch stationär - durchaus bekannt. Und dem Pflegepersonal ist auch am wenigsten direkt ein Vorwurf zu machen, die sind schließlich das vorletzte Glied in der Nahrungskette - vor dem Patienten. Sie haben auch nur 2 Arme und 2 Beine und können sich nicht vierteilen. Allerdings habe ich auch Krankenpfleger auch der psychiatrischen Abteilung erlebt...naja da hätte man mal das Fernsehen mit der verdeckten Kamera reinschicken müssen... ein echter Skandal.

Ich weiß, dass das gesamte Abrechnungssystem krankt...nun das wäre eben genau die politische Diskussion, die ich hier nun wirklich nicht führen wollte.

Es ging mir nur um die Beobachtung, die ich gerade in den vergangen 20 Jahren gemacht habe, und die - wie ich finde - immer gravierender wurden.

Wollte nur mal rausfinden, ob auch andere diese oder ähnliche Beobachtungen machen/gemacht haben.

Was man dagegen tun kann??? Keine Ahnung (mitdenachselnzuck).
Ich finde es nur irgendwie kränkend, wenn mir das Gefühl gegeben wird, Mensch/Patient zweiter Klasse zu sein.

Wie gesagt, ich mache dem Arzt, dem Therapeuten und insbesondere dem Pflegepersonal keinen direkten Vorwurf.

Es macht mich einfach nur wütend und traurig.

Liebe Grüße
Katerle
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Katerle »

Danke Herr Dr. Niedermeier mal für Ihre Sichtweise.

@ Wandervogel

Also ich hatte noch nicht das Gefühl trotz Kassenpatient, Patient zweiter Klasse zu sein. LG Katerle
Wandervogel
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Wandervogel »

Hallo Kartele,

ich leider nun mal schon.

Mir sind da noch zwei krasse Vorfälle aus meinem Klinikaufenthalt 2014 eingefallen.

1.) Das Bad im Zimmer war eine reine Katastrophe. Dreckig und verkalkt. Einfach eckelhaft. Ich und meine 2 "Mitbewohner" mochten nicht richtig auf das WC gehen und duschen.
Also habe ich die Reinigungskraft angesprochen warum Sie nur mit dem Lappen den Schmutz hin und her verteilt und nicht mal gründlich putzt. Da sagt die doch allen Ernstes, dass eine gründlichere Reinigung extra beauftragt werden muss. :shock: :shock: Also bin ich zur Stationsleitung und habe darum gebeten, dass doch bitte mal zu beauftragen, damit wir uns da nicht noch irgendetwas anderes einfangen außer Depressionen.
Da sagt die doch: "Wenn Ihnen dass nicht sauber genug ist, dann kaufen Sie doch Putzmittel und reinigen Sie das Bad selbst. Für mehr als das was die Reinigungskraft macht ist kein Geld da."

2) Wegen des Essens habe ich auch die Stationsleitung angesprochen und da bekam ich dann auch nur zu hören, Sie können sich ja selbst etwas kochen. Es gibt ja die kleine Küche. Töpfe, Pfannen, Teller etc. sind ja auch da und der Supermarkt ist nur 20 Minuten entfernt.

Soviel dazu....

Liebe Grüße
Wandervogel
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Wandervogel »

Mir ist noch was eingefallen - aus dem ambulanten Bereich. Auch schon paar Jahre her.

Ich mit Arthrose im Knie zum Orthopäden. Allein auf den Termin Monate gewartet.
Der Spritz mir Cortison direkt ins Knie.
Ich frage ihn ob es eine andere Möglichkeit gibt, wegen der Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, Hautprobleme etc.).
Da sagt der doch glatt zu mir: "Wenn Sie Privatpatient wären könnte ich Ihnen ein Medikament sprtizen, dass nach neuesten medizinischen Studien eine viel wirksamere und vor allem verträglichere Behandlung wäre. :oops: :oops:
Möchten Sie das vielleicht selbst bezahlen? :o :o :o

Nicht Patient zweiter Klasse????
GreenDay2907
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von GreenDay2907 »

Als "Kassenparasit" kann ich nur sagen dass die Wartezeiten, bis man einen Termin bei einem physischen Facharzt bekommt, eine Zumutung sind. Ich bin vollverrentet wegen diverser physischer Erkrankungen, und als diese 2011 so richtig auftraten musste ich damals 17 (!) Monate warten bis zur Erstuntersungung.
Nächstes Beispiel: wegen Taubheitsgefühlen im Arm war ich beim Orthopäden weil dieser einfach mal klären sollte ob es sich wirklich um neurologische Probleme handelt oder ob im Nackenbereich einfach ein Nerv geklemmt war. Er wortwörtlich "machen sie 10 Akkupunkturen - vorher untersuche ich das nicht" .
Nächster Orthopäde, 7 Monate auf den Termin gewartet, der untersuchte aber ordentlich incl MRT und stellte fest dass es wirklich neurologische Nervenschäden sind und auch da eine Akkupunktur definitiv nicht geholfen hat.
Als Kassenpatient bringt man seine Diagnose am besten direkt mit.
Wandervogel
Beiträge: 336
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Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Wandervogel »

Hallo GreenDay,

ja als Kassenpatient sollte das Ei immer irgendwie klüger sein als die Henne ;)

Was mich bei dem ganzen so ohnmächtig und wütend macht, ist dass die ganze Problematik des Systems auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird.
Die Ärzte haben ihre Verbände, die sich für ihre Belange einsetzen können.
Die Pflegekräfte haben ihre Gewerkschaften.
Die Krankenhäuser auch ihren Dachverband.
Und die Patienten, die mit ihrer Krankheit schon genug zu tun haben, haben niemanden und werden den Wölfen quasi zum Fraß vorgeworfen.

Liebe Grüße
Katerle
Beiträge: 11310
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Katerle »

@ Wandervogel

Das ist ja wirklich krass, wenn du das so erlebt hast. LG
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Nico Niedermeier »

Die Deutsche Depressionsliga ist genau aus diesem Grunde gegründet worden....Da könnte jede/r Betroffene Mitglied werden und je größer der Verband, desto größer das politische Gewicht...
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo,
Also ich hoffe, dass dieses 2-Klassen-System irgendwann abgeschafft wird, entsprechende Vorschläge gab es ja schon. Ich denke, dass alle darunter leiden: Gesetzlich Versicherte erhalten spät Termine und ggf. schlechtere Versorgung, privat Versicherte erhalten oft überzogene Rechnungen, steigende Beiträge und haben im Bereich der ambulanten Psychotherapie offenbar schlechtere Karten. Letzteres kann ich übrigens bestätigen: Ich habe von mindestens 2 Therapeuten eine Absage erhalten, WEIL ich privat versichert bin, hier also verkehrte Welt. Es wird definitiv Zeit für eine Reform, allerdings ist die Lobby der PKVs offenbar sehr mächtig.
ßßßß

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von ßßßß »

wir haben ein 4 Klassensystem
reihenfolge ohne wertung

I. gKk versichert, bildet die absolute masse, auf grund der starken gesetzlichen vorgaben bei standardbehandlungen optimiert, wer was besonders braucht wo es ermessensspielraum gibt hat ein problem. abrechnung über ebm, damit ist es egal was, wieviel gemacht wird. hauptsache die karte wird einmal im quartal durchgezogen. wenn der arzt/klink mehr verdienen will, möglichst wenig machen. alles extra geht vom gewinn ab.
II. normal PKV, einzelabrechnung über goä. hier macht die versicherung stress wenn eine behandlung zu ausufernd ist, möglichst kurz und knackig. der kunde soll geld für die beiträge verdienen nicht kosten verursachen. ärzte/kliniken verdienen möglichst viel wenn sie möglichst viele posten abrechnen können. bei maximal zulässigen hebesatz natürlich.
III. basistarif pkv ist zwar billiger aber ärzte können behandlung(außer lebensbedrohlich) ablehnen die pkv muss halt nur ausweichärzte sicherstellen. weite weg sind dann doch egal. hintergrund ist dass die hebesätze deutlich geringer sind. und das leistunsgspektrum auch nur den mindeststandard umfassen darf. es gibt im schnitt weniger zu verdienen als bei gKk. und extras kann man leuten die knapp bei kasse sind auch nicht verkaufen.
iV. notfalltarif. wer aus welchen gründen auch immer keine kv hat wird automatisch in einen notfalltarif gruppiert. das problem nur aktue notfälle sind abgedeckt. nach suizidversuch per rettungswagen ins bkh ja. geplant stationär nein, ambulant ha oder gar psychiater nein, medis nein, psychotherapie keine chance.

wie sich das dann im einzelfall äußert, kann sehr unterschiedlich ausfallen. ich erinnere nun mal an die regressforderungen wenn ärzte bei gkk vom durchschnittswert abweicht, so was hinterlässt natürlich spuren. es gibt mediziner die stehen darüber und andere die achten aus selbstschutz sehr darauf, parthie - antiparthie und dann kann doch jeder mal einen schlecht tag haben und kurz angbunden sein.
MoritzK
Beiträge: 43
Registriert: 20. Nov 2005, 16:26

Re: Kassenpatient vs Privatpatient

Beitrag von MoritzK »

Dass man als Kassenpatient länger auf Termine warten muss ist ganz einfach nachprüfbar. Trotzdem behaupten viele Gesundheitspolitiker, dass dies nicht stimmen würde. Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen - man muss doch nur mal einen Hautarzt oder einen Augenarzt um einen Termin bitten.....

Allerdings bin ich auch froh, dass ich nicht privat versichert bin. Viele privat Versicherte werden unnötig untersucht und rennen von Facharzt-Termin zu Facharzt-Termin. Auch noch mehr unnötige Operationen finden statt - also noch mehr, als bei gesetzlich Versicherten.

Noch schlimmer wird es, wenn man alt und kränker wird. Dann steigen die Beiträge bei privat Versicherten teilweise in unseriöse Höhen...

Das Klassensystem ist jedenfalls nicht gerecht und auch nicht hilfreich im medizinischen Sinne....
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