Positive Kraft aus Angehörigenstatus?

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Caro77
Beiträge: 47
Registriert: 2. Okt 2019, 14:22

Positive Kraft aus Angehörigenstatus?

Beitrag von Caro77 »

Hallo Ihr,

mich würde interessieren, ob ein betroffener Angehöriger von uns mit positiver Kraft durch sein Leben geht und wie er das macht!
Bei uns scheint es sich gerade alles zum Guten zu wenden und wenn wir Glück haben ist unsere Leidensgeschichte nach 10 Jahren bzw. 2 Jahren Ärzteausforschung mit Schlafapnoe und einer Maske irgendwann behoben. Die Schlafklinik meint, sie hätten viele falsch "therapierte" Menschen mit psychischen "Leiden", die sich als Sauerstoffmangel beim Schlafen auflösen.

Wir kümmern uns aber ja noch um einen Pflegefall bei uns und haben covidbedingt ein studierendes Kind bei uns....
Eigentlich müsste ich mich ob der Wendung ja freuen, freuen, freuen.
Tatsächlich bin ich nur so fertig und müde. Mir kommt dauernd die Vergangenheit und alles was passiert ist los.
Schaue ziemlich "doof" nach hinten, statt nach vorne.
Ich fühle mich total ausgebrannt und völlig leer. Das Prinzip der Logosynthese zum Loslassen von Belastendem und die Ideen von Christine Westermann zur Achtsamkeit, alles so lange zu drehen bis es positiv wird, finde ich faszinierend.
Manchmal denke ich, dieser ganze Ballast ist zu viel zum Loswerden und ich bin zu alt, um alles aufzuarbeiten. Bin schon seit 2 Jahren hobbymäßig dabei. Dazu ist mein Restleben zu kurz.
Ich will jetzt meine restlichen Jahre genießen soweit es geht und nach vorne sehen.
Habt Ihr solche Gedanken auch und das so ein Angehörigenleben so belastend ist, dass man sich nicht freuen kann und eigentlich immer angespannt ist?
Habt Ihr Zeit für Euch? Die Jahren haben mich richtig "abgefuckt", ich würde gerne Menschen treffen, die meine! künstlerischen Interessen haben. Und dann denke ich, dann schaffe ich mir weitere Baustellen und wäge den Stress der Suche und des Unterhaltens eines zusätzlichen Kontakts mit dem "Nutzen" ab und denke mir, ich habe keine Lust, mich bei einem weiterem Menschen anzustrengen. Ich möchte Fremde auch z.Z. nicht zuhause haben und dort treffen.
Ich bin permanent im Eierlauf und meine family Bespaßungsmodus, ich möchte mich nicht noch um weitere Menschen "kümmern".
Und ich möchte auch nicht irgendeinen Scheiß machen, um etwas zu machen. Kann man das nachvollziehen? Also. wenn ich Graffiti sprühen möchte, möchte ich nicht an der Volkshochschule im Grundkurs töpfern. Ich denke, bevor ich irgendeinen Scheiß mache, mache ich meine Sachen weiter alleine.
Mein Prinzip ist da, wenn ich schon mal was für mich tue, dann will ich die begrenzte Kapazität für etwas "ausgeben", was ich!!! will. Und nicht für Pillepalle. Habe ich diesen "Egoismus" verdient oder ist das getragen von der Situation und ständigen Überforderung.

Liebe Grüße

Mary
Linabel
Beiträge: 10
Registriert: 19. Dez 2017, 09:14

Re: Positive Kraft aus Angehörigenstatus?

Beitrag von Linabel »

Hallo Mary,

Ich würde am liebsten schreien: Jaa sei egoistisch. Mach was dir Spaß macht.

Warum musst du deine Familie bespaßen?
Bei mir bin ich phasenweise positiv und momentan gerade auch ziemlich leer.
Und klar alles aufzuarbeiten kann lang dauern, aber es kann auch ziemlich viel Kraft freilegen, auch schon im Prozess.
Caro77
Beiträge: 47
Registriert: 2. Okt 2019, 14:22

Re: Positive Kraft aus Angehörigenstatus?

Beitrag von Caro77 »

Hallo Linabel,

schaffst Du das selber?
Zur Zeit denke ich, wenn wir nicht alle so perfekt in der Angehörigensoldatenrolle aufgehen würden, würden wir die Selfcare besser schaffen.

Bei uns war es die letzte Zeit so heftig, ich wäre schon froh um ein paar kopffreie Stunden mit einem Cappuchino irgendwo in der Natur ohne die ständige Rufbereitschaft.

On top die Angehörigenpflege schlaucht auch.
Und wegen der Demenzproblematik muss alles in der gleichen Murmeltierroutine abgespielt werden.

Liebe Grüße

Mary
Linabel
Beiträge: 10
Registriert: 19. Dez 2017, 09:14

Re: Positive Kraft aus Angehörigenstatus?

Beitrag von Linabel »

Hm inzwischen ja, ging aber nur mit Hilfe. Hab auch einen Angehörigen mit Demenz gepflegt und meinen depressiven Mann Zuhause und irgendwann ging es mir so schlecht das ich mich selbst in eine Klinik eingewiesen habe.

Und da hab ich gelernt, nur wenn es mir gut gehtkann ich mich um die anderen kümmern.
War eine harte Zeit, da ich nach Jahren der Pflege ihn in ein Heim gegeben habe und meinen Mann verlassen habe, mit der Option wenn er bereit ist für eine Therapie können wir es wieder probieren.

Ich hatte lang ein schlechtes Gewissen, aber es war anders nicht mehr möglich.
Hab dann nochmal angefangen zu studieren, bin umgezogen und wieder mit ihm zusammen. Er ist noch krank, aber in der neuen Gegend hab ich ein großes Netzwerk bei denen ich auftanken kann.

Die Soldatenrolle funktioniert irgendwann nicht mehr.
Und es stimmt Fang klein an, evtl Tagespflege für deinen Demenz kranken Angehörigen?
Und irgendeine Tätigkeit die dir Sinn gibt.
Caro77
Beiträge: 47
Registriert: 2. Okt 2019, 14:22

Re: Positive Kraft aus Angehörigenstatus?

Beitrag von Caro77 »

Hallo Linabel,

es sieht so aus, als ob es besser wird.

Das Schlaflabor hat ihn als Notfall vorgezogen und wir haben seit 3 Tagen eine Schlafmaske. Er konnte seit 10 Jahren endlich mal wieder schlafen und wirkt wie ausgewechselt. Als ob der alte Mann von früher zurück ist.

Vielleicht ist der Krieg zuende.
Da wuppen wir den Oppa gerne.

Dir alles gute!

Mary
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