Wann in die Klinik?

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Marlen-04
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Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo zusammen,

mich interessiert, unter welchen Umständen es sinnvoll ist, in die Klinik zu gehen bzw. wann eine "normale" Behandlung bei einem Therapeuten eben nicht mehr "ausreicht".

Würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen berichtet.

Viele liebe Grüße
Marlen
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von DepriXX »

bei akuter gefährdung und wenn ich glaube, mein therapeut kann mir nicht mehr ambulant helfen.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



bee
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Registriert: 1. Jan 2004, 23:50

Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von bee »

Hallo Marlen,
meine Therapeutin hat mir den Vorschlag gemacht in eine psychosomatische Klinik zu gehen.
In Krisenzeiten ist eine Stunde Verhaltenstherapie pro Woche einfach zu wenig. Bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich, wenn es mir schlecht geht, kaum reden kann.
In so einer Klinik gibt es eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten und man hat ständig kompetente Ansprechpartner.
In die Akutpsychiatrie würde ich nur gehen, wenn ich alle anderen Möglichkeiten (bes. Medis) ausgeschöpft hätte.
Betroffene für Betroffene
http://www.depressionsliga.de/
Xenia
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Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Xenia »

- wenn ich nichts mehr machen kann (aufstehen, einkaufen, essen, trinken, duschen, Briefe öffnen und dann der Gerichtsvollzieher kommt [ist mir letztes Jahr passiert] etc.),

- wenn die S.-Gedanken zum einzigen Inhalt des Tages geworden sind,

- wenn ich keine Gefühle mehr habe und irgendwann auch keine Gedanken,

- wenn ich psychotische Symptome bekomme (Stimmenhören, "Versündigungsideen"),

- wenn ich nicht mehr sprechen kann und nicht mehr heulen, also eigentlich schon tot bin,

Naja, mehr fällt mir momentan nicht ein.

In eine psychosomatische Klinik würde ich nie mehr gehen. In der Akutpsychiatrie ist die Betreuung und Behandlung viel intensiver und professioneller, weil auf das jeweilige Krankheitsbild spezialisiert...

Wenn ich dann in der Klinik bin, geht es darum, wieder ein kleines bißchen Antrieb zu bekommen. Das geht u.a. durch die feste Tagesstruktur und die verschiedenen Therapien und Therapieformen (zweimal pro Woche ein Einzelgespräch beim Therapeuten, einmal pro Woche ein Gespräch mit der "Bezugspflegeperson", zweimal pro Woche Gestaltungstherapie, einmal pro Woche OA-Visite bzw. Chefarztvisite, täglich "normale" Visite). Natürlich kann ich an diesen Therapieformen erst teilnehmen, wenn es mir schon ein wenig besser geht.

Wichtig ist auch, daß ich in der Klinik erstmal - für kurze Zeit - die Verantwortung abgeben kann und dann - wenn es sein muß - auch keinen Ausgang bekomme bzw. die Station vorübergehend geschlossen wird oder ich - vorübergehend - auf die geschlossene Station verlegt werde, weil ich für eine normale offene Station nicht mehr tragbar bin.

Naja, hört sich alles nicht so gut an. Ist auch mit der Zeit besser geworden... Und es muß ja auch nicht bei jedem so sein...

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo SuMu, Hallo bee

vielen Dank für eure Antworten. Langsam kann ich mir ein Bild machen.


Liebe Xenia

deinen Beitrag habe ich mit Schrecken gelesen. In den geschilderten Fällen ist es mehr als höchste Zeit in eine Klinik zu gehen. Wie oft warst du schon in der Klinik und wie lange?
Nebenbei: es freut mich, dass es dir besser geht. Deine Beiträge zeigen, dass es mit dir aufwärts geht.

Was meint ihr: könnte ein Klinikaufenthalt helfen, wenn man einfach keine Kraft mehr hat für das Leben, keine Kraft mehr, um Verantwortung zu übernehmen, sich total aufgegeben hat und "seinem Schicksal" hingibt? Kann ein Klinikaufenthalt helfen, Abstand von allen beruflichen und privaten Problemen zu bekommen, langsam zu sich zurückzufinden? Wie lange würde/müßte so ein solcher Aufenthalt mind. sein?

Viele liebe Grüße
Marlen
DepriXX
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von DepriXX »

hallo marlen,

wie lange so ein aufenthalt dauert, hängt von jedem selber ab, im durchschnitt wohl ca. 6wochen...

zumindest war so die zeitspanne in meiner klinik.

zitat: könnte ein Klinikaufenthalt helfen, wenn man einfach keine Kraft mehr hat für das Leben, keine Kraft mehr, um Verantwortung zu übernehmen, sich total aufgegeben hat und "seinem Schicksal" hingibt? Kann ein Klinikaufenthalt helfen, Abstand von allen beruflichen und privaten Problemen zu bekommen, langsam zu sich zurückzufinden?

ja kann, muss aber nicht! was möchtest du eine vorhersage, eine garantie? die wirst du nicht bekommen.
was hindert dich daran in eine klinik zu gehen?
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo SuMu

Nein, ich möchte keine Garantie, keine Vorhersage. Ich möchte nur ein Vorstellung bekommen, wann ein Klinikaufenthalt sinnvoll ist und was er bringt.

Es geht nicht um mich, mir geht es den Umständen entsprechend, doch im großen-und-ganzen gut. Ich denke da an meinen Ex, den ich vor 2,5 Wochen, als ich ihn zum letzten mal gesehen und gesprochen habe, als sehr gefährdet eingeschätzt habe. Und als ich gestern meinem Therapeuten seit langem wieder von ihm erzählt habe, hat der zum ersten Mal gemeint, dass es sich - so weit er das nach meiner Schilderung beurteilen kann - nach einem Grenzgänger anhört, der gefährdet ist, nach einer Psychose ... und dass er dringend in Behandlung sollte. Doch ich schätze die Situation inzwischen so ein, dass eine "normale" Behandlung zu wenig ist, dass er dringend von allem und jedem (einschließlich meiner Person) Abstand braucht. Eine Zeit, in der er keine Verantwortung übernehmen muss (er ist Manager und muss täglich einige wichtige Entscheidungen treffen), aber jemand da ist, der Halt bietet.

In mir kämpfen das (Verantwortungs-)Gefühl und der Verstand gegeneinander, wie ich mich bei der nächsten Begegnung verhalten soll. Bis Mittwoch muss ich einen Weg bzw. eine Entscheidung treffen, in der auch ich als Person nicht leide. Ideal wäre ein Weg, der durch die Zusammenarbeit der beiden entstanden ist und nicht durch die Dominanz einer der beiden (Hausaufgabe von meinem Therapeuten .

Wie ich das dann durchsetzen kann, ist noch was anderes, das weiß ich. Aber ich kann meine Gedanken einfach nicht abstellen *grübelgrübel*

Viele liebe Grüße
Marlen
DepriXX
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von DepriXX »

hallo marlen,
ja die sorge um einen freund/partner oder ähnliches kann ich nachvollziehen.
nur dir sind die hände gebunden, wenn die person nicht freiwillig etwas machen möchte.

du kannst nur eingreifen, wenn er akute suizidgedanken äussert ...

ansonsten kannst du dich nur beim sozialpsychiatrischen dienst deiner stadt erkundigen...
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Nachtrag: es hört sich wieder an, als würde ich mich aufgeben und nur ihm hinterher rennen, obwohl er mich ja abserviert hat. Es geht dabei nicht unbedingt nur um ihn, sondern es geht darum, für mich einen Weg zu finden, der mir am wenigsten weh tut. Da beide - Verstand ("lass die Finger davon, du hast keine Verantwortung und kein Recht mehr") und das (Verantwortungs-)Gefühl ("du kannst doch nicht zuschauen, wie er von der Klippe springt") - gegeneinander kämpfen, bin ich als Person ebenfalls betroffen. Ich muss also diesen Konflikt lösen, damit es mir gut geht.

Liebe Grüße
Marlen
Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo SuMu

ich weiß, dass ich keine Chance habe, wenn er nicht will. Es gibt auch noch die Möglichkeit, dass ich mich total täusche und alles in Butter ist; seine Entscheidung zu heiraten, nach dem er Horrorszenen von der Beziehung geschildert hat und sie als "Zweckgemeinschaft" bezeichnet hat, keine Torschußpanik ist (Wort meines Therapeuten). In meiner Gedankenwelt hat sie ihn erpresst zu diesem Entschluss (hat sie früher auch schon gemacht) und er Angst seine letzte Stütze zu verlieren. Er hat vor 2,5 Wochen die schlimmst Niederlage (bekommt nicht den Job, für den er jahrelang alles an Freizeit und Lebensqualität geopfert hat) erleiden müssen in einer ganzen Reihe davon. Das schlimme ist, S. (seine Neue und Zukünftige) weiß nichts von seinem Zustand und von daher nicht unbedingt eine Hilfe.

Wie du siehst, in mir brodelt es ... Kann keinen vernünftigen Gedanken fassen und auf die Arbeit konzentrieren was ich dringend müsste.

Liebe Grüße
Marlen
DepriXX
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von DepriXX »

hallo marlen,

er ist erwachsen und nicht entmündigt, er kann machen was er wann und mit wem will.
DU bist nicht für ihn verantwortlich!
versuch dein leben zu leben. er will keine hilfe!
klar ist das schwer, aber bestimmt der einzige weg für dich ...
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo SuMu

das ist auch die Haltung meines "Verstandes". Ich lebe auch mein Leben inzwischen. Habe das Gefühl, dass ich langsam aber sicher aufsteige. Leider gibt es eben diesen Teil in mir, der es nicht lassen kann, sich um ihn zu sorgen. Diese Idee mit der Klinik würde mich von der "Verantwortung" befreien und damit auch mir gut tun, mir meinen "Seelenfrieden" bringen. Das hört sich jetzt ziemlich egoistisch an, doch bin ich inzwischen der festen Überzeugung, dass es ihm gut tun würde.

Schau'n mir mal wie's weitergeht ....

Viele liebe Grüße
Marlen
Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Nochmals Hallo SuMu

du hast vorher geschrieben, dass ich mich an den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt wenden kann. Was macht der bzw. wie könnte der helfen?

Viele liebe Grüße
Marlen
DepriXX
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von DepriXX »

dort sind sozialarbeiter+psychiater die beraten, was man machen kann als angehöriger oder betroffener.

helfen auch in allg. sozialen dingen, eben bei allem was mit der psyche zu tun hat: arbeit/rente/krankschreiben usw

guck mal auf der webseite deiner stadt, vielleicht findest du die da sogar schon.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Xenia
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Xenia »

Liebe Marlen,

Du hast Recht, meistens hätte ich schon früher in die Klinik gehen sollen. Aber ich wollte halt nie. Meine Einweisungen waren früher auch jedesmal so, daß ich "festgehalten" wurde, d.h. daß ich nach meiner Therapiestunde nicht mehr nach Hause gehen durfte und somit ohne Klamotten etc. auf der geschlossenen landete.

Du fragtest nach der Anzahl meiner Aufenthalte in der Psychiatrie. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Ich habe mir neulich mal zusammengerechnet, daß ich in den vergangenen sieben Jahren 23 Monate in der Klinik verbracht habe...

Macht wahrscheinlich nicht so viel Mut. Aber ich muß/will gleich mal dazuschreiben, daß es auch bei mir wohl endlich mal aufwärts geht. Momentan gehe ich nicht davon aus, jemals wieder eine Station von innen sehen zu müssen...

Liebe Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Marlen-04
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Re: Wann in die Klinik?

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Xenia

das freut mich sehr für dich, dass es aufwärts geht mit dir. Ich drücke dir die Daumen, dass du die geschlossene nie wieder von innen siehst.

Liebe Grüße
Marlen
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