Frage zu Kliniken

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Suchende2
Beiträge: 1258
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Frage zu Kliniken

Beitrag von Suchende2 »

Guten Tag,

ich bin neu im Forum und habe gleich eine Frage.
Zur Zeit bin ich noch auf der Suche nach einer Therapeutin, ich habe allerdings schon die Information bekommen, daß ich einen stationären Aufenthalt benötige.
Deshalb war ich bei 2 Kliniken zum Vorgespräch und stehe bei beiden auf der Warteliste.

Ich habe eine Immunerkrankung, eine Art "Kälteallergie". Ab 22 Grad Celcius reagiert mein Körper auch unter Medikamenten. Im Winter kann ich somit maximal circa 20 Minuten draußen verbringen. Danach reagiert mein ganzer Körper und ich muß raus aus dem Kältereiz.
Somit habe ich keine Möglichkeit, mich zurückzuziehen, wenn ich während des stationären Aufenthaltes mal alleine sein möchte.
Hinzu kommt, daß ich mir, seit ich die Ausbildung beendet habe und auf eigenen Füßen stehe geschworen habe, NIE WIEDER in die Situation zu kommen, daß ich keine Rückzugsmöglichkeit habe.

In Klinik 1 lief das Gespräch gut, allerdings wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch lieber in Klinik 2.
Klinik 1 verstand das Problem und suchte nach einer Lösung. Konnte aber keine sichere anbieten (Es gibt den stillen Raum, der wird aber auch von anderen Patienten genutzt).
Der Einzelzimmerzuschlag (EUR 139,00 je Tag) ist für mich zu hoch. Die Krankenkasse sagt, ich kann mit Attesten einen Antrag stellen, der wird jedoch zu 99,9 % abgelehnt, da ich ja 20 Minuten draußen sein kann und man ja nicht weiß, ob ich jeden Tag eine Rückzugsmöglichkeit benötige. Mein Medikament wird hier weiterverschrieben.

In Klinik 2 hatte ich einen Infoabend mitgemacht. Dort hieß es, vorhandene Medikamentionen werden weiterverschrieben. Ich ging positiv gestimmt in das Gespräch, da ich viel gutes von der Klinik gehört hatte.
Das Gespräch startete mit der Aussage, daß die Dame nicht verstehe, warum ich in eine Klinik möchte. Im weiteren Gesprächsverlauf wurde mir mitgeteilt, daß ich auf ein billigeres Medikament umsteigen müsse oder mein Medikament für den gesamten Aufenthalt vorab mitbringen müsse. Mein Einwand, daß die günstigeren Medikamente bei mir weniger Wirkung bei wesentlich stärkeren Nebenwirkungen verursachen, wurde ignoriert. Ich hätte ja bestimmt noch nicht alle günstigeren durch. Bei der Krankenkasse habe ich nachgefragt, ich soll auf keinen Fall das Medikament wechseln, die müssen mir mein Medikament verschreiben.
Desweiteren wurde mir mitgeteilt, daß es nur Doppelzimmer gibt und es persönliches Pech für mich wäre, wenn ich keinen Rückzugsort hätte. Ich solle mich auch darauf einstellen, daß meine Zimmermitbewohnerin ein kühleres Zimmer möchte, als ich benötige und ich dann halt Pech hätte. (Leider habe ich nicht gefragt, ob sie einen Erdnussallergiker auch zwingen würden jeden Tag Erdnüsse zu essen.). Desweiteren wurde mir mitgeteilt, daß ich Aggressionen bei anderen auslöse und ich deshalb die ersten Wochen(!) NUR negative Reaktionen aus der Gruppe erhalten würde, solange, bis ich mich ändere. Das ich Aggressionen auslöse, schließt sie daraus, daß 2 Kollegen auf der Arbeit mich mobben. Aus dem Arbeitsumfeld weiß ich aber, daß ich nicht Aggressionen auslöse.

Klinik 3 hat zur Zeit eine Wartezeit von 12 Monaten.

Nun bin ich sehr verunsichert.
Was haltet Ihr von dieser Reaktion?
Hatte ich einfach Pech und die Dame hatte einen schlechten Tag oder die Chemie stimmt nicht zwischen uns?
Ich weiß leider nicht, was ich falsch gemacht habe!
Ich hatte nach dem Gespräch das Gefühl, sie wollte mich nicht in der Klinik haben.

Ich habe jetzt richtig Angst vor einem stationären Aufenthalt, da ich ohne Rückzugsort dauerhaft negative Rückmeldungen über Wochen nicht durchstehe und mich dann auch nicht ändern kann.

Wie sind Eure Erfahrungen?
Habt Ihr irgendwelche Tipps für mich?

Vielen Dank in Voraus für Eure Antworten.
DieNeue
Beiträge: 5468
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von DieNeue »

Hallo Suchende2,

du hast gar nichts falsch gemacht! Ich kann dir nur raten, geh auf KEINEN Fall in Klinik 2.
Die Dame erzählt dir völligen Schwachsinn, wenn sie sagt, du bekommst die ersten Wochen nur negatives Feedback, bis du dich änderst. Ich fasse es echt nicht, was die dir erzählt hat...
Vielleicht ist das in der Klinik 2 so, aber das ist absolut kontraproduktiv und keine normale Klinik arbeitet so. Das klingt mir eher nach Fertigmachen der Patienten. Man braucht kein dauerndes negatives Feedback, um sich ändern zu können, sondern konstruktive, wertschätzende Einschätzungen. Klar kann man auch mal ein negatives Feedback erhalten, aber meine Erfahrung ist, dass man von seinen Mitpatienten mehr positive Unterstützung erhält und auch die Therapeuten sollten einen auf positive Weise fördern und nicht indem sie einen durch ständiges negatives Feedback klein machen.
Zu sagen, dass du Aggressionen auslöst, nur weil du gemobbt wirst, obwohl sie dich sonst gar nicht kennt, finde ich schon ziemlich dreist.
Vielleicht ist nur diese eine Mitarbeiterin so drauf, aber das weiß man nicht. Ich war auch schon in einer Klinik, über die ich nur positives gehört hatte, und es war überhaupt nicht gut. Von daher würde ich von der Klinik die Finger lassen, auch wenn du vorher lieber in diese Klinik gegangen wärst.

Wenn du weißt, dass du unbedingt einen Rückzugsort brauchst, dann mach da auch keine Kompromisse. Dich damit abzuspeisen, dass du ja 20 min rausgehen kannst, ist ja wohl ein Witz... als würden es 20 min rausreissen, wenn man mal Ruhe braucht.
Die Klinik sollte deine Krankheit auf jeden Fall ernstnehmen und du solltest dort respektvoll behandelt werden.
Vielleicht gibt es auch Krankenhäuser, die generell Einzelzimmer haben und man keinen Aufschlag zahlen muss? Mein Vater ist gerade in einer psychosomatischen Klinik und hat ein Einzelzimmer, ist allerdings eine Reha und kein Krankenhausaufenthalt.

Lass dich bitte nicht verrückt machen oder verunsichern von den Aussagen dieser Frau! Streich die Klinik von deiner Auswahlliste und such nach einer anderen, wo du Verständnis bekommst, deine Erkrankung ernst genommen wird, du deine Medikamente behalten kannst und die den Patienten gegenüber eine positivere Einstellung und Arbeitsweise hat. Geh nur dorthin, wo du dich wohlfühlst.

Hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Schlumpffine
Beiträge: 421
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Suchende2,
eine für Dich persönlich als positiv empfundene Therapie ist auch davon abhängig wie wohl und aufgehoben Du dich in der jeweiligen Klinik fühlst. Therapieangebote müssen sich für dich"stimmig" anfühlen, damit die Akzeptanzschwelle niedrig ist und Du sie annehmen kannst.
Wenn Du also das Gefühl hast, "es passt nicht", dann Finger weg.
Gemäß Sozialrecht kannst Du Dir Bundesweit eine Klinik aussuchen, die , sofern Du Über Kasse versichert bist, über die notwendigen Zulassungen verfügt . Streit kann es ggf. über die zu übernehmenden Fahrtkosten zur Klinik geben. Da hilft aber im Vorfeld ein klärendes Gespräch.
Hilfreich ist es auch, im Vorfeld ein klärendes Gespräch mit der jeweiligen Klinik führen , um unnötige Frustationen auf beiden Seiten vorzubeugen.
Wichtige Info! Für Kassenpatienten besteht GRUNDSÄTZLICH kein Anrecht auf ein Einzelzimmer, ES SEI DENN; es ist aus Medizinischen Gründen notwendig. Also hin zum Arzt und Attest/Diagnose besorgen oder eine Klinik mit Einzelzimmer recherchieren.
Viel Glück und daumen hoch
Schlumpffine
Henrike
Beiträge: 346
Registriert: 11. Jul 2020, 19:13

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von Henrike »

Schlumpffine hat geschrieben:Hallo Suchende2,
eine für Dich persönlich als positiv empfundene Therapie ist auch davon abhängig wie wohl und aufgehoben Du dich in der jeweiligen Klinik fühlst. Therapieangebote müssen sich für dich"stimmig" anfühlen, damit die Akzeptanzschwelle niedrig ist Schlumpffine
Hallo Schlumpffine, wie soll man das vorher herausfinden? Die Klinik lerne ich ja erst kennen wenn ich drin bin. Wenn es dann nicht hilft ist es schade. Ich suche auch gerade, die entsprechenden Seiten im Netz nennen unzählige Kliniken, die mich am meisten ansprechen sind nichts, da nur für Privatpatienten. Ich kann keine Rundreise durch viele Kliniken machen. Außerdem wird sicher wie auf der Homepage immer nur die positive Seite dargestellt. Nur auf einer Klinikseite stand ehrlich, dass es nur eine Stunde Einzeltherapie pro Woche gibt. Das hilft ja kaum weiter.
LG Henrike
Schlumpffine
Beiträge: 421
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Henrike,
vieleicht hilft es, wenn man sich die Rahmenbedingungen der KK( sehr grob beschrieben) vor Augen führt.
1 Einzelstunde Psychotherapie/Woche
Rest aufgegliedert in Gruppentherapie (Systemisch/Gruppe),Sport,Achtsamkeit,Entspannung nach Jacobsen.Maltherapie o.ä, Freizeit
Keine Einzelzimmer- außer wie beschrieben oder medizinische Gründe
Das wird eigenlich von allen Kliniken umgesetzt.
Davon kann man -je nach Geldbeutel-abweichen, das nennt man Wahlleistungen.
Darum - auch bei "Privatkliniken" nachfragen- aber nicht entäuscht sein wenn Du nur die Regelleistung bekommt.
Deswegen, der subjektive Wohlfühlfaktor ist nicht zu vernachlässigen.
Viel wichtiger ist die innere Einstellung zur Therapie.
Eine Erwartungshaltung "hier bin ich-mach mich gesund" führt nur zu Entäuschungen und Frust.
Als ich meine "Therapiekariere" begonnen habe, fiel es mir sehr schwer , die Worte meiner Theras zu aktzeptieren und noch schwerer sie umzusetzen.
Die Worte lauteten "kleine Schritte,Kerstin,kleine Schritte"
Auch würde es vieleicht helfen, sich im Vorfeld über seine Ängste,Befürchtungen und Glaubensätze auszutauschen.
Hier kann Dir das Forum sicherlich nützlich sein
Ich habe gute Erfahrungen mit der Schönklinik in Bad Bramstedt gemacht.
Grüße Schlumpffine
Henrike
Beiträge: 346
Registriert: 11. Jul 2020, 19:13

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von Henrike »

Hallo Schlumpffine,

danke für die Antwort, das ist ja ernüchternd. Letzte Woche hatte ich ambulant 2 Stunden Therapie. Da hatte ich gedacht in der Klinik ist es intensiver. Gruppentherapie ist ja vielleicht noch hilfreich. Sport mache ich eh, einen Entspannungskurs findet sich auch noch, da muss ich mir das nochmal mit der Klinik überlegen. Eben habe ich sehr achtsam auf meinem Balkon Pflanzenkinder auseinander gepflanzt, der Balkon ist Entspannung pur.
Muss ich mich nochmal nach ambulanten Möglichkeiten erkundigen... Wenn ich nachts nicht schlafen kann, klappt es auch nicht mit der Entspannung.
Leider war ich immer gesund und habe versäumt Zusatzversicherungen abzuschließen.
Suchende2
Beiträge: 1258
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von Suchende2 »

Vielen Dank für Eure Antworten!
Vor allem an DieNeue für die schnelle Antwort.

Henrike, ich habe gehört, dass die Gruppe beim stationären Aufenthalt auch außerhalb der Therapiezeiten sehr hilfreich sein soll. Durch Gespräche und Hinweise des eigenen Verhaltens.

Termine für Atteste sind gemacht. Mal sehen was daraus kommt.

Viele Grüße
Suchende2
DieNeue
Beiträge: 5468
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Frage zu Kliniken

Beitrag von DieNeue »

Hallo Henrike,

ja, das stimmt, wirklich rausfinden, ob man sich dort wohlfühlt, tut man meist erst dann, wenn man in der Klinik ist. Manche Kliniken bieten Tage der offenen Tür oder man kann sich mal die Klinik zeigen lassen, viele bieten das auch nicht an, und man kann ja auch keine Rundreise durch sämtliche Kliniken machen, je nachdem, wie weit die weg sind.
Ich war mal in ner Klinik, um sie anzusehen, war gut, dass ich dort war, denn danach wusste ich, dass ich dort nicht hingehe. Falls man sich in der Klinik tatsächlich dann gar nicht wohlfühlen sollte, kann man immer noch gehen und woanders hingehen.

Ich denke, es wird wahrscheinlich in keiner Klinik alles 100% passen. Der Einzeltherapeut soll passen, die Gruppentherapeuten auch, die Umgebung auch, die Mitpatienten auch usw. Das sind so viele Faktoren, die mit reinspielen, die kann man nicht im Voraus alle überprüfen. Suchende hat auch Recht, die Mitpatienten spielen echt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Man erlebt zusammen Dinge in der Freizeit, man bekommt Feedback, man nervt sich mal oder es gibt einen Konflikt, aus dem man viel lernt, man kann aber auch seeeehr viel Spaß zusammen haben!

Ich finde es krass, dass man sich die Klinik selber raussuchen soll, obwohl man keine Ahnung hat. Hast du eigentlich einen Psychiater, der dir eine Klinik empfehlen könnte? Alternativ könntest du mal beim Sozialpsychiatrischen Dienst nachfragen, ob die eine gute kennen. Manchmal kriegen die über ihre Klienten was mit.
Ansonsten würde ich schauen, was mir besonders wichtig ist und vielleicht auch mal dort anrufen und nachhaken.

Liebe Grüße,
DieNeue
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