Depressionen - heilbar ?

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flokati
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jul 2020, 22:05

Depressionen - heilbar ?

Beitrag von flokati »

Hallo,
hätte gern mal eure Meinung gewusst:
ich hab hier jetzt schon ein bisserl was gelesen, aber was immer wieder durchkommt ist das Menschen mit Depressionen "damit Leben "
Ich frage mich jetzt: wenn so viele "damit leben " sind die bei allen Chronisch ? ? Kann man Depressionen heilen ? oder "einfach" nur damit Leben ? Kommt das darauf an wie sie eingestellt sind (Persönlich wie medikamentös) ?
Warum unterscheidet man dann überhaupt Depressionen und chronische Depressionen ? oder hängt es einfach nur damit zusammen das man zeitig zum Arzt geht ? ?

Danke schonmal im voraus für das teilen eurer Gedanken !
Schlumpffine
Beiträge: 479
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo,
ob eine Depression "Chronisch" wird hängt davon ab, welche Ursache zugrunde liegt. Desweiteren ob Du nur dein Verhalten ändern möchtest oder es "tiefere" Gründe (Glaubenssätze)gibt, die Dich so "runterziehen". Depris, die aus Verlusten entstehen(Tod/Scheidung/ Jobverlust etc.) lassen sich gut behandeln.
Depris, die eine definitive Ursache haben( schlechtes Elternhaus,Drogen, strenge Eltern;feste Glaubenssätze, etc.)lassen sich nicht so gut behandeln. Je nachdem ob und wie man an sich arbeiten möchte- was manchmal sehr schmerzhaft ist- ist ein Erfolg erst nach längerer Zeit zu sehen.
Das hängt stark von der persönlichen Einstellung ab.
Der Anspruch, den viele an den/die Theras haben-"Gib mir ne Pille und mach mich gesund"-, kann gar nicht erfüllt werden,denn der Schlüssel zur Veränderung liegt allein be dir.
Gruß
Schlumpffine
flokati
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jul 2020, 22:05

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von flokati »

Danke für die Rückmeldung......
leider gibt mir das nicht viel Hoffnung.....
bei uns die Depressionen mittlerweile mit einer anzahl von Süchten und Selbstaufgabe bestückt.......
Unwissend
Beiträge: 92
Registriert: 20. Apr 2020, 13:28

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Unwissend »

Liebe Schlumpffine

Was bedeutet "feste Glaubenssätze", was meinst du damit?

Mir hat mal jemand gesagt, dass jene Personen, welche die Schuld bei sich suchen, eher behandelbar sind als jene, welche die Schuld bei anderen suchen.
Schlumpffine
Beiträge: 479
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Unwissend,
feste Glaubensätze bedeutet, wir alle haben ein "Gerüst" aus Meinungen ,Überzeugungen und Bedürfnissen.Aufgrund dieses Gerüstes bewerten wir unsere Umgebung. Diese Bewertung führt zu einem Gefühl und zu einer Handlung.
Als Bsp. möchte ich folgende Aussagen anführen:
1) Es gibt Gott
2) Ich bin minderwertig
Jemand ist der festen Meinung das es Gott gibt.
Er wird ausschließen, das keinen Gott gibt.
Das würde zu Konflikten mit Personen führen, die nicht an Gott glauben.
2) Wenn viele Personen sagen würden, "Du bist minderwertig" wird der Zeitpunkt kommen, an dem man es selbst glaubt, obwohl es nicht der Realität entspricht.
Wenn nun die persönlichen Überzeugungen so verfestigt sind,dass man sie nicht mehr in Frage stellen kann, führt dieses zu zwischenmenschlichen Problemen. Diese können Urasachen für Depris sein.
Ich hoffe , das Du dich mit der Erklärung anfreunden kannst.
Schlumpffine
Discordia
Beiträge: 21
Registriert: 9. Sep 2020, 23:14

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Discordia »

Für mich sind Depressionen heilbar. Was vielleicht nicht heilbar ist, ist eine gewisse "das Glas ist halb leer, nicht halb voll" Grundeinstellung. Das ist nix schlechtes, denn grad die "Glas ist halb leer" Menschen geben ihre Bedenken kund, das die "Glas ist halb voll" Fraktion einen Anreiz zum nachdenken bekommt. Sie sind für mich sowas wie das "kollektive Gewissen".
Discordia
Beiträge: 21
Registriert: 9. Sep 2020, 23:14

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Discordia »

Jupiter19 hat geschrieben: Discordia, du schreibst von der Grundeinstellung. Das könnte ein guter Ansatz sein. Der individuelle Charakter und die Grundeinstellung eines Menschen zu seinem Leben, ist noch zu wenig im Gespräch, oder??
Sonnige Grüße sendet dir,
Jupiter19
Nur kurz: Ich habe Geschwisterkinder aus dem gleichen "Stall" erlebt, wo das Naturell so unterschiedlich war, unter gleichen Bedingungen, dass eine "Grundeinstellung" vielleicht nicht irrelevant ist. Gern schreib ich noch ausführlicher, dann aber per Editor und Copy/Paste, weil das Forum so oft "timeoutet" :(
Lillian22
Beiträge: 4
Registriert: 13. Sep 2020, 23:22

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Lillian22 »

Hallo flokati,
flokati hat geschrieben:...
leider gibt mir das nicht viel Hoffnung.....
bei uns die Depressionen mittlerweile mit einer anzahl von Süchten und Selbstaufgabe bestückt.......
warum sollte das deiner Meinung nach keine "Hoffnung" erlauben?

Süchte gehen oft mit Depressionen einher. Ich meine das auch so in der Reihenfolge.

Süchte entstehen oft aus einer Art empfundenen Ausweglosigkeit, einer schlechter
Ausstattung an Werkzeugen für das Leben, gefühlter oder echter Isolation usw. usf.

"Drogenkonsum etc." ist nicht selten eine Art von "Selbsttherapie". Weil derjenige sich
in vielem überfordert usw. fühlt bzw. es nicht besser gelernt hat, mit erdrückenden E-
motionen "besser" umzugehen usw. usf. Viele fühlen sich zudem weder angenommen,
noch überhaupt gehört, geliebt oder gar "wichtig" usw. und bei gerade Jugendlichen
kommt oft der Druck hinzu, egal, wie es einem selbst geht usw., nur irgendwie für an-
dere "funtionieren" zu müssen (Eltern und u.a. deren Ego z.B.).

M.E.n. ist das aber gerade eher eine Gruppe, der man viel besser helfen kann, als je-
nen, die mehrfach arg traumatisiert usw. sind (wobei ich nicht ausschließen möchte,
dass auch jenen zu helfen ist bzw. Hilfsangebote zu Gute kommen müssen/soltlen).

Mit "einfacher" meiner ich eher, dass die von mir o.g. Gruppe meiner Erfahrung nach
noch viel leicher ansprechbar usw. ist, wenn sich denn mal jemand darum bemüht
und sich jener wirklich annimmt. Da geht es oft eher darum, Auswege zu zeigen und
"hinter" ihnen zu stehen. Also dass sie überhaupt mal das Gefühl (in vor allem ihrer
Krise) erleben, nicht verurteilt, sondern angenommen, angehört und wichtig für je-
manden zu sein. Dass sie neue Werkzeuge für ihr Leben erlernen und mitbekommen,
die sie so nie hatten bzw. mitbekommen haben. Das jemand ehrlich an sie glaubt...

Wenn man deren Drogenkonsum dann also als eine Art "Strohhalm" versteht, muss
auch klar sein, dass jene hierzu einen gesunden "Ersatz" benötigen, bis sie frei da-
von, überhaupt ernsthaft mitmachen können. Der reine "Entzug" bzw. gar "Moral-
predigen" helfen hier nichts, wenn jene sich weiterhin selbst überlassen sind, sie
sich weiterhin "hilflos" fühlen und "ungebliebt" usw. oder wenn sie weiterhin gar
nur kritisiert würden usw.

Ich kenne deine konkrete Problematik nicht. Also z.B., bist du selbst betroffen oder
handelt es sich um einen Angehörigen (andere Sache nochmal) oder um eine sons-
tige, aber dennoch einem nahestehende Person usw. usf.

Du musst das hier auch gar nicht weiter im Detail öffentlich ausführen. Ich wollte dir
nur darlegen, dass es durchaus längst nicht so ausweglos sein muss, wie es dir im
Moment persönlich erscheinen mag.

Und ja, "Pillchen" helfen nicht als Ersatz für gefühlte Ausweglosigkeiten, mit denen be-
troffene Menschen sich einfach allein gelassen fühlen. Sie helfen auch nicht bei Bösar-
tigkeiten, die man im Leben durch andere erfährt usw. Da kann Beistand allerdings viel
hilfreicher sein und das Gefühl, auch mal ernstgenommen, angehört zu werden und für
jemanden als Mensch wichtig zu sein, obwohl man nicht so supi funktioniert.
heijoho
Beiträge: 5
Registriert: 30. Sep 2020, 19:53

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von heijoho »

Discordia hat geschrieben:
Jupiter19 hat geschrieben: Discordia, du schreibst von der Grundeinstellung. Das könnte ein guter Ansatz sein. Der individuelle Charakter und die Grundeinstellung eines Menschen zu seinem Leben, ist noch zu wenig im Gespräch, oder??
Sonnige Grüße sendet dir,
Jupiter19
Nur kurz: Ich habe Geschwisterkinder aus dem gleichen "Stall" erlebt, wo das Naturell so unterschiedlich war, unter gleichen Bedingungen, dass eine "Grundeinstellung" vielleicht nicht irrelevant ist. Gern schreib ich noch ausführlicher, dann aber per Editor und Copy/Paste, weil das Forum so oft "timeoutet" :(
heijoho
Beiträge: 5
Registriert: 30. Sep 2020, 19:53

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von heijoho »

Frage ; Sind Depris im Alter 60 Jahre schechter zu behandeln , als bei jüngeren .
Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Mountainbiker »

Jupiter19 hat geschrieben:
heijoho hat geschrieben:Frage ; Sind Depris im Alter 60 Jahre schechter zu behandeln , als bei jüngeren .
Hallo heijoho,
es gibt Psychologen, die genau das berichten.

Ich denke, dass das Problem einer Depression in aller Regel tief im Unterbewusstsein eines Menschen verborgen liegt, und je älter jemand ist, desto mehr Schichten von Erfahrungen und Lebensgeschichten liegen auf dem ursächlichen Problem.
Das ursächliche Problem der Depression muss mit Hilfe einer Psychotherapie ans Licht gebracht und erkannt werden. Das wird bei einem Menschen, der schon um die sechzig oder drüber ist, natürlich länger dauern, als bei einem jüngeren Menschen.



Ich wünsche dir alles Gute
Jupiter19

Ich will hier nicht den Fachärzten widersprechen, denke aber, dass das ganz individuell ist. Es muss nicht zwingend so sein, dass ein "älterer"Mensch mehr erlebt, mehr durchgemacht hat als ein junger. Da ich selbst betroffen bin, kann ich aus meiner Sicht der Dinge sagen, dass ich viel darüber nachdenke, was bei mir der Auslöser sein könnte. Dabei bemerke ich, dass ich einige Dinge die in meinem Leben passiert sind, verdrängt habe, weil ich mich, so sie mir in Erinnerung kommen, heute noch sehr darüber ärgere.
Andererseits gab es Dinge, die mich früher sehr ärgerten, die ich aber scheinbar verarbeitet habe, weil sie mich heute nicht mehr tangieren. Ich kann also damit umgehen. Wirklich herausfinden, was oder welche Summe an Ereignissen mich in die Depression trieb, kann ich aber nicht genau sagen. Mein Therapeut und ich arbeiten aber daran und wenn es nicht eine so schlimme Krankheit wäre, würde ich das sogar spannend finden, sich so genau kennen zu lernen. Auch wenn es manchmal sehr schmerzhaft für die Seele sein kann.

Euch allen alles Gute
Der Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
f32-axolotl
Beiträge: 224
Registriert: 17. Jul 2017, 20:43

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mittlerweile auch das 12. Jahr erkrankt bin, habe ich mir meine ganz eigene Meinung gebildet. Es wird immer oft gesagt "Depressionen sind heilbar". In der Allgemeinheit ist es jedenfalls falsch.

Es gibt einige Patienten - und ich vermute, dass es mehr als die Hälfte sind -, die irgendwann "geheilt" sind. Damit meine ich, dass sie für mehrere Monate durchgehend keine Symptome haben. Manche Patienten erleben durch Therapien (Psychotherpien, medikamentös oder anders) zumindest eine Linderung oder eine zeitweise Linderung ihrer Symptome. Und dann - das wird gerne verschwiegen - gibt es Patienten wie mich, denen man trotz vieler Behandlungsversuche dauerhaft nicht einmal etwas Linderung verschaffen kann. In dem Sinne ist Depression alles andere als heilbar.

Wie schon bei den anderen der Tenor war: Es ist sehr individuell. Manchen kann man sehr gut helfen, machen wenigstens ein bisschen, machen gar nicht und einige sterben auch an der Depression.

Ob man dauerhaft "damit leben" kann, weiß ich nicht. Für mich fühlt es sich nicht so an. Wenn man zumindest Linderung bekommt, kann es sein, dass man das solange ertragen kann, bis man an einer anderen Ursache stirbt.

f32
relative[0]
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Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von relative[0] »

Hallo Ihr Lieben,

als Angehöriger beschäftige ich mich auch mit der Frage ob Depressionen heilbar sind. Meine Frau ist vor 6 Jahren schwer depressiv geworden und nach monatelangen Klinikaufenthalten und anschließender Krankschreibung und Wiedereingliederung im Beruf mit der Einnahme von Medikamenten wieder im Alltag angekommen. Ich finde die Frage wird in der Literatur oder auch in Dokus bestenfalls gestreift, hier mal so eine Sammlung von Infos und persönlichen Erfahrungen.

1. Nach Aussagen von Ärzten meiner Frau ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls hoch.
2. Betroffene im Bekanntenkreis aber auch aus Dokus sagen immer wieder, dass Sie nach Ihrer Depression nie mehr so belastbar wie vorher waren. Manager mit Erschöpfungsdepression verändern sich beruflich oft weil sie dem Druck nicht mehr Stand halten können.
3. In einer Doku die ich mal in einer Mediathek der Öffentlich Rechtlichen gesehen habe, die ich aber leider nicht mehr gefunden habe, gab es ein interessantes Experiment. Man hat Menschen die in Ihrem Leben bereits eine Depression hatten (im Augenblick aber symptomfrei waren) und aus einer Vergleichsgruppe in eine künstliche Stresssituation geführt. Dann hat man (ich glaube im MRT) geschaut, was der Stress im Gehirn auslöst. Man hat gesehen dass bestimmte Hirnaktivitäten bei den Menschen aus beiden Gruppen zunächst gleich ausfallen - aber bei den Menschen ohne Vorerkrankung / Depression viel schneller wieder abklingen.

Also - meine persönliche Einschätzung ist die, dass schwere klinische Depressionen den Menschen in jedem Fall dauerhaft / bleibend verändern. Das ist im positivsten Fall vergleichbar mit einer körperlichen Verletzung die vielleicht Narben oder kleine Bewegungseinschränkungen mit sich bringt (ich kann z.B. seit einer Sehnverletzung einen Finger nicht mehr ganz ausstrecken). Im eher negativen Fällen wie ihn z.B. f32 schildert beginnt eine Depression irgendwann, schwankt vielleicht ein bisschen in der Intensität - scheint aber tatsächlich nicht zu enden?

Meine Frau hat sich während der Zeit der Depression teils recht subtil aber doch deutlich verändert. Sie ist emotional sehr viel weniger belastbar, in Auseinandersetzungen sehr aggressiv, in Ihrem Einfühlungsvermögen / in Ihrer Empathie stark eingeschränkt, hat einen deutlichen Libidoverlust (könnte auch an Medikamten liegen), ingsesamt scheinen die kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt. Da sie aber offiziell von Ihrer Depression "geheilt" ist unternimmt sie selbst an den Stellen überhaupt nichts. Außenstehende haben überhaupt kein Verständnis für meine Situation.

Insgesamt ein Thema, das schwierig zu beantworten ist.

Wenn jemand dazu belastbare Infos (Literatur, seriöse Dokus, etc.) dazu hat wäre ich auch dankbar dafür.

Liebe Grüße
Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Mountainbiker »

Das ist eine sehr schwierige Frage und ich glaube, dass dies nur Fachleute beantworten können. Was ich für mich glaube, ist etwas ganz anderes. Die Krankheit verändert wohl jeden und niemand wird danach wieder so sein wie zuvor. Die Stimmungsschwankungen werden mich sicher ein Leben lang begleiten und ich denke weiter, dass man lediglich lernen kann, damit umzugehen und diese einzugrenzen, soweit das irgendwie geht. Momentan komme ich so damit ganz gut klar. Mir macht es aber immer noch Schwierigkeiten heraus zu finden, was meine Werte sind und was unwichtiger geworden ist. Dies scheint momentan mein Hauptproblem zu sein. Die Art der Probleme sind aber, denke ich, bei jedem anders gelagert, so dass man das nicht verallgemeinern kann. Vielleicht fehlt hier und da auch die passende Hilfe, der passende Therapeut oder Therapeutin. Wer kann das schon sagen?

Für mich persönlich steht jedenfalls fest, dass man eine Depression nicht heilen kann. Man kann sie sich verständlich machen, lernen mit ihr zu leben und damit richtig umzugehen. Weiter denke ich, dass es sich in etwa so verhält wie bei einem Alkoholiker. Er kann "trocken" werden, aber geheilt wird er nie.
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
wir würden den Verlauf deutlich positiver sehen.

Ist ein wenig wie bei den Corona Zahlen..
Viele Betroffene werden nie Teil des offiziellen Gesundheitssystems (da sie z.B. von Heilpraktikern behandelt werden)..
Von den Betroffenen die in psychiatrische Behandlung kommen, erleben 50% nur einmal bis zweimal in ihrem Leben eine depressive Phase..

Schwierig ist die verzerrte Wahrnehmung die wir alle haben...
Betroffene denen schnell und unkompliziert mit Medikamenten oder einer Therapie geholfen werden kann, werden in den meisten Fällen niemals in Ihrem Leben eine Klinik betreten oder in einem Internetforum auftauchen...Es handelt sich bei dieser Gruppe um die größenmäßig deutlich stärkste Gruppe...

Wenn man Psychiater an Universitätskliniken befrägt was es bedeutet an einer Psychose zu erkranken, dann beschreiben diese ein sehr düsteres Bild der Erkrankung. Dieses Bild, das schlicht und einfach extremst negativ verzerrt ist, wird durch die ziemlich kleine Gruppe Schwersbetroffener gespeist, die sich häufig immer wieder und in kurzen Abständen in den Kliniken aufhalten müssen.

Nochmal nacheditiert: Nur damit keine Mißverständnisse auftauchen: Für die Gruppe der schwerbetroffenen Patienten ist die Depression eine entsetzliche Qual, viele (ca 40%) werden immer noch nicht leitliniengerecht behandelt und ein Teil der schwerbetroffenen Patienten spricht nicht oder kaum auf die bis dato existierenden Behandlungsmöglichkeiten an.

Beste Grüße von der Moderation, die zu 1000% Prozent davon überzeugt ist, dass es Millionen Menschen in diesem Land gibt, die von Ihren Depressionen geheilt sind und nicht nur "vorübergehend trocken sind"
Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von Mountainbiker »

Nico Niedermeier hat geschrieben:
Beste Grüße von der Moderation, die zu 1000% Prozent davon überzeugt ist, dass es Millionen Menschen in diesem Land gibt, die von Ihren Depressionen geheilt sind und nicht nur "vorübergehend trocken sind"
Vielen Dank für die Information!

Nun bin ich Betroffener und kein Fachmann und ich werde mich auch nicht als solcher aufspielen sondern ihnen vertrauen. Vermutlich ist mein Blick auch verzerrt, denn gerade was den Klinikaufenthalt betrifft, habe ich ebenso die Erfahrung gemacht, dass viele Patienten schon mehrfach dort waren.
Mir persönlich geht es auch momentan nicht so schlecht und das trotz einiger Hindernisse momentan. Aber die Ereignisse in letzter Zeit haben mir viel Kraft gegeben und ich habe neue Freunde gewonnen. Wenn ich nun noch ein paar Probleme wie Arbeitsstelle und Familie gelöst bekomme, wäre das wunderbar für mich.

Ich bedanke mich nochmals für die Klarstellung und hoffe niemand verunsichert zu haben.

Der Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
relative[0]
Beiträge: 6
Registriert: 28. Okt 2020, 09:42

Re: Depressionen - heilbar ?

Beitrag von relative[0] »

Nico Niedermeier hat geschrieben:Schwierig ist die verzerrte Wahrnehmung die wir alle haben...
Betroffene denen schnell und unkompliziert mit Medikamenten oder einer Therapie geholfen werden kann, werden in den meisten Fällen niemals in Ihrem Leben eine Klinik betreten oder in einem Internetforum auftauchen...Es handelt sich bei dieser Gruppe um die größenmäßig deutlich stärkste Gruppe...
Danke auch von mir für die Einordnung. Es stimmt natürlich wenn das Verhalten meiner Frau stabil wäre und sie zumindest emotional ähnlich wie vor der Erkrankung wäre, würde ich auch nicht hier im Forum um Rat suchen. Es sind dann die schwierigen Fälle über die man redet ...

Danke
Antworten