Termine

agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Monchen12345 hat geschrieben: Als Patient wird man eigentlich überall quasi abgefertigt und dann kommt der nächste. Es ist nur sehr unterschiedlich wie die Behandler damit umgehen. Das liegt dann vor allem an den zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Manche können einem das Gefühl geben, dass dem nicht so ist.
Hallo Monchen,

genau darauf kommt es an. Wenn ich sowas wie zuletzt aber erlebe und auch davor schon immer wieder ein paar Minuten einfach fehlten, dann ist das kein Umgang, den ich mir wünsche. (Und auch keinen, den ich zulasse.)

Es kommt jetzt einzig darauf an, wie sie nun reagiert auf meine Kritik.
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Bisher keine Rückmeldung von ihr. Aber wie heißt es so schön: Keine Antwort ist ja auch eine Antwort. :!:

Ich habe 0 Lust, sie nochmal zu sehen.
Meridian
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Re: Termine

Beitrag von Meridian »

Sie hat dir doch schon geantwortet, nämlich dass ihr das in der nächsten Sitzung besprecht.
Kann es sein, dass du dich da gerade in etwas hineinsteigerst?
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Ich denke, sie weiß genau, was das mit mir macht. Sowas war schon etliche Male auch Thema: siehe Notfall-SMS-Thema. Das hier ist im Grunde genommen ein erster solcher Ernstfall. Und wenn dann auf eine längere SMS nur kommt "Wir besprechen das am Tag X" und sonst komplett darüber hinweg gegangen wird ... also ich empfinde das dann eher als Provokation. Zumal ich ja nachgeschoben habe, wie schlecht es mir geht und dass ich bei den Gedanken hängen bleibe und mich eben nicht davon genug distanzieren kann. Aber das scheint ja dann doch so gar nicht zu interessieren.

Also was soll ich da noch? Warum sollte ich überhaupt noch mal hingehen und mir die Blöße geben?
Sonnenschein34
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Re: Termine

Beitrag von Sonnenschein34 »

Ich würde die kurze Antwort von ihr nicht überbewerten. Ich hab meiner Thera auch schon fast ne DIN A 4 geschrieben und zurück kamen nur 2 kurze Sätze. Sie hat mir gesagt, dass sie immer nur kurz antworten wird, weil sie das lieber bespricht.

Also warte doch erstmal die Stunde ab. Dort hast Du Zeit alles zu klären.
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Und was ist mit der nicht-existenten Antwort auf meinen Nachtrag, der im Nachhinein leider quasi sogar wie eine Rechtfertigung für meine eigentlich ja berechtigte Kritik klingt?
mime
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Re: Termine

Beitrag von mime »

Hallo agentcooper,

das wird dir wohl nur deine Therapeutin beantworten können - beim nächsten Termin.

VG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Ich sage euch, warum sie nicht mehr geantwortet hat: Weil es dieser Dame schlicht egal ist, was mit mir ist, wenn wir nicht gerade Mittwoch 18 Uhr haben. Ich komme mir vor, als wäre ich für sie nur ein weiterer Arbeitstermin, den es abzuarbeiten gilt - und für den sie Stunden angerechnet bekommt in ihrer Ausbildung. Da sie ja Stift und Papier nach meinem Termin sofort fallen lässt, würde es mich sehr wundern, wenn überhaupt außerhalb der Therapiesitzungen (abseits der verpflichtenden Supervision einmal im Monat und dann über alle Patienten) eine Auseinandersetzung mit meinen Themen stattfinden würde.

Weiteres Indiz dafür ist, dass sie konkrete Sachen aufschreibt während der Sitzung und sagt, dass wir uns das angucken oder dass sie sich Gedanken darüber macht - aber ich höre dann in der Regel nie wieder etwas davon. Zuletzt hat sie sowas gesagt zu einer Sache, die sie sich schon vor 2 Monaten eigentlich aufgeschrieben hat und über die sie sich Gedanken machen wollte. Sie sagt solche Dinge halt nur, aber es steckt keine Substanz dahinter.

ABER bei anderen Patienten, da gehen viele Dinge komischerweise: Da geht das mit solchen Notfall-SMSen (erst bei mir ablehnend, dann auf einmal sagt sie, sie mache das ja eigentlich mit allen so, dass man ihr schreiben darf). Zeitnehmen bzw. sogar zum Teil Überziehen - auch bei anderen offenbar weniger ein Problem als bei mir.

Und jetzt verratet mir bitte, wie ich mich bei so einer Arbeitseinstellung öffnen soll, über sehr emotionale Dinge reden soll, ihr vertrauen soll. Selbstmordgedanken um 18:35 Uhr ansprechen? Uuhhhh, schwierig, nicht, dass die arme Frau nicht rechtzeitig in ihren Feierabend kommt und ihr glückliches Leben genießen kann! Sage ich dann besser nichts mehr zu, oder? Bevor ich mir die Demütigung geben lassen muss, bei einem solch sensiblen Thema abgefertigt zu werden, würde ich lieber schweigen. Mal als krasses Beispiel.
Sonnenschein34
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Re: Termine

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo agentcooper,

man liest ganz schön viel Wut bei Dir heraus. Ich würde, wie bereits geschrieben, das alles im nächsten Termin ansprechen.

Hast Du schon überlegt, Dir eine/einen anderen Therapeuten zu suchen? Das wäre dann wahrscheinlich das beste, wenn Du Dich dort nicht aufgehoben fühlst.

Und nein, Suizidgedanken auf keinen Fall für Dich behalten.

Alles Gute für Dich.

Sonnenschein
Salvatore
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Re: Termine

Beitrag von Salvatore »

Hallo agentcooper,
agentcooper hat geschrieben:Warum sollte ich überhaupt noch mal hingehen
Weil du gerade komplett eskalierst und es schon lange nicht mehr nur um fünf Minuten und fallengelassene Stifte geht, sondern um ein krasses Programm, das in dir abläuft. Im Augenblick hast du einen üblen Filter auf der Linse und die unglaubliche Heftigkeit deiner Reaktionen geht über die Ursprungssituation hinaus, die zwar berechtigterweise ein Ärgernis darstellt, die man aber vermutlich ruhig und sachlich hätte klären können. Was du jedoch nicht konntest und dafür ist eine Therapie u.a. auch da, um das genauer zu beleuchten; auch zu lernen, Bedürfnisse erstens zu erkennen, zweitens auszusprechen und drittens zu formulieren, welche Erwartungen man an sein Gegenüber stellt.

Immer, wenn du (bzw. wir alle) mit extremen Gefühlen auf eine Situation reagierst, welche in sich selber aber nicht extrem ist, dann weißt du, das du jetzt gerade auf genau der richtigen Spur in der Therapie bist. Deshalb ist jetzt nicht der Zeitpunkt, die Flucht zu ergreifen, sondern jetzt ist der Zeitpunkt, sich diesen Gefühlen mutig zu stellen und zu erörtern, wie dein inneres Programm beschaffen ist, woher es kommt und wie du in Zukunft damit umgehen willst. Denn du kannst nicht für den Rest deines Lebens die Brücken zu Vertrauenspersonen unwiederbringlich abreißen, wenn sie dich getriggert haben. Immer dahin, wo die Angst ist. Immer dahin, wo die Wut ist. Immer dahin, wo die Enttäuschung ist. Wenn andere erzählen, wie unglaublich hart Therapie ist, dann ist genau das damit gemeint. Situationen, wie du sie gerade erlebst.

Du hast deinen Ärger lange für dich behalten und gut gehütet und gepflegt, bis er zu dieser unglaublichen Blase herangewachsen ist. Irgendwo im früheren Posting von dir steht oder stand, dass ihr eigentlich ein ganz gutes Verhältnis hättet. Jetzt aber gibt es nichts mehr zu ihrer Verteidigung, sie ist "guilty until proven innocent", bloß dass du ihr nicht einmal diese Möglichkeit mehr geben willst. Dass sie die Stunden zum Teil abkürzt, ist falsch - allerdings kann sie abseits dessen trotzdem eine gute Therapeutin sein. Du kannst mit deinem Anliegen in der Sache absolut recht haben und dich trotzdem ungesund und zu deinem eigenen Schaden da reinsteigern. Gib ihr und dir die Chance, das alles in Ruhe aufzudröseln. Vielleicht klappt es nicht, vielleicht ist sie tatsächlich eine schlechte Therapeutin - dieses Risiko besteht. Aber selbst wenn: es scheint mir für dich persönlich aus therapeutischer Sicht ein recht zentrales Thema zu sein; explizit gesprochen etwas in Richtung der Frage "bin ich wichtig/wie wichtig bin ich/werde ich gesehen". Und nicht in Richtung der Frage, wie hat sich eine Therapeutin zu verhalten. Auch wenn du dich danach zu einem Abbruch entscheidest, auch wenn du bei einem/einer andere:n Therapeut:in weitermachst, dies ist etwas, das dich so oder so weiter begleiten wird.

Kurz gefasst: geh da morgen hin.

Alles gute für dich,
Salvatore
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agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Ja, damit hast du durchaus recht, danke Salvatore. Und auch vielen Dank an Sonnenschein und alle anderen, die hier bereits geschrieben haben.
mime
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Re: Termine

Beitrag von mime »

Hallo agentcooper,

wenn du so unzufrieden mit der Therapeutin bist, würde ich versuchen, das mit der Therapeutin besprechen und die Therapie abbrechen/beenden - wenn es dir nicht vorstellbar ist, bei ihr weiterzumachen, wird das wohl unumgänglich sein.

Oder ihr findet noch einen Weg, den Konflikt zu lösen - deine Wut und alle Indizien, die du gegen sie sammelst, gehören in ein Gespräch oder auch nicht (aber hier können wir das nicht lösen).

Es kann sein, dass sie dich ggf. anders behandelt, doch das können wir hier a) nicht wissen und b) nicht beurteilen - das kannst nur du mit der Therapeutin klären.

VG Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
Sonnenschein34
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Re: Termine

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo agentcopper,

wie geht es Dir heute? Gestern war doch der Termin, oder?

Ich hoffe, Du konntest einiges ansprechen und auch für Dich klären.

Gruß
Sonnenschein
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Ich bin leider noch nicht ganz fertig damit, das alles einzuordnen.

Sie war jedenfalls erstmal schockiert/überrascht, dass ich überhaupt so wütend in die Stunde bin und dann wollte sie relativ zu Beginn, dass ich mich in sie hineinversetze/hineindenke. Sie war nach den SMSen mit der Kritik (wo ich die Therapie und die Fortschritte quasi in Frage gestellt habe), auch erstmal wütend als erste Reaktion, weil sie dachte, dass wir eigentlich eine gute Arbeitsbeziehung haben. Daher habe sie auch nicht so viel geschrieben bzw. genau das nicht geschrieben, weil mir das ja nicht geholfen hätte. Sie sagt aber, dass sie mir das nicht übel nimmt, aufgrund meiner Biografie usw. Trotzdem hat mir das irgendwie auch ein schlechtes Gewissen gemacht.
Die Kritik versteht sie, aber sie findet halt nicht, dass die ganze Wut auf sie gerichtet werden muss bzw. dass die Wut auch daher kommt. Dass die Wut aus der Vergangenheit z.T. kommt, erscheint mir auch sinnig. Dafür habe ich Beispiele.

Wegen der fehlenden Antwort auf meinen SMS-Nachtrag (wo ich sagte, dass es mir schlecht geht etc.), hat sie gefragt, was mir denn dann helfen würde, was sie schreiben könnte. Woher sie wissen soll, was ich für ein Bedürfnis dann habe. Ich weiß nicht, aber mir gefällt das nicht, ihr dann sozusagen eine Antwort vorgeben zu müssen. Wenn es von ihr selbst nicht kommt bzw. sie ein Feingefühl dafür entwickelt?

Ich bin mir unsicher. Ich bin nach wie vor irgendwie verletzt, wegen dieser Feierabend-Nummer, sie hatte da halt einen privaten Termin und weiß aber jetzt, dass sie das bei mir so nicht mehr machen sollte. Sie sagte auch, dass es ihr leid tut und sie wünscht sich, dass ich von nun an sofort sage, was mich stört.

Achso und diesmal wurde wirklich heftig überzogen, war ja auch wirklich ne Ausnahmesituation. Teilweise habe ich nur geschwiegen und war total blockiert. Dass ich davor meist früher raus war, habe sie so nicht wahrgenommen und sie beendet die Sitzungen eher nach Themen und fängt dann kein größeres mehr an kurz vor Schluss.

Trotzdem konnte ich die Frage, ob ich weiter bei ihr die Therapie machen will, nicht beantworten und weiß es auch jetzt noch nicht. Sie sagt, sie würde gerne mit mir weiterarbeiten ...
Sonnenschein34
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Re: Termine

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo nochmal,

also ich finde, das hört sich nach einem guten Austausch an und das könnte eine gute Basis für einen Neubeginn mit ihr sein.

Das mit dem Bedürfnis benennen ist schon schwierig. Aber sie hat da Recht, sie kann nicht in Dich reingucken. Meine fragt das auch ab und an. Mir selber fällt das auch schwer, das zu sagen.

Ich finde, Du solltest das Gespräch ein paar Tage wirken lassen. Hast Du einen neuen Termin mit ihr vereinbart? Du brauchst ja jetzt keine vorschnelle Entscheidung zu treffen. Lass es auf Dich wirken, rede im Zweifelsfall noch mal mit ihr in der nächsten Stunde und dann schau, was es mit Dir macht.

LG
Sonnenschein
momadome
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Re: Termine

Beitrag von momadome »

Hallo agentcooper,

Für mich ist die Reaktion deiner Therapeutin angemessen und schlüssig. Und ich denke, du bist jetzt an einen Punkt gekommen, an dem die Therapie für dich anstrengend wird, denn du kommst an alte Gefühle und Denkweisen ran, die du nun mit ihrer Hilfe angucken und neu bewerten, betrauern, loslassen kannst.

Ich habe den Eindruck, du wünscht dir einen Therapeuten, der explizit nur für dich da ist, jedenfalls gefühlsmäßig.
Den wirst du nicht finden, ein Therapeut , der mit seinem Patienten mitleidet und fühlt, ist kein Profi. Der Therapeut darf empathisch sein, mehr nicht. Er sollte neutral bleiben und dem Klienten dessen Gefühle spiegeln, seine eigenen Gefühle haben im Therapiesetting nichts zu suchen.

Und du gibst ihr keine Antwort vor, wenn du sagst, welches Bedürfnis du gerade hast. Nicht sie muss ein Feingefühl entwickeln, sondern du darfst lernen, welche Bedürfnisse du in welchen Situationen hast. Und auch lernen, diese zu äußern. Denn dein Leben spielt sich nicht nur in der Therapie ab, sondern in der Realität mit deinen Mitmenschen.....und die können nun mal nicht Gedanken lesen, auch wenn sie dir sehr nahe stehen und dich lieben.
Ich kenne deinen Gedankengang und habe hart daran gearbeitet, meine Bedürfnisse erstmal selbst überhaupt zu erkennen und sie dann auch noch auszusprechen. Diese Lernerfahrung hat viel zu meiner Stabilität beigetragen.

Ich wünsche dir, dass du nicht den leichten Weg der Flucht aus der Situation gehst, sondern den Mut hast, dich zu stellen....deiner Angst, deinen alten Gefühlen, deiner Unsicherheit, deiner Wut.

Grüße, jojoma
Ein Sommertag
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Re: Termine

Beitrag von Ein Sommertag »

Hallo Agentcooper,

ich denke, mich würde so die Grundeinstellung/Arbeitsmoral der Therapeutin stören.
Ich arbeite auch mit Menschen und ich würde im Traum nicht darauf kommen, deren Zeit zu meinen Gunsten zu verkürzen, bzw. würde ich es, wenn ich früher gehen müsste, absprechen und die verlorene Zeit bei einem späteren Termin nachholen....

LG
Sommertag
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Ein Sommertag hat geschrieben:Hallo Agentcooper,

ich denke, mich würde so die Grundeinstellung/Arbeitsmoral der Therapeutin stören.
...
bzw. würde ich es, wenn ich früher gehen müsste, absprechen und die verlorene Zeit bei einem späteren Termin nachholen....
Ja genau. Warum nicht zumindest vorher absprechen? Darauf habe ich nach wie vor keine Antwort, sie schrieb sich das nur auf und sagte dass das stimmt, dass sie das hätte machen können.
Meridian
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Re: Termine

Beitrag von Meridian »

Hallo agentcooper,

für mich liest sich das auch so, als ob es ein gutes Gespräch war und die Therapeutin auf dich und deine Gefühle gut eingegangen ist.
Und ja, Therapeuten sind keine Hellseher, wir sollten lernen, unsere Bedürfnisse und Gefühle klar zu äußern, zu sagen, was wir in bestimmten Situationen brauchen.
Ich denke, ihr seid jetzt an einem entscheidenden Punkt in der Therapie (wie andere auch geschrieben haben), manchmal bekommt man erst durch solche Differenzen / Auseinandersetzungen Zugang zu Gefühlen, die man vielleicht lange verdrängt hat, man erkennt alte Muster und Verhaltensweisen.
Ich habe das in meiner Therapie auch schon erfahren und es hat die therapeutische Beziehung letzten Endes gestärkt.
Lass dir Zeit beim Einordnen dieses Gesprächs und entscheide dann, wie du weitermachen willst.

Alles Gute und LG, Meridian
DieNeue
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Re: Termine

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

also, ich mag es auch nicht, wenn mich ein Therapeut fragt, was er tun soll, das wirkt auf mich immer ziemlich hilflos. Ich weiß auch, dass andere nicht in einen reinschauen können und es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, was jemand braucht. Mittlerweile weiß ich auch besser, was ich brauche und kann das anderen auch besser kommunizieren.
Ich finde es nur immer blöd, wenn Therapeuten sagen, dass man ihnen sagen soll, was man braucht, ohne einem beizubringen, wie man das rausfindet... dann steht man als Klient da und hat keine Ahnung und der Therapeut auch nicht. Finde das eine ziemlich ungünstige Konstellation und es wundert mich nicht, wenn der Klient dann verunsichert ist oder den Therapeuten für inkompetent hält.
Von einem Therapeuten erwarte ich trotz allem auch ein gewisses Feingefühl und Gespür für andere Menschen. Man kann auch andere Fragen stellen, um rauszukriegen, was der andere braucht als so plump zu sagen: "Du bist mein Klient, hast keine Ahnung, was du brauchst, außer dass du meine Hilfe brauchst. Ich bin zwar dein Therapeut, hab aber auch keine Ahnung, was du brauchst, also hilf du mir mal bei dem, wovon du keine Ahnung hast..."

Dass man als Therapeut einem Klienten sagt, man wäre wütend auf ihn... naja. Für das, dass es immer heißt, Therapeuten sollten sich mit persönlichem zurückhalten, das Verhalten des Klienten nur spiegeln ohne zu werten, und dass sie mit allem professionell umgehen könnten usw. finde ich das schon etwas... seeehr persönlich ;)
Ich hatte so eine Situation auch schon und ich empfand das Verhalten damals als unprofessionell. Es hätte definitiv eine bessere Art gegeben das Problem zu lösen als beleidigt zu sein und mir das auch noch reinzudrücken. Für mich war das Vertrauen dann dahin. Es kam vorher noch anderes dazu, aber nach der Situation war dann bei mir wirklich Schluss.

Liebe Grüße,
DieNeue
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Vielen Dank für euren ganzen lieben Beiträge. Ich werde da nochmal in mich gehen müssen und lasse das alles auf mich wirken erstmal.
LG agentcooper
Salvatore
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Re: Termine

Beitrag von Salvatore »

Hallo in die Runde!

Dieser Konflikt hatte (mindestens) zwei Ebenen: zum einen in der Sache. Das wurde inzwischen geklärt - das Problem wurde angesprochen ("Sie beenden die Stunden vorzeitig") und die Therapeutin hat ihr Verhalten erklärt ("Ich beende die Stunde nach Themen und nicht nach Minuten") und hiernach können Vereinbarungen getroffen werden, welche für beide funktionieren ("Wir beenden die Stunde pünktlich, fangen aber dennoch kurz vor Schluss kein neues Thema an). Eigentlich ganz einfach.

Aber es gibt noch eine zweite Ebene und die betrifft die Beziehung, was alles andere als einfach ist. Agentcooper hatte Erwartungen, die er:sie nicht geäußert hat. Weil er:sie der Meinung war, dass die Therapeutin das von selber hätte merken müssen. Und mehr noch, nicht bloß merken, sondern direkt erfüllen, ohne dass man das extra anspricht. Natürlich wünscht man sich das, denn es fühlt sich gut an. Aber das ist im echten Leben nun mal nicht besonders realistisch - wenn überhaupt, dann in der Kindheit von den Sorgeberechtigten ("Aaawww, du weinst, das ist weil du Hunger hast und frierst, hier ist was zu essen und eine Decke"), aber der Zug ist halt leider abgefahren. Die Therapie soll uns für das echte Leben fit machen. Wenn wir nun also lernen, dass unsere Bedürfnisse vom Gegenüber selbstständig ohne eigenes Zutun erkannt, benannt und erfüllt werden, dann macht uns das zwar abhängig von diesem Gegenüber (dem:der Therapeut:in), aber wir werden damit auch in unserer Unfähigkeit gelassen, das alleine zu können und es wird uns die Möglichkeit genommen, es lernen zu müssen.

Deshalb können Therapeuten das nicht für uns übernehmen. Erstens können sie es tatsächlich nicht wissen (woher denn?), aber das hat weder etwas zu tun mit fehlendem Feingefühl, noch hat es etwas zu tun mit Unsicherheit oder Inkompetenz oder Hilflosigkeit. Auch der beste Koch der Welt kann nicht vorhersagen, welches Gericht uns schmeckt und welches nicht oder ob wir heute lieber was Salziges oder lieber was Süßes von ihm möchten. Wir müssen ausprobieren und im Falle der Therapie die Phantasie spielen lassen. Es muss ja nicht jede Idee sofort immer richtig sein und tatsächlich funktionieren, wichtig ist erstmal, dass es Ideen gibt - selbst wenn die direkt wieder verworfen werden.

Was hätte geholfen? Das ist eine sehr spannende Frage. Die lässt sich nicht leicht beantworten und das darf man ruhig als langwierige Aufgabe begreifen. Dazu muss man sich aber auf genau diese Frage konzentrieren, ohne das dem:der Therapeut:in aufzudrücken. Was wären mögliche Szenarien gewesen? Wie hätte sich jede einzelne dieser Szenarien mutmaßlich angefühlt? Wie wäre es von da aus weitergegangen? Vielleicht auch: was wäre noch schlimmer gewesen? Einfach mal durchspielen, Stück für Stück, nicht hier sondern gemeinsam mit dem:der Therapeut:in und er:sie kann dann dazu was sagen oder weiterführende Fragen stellen. Aber nicht die Arme verschränken und sagen "Woher soll ich das wisssen, das müssen Sie doch wissen und wenn Sie das schon nicht wissen, dann kann ich das doch erst recht nicht wissen, weswegen bin ich sonst hier".

Was hätte in diesem konkreten Fall die Therapeutin tun, sagen oder schreiben sollen, nachdem Agentcooper sie am Bahnhof gesehen hat? Was hätte Agentcooper tun sollen, was hat er:sie getan, was daran war hilfreich und was daran war ungünstig? Wenn sich eine ähnliche Situation wiederholt, wie würde man dann mit dem jetzigen Wissen darauf reagieren? Was würde man anders machen? Keine Scheu haben vor Phantasien, die unrealistisch oder peinlich sind. Ich habe mir z.B. oft gewünscht, dass mich mein Therapeut in der Krise zu Hause abholt und mit mir gemeinsam einen Spaziergang macht und wir dann reden können. Egal, dass das nie im Leben passiert wäre.

Auch finde ich sehr wohl, dass in einem brandaktuellen Beziehungskonflikt der:die Therapeut:in seinem:seiner Patient:in gegenüber äußern darf, welche Gefühl in ihm:ihr entstehen. Und es ist mir schleierhaft, warum das nicht der Fall sein sollte - wie sonst soll man das Geschehene denn aufklären, wenn man nicht nachvollzieht, welche verschlungenen Wege der Konflikt genommen hat, welches komplizierte Pingpongspiel dazu geführt hat, dass beim Patienten eine suizidale Krise entsteht, weil die Therapeutin fünf Minuten früher in den Feierabend entschwunden ist? Das Besondere an der Therapie ist, dass der:die Threrapeut:in die Gefühle reflektiert - in einem normalen Kontakt ist das eher nicht der Fall. Aber hier ist genau das passiert: die Therapeutin hat gemerkt, dass sie wütend geworden ist, hat diese Wut aber als etwas erkannt, das sie zwar in Bezug setzen kann zu Agentcooper ("Wir hatten doch ein besseres Verhältnis als das...?!"), für das Agentcooper aber nicht verantwortlich zu machen ist. Sie hat deutlich geäußert, dass es ihre eigene Aufgabe ist, mit dieser Wut umzugehen und nicht die von Agentcooper.

@DieNeue: Ich sehe hier keine Wertung...? Und sie ist auch nicht beleidigt...? Sie hat sachlich ihre Sicht der Dinge beschrieben. Was ist daran falsch?
DieNeue hat geschrieben:Es hätte definitiv eine bessere Art gegeben das Problem zu lösen als beleidigt zu sein und mir das auch noch reinzudrücken.
Aber genau so geht es doch: Was wäre denn zum Beispiel eine bessere Art gewesen? Und als nächstes: WAR der:die Therapeut:in beleidigt oder WIRKTE er:sie auf dich beleidigt? Was sagt er:sie denn darüber?
Gefühle und Behauptungen sind keine Beweise - ein:e gute:r Therapeut:in beschäftigt sich damit, wenn der:die Patient:in Gefühle bei ihm:ihr verortet; zum einen kann das ganz einfach stimmen und dann wird man hoffentlich offen darüber sprechen können, ohne dass dann wiederum der:die Patient:in beleidigt ist (und da auch nicht wieder raus findet). Zum anderen kann der Eindruck fehlinterpretiert sein, dann kann der:die Therapeut:in aufklären, welches Gefühl in ihm:ihr stattdessen wirklich aufkam. Es kann Übertragung sein (in Wahrheit war es der:die Patient:in, die beleidigt war und durfte sich das aber selbst nicht zugestehen). Und so weiter.
Ein: schlechte:r Therapeut:in weigert sich, dieses Thema weiter zu beleuchten, belässt jegliche Verantwortung bei dem:der Patient:in und beendet dann das Thema. Die Therapeutin vom TE hat das aber nicht gemacht, sondern sie hat eine Teilverantwortung übernommen und verstanden, dass ihre Arbeitsweise missverstanden werden kann. Sie möchte an dieser Stelle ihr Verhalten in Zukunft korrigieren. Aber sie hat auch festgestellt, dass es da bestimmte Triggerpunkte im TE gibt, die in der Vergangenheit liegen und die ihren Teil dazu beigetragen, dass es überhaupt erst so weit kommen konnte, wie es kam. Die Kombi hat es erst explosiv gemacht.

Liebe:r Agentcooper: sorry, dass ich hier so viel in der dritten Person von dir geschrieben habe. Du musst nicht jetzt die Entscheidung treffen, ob du die Therapie bis zum Ende durchziehst. Aus meiner Sicht hat deine Therapeutin souverän reagiert. Du darfst verletzt sein! Es waren einige sehr schwierige Tage, die dich stark belastet haben. Es ist schmerzhaft, aber das ist kein falsches Gefühl, das so schnell wie möglich weg muss. Nimm eine Station nach der anderen und triff keine voreiligen Entscheidungen, ganz besonders dann nicht, wenn du stark aufgewühlt bist. Beziehungen, Bedürfnisse, Enttäuschungen - das ist eine Lebensaufgabe, damit ist niemals jemand "fertig". Du kannst aber lernen, dass es nicht noch einmal so eine schlimme Wendung nimmt wie dieses Mal. Zur nächsten Therapiestunde wirst du wahrscheinlich gehen - sprich mit dir über deine Verletzungen, deine Verunsicherung bzgl. der Therapie und deine Zweifel. Die dürfen alle ihren Platz haben. Und dann schaust du von da aus, wie es weitergeht. Ich finde, man sollte immer zumindestens versuchen, sich im Guten zu trennen. Nicht immer geht das, weil es ja auch vom anderen abhängt. Aber mir ist das sogar mit einer Therapeutin gelungen, die ich wirklich absolut auf höchstem Niveau inkompetent fand, was mich sehr lange beschäftigt hat und womit ich lange nicht abschließen konnte. Trotzdem war es möglich, in einem letzten Gespräch zu sagen: Wir kommen einfach nicht zusammen, es ist nicht möglich, wir haben kein Verständnis füreinander und deshalb sind wir als Therapeutin und Patientin nicht füreinander geeignet - trotzdem alles Gute. Ich bin jetzt mit dem Abstand von vielen Jahren sehr froh darüber, dass es ein Abschied war, der freundlich ablief. [Spannenderweise kennt mein Ex-Therapeut sie als Kollegin und auch privat und hat eine völlig gegensätzliche Wahrnehmung von ihr und ich kann kaum glauben, dass es sich um dieselbe Person handeln soll.]

LG, Salvatore
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DieNeue
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Re: Termine

Beitrag von DieNeue »

Hallo agentcooper,

hab dir eine pn geschickt.

Liebe Grüße,
DieNeue
timmie2002
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Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Termine

Beitrag von timmie2002 »

hallo agentcooper,
ich kann salvatore nur zustimmen. das was du gerade durchmachst, sollte teil der therapeutischen Arbeit sein. du bist an deinen inneren problemen ganz nah dran und ich kann mir vorstellen, dass deine thera die richtige ist, dir zu helfen mit alten erfahrungen, verhaltens- und denkmustern anders umzugehen, sie erst einmal zu erkennen und neues zu lernen. ein sehr schwieriger prozess.

@salvatore. ich hätte selber deine beiträge vor etwa zwei monaten gut gebrauchen können. vllt hätten sie mir geholfen, mich anders zu verhalten. nun, wenigstens bin ich soweit, deinen darstellungen gut folgen zu können. das ist auch schon ein gewinn. danke dir.

lg timmie
agentcooper
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Re: Termine

Beitrag von agentcooper »

Hallo nochmal an alle,

vielen Dank für eure langen und hilfreichen Beiträge. Ich habe sie mir durchgelesen, mich aber auch bewusst ein paar Tage von dem Thema ferngehalten. Die ganze letzte Woche war viel zu anstrengend für mich. Werde das alles die kommenden Tage aufarbeiten und auch hier dann schreiben.

LG
agentcooper
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