Ich bin anscheinend nicht genug...

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Jani1990
Beiträge: 69
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Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von Jani1990 »

Hallo Liebes Forum

Da ich gerade wieder einen sehr starken Schlag in die Magengegend bekommen habe, wollte ich hier mal wieder um Rat fragen. Ich hatte mich schon längere Zeit nicht mehr gemeldet, da ich an allen Ecken versuche mein Leben umzukrempeln. Ich war letztes Jahr in einer Pychosomatischen Klinik, vielleicht erinnern sich einige noch daran, einfach weil ich wegen einer unglücklichen Liebe und meinem Jobverlust nicht mehr wusste wo ich noch hingehöre. Auch wenn mir die Zeit dort sicherlich gut getan hat, so wurde mir doch deutlich dort immer wieder gesagt das ich wohl ein härtefall bin und chronische Tendenzen zeige. Ich meinte halt immer nur das halt hauptsächlich an meiner momentanen Situation liegt und es mir sicher besser gehen wird wenn sich einige Dinge bei mir ändern. Als ich die Klinik verlassen habe hab ich mich im Bildungswerk in unserer Stadt angemeldt, damit mir dort geholfen wird.(Sind ebenfalls Pychologen dort)Aber erst mal dauerte es natürlich wieder Monate bis ich überhaupt einen Termin bekam...am Vorstellungstag musste ich einen Mathe und Deutsch-Test absolvieren, was auch einigermaßen funktioniert hat. Danach wurde allerdings noch ein Pychologisches Gutachten von mir gemacht(Ich weis nicht ob ihr diesen Fragenbogen kennt, ich musste in der Klinik glaub ich denselben machen) und meine Beraterin sagte als sie zu mir kam, das ich...naja ziemlich sehr stark belastet bin. Viel hat mit Angst zu tuen(Ich hab sehr große Angst vor Kunden und Autoritätspersonen) aber auch alle meine anderen Werte waren fast auf dem Höchstwert. Ich weis noch das ich geweint habe an dem Tag...aber sie meinte das wir das schon hinkriegen und in 5 Jahren sieht die Welt wieder anders aus.

Jedenfalls ging ich wieder etwas mutivierter aus der Sache heraus, ich hab viele Kurse im BW belegt und war eigentlich auch immer püntklich und zuverlässig. Jedenfalls wurde mir dann über das Bildungswerk ein Praktikum angeboten, was ich nach einigen Nervositäts anfällen auch angetreten bin. Auch wenn am ersten Tag sehr nervös war und schnell müde, hatte ich die vollen 6 Stunden durchgezocken und bin sogar extra noch eine halbe Stunde länger geblieben um einem Kollegen zu helfen. Das erste mal seit so langer Zeit war ich mal wieder ein Stück weit stolz auf mich, das ich so lange durchgehalten habe und das sogar völlig ohne bezahlung. Heute war mein 2 Tag...und auch wenn ich nach wie vor sehr nervös war hatte ich doch alle die mir aufgetragenen Aufgaben durchgeführt. Aber nach meiner Pause wurde ich zum Chef ins Büro geschickt, der mir kurzerhand mitteilte das der Vertrag nicht verlängert wird. Ich würde zu wenig Eigeninistative zeigen und hätte sehr mit mir zu kämpfen...desweitern stellte er infrage ob ein Bürojob das richtige für mich wäre. Ich musste bereits die Tränen unterdrücken und bedankte mich lediglich für ihre Ehrlichkeit, aber trozdem wollte ich nach dem Gespräch feierabend machen. Ich war so fertig das ich in den falschen Bus gestiegen bin und erst nach 20min feststellte das ich in den falsche Richtung fuhr. Jetzt bin ich zuhause und weis nicht so recht wies weitergehen soll. Ich muss meinen Therapeuten mitteilen das ich mal wieder versagt habe...nachdem er so zuversichtlich war als er mich dahin schickte. Ich weis das ich kein Topmitarbeiter war und meine Depressionen wahrscheinlich nicht gut verstecken kann, aber ich wollte nur so sehr etwas machen! Ich wollte mich nützlich machen und wenigstens ein bisschen was für das Geld tuen was jeden Monat auf meinem Konto ist.

Ich hab inzwischen die 30 überschritten und glaub langsam der Traum vom normalen Leben mit Arbeit und Liebe ist für mich abgefahren, ich habe anscheinend nicht genug von dem was verlangt wird, sowohl beruflich als auch im romantischen Sinne. Das wäre sogar fast okay für mich, da ich als Realist weis das es Millionen anderen auch so geht...aber ich schaffe keine 50 Jahre mehr mit diesen Umständen. Wenn ich wenigstens schwer krank wäre, dann könnte ich all mein hab und gut verschenken und bräuchte mir über die Zukunft keine Gedanken mehr zu machen.

Entschuldigt nochmal für den langen Text, ich weis selbst nicht was ich mir für antworten erhoffe, ich glaub ich wollte es mir einfach nochmal von der Seele schreiben. Ich wünschte euch noch einen schönen Tag.
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von timmie2002 »

hallo Jani,

viel kann ich dir wohl nicht schreiben, aber du hast mein ganzes Mitgefühl. Du kämpfst gegen die Erkrankung an, tust alles dafür, wieder in die Arbeitswelt zu gelangen und dann so ein Rückschlag. Dieses Gefühl, nicht oder nicht mehr zu genügen, kenne ich auch und sicher viele andere hier. ich wünsche dir, dass du diesen Rückschlag gut verarbeiten kannst und deinen Weg findest, wie Unscheinbar dir ja bereits geschrieben hat.
Du bist nicht ungenügend, du bist nicht falsch. Du bist wertvoll und wichtig. Du kannst nichts für deine Erkrankung. Gib nicht auf!

Liebe Grüße
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von Camille »

Lieber Jani.

Ich kann mich noch gut an dich erinnern.
Tatsächlich habe ich gestern an dich gedacht und mich gefragt, was du gerade machst und wie es Dir geht. Über dein Profil konnte ich sehen, dass du im Juli das letzte Mal "angemeldet" warst....

Aus tiefstem Herzen möchte ich Dir sagen, dass du stolz auf dich sein kannst - auf das, was du in den letzten Monaten geleistet hast.
Dass du jetzt nicht die Anerkennung erfahren darfst - in Form einer Weiterbeschäftigung - die Dir meiner Meinung zustehen würde, dass ist fühlt sich für mich so "ungerecht" an....

Es fällt mir gerade so schwer, die richtigen Worten zu finden.

Ich möchte Dir schreiben - und weiß nicht was.

Einfach - egal, was jetzt aus deinem Praktikum geworden ist, du hast den Mut gehabt und die Kraft aufgebracht, dich trotz aller Zweifel und Ängste weiterzubilden und das Praktikum anzufangen.
Dafür hast du meinen Respekt - Ich bin stolz auf dich!

Herzliche Grüße
Camille
Jani1990
Beiträge: 69
Registriert: 16. Nov 2017, 15:37

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von Jani1990 »

Ich danke allen für ihre aufheiterten Worte, besonders dir Camille.

Ich versuche nur gerade irgentwie runter zu kommen und denke das das heute wieder eine Schlaflose Nacht für mich wird...Zumal ich angst davor habe wie mein Therapeut und meine Betreuerin auf das Ergebnis reagieren werden. Ich hab wirklich ernsthaft versucht alle arbeiten ordnungsgemäß zu erledigen und frag mich ob ich einfach nicht schnell genug war? Ich glaub aber eher das sie einfach mein trauriges Gesicht gesehen haben und schlicht mit so einem miesepeter nicht weiter arbeiten wollten...
Mila3
Beiträge: 2
Registriert: 13. Mai 2020, 17:08

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von Mila3 »

Liebe Sani,
vielleicht war der Schritt auch noch ein wenig zu groß. Ich weiss nicht, inwieweit Du bei dieser Stelle "funktionieren" musstest. Aber wenn die Rückmeldung kommt, dass Du für nicht ganz geeignet befunden wirst, heißt das vielleicht im Umkehrschluss für Dich auch einfach nur, dass es noch nicht das Richtige für Dich war. Ohne Bewertung. Vielleicht hast Du noch andere Ideen, Träume, eine andere berufliche Tätigkeit oder einfach erst einmal eine Beschäftigung, die Dich interessiert oder Dir Freude bereitet? Liebe Grüße, Mila
Insa40
Beiträge: 1156
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von Insa40 »

Hallo Jani,

in meinem Job betreue ich auch öfters Praktikanten und mir ist eins sofort aufgefallen.
Du schriebst, dass Dir an Deinem 2. Tag mitgeteilt wurde, dass Du gehen kannst.

Ähm, nach 2 Tagen kann Dein Chef noch gar nicht richtig beurteilen, ob Du geeignet bist, zumal „nur“ bei einem Praktikum.
Da hätte er Dir meines Erachtens schon noch etwas Zeit geben sollen, Dir zwar die vermisste Eigeninitiative ans Herz legen, aber nicht in einem Atemzug das Parktikum abbrechen sollen.
Schließlich konntest Du Dich kaum einarbeiten, nicht richtig rein riechen in die Arbeit und hättest Dich ja noch entwickeln können.
All dies hätte dieser Chef selber wissen müssen, aber viele haben auch keine Lust, sich mit Praktikanten zu befassen, denn das macht Arbeit.

Die sog. Führungskräfte heute lassen leider allzu oft ihre Fähigkeiten zur Führung und Anleitung vergessen.

Vielleicht hilft es Dir,das Ganze mal unter diesem Gesichtspunkt zu sehen und künftig beim nächsten Praktikum ein gewisses Standing aufzubauen/auszustrahlen.

Liebe Grüße
Insa
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von anna54 »

Hallo Jani
erst mal lobe ich dich!
Nicht so das Scheitern sehen,das kann jedem passieren,oder konntest du nur scheitern,hat man dich scheitern lassen???
Wenn du alles aufschreibst,warum du gescheitert bist,ohne Selbstvorwürde,dann ist es klarer.
Letztlich bin viel eher dabei,dich zu bewundern,dass du dich der Herausforderung gestellt hast!
Was könntest du dir vorstellen,was brauchst du,um bestehen zu können.
Praktikanten werden auch manchmal "verheitzt",brauchbar-nicht brauchbar.
Das hat nichts mit deiner Person zu tun,es kann auch einfach der falsche Zeitpunkt sein,der falsche Ort,Ratschläge sind oft auch grundfalsch.
Ich empfinde großes Bedauern,dass du dich so quälst,das wirf weg,lass dich trösten und klage dich nicht an!
anna54
Florian1992
Beiträge: 29
Registriert: 21. Dez 2019, 18:36
Wohnort: Elmshorn

Re: Ich bin anscheinend nicht genug...

Beitrag von Florian1992 »

Ich versuche nur gerade irgentwie runter zu kommen und denke das das heute wieder eine Schlaflose Nacht für mich wird...Zumal ich angst davor habe wie mein Therapeut und meine Betreuerin auf das Ergebnis reagieren werden. Ich hab wirklich ernsthaft versucht alle arbeiten ordnungsgemäß zu erledigen und frag mich ob ich einfach nicht schnell genug war? Ich glaub aber eher das sie einfach mein trauriges Gesicht gesehen haben und schlicht mit so einem miesepeter nicht weiter arbeiten wollten...
Anstatt extra die schlechten Sachen aus dieser Geschichte zu ziehen solltes du dir vor Augen halten was gut ist/war. Du hast Kurse im BW nicht nur belegt sonder warst auch pünklich und zuverlässig. Du hast das Praktikum begonnen. Trotz Nervosität durchgezogen (mega klasse so nebenbei :) ) warst auch Nett und hilfsbereit zu Kollegen die du noch nicht richtig kennst und so weiter. Also hast du nicht versagt..
Ich hab inzwischen die 30 überschritten und glaub langsam der Traum vom normalen Leben mit Arbeit und Liebe ist für mich abgefahren
Der wartet auf dich, ob du das glaubst oder nicht.

Zu den Chef der dich irgendwie nach 2 Tagen beurteilen kann, also nach 2 Tagen egal was musst du sowieso noch alles kennenlernen, woher willst du auch alles vorab wissen ? dann würdest du ja auch kein Praktikum machen also lass dich nicht dadurch kränken. Du solltes so welche Gedanken nicht vor deinen Therapeuten/Betreuer haben, im endefekt sind diese Leute da um dir zu helfen.

Lass dein Kopf nicht hängen! Das wird schon alles Schritt für Schritt.
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