depression und arbeit

akd
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depression und arbeit

Beitrag von akd »

hallo,ich bin ganz neu hier.ich bin 60jahre alt und leide immer wieder unter depressiven schüben.zur zeit ist es so schlimm,dass ich eine au bekam.jetzt habe ich erfahren,dass meine leitung,ich bin krankenschwester,mich unbedingt weg haben will.ich kann doch nichts dafür,wenn ich ins schwarze loch falle.wie soll ich mich verhalten?
Monchen12345
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Re: depression und arbeit

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo akd,

So ganz einfach, wegen einrm längerem Krankenschein wird der AG einen nicht los.
Die erste Frage ist: Wie hast du erfahren, dass sie dich loswerden wollen? Von der Leitung selbst oder ist da vielleicht auch Interpretation einer Kollegin drin.
Kündigen wegen einer Erkrankung muss bestimmte Bedingungen erfüllen. Man muss dafür so und so lange in einem bestimmten Zeitraum für sehr viele Wochen krankgeschrieben, mit der selben Diagnose, es muss eine negative Prognose geben und es muss keine Möglichkeit geben dich "leidensgerecht" einzusetzen. Die genaue Zeiträume, weiß ich leider nicht mehr, aber das war echt Einiges an Zeit.
Stellt damit natürlich auch Fragen wie es in deiner Vergangenheit mit Krankenscheinen so aussah. In einem Krankenhaus eine Möglichkeit zu finden eine Schwester anders einzusetzen, dürfte kein Problem sein, wenn die Leitung und du es wollen.
Jetzt kommt ehr so die andere Seite:
- Was ist wenn du wieder arbeiten gehst? - Wie reagiert die Leitung und hälst du den eventuell ausgeübten Druck aus?
- Was willst du überhaupt?
- Kannst fu dir evtl. Auch etwas anderes vorstellen?
- evtl. früher in Rente...

Vielleicht konnte ich dir ja etwas helfen.
LG, Monchen
akd
Beiträge: 20
Registriert: 23. Jan 2020, 18:24

Re: depression und arbeit

Beitrag von akd »

dankeschön für die antwort.ich hab es von der leitung erfahren.meine vorstellung ist,die arbeit noch weiter zu machen.wenn es mir gut geht kein problem,habe auch noch nicht so viel gefehlt,bin halt älter und etwas langsamer.das wird wohl der grund sein.mit psychopharmaka hab ich mich wieder stabilisiert,hab nur noch angst vorm ersten tag
Muadib

Re: depression und arbeit

Beitrag von Muadib »

Deg Arbeitgeber kann nur aus drei Gründen in Deutscjkan kündigen...

https://www.arbeitsrechte.de/kuendigung-arbeitgeber/" onclick="window.open(this.href);return false;

Uns speziell wegen Krankheit...

https://m.hensche.de/Rechtsanwalt_Arbei ... dingt.html" onclick="window.open(this.href);return false;
piuwiler70
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Re: depression und arbeit

Beitrag von piuwiler70 »

Hallo, es gibt ja genug Spezialisten und Selbsthilfegruppen die dir weiter helfen können.

Viel Glück :)
leon1234
Beiträge: 1
Registriert: 12. Jul 2020, 10:16

Re: depression und arbeit

Beitrag von leon1234 »

Hallo zusammen,

ich möchte hier gerne meine aktuellen Erfahrungen teilen. Evtl. findet sich hier jemand wieder oder man kann sich austauschen.

Ich habe in den letzten 12 Jahren schon mehrere depressive und angsterfüllt Phasen gehabt. Habe mich immer wieder aufgerappelt und dann ging es mir auch immer wieder gut. Es läuft eigentlich immer gleich ab:

- Ich merke das ich mich nicht so gut fühle
- Ich versuche die Phasen mit Methoden z.B. aus der Psychotherapie zu verbessern.
- Habe Angst dem ganzen nicht mehr "Herr"... mir geht es immer schlechter
- Ich versuche weiterhin über Therapie, Medikamente, yoga etc. das es besser geht.
- Irgendwann kommt der Punkt dann fange ich an zu weinen, kann nicht mehr aufhören, bekomme Angstzustände
- Ich komme mit der Arbeit dann auch nicht mehr klar... Habe die Angst und Weinattacken nicht mehr unter Kontrolle
- Ich spreche mit meinem Chef. Er hat Verständnis und wir suchen nach Lösungen
- Mein einer Kollege weiß es auch weil es mein fachlich Vorgesetzter ist. Er sagt zwar das bekommen wir hin und so aber ich das in Wahrheit was anderes drüber denkt
- Ich weiß ja das es eine Krankheit ist aber ich habe sooo Angst vor der Arbeit und davor Panik zu bekommen und es nicht zu schaffen und das dir anderen denken " Oh der kriegt das nicht hin"...
- Ich will mich auch nicht krank melden für eine zu lange Zeit weil ich weiß das es das nicht besser macht.
- war dann noch beim Therapeuten... Er hat gesagt, das ich aus diesem Film rauskommen sollte etc. Das hat mir geholfen.

Die Arbeit ist immer so schlimm und ich habe kein Selbstvertrauen etc. Ich habe auch in so Phasen das krasse Gefühl gescheitert zu sein. Dazu kommt Scham und der Druck es irgendwie packen zu müssen.

Wie geht ihr auf der Arbeit mit sowas um?

LG
Henrike
Beiträge: 349
Registriert: 11. Jul 2020, 19:13

Re: depression und arbeit

Beitrag von Henrike »

Hallo Leon1234.

das Thema Depression und Arbeit ist bei mir auch akut. Ich habe das erste Mal eine Depression und gehe arbeiten. Ich lebe alleine und wenn ich 24 Stunden daheim bin grübele ich noch mehr. Die Arbeit ist ein Stück Struktur. Gleichzeitig erlebe ich mich dort als unkonzentriert und langsam was mich beängstigt. Ich denke alle merken das und habe Angst, dass das den Arbeitsplatz gefährdet. Die Firma ist klein, wochenlang oder monatelang zu fehlen würde dafür sorgen, dass jemand neu eingestellt werden müsste, selbst wenn es zu keiner Entlassung kommt.

Ich denke schon dass die Kollegen meine Wesensveränderung merken, früher war ich kommunikativer, bin jetzt still, rede nicht über die Befindlichkeit. Mangelndes Selbstvertrauen kenne ich auch.
Wie es ausgeht wird sich zeigen. Wünsche allen alles Gute.
LG
Thinker
Beiträge: 1
Registriert: 11. Aug 2020, 21:36

Re: depression und arbeit

Beitrag von Thinker »

HALLO Henrike, kann dich sehr verstehen. Bin zwar verheiratet und habe 2 Kinder aber fühl genauso wie du. Denke jeder muss doch sehen das ich nix leiste und versuche alles irgendwie zu vertuschen fühle mich dabei aber nur schlechter. Das größte Problem ist dass ich den Frust aus der Arbeit dann mit nach Hause nehme und an der Familie auslasse. Das fehlende Selbstbewusstsein sehe ich hier aus als Schlüssel. Dan könnte ich evtl. Auch eine Bewerbung angehen, falls ja wirklich die Arbeit der Auslöser für meine Depression ist. Auch oder weil ich in einer großen Firma bin habe ich mich hier noch keinem anvertraut. Hat hier jemand Erfahrung? Ganz liebe Grüße
Martl
Beiträge: 7
Registriert: 6. Feb 2020, 20:17

Re: depression und arbeit

Beitrag von Martl »

Hallo,
was ich zu diesem Thema von euch gelesen habe, ich kann das auf mich voll übertragen. Mir geht's genau so. Ich versuche es, soweit es geht, meine Unkonzentrietheit,meine häufigen Fehler,
usw. so gut wie möglich zu vertuschen bzw. durch viel Arbeitsaufwand zu erledigen. Bin 55 Jahre alt, Familie mit zwei Kinder, man will einfach durchhalten, und das schon über 15 Jahre. Leider werden die körperlichen Beschwerden aber auch die Depression immer schlimmer. Es ist ein hoher Preis, was man für diesen wahnsinnigen Kampf zahlt.
anna54
Beiträge: 3713
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Re: depression und arbeit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
wenn ich euch lese,dann denke ich,wo sind sie hin,all die Vorsätze,etwas zu ändern.
In der Arbeitswelt sollte sich durchsetzten,dass psychische Erkrankungen anders sind,andere Verläufe haben. Dazu hab ich schon vor 15Jahren in Fortbildungen gesessen.
Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlustes,die muss weg. Da entsteht so viel Druck,dass die Angst vor dem Wiedereinstieg,oder sich überhaupt krank zu melden die Depression befeuert!
Der Herzkranke wird geschützt,der psychisch Kranke ist abhängig von Ausgrenzung und steht ganz schnell draußen.
Wie viel Lebens-und Berufserfahrung,ja Kompetenzen da einfach zerstört werden,wer hat das mal errechnet,dass sich das auch positiv rechnet,das sind Betriebe und Firmen,die eigene Fachleute einsetzten,die Mitarbeiter schulen und Bedingungen wirklich ändern.
Kein Mitarbeiter ist betriebstreuer und positiver für das Arbeitsklima,als jemand,der nach Krisen und Brüchen auch wieder angenommen wird und das in dem Tempo,wie es ihm möglich ist.
Damit sich da etwas ändert,muss Aufklärung und Information her,der Einzelne darf nicht Verlierer sein.
anna54
Martl
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Registriert: 6. Feb 2020, 20:17

Re: depression und arbeit

Beitrag von Martl »

Hallo liebe Anna54,
deinen Beitrag zu diesem Thema finde ich ganz toll. Du hast die Problematik für Menschen mit psych. Erkrankungen in der Arbeitswelt hervorragend geschildert.
Alles Gute-ein liebes Servus aus Bayern
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: depression und arbeit

Beitrag von anna54 »

Hallo Martl
liebe Grüße zurück!
anna54
Henrike
Beiträge: 349
Registriert: 11. Jul 2020, 19:13

Re: depression und arbeit

Beitrag von Henrike »

Hallo, danke für die Beiträge, kann alles unterschreiben. Egal ob privat oder im Beruf, psychisch krank ist immer noch anders und nicht "vorzeigbar". Es ist ja nur im Kopf und nicht nachvollziehbar. Ich leide an meinen Gedankengängen, quäle mich damit rum und höre dann, ich sehe nicht gut aus. Kein Wunder wenn es mir schlecht geht. Da es sich nun schon ewig zieht, fragt niemand mehr und ich komme mir vor wie ein Alien, wenn die anderen lachen und fröhlich sind. Nur weil ich es alleine wie dieses Wochenende kaum noch mit mir aushalte, gehe ich wohl morgen wieder hin. Irgendwann bricht alles zusammen.
Martl
Beiträge: 7
Registriert: 6. Feb 2020, 20:17

Re: depression und arbeit

Beitrag von Martl »

Hallo Henrike, kann deine Ängste bzw. dein Leiden sehr gut nachvollziehen. Mir geht's genauso. Hab die gleiche Angst wie Du "Irgendwann bricht alles zusammem". Nacht mir immer mehr Angst. Du bist also nicht alleine. Liebe Grüße
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: depression und arbeit

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Habt ihr schon mal versucht euch einen Schwerbehinderten Ausweis zu beantragen ?
Dieser Ausweis kann euch bestimmte Rechte eurem Arbeitgeber gegenüber sichern. (Kündigungsschutz usw.)
Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Henrike
Beiträge: 349
Registriert: 11. Jul 2020, 19:13

Re: depression und arbeit

Beitrag von Henrike »

Hallo Peter,

danke für den Hinweis. Ich bin körperlich gesund und fit, habe meine erste schwere depressive Episode. Ich hoffe, dass es besser wird. Das gibt darauf keinen Behindertengrad. Dafür müsste es schon chronisch sein.
IEMFF
Beiträge: 30
Registriert: 5. Sep 2020, 06:12

Re: depression und arbeit

Beitrag von IEMFF »

piuwiler70 hat geschrieben:Hallo, es gibt ja genug Spezialisten und Selbsthilfegruppen die dir weiter helfen können.

Viel Glück :)
Hallo, deine Antwort zu diesem Thema finde ich interessant, nur leider in der Umsetzung schwierig. Ich fühle mich eben so im Konflikt zwischen mit einem sicheren Job, bei dem ich nicht mehr in der Lage bin 100 % zu erreichen aufgrund meiner schweren Depression mit all den dazugehörigen Einschränkungen und der Angst seine Existenzsicherung zu verlieren.

Wie genau gehe ich vor? Nutze ich die Krankschreibung um mich zu schützen, gerade ich ins Abseits. Die Angst den Job zu bewältigen und zu zu behalten zur Existenzsicherung ist somit immer ein Konflikt.

Was genau kann ich tun? Wohin wende ich mich? Meine Therapeutin sagte gehen sie kürzer, hören sie auf mit arbeiten. Kürzer gehe ich nun. Jetzt habe ich finanziell ein Problem und die depressive Symptomatik bremst mich zunehmend weiter aus. Kündige ich jetzt meinen Job? Wer gibt mir hier eine Antwort, eine Lösungsorientierung, ohne das ich alles auf's Spiel setze? Bitte, welchen Weg kann ich gehen? Nach 5 Jahren Leidensgeschichte und immer auf lösungsorientiert Weg habe ich noch keine Antwort gefunden. Ja,und meine Ärzte auch nicht . Ich bedanke mich bei Dir!
Martl
Beiträge: 7
Registriert: 6. Feb 2020, 20:17

Re: depression und arbeit

Beitrag von Martl »

Hallo IEMFF,
mich quälen die gleichen Ängste, wie es bei dir sind. Bin seit drei Wochen wieder in einer schweren Phase der Depression. Der Druck in der Arbeit wird immer größer. Würden von einer anderen Bank übernommen. Es zählen jetzt nur noch Zahlen. Volle Überwachung und hohe Vorgaben. Bin jetzt 54 Jahre alt,Weiss einfach nicht mehr weiter.Schau nur noch, den Tag zu über stehen. Trink auch wieder zuviel Alkohol. Bei mir sind diese Existenzängste auch enorm. Der Anspruch auf Krankengeld ist fast aufgebracht. Was ist, wenn ich wieder zusammenbreche. Was ist, wenn ich die Erwerbsunfähigkeitsrente, nicht bekomme. Es macht einen verrückt. Alles Gute, und viel Kraft.
IEMFF
Beiträge: 30
Registriert: 5. Sep 2020, 06:12

Re: depression und arbeit

Beitrag von IEMFF »

Hallo Martl, es tut mir leid, dass Du dich so zerreißt. Ich habe heute den doch hoffentlich ersten richtigen Schritt gemacht, den Antrag auf Schwerbehinderung ausgedruckt. Und jetzt step by step. Auch habe recherchiert, es gibt wohl in Bonn an der Uni die Möglichkeit eine Magnetkrampftherapie zu machen. Am Mittwoch gehe zum Arzt und rede mit ihm darüber. Also den Dauerzustand des ständigen Auf und ab bin ich nicht gewachsen. Liebe Grüße und danke das Du mir so lieb geschrieben hast. Bis bald!
Martl
Beiträge: 7
Registriert: 6. Feb 2020, 20:17

Re: depression und arbeit

Beitrag von Martl »

Hallo IEMFF,
vielen Dank für deine Rückmeldung und für dein Dankeschön. Hab mich darüber sehr gefreut. Wünsche Dir auf deinen Weg alles Gute. Drück Dir fest die Daumen. Liebe Grüße aus Bayern.
IEMFF
Beiträge: 30
Registriert: 5. Sep 2020, 06:12

Re: depression und arbeit

Beitrag von IEMFF »

Dankeschön
todtraurig
Beiträge: 2
Registriert: 23. Sep 2020, 20:16

Re: depression und arbeit

Beitrag von todtraurig »

Hallo zusammen,
ich habe mich neu registriert und gerade die ersten Beiträge gelesen. Ich glaube, dass ich hier richtig bin, denn in einigen Eurer Beiträge erkenne ich auch meine Geschichte wieder. Ich bin 50 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder. Ich bin Führungskraft in einer großen Firma und habe meinen Job immer sehr gemocht. Ich hatte immer viel zu tun und auch immer wieder stressige Phasen - all das hat mir nichts ausgemacht. Doch mit zunehmender Verantwortung in meinem Job, insbesondere für meine Mitarbeiter, wurde es immer schlimmer. Ich habe mich um jeden Konflikt innerhalb meines Bereiches gekümmert, habe mich um erkrankte Mitarbeiter gesorgt und mich dabei völlig vergessen. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren und hatte Schwierigkeiten mir Dinge zu merken oder habe mich bei einfachsten Kopfrechenaufgaben verrechnet und das, obwohl ich den ganzen Tag mit Finanzen zu tun habe. Ich habe ständig gehofft, dass niemand die Veränderung bemerkt. Auf der Arbeit ist mir das bis zu einem gewissen Punkt geglückt. Aber meine Frau hat mich immer wieder gefragt, was denn los sei. Sie hat als erste gemerkt, dass ich immer öfter mit meinen Gedanken woanders bin und nichts mehr auf die Reihe bekomme. Nach einiger Zeit hat Sie mich förmlich zu meinem Hausarzt geschleppt. Zum Glück habe ich Vertrauen zu meinem Arzt und er hat mich gleich für einen Monat krank geschrieben. Statt mich über die verordnetete Pause zu freuen, waren meine Gedanken sofort wieder in der Firma und meine einzige Sorge war, wie ich es schaffe möglichst schnell wieder arbeiten zu gehen. Ich musste aber bald feststellen, dass mich diese Krankheit noch lange begleiten wird. Mein Hausarzt hat mir geraten einen Psychologen zu suchen, das war im Frühjahr 2018 und nachdem ich eine gute Psychologin gefunden habe, war ich sechs Wochen in Reha und Anfang 2019 nochmal für 2 Monate in einer Tagesklinik, ich bin auch heute noch regelmäßig bei meiner Psychologin und nehme auch noch Medikamente. Ich war ca. 18 Monate krank geschrieben und arbeite seit Sommer 2019 (nach der Wiedereingliederung) wieder in meinem alten Job. Ich hatte großes Glück, dass mein Vorgesetzter sehr viel Verständnis hatte und meine Mitarbeiter während meiner Krankheit über sich hinausgewachsen sind. Auf der einen Seite hatte ich ein schlechtes Gewissen Ihnen gegenüber, dass sie soviel von meiner Arbeit übernehmen mussten aber auf der anderen Seite war ich auch sehr stolz - heute sind wir ein richtig gutes Team. Ich habe nach meiner Rückkehr sehr offen mit meinem Team, meinem Vorgesetzten und anderen Führungskräften gesprochen. Ich finde, dass sich der Umgang mit psychischen Erkrankungen bei uns wirklich verbessert hat und ich möchte Euch alle ermutigen, ebenfalls darüber zu sprechen. Ich habe früher auch immer gedacht, dass viele diese Krankheit nicht ernst nehmen - das kann sich aber nur ändern, wenn wir als Betroffene offen damit umgehen. Zum Schluss möchte ich Euch sagen, dass auch ich als Führungskraft große Angst hatte, meinen Job nicht mehr ausüben zu können und irgendwann auf der Straße zu stehen. Zum Glück kann ich meinen Job heute wieder ausüben, ich habe zwar auch hin und wieder deppresive Phasen, komme aber insgesamt wieder ganz gut zurecht!
Ich wünsche Euch allen gute Besserung, verständnissvolle Kollegen und Vorgesetzte und viel Glück!!!
Viele Grüße
Michael
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: depression und arbeit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
danke Michael und willkommen im Forum!
Dein Beitrag ist sehr wichtig,er macht Mut!
Aber es bleibt immer noch ein "Feldversuch",wenn sich psychisch Kranke offen zeigen.
Solange es nicht einen besonderen Schutz gibt,der die längere Krankschreibung und Auszeiten sichert,wird es herbe Verluste geben.
Dabei wäre der Arbeitsplatzschutz der wichtigste Baustein in jeder Therapie.
Völlige Unfähigkeit Druck auszuhalten,Schuldgefühle,Verlustängste,Zusammenbruch des Selbstwertes,Verlust fast aller Lebenskompetenzen,eine Scheindemenz---alles das wirft die Depression Menschen vor die Füße,und dann die ewige Zeit,wo man sich noch festklammert,an die Hoffnung,es wird gehen,irgendwie,mit kleinsten Auszeiten----es geht nur noch weiter abwärts.
Würde man wissen,wie viel Leistung ein Depressiver aufbringt um noch"zu funktionieren",Fachleute würden sofort stoppen,wenn das ein Herzkranker auch so machen würde.
Da wäre ein Hilfesystem längst angesprungen,Lebensgefahr!!!
Raus aus der Mühle,wenn das Entlastung bringt,bleiben,wenn das System Arbeit noch Halt gibt.
Dabei darf es nicht der letzte Halt sein.
Keiner kann wissen,wie sich "Krebs anfühlt",wenn er es nicht erlebt. Erst Wissen schafft Verständnis.
Daher ist Fortbildung ein guter Ansatz.Wenn man endlich da ansetzten würde,wo es gilt alles zu schützen was noch "heil ist".
Psychische Erkrankungen haben höchste Verluste,Ehen,Beziehungen,Freunde,Nachbarn,Kollegen,ja auch die bisherige Lebensleistung,das Leben selbst.
Schützen,Bewahren,Festhalten und gehalten werden----das macht gesund und beugt neuen Krisen vor.
Lasst endlich die Betroffenen selbst reden,mitreden,bildet trialogische Foren in Kliniken und Ambulanzen,Genesungsbegleiter sind ein wunderbarer Ansatz.
Scherbenhaufen sind immer der Preis,wenn das Leben zusammenbricht,warum auch immer.
Wer in seinen Scherben zu früh aufstehen muss,der kann nicht bestehen,der fällt wieder und wieder und wird dann aussortiert.
Dabei,wie schon gesagt,sind gerade Menschen,die aus Krisen wieder aufstehen unsere wichtigsten Ratgeber und wertvollste Wegweiser der Gesellschaft.
Wer Krebs überstanden,besiegt---der wird hoch gelobt,zu dem wird aufgeschaut.
Wir sind uns es wert,zumindest hier,uns wertzuschätzen,das Forum rettet!
anna54
DieNeue
Beiträge: 5811
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: depression und arbeit

Beitrag von DieNeue »

Danke, Michael und Anna, für eure tollen Beiträge!
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: depression und arbeit

Beitrag von anna54 »

Liebe Grüße
an dich,liebe Die Neue!
anna54
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