Ganz neu -unerfahren - unsicher

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Neli2020
Beiträge: 2
Registriert: 20. Aug 2020, 10:44

Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von Neli2020 »

Hallo Zusammen
Erstmal hoffe ich, dass ich hier überhaupt richtig bin. Ich stelle mich einfach mal vor:

Ich bin 30 Jahre alt, habe eigentlich alles was man braucht... aber ich bin unglücklich!
Ich lebe mit meinem Mann, meiner Tochter und unserem Hund in einer schönen Wohnung.
Leider bin ich derzeit arbeitslos..mein Umfeld sagt ich bin faul, ich schaffe es einfach nicht mich aufzuraffen.. unser Haushalt, unser Leben,.. all das strengt mich so sehr an, obwohl ich immer nur das nötigste mache.. ganz oft sitze ich rum, plane irgendwas. Irgendwas was sich wahrscheinlich eh nicht umsetzen lässt, weil ich einfach der Meinung bin das ich es eh nicht kann..ich habe ständig Angst angelehnt zu werden, etwas falsch zu machen, dass ich es oft gar nicht mehr versuche, auch wenn ich ganz oft nach außen hin cool bin und für jeden Spaß zu haben. Ivh habe einfach das Gefühl, niemand in meinem Umfeld mag mich und sage Verabredungen ab.. das war schon früher so, ich habe einfach nicht den Hintern in der Buxe nein zu sagen, lieber mit Spass alles überspielen und den anderen gefallen... egal was ich mache ich denke immer darüber nach, was der andere von mir denkt... was mein Gegegenüber beeindruckt, was ihn bei mir hält, aber das klappt nicht.. ich werde unsicher und
bleibe lieber zu Hause
..ich bin durchaus auch gern allein. Zumindest in meinem Kopf.. wenn mein Mann von der Arbeit nach Hause kommt, kriege ich schlechte Laune, wir zicken uns an, die Situation eskaliert, ich heule, zweifle, gebe mir für alles die Schuld und bin wütend...ganz oft kratze ich mir dann über den Arm.. ich weiß gar nicht ob mein Mann das bemerkt... in meiner Wut und Verzweiflung vergesse ich mich so sehr, das ich schnell schreie, etwas kaputt mache, mich kratze, Türen knalle... und danach heule ich.. ich will das doch gar nicht... ich fühle mich selber so schlecht.. und wie es immer ist. Am Ende bleibt alles unausgesprochen...bis zum nächsten Knall!
Das war auch früher zu Hause schon so...
Wenn ich mich dann wieder gefangen habe, ist alles okay. Wir verleben eine schöne Zeit und am Ende frage ich mich, wieso ich wieder so war...
Ich bin wirklich nicht gern arbeitslos, beziehe keinerlei Gelder von irgendwelchen Ämtern. Seit ein paar Wochen bin ich praktisch schuldenfrei, also wir haben alle Gläubiger mit einer Aufstockung unseres Kredits bezahlt, dass nicht weitere Kosten zustande kommen. Die Svhulden habe alle ich gemacht und dass, obwohl es uns finanziell nicht schlecht geht. Ich habe Dinge gekauft, als ich Geld hatte.. aber als die Rechnung kam, war es oft schon verbraucht,.. ich müsste nur zu meinem Mann gehen und er würde bezahlen.... , stattdessen habe ich Rechnungen verschwinden lassen, Mahnungen ignoriert, die Summen wurden höher, ...
Ich will gar nicht wissen, wo hier überall noch alte Rechnungen auftauchen!

Jetzt habe ich so viel geschrieben und habe das Gefühl ich hab nichts geschrieben, weil es einfach nicht alles ist! Aber ich kann das irgendwie nicht beschreiben.. oft vergesse und verdränge ich die Sachen auch wieder.. bis es hoch kommt. Ich bin nicht mehr in Behandlung, eigentlich war ich es auch nicht wirklich.
Ivh war mal bei meiner Hausärztin, mein Mann wollte mich unterstützen, saß neben mir.. aber ich wusste gar nicht wo ich anfangen soll.. sie sagte mir dann schnell dass es 3 Möglichkeiten gibt
1 Medikamente
2 ein Facharzt
3 ein Facharzt und Medikamente

Wir entschieden uns für 3 und sie schrieb mir ein Rezept und eine Überweisung.
Das war am Anfang von Corona.
Leider wurde ich bisher von allen Ärzten abgewiesen und ich schaff es einfach nicht, weiterzumachen... mein citalopram vom Rezept nehme ich nicht mehr, ich habe absolut keinen Unterschied gemerkt, nur diese Übelkeit über 8 Wochen!
Jetzt, nach den Ferien, mit corona Lockerungen habe ich nochmal telefoniert, immer nur absagen.
Ich möchte so nicht mehr leben. Ganz oft überlege ich mir einfach abzuhauen, aber was wäre dann mit meiner Tochter? Das ist oft das einzige, was mich hier hält...und dabei leidet sie so sehr.. ich bin keine gute Mama. Ich liebe sie, ja, versorge sie,ja, aber sooo oft bin ich genervt.. werde laut..zickig und oft unfair.. obwohl ich mich bei ihr ganz oft dafür entschuldige, wenn ich sie angegangen bin... !!!!!niemals körperlich oder so!!!!
Sie muss schon viel allein machen weil es mich einfach nervt, und ich soo oft nein sage, dabei möchte ich doch eine Mama sein...
Ich will zum Arzt, aber wie erzähle ich ihm von diesem ganzen Wirrwarr in meinem Leben? Ich weiß nicht wie ich, wenn ich dann endlich mal einen Termin habe, da ankommen soll... alles ist so durcheinander.. wie beginnt man sowas? Das ist ja nicht wie beim Hausarzt und ich sage, hallo ich habe Halsschmerzen,Aaaaaa... !versteht ihr was ich meine?

Entschuldigt bitte dieses Chaos.. niemals habe ich mit irgendwem soooo offen darüber gesprochen. Habt alle einen schönen Tag!❤
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von anna54 »

Hallo Neli
ein Arzt für Psychiatrie wäre wichtig,damit du eine sichere Diagnose bekommst. Eine Psychotherapie ebenso,beides muss gesucht und mit Geduld angegangen werden.
Sofort kannst du dich umsehen beim Caritas,bei der Diakonie,ob es Gesprächsangebote für Menschen in Krisen gibt,das geht schnell ist kostenlos und doch verbindlich.
Du gibst einige Hinweise,dass du lieber Rechnungen versteckst,als deinen Mann zu bitten,das ist schlecht für dich,weil es irgendwann doch über das Mahnverfahren sehr teuer wird.
Kannst du sagen: ich bin krank,ich kann mich nicht um Finanzen kümmer,tut du bitte das für mich.
Ich hab selbst auch Probleme damit,ich lass mir von meiner Tochter helfen.
Die Überforderung als Mutter ist gut zu verstehen,wer kann dich entlasten,kannst du Angebote annehmen bevor das schechte Gewissen dir erneut zusetzt.
Mach dich auf den Weg zur Hilfe,er ist eh lang,daher ist jeders Beginnen und auch Wagen schon mal ein wichtiger Schritt.
Du spinnst nicht,lass dir bitte helfen.
Immer ist eine Diagnose wichtig,dann werden die anderen Schritte leichter.
Ich wünsche dir viel Kraft und sei es dir wert,dass du Hilfe animmst.
Alles Liebe
anna54
Empathie58
Beiträge: 266
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Neli2020,

willkommen im Forum! Schön, dass Du Dich hier angemeldet und Dir Deinen Frust von der Seele geschrieben hast.

Du scheinst Dich schon ausgiebig mit Dir und den Verhaltensweisen befasst zu haben, die Du an Dir selbst nicht magst. Trotz Deiner großen Angst vor Ablehnung hast Du den Mut aufgebracht, aktiv zu werden und Dich hier ehrlich zu öffnen. Darauf kannst Du stolz sein. Dieser erste Schritt ist groß und für Deinen Weg zum Ziel "Veränderung der Situation" sehr wichtig.
Neli2020 hat geschrieben:... Ich will zum Arzt, aber wie erzähle ich ihm von diesem ganzen Wirrwarr in meinem Leben? Ich weiß nicht wie ich, wenn ich dann endlich mal einen Termin habe, da ankommen soll... alles ist so durcheinander.. wie beginnt man sowas? ...
Wenn Du dem Arzt Deine Befindlichkeit so schilderst wie Du es hier getan hast, sollte er schon verstehen, worum es Dir geht. Du musst Dir keinen "druckreifen" Text einprägen, um damit in das Erstgespräch gehen zu können.

Ich hoffe für Dich, dass Du auf diesen Termin nicht mehr lange warten musst, und wünsche Dir alles Gute.

Liebe Grüße
Empathie58
Deadly1987
Beiträge: 156
Registriert: 16. Mär 2020, 23:00

Re: Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von Deadly1987 »

Hallo Neli,

es ist traurig das deine Tochter schon sehr viel davon mitbekommt? Wie alt ist sie? Mein Sohn war 7 als es bei mir los ging und er hat es natürlich gemerkt. Ich habe versucht das beste draus zu machen und habe es meiner Meinung nach auch gut hin bekommen. Bis auf wenige Ausnahmen wo dann bei mir gar nichts mehr ging.

Die ganzen Absagen sind natürlich ärgerlich aber leider normal. Hast du es mal beim kassenärztlichen Verband versucht? Weiß jetzt nicht ob der Name wirklich richtig ist. Aber die besorgen dir einen Termin relativ kurzfristig.
Den Termin beim Neurologen/Psychiater hatte mir meine Hausärztin besorgt. Innerhalb von einer Woche. Versuche mal ob dein Hausarzt dir hilft.
Den Termin beim Psychologen hatte der Verband mir besorgt. Da kann man sich natürlich keinen aussuchen und man muss Glück haben. Den Psychologen den ich vom Verband bekommen habe war eine totale Katastrophe. Habe dann weiter gesucht und nach
2-3 Monaten einen Platz bekommen.

Das du aktuell arbeitslos bist wäre bei einer depressiven Episode nicht unbedingt das schlimmste. Arbeiten gehen würde dann eh schwer bis unmöglich.

Meiner Meinung nach wäre aktuell das wichtigste der Termin beim Psychiater und Quatsch dir einfach alles von der Seele. Der wird dann schon eine Idee haben.
Musti
Beiträge: 4
Registriert: 30. Dez 2019, 21:42

Re: Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von Musti »

Hey Neli und herzlich willkommen. Du bist nicht allein!

Bei Depressionen ist die erste Station der Hausarzt. Das war absolut richtig. In meinem Fall habe ich dann zwei Überweisungen bekommen: 1) Psychiater/Neurologe und 2) Psychotherapie.
Vor allem beim Psychiater habe ich keine bzw. viel zu weit entfernte Termine bekommen. Deswegen habe ich mir einen Termin von der KVWL geben lassen. Ruf da einfach bei der Terminservicestelle an: 116117.
EDIT: Sorry, die KVWL gilt natürlich nur für Westfalen-Lippe. Hatte ich garnicht mehr dran gedacht.

Dass du es nicht schaffst dich aufzuraffen kann ich sooo gut nachvollziehen. Für Außenstehende kann das tatsächlich wie "faul" wirken. Im Falle einer Depression kannst du aber nix dafür. Das hast du dir nicht ausgesucht.

Es kann zig Ursachen haben. Wenn eine Disbalance der Gehirn-Chemie vorliegt können Medikamente helfen. Die Hausärztin sollte dich auch anderweitig durchchecken. Eine Blutabnahme ist sehr zu empfehlen. Unter anderem sollten getestet werden: Schilddrüsen-Werte, Eisen, Vitamin B + D. (Die Vitamintests übernehmen die Krankenkassen nicht. Kostet glaub ca. 50€. Musst du explizit sagen, dass es mitgetestet werden soll).

Man könnte jetzt noch unzähle Sachen schreiben, aber wie gesagt: Das wichtigste ist dass du erst mal einen Termine bekommst. Alles andere sind Zusatzinfos.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Erfolg und Geduld auf deinem Weg zur Besserung
Minima
Beiträge: 52
Registriert: 13. Mai 2020, 20:20

Re: Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von Minima »

Hallo Neli,

Auch von mir nochmal: Das hast Du gut gemacht, Du bist die ersten Schritte gegangen bleib dran! Du bist mit dieser Überforderung und dem Chaos nicht alleine. Vielen von uns hier geht es auf die ein oder andere Weise ähnlich. Und es gibt Hilfe. Auch ich bin vor ca. 8 Monaten verzweifelt und voller Zweifel ob ich verstanden werde bei meinem Hausarzt aufgeschlagen. Der hat mir eine Überweisung zum Psychotherapeuten gegeben mit dem Hinweis dass er mir noch mehr solche Überweisungen ausstellen kann falls es länger dauert mit der Therapeuten Suche. Nach ca.4 Wochen Suchen hatte ich dann eine Therapeutin. Je nach dem wo Du wohnst kannst Du Dich auch bei der PIA (Psychatrische Institutsambulanz) melden die können eventuell eine Anlaufstelle sein bis Du einen Thera/FA gefunden hast.
Es gibt auch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen da gibt es eine Terminvergabenummer für jedes Bundesland die vermitteln einen FA Termin innerhalb von 4 Wochen (steht auf der Hompage)
Viel Kraft Dir
LG Minima
Neli2020
Beiträge: 2
Registriert: 20. Aug 2020, 10:44

Re: Ganz neu -unerfahren - unsicher

Beitrag von Neli2020 »

Ich danke euch allen für eure netten Worte. Ich werde ab Montag weiter versuchen, endlich einen Termin zu bekommen..

Ich war die letzten Tage damit beschäftigt, hier im Forum zu stöbern und das tut mir auch gut.
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