Dilemma...

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Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Dilemma...

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
wie viele hier gerade bin auch ich im Dilemma bzgl. einer kurzen Reise: Vor vielen Wochen schon habe ich - vielleicht etwas zu optimistisch - geplant, zuerst eine Nacht bei meiner zur Zeit besten Freundin zu verbringen und die nächste Nacht dann in einem Hotel, um ebenfalls sehr gute Freunde zu treffen. Meine beste Freundin und einer der anderen Freunde weiß auch von meinen Depressionen. Mein Problem ist, dass ich, sobald ich woanders übernachte, kein Auge zubekomme und generell schnell erschöpft bin. Ich habe nun Angst, mich zu überfordern, zumal ich mit dem Auto fahre (jeweils 2 1/2 Stunden eine Strecke). Mit Zug wäre das sehr, sehr umständlich, da sehr abgelegen. Ich würde auch noch kurz anstandshalber bei meinen Eltern vorbeischauen, die allerdings auch eine Ursache für die Depressionen sind...
Mein Plan ist jetzt, erstmal loszufahren und zumindest bei meiner Freundin zu übernachten, die sich extra für mich Urlaub genommen hat. Und wenn es gar nicht geht, vor der zweiten Nacht nach Hause zu fahren. Ich möchte ja meine Freunde gern treffen und habe auch Angst, sie irgendwann bei allem Verständnis zu verlieren...
Entschuldigt den langen Text!
Danke fürs Lesen und liebe Grüße :hello:
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Dilemma...

Beitrag von LukaRo »

Dein Plan klingt gut, vielleicht kannst Du deine Notfallpläne und Sorgen ja auch einfach den Beteiligten vorab andeutungsweise mitteilen. Und ansonsten einfach nur den Ausflug wagen, mit deinen Freunden offen im Dialog bleiben. Auch wie es Dir geht oder wenn was schwierig wird. Bleib einfach authentisch, wär mein Rat. Vermeide nichts, beschreib Dich vorher und während dessen etwas offener und wenns nicht geht fährst Du vorzeitig zurück und trotzdem versteht es jeder halbwegs. Gute Freunde halten etwas mehr Offenheit schon aus, auch wenns Überwindung kostet. Offenheit kann Beziehungen zu Menschen vertiefen.

Ich hoff für Dich, Du hast ne gute Zeit. Sags nicht ab. Überwinde Dich. Wachstum.

Zur Not meide deine Eltern, pack Dir nicht zuviel Dinge auf die Liste. Wenn die Freunde ok sind, die Eltern eher weniger - dann grenz Dich ab. Mach nur was Dir gut tut und nur so lang, wie Du es willst und meide das Negative. Richtungsentscheidung. Auch den Eltern gegenüber klarer werden, Anstand ist ein schräges Wort und dysfunktional. Wenns Dir nicht gut tut, dann musst Du nichts entschuldigen, spar sie einfach aus. Der Rest ist anstrengend genug (oder plötzlich ganz leicht, weil das eigentliche Problem der damit verknüpfte Besuch bei den Eltern ist).

Alles gute Dir.

Lukas
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Dilemma...

Beitrag von Phoenix2019 »

Danke für den ausführlichen und klaren Rat, Lukas!:)
Katerle
Beiträge: 11225
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Dilemma...

Beitrag von Katerle »

Hallo Phönix,

verständlich, dass du Angst hast, dich zu überfordern. Deshalb mach es so, wie du es nun geplant hast und nimm dir nicht zuviel vor. Klar willst du deine Freunde gerne treffen, gute Freunde werden das aber verstehen, dass du ein anders Mal bei ihnen vorbeikommst, wenn du ehrlich bist.
Auch zu deinen Eltern kannst du später mal wieder vorbeikommen.

Liebe Grüße
Katerle
aenema
Beiträge: 24
Registriert: 15. Jul 2020, 16:48

Re: Dilemma...

Beitrag von aenema »

Hallo du,

toll, dass du deine Reise geplant hast. Du sagst, "zu optimistisch", aber ich unterstelle einfach mal, dass dir danach war, als du deinen Plan in die Tat umgesetzt hast, und niemand anders dich dazu gedrängt hat? Denn dann war es doch das, wonach dir in dem Moment der Sinn stand, und das ist nicht "zu optimistisch", sondern ist es doch legitim, die Entscheidung zu treffen, sich etwas gutes zu tun ;)
Ich habe nun Angst, mich zu überfordern
Die liebe Angst katapultiert uns da schnell in die Zukunft - lass es dir dadurch nicht nehmen, die Reise und die einzelnen Momente zu geniessen.
Ich finde es immer hilfreich, sich darauf zu besinnen, welche Szenarien (und nein, keine Horrorszenarien, die unsere Ängste spinnen) kann ich durch ein bisschen Planung schon "absichern" (wie meine Vorredner schön rausgestellt haben), und parallel das Bewusstsein dafür zu haben, dass ich für alle anderen Szenarien auf mich selbst vertrauen kann, denn ich habe selbst die Verantwortung und somit auch viele "Dinge in der Hand", in der Situation jederzeit (!) selbst zu entscheiden: Wie gehts mir gerade damit und warum? Kann ich etwas ändern, damit es mir gut geht oder entscheide ich mich, es so hinzunehmen und ok damit zu sein?
Und natürlich: Was tut mir nicht gut, was wähle ich ab?

Ich wünsche dir einen guten Rahmen, innerhalb dessen du dich heute gut damit arrangieren kannst und im besten Fall auch eine gute Portion Vorfreude ;)
"sometimes I can hear my bones straining under the weight of
all the lives I am not living."
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Dilemma...

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Katerle, hallo aenema,
danke auch euch für euren Rat!:)
Ja, ich habe die Pläne gemacht, als ich gerade richtig gut schlafen konnte und Energie hatte. Es kämpfen sozusagen zwei Seelen in mir: die gesunde, die sich nach sozialen Kontakten und Unternehmungen sehnt, und dann die andere, die sich erschöpft und von zu vielen Menschen und der Notwendigkeit auf Rücksichtnahme überfordert fühlt und sich am liebsten zu Hause isoliert.
Aber ich werde einfach mal losfahren und im Notfall die Reissleine ziehen. Gut ist ja, dass fast alle Beteiligten von meiner Depression wissen (wobei ich oft denke, dass sie trotzdem nicht nachvollziehen können, welche Einschränkungen/ Symptome damit verbunden sind).
Euch alles Gute!
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Dilemma...

Beitrag von LukaRo »

Was man vielleicht auch sagen kann hinsichtlich Bauchgefühl: Der Impuls zu vermeiden ist normal, meist macht man die Erfahrung, dass einem Aktivität, die man nicht vermeidet, rückblickend betrachtet trotzdem gut getan hat. Man kann das gezielt lernen, Impulse zu beobachten, trotzdem aktive Entscheidungen zu treffen, nicht den Ursprungs-Impulsen (Rückzug, Vermeidung) zu folgen und im Ergebnis zu profitieren.

LG, Lukas
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Dilemma...

Beitrag von Phoenix2019 »

Hi Lukas,
danke. Ich stimme dir zu, fühle mich momentan allerdings nach weiteren schlechten Nächten nicht wirklich in der Lage, weitere zu verkraften. Man fühlt sich "matschig", leicht reizbar und - ich weiß, sehr eitel - auch unattraktiv. Aber ich werde wohl fahren und hoffen, dass ich mit meinen Kräften gut haushalten kann. Außerdem endet die Geduld selbst der besten Freunde, wenn man sich nicht mal mehr einmal im Jahr trifft. Und ich möchte diese Freundschaften nicht verlieren. Ich werde also kämpfen. Danke!
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Dilemma...

Beitrag von LukaRo »

Am besten Du folgst der Direktive, Du musst nicht perfekt sein. Halt Kontakt, teil Dich aber auch mit und wenns Dir nicht so gut geht, Du musst nichts leisten. Es sind Freunde, die auch für Dich da sein wollen. Nimm etwas Druck raus. Auch für Dich.

Lukas
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