Umgang mit Weltschmerz

[peterblau32]

Hi,
ich mache mir sehr oft sehr viele Gedanken und manchmal vielleicht auch zu viel. Entweder wegen meiner Depression oder genau anders herum. Jedenfalls kommt dann oft das Gefühl des Weltschmerz bzw. daraus resultierende Melancholie in mir hoch und bleibt dann Tage lang und lähmt mich förmlich. Ich habe kein Psychologie studiert, allerdings denke ich, dass niemand (außer Menschen mit starker Persönlichkeitsstörungen), gerne etwas Böses bzw. schlechtes tut und das der meiste Hass der sich nach Außen richtet einen inneren Grund hat. Jedenfalls das was mich so fertig macht sind nicht solche Dinge wie der Klimawandel oder Kriege oder etc. sondern die Tatsache, dass die aller meisten schrecklichen Dinge vermeidbar wären, wenn die Menschen die Probleme nicht bei anderen sondern bei sich selber suchen (was meiner Meinung nach das Hauptproblem ist). Und es macht mich so fertig, dass ich mich mit diesen Gedanken sehr einsam und falsch fühle, da ich egal wohin ich schaue nur Menschen sehe, die mit dem Finger auf andere zeigen und sich komplett irrational verhalten und in Gut und Böse denken. Ich weiß gar nicht wohin man sich noch orientieren kann. Dass die Rechten blödsinn labern ist ja bekannt aber die Linken sind auch nicht viel besser. Es gibt nur noch Schwarz und Weiß und beide Seiten halten sich für Weiß und würden für ihre Ideologie in den Bürgerkrieg ziehen. Die Sache ist nun, dass ich damit nicht umgehen kann. Das macht mich so fertig, dass ich teilweise Tage lang wie gelähmt bin. Und mir einzureden, dass die Ränder immer am lautesten sind hilft nicht sehr viel denn die Ränder sind meistens auch die gefährlichsten.
Tipps wie ich aus diesen Gedanken raus käme und mich mehr auf mein Leben konzentrieren könnte wären echt toll.

[Peter1]

Hallo Peterblau
Hast du schon mal in Erwägung gezogen einen Psychotherapeuten aufzusuchen ?
Peter

[Deranderepeterpan]

Hallo Peter!

Mir ging es lange Zeit ähnlich.
Ich würde behaupten, eins der wenigen Dinge, die ich mit meiner Psyche vereinbaren konnte, ist zu akzeptieren, dass es Geschehnisse gibt, die größer sind als das ich sie als kleiner Mann jemals lösen könnte.

Lange hab ich mir gedacht: "wenn ich die welt für ein paar Tage regieren könnte, könnte ich alles besser machen, die Welt wäre eine bessere"
- vielleicht wäre das sogar so, vielleicht auch nicht.

Klingt zwar blöd, aber mach einfach dein Ding. Akzeptiere, dass du nichts ändern kannst. Die Welt ist, wie sie ist. Eine traurige Ansammlung von kranken Individuen und Ereignissen. Und so sehr wir das auch ändern möchten. Es wird nicht so sein.

Denke dir deinen Teil, leb dein (!) Leben.

Mir hat es häufig geholfen, mir abends vorzustellen, wie es wäre wenn ich Superkräfte hätte und die Welt beeinflussen könnte. Irgendwann war ich soweit, mich über die vielen Deppen die die Welt zugrunde richten lustig zu machen.

[Reiseonkel87]

Hallopeterblau1,

logisch, bevor man woanders sucht, sollte man als erstes vor seiner eigenen Haustür kehren. Aber was ist, wenn da alles sauber ist? Es liegt zzt in der Natur der Gesellschaft, nur die anderen sind Schuld, man selbst ist der Engel auf Erden. Glaub ich auch nicht dran. Bei mir war es in der Hochphase der Depression meist immer so, das ich sofort Fehler bei mir gesucht habe und mich dann entsprechend selbst fertig gemacht habe.

Wie komme ich jetzt darauf, das es vll ein Problem unserer Gesellschaft geworden ist? Ich möchte jetzt mal nur ein Beispiel aufzeigen, was mich letztes Jahr zum Nachdenken gebracht hat und ein paar Gedanken die ich vorher hatte, die das ganze dann bestätigt haben.

Urlaub in Florida/USA 02/2019
Abends schön am Ocean Drive in Miami South Beach spazieren gewesen, die Straße war gut besucht, Bars, Restaurants sehr gut besucht. Ausversehen, eine andere Person angerempelt, war nichts wildes, nichts großes, habe mich auch gleich entschuldigt, die andere Person, US Bürger, hat sich aber auch entschuldigt, das er mitten im Weg stehen geblieben ist und nicht umsich geschaut hat - wer jetzt meint das war einmalig, nein, ich kann Euch sagen, solche und ähnliche Situationen sind uns mehrmals übern weg gelaufen.

Normaler Sonntagsausflug nach Travemünde, Lübecker Bucht (wir wohnen 5 KM entfernt), Zeitangabe kann man sagen, immer (leider)
Man geht entspannt an einen frühen sonntag Nachmittag in der Vorderreihe spazieren (da sind in Travemünde die ganzen Geschäfte, teils wird es da eng). Rennt ne ältere Dame in meiner Frau rein, die haben uns gesehen, anstatt das die dann Platz machen, wohlgemerkt man geht in Deutschland auf der rechten Seite, sind ja nicht in England - neeeiiin, volle Möhre frontal in meiner Frau reingelaufen. Die ältere Dame pöbelt sofort los, wurde Handgreiflich, auch der dazu gehörende Mann/Partner mischte dann mit. Ich bin nur dazwischengegangen. Wollte beide auseinander ziehen, der Mann auf jeden Fall ging mir an die Gurgel. Polizei hat es dann später geklärt und die anderen wurden des Platzes verwiesen und die Polizei bestätigte meine Aussage, Zitat "wir sind hier außerdem nicht in England, wenn Sie schon auf der falschen Seite gehen, müssen Sie aufpassen".

Was ich damit sagen möchte, dieses ich ich ich und nur alle anderen sind schuld, ist ein Problem was wir zzt in Deutschland haben. Ich bin berufsbedingt viel im Ausland. Komisch, das ich sowas nur in Deutschland erlebe bzw dort, wo viele deutsche Touristen sind.

Jetzt kann ich nur noch Deranderepeterpan zitieren, "Denke dir deinen Teil, leb DEIN(!) Leben." Es wird eh alles auf die Goldwaage gelegt und es wird immer jemanden geben, der anderer Meinung ist und Dich dafür kritisiert, selbst hier im Forum.