Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

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f32-axolotl
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Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich ja schon länger nicht mehr gemeldet. Leider geht es mir die letzten Monate zunehmend schlechter.
Ich bin seit Februar in der Akuttherapie bei einer Psychotherapeutin (tiefenpsychologische Psychotherapie). Vor drei Sitzungen hatte ich, weil ich mich sehr unsicher gefühlt hatte, explizit gefragt, ob sie der Ansicht ist, mir überhaupt helfen zu können. Das hatte sie sehr energisch bejaht.
Heute lies sie die Bombe platzen: Sie wird mich nach den 12 Sitzungen nicht mehr weiter behandeln wollen, aus zwei Gründen. Einerseits, weil nach dem, was ich in einem Fragebogen angegeben hatte, ohnehin die Gutachter der Krankenkassen die Kurzzeittherapie ablehnen würden. Andererseits "wehre" ich mich zu sehr gegen die Therapie.
Sie hat mir dann während der Sitzung versucht zu erklären, was sie damit meint. Ich verstehe es aber nicht.

Und nun? Es war mies genug, sie zu finden. Nun muss ich mich anscheinend schon wieder auf die Suche machen. Stationär und medikamentös komme ich zumindest nicht weiter.

Mich regt das wahnsinnig auf!

f32
iffy04
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von iffy04 »

Das ist echt eine sch.... Situation. Vielleicht magst du erzählen, wo sie deinen Widerstand gegen die Therapie sieht :?:
Ich war lange nicht hier im Forum und kenne Deine Vorgeschichte nicht - sorry, wenn du das schon geschrieben hattest
Sul
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von Sul »

Hallo f32,
die Aussage deiner Therapeutin überrascht mich sehr. Kurzzeittherapieanträge werden eigentlich nicht abgelehnt, wenn in den letzten 2 Jahren keine Therapie im gleichen Verfahren stattgefunden hat. Und mit dem "dagegen gewehrt" könnte man doch weiterarbeiten. Vielleicht magst du noch einmal nachfragen, wie das gemeint war. Und was die Therapeutin dir raten würde. Und es könnte ja auch sein, dass die Therapeutin nicht die Richtige für dich ist.
Viele Grüße, Sul
Cynthia
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von Cynthia »

Ich denke die Therapeutin will Dich los werden. Und dazu reicht ihr, meine ich, jede dumme Ausrede.
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Danke schon mal für eure Antworten ...

Cynthia, ich hatte diesen Gedanken auch. Habe ihn dann aber verworfen, weil ich den Eindruck hatte, ich würde mir nur wieder Negatives einbilden, was gar nicht da ist.

Sul, ich hatte bereits mehrere Jahre Verhaltenstherapie (Langzeit), die wurde letzten Herbst beendet. Es wäre jetzt ja ein Verfahrenswechsel, aber es mindert natürlich die Chancen auf einen Therapieplatz.

iffy, ich habe das nicht so ganz nachvollziehen können, wie sie es begründet hat. (Ich war im ersten Moment einfach auch sehr vor den Kopf gestoßen und war nicht besonders aufnahmefähig.) Sie meint halt, ich würde mich "in der Depression ausruhen". Es klang so ein bisschen so, als hätte sie das Empfinden, ich hätte die Depression mittlerweile als etwas Unveränderbares akzeptiert, und würde deswegen auch keine Veränderung mehr wollen.
Es stimmt schon, dass ich mittlerweile mehr und mehr den Eindruck habe, dass man nicht mehr viel an mir verändern kann. Aber ich würde es wirklich wahnsinnig gerne wieder verändern. Und akzeptieren, dass ich ständig unglücklich bin, möchte ich auf gar keinen Fall.
iffy04
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von iffy04 »

Es ist absolut nachvollziehbar, dass du das Unglücklichsein nicht akzeptieren willst und ja auch was verändern möchtest. Ich denke, dass jeder, der lange in einer Depression oder anderen psychischen Erkrankung steckt irgendwann an den Punkt kommt, an dem er sich ein Stück weit damit identifiziert; wer bin ich denn noch ohne die Depression?
Und genau hier liegt glaube ich unsere größte Herausforderung - aber auch Chance. Wir müssen den Mut haben alte Pfade zu verlassen und ins Unbekannte zu gehen. Vielleicht ging es in diese Richtung.
Dass ich hier so klug herrede, heißt in keiner Weise, dass mir das bisher gelungen ist.
Alles Liebe
Sul
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von Sul »

Hallo f32,
warum mindert eine abgeschlossene Verhaltenstherapie deine Chance auf einen tiefenpsychologischen Therapieplatz? Du hast in der VT doch bestimmt viele Werkzeuge gelernt mit depressiven Phasen umzugehen. Jetzt ginge es doch mehr um darunter liegende Konflikte. Vielleicht ist einfach diese eine tiefenpsychologische Therapeutin nicht die richtige für dich.
Viele Grüße, Sul
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Sul,

was meinst du mit Werkzeugen? Aus der VT konnte ich eigentlich nichts mitnehmen. Das waren zwar immer "nette Gespräche" (außer bei Suizidalität; da war es eher Panik bei der Therapeutin und ich musste unterschreiben, dass ich mich nicht selbst töte ... als würde ein Formular das verhindern). Aber es hat mir nicht geholfen.

Bei einer zweiten Therapeutin (auch VT) wurde ich gleich als Patient abgelehnt, weil ich erst einen stationären Aufenthalt machen sollte (habe ich dann auch gemacht - Horror!) und weil sie VT nicht für geeignet hielt.
Sul
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von Sul »

Hallo,
mit Werkzeugen meine ich Strategien, um mit depressiven Phasen, Stress, innerer Unruhe etc. besser umgehen zu können.
Schade, dass du aus deinen Therapien nichts mitnehmen konntest.
Viele Grüße, Sul
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Sul,

ja ... mich ärgert das auch sehr. Es war ja für mich auch immer ein großer Zeitaufwand, dort hinzufahren (vom Diesel möchte ich mir lieber gar keine Gedanken machen ...). Aber ich habe keine Strategien gelernt. Die letzte Therapeutin meinte zwar, ich soll mich draußen bewegen. Aber ich bin einerseits kein Draußenmensch und andererseits ein totaler Sportmuffel. Habe das dreimal probiert, dass ich nach draußen gegangen bin, als es mir schlecht ging. Aber das hat mich dann nur noch agressiver gemacht. :-D

Aber ansonsten wüsste ich nicht, was an "Strategien" sie mir mitgeben wollte. Hast du vielleicht Beispiele? Vielleicht ist mir das einfach nur nicht bewusst, dass sie da Sachen angedeutet hat.

Viele Grüße

f32
Sul
Beiträge: 440
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von Sul »

Hallo f32,
ihr hattet wohl einfach einen anderen Schwerpunkt.
Viele Grüße, Sul
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Sul,

ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt etwas hatten. Irgendwie war das zweieinhalb Jahre "sich nett unterhalten". :-/
DerWolf
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von DerWolf »

f32-axolotl hat geschrieben:mich ärgert das auch sehr. Es war ja für mich auch immer ein großer Zeitaufwand, dort hinzufahren (vom Diesel möchte ich mir lieber gar keine Gedanken machen ...). Aber ich habe keine Strategien gelernt. Die letzte Therapeutin meinte zwar, ich soll mich draußen bewegen. Aber ich bin einerseits kein Draußenmensch und andererseits ein totaler Sportmuffel. Habe das dreimal probiert, dass ich nach draußen gegangen bin, als es mir schlecht ging. Aber das hat mich dann nur noch agressiver gemacht.
Hallo F32,
vielleicht hast du es ja selbst gemerkt beim schreiben? Du lehnst die Therapie ab, Angebote die gemacht werden und bist nicht wirklich bereit und leistest Widerstand. Wer soll denn da mit dir arbeiten können, wenn du es selbst nicht möchtest?

Therapie setzt die Bereitschaft voraus, sich sehr intensiv mit sich selbst zu beschäftigen mit hohem Zeitaufwand, Angebote anzunehmen und überhaupt zu wollen. Der Therapeut kann dich nur begleiten und Hilfe zur Selbsthilfe geben. Arbeiten an dir und Veränderungen durch Fühlen, Denken und Handeln herbei führen, kannst nur du selbst, egal welches Therapieverfahren. Beziehungsangebote durch Therapeuten müssen von beiden Seiten angenommen werden.

Was kann denn wichtiger sein, als du selbst und den "Aufwand" für dich zu betreiben? Für was oder wen denn sonst?

Nur mal so zum Nachdenken.....
DieNeue
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von DieNeue »

Hallo DerWolf,

ich verstehe deinen Beitrag nicht ganz.
DerWolf hat geschrieben: Therapie setzt die Bereitschaft voraus, sich sehr intensiv mit sich selbst zu beschäftigen mit hohem Zeitaufwand, Angebote anzunehmen und überhaupt zu wollen.
Hat f32 alles gemacht. Er hat die Therapie lange durchgezogen, hat viel Zeit dafür aufgewandt, hat sogar lange Anfahrtswege in Kauf genommen und dass er will, zeigt sich ja darin, dass er gerne weitermachen möchte. Er ist sich zwar bewusst, dass er denkt, er kann sich nicht mehr arg ändern, aber genau das will er ändern.
DerWolf hat geschrieben: Arbeiten an dir und Veränderungen durch Fühlen, Denken und Handeln herbei führen, kannst nur du selbst,
Hat f32 ja auch gemacht. Er hat sich sogar, OBWOHL er Sportmuffel und kein Draußenmensch ist, darauf eingelassen, sich draußen zu bewegen. Wenn er dann nach ein paar Mal merkt, dass das seine Verfassung eher schlechter als besser macht, und beschließt, deshalb damit nicht weiterzumachen, ist das doch nur die logische Konsequenz. Man kriegt ja nicht umsonst gesagt, dass man Dinge machen soll, die einem gut tun. Und das sind bei jedem Menschen ganz individuelle Dinge. Nur weil man Therapie macht, muss man ja nicht seinen gesunden Menschenverstand ausschalten und Dinge tun, die einen total aggressiv machen.
DerWolf hat geschrieben: Der Therapeut kann dich nur begleiten und Hilfe zur Selbsthilfe geben.
Genau, das ist die Aufgabe des Therapeuten. Leider hat die Therapeutin von f32 ihm keine Strategien zur Selbsthilfe gegeben. Wie soll der Klient dann sowas lernen, wenn die Gespräche nur nette Unterhaltungen sind und vom Therapeuten nichts konkretes kommt? Soll er stattdessen die Strategien einfach googlen anstatt sie sich mit dem Therapeuten gemeinsam zu erarbeiten? Vom Therapeuten sollte auf jeden Fall mehr kommen als nur nette Unterhaltungen. Man kann einem Klienten aber nach einer Therapie schlecht den Vorwurf machen, dass er dann solche Strategien einfordern hätte müssen, wenn vom Therapeuten selbst nichts kommt, denn meist hat der Klient erstmal keine Ahnung, wie eine Therapie funktioniert.
DerWolf hat geschrieben: Was kann denn wichtiger sein, als du selbst und den "Aufwand" für dich zu betreiben? Für was oder wen denn sonst?
Eben. Deswegen will er ja jetzt weitermachen und es nervt ihn, dass er sich jetzt wieder mühsam jemanden suchen muss, weil er dachte, er hätte jetzt die passende Therapeutin gefunden. Dass eine Therapeutensuche anstrengend ist und dass es enttäuschend ist, plötzlich einfach fallen gelassen zu werden, kann, denke ich, kaum jemand bestreiten. Aber dass er sich trotz der Mühe wieder auf die Suche machen will, zeigt doch, dass er sich das wert ist.

F32 macht genau das, von dem du sagst, dass er es nicht mache. Von daher verstehe ich nicht ganz, wie du zu deiner Meinung kommst?

Liebe Grüße,
DieNeue
Cynthia
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Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von Cynthia »

Um jetzt einmal konkrete Werkzeuge zu nennen hier ein guter Link zu Skills für verschiedenen Gefühlszustände:
https://www.skills-box.ch/pages/skills-liste" onclick="window.open(this.href);return false;

Bitte nicht als Werbung zu verstehen!
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Danke, DieNeue ... so sehe ich es auch und kam mir jetzt von DerWolf ziemlich vor den Kopf gestoßen vor.

Und danke, Cynthia, für den Link!
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von anna54 »

Hallo f32
wenn du erlebt hast,dass da eine Bombe geplatzt ist,dann glaube ich auch daran,dass die Therapie nicht passt,die Beziehung ist viel eher wichtig,als die Therapieform.
Wenn kein Vertrauen auf Verlässlichkeit und Belastbarkeit in der Therapie gegeben ist,dann Finger weg und leider die schwierige Suche wieder beginnen.
Nicht lange über diesen gescheiterten Versuch grübeln,das nimmt nur Kraft weg.
Sätze wie: da hat sich jemand in der Depression eingerichtet,das ist wie ein Faustschlag und ich kann es nicht mehr glauben,weil diese Zuweisung gefährlich und falsch ist.
Ich wünsche dir Kraft und den nötigen Widerstand,dass du dich nicht wie "ausgeliefert" fühlen mußt.
Alles Gute!
anna54
DieNeue
Beiträge: 5363
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,
anna54 hat geschrieben: Sätze wie: da hat sich jemand in der Depression eingerichtet,das ist wie ein Faustschlag und ich kann es nicht mehr glauben,weil diese Zuweisung gefährlich und falsch ist.
Ja, so empfinde ich es auch und ich finde solche Sprüche auch gefährlich. Selbst wenn es bei dem ein oder anderen tatsächlich der Fall sein sollte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man damit falsch liegt, sehr hoch. Und dann kann man richtig viel kaputt machen. Sowas verunsichert total, man zweifelt an sich selbst und seiner Wahrnehmung, fühlt sich völlig unverstanden, gedemütigt und das Vertrauen ist weg.
Ich weiß nicht, warum Therapeuten oder auch andere Betroffene sowas sagen. Vielleicht aus Hilflosigkeit, weil man nicht so tickt wie der "Standard-Patient" oder sie selber und sie nicht mehr weiter wissen, was sie mit einem tun sollen oder weil sie einen provozieren wollen... ich verstehe es nicht.
Man braucht schon viel Selbstbewusstsein und/oder Rückhalt durch Andere, um da nicht umgeworfen zu werden.
Bei jemandem, der so eine Einstellung gegenüber seinen Klienten zeigt, möchte ich keine Therapie machen, da wäre mittlerweile für mich definitiv eine Grenze erreicht. Blöd ist halt, dass man selber in der "schwächeren" Position ist, weil man oft labil und auf Hilfe angewiesen ist und es eh schon schwierig ist, jemanden zu finden.

Ne, f32, such dir echt in Ruhe jemand anderen, auf den du dich besser verlassen kannst und der dich besser wahrnimmt und versteht.

Zu den Strategien hat mal hier jemand diesen Link reingestellt. Ich finde die Videos gut gemacht. Sie sind teils auf Englisch, aber man kann deutsche Untertitel dazu einstellen:
https://www.youtube.com/playlist?list=P ... zWh4DtG_BZ" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüße,
DieNeue
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo ihr Lieben,

ich war heute noch einmal bei meiner Therapeutin. Sie hat mir noch einmal erklären wollen, wie sie zu ihrer Entscheidung gekommen ist. Ich habe auch gemerkt, dass sie es auf verschiedene Arten versucht hat, mir zu erklären; aber ich verstehe es leider immer noch nicht.

Sie meinte nun, dass sie mich eigentlich schon weiterbehandeln möchte. Das Aber, was dann jedoch kam, ist zu groß, als dass es für mich eine Möglichkeit wäre: Sie möchte, dass ich aus den Sitzungen bei ihr etwas für mich "mitnehme", also dass es mir etwas bringt. Leider bringen mir die Gespräche "über früher" bei ihr nichts für heute. Entweder besprechen wir Dinge, wo sie vermutlich glaubt, dass es eine große Erkenntnis sein muss. (Ist es aber nicht, weil mir das schon klar war.) Oder sie zieht Parallelen, wo ich keine sehe. Und über alldem ist bei mir immer, dass mir der zweite Schritt fehlt. Der erste Schritt, also zu verstehen, woher meine Probleme kommen, den habe ich bereits schon lange gemacht. Was mir fehlt, ist, was ich nun ändern muss, damit mein Leben irgendwann wieder lebenswert wird.

Ich soll jetzt für die letzte Stunde Fragen aufschreiben, die ich an sie habe. Also Fragen im Bezug darauf, was ich von ihr wissen muss, damit die Therapie erfolgreich sein kann. Erst wenn ich die habe, soll ich bei ihr einen Termin für die letzte Stunde vereinbaren.

Weiß nicht, was ich davon halten soll, aber ich finde es eine zu große Erwartung an mich, dass ich auf Teufel komm raus etwas "Wertvolles" aus ihren Sitzungen rausziehen soll, wenn ich nichts sehe ...

f32
DieNeue
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von DieNeue »

Hallo f32,

nur kurz und ganz ehrlich: Such dir lieber jemand anderes.

Ich finde es Quatsch, zu sagen, man muss aus jeder einzelnen Stunde etwas mitnehmen. Erstens macht das voll den Druck und zweitens ist es einfach nicht realistisch. Therapie läuft ja nicht so, dass man am Ende der Stunde immer ganz genau weiß, was man daraus mitnimmt. Ich habe manchmal erst sehr viel später Dinge verstanden, war manchmal verwirrt und manche Dinge müssen einfach erst reifen, bis sie "spruchreif" sind. Manchmal bleibt nur ein Gefühl, manchmal bekommt man ein vages Gefühl, dass es hilft oder aufwärtsgeht, das man gar nicht in Worte fassen kann. Und manchmal gibt es auch in einer sehr guten Therapie Gespräche, die mal nicht so ergiebig sind.
Mir kommt es vor, als wäre sie irgendwie nicht besonders flexibel, als könnte sie sich nicht drauf einlassen, den Weg mit dir Stück für Stück zu gehen, auch wenn man noch nicht weiß, was nach dem ersten Schritt kommt...

Entscheiden musst du es natürlich selbst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du bei ihr glücklich wirst.

Liebe Grüße,
DieNeue
LukaRo
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von LukaRo »

Möglicherweise bist Du auch einfach nur in der falschen Therapieform.

Grundsätzlich gibts zwar nur 3 große Bereiche - Verhaltenstherapie (eher praktisch fokussiert, am wenigsten Stunden), Tiefenpsychologie (etwas tiefer gehend und mehr Stunden) und Psychoanalyse (relativ frei, am meisten nur therapeutisch zu hören, am wenigsten Interventionen seitens des Therapeuten, am meisten Stunden). Aber zusätzlich gibts ne Menge spezieller Therapieverfahren, z.B. ACT, Schematherapie und vieles mehr.

Fakt ist, der erste Therapeut ist oft keine Hilfe. Man hat kurz gesucht, ist froh jemanden gefunden zu haben. Mit Glück ist er wenigstens freundlich, glücklich wird man trotzdem nicht damit. Dann sucht man halt weiter. Allein schon die 3 großen Richtungen kann man ohne 2 Jahre Pause zwischendrin meist unproblematisch durcharbeiten.

LG, Lukas
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Lukas,

es war jetzt mit der neuen Therapeutin auch ein Wechsel der Therapieform: Vorher hatte ich Verhaltenstherapie, nun war es tiefenpsychologische PT.

Bei Verhaltenstherapie hat mich die "Zettelei" gestört. Ich musste zwar immer einiges dokumentieren und aufschreiben. Aber darauf ist dann halt auch nichts weiter geworden.
Nun ist es halt, dass wir über meine Vergangenheit sprechen, dann kommen Erkenntnisse, die mir nicht wirklich neu sind. Und dann ... ist die Stunde vorbei.

So richtig "das passt zu mir" sehe ich bei keiner der drei Therapieformen. Die Studienlage würde jetzt auch keine der drei Formen als effektiver bewerten.

Keine Ahnung ... habe gerade nicht die Kraft, für mich selbst um eine Therapie zu kämpfen.

f32
MaWe
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von MaWe »

Hallo f32,

das ist ja echt besch...eiden, was du mit TherapeutInnen erlebt hast.

Ich hatte es ja schon mal in einem anderen Post von dir erwähnt: Es gibt eine spezielle Therapiemethode für chronifizierte und besonders hartnäckige Depressionen, die sich CBASP nennt. Vielleicht wäre das ja das Richtige für Dich?
Eine andere Idee, die ich hätte, wäre Teilearbeit: Jeder Mensch hat ja verschiedene Seiten in sich, denen man in der Teilearbeit eigene Stimmen geben kann. Mir scheint, bei dir in der Psyche sitzt ein fetter, fieser und sehr wütender Diktatortyp auf dem Thron (den Diktator haben eigentlich alle Menschen in sich, besonders natürlich wir Depressiven), der fest entschlossen ist, alle Veränderungen zu verhindern. Man kann sich dann z.B. fragen, was den so wütend und fies und destruktiv macht, oder was für andere Stimmen es gibt, die vielleicht nur klein und schwach und kaum zu hören sind, und erforschen, was die denn so zu sagen haben...

Bitte nicht böse sein wegen dem fetten Diktator, war nur so ein spontanes Bild, dass mir vorm geistigen Auge stand. Kann natürlich völliger Quatsch sein, weil ich Dich ja garnicht wirklich kenne.

VG,
M.W.
f32-axolotl
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo ihr Lieben,

um mal einen Zwischenstand zu geben.

Ich hatte meiner Therapeutin geschrieben, dass ichmich mit den letzten zwei Sitzungen sehr schlecht gefühlt habe und dass ich mich von ihr unter Druck gesetzt fühle. Ich habe sie darum gebeten, dass wir den letzten noch offenen Termin dafür nutzen sollten, dass sie mir einen anderen Therapeuten oder eine andere Therapie empfehlen soll.

Es kam als Antwort, dass sie meinen "Fall" (ich mag es nicht, ein "Fall" zu sein, weil ich lieber ein Mensch bin; aber so ist der Jargon nunmal) Kollegen vorstellt. Seitdem ist nichts weiter passiert.

Das ist nun auch mittlerweile knapp drei Wochen her und es kam nichts. Vielleicht liegt es aber auch an der Urlaubszeit, wer weiß.

f32
DieNeue
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Re: Therapeutin lehnt mich dubioserweise ab

Beitrag von DieNeue »

Hallo f32,

sei nicht geknickt wegen der Therapeutin, ich glaube, du bist bei jemand anderem echt besser aufgehoben. Ich mag es auch nicht so gern, als "Fall" bezeichnet, mit irgendwelchen anderen Fachausdrücken betiteltoder in Schubladen gesteckt zu werden.
Ich wünsche dir, dass du jemanden findest, der mehr dich als Mensch sieht und der individuell auf dich eingehen kann und nicht nur ein Schema an dir abarbeitet.

Liebe Grüße,
DieNeue



f32-axolotl hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,

um mal einen Zwischenstand zu geben.

Ich hatte meiner Therapeutin geschrieben, dass ichmich mit den letzten zwei Sitzungen sehr schlecht gefühlt habe und dass ich mich von ihr unter Druck gesetzt fühle. Ich habe sie darum gebeten, dass wir den letzten noch offenen Termin dafür nutzen sollten, dass sie mir einen anderen Therapeuten oder eine andere Therapie empfehlen soll.

Es kam als Antwort, dass sie meinen "Fall" (ich mag es nicht, ein "Fall" zu sein, weil ich lieber ein Mensch bin; aber so ist der Jargon nunmal) Kollegen vorstellt. Seitdem ist nichts weiter passiert.

Das ist nun auch mittlerweile knapp drei Wochen her und es kam nichts. Vielleicht liegt es aber auch an der Urlaubszeit, wer weiß.

f32
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