Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Kirsten29
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Kirsten29 »

Das ist schon echt frustrierend mit diesen langen Wartezeiten. Da will man und kann nicht. Oder wird zumindest ausgebremst. Mag ich auch nicht besonders :)
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

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Pepper69
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Pepper69 »

Hallo Mooseba,
Deine Eingangsfrage hat mich so angesprochen, dass ich mich durch den ganzen Chatverlauf in einem Rutsch gearbeitet habe. Deine Antworten haben mich berührt. Sowohl mit Gegen-Aggression, denn ich meine, du hast sehr viel Wut in deinem Schreibstil, als auch mit Sympathie. Das bewog mich, mich hier anzumelden.
Kurz zu mir: ich bin rezidivierend depressiv, wahrscheinlich mein Leben lang(erster SM Versuch mit 5J.) und sehr wahrscheinlich erblich bedingt. Nach letztem Zusammenbruch in 2017 gehe ich den Weg der deutschen Kassenleistungen. So gut dieser auch scheint, schließlich lebe ich noch, birgt er auch diesen enormen Frust, von dem du berichtest. Auch ich bin nicht bei dem richtigen Mittel angekommen, dass mir den gesunden Antrieb bringt um das Leben einigermaßen leben zu können, anstatt zu vegetieren.
Ich möchte mich hier bei dir dafür bedanken, dass du so kraftvoll deine Verzweiflung zum Ausdruck gebracht hast. Erst war ich erschrocken und schnell bei dem Gedanken: "der muss doch nur....", doch dann ließ ich deine Wut mal eine Nacht sacken und merkte wie viel Wahrheit auch darin steckt. Ich hatte nur nie den Mut, dass mal so vehement zu formulieren, aber diese Wut kenne ich gut. Ich stellte mir vor, ich sei ein kleines Kind, schmeiß mich auf den Boden und strample mit den Beinen und schreie was das Zeug hält. Gutgemeinte Ratschläge kommen auch als Schläge bei mir an. Dieses Bild war ein klein wenig befreiend. Danke dafür.
Doch tatsächlich bin ich in meiner Ratio soweit, dass mir bewusst ist, dass ohne Geduld nur der Strick bleibt. Und nach all den langen Jahren scheine ich diesen Weg nicht gehen zu wollen, obwohl ich es mir schon so oft gewünscht habe. Ein Teil von mir scheint leben zu wollen. Diesem Teil versuche ich eine Stimme zu geben. Diese Stimme bringt dann das Durchhaltevermögen.
Lieber Mooseba, ich wünsche dir auch so eine Stimme, die dir leise zuflüstert: "es wird besser. Es muss besser werden. Es geht gar nicht anders, denn tiefer geht nicht."
Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

Hallo, ich habe mich auch erst vor kurzem angemeldet wie @pepper69.
Die Frage drückt größtenteils mein Problem aus. Schon fast ein Jahrzehnt. Davor und jetzt auch noch heisst der andere große Teil: Warum sind die Menschen so kompliziert?
Aber gut, ich freue mich, dass @Mooseba sie gestellt hat.
Was mir beim lesen bisher hier nicht wirklich geholfen hat, ist, dass die meisten Leute Tipps abgeben, wie man etwas verbessern könnte. Das ist toll, doch wenn man schon (fast) alles durch hat, hilft es nicht wirklich. Es ist mir aufgefallen, dass immer die gleichen Leute hier aktiv sind. Ausserdem sind sie überwiegend jünger als ich. Ich würde es besser finden, wenn manche Themen mit z.B. ü50 erstellt werden würden. Nicht immer, aber manchmal wäre es hilfreich. Und die Angabe des Geschlechts würde mir helfen. Ich rede anders mit meinen Geschlechtsgenossinnen, als mit Männern. Ich würde mich über Kommentare freuen.
Kirsten29
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Pepper und Ella,

herzlich Willkommen hier im Forum.

@Ella: Du kannst hier deinen eigenen Thread erstellen und Ü50 ruhig in den Threadtitel schreiben. Es gibt auch einen Thread für Ü50, der ist schon etwas nach hinten gerutscht. Und ansonsten gibt jede/r das, was im Moment möglich ist. Ich persönlich finde das toll und mehr als ausreichend :).

Ich wünsche euch einen guten Austausch.

Liebe Grüße
Kirsten
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Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

Ich danke dir, Kirsten. :-)
Bauchtänzer
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Bauchtänzer »

Ella1963 hat geschrieben:Was mir beim lesen bisher hier nicht wirklich geholfen hat, ist, dass die meisten Leute Tipps abgeben, wie man etwas verbessern könnte. Das ist toll, doch wenn man schon (fast) alles durch hat, hilft es nicht wirklich. Es ist mir aufgefallen, dass immer die gleichen Leute hier aktiv sind. Ausserdem sind sie überwiegend jünger als ich.
Hallo Ella,

ich finde, dir ist als Neuling schon wesentliches an diesem Forum aufgefallen :-) . Hier wird tatsächlich viel Rat gegeben und viel getröstet. Scheint den meisten hier gut zu tun.

"Wenn man alles schon durch hat, hilft es nicht wirklich", schreibst du. Vielleicht ist man oft einfach auch schon zu alt, wenn man alles schon durch hat, und es fehlt schlicht die Hoffnung, dass noch grössere Veränderung möglich ist. Das trifft jedenfalls im wesentlichen auf mich zu (Ü60). Und das würde auch erklären, dass so wenige Ü50 hier aktiv vertreten sind. Muss nicht unbedingt Resignation sein, aber vllt. anerkennen der Realitäten.

Was meinst du?
Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

Hallo @Bauchtänzer!
Danke für deine Antwort. Ich bin ziemlich sicher, dass das Alter eine Rolle spielt, ja. Aber die Antriebslosigkeit ist im Laufe der Zeit dadurch entstanden, dass ich zu Menschen, die mir wichtig sind, nicht intensiv genug durchdringen kann. Es ist ein tagtägliches hoffen, enttäuscht werden, wieder hoffen, resignieren, sich gegen dieses Gefühl wehren, ergo wieder hoffen, verzweifeln... und das ganze immer wieder von vorne. Diese Gefühle über Jahrzehnte zu haben macht den Zeitfaktor notgedrungen zum wichtigsten Element, um dies zu verstehen. Es ist einfach anders als bei jüngeren Menschen. Du musst das eigentlich nachvollziehen können mit ü60,nicht wahr?
Peter1
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Ella
Das Alter der User schwankt immer. Mal sind es mehr junge, mal mehr ältere. Vor einem halben Jahr haben sich die jüngeren beschwert, das die User zu alt wären.
Ich habe als ü65 die Erfahrung gemacht, das ich mich auch mit jüngeren austauschen kann.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

:-) Hallo Peter
Ich beschwere mich nicht, keine Angst. Es gibt eben Probleme, die Menschen wie ich haben, und die haben mit der Zeit zu tun.
Ich habe gesehen, dass du sehr vertreten hier bist und das freut mich.
Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

Naja, vielleicht habe ich auch kein Glück und erwarte zu viel.
Euch allen (die noch lesen) wünsche ich eine friedliche Nacht.
Auf ein neues in die tägliche Absurdität. Unsere Verantwortung wird uns wie jeden Tag vor dem Aufgeben bewahren.
DieNeue
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von DieNeue »

@ Ella: Wie lange hast du denn schon Depressionen? Vielleicht liegt es ja nicht unbedingt am Alter, sondern an der Länge der Erkrankung? Bei mir mit Anfang 30 haben sich auch schon fast 12 Jahre chronische Depressionen angesammelt und auch Moseba ist ja wesentlich jünger als du, steht aber scheinbar an dem gleichen Punkt wie du.
Pepper69
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Pepper69 »

@Ella1963
ich bin nur 6 Jahre jünger als du und kann durchaus das Alter und damit die zermürbenden Jahre als wesentlichen Faktor ausmachen. Vielleicht wären diese leisen Hoffnungen nicht in meinem Inneren, wenn ich nicht auch sehr glückliche und erfüllende Jahre erlebt hätte. Meine guten Phasen waren von ausgesprochener Lebensfreude angereichert. Aber gerade dieser extreme Unterschied macht es mir schwer, die Krankheit als beständigen Begleiter meines Lebens anzunehmen. Meine Mutter ist ebenfalls betroffen. Sie hat einen Weg der Akzeptanz gefunden. Sie sagt mir, dass die Zeit sie dahin gebracht hätte. Damit wäre Zeit also nicht nur Fluch sondern auch Chance.
Du schreibst, dass du mit Geschlechtsgenossinnen anders kommunizieren kannst. Aber vielleicht eint uns Menschen diese Krankheit. Da gibt es vielleicht gar keine spezifischen Unterschiede.
Pepper69
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Pepper69 »

@Unscheinbar
Deine Anregung, dass jeder hier seine eigene Motivation für die Teilnahme am Forum hat, lässt mich gerade aufhorchen. Ich stelle mir diese Frage und bin gar nicht sicher, ob ich eine Antwort kenne.
Ich komme wieder auf Hoffnung. Hoffnung auf Klarheit. Hilfe bei Entscheidungen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir besser geht, je klarer meine Entscheidungen sind. Als ich entschieden hatte, mich nicht umzubringen, fühlte ich mehr Raum im Kopf. Worte, Satzfragmente, die ich in den unterschiedlichsten Therapien auffangen konnte, brachten mich immer ein kleines Stück weiter nach oben. Das erhoffe ich mir hier wohl auch. Ein Denkanstoß, ein Gedankenblitz, irgendetwas in der Art.
Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

Ich danke euch allen für eure Antworten. Ich weiss einfach nicht, was ich sagen soll. Ich habe einige Tage für diese Antwort gebraucht. Ihr gebt euch alle Mühe, aber nichts hilft. Ich wollte euch damit nicht vor den Kopf stoßen. Es tut mir leid. Ich möchte so gerne eine Lösung finden. Aber hier habe ich sie noch nicht gefunden. Jeder will dir Mut machen, aber das ist nicht, was ich brauche. Nochmal, es tut mir leid.
Ella1963
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Ella1963 »

@pepper69
Ich bin sogar überzeugt, dass es gravierende Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Krankheit gibt. Das ist meine Erfahrung. Und Ursache vieler meiner Probleme. Ich HABE sie immer gleich behandelt, aber das ist falsch. Zumindest wenn es konkreter wird, glaube mir.
Mooseba
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Mooseba »

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Zuletzt geändert von Mooseba am 25. Nov 2020, 23:44, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Edith_Ruth
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Dieser Faden trifft genau mein persönliches Problem, woran ich immer noch arbeite, vor allem in der Umsetzung meiner gewonnenen Erkenntnisse. Ich stehe nicht mehr am Anfang, habe es aber noch nicht stabil bewältigt. Manchmal funktioniert‘s, manchmal nicht. Später mehr. Ich will zuerst alles lesen.
Edith_Ruth
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Mooseba hat geschrieben:
Pepper69 hat geschrieben:
Sie hat einen Weg der Akzeptanz gefunden.
Ich will keine Akzeptanz, sondern Heilung.
Hallo Mooseba
Da der Thread recht lang ist, konnte ich mir nur einen Überblick verschaffen. Da Du so motiviert bist, Heilung zu finden, denke ich schon, dass Du das erreichen kannst, indem Du an Dir arbeitest. Dadurch wirst Du dann irgendwann Dein Level finden, wo kein Leidensdruck mehr besteht.

Da Du sehr hohe Anforderungen an Dich stellst und ich mich in manchen Deiner Sätze wiedererkenne, wäre es evtl. hilfreich für Dich abzuklären, ob Du perfektionistische und zwanghafte Charakterzüge hast (so wie ich). Das muss nicht unbedingt negativ sein, braucht aber viel Selbstkenntnis, um sich selbst richtig zu steuern und die perfektionistischen und zwanghaften Eigenschaften positiv umzusetzen und sich nicht selbst zu sabotieren.

Eines hast Du mir aber eindeutig voraus, nämlich: Du kannst Dich offenbar noch gut zwingen. Mir gelingt das nicht mehr so ohne Weiteres. Ich bin oft blockiert.
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Deadly1987 hat geschrieben:Letztendlich muss es ja jeder selber wissen aber dieses immer höher, schneller und weiter ist schon lange nicht mehr meins. Ich habe auch Frau, Kinder, Job und alles was dazu gehört. Aber wenn ich sage heute mache ich das nicht und das andere auch nicht dann ist das so. Und jeder in meiner Familie weiß über meine Situation Bescheid und akzeptieren es „meistens“.
Der querschnittsgelähmte Coach Boris Grundl hat gerade zu diesem Thema sehr interessante neue Ansätze geliefert, eine Abkehr von "höher, schneller und weiter" zu "fokussierter, tiefer, spezialisierter". Seine Videos kann man kostenlos auf Youtube sehen. Mir hat´s viel gebracht, weil ich durch meine Schmerzkrankheit auch lernen musste, aus Weniger mehr zu machen, so wie Boris Grundl.
Edith_Ruth
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Kirsten29 hat geschrieben:Hallo Mooseba, ich finde, aus deinen Worten schwingt viel Wut und Ärger über dich selbst mit. Das hat mich beim Lesen einfach gerade sehr berührt.
Ich habe festgestellt, dass ich mich bewusst ein bisschen ärgern muss, damit ich mehr Antrieb bekomme, natürlich nicht zu viel und auch nicht unkontrolliert, sondern möglichst gesteuert, damit ich dann das erledigen kann, was erledigt werden muss. Es erinnert mich an eine Folge von Raumschiff Enterprise, der Originalserie, mit dem deutschen Titel "Falsche Paradiese". Dort verloren die Bewohner eines Planeten durch den Einfluss von pflanzlichen Sporen den Antrieb. Erst durch den Affekt des Ärgers wurde diese antriebshemmende Wirkung überwunden. Das funktioniert bei mir wirklich. Allerdings noch nicht so gesteuert und fokussiert, wie es nötig wäre. Das muss ich mir noch erarbeiten.
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Mooseba hat geschrieben:Was hat es mit Perfektion zu tun, ein bisschen mehr Antrieb haben zu wollen, damit es für mehr als nur das Minimum reicht?
Sehr viel. Weiß ich aus eigener Erfahrung als jemand, der eine zwanghafte Persönlichkeitsstruktur und gleichzeitig noch Kontrollzwänge hat, so perfektionistisch bin ich und genau deshalb so extrem blockiert, dass es nicht einmal fürs Minimum reicht - bei Dir funktioniert das - NOCH! Und auch ich isoliere mich. Ich bin mittlerweile über 50 und lebe am liebsten allein.

Je mehr Du Dich erkennst, desto eher kannst Du Dir selbst helfen.
Edith_Ruth
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Mooseba hat geschrieben:
saneu1955 hat geschrieben:Hallo Moseba, dann bleib so wie du bist.

Saneu1955
Was hat dich denn geheilt?

Ja, sag doch mal, auf welche Vorschläge ich nicht hören würde. Welche meinst du denn? Wie oft soll ich noch sagen, dass es für mich nicht in Frage kommt, mit der Arbeit aufzuhören. Das kann doch kein ernstgemeinter Vorschlag sein. Wer ist denn hier in der Runde dadurch geheilt? Ja, geheilt. Welche Vorschläge meinst du denn, auf die ich nicht hören würde? Dass ich mich nur zu was anderem zwingen soll als momentan? Dann kann ich auch so weitermachen wie bisher. Das ist für mich kein Unterschied. Also: Welche Vorschläge würde ich denn nicht befolgen? Geht's euch allen soviel besser ohne Beruf? Seid ihr dadurch geheilt? Folgt ihr einfach nur noch eurer momentanen Laune?

Nochmal: ich bin nicht im Hamsterrad. Dann würde es mir ja besser gehen, wenn ich längere Zeit keine Pflichten habe. Ist aber nicht der Fall. Ich hänge nur rum, habe an nichts Interesse und kann mich zu nichts motivieren.
Ich werde garantiert nicht mit der Erwerbstätigkeit aufhören. Auch werde ich mich nicht krankschreiben lassen. Mit dem Sport werde ich nicht aufhören. Warum sollte man mit Depressionen keinen Sport machen? Es wird doch überall das Gegenteil empfohlen. Man sollte mir eher mal die Frage beantworten, warum der bei mir nicht antidepressiv wirkt.

Auf welche Vorschläge würde ich denn nicht hören? Das mit den vielen kleinen Schritten würde auch nichts anderes bedeuten als dass ich mich zwingen muss. Warum soll ich das dann machen? Feuer mit Feuer bekämpfen? Zwischen Pest und Cholera wählen? Nein, da sehe ich keinen Unterschied zu meinem aktuellen Weg. Dass sich viele damit quälen, damit schwertun, bestätigt meine Skepsis.

Welche Vorschläge sind es denn, die so sinnvoll seien? Dass ich mich halt zu was anderem als momentan zwingen soll? Dann muss ich auch nichts ändern, denn aus meiner Sicht mache ich dann nichts anders.
Kann ich gut nachvollziehen, würde ich an Deiner Stelle auch nicht ändern, denn in Wahrheit ist es doch so, dass Du Dich noch zwingen kannst zur Arbeit oder was auch immer, Du liegst noch nicht am Boden und der Sport hilft wahrscheinlich schon antidepressiv, nur nicht ausreichend. Sonst lägest Du vielleicht schon am Boden. Du kannst noch wütend sein, das ist auch Energie, es geht also mehr darum, diese zu steuern, Dich zu steuern, herauszufinden, wie Du Dich dabei besser fühlst. Du musst lernen, Dich selbst zu verstehen und Zugang zu Deiner Motivationsgrundlage finden. Das ist nicht leicht, geht mir sehr ähnlich wie Dir. Ich will Dich also nicht belehren. Aber ich weiß, dass mir das Forum hier nur Inspiration geben kann, die Motivationsgrundlage liegt jedoch in mir selbst und nicht außerhalb von mir.

Ein Nothelfer sagte mir einmal, dass er bei einer Unfallstelle zuerst zu demjenigen rennt, der bewusstlos am Boden liegt, nicht zu demjenigen, der laut nach Hilfe ruft.

Ich kann Dir nur mitteilen, was ich für mich herausgefunden habe auf der Suche nach Antrieb, wobei ich nicht grundsätzlich antriebslos wäre (ich habe intrinsisch motiviert viele Interessen, die mich jedoch auch von der Arbeit ablenken), sondern nur bei meinen Pflichten, vor allem wenn sie mich überfordern und ich mich ihnen nicht gewachsen fühle. Dann möchte ich mich entziehen, darf aber nicht, bin jedoch blockiert und schaffe es oft nicht einmal in kleinen Schritten.

Grundsätzlich hilft es mir, mich selbst nicht in einer Opferrolle am Boden liegend zu halten, sondern innerlich aufzustehen und drüber zu stehen über dem Problem, damit wird es kleiner und übersichtlicher und flößt mir weniger Angst und Beklemmung ein. Es wird bewältigbarer.

Dadurch kommt aber noch keine Motivation bei mir auf. Noch immer möchte ich es umgehen. Ich versuche, von Kleinkindern zu lernen, die sich spontan hochhieven und ihr Umfeld vorurteilslos und ohne Ängste und Selbstzweifel erkunden mit ihren ersten Schritten. Es hilft mir, wenn ich mich von diesem verkrampften Blick des x-mal verletzten Erwachsenen löse und versuche, möglichst vorbehaltlos und mit unverstelltem Blick an die Sache ranzugehen.

Da ich bei vielen anderen Themen durchaus große Neugier, Wissbegier und intrinsische Motivation verspüre, habe ich mich oft gefragt, warum auf einmal der Rollladen fällt, wenn ich eine negative Haltung zu einer Aufgabe einnehme und ich mich nicht zu einer intrinsischen Motivation durchringen kann.

Ich las einmal im Internet einen hilfreichen Motivationstext, wo sehr anschaulich beschrieben wird, wie man sich den "inneren Schweinehund" zum Freund machen kann, um dann im Team doppelt so viel Kraft für die Aufgabe zu haben, diesen Motivationskonflikt zu lösen und sich motivationstechnisch zu synchronisieren, um das Ziel anzugehen. Das wäre die Methode, aber zugegeben: So leicht ist es nicht. Nur wenn es gelingt, wird doppelte Energie frei, während der immerwährende Motivationskonflikt sehr viel Energie raubt.

Es ist eben wahrscheinlich nicht so, dass keine Motivation vorhanden ist, sondern eher so, dass da zwei Motivationsgegner im Innern kämpfen, die sich gegenseitig blockieren und die vorhandene Kraft verbrauchen, und zwar Höchstverbrauch.
malu60
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Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von malu60 »

Hallo Edith-Ruth,
danke für den Beitrag,les grad hier und denke,"ja genau",sehr gut analysiert.
Es ist harte Arbeit.Mir hilft manchmal Isolation,um die Kräfte bei mir zu halten.
Ich bin energiegeladen für Andere,auch bei Hobby,s,die mich stark ansprechen.

Als Rentnerin ist oft tagelang ganz schwer innerlich u.äußerlich auf zustehen.
Wut ist auch für mich ein Motivator,kämpfen für mein Kind,eine Sache geht (ging)
immer,auch für Schwächere,oder wenn Einer mich braucht,geht ganz viel...

Ja,es ist harte Arbeit und ich geb zu,mit 65Jahren,viel Therapie, hab ich dazu
immer öfter kein "Bock"mehr.......will ich mehr Lebensqualität und Antrieb
geht es aber nicht anders.,immer wieder Anlauf nehmen,zwingen,oder loslassen......Gruß malu
Leben ist mehr
Edith_Ruth
Beiträge: 73
Registriert: 1. Aug 2020, 17:53

Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

Mooseba hat geschrieben:
Aurelia Belinda hat geschrieben:Hallo Moseeba,
Homöopathie ist so viel ich gelesen habe kein Humbug.
Das sieht aber jeder anders.

Zum Hauptproblem :-)
Also, du stellst die Frage, warum soll ich dies oder jenes umsetzen, neue Lösungen suchen....

Hier die Gegenfrage. Warum macht es SINN alles so zu belassen....wenn es dir dabei so schlecht geht?

Eine Veränderung könnte doch interessant sein. Neue Wege die man noch nicht kennt sind doch immer interessant. Für manch einen.
Trau dich einfach, neue Wege Tu beschreiten. Altes das auch ja auch nicht bewährt hat, mal auszublenden. Zu gucken, wer bin ich eigentlich ohne diesen Druck von Aussen....was hätte ich für Ziele, und was macht mir u.U. ein wenig Freude?
Doch, Homöopathie ist erwiesenermaßen Humbug.

Ich habe keine Ziele und ich bin nicht im geringsten an neuen Wegen interessiert. Ich bin auch nicht auf Sinnsuche. Ich will nicht schauen, wer bin ich eigentlich u.ä. Dazu müsste ich mich ebenfalls gewaltig zwingen. Wozu das also? Ich bin nicht neugierig und interessiert. Eher im Gegenteil. Und wenn ich ein richtig starkes schlechtes Gewissen inklusive Schuldgefühle haben möchte, ist so ein Weg genau der richtige.
Ich will einfach mehr Antrieb. Mein Leben muss überhaupt nicht anders sein als jetzt.

Ich dachte, das hätte ich bereits deutlich gemacht.
Aurelia Belinda hat geschrieben:
Hier die Gegenfrage. Warum macht es SINN alles so zu belassen....wenn es dir dabei so schlecht geht?

Eine Veränderung könnte doch interessant
Trau dich einfach, neue Wege Tu beschreiten.
Weil ich mir mittlerweile sicher bin, dass die Umstände egal bzw. nicht die Ursache sind. Ich habe null Bock auf sogenannte andere Wege etc. Ich muss und v.a. will auch nicht auf Sinnsuche. Um es nochmal zu schreiben: Ich habe auch auf Alternativen null Bock, ich habe nicht einmal Bock,sie mir anzusehen. Es interessiert mich einfach nicht.
Du hast sehr wohl ein Ziel, nämlich mehr Antrieb zu haben! Und ich finde, für dieses Ziel engagierst Du Dich hier in Deinem Thread sehr stark. Du bist bereits 10 Jahre in diesem Forum aktiv. Es ist also nicht wirklich so, dass Du überhaupt keine Motivation, kein Ziel oder keinen Antrieb hast, sondern einfach ZU WENIG davon.

Du schreibst, dass Du nicht wissen willst, wer Du bist, es Dich sogar runterziehen würde. Genau dort liegt das Problem. Du willst Antrieb haben, aber Dich der Ursache des gehemmten Antriebs nicht stellen, weil es Dich runterziehen würde.

Das ist aus der Fachliteratur bekannt bei Zwängen: Zwänge sind nämlich nichts anderes als herunterregulierte Ängste. Der Zwang tritt an die Stelle der Angst. Es ist einfacher. Ich kenne das von mir, habe mich aber meiner Angst gestellt, tendiere aber immer wieder dazu, es durch Kontrollzwänge herunterzuregulieren. Es ist auch aus der Fachliteratur belegt, dass abgebaute Zwänge Depressionen ausbrechen lassen, d. h. weniger Zwang bedeutet mehr Depression. Es ist alles die gleiche Angstzwiebel mit mehreren Schichten, beängstigende Gefühle, die durch Ersatzängste, Zwänge oder Depressionen herunterreguliert werden, wobei ich persönlich der lähmenden Depression am wenigsten abgewinnen kann und deshalb stark mit Kontrollzwang gegenreguliere.

Trotzdem, ein Fortschritt ist nur erreichbar, wenn man sich den innersten Ängsten stellt, nicht alles auf einmal, aber doch so, dass sie abgebaut werden können, das ginge auch durch Konfrontation und Exposition. Dazu gibt es sogar Manuals, die ich auch durchgearbeitet habe. Theoretisch weiß ich sehr viel, die Umsetzung ist weitaus schwieriger, aber ich bin auf einem guten Weg. Nur ist meine Arbeitsfähigkeit bereits viel tiefer als bei Dir, sodass meine Fortschritte nur für mich groß erscheinen. Fakt ist, dass ich nicht mehr ausreichend funktioniere und nicht mehr voll arbeitsfähig bin.

So gesehen hast Du die besten Chancen auf Heilung mit erst 38!
Deine Beiträge zeigen doch schon sehr gut, wie Du herausgefunden hast, was bei Dir nicht funktioniert. Du grenzt es immer mehr ein und sagst es doch selbst: Es liegt nur am Antrieb, der kommt aus Deinem Inneren mit Deinen grundlegenden Bedürfnissen nach Sicherheit (deshalb hältst Du Deinen Job) und Zuwendung (Du willst Familie). Das sind grundlegende Wünsche und Ziele, die Du hast und nicht aufgeben willst, sondern sogar zeitlich zunehmend gefährdet siehst, was Dich in Torschlusspanik versetzt. Du hast Antrieb und Energie, kannst sie aber nicht kontrollieren und fokussieren auf das Gewünschte. Noch nicht, aber Du kannst es Dir erarbeiten.
Edith_Ruth
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Registriert: 1. Aug 2020, 17:53

Re: Woher haben die Menschen ihre ganze Energie?

Beitrag von Edith_Ruth »

malu60 hat geschrieben:Hallo Edith-Ruth,
danke für den Beitrag,les grad hier und denke,"ja genau",sehr gut analysiert.
Es ist harte Arbeit.Mir hilft manchmal Isolation,um die Kräfte bei mir zu halten.
Ich bin energiegeladen für Andere,auch bei Hobby,s,die mich stark ansprechen.

Als Rentnerin ist oft tagelang ganz schwer innerlich u.äußerlich auf zustehen.
Wut ist auch für mich ein Motivator,kämpfen für mein Kind,eine Sache geht (ging)
immer,auch für Schwächere,oder wenn Einer mich braucht,geht ganz viel...

Ja,es ist harte Arbeit und ich geb zu,mit 65Jahren,viel Therapie, hab ich dazu
immer öfter kein "Bock"mehr.......will ich mehr Lebensqualität und Antrieb
geht es aber nicht anders.,immer wieder Anlauf nehmen,zwingen,oder loslassen......Gruß malu
Liebe Malu,
das hast Du schön beschrieben. Ja, man lernt sich selbst immer besser verstehen, kennt die eigenen Knöpfe, die man drücken muss, weiß, wann auf einmal Kraft und Motivation kommt (und wann nicht). Daraus kann man sich dann ein eigenes Rettungsnetz knüpfen. So mache ich es und bin immer noch dran, weshalb mir der Austausch hier spürbar gut tut. Wir haben dasselbe Problem, wir sind nicht allein damit. :)
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