Mir geht´s (nachhaltig) besser...

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Maggi
Beiträge: 27
Registriert: 27. Feb 2004, 10:37

Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von Maggi »

Hallo an Euch alle,

wie nach meinem Rückzug von diesem Forum vor ca. zwei Monaten versprochen, melde ich mich wieder, wenn es mir nachhaltig besser geht.
Damals viel mir auf, dass 98 % der Einträge in diesem Forum eher als noch depremierender als stimmungsaufhellend wirkten.
Ich als Depri-Neuling hatte den Eindruck, dass eine Depressionserkrankung eigentlich nie endet.
Heute weiß ich auch warum: Seit es mir wieder besser geht(seit ca. 4 - 5 Wochen - also kann man schon durchaus von einer Nachhaltigkeit sprechen), hatte ich auch überhaupt keine Lust, in dieses Forum zurückzukehren. Und so wie mir, geht es bestimmt auch den meisten, die eine schwere depressive Phase gerade hinter sich gelassen haben.
Aber, um gerade den Depri-Neulingen wie ich es war, eine Hoffnung zu geben: EINE (wenn auch vielleicht nur vorübergehende - das weiß ich noch nicht) HEILUNG IST MÖGLICH!!!

Auch ich hatte anfangs eine sehr differenzierte Meinung zu dem "Chemiebaukasten", welchen mir mein Psychodoc verordnet und mein Hausazt für richtig und notwendig bezeichnet hatte. Besonders die extrem starken Nebenwirkungen des Nortrilen (Fehlsichtigkeit, Schwindel, starkes Zittern und vollkommenes Konzentrationsunvermögen) und des Clomipramin (Schlaflosigkeit), welche mich zum Absetzen dieser Medis zwangen, haben nicht gerade zu einer Vertrauensbildung zu diesen Medis geführt. Aber, auch für mich war "ein Kraut gewachsen" und dies hieß Amitriptylin. Auch mit diesem Medikament hatte ich anfangs zu kämfen. Wobei die bis heute in verminderter Form anhaltenden NW´s (Benommenheit, Apathie, Müdigkeit und Mundtrockenheit) nicht unbedingt als sehr störend empfungen wurden. Aber der Heißhunger und die damit verbundene Gewichtszunahme (8 kg) - schrecklich!!! Jedoch halb so schrecklich wie die krakenhaften Auswirkungen einer schweren Depression.

Heute habe ich dann auch eine sehr interessante und wie ich meine, richtig gut nachvollziehbare Seite im Netz gefunden. Für jeden, den´s interessiert:

http://www.medizinfo.de/kopfundseele/de ... ession.htm

Was mir besonders an den dortigen Ausführungen zum Thema Depression gefällt - die Betrachtensweise des Autors, welcher keinesfalls den Tatbestand bestreitet, dass es sich bei einer Depression um eine schwere Krankheit mit einer potentiell hohen Mortalitätsrate handelt. Aber, positiv betrachtet, KANN es sich bei einer Depression durchaus auch um eine Schutzreaktion des Körpers handeln. Und dies war bei mir eindeutig der Fall. Ich weiß zwar nicht, ob mein vegetativer Zusammenbruch (Nervenzusammenbruch) am 13.02.2004 ein Erkrankungsgrund für meine Depression oder vielleicht auch schon Bestandteil Dieser war - Fakt ist, es war die (wahrscheinlich) letzte Warnung, mein Leben zu ändern und mich nicht weiter kaputt zu machen. Zu dieser Erkenntnis bin ich OHNE Therapeuten gekommen (dies soll keineswegs die Arbeit der Therapeuten negieren!!!). Und damit bin ich schon bei der zweiten Ausführung dieser o. a. Seite, welche mir sehr, sehr gut gefiehl und welche auf mich auch vollständig zutreffend ist. Der Autor beschreibt den Umstand, dass viele ehemalige Depressionskranke als ganz andere Menschen aus Ihrer Krankheit zurückkamen. Und auch dies trifft auf mich uneingeschränkt zu. Mein bisheriges, nur auf Leistung und Karriere bedachtes Leben, hat sich in den letzten Wochen komplett geändert. Ebenso wie meine Einstellung dazu. Natürlich brauch man ein gewisses Maß an Erfolg, schließlich will man ja auch essen. Aber müssen es wirklich immer der Mercedes, die Südamerikarundreise (welche letztlich zwar wunderschön aber überhaupt nicht erholend bzw. entspannend ist) oder die 200-qm-Villa sein???!!! Mein komplettes Leben hatte sich immer nur auf die Zukunft ausgerichtet, die Gegenwart war letzlich überhaupt nicht existent.
Hierzu fällt mir in letzter Zeit der alte und sehr bekannte "Witz" immer wieder ein (ist eigentlich gar kein Witz) - die Unterhaltung zwischen dem (damals) reichsten Mann weltweit - Aristoteles Onasis und einem armen griechischen Fischer. Für jeden, der ihn (den "Witz") nicht kennt:

Onasis trifft auf einen Fischer, welcher am Strand in der Sonne liegt und fragt diesen: "Warum liegst Du hier in der Sonne? Warum arbeitest Du nicht?"
Der Fischer antwortet ihm: "Ich habe heute schon gearbeitet und 20 Fische gefangen."
Onasis: "Warum arbeitest Du dann aber nicht weiter und fängst 50 Fische?"
Der Fischer fragt "Warum soll ich das tun?"
Onasis: "Dann kannst du dir irgendwann einmal ein größeres Boot kaufen und weiter hinaus fahren und mehr Fische fangen."
Der Fischer: "Warum soll ich das denn tun?"
Onasis: "Weil Du dann weiter draußen viel mehr Fiche fangen kannst und dir viel später aus dem größeren Erlös eine eigene Trawlerflotte aufbauen kannst."
Der Fischer: "Und warum soll ich mir eine eigene Trawlerflotte aufbauen?"
Onasis: "Dann kannst Du andere Fischer einstellen und brauchst nicht mehr selbst den ganzen Tag mit rausfahren. Dann hast Du viel Freizeit und kannst den ganzen Tag in der Sonne liegen."
Der Fischer erwiedert: "Das mach ich doch aber jetzt schon!!!"

So, für alle, die es mit dem Lesen bis hierher durchgehalten haben:
Ich wünsche Euch wirklich alles erdenklich Gute und hoffe, dass Ihr irgendwann meine positiven "Heilungserfahrungen" teilen könnt. Mir wünsche ich, niemals auf dieses (super gute - an Dr. Niedemayer) Forum zurückkehren zu müssen.

Maggi (Heiko)

P.S. Etwas depressionsbezogenen Streß hab´ich schon noch: Muss das Amitritylin noch vollständig ausschleichen (bin erst auf 75 mg runter)- schaff ich aber auch noch!!! Und wenn nicht gleich, dann halt ein, zwei Wochen länger. Ich hab´ jetzt viel Zeit (siehe oben).
Chaca58
Beiträge: 21
Registriert: 22. Mär 2004, 18:55

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von Chaca58 »

Hallo Maggi,

es freut mich, das zu lesen, obwohl ich nicht sicher weiß, ob wir uns im Forum schon mal begegnet sind.

Jedenfalls kann ich Dich gut verstehen - mir gehts es seit ein paar Tagen besser, was sicherlich daran liegt, dass ich endlich die Entscheidung getroffen habe, meinen Job aufzugeben und nun nur noch stundenweise meine Arbeit an eine Kollegin abgebe und Mitte nächster Woche dann vollkommen raus bin aus der Firma. Und das erleichtert ungemein!!!

Seitdem geht es mir spürbar besser - ich freu mich auf die freie Zeit, bin viel ausgeglichener und fröhlicher als die Wochen zuvor. Und dementsprechend kann ich hier auch kaum noch was beitragen, weil es so unwirklich erscheint. Es scheint alles so weit weg zu sein, alles, was mit der Depri zusammenhängt.

Und es ist gut so!!! also nur Mut, liebe Betroffene, es gibt eine Besserung.

liebe grüße
chaca
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von DepriXX »

hallo maggi,
schön, dass es dir besser geht.

es gibt aber depressionen, die scheinbar nicht heilbar sind, das sollte man auch mal sagen!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Maggi
Beiträge: 27
Registriert: 27. Feb 2004, 10:37

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von Maggi »

Hallo Chacca,

danke für eine Antwort.

Freut mich, dass es auch Dir wieder besser geht.
Auch ich habe eine viermonatige Arbeits-Auszeit genommen.
Hat mir zwar finanziell nicht sehr gut getan (bin selbständig - die festen Kosten laufen ja weiter und das vor 13 Jahren versicherte Krankengeld ist nicht die Welt - naja, selber schuld), war aber vollständig richtig. Holt mich die Depression wieder irgendwann unter ihr dunkelgraues Tuch, werde ich auch wieder ohne zu zögern meine Krankenversicherung in die Pflicht nehmen.

Noch bin ich zwar krank geschrieben, aber weniger weil ich unter den Krankheitssymptomen leide, sondern weil ich heute noch nicht mit den Nebenwirkungen der Medis (Benommenheit, Müdigkeit, Apathie) zurechtkomme. Auch die derzeitige Ausschleichung der Medis hinterläßt Spuren (schlaflose Nächte).
Seit ich da ein Schild an meinem Büro und einen adäquaten Spruch auf meinem Anrufbeantworter habe ("Wegen Kranheit bis auf weiteres...." und "In BESONDERS dringenden Fällen erreichen sie mich unter..."), geht´s eigenartigerweise auch. Und die Kunden akzeptieren´s auch. Und diejenigen, die´s nicht akzeptieren - naja, mir auch egal (gehört zu meiner neuen Lebenseinstellung - hätte es früher nie gegeben).

Wie Du schon sagtest, geht es Dir (erst) seit ein paar Tagen besser. Nicht aufgeben, wenn´s wieder andersrum kommt. Es ist eher sogar anzunehmen, dass Du wieder einige Tief-Tage hast. War bei mir zumindest so. Am Anfang fünf besch... Tage und dann zwei gute Tage. Im Laufe von zwei Monaten hat sich´s gedreht: Zwei besch... Tage und fünf gute Tage. Auch heute bin ich nicht zu 100 % stabil. Im Großen und Ganzen sind die Tage auch heute noch lust- und freudlos. Aber zwischen Lust- und Freudlosigkeit und schweren Depressionen liegen Welten. Also, nicht aufgeben!!! Die Besserung kommt nur schleichend und unmerklich (wie man so sagt: Zwei Schritte vor und einen zurück).

Zu Deiner Ausführung "... man kann sich heute (an besseren Tagen) gar nicht mehr an schlechte Tage erinnern":
Da hast Du vollständig recht. Dies habe ich vollkommen gleich empfunden und diese meine Erkenntnisse meinem PsychoDoc auch mitgeteilt. So wie man sich während schwersten Depressionen überhaupt nicht daran erinnern kann, jemals irgendwann mal schöne Tage im Leben erlebt zu haben, so kann ich mich heute schon wieder überhaupt nicht mehr in den "dunkelgrauen" Februar reinversetzen. Habe schon wieder selbst die Worte auf den Lippen: "Reiß Dich zusammen". Naja, vielleicht ´ne Schutzreaktion des Körpers???!!!

So, ´ne depressionslose Zukunft wünsch ich Dir

Maggi
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von artemis »

Das wird hier ja auch oft genug diskutiert SuMu.
Aber lassen wir doch mal einen Beitrag stehen als das was er ist - eine positive Geschichte eines Depressiven.
Die langwierigen oder schwierigen Fälle reichern sich hier eh an. Und ich finde es einfach nur gut, wenn jemand, der richtig raus ist, sich hier noch mal meldet und Hoffnung mach, daß es wirklich so laufen kann, wie bei den meisten, die sich nicht mehr melden, wenn es ihnen dauerhhaft gut geht.

Arte
Maggi
Beiträge: 27
Registriert: 27. Feb 2004, 10:37

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von Maggi »

Hallo SuMu,

da Du Dich sicherlich in einer tiefdunklen Depressionsphase befindest, kann ich von Dir auch nicht verlangen, dass Du das Positive in meinem Beitrag siehst.
Aber (nicht böse gemeint!!!), für Dich habe ich diesen Beitrag auch (leider) nicht geschrieben.

Es tut mir wirklich leid, dass Du zu denjenigen gehöhrst, die Ihre Krankheit nicht geheilt bekommen. Aber um den Sinn meines Beitrages nochmals hervorzuheben: Ich habe ausschließlich die Depri-Neulinge angesprochen.
Als ich vor einem halben Jahr dieses Forum gefunden habe, musste ich davon ausgehen, dass diese Krankheit unheilbar ist. Nie habe ich einen Beitrag nach dem Motto "... bin wieder gesund" gefunden.
Statistisch gesehen, werden aber 90 % aller Deoressionserkrankten wieder vollständig geheilt. Sicherlich ist die Gefahr groß, dass es wieder zu einer neuen Depri-Episode kommt, aber bis dahin zumindest - erstmal geheilt.
Auch mein PsychoDoc sagte mir im Februar: "... in meiner Laufbahn als Psychater kam es noch nie vor, dass ein (heute noch lebender) Patient nicht früher oder später als geheilt entlassen wurde". Natürlich habe ich ihm das nicht geglaubt, ich habe ja die Beiträge in diesem Forum gelesen!!!

Weiterhin habe weder ich noch irgend sonst jemand, der von mir zitiert wurde jemals behauptet (zumindest im letzten halben Jahr), dass das depressive Syndrom keine Krankheit sei. Die Behauptung aus dem oben zitierten Beitrag stellt lediglich fest, dass eine Depression bei EINIGEN Menschen durchaus auch eine Schutzreaktion des Körpers vor noch evtl. bevorstehenden, schlimmeren Krankheiten (wirklicher Wahnsinn, Herzinfarkt etc.???) sein KÖNNTE. Eine Schutzreaktion wegen eigener Überforderung des Körpers und der Seele. Und dies traf bei MIR vollständig zu. Das Eine (die Krankheit) schließt das Andere (die Schutzreaktion) nicht aus. Fieber ist auch eine Schutzreaktion des Körpers. Niemand würde aber behaupten, dass derjenige, der mit 40°C Fieber im Bett liegt, nicht auch gleichzeitig krank sei.
Aber wie schon gesagt: Wenn Du nochmal oben nachschaust - da steht eindeutig, das es sich dabei um eine MEINUNG handelt und das dies bei MIR zutraf. Ich lasse mir aber niemals von irgendjemanden meine eigene Meinung vorschreiben. Jedoch habe ich niemals behauptet, dass MEINE Krankheitsursache auch auf DICH zutreffen müsse!!!

Nochmals und abschließend: Ich will allen Depri-Newcomern sagen: DEPRESSIONEN SIND HEILBAR!!! Leider nicht bei allen, aber die Chance auf Heilung ist groß.

Ich hoffe, dass Du mir diesbezüglich irgendwann mal zustimmen kannst und verbleibe mit den besten Genesungswünschen.

Maggi
Maggi
Beiträge: 27
Registriert: 27. Feb 2004, 10:37

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von Maggi »

Hallo Arte,

Danke!!!

Gruß, Maggi
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Mir geht´s (nachhaltig) besser...

Beitrag von artemis »

Nee Maggi,
kein Danke an mich, lieber eins an dich für deinen Erflogsberichte hier.
Ich hoffe dich hier nie wieder lesen zu müssen, weil es dir einfach nur gut geht.
Wenn es anders kommen sollte, was ich nicht glaube und dir schon gar nicht wünsche, dann wirst du hier bestimmt wieder Verständnis finden.
Jetzt und heute freue ich mich einfach, daß es dir so gut geht.
Arte
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