Hallo zusammen,
Das Thema beschäftigt mich sehr -
Es gehört zu den Bereichen, die ich selbst an "meiner Störung" am wenigsten verstehe - nach wie vor kaum Worte finde -
Und es ist ein Thema, dem ich mich in seiner ganzen Dimension nicht immer stellen kann. Oft kommt da dieser Impuls "zu fliehen" - "zu verdrängen", weil es "unaushaltbar" erscheint.
Es sind viele Aspekte angerissen worden - Fragen gestellt worden - Versuche der Erklärung - Versuche des Umgangs damit angedacht worden.
Vielem davon würde ich gerne weiter nachgehen - aber schaffe es (noch?) nicht.
Ich versuche erste kleine Antworten.
@Lana2.
Du fragst nach meiner Lebenssituation. Ich habe im "außen" viel Kontakt und bin täglich unter Menschen. Ich bin 50 Jahre alt, verheiratet, habe 2 Töchter (17 und 14) und bin halbtags als Gynäkologin in einer Praxis angestellt.
Trotzdem fühle ich mich innerlich unendlich einsam - Du schreibst von einer unsichtbaren Mauer. Antiope beschreibt den Kontrast, den sie spürt unter Menschen - dieses eigene "versteinert sein" - im Gegensatz zur Lebendigkeit ihrer Mitmenschen, das sie kaum aushalten kann. Ich kenne beides - zur Zeit geht es mehr in Antiopes Richtung - ich fühle innerlich "nichts. Ich bin wie taub, leer, stumm, tot... Es gab in einem anderen Thread eine Geschichte "zum schönsten Herz", die mich sehr bedrückt hat, weil es genau diese Problematik beschreibt unter der ich leide - es ist als hätte ich innerlich "kein Herz", dass ich mit anderen teilen könnte. Dabei ist da diese große Sehnsucht nach Nähe - nach Geben und Nehmen. Ich schaffe es nicht, fühle mich gefangen hinter (selbst gebauten?) Mauern - ohnmächtig - ausgeliefert.
Und dann ist immer wieder dieses Gefühl, dass ich mich mit all meiner "Versteinerung" niemandem zumuten DARF !!!- dass ich andere "überfordere", "erschöpfe" - ja konkret " anderen schade". Es wurde vom "schwarzen Loch geschrieben in diesem Thread - ich habe Angst davor, dass ich andere mit hinein reiße in dieses Loch.
Ich arbeite mit meinen Therapeuten daran - ungefähr so, wie ich es schon schrieb. Zuerst daran zu arbeiten, mich selbst wahrzunehmen - auch "verbotene" Gefühle wie Zorn, Wut, Aggression zulassen lernen....
Er erklärt mir meine "Störung" über frühe emotionale Not, die zur Ausbildung von Verhaltensmustern geführt habe, die in früher Kindheit lebensnotwendig waren - und heute mein Empfinden immer noch steuern. Es geht ihm ganz klar auch nicht um "Schuldzuweisung" - es gibt keine "perfekten Eltern". Es geht ihm mehr darum, mich selbst besser zu verstehen, um mich und meine Zustände besser steuern zu können.
Natürlich muss das bei Dir nicht so sein.
Auch für mich ist es nur so eine Art "Erklärungsmodell", das ich annehmen kann, da seine Ausführungen mit meinem inneren Empfinden übereinstimmen. Ich selbst spreche von mir und meiner Kindheit in ziemlich den gleichen Worten wie du. Und weil ich darin so viele Parallelen finde, möchte ich Dir noch etwas mehr erzählen und dich animieren, es auf dich wirken zu lassen.
Ich weiß, dass meine Eltern es beide gut mit mir und meinen Geschwistern meinten - trotzdem ging es mir nicht immer gut. Und ich lerne gerade, dass dieses Empfinden mein eigenes subjektives Erleben war/ist, welches jedem Menschen insofern zusteht, als dass es ihn prägt. Es ist gut, dass ich von meinen Eltern sagen kann, dass sie nicht "bösartig" waren - eigentlich wollten beide "gute Eltern" sein. Sie hatten beide einfach auch ihre Bereiche, in denen sie überfordert waren. Du entschuldigst deine Eltern, indem du dich als zu "sensibel" bezeichnet hast oder schreibst, dass du zu viel an "Anerkennung" gebraucht hättest. Auch ich habe so reagiert und tue es bis heute. Ich suche die Schuld bei mir selbst. Aber nicht nur das - ich habe mich verantwortlich gefühlt, wenn meine Mutter traurig war. Ich habe mich um sie gekümmert und tue es bis heute. Emotional war sie oft unendlich weit weg - nicht erreichbar. Unberechenbar leider auch in ihren Reaktionen - aus dem "nichts" heraus konnte sie "explodieren". Richtig "glücklich" oder " unbeschwert fröhlich" habe ich beide nie erlebt
Und es bleibt tief in mir eine Sehnsucht - nach "EINEM" Menschen, bei dem ich mich "geborgen" fühlen darf. Sicher.
So wie du es beschreibst
Oft denke ich auch, dass wenn es diese eine Person gäbe, die da ist, die da bleibt, die zuhört und evtl auch mal eigene Bedürfnisse zurücksteckt, dann wären alle Schwierigkeiten weg.
Das sind so ein paar Gedanken
Du schreibst sehr wenig von Dir? Zuerst dachte ich, dass du deutlich jünger wärst als ich - inzwischen bin ich mir da unsicher. Magst du etwas erzählen?
Liebe Grüße
Camille