Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepressiva

anna54
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
wie in anderen Bereichen der Medizin gibt es unterschiedliche Einstellungen bei Patienten,der eine will den Diabetes mit Medikamenten " in der Griff" bekommen,der andere stellt seine Ernährung und Lebensweise um und sieht plötzlich,wie man gut leben kann.
Psychische Krisen entstehen auf Brüchen,die das Leben letztlich für jeden bereithält.
Aber eine größere Verletzbarkeit wird einigen schon in die Wiege gelegt.
Dann kommt ein hoher Anspruch an sich selbst dazu.
Das legt einen Nährboden,auf dem eine Depression gut wachsen kann.
Ungesunder Stress,Überbelastung auf lange Zeit,Lebenskrisen und dann der Punkt,an dem nichts mehr geht.
Wie anders,als mit Antidepressiva soll den ein Arzt handeln können,hat er Zeit für Gespräche,immer wieder,dafür bekommt er kein Geld,eine Krisenintervention----die wird noch gut bezahlt.
Auch glauben viele Ärzte immer noch den Informationsquellen,zu denen sie bisher Vertrauen hatten.
Ich habe ewig Antidepressiva eingenommen,zuletzt Fluoxetin.
Als ich die erste Info gelesen habe,dass ich davon manisch werden kann,habe ich es abgesetzt.
Ohne etwas zu wissen über Absetzprobleme,ich wollte es nicht mehr nehmen,und hab alle weiteren erneuten Phasen der Depression "in Kauf genommen".
Viel viel später erst bekam ich Fachliteratur in die Hand,wo ich dann nachlesen konnte,was ich da eigentlich immer geschluckt habe.
Wenn Depression nur über Hirnstoffwechsel erklärt wird,dann scheint die Regulierung ja sinnvoll.
Ärzte werden von ihren Versicherungen angewiesen,weil Risiko, Medikamentenreduzierung erst mal abzulehnen.
Angstfrei ist es für den Patienten nicht,aber ich bin inzwischen entschlossen,zumindest auf eine Niedrigdosierung zu kommen.
In Holland hätte ich die Möglichkeit,dass meine Medikamente in Kleinstschritten abdosiert werden,ohne dass ich weiß,wie viel ich noch nehme.
Dieser Weg scheint mir sehr hilfreich,weil die Angst kleiner wird,dass es nicht reicht,dass ich mir Symptome einrede,die keine Berechtigung haben. Angst ist immer der schlechteste Ratgeber,und die Angst vor der Angst unerträglich.
Mutmacher sind gefragt!
anna54
Peter1
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Peter1 »

Hallo Anna
Manche Diabetiker müssen trotz Umstellung der Ernährung, den Diabetes mit Medikamenten regeln, um auf annehmbare Werte zu kommen.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
silkesilke
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von silkesilke »

Hallo!

Es zeigt sich mal wieder, dass die Erfahrungen mit Ärzten unterschiedlich sind. Ich kann für mich sagen, dass keine ausführliche Abklärung stattgefunden hat, eher eine Beruhigung und eine Darlegung, warum es aus Sicht der Arztes notwendig sei.

Abstürze hatte ich unter vielen Jahren mit Antidepressiva trotzdem, ich habe weiter reaktive Chrash gehabt. Aus denen bin ich mit der Zeit rausgewachsen, weil sich vieles in meinem Leben geklärt hat, was mit für die Brücke verantwortlich war (Beziehung, Job). Therapie war für mich hilfreich, das ist ja auch unterschiedlich.

Nach einem gescheiterten Absetzversuch hatte ich nach einem Arztwechsel hierzu eine ausführliche Aufklärung und gute Begleitung. Das hat mir gut getan.

Grüße in die Runde, Silke
momadome
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von momadome »

Hallo Allegretto,

ich habe nachgesehen, deine Tabletten sind keine Kapseln, stimmt das ?

Ich erzähle dir mal, wie ich ausgeschlichen habe, nach 5 Jahren in teilweise der Höchstdosis, ohne Absetzerscheinungen.

Ich habe Retardkapseln genommen. Das ist wichtig, denn die kann man öffnen.
Bis zur Dosis von 150mg habe ich in 37,5 mg Schritten reduziert, alle 4 Wochen einen Schritt nach unten. Und dann habe ich eine 150 mg Kapsel geöffnet, die enthaltenen Kügelchen gezählt und dann jeden Tag die zu nehmende Kapsel geöffnet, 2 Kügelchen rausgenommen, wieder zumachen und einnehmen. 5 Tage später dann 4 Kügelchen raus, nochmal 5 Tage später 6 Kügelchen usw.
Als ich bei der Hälfte des Inhalts angekommen war, bin ich auf die 75 mg Kapseln umgestiegen und habe im selben Verfahren weitergemacht. Bei wieder der Hälfte Umstieg auf 37,5 mg Kapseln und die dann weiter reduziert bis zum Ende des Inhalts.

Das hat natürlich sehr lange gedauert, aber das war mir egal, Zeit hatte ich ja. Aber ich hatte damit keinerlei Absetzerscheinungen.

Später habe ich Cipralex abgesetzt, indem ich auf die Tropfenform umgestiegen bin und auch da tropfenweise in wöchentlichem Turnus reduziert habe.

Mein Doktor hat sich zwar gewundert, aber nach meinen guten Erfahrungen, gibt er diese Methode jetzt auch an andere Patienten weiter, die viele Jahre lang ein AD genommen haben.

Ich denke, es ist ein großer Unterschied für unseren Körper und unser Gehirn, wie lange und in welcher Dosierung ich AD nehme, wenn es um die Geschwindigkeit und die Dosierung beim absetzen geht. Und Ärzte verfahren halt auch gerne nach dem Schema F das sie mal gelernt haben. Was nach einigen Monaten AD durchaus funktionieren kann, nach vielen Jahren eher nicht.
Und ich bin ein mündiger Patient und habe zwar Vertrauen, aber eben kein blindes.

Alles Gute für deinen Absetzprozess.

Jojoma
Peter1
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Peter1 »

Hallo Kolibri
Sicher habe ich auch ein wenig Glück gehabt, aber die Hilfen, die ich bekomme, kann jeder andere auch haben. Man muss nur wissen, wo und wie man sie bekommt. Meine Ausgangsposition war schon eine besondere, das zeigt, das ich einen anderen Weg gehen musste, als viele Andere. Den Vorwurf, das ich empathielos schreibe, höre ich nicht zum ersten mal von dir, aber ich kann damit leben.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Ein Sommertag
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Ein Sommertag »

Vielleicht ist es, dass du nur das Positive beschreibst.
Einen gesetzlichen Betreuer zu haben, kann durchaus auch Nachteile mit sich bringen.

Mir gefällt es z.B. auch nicht, dass pauschal immer dieselben Sätze fallen:
Hausärzte haben nur rudimentäre Kenntnisse in Dingen, die die Psyche betreffen.
Medikamente, Medikamente, Medikamente,
Psychiater, Psychiater, Psychiater,
Medikamente sollen nur für die Therapie zugänglich machen. Dieser Satz hört sich so, entschuldige bitte, nachgeplappert an. Ob es wirklich so ist, ist umstritten. Wie schon gesagt, Therapie beinhaltet die Arbeit an den Emotionen und es gibt genauso die Theorie dass das besser klappt, wenn diese ungedeckelt sind.

Jeder ist individuell. Immer wieder liest man, dass eher zu viele Psychopharmaka verschrieben werden und ich denke, das ist die Gefahr der Peerberatung. "Ich habe es so und so gemacht... das ist bestimmt auch was für dich."
Du weißt doch gar nicht, wie du dich ohne entwickelt hättest, wie das Absetzen verläuft, wie du nachher mit der beeinflussten Hirnchemie, den umgebauten Strukturen im Gehirn die sich wieder neu tarieren müssen, leben kannst und was das Quetiapin langfristig anrichtet.

Mein Weg wäre es absolut nicht gewesen. Ich bin froh, es ohne Antidepressiva geschafft zu haben. Das ist z.B. auch durch gute Therapie so gelungen.

Auch finde ich, du deutest einiges positiv, was ich z.B. sogar als Behandlungsfehler empfinde. Wenn ich jemanden in der Klinik dermaßen mit Triggern konfrontiere ohne ihn vorher ausreichend zu stabilisieren, dass er ein paar Tage schlafen gelegt werden muss ist das für mich nicht;: "Boah, da wurde etwas in Gang gesetzt." Es ist wohl nicht sehr schwierig, jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen, die Kunst wäre es gewesen, das nicht zu tun, ihm vorher passende Werkzeuge zu verschaffen, nicht abzubauen. Das wurde wohl versäumt.
anna54
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von anna54 »

Hallo Sommertag
ich kann deinem Beitrag nicht entnehmen,wen du ansprichst?
anna54
Ein Sommertag
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Ein Sommertag »

Hallo Anna
entschuldige, das ging an den Beitrag genau über meinem, also an Peter.
Allegretto
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Allegretto »

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Zuletzt geändert von Allegretto am 26. Okt 2020, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
Peter1
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Peter1 »

Hallo ein Sommertag
Zitat
Vielleicht ist es, dass du nur das Positive beschreibst.
Einen gesetzlichen Betreuer zu haben, kann durchaus auch Nachteile mit sich bringen

Beschreibe mir doch bitte die Nachteile.
Zitat
Mir gefällt es z.B. auch nicht, dass pauschal immer dieselben Sätze fallen:
Hausärzte haben nur rudimentäre Kenntnisse in Dingen, die die Psyche betreffen.
Medikamente, Medikamente, Medikamente,

Das Fachärzte mehr Kenntnisse von ihrem Fach haben, ist doch wohl unbestritten, warum heißen sie sonst Fachärzte ?
Medikamente waren für mich unumgänglich, weil ich selbst für meine Betreuerin nicht ansprechbar war. Ich hatte mich vollkommen in mich selbst zurück gezogen. Nachts habe ich zwei bis drei Stunden mit Unterbrechungen geschlafen. Wie sollte in dem Zustand eine Psychologin zu mir durchdringen ? Erst Quetiapin in wechselnden Dosierungen ließ mich wieder 8 bis 10 Stunden schlafen, und ich konnte mich einigermaßen erholen.
Zitat
Jeder ist individuell. Immer wieder liest man, dass eher zu viele Psychopharmaka verschrieben werden und ich denke, das ist die Gefahr der Peerberatung. "Ich habe es so und so gemacht... das ist bestimmt auch was für dich."
Du weißt doch gar nicht, wie du dich ohne entwickelt hättest

Doch, das weiß ich ! Mich gäbe es nicht mehr. Warum war ich wohl die ersten 1,5 Wochen auf einer Teil geschlossenen Station? Durfte die Station nur in Begleitung verlassen. Die Arbeit macht sich das Personal bestimmt nicht zum Spaß.
Zitat
Auch finde ich, du deutest einiges positiv, was ich z.B. sogar als Behandlungsfehler empfinde. Wenn ich jemanden in der Klinik dermaßen mit Triggern konfrontiere ohne ihn vorher ausreichend zu stabilisieren, dass er ein paar Tage schlafen gelegt werden muss ist das für mich nicht;: "Boah, da wurde etwas in Gang gesetzt." Es ist wohl nicht sehr schwierig, jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen, die Kunst wäre es gewesen, das nicht zu tun, ihm vorher passende Werkzeuge zu verschaffen, nicht abzubauen. Das wurde wohl versäumt.

Die passenden Werkzeuge wurden mir parallel zur Gesprächstherapie vermittelt, da lassen sich Überschneidungen nicht immer vermeiden. Gleichzeitig sollte man aber auch bedenken, das ich zu der Zeit keineswegs stabil war. Sonst wäre mein Aufenthalt wohl nicht so lang geworden. Geplant waren am Anfang 6 Wochen, gedauert hat der Aufenthalt 3 Monate. Das mich die Einzelgespräche aus dem seelischen Gleichgewicht bringen, stand von vorne herein fest, nur nicht, das ich so extrem reagiere.
Der Endeffekt war, als ich aus der Klinik entlassen wurde, war ich relativ stabil, und nur das zählt. Der Weg zu dieser Stabilität ist vollkommen uninteressant, wichtig war nur das Ergebnis.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Kirsten29
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Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Sommertag,

du wirkst ein bisschen auf mich, als hättest du dich auf Peter "eingeschossen". In diesem Thread, im "Unordnung und Erschöpfung" und in seinem Thread. Für mich sind es gefühlt nicht nur einzelne Passagen, mit denen du nicht einverstanden bist (was du ja natürlich auch nicht sein musst), sondern fast alles, was er schreibt.

Mir geht es nicht darum, Diskussionen in Frage zu stellen. Der eine sieht es so, der andere anders. Dem einen hilft das, dem anderen jenes. Und jeder hat so seine eigene Ausdrucksweise.

Was ärgert dich? Was ist los?

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Peter1
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Re: Psychiater gibt ausführliche Aufklärung über Antidepress

Beitrag von Peter1 »

Hallo Kirsten
Das ich kein begnadeter Schriftsteller bin, ist mir bekannt, wollte ich auch nie werden.
Ein Sommertag hat vermutlich noch nicht gelernt, das es außer ihrer Meinung auch noch andere richtige Meinungen geben kann. Da wir Menschen individuell sind, helfen bei einem Medikamente, und eine Gesprächs Therapie, und der Andere braucht keine Medis. Bei mir hat das Zusammenspiel von Ads und Therapie in zwei Jahren die Depressionen vollkommen zurück gedrängt. Ob ich geheilt bin, kann ich nicht sagen, aber das kann keiner. Jetzt muss ich nur noch schaffen, die Medikamente aus zu schleichen, möglichst ohne Rückfall.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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