Es wird wieder schlechter

[blauebadetasche]

Hallo zusammen,
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau wie und wo ich anfangen soll.
Ich bin 20 Jahre alt und war 2019 das erste mal in Behandlung aufgrund von Depressionen und Suizidgedanken. Ich habe dann eine ganze Zeit lang Venlafaxin genommen. Meine psychischen Beschwerden waren damit ganz gut behandelt, zu denen zählten vorallem soziale Ängste, Nervosität und Panikattacken und allgemeine Emotionslosigkeit. Leider haben die Tabletten mich aber auch ziemlich dick gemacht, und mein Körper ist für mich ein echt empfindliches Thema, da ich als Jugendlicher übergewichtig war. (Fürs Protokoll ich bin männlich) Ich habe dann Anfang diesen Jahres angefangen die Tabletten abzusetzen und fühlte mich wieder gut, habe abgenommen und war trotzdem nicht schlecht drauf ohne die Tabletten. Nur merke ich wie es momentan immer schwieriger wird. Was ich am besten kann ist die Dinge schlecht zu denken. Dafür mal ein Beispiel: Mir wird schon ab und zu gesagt das ich recht gut aussehe, was ich je nach Stimmung auch so sehe. An manchen Tagen find ich mich echt hübsch und an manchen abgrundtief hässlich, aber ich denke das hat jeder mal. Nun hab ich am Freitag als männliche Hauptrolle in einem Musikvideo von mir bekannten Newcomer-DJ‘s mitgespielt. Anfangs hab ich mich mega gefreut, doch je näher der Termin kam, desto größer wurde die Angst ich könnte es vermasseln und die anderen nur aufhalten/belasten. Nachdem der Dreh vorbei war hab ich mich gefreut, da niemand groß gemeckert hat mit mir, und ich dachte ich hätte meinen Job gut gemacht. Dann folgte der Gedanke, dass das Kamerateam direkt gemerkt hat, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin und es einfach so durchgezogen hat. Nächste Woche wird das Video veröffentlicht und inzwischen hab ich einfach nur noch Angst mich zu blamieren. Zumal diese DJ‘s in meinem Umfeld eigentlich jeder kennt...
Unabhängig davon rede ich auch nicht viel, weil ich ständig das Gefühl hab, die Leute interessiert eh nicht was ich sage. Es passiert so oft, dass ich beim Reden unterbrochen werde, komplett ohne Rücksicht, oder meine Aussagen werden einfach ignoriert (hauptsächlich in Gruppen). Ich habe ständig das Gefühl, egal wo ich bin, niemand will mich dabei haben.
Ich hoffe man kann meine Art zu denken so einigermaßen nachvollziehen, natürlich ist das nur die Spitze des Eisberges, auf meine familiären Umstände werde ich erst einmal nicht eingehen, das würde den Rahmen sprengen.
Diese Art zu Denken bringt mich dann dazu gar nichts mehr zu sagen, da ich permanent nur drüber nachdenke was ich denn sagen könnte, aber es darf nichts dummes sein.
Ich würde echt gerne lernen selbstbewusster zu sein und vorallem will ich lernen normale Gespräche zu führen. Dadurch, dass ich auch schlecht darin bin neue Leute kennen zu lernen, bin ich natürlich auch absolut nicht in der Lage Frauen anzusprechen (zumindest unter einem Promille). Wobei ich bis jetzt noch keine Beziehung hatte die länger als 2 Monate ging, also würde das wohl eh nichts werden.
Was ich vorallem nicht will ist wieder irgendwelche Psychopharmaka zu nehmen. Ich bin wirklich froh darüber von dem Misst weg zu sein.
Bleibt die Frage, was soll ich machen?
Ich bedanke mich direkt schon mal bei jedem der bis hier hin gelesen hat, Danke!

[DasPhantastikS]

Ich war auch einen sehr schüchterne Person, es ist nie leicht daran zu arbeiten. Meinen Ängste jemanden anzusprechen habe ich besiegt, indem ich es einfach gemacht habe. Man muss immer rausgehen und es üben in der Öffentlichkeit.

Vertrau mir, ich bin selber erst 20. Und wenn du einen Traum hast, der zum Greifen nah ist, dann musst du dahin rennen. Vielleicht wirst du auch guter Newcomer!

[Novvi]

Hallo blauebadetasche,

Erst einmal finde ich es gut,dass du deine Gedanken und gefühle mit uns teilst.

Ich kann deine Situationen gut verstehen, ich habe schon mehrfach ähnliche Situationen erlebt.

Hast du schon Mal versucht aufzuschreiben, was positiv gelaufen ist und dann dies in dann der negativen Gedanken gegenüber zustellen? Ich habe oft die Erfahrung gemacht,dass meine Gedanken nicht mit der Realität übereinstimmen und durch das verschriftlichen könnte ich oftmals akspektieren. (In einem Musikvideo mitzuspielen kann nicht jeder,da muss man schon was auf dem Kasten haben). Hast du schonmal über eine Psychotherapie nachgedacht? Vielleicht kannst du da lernen,die negativen Gedanken gegen postive zu ersetzen.

Auch die Gruppensituationen kommen mir wirklich bekannt vor. Hier habe ich für mich akseptiert,dass ich eher Einzelgespräche führe und genieße die. Hast du eine Idee was du machen könntest? Ich denke nicht,dass dich keiner leiden kann. Vielleicht bist du einfach nicht der Typ für große gruppengespräche.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft
LG
Novvi

[Grossergorilla]

Auch von mir vielen Dank, dass du das mit uns teilst.

Ich kann deine Unsicherheiten so was von nachvollziehen. Ich hab mich damit jahrelang rumgeplagt, immer zu denken, wie sehe ich denn aus, ich bin nicht witzig, weltgewandt, attraktiv, " cool" genug...
Die Gefühle kenne ich nur zur Genüge. Zum Glück wurde das irgendwann immer weniger.
Ich hab mein eigenes Kreuz zu schleppen, aber selbst vor meiner aktuellen Erkrankung war es mir schon völlig egal, was andere von mir denken.
Das war aber ein sehr schmerzhafter Prozess und ich würde dir auch empfehlen, dir vorher ggf. therapeutische Hilfe zu suchen. Das kann evtl. einiges abfedern.
Die Eigenwahrnehmung von Leuten wie " uns" (ich scher jetzt mal viele hier über einen Kamm, sorry) stimmt oft nicht mit der Realität überein - sonst wären wir ja nicht hier, sondern gesund. Mit professioneller Hilfe kann man diese Fehlschlüsse erkennen und das eigene Denken in bessere Bahnen lenken.

[Unwissend]

Wie soll man sich gutfühlen, wenn man sich selber ständig schlecht macht? Das geht leider nicht, das ist wirklich mehr als nur unmöglich.

Du musst aufhören mit diesen Gedanken, sofort! Wenn du das jetzt nicht in den Griff kriegst, wird es an dir haften bleiben, das willst du nicht.

Wir Menschen legen immer unglaublichen Wert darauf, was andere von uns denken, manche Menschen legen mehr Wert darauf, manche Menschen weniger, das ist unterschiedlich. Mit der Zeit wirst du auch merken, dass es dir eigentlich egal ist, was andere von dir denken, denn du wirst dich nur bei jenen Menschen wohl fühlen, die dir auch das Wohlfühlen ermöglichen; damit du das verstehen kannst, musst du noch etwas älter werden, du bist wohl jetzt noch zu jung um zu verstehen was ich meine, denn ich bin mehr als doppelt so alt wie du.

Du bist jetzt 20, hinterfrage nicht immer alles. Nicht alle Menschen können uns übrigens gut finden, mich finden bestimmt einige toll und einige finden mich überhaupt nicht toll. Einige finden mich hübsch, anderen falle ich gar nicht auf.

Jetzt hast du in diesem Musikvideo mitspielen können, eine Chance, die nicht alle bekommen und ich finde, man sollte einfach so Dinge ausprobieren, das ist mutig und tol und du wirst vielleicht in 20 Jahren sagen "man, hätte ich das besser nicht gemacht" oder du wirst dieses Video in 20 Jahren voller stolz zeigen können.

Ich sage immer: "in 100 Jahren interessiert es sowieso niemanden mehr." Was ist also auch tue, in 100 Jahren spricht niemand mehr darüber, deshalb will ich jede Entscheidung einfach akzeptieren, denn genau in diesem Moment hat sie gestimmt für mich und nur das ist entscheitend und das Schöne im Leben ist, dass ich jede Entscheidung auch wieder ändern kann. Ich kann heute etwas toll finden und in 5 Jahren sehe ich das anders.

Lass dich doch einfach mit dem Strom des Lebenes mitziehen und denke nicht zuviel nach, lebe einfach. Das Leben änder sich ständig, man muss schon aus diesem Grund jeden Moment geniessen und ich finde es furchtbar, wenn man so einen Moment, dass man in einem Musikdreh mitspielen kann nicht geniessen kann.

Übrigens kannst du zukünftig einfach auch denken: dass wird sicher ein wunderbarer Tag den ich verbringen kann und wenn nicht, habe ich wenigstens etwas erlebt, worüber ich erzählen kann.

Wirklich, ich appelliere an deine Gedanken! lasst diesen Meschen nicht soooooo viel denken, lasst ihn einfach leben und erleben.