Und noch eins in die Fresse

[Herculaneum]

Moinsen

Ich bin durch.

Nicht nur das Corona meiner Frau und mir so langsam die Lebensgrundlage entzieht, nein, da muss es auch noch Stress geben mit meinem Stiefvater und meiner Mutter.

Also Stress in Form von - Krankheit.

Mein SV ist Freitag vor einer Woche ins KH gekommen weil er nicht mehr k und p konnte.
Am Montag hat er sich auf eigenen Wunsch selbst entlassen.
Nachts zurück mit Notarzt ins KH.
Dann wurde er verlegt in ein anderes KH und meine Mutter - dement ca. 50 % - erzählt das er zur Reha da ist.

Meine Mutter versorgt sich nicht mehr, weil das alles mein SV gemacht hat.
Sie hat eine Untermieterin die sich halbwegs um sie kümmert und unsere Tochter bringt auch Essen vorbei.

Und dann haben wir gestern erfahren, das sie bei einem anderen Auto einen Spiegel abgefahren hat und abgehauen ist.
Naja. Polizei war da und meinten das sie nicht mehr Auto fahren sollte.
Da ist sie komplett ausgerastet und hat die Beamten beschimpft.

Heute erfahren wir das mein SV nicht in der Reha ist sondern in der Geriatrie.
Und das es schlecht um ihn bestellt ist.
Naja, 40 Jahre Valorontropfen mit Alkohol zu konsumieren in hohen Dosen kann nicht gut sein.

Jetzt kommt mein Problem.

Ich will nicht.
Ich will es nicht wissen und ich bin in einem Tief das meine Therapeutin mich letztens schon fragte "Sie tun sich aber nichts an, oder?".

Nein - Mache ich nicht !

Ich kann es einfach nur nicht ertragen diese ganzen Situationen.
Ich habe zuviel durch mit den beiden.
Ich kann es und will es auch nicht.

Meine Frau ist jetzt zu meiner Mutter gefahren um Dinge zu klären.
Wie es sich gehört hätte ich eigentlich mitfahren müssen.

Aber ich weiß das ich aus dieser Begegnung als Verlierer heraus gekommen wäre und dann könnte auch meine Therapeutin nichts mehr für mich tun.

Ich liege wieder im Brunnen
Tief unten.
Und es ist so verdammt dunkel und kalt.
Er ist Gott sei dank trocken.
Noch.
Wenn das Wasser wieder steigen wird, werde ich nicht die Kraft haben und den Willen zu schwimmen.
Ich hatte mir so viele Sicherheiten aufgebaut, die einfach wie morsches Holz weg gebrochen sind.
Ich liege zwischen ihnen und betrachte sie.
Sie brennen in meinen Augen und ich verfluche sie weil sie nicht stabil waren.
Mein Lebenswille wird langsam aufgesaugt wie eine Sonne die von einem schwarzen Loch verschlungen wird.

Alles Scheiße.

Ich bin durch.

Holgi

[Herculaneum]

Ich war so gut stabil.

Habe echt alles gerockt.
Habe Dinge zu Ende gebracht die jahrelang rum lagen.

Ich war so stolz auf mich.

Und ja ich habe diese Situation immer ausgeblendet mit meiner Mutter.

Was soll ich jetzt nur machen?

Ich kann ihnen nicht helfen.
Ich mir ja kaum helfen.

[Kirsten29]

Hallo Holgi,

Ok, deine Lage ist angespannt. Ok, du sitzt im Brunnen, dort ist es dunkel und kalt. Und du scheinst ziemlich wütend zu sein. Du willst nicht mehr ständig einspringen (bei "jahrelang Medis und Alkohol" entsteht ein vages Bild in meinem Kopf). Das ist erstmal so.

Ungefragterweise setze ich mich mit zu dir in den Brunnen. Vielleicht kommt noch jemand mit dazu. Ich kann dir zwar keinen direkten Tipp geben, außer: "Durchhalten!" Aber ich kann dir zumindest sagen, dass ich deine Situation nachvollziehen kann.

Mir geht es mit meinem Vater ähnlich. Er ist zwar erst 56, geht arbeiten usw. Aber für meine Begriffe zeichnet sich eine Demenz ab. Sein urplötzlicher Jähzorn, ständige Stimmungsschwankungen, gewaltige Erinnerungslücken bzw. verdrehte Erinnerungen setzen mir stark zu. Und mir wird immer klarer: Im Falle des Falles will ich mich nicht um ihn kümmern. So hart wie das vielleicht klingt.

Letztens hab ich gegooglet, inwieweit direkte Angehörige zur Pflege verpflichtet sind. So weit ist es also schon. Wie das mal ausgeht, kann ich nicht sagen.

Ich war letztes Jahr von uns beiden diejenige, die nach Kontaktabbruch vor über 7 Jahren den Kontakt zu ihm wieder aufgenommen hat. Ja, ich gestehe: Ich hab es seitdem schon ein paar Mal bereut. Aber das konnte ich eben vorher nicht wissen.

Und ich persönlich finde es völlig ok, wenn du jetzt einfach erstmal sagst: "Nö. Will ich nicht. Ich hab da jetzt mal einfach keine Lust drauf." So ist es im Moment und gut.

Allerdings ist der Wasserzufluss abgedreht, es wird kein Wasser steigen .

Liebe Grüße
Kirsten

[DieNeue]

Hallo Holgi,

das hört sich richtig scheiße an.

Wie es sich gehört hätte ich eigentlich mitfahren müssen.

Nein, musst du nicht. Vielleicht würde es sich "gehören", aber manchmal ist es ganz gut und sinnvoll, wenn jemand anderes das macht als die eigenen Kinder. Ich weiß nicht, wie das Verhältnis zwischen deiner Frau und deiner Mutter ist, aber vielleicht spricht es sich von Frau zu Frau auch leichter? Ich kann mir vorstellen, dass es auch einfacher ist miteinander zu reden, wenn man nicht ganz so eng verbunden ist wie Eltern und Kind. Da fällt man sehr schnell in alte Rollen (habe ich auch schon von gesunden Leuten gehört), alte Verletzungen kommen hoch, die eigenen Eltern krank zu sehen ist auch schlimm.

Ich hab noch grob im Kopf, wie es dir bei dieser Familienfeier ging. Ich denke, es ist gut, dass deine Frau sich gerade drum kümmert und du dich eher raushältst.

Du sitzt grad in deinem Brunnen und deine Stützen sind kaputt gegangen. Vielleicht gibt es aber auch ein paar Metalltritte in der Wand, die nach oben führen? Dinge, die nicht so leicht wegbrechen?
Du schreibst hier im Forum, kotzt dich hier aus und wir helfen dir auch gerne. Deine Frau steht auch an deiner Seite und kümmert sich. Du bist nicht ganz allein!

Und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen haben, weil du nicht mitgegangen bist.

Liebe Grüße,
DieNeue

[DieNeue]

Habe echt alles gerockt.
Habe Dinge zu Ende gebracht die jahrelang rum lagen.

Ich war so stolz auf mich.

Und ja ich habe diese Situation immer ausgeblendet mit meiner Mutter.

Wenn man was ausblendet, trifft einen das dann natürlich wie ein Schlag. Aber ich bin mir sicher, dass du das auch schaffen wirst. Du bist die anderen Dinge angegangen, die ewig rumlagen, und hast sie zu Ende gebracht. Das Thema mit deiner Mutter lag auch irgendwo und jetzt ist es da. Ganz plötzlich und unerwünscht. Aber du schaffst das auch noch! Und du kannst auch immer noch stolz auf dich sein, deine Erfolge sind ja nicht weg, auch wenn jetzt ein Problem aufgetaucht ist und du dich scheiße fühlst.

[Katerle]

Hallo Holgi,

du wirst da auch wieder hinkommen, stabiler zu werden. Kümmer dich jetzt erst mal um dich, dass du aus dem Tief wieder rauskommst. Geh weiter zu deiner Therapeutin, sie macht sich auch Sorgen um dich... Deine Frau ist bei deiner Mutter und das ist auch gut so. Du musst dir keine Vorwürfe machen. Dein SV ist in der Geriatrie. Klar ist das alles schwer, aber manchmal ist es leider so, dass man seinen Eltern nicht helfen kann, auch wenn du es gerne möchtest.

Halte weiter durch und viel Kraft für dich. LG Katerle

@ Kirsten

Hatte eine Zeit lang auch keinen Kontakt zu meinem Vater und später aber wieder aufgenommen. Bereut hatte ich es nicht, nur helfen konnte ich ihm leider auch nicht. Auch nicht meiner Mutter, in einer bestimmten Situation...

Liebe Grüße
Katerle

[Chinchine]

Lieber Holgi,

von mir nur ganz kurz- du hast geschrieben:

"Meine Frau ist jetzt zu meiner Mutter gefahren um Dinge zu klären.
Wie es sich gehört hätte ich eigentlich mitfahren müssen."

Ich finde es gut, dass das deine Frau gemacht hat. Wenn es gerade so schwer für dich ist, ist es richtig und wichtig, sich von anderen helfen zu lassen!

Deinen Gedanken kann ich nachvollziehen, solche kommen bei mir auch ganz automatisch und verursachen Schuldgefühle, hatte das Thema erst in der vorletzten Sitzung.

Für dich bist im Moment du der wichtigste Mensch. Passs bitte gut auf dich auf und lass dir helfen- ich bin mir sicher, es gibt Menschen, die das gerne tun und froh sind, dir etwas abnehmen zu können.

Alles Gute

[Sunshine5678]

Wie oft habe ich Dinge in der Vergangenheit gemacht, nur weil es sich gehört.
Und in den meisten Fällen haben sie mir nicht gut getan. Und auch hat mir niemand gedankt dafür oder war stolz auf mich.
Ich arbeite deswegen an mir zu vermeiden zu tun nur weil es sich angeblich gehört.
Ich hoffe dass du bald aus dem Brunnen heil wieder rauskommt. Ich kann dir mit deinen Problemen nicht wirklich helfen aber ich reiche dir symbolisch die Hände damit du dich an denen hochziehen kannst.
Alles Liebe
Claudia

[Herculaneum]

Ich bin sehr berührt von euren lieben Worten.

Vielen, vielen, lieben Dank.

Ich werde euch meine Geschichte weiter mit teilen.
Damit ihr versteht.

Danke

Holgi

[Deadly1987]

Hallo Holgi,

du scheinst hier ja schon ein alter Hase im Forum zu sein. Dich kennen hier ja schon einige. Ich bin noch relativ neu hier und kann dir aber trotzdem einen Rat geben. Diesen versuche ich auch so oft wie möglich zu befolgen:

Du musst gar nichts. Uns Menschen wird immer wieder eingetrichtert was gesellschaftlich alles zur Pflicht gehört. Es ist aber nicht so. Wenn wir keine Lust haben dann ist es eben so. Und wenn wir kranken Menschen zu dem nicht wollen auch nicht können, dann muss das halt einfach akzeptiert werden.

Falls in den nächsten Tagen ein paar Tropfen in deinem Brunnen fallen, halte stets den Kopf oben. Auch ohne Wasser.

[Aurelia Belinda]

Huhu Holgi,

Es gab Momente da hab ich an dich gedacht, es war still um dich und ich ging davon aus, es geht dir so weit gut. Mit deiner Therapeutin hattest du ja Fortschritte gemacht,

Deshalb....wir sind jetzt zahlreich und stark genug hier, wir ziehen dich einfach raus aus dem Brunnen, so kannst du deine Kraft für wichtiges nutzen, wir waschen dir dann ordentlich den Kopf
So dass du dich gaaanz schnell wieder an deine eigenen, inneren Fähigkeiten besinnst, auf die du stolz warst und auch stolz sein kannst. KOPF HOCH GROSSER
Lege das schlechte Gewissen beiseite, es verletzt nur.
Corona, wie du sagst, und die Folgen sind hart genug.
Wenn jetzt noch mehr auf dich stürzt brauchst du ein Netz aus Stahl, das dich auffängt.
Wir sind da! Sag einfach was du brauchst,....

Dicke Grüsse, Aurelia

[Marlene57]

Hallo Holgi,
ich sehe das auch so.
Du must gar nichts. Falls es auch deiner Frau zu viel wird, gibt es ja immer noch die Möglichkeit einer Betreuung.
Es gibt allerlei gibt allerdings auch eine geriatrische Reha. Wir bei uns zum Beispiel auch vom Krankenhaus angeboten.
Da lernen die Leute eben, wieder selbstständiger zu werden.
Egal, ob er in einer Klinik oder Geriatrie ist. Dort gibt es auch immer einen Sozialdienst, der sich kümmert, ob der Patient nach der Entlassung klar kommt.
Und z.B. Hilfsmittel beantragt. Oder evtl. auch schaut, ob eine Pflegestufe beantragt werden sollte.
LG Marlene

[Jacky55]

Hallöchen, ich kann das extraobersupergenau nachvollziehen was in Dir vorgeht.
Hab ich ganz lange durch, ich hatte nur eine andere Umschreibung.
Die Götter sitzen da oben, lachen sich kaputt und überlegen was sie mir als nächstes reinbraten können.
Ich hab es durchgehalten aber hab auch sehr viel Federn gelassen.
Immer wieder Ballast abgeworfen, darunter auch viele Sachen die ich gar nicht als Ballast empfand.
Natürlich war auch immer wieder der Gedanke da mich selbst abzuwerfen und beim schreiben läuft mir grad wieder die Rotze.
Eine Weile war Ruhe, jetzt haben die Götter ein neues Programm aufgelegt und häng wieder richtig drinn.
Trotzdem war die schöne Zeit es wert, sich nicht vorher weggeworfen zu haben.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas realistische Hoffnung vermitteln.

[enduro]

Achtung, ich springe mit einer Arschbombe und juhuuuuuu in den Brunnen.....

Platsch...

Holgi....

Magst du mir erzählen wie du das erste mal herausgekommen bist?

Ich würde mir eine Auszeit nehmen, sind beide Dement?

Er hat sich selbst entlassen? dann wenn er keine Demenz hat, würde ich ihn auch entlassen aus meinem Kopf, ist schwer weiß ich aber du must dich selbst schützen, wenn jemand wie er durch Drogen Alk sich soweit gebracht hat habe ich wenig mitleid.

Du stehst erstmal für dich an erster stelle...

Mich würde wirklich interessieren wie du das erste mal raus gekommen bist?

[Herculaneum]

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[Herculaneum]

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[Herculaneum]

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[Herculaneum]

Moinsen Enduro

Ich war noch nie raus.

Ich klettere und baue mir Stützen.
Aber wenn ich einen Punkt erreicht habe, brechen sie zusammen.
Keine Ahnung warum.

Und ich werde bis zu meinem Tod das Verlies nicht verlassen können.

So scheiße das auch für mich ist.
Aber das ist mein Leben.

Das habe ich nun schmerzlich erkannt.

Liegt auch viel an mir.
Ich war nie ein Kämpfer.
Eher so ein Mensch der Harmonie bevorzugt.

Aber es zerbricht alles.

Welchen Sinn kann ich mir noch geben, wenn jeder Versuch von mir einfach nur leben zu wollen, vernichtet wird.

Natürlich kann ich mich wehren.
Kann ich auch gut.
Aber dann bin ich in einem Vernichtungsmodus ohne Rücksicht auf Verluste.

Das widerspricht dann wieder meinem Harmoniebedürfnis.

Also wie ich es drehe oder wende, es ist Scheiße.

In diesem Sinne

Liebe Grüße

Holgi
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Wenn aus Wärme ein wohliges Fieber ensteht.
Wenn ein Herzschlag zu einem Erdbeben wird.
Wenn ein einziges Wort ein ganzes Buch füllen kann.
Dann weiß ich das ich lebe!