rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Antworten
schon wieder ich
Beiträge: 164
Registriert: 26. Feb 2020, 11:32

rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von schon wieder ich »

Hallo zusammen,

einfach mal eine Frage an die von euch die auch "rezidivierend" sind:

Wird jede Episode schlimmer und schwerer zu behandeln ?

Seit Sept.2019 stecke ich in der 4. Episode und hab das Gefühl keine war bisher so schlimm.

2002 die erste danach 8 Jahre ruhr,
2011 + 2013 schnell hintereinander und 2013 auch schon übel mit anschl. Diagnose
Dysthemie
und jetzt wieder schwere depressive Episode F32.2 mit anhaltenden somatoformen Schmerzen.
Medi schon gewechselt von Escitalopram 20mg hatte ich 4 Jahre und alles war gut. Dann wirkte es nicht mehr. Dann ein Versuch mit Duloxitin...ging daneben Puls über 120 dann auf Sertralin 75mg (mehr geht nicht da ich dann gar nicht mehr essen kann) und zur Nacht 7,5mg Mirtazapin statt vorher Opipramol.

Mein Arzt sagt ich soll mich jeden Tag loben weil ich ja alles richtig mache und das es halt Geduld braucht. Soll auch nochmal in die Klinik weil ja wg. Corona entlassen am 12 Tag...

Hab immer wieder das Gefühl ich schaff es diesmal nicht....

Danke für eure Antworten
LG Kira (57)
Nadine1975
Beiträge: 45
Registriert: 8. Mai 2020, 15:20

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von Nadine1975 »

Hallo Kira, schön das du den Überblick deiner Episoden hast, denn diese habe ich nicht. Ich weiss nur das ich am anfang der Diagnose und ein klinik Aufenthalt voll abgerutscht bin. Da ging wirklich nichts mehr. Berg auf ging es dann als ich die ambulante Therapie begonnen habe, hat zwar lange gedauert aber es ging Berg auf. Allerdings muss ich sagen das ich schon über längere Zeit zu niedergeschlagen, ausgelaugt manchmal den Sinn des Leben nicht verstehe usw. Aber ich unternehme gerade Sachen die ich umsetzen will und dann mal schauen. Ich kann nicht wirklich sagen das es immer schlimmer wird
Legoslas
Beiträge: 158
Registriert: 20. Jul 2017, 10:32

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von Legoslas »

Hallo Kira,

viel kann ich dazu leider nicht schreiben, aber ich habe auch das Gefühl dass jede Episode schlimmer wird.

Ich war ja auch von Januar bis März in der Klinik bzw. Tagesklinik und jetzt im Mai wieder stationär.

Gerade hatte ich einen Termin beim Sozialpsychiatrischen Dienst weil ich gerade nichts mehr auf die Reihe bekomme. Ich hoffe dass es durch weitreichende Unterstützung besser wird. Eines steht allerdings fest. Alleine (nur mit Psychotherapie) schaffe ich es nicht.

LG legoslas
Aurelia Belinda
Beiträge: 7972
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Kira,
Du wirst es auch diesmal wieder schaffen, Corona kam leider auch noch erschwerend dazu, alles nicht einfach.
“Einfach nur abwarten“ bis du wieder in die Klinik kannst, ist ja schon eine Super Leistung, vergiss das bitte nicht.
Du versuchst mit allen dir möglichen Mitteln, das ganze zu überbrücken, eine Besserung darf man vielleicht (-vorsichtig ausgedrückt ) noch nicht erwarten.
Das ganze ist zwar sehr niederschmetternd, dennoch hattest du es schon öfter geschafft aus dem LOCH zu kriechen....
Weisst du, es sind bei dir auch zusätzlich einige äußere Umstände die das ganze natürlich auch erschweren ( die Genesung ). Und da weiss ich wovon ich rede.
Das ist bei mir diesmal nicht anders. Habe auch das Gefühl, diesmal ist es viel, viel schwerer.
Im letzten Jahr hab ich mich da so reingesteigert ( Ängste, Panik ) dass ich wirklich fast in der Klinik gelandet wäre.
Hab mich dann immer wieder gaaanz arg selber ERMAHNT, mir selber Zuversicht und Vertrauen geschenkt, es diesmal auch wieder “in eine geregelte Spur“ zu schaffen.
Bin auch weiter am kämpfen.
Versuche mein ( Glück ) Noch ambulant. Nicht Einfach!

Viel Erfolg auch dir.
Und allerlliebste Grüsse, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Lebenslöwe
Beiträge: 68
Registriert: 21. Sep 2019, 13:34

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von Lebenslöwe »

Hallo Kira,

ich bin auch "rezidivierend", aktuell bin ich stabil. Zumindest einigermaßen.

Ich finde es schwer zu sagen, ob es bei mir von Episode zu Episode schlimmer wird. Auf der einen Seite ja: Weil es mir jedes Mal dann noch eine reinwürgt, dass es schon wieder passiert ist. Dass ich es wieder nicht geschafft habe, oben zu bleiben und so. Und dass natürlich auch immer mehr dann die Hoffnung schwindet, irgendwann vollständig da rauszukommen für immer. Und ich hab auch das Gefühl, dass mein Selbstbewusstsein jetzt nicht soo begeistert davon ist, dass es immer wieder so eskaliert depressionstechnisch. Wenn ich mich mit Gleichaltrigen vergleiche kommt es mir oft vor, als wären die viel älter und erwachsener und stärker als ich und als wäre ich mit jeder weiteren depressiven Episode "kleiner" geworden. Kein schönes Gefühl.

Auf der anderen Seite wird es aber auch von Episode zu Episode besser in dem Sinne, als dass ich immer besser weiß, was los ist. Dass ich Warnzeichen früher erkenne. Dass ich mir früher Hilfe hole. Dass ich besser drüber reden kann, was los ist. Dass ich mehr Rücksicht auf mich nehme. Solche Sachen. Und ich habe schon das Gefühl, dass ich auch immer schneller wieder rauskomme. Die letzte Episode hat "nur" drei Monate gedauert, das war für mich schon ein riesiger Fortschritt. :-) :-)

Insgesamt errinert mich meine rezidivierende Depression an das Gedicht "Autobiographie in fünf Kapiteln". Das gibt mir Kraft. Und Hoffnung.

Alles Gute dir und halte durch!
Lebenslöwe

------------------


Autobiographie in 5 Kapiteln
von Portia Nelson

Kapitel1
Ich gehe die Straße entlang.
Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.
Ich falle hinein.
Ich bin ratlos und hilflos,aber es hat nichts mit mir zu tun.
Es dauert endlos lange, wieder herauszufinden.

Kapitel 2
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.
Ich tue so, als ob ich es nicht sähe und falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, dass ich mich wieder in dieser Situation befinde,
aber sie hat nichts mit mir zu tun.
Es dauert immer noch lange, herauszukommen.

Kapitel 3
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.
Ich sehe, dasses da ist.
Ich falle hinein.
Es ist schon eine Gewohnheit,
aber ich habe meine Augen dabei weit geöffnet.
Ich weiß wo ich mich befinde.
Diese Situation hat sehr viel mit mir zu tun.
Ich klettere sofort heraus.

Kapitel 4
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.
Ich gehe daran vorbei.

Kapitel 5
Ich gehe eine andere Straße entlang.



:-)
Kirsten29
Beiträge: 461
Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo an alle,

ich lese den Thread mit und sah eben das Gedicht von dir, Lebenslöwe. Ich finde, das passt sehr gut zu vielen Lebenssituationen. Danke!

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
MaWe
Beiträge: 174
Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von MaWe »

Hallo,

ich habe eine lange Geschichte rezidivierender Depressionen hinter mir, erste Phase 1985 mit 20, die noch nicht so schlimm war, dann 3 sehr schwere Phasen kurz hintereinander, danach ca. 20 Jahre lang nur noch leichte bis mittelschwere Phasen in größeren Abständen, zwischendurch, von ca. 2004 bis 2008 bewirkte Paroxetin eine echte Hochphase, bis es dann durch Überforderung im Job bei entwertendem Chef seine Wirkung einbüßte. 2012 und 2013 dann die längste und schwerste Phase überhaupt mit mehreren Klinikaufenthalten, bis dann im März 2013 mein ambulanter Psychiater drauf kam, dass ich ja Venlafaxin noch garnicht ausprobiert hatte. Nach ca. 10 Tagen machte es "Klick" und ich war wieder gesund. Seitdem bin ich weitgehend stabil, was aber neben dem Venlafaxin auch daran liegt, dass ich endlich kapiert hatte, dass ich mich ständig überfordert hatte und nun bin ich seit über 7 Jahren "glücklich erwerbsunfähig" und genieße diese Entlastung sehr -- bei ab und zu auftretenden Krisen, die ich aber mittlerweile auch ganz gut im Griff habe.

Du siehst: es muss keinesfalls immer schlimmer werden. Ich denke, solch ein durchwachsener Verlauf wie bei mir ist auch eher typisch, auch aus der Forschung ist mir nicht bekannt, dass es Hinweise darauf gäbe, dass die depressiven Phasen immer schwerer werden. (Bin selbst von Fach).

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig Mut machen.

M.W.
Aurelia Belinda
Beiträge: 7972
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: rezidivierende Depression Jede Episode schlimmer ?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo MaWe,
Bei mir war es nach einem Zusammenbruch vor Ca. 11-Jahren auch das Venlafaxin dass dann ziemlich schnell Besserung brachte, trotz privater Dauerkrise, Jobverlust, Existenznot, belastende Ereignisse durch schwere Krankheit vom Mann und und.
Ich war im Gegensatz zu den ersten Jahren anfangs (-mit falscher Medikation ) dann ziemlich stabil....allerdings nicht mehr belastbar, bzw. noch weniger als eh schon. Meine geringe Belastbarkeit war von jeher ein Problem.
Zumindest im Arbeitsleben.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Antworten