Ich möchte mich vorstellen

Kirsten29
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Jacky,

ich verstehe dich gerade nicht so ganz. Also du hast dich zur Trauerbewältigung zurückgezogen. So wie ich dich verstehe, wolltest du dafür allein sein (ohne Wertung). Aber wie meinst du das mit der "Isolierung beenden"? Möchtest du etwas von deinem Umfeld? Irgendwie klingt es für mich so, weil du schreibst, dass "Versuche verpuffen".

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Jacky55
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Jacky55 »

Hallo Kirsten.
ja, so ungefähr ist es.
Ich habe damals niemanden gefunden mit dem ich umgehen konnte. (Oder der mit mir).
Also hab ich mich zurückgezogen und alles mit mir selbst abgemacht, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.
Nun hab ich es so weit bewältigt dass ich zurück in die Gesellschaft möchte und finde keinen Anschluss.
Das nun schon über längere Zeit und das zermürbt entsetzlich.
Ich habe doch niemanden verletzt und trage "Witwer" auch nicht wie eine Monstranz vor mir her.
Ich hoffe Du verstehst für den folgenden sehr humpelnden Vergleich etwas Humor.
"Ich bin fertig und die Klotür geht nicht auf"
Aber im Ernst: Es ist erstaunlich, was man in so einer wertvollen Kommunikation aus sich selbst herausliest.
Dafür schon mal Danke, ich bin gespannt auf die Antwort.
Kirsten29
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Kirsten29 »

Hmmm, so ganz habe ich dich immer noch nicht verstanden. Also du fühlst dich bereit, dich wieder mit Leuten zu treffen, aber irgendwie will der Anschluss nicht richtig klappen - so verstehe ich dich zumindest. Falls das einigermaßen stimmen sollte: Wie gehst du denn auf die Personen zu, mit denen du Kontakt hattest? Erzählst du ihnen relativ schnell vom Verlust deiner Frau?
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Jacky55
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Jacky55 »

Es ist erstaunlich wie man beim schreiben und kommunizieren seine eigenen Gedanken weiterentwickeln kann.
Aber zunächst einmal: Nein ich erzähle das niemanden so schnell.
Was ich aber erkannt habe:
Familie hab ich nicht mehr, einige handverlesene Freunde, aber keinen eng vertrauten.
Ich hatte mich schon sehr lange von meiner Frau abhängig gemacht, aber nicht negativ.
Sie unterstützte mich, beriet mich und verstand mich und konnte auch mit meinen Depri-Phasen umgehen.
Wenn man aber nur ein seelisches Standbein hat und das wegbricht, landet man im Loch.
Ich kann meine Frau nicht ersetzen, brauche aber wieder wenigstens eine Vertrauensperson.
Ich gebe mir die größte Mühe meine Ansprüche niedrig zu halten und auf keinen Fall ein Abbild zu erwarten.
Trotzdem gelingt es nicht und je länger ich suche und warte, wächst meine Verzweiflung.
Kirsten29
Beiträge: 461
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Kirsten29 »

Ich freu mich, dass sich der Austausch für dich hier im Forum lohnt!

Und jetzt verstehe ich dich auch ;). Doch wie jetzt weitergehen? Ich bin beim Wort "brauchen" hängen geblieben. Ich mache allerdings immer wieder die Erfahrung, dass Themen, die mit dem Gedanken "Ich brauche jemanden" zusammenhängen, sehr triggerreich und emotional sein können (ich schließe mich da nicht aus, so war ich auch).

Ich kann nicht abschätzen, ob du da tiefer einsteigen möchtest/kannst. Deshalb spiele ich den Ball erstmal wieder zu dir ;).
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Jacky55
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Jacky55 »

Hallo Kirsten,
ich muss grad etwas schmunzeln, aber nicht über Dich sondern die hohe Diplomatie der Wortwahl.
Kann ich zwar eigentlich recht gut, lege aber nicht jedes Wort auf die berühmte Goldwaage.
Aber ich glaube, Du hast mich trotzdem verstanden dass ein Partner für mich kein Gebrauchsgegenstand oder zu benutzende Person ist.
Das nächste ist, wenn ich jemanden kennen lerne und gefragt werde, warum ich so ruhig lebe, nur 4 Tage die Woche arbeiten gehe und nicht durchpower.
Ich sage dann dass ich das lange zu sehr gemacht habe, abgebrochen bin und es nun nicht mehr schaffe und auch nicht mehr möchte.
"Achsooo, Burn Out, Faulfieber. Als Kind vorm Kasper erschrocken. Und jetzt willst Du für alles Verständnis?
Fauler Assi bist Du, und blöde"
Hab ich so und so ähnlich mehr als einmal zu hören bekommen.
Wie kann man mir das verübeln, dass ich mich da noch mehr zurückziehe.
Ich könnte den Leuten stundenweise was vorgaukeln, aber wozu.....
Kirsten29
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Kirsten29 »

Das tut mir sehr leid, dass solcher Blödsinn zu dir gesagt wird. Ich wünsche dir an dieser Stelle den Mut und das Selbstvertrauen, solche Kontakte zu lösen (falls du das nicht schon gemacht hast).

Kurz dazu: Vor einigen Wochen hatte ich den Kontakt zu einem früheren Freund und späteren Kumpel von mir gelöst. Er kam einfach nicht so richtig über unsere Trennung hinweg, die sage und schreibe zehn Jahre zurückliegt. Er hatte sich in all den Jahren, in denen wir mal mehr mal weniger Kontakt hatten, nicht verändert. Zum Schluss verhielt er sich immer aufdringlicher und ich reagierte endlich, indem ich ihm sagte, dass ich ihm für unsere Zeit sehr dankbar bin, aber keinen Kontakt mehr möchte. Was bekam ich zur Antwort? Wie schwierig ich doch geworden wäre, was ich für ein harter Mensch sei, der ihm so viele Schmerzen zufügt. Für einen kurzen Moment fiel ich in alte Schammuster zurück, spürte dann aber schnell, dass ich gut auf mich geachtet hatte.

Wie gehst du mit solchen Äußerungen um bzw. mit den Personen, von denen solche Aussagen kommen?
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Jacky55
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Jacky55 »

Hallo Kirsten,
Meistens höre ich solche Bemerkungen auf Arbeit und auch schon 2-3 mal bei meiner Partnersuche.
Meist merke ich dass eine Diskussion fruchtlos ist.
Außerdem bin ich nicht verpflichtet, jedem mein Seelenleben offenzulegen.
Einen Rollstuhlfahrer hinterfragt man auch nicht kritisch ob er selbst Schuld hat oder vielleicht nur zu faul zum laufen ist.
Ich hab da drei Sätze mit denen ich den Kontakt beende:
" Jep, ich bin bescheuert"
" Wir können gerne tauschen"
" Du bist nicht blöde, Du bist dumm"
Und gehe.
Eines muss man den Leuten allerdings zugestehen, kaum einer ist darüber so gut informiert wie wir und der Umgang mit uns ist wohl manchmal doch etwas schwierig.
Aus Deinem Text lese ich dass es von Dir richtig war Dich mich Deinem Freund neu einzulassen.
Du hast Dich sicherlich verändert, er nicht.
Das kannst Du ihm nicht mal vorwerfen, er ist auf seinem Weg geblieben, Du hast einen anderen eingeschlagen.
Und das brauchst Du Dir selbst auch auf keinen Fall vorwerfen.
Unsere Wege sind einsam und es ist ein großes Glück, da jemanden zu finden der das gleiche Schicksal hat und den gleichen Weg geht.
Ich hatte diese große Glück das alles viel leichter machte und möchte es nicht nur selbst wiederfinden sondern wünsche es allen von uns.
Kirsten29
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Kirsten29 »

Deine Formulierung, dass wir Beide auf verschiedenen Wegen unterwegs sind, gefällt mir gut und ich habe beim Lesen richtig gespürt, wie gut mir die Worte taten. Danke :).

Ich gestehe, dass ich mich grundsätzlich nicht (mehr) einsam fühle. Ich habe mich viel mit Alleinsein und Einsamkeit beschäftigt. Manchmal fühle ich mich auch einsam und glaube, jemanden zu brauchen, der mir hilft oder bei mir ist. Ich weiß aber dann mittlerweile, woher diese Gefühle kommen, lasse sie bewusst zu und weiß aber gleichzeitig, dass ich niemanden brauche.

Meinen Weg gehe ich ALLEIN, das stimmt. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas schräg klingt, aber ich weiß mittlerweile auch, dass ich mir meine eigene beste Freundin bin. Und das Alleinsein ist für mich zu einer Kraftquelle geworden. Natürlich BIN ich allein. MEIN Leben lebt niemand sonst für mich. In einem Artikel zu diesem Thema und bei Osho las ich: Jeder Einzelne von uns kommt allein, lebt allein, geht allein. Für mich war das erstmal sehr schmerzhaft. Weil ich mich zunächst sehr verloren dadurch fühlte. Das war aber nur mein Ego.

Ich steig aber erstmal nicht noch tiefer ein. Irgendwas in mir sagt gerade, dass es erstmal reicht :).
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Jacky55
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Jacky55 »

Schön, dass ich etwas für Dich tun konnte.
Ich bin durch dieses Forum auch zu Erkenntnissen gekommen, die sehr hilfreich sind.
Da war zunächst die Trauer die völlig wohl nie aufhören wird, bzw. die Gedanken daran.
Wir hatten unsere Depris gegenseitig so gut im Griff, dass sie fast schon in den Hintergrund traten.
Schleichend ging die Trauer in die alten Depressionen über, die mit voller Wucht zuschlug.
Ich sollte also anders als bisher mit mir umgehen und meine Sichtweise korrigieren.
Vielleicht klappt es dann auch mit der Partnersuche.
Am besten wäre jemand, der selbst an seinen Depressionen arbeitet.
Ich möchte und kann nicht allein bleiben, staune immer wieder über Leute wie Dich.
Es wird wohl Zeit an einem neuen Thema zu feilen und derweil bei anderen zu lesen
und versuchen zu helfen.
Kirsten29
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Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Kirsten29 »

Ein gegenseitiges Geben und Nehmen, das ist doch schön :).

Ich kann dir nur von meinen Ansichten erzählen. Aber das ist einfach nur mein Standpunkt. Es gibt so viele Lebens- und Beziehungsmodelle, alles ist möglich :).

Ich persönlich habe mich dahingehend entwickelt, dass ich keinen Menschen mehr "brauchen" möchte. Für mich steckt dann vor allem Abhängigkeit und Selbstbestätigung meinerseits dahinter. Das ist für mich keine Liebe. Der Partner soll mir dann etwas ersetzen, was ich mir selbst nicht geben kann/will. Das möchte ich für mich und den Partner nicht. Ich weiß für mich mittlerweile, was mir in einer Partnerschaft gut tut und gehe da auch keine Kompromisse mehr ein. Ich brauche keine Partnerschaft, die im Grunde genommen nur auf Kampf hinausläuft.

Aber wie gesagt, das ist mein Standpunkt und muss nicht für andere gelten. Ich wünsche dir einfach nur, dass sich deine Herzenswünsche erfüllen.

Liebe Grüße
Kirsten
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Lalipuna
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Registriert: 29. Jun 2020, 14:20

Re: Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Lalipuna »

Hallo, ich bin neu hier und zum ersten Mal in einem solchen Forum. Derzeit bin ich schwer depressiv. Ich bin in ärztlicher Behandlung. Leider geht meine Psychiaterin bald in Rente. Vor kurzem ist meine Therapeutin verstorben. Übergangsweise bin ich bei ihrem Mann, der auch Therapeut ist, in Behandlung. Das ist eine Notlösung für mich, da ich das Gefühl habe, dass es mir nichts bringt. Ich befinde mich in meiner Zweitausbildung, die dem Ende zugeht. Zur Zeit fühle ich mich wie gelähmt. Ich habe keinen Antrieb. Alles überfordert mich. Am liebsten würde ich den ganzen Tag nur schlafen. Ich bekomme nichts auf die Reihe und schiebe alle Aufgaben vor mich hin. Ich bin richtig verzweifelt. Obwohl ich solche Phasen zu hauf kenne, finde ich keinen Weg daraus. Ich kann mich über nichts freuen.
Zur Info: 2014 wurde bei mir eine bipolare Störung diagnostiziert. Damals hatte ich die bis jetzt einzige Manie. Ich habe immer wieder depressive Phasen mal länger mal kürzer. Auch in der Intensität sind sie unterschiedlich. Ich nehme seit Jahren Medikamente. Seit kurzem nehme ich Venlafaxin dazu, bisher bringt es keine Besserung. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Was ich machen kann.
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