Ein reines Generationsproblem?

Crazybunch
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Re: Ein reines Generationsproblem?

Beitrag von Crazybunch »

SunnyMerle hat geschrieben: Wo geht ihr den hin zum… ähm… paddeln? Wie sagt man dazu? Ich habe riesigen Respekt vor diesem Sport, weil ich vermutlich andauernd vom Brett fallen würde.
Klar bekommt man da Muskelkater, vermutlich in den Beinen, weil man andauernd damit beschäftigt ist, es auszugleichen?
Hallo SunnyMerle,
ich habe das große Glück, dass ich 20 Minuten von der Ostsee und 10 Minuten von der Schlei entfernt wohne. Am Samstag war ich auf der Ostsee. Die Bedingungen waren nicht optimal, weil der Wind sehr frisch und die Wellen es nicht einfacher machen. Aber ich bin froh, unter diesen Bedingungen es probiert zu haben, denn es hat dennoch unglaublich viel Spaß gemacht!
Ja, ich bin mehrfach vom Brett gefallen und ich fürchte, ich habe ansonsten auch keine besonders coole Figur gemacht :lol: Das war mir aber in dem Moment irgendwie schnuppe.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt in der Lage sein würde, aus der Hocke aufzustehen. Ich hab´ so lange keinen Sport gemacht und meine Gelenkigkeit lässt wirklich zu wünschen übrig. Aber es hat tatsächlich geklappt. Und es schlottern einem anfangs die Beine und man geht, um sich auszubalancieren, zunächst unweigerlich nach hinter, was regelmäßig einen Abgang vom Brett bedeutet. Nach vorne lehnen heißt die Devise und beim zweiten oder dritten Aufstehen auf die Füße konnte ich schon bewusst daran denken.
Das Ganze ist enorm anstrengend; man bekommt es nur nicht mit, weil es so einen Spaß macht. Und heute dauert es noch etwas länger, bis ich mich hingesetzt habe. In die Knie möchte ich am liebsten nicht gehen und die Treppe werde ich auch möglichst meiden :roll: Der Muskelkater macht sich deutlich bemerkbar. Egal, ich werde es wieder tun !!!
SunnyMerle
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Registriert: 31. Mär 2020, 17:00

Re: Ein reines Generationsproblem?

Beitrag von SunnyMerle »

Hallo liebe Mitdiskutanten und mitleser.

Ich hatte gestern schon eine Antwort verfasst, dummerweise habe ich eine Pause zwischem dem entgültigen Abschicken und dem schreiben gemacht. Normalerweise kopiere ich meine Texte auch bevor ich sie abschicke, doch seit auf meinem Forum wo ich durchaus auch gewohnt war, das die Seite einfach beim drücken des „ABSENDEN“ Buttons abzustürzen, ein Zwischenspeicher eingerichtet wurde… bin ich nicht mehr so penibel und ehrlich gesagt verfasse ich meine Geschichten auch im Textdokument.

Aber für alle denen es ähnlich geht und wie ich Firefox benutzen, es gibt ein tolles Add-on. Es heißt Textarena. Speichert zuverlässig, sogar über das ein- und ausschalten hinaus. Man muss den Speicher selbst leeren.

So, mal sehen ob ich wieder zusammen bekomme was ich alles schreiben wollte.

Ganz vorne weg, freut es mich riesig, wie gut dieses Thema angenommen wird. Ich finde es toll und extrem mutig von allen beteiligten, ihre ganz persönlichen Erlebnisse nieder zu schreiben.

Ich muss sagen, mittlerweile bin ich am überlegen ob ich es umbenennen muss. Denn mir ist schon nach meinem zweiten Beitrag irgendwie klar geworden, das es sich vermutlich um ein mehr Generationen Problem handelt. Ich kenne die Geschichten von meiner Oma zu gut, Bauernhof, versteckte Flüchtlinge, wenn ein Tier geschlachtet wurde, wurde alles gegessen… und alles aufgegessen.

Auch hier wurde wieder aus der Notwendigkeit von damals, der gute Ton von heute und brachte in meiner Herkunftsfamilie durchaus Gewichtsprobleme mit sich (inklusive mir selbst). Eine Ausnahme bildete meine Mutter, ich frage mich bis heute wie sie das geschafft hat, als sie noch im Haushalt meiner Oma gelebt hat. Aber sie hat nachdem sie ihren eigenen Haushalt führe, es geschafft ausgewogener zu essen… und war zusammen mit meiner Patentante die „schlankste“.

Tatsache war, das genau diese selbst produzierte Problematik, sehr oft ein Thema über das auf Familienfesten gestritten wurde.

Was du erzählst Kirsten ist mir echt unter die Haut gegangen, ich musste echt ein wenig in meinen Erinnerungen graben, bevor tatsächlich etwas zum vorschein kam, das sich ähnlich deiner Situation anhört.

Ich erinnere mich noch ziemlich gut daran, das sich eine meiner Tanten auf dem Klo eingesperrt hat, wenn der Streit zu heftig wurde. Sie hat diese Feste auch so manches Mal verlassen. Ganz, ganz schwach, kann ich mich auch daran erinnern das irgendjemand… vielleicht auch sie… die Schiebetür zum Wintergarten zu gemacht hat. Allerdings reden wir hier vom Erdgeschoss, den wie erwähnten Wintergarten und der theoretischen Möglichkeit, durch das damalige noch mögliche halb umrunden des Hauses wieder hinein zu kommen… es sei den, die Haustür wurde auch abgeschlossen.

Wie gesagt, die Erinnerungen daran sind verschwommen, was entweder daran liegt das ich dieses Thema hinter mir gelassen habe oder durch das mittlerweile verstehen, was da eigentlich los war es schlicht vergesse, weil es für mich heute nicht mehr relevant ist.

Damit mache ich auch wie gewollt, einen Bogen, zu dem zurecht angesprochenen Thema von Peter. Wenn man es schon nicht vergeben kann, kann man es hinter sich lassen.

Auch wenn ich mittlerweile an diesem Punkt bin, es ist einfach so etwas zu schreiben und es ist einfach so etwas zu lesen. Aber man muss es auch fühlen.

Da muss so ein….

KNACK, BOOM, PENG, EIN PLATZENDER KNOTEN

in einem passieren.

Es kann sein, das es jemanden passiert, der hier im Forum etwas ließt und das was er ließt sich in seine Weiterentwicklung legt wie ein fehlendes Puzzelteil oder wie ein Zahnrad das in der eigenen Maschinerie fehlte einfügen um dann zu funktionieren.

Hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt, das ich mit einem Thema das mich Jahrelang beschäftigt hat, nur ein Abschlussgespräch bei meiner Psychologin halten muss und ich es mit einem lächeln hinter mir lassen kann.

Nun, ich hätte ihn vermutlich für verrückt erklärt, dabei halte ich mich selbst nicht für NORMAL und das ist auch gut so.

Doch Tatsache ist es, das eine Geschichte von Stephan King… vor dich Jahrelang fürchterliche Angst hatte… mir genau diesen inneren Knall verschafft hat. Hätte es auch vorher funktioniert? Vielleicht nicht, denn immerhin waren da noch viele andere Teile, wie Mediationen, Erfahrung, Gespräche die mitgespielt haben.

Vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, das ich der vermutlich größte deutschsprachige Stephan King Fan war und bin, es war mir sogar irgendwie peinlich das er mich nur mit der Kurzbeschreibung von „Geralds Game“ so sehr schrecken konnte. Netflix hat die Geschichte verfilmt, ich schaute sie mir an und dadurch verlor sie etwas den schrecken. Doch als guter Fan, musste ich natürlich auch die schriftliche Version kennen lernen. Liebe Leser, ich kann mir normalerweise Stephan King zum einschlafen anhören… er macht mir nun einmal keine Angst mit irgendwelchen Clowns, außerdem ist fragliches Buch eigentlich ein tolles Selbsthilfe Buch für die verschiedensten psychischen Störungen die fast nur „allein“ durch die Eltern ausgelöst wurden. Um eins zu nennen:
Das Münchhausensyndrom – Einem Jungen wurde eingeredet, er sei krank und schwach.

In einem Anschlussgespräch, das indirekt vom fraglichen Autoren in die Geschichte eingebaut wurde und ich als eine Empfehlung empfand. Stellte ich auch noch fest, das es sich bei der ganzen Problematik auch noch um ein Trauma gehandelt haben muss, das ohne große Umwege von meiner Oma auf mich übertragen wurde. Sie betreute mich von 0 bis ungefähr 14.

An dieser stelle könnte ich glatt copy and paste von dem machen, was Crazybrunch geschrieben hat, nur das ich noch eine Generation weiter zurück gehen muss, zu meinen Urgroßeltern nämlich. Der Vater gewalttätig, die Mutter nicht in der Lage die… was waren es noch… über zehn Kinder zu hüten? Meine Oma als eine der ältesten in der Verantwortung… und dann noch eben dieses Trauma… über das sie, wenn ich das hier so offen schreiben darf, nie gesprochen hat.

Dieses Trauma, diese Familiengeschichte aus ihrer Herkunftsfamilie wurde thematisiert als sie nach einem Herzinfakt bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Sie lag dort ungefähr zwei Wochen lang, ich konnte Anfangs nicht zu ihr da ich aus gesundheitlichen Problemen in meiner Schwangerschaft selbst ins Krankenhaus gekommen war. Doch dann war ich bei ihr und mir wurde von meinem Opa alles erzählt, was er wusste, was er so gerade heraus gefunden hat, das war nicht viel. Sie hat sich eben nie geöffnet, uns nie ihr Herz ausgeschüttet, was für mich ein untrüglicher Beweis dafür ist, wie sehr der Körper vom Geist oder der Seele mitbekommt.
Ich weiß noch heute, wie ich als ich so ziemlich allein mit ihr auf dem Zimmer war, ich ihre Hand in meiner hatte und sagte: „Du kannst gehen, wir bekommen das schon alleine hin.“

In der darauffolgenden Nacht verschied sie. Ich war bei meinen Eltern geblieben und als sie es mir sagten, weiß ich noch wie ich unter Tränen antwortete. Sie habe nur auf mich gewartet, das ich mich noch von ihr verabschieden kann.

So, ich glaube das war so ziemlich alles, was ich gern mit euch teilen möchte. Vielleicht zieht der ein oder andere daraus eine Erkenntnis für sich.

Jedenfalls freue ich mich auf weitere interessante Diskussionen mit euch.

Eure SunnyMerle
We are all stories in the end, lets make a good one.
Peter1
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Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Ein reines Generationsproblem?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Das mit dem „hinter sich lassen“ ist, wie Merle schon geschrieben hat, gar nicht so einfach. Es hat lange Zeit gedauert, bis meine grauen Zellen begriffen hatten, das ab sofort wieder ich das Kommando über sie habe, und nicht mehr mein Unterbewusstsein.
Das schwerste daran war, den „großen, starken Mann“ etwas zurecht zu stutzen. Der Tresor, in den ich ihn steckte, konnte ihn nicht aufhalten, auch nicht, als ich ihn in der Nordsee versenkte. Vermutlich, weil ich zu ungeduldig war. Ich wollte ihn endlich los werden. Dann kam die Thera auf die Idee, ihn lächerlich zu machen. Durch meine rege Phantasie, gelang uns das sehr schnell. Er bekam einen Ringelschwanz, der hinten aus der Hose schaut, und einen Schweinekopf. Seit dem muss ich immer wieder lächeln, wenn er in meinen Gedanken auftaucht. So verlor er seine Macht über mich. Im zweiten Schritt haben wir dann über seine Kindheit, Jugend, und seine Erziehung gesprochen. Das brachte mich dazu, ihn als Opfer seiner Zeit zu sehen, was mittlerweile auch meine grauen Zellen akzeptieren.
Ich spiele jetzt ein Musikstück, so oft hintereinander, wie ich will. Er hat das früher immer als anormal bezeichnet. Wenn ich ein Konzert besuchte, war ich ein Idiot, weil Schallplatten viel billiger wären. Usw.
Kurz nachdem seine Macht über mich gebrochen war, ging es mit mir immer weiter bergauf. Sicher bin ich auch einige male zurück gerutscht, aber die Tendenz zeigt ganz klar nach oben.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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