Draußen ist es ein wunderschöner Morgen, und ich wünschte, mein Seelenleben würde genauso ruhig und friedlich aussehen, aber dort stürmt es gewaltig. Nun gut, ich habe diese Situation bewusst heraufbeschworen und ich lerne gerade enorm viel über den Unterschied zwischen Verlustangst und Schuldgefühlen, über meine Trigger und meine Verhaltensweisen, damit umzugehen. Das Bild wird klar, wenn es nur so klar in den realen Situation bleiben würde, denn dann hat mich die Angst so sehr im Griff, so dass ich keine Möglichkeit habe, diese Situationen vollständig einzuschätzen. Für mich steht das negative Ergebnis irgendwie schon fest und ich tue alles, um darauf zuzusteuern.
Und wie soll ich jemanden erklären, den ich gerade erst kennen lerne, was in mir vorgeht? Warum ich mich manchmal so bescheuert verhalte? Nicht locker die Dinge auf mich zukommen lassen kann? Ich möchte mich so gerne erklären, halte es aber irgendwie nicht für eine gute Idee.
Da jegliche Versuche, die Angst zu verdrängen, oder mit excessiver Arbeit zu überlagern, versuche ich es dieses Mal mit Zulassen und Aushalten. Glücklicherweise hat mir meine Therapeutin ein paar Methoden gezeigt, die mir gerade richtig gut helfen, diese Gefühle zuzulassen. Häufig reicht schon die Augen zu schließen, bewusst zu atmen und daran zu denken, dass es "nur" meine Angst ist, um die körperliche Beklemmung zu lösen. Gestern habe ich mich auf die Bank im Garten gesetzt, die Augen zu gemacht, und bewusst nach den einzelnen Vogelrufen gehört. Das geht auch mit Farben, die ich bewusst in meiner Umgebung suchen kann, um aus der Umklammerung der Angst in die Realität zurück zu kehren.
Am schlimmsten sind aber nach wie vor die Trigger, die mich immer noch so unerwartet zurück in meine Kindheit, dem Ursprung meiner Angst, katapultieren. Den letzten vor ein paar Tagen habe ich echt nicht kommen sehen und es dauerte fast einen Tag, bis ich meine Gefühle so sortiert hatte, so dass ich verstand, was da passiert war. Diese verdammten Trigger hauen mich von einer Sekunde zur Nächsten einfach um. Dann überschwemmt mich die Angst und ich habe keine Chance, die darauf folgenden Situationen halbwegs neutral einschätzen zu können.
Ich weiss, dass das Erkennen der Trigger der Weg zur Besserung ist und es ist wahrscheinlich der Schlüssel, endlich die Angst in den Griff zu bekommen.
Ich werde mir heute wieder meinen großen Rüden schnappen und irgendwo am Wasser spazieren gehen. Das tut mir so gut und pustet meinen Kopf leer. Meine Mutter wirft mir immer vor, dass Enno, so heißt mein zweieinhalbjähriger Großpudel, nicht mehr hätte sein müssen, denn ich habe bereits drei kleine Hunde aus dem Tierschutz. Aber Enno ist genau der Hund, mit dem ich unbeschwert Spazieren gehen kann. Ich kann ihn ableinen, er kümmert sich nicht um Radfahrer oder Jogger, ist freundlich zu jedem anderen Hund und hört immer zuverlässiger auf meine Kommandos. Das ist bei meiner Tierschutzrasselband nicht der Fall, denn sie hatten einfach nicht das Glück, so unbeschwert, gewaltfrei und behütet wie Enno aufzuwachsen. Und alleine für diese Spaziergänge musste Enno sein
Ich wünsche Euch allen einen schönen Feiertag!
Crazybunch
