Neue Beziehung und plörtlich alles gut?

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Katzehihi
Beiträge: 36
Registriert: 23. Jun 2019, 23:33

Neue Beziehung und plörtlich alles gut?

Beitrag von Katzehihi »

Hallo,

Die frage geht an angehörige aber auch an leute die selber schon depressionen hatten oder haben. Ist es normal dass erkrankte sich eine neue beziehung suchen und es für die aussenwelt so aussieht als wenn plötzlich alles gut bei der person sei? Als hätte die neue beziehung alles geheilt. Habt ihr erfahrungen? Ich selber leide bis heute, da ich nicht verstehen kann wieso meine beziehung kaputt gegangen ist und der partner der Depressionen hatte sich sofort umorientiert hat. Wieso geht das so schnell? Kann man überhaupt liebe empfinden?
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Neue Beziehung und plörtlich alles gut?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Katzenhihi!

Ich befürchte so eine neue Beziehung sieht nicht nur so aus als wäre alles gut, es könnte auch sein das dem auch so ist – anfänglich.
Meine Freundin hat immer wieder von der Chemie der Liebe erzählt und ich habe mich dann auch damit beschäftigt. Und es war kein Zufall das es eine ganze Weile gedauert hat bis ich die Krankheit bei ihr überhaupt erkannt habe. Denn die Botenstoffe die beim frisch verliebt sein frei werden, ähneln sehr Antidepressiva. Und wenn ich mich jetzt richtig erinnere, geht dieser Hormonlevel nach drei bis sechs Monaten zurück. Ich meine hier auch ganz schön häufig gelesen zu haben, dass viele Beziehungen auch ausgerechnet nach dieser Zeit in die Brüche gehen – unverständlich für den Angehörigen, genau so wie für den Betroffenen. Der Übergang in die Phase der Freisetzung der Bindungshormone erzeugt halt kein Hoch mehr, sondern eher ein Grundrauschen. Das man dann eine depressive Episode mit der Beziehung in Verbindung bringt, liegt auf der Hand.
Und so kann es gut sein, dass es durchaus eine unbewusste Strategie ist, sich immer wieder in neue Beziehungen zu stürzen. Sollte dein Freund auch noch Probleme haben die Krankheit anzunehmen, so wie meine Freundin, dann kann man Beziehungsprobleme auch wunderbar für die Depression verantwortlich machen. Bei meiner Freundin war dies in der Vergangenheit öfters der Fall - bis hin zu der bizarren These sie hätte Liebeskummer nachdem sie die Beziehung beendet hat, obwohl sie mich mag, es für eine Beziehung aber nicht reichen würde.

Aus meiner Erfahrung heraus sehe ich mittlerweile Menschen die immer wieder nur kurze Beziehungen haben unter einem ganz anderen Aspekt. Die haben vielleicht eine Art Sucht oder Sehnsucht nach den Glückshormonen die eine neue Beziehung produziert.

Das hilft dir jetzt wahrscheinlich nicht weiter... tut mir leid. Es könnte aber erklären.

LG
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Neue Beziehung und plörtlich alles gut?

Beitrag von Sybilix »

Hi,

eine neue Beziehung kann viele Motivationen haben:
a) Dich auf Abstand halten
b) Dir unmissverständlich sagen "das wars"
c) wie FrequentFlyer geschrieben hat, Bedarf an Glückshormenen (die, die einfach ohne viel Arbeit zu haben sind - mit sehr kurzer Halbwertszeit)
d) Flucht
e) sich ausprobieren
f) Bestätigung
g) ...
man könnte das hier beliebig fortführen.

Dass es "toll ist", kann daran liegen, dass es toll sein sollte - also wird es so dargestellt (der beste Begriff der mir dazu einfällt, ist Propaganda).
Es kann aber auch echt sein, sich fallen lassen, gut fühlen, die eigenen Probleme vergessen usw.

Wenn es Dir ernst ist: Geh auf Abstand, lass ihn/sie gewähren. Soll es so sein, gibt es eine zweite Chance (vielfach gesehen), soll es nicht so sein ... dann wird auch dieser Weg sich abzeichnen.

Alles Gute und viel Kraft,
Sybilix
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