Erstdiagnose Double depression

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pummy
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Registriert: 24. Mai 2020, 12:38

Erstdiagnose Double depression

Beitrag von pummy »

Hallo zusammen,

Ich hatte diese Woche mein Erstgespräch beim Therapeuten, weil ich meine Probleme endlich mal beheben möchte . Nachdem ich mich ziemlich lange Zeit davor gedrückt habe, mir noch mal einen Therapeuten anzuschauen, ging dann alles sehr schnell. Meine Erstdiagnose von ihm ist Double Depression. Dysthymie und schwere Depression.

Eine Frage, die sich mir stellt ist aber, ob man bei einer schweren Depression seinen Alltag denn noch auf die Reihe bekommt. Alles was ich dazu finde ist, dass es nicht oder nur extrem schwer klappt. Das ist bei mir aber eigentlich nicht so. Klar muss ich mich öfter für bestimmte Sachen aufraffen, aber am Ende klappt es dann doch meist. Und meine Arbeit erledige ich immer noch sehr gut. Müssten mir bestimmte Sachen nicht viel schwerer fallen, wenn ich eine schwere Depression hätte?

Mir ist klar, dass das eine Erstdiagnose ist, und die Dysthymie halte ich für richtig, und dass das erstmal für die Krankenkasse ist, um überhaupt irgendwas da stehen zu haben. Aber der Psychologe meint, dass ich mir bei einem Psychiater Medikamente besorgen soll, um aus meinem Loch zu kommen. Ja, ich habe das Loch aber nicht tagtäglich, meinen Alltag bekomme ich eigentlich ganz ok gemeistert. Gibt es das, dass man schwere Depressionen hat, aber seinen Alltag dennoch irgendwie gewuppt bekommt? Oder deutet das doch auf andere Probleme hin? Ich meine, die Syptome einer Depression sind ja auch in anderen Krankheiten aufgelistet.

Mich würde mal die Erfahrung anderer interessieren, einfach, ob es das gibt und ich falsch liege, oder ob es doch nicht ganz richtig ist, aber als Erstdiagnose einfach mal akzeptabel sein sollte.

Danke und viele Grüße
pummy
Novvi
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Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von Novvi »

Hallo pummy,
Erst einmal finde ich es sehr gut,dass du dir Hilfe geholt hast und deine Probleme angehst.

Ich denke auch,dass bei einer schweren Depression der Alltag nur schwer zu meistern ist. Gut,dass es bei dir nicht so ist. Kannst du dir vorstellen,den Therapeuten zu fragen, wieso er diese Diagnose gestellt bei dir gestellt hat? Ich denke,dass du dadurch die Diagnose besser annehmen kannst oder diese auch korriergt werden kann.

Jetzt zu der Einnahme der Tabletten: Hast du das Gefühl,dass diese dich stabilisieren können, um deinen Alltag besser hinzu bekommen und an deinen Problemen arbeiten zu können?

Mir ist immer wichtig,bei all diesen Diagnosen sich selbst nicht allzu viel damit zu beschäftigen,denn der Mensch ist keine diagnose. Mir war es wichtig zu wissen,was ich hab, aber mich nicht darüber zu definieren, sondern zu schauen,was ich alles trotz dessen hin bekomme und mich in meiner Person weiter zu entwickeln.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für deine Therapie.

Liebe Grüße
Novvi
pummy
Beiträge: 8
Registriert: 24. Mai 2020, 12:38

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von pummy »

Hallo novvi,

danke für deine Antwort.

Ich habe morgen ein Zweitgespräch, da werde ich nachhaken. Ich muss halt vorher alles zehnmal durchkauen, um mir selbst sicher zu sein. Meine letzte Therapie war furchtbar, hat rein gar nichts gebracht und mir wurde nicht mal ne Diagnose mitgeteilt. (Sagt eigentlich alles über damaligen Therapeuten.) Vertrauen liegt mir allgemein nicht so.

Mit der Dysthymie scheint er ziemlich ins Schwarze getroffen zu haben. Und die scheine ich seit meiner Kindheit zu haben, daher ist die Frage, wie ich denke, dass mir Medikamente helfen könnten, echt schwer zu beantworten. Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich kenn es nicht anders. Das war auch die Antwort vom Therapeuten als ich sagte, dass es mir doch eigentlich zu gut geht, um ne Depression zu haben. Ich kann mich freuen, aber es ist nicht, dass mich das tagelang hoch hält, während ich mich mit schlechten Dingen ziemlich lange unten halten mag, egal wie klein sie sind. Von daher wäre es vielleicht einen Versuch wert. Absetzen könnte ich sie immer noch. Er meinte, er würde mich gern erst einmal auf ein "normales" Level bringen, dass die Tiefphasen nicht mehr so hart zuschlagen.

Ich sehe nur endlich mal ne Chance herauszubekommen, was mit mir nicht stimmt und es ggf. zu richten.

Zudem solle ich mich auf eine 2-3 Jahre lange Therapie einstellen. Ich hab jetzt noch ein paar Gespräche wohl, weil er noch nicht sicher ist, welche Therapieform mir am besten helfen würde. Ich bin also erstmal gespannt, was morgen alles rauskommen wird.
Aurelia Belinda
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Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo pummy,

Willkommen erst mal hier in der Runde,

Ich hab zwar keine Mehrfachdiagnosen, aber Depression schon seit Ca. 25 J. Ungefähr, in immer wieder unterschiedlicher Stärke!! Zusätzlich Angststörung.
Beides wurde in Therapie und medikamentös behandelt.

Durch immer größere Belastungen, finanziell, gesundheitlich und und hatte sich die letzten Jahre das ganze wieder ziemlich verschlechtert.
Mache viel mit Gedanken und Selbsthilfe....halte mich so über Wasser.
Letztes J. sollten meine AD höher dosiert werden.
Hab ich nicht gemacht.
Zum Ende 2019 war es dann so schlimm, dass ich ab Januar jetzt höher ging....
Weil ich selten zur Ruhe komme, privat gefordert bin, hatte eine neue Psychiaterin jetzt nochmal erhöht.
Mein langjähriger Psychiater ging in Rente.
Die neue hat vor kurzem die Diagnose SCHWERE DEPRESSION mit Angstzendenzen gestellt!,

Meinen Alltag absolviere ich irgendwie trotzdem, wie gesagt, bin täglich gefordert.
Nur beruflich nicht mehr.
Bin pflegende Angehörige meines Mannes seit Jahren schon.
Pflegegrad seit fast einem Jahr.
Aber im Prinzip war ich die Jahre vorher auch nur gefordert, hatte nicht mehr die Muße, mich um meine Stabilität zu kümmern.

Auch hier im Forum lese ich öfter von stärkerer Depression, und die Leute gehen einer beruflichen Tätigkeit nach.
Deshalb, ja. Es ist möglich.

Meine Erfahrung, aber auch sauschwer.
Wenn du Gewissheit willst, vielleicht eine Zweitmeinung?

Alles Gute,
Grüsse dich, Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
pummy
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Registriert: 24. Mai 2020, 12:38

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von pummy »

Hallo Aurelia,

auch dir Danke für deine Antwort.

Ich habe nächste Woche noch bei zwei anderen Therapeuten ein Erstgespräch, um ggf einen Platz auf deren Warteliste zu bekommen. Würdet ihr diesen die Diagnose des ersten mitteilen oder von dem Erstgespräch nichts erzählen? Oder nur sagen, dass man bei mehreren Therapeuten ein Erstgespräch führt, aber deren Diagnose nicht weiß oder nicht sagen will?

Viele Grüße
pummy
Aurelia Belinda
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Wohnort: Mittelfranken

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Gute Frage pummy,

Ich glaube ich würde es sagen, und meine “Zweifel“ dazu.
So ähnlich wie du es hier sagst.
Ob es möglich ist, trotz schwerer Depri seinen Alltag zu meistern...
Es liegt ja nicht jeder im Bett mit dieser Diagnose.
Hört sich jetzt doof an, will es auch NICHT runter spielen, ich sehe ja bei mir, wie sauschwer der Alltag ist, und ich war auch leicht bestürzt über die aktuelle Diagnose, anscheinend kann man unter gewissen Umständen irgendwie eine Zeit lang weiter funktionieren.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Novvi
Beiträge: 55
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von Novvi »

Hallo pummy,

Es tut mir leid,dass die letzte Therapie so furchtbar war. Ich kann daher auch deine skeptisik verstehen. Umso besser finde ich es super,dass du einen neuen Versuch wagst und verschiedene therapeuten-wahrscheinlich auch mit anderen Ansätzen anschaust. Das spricht für dich und untermalt die Ernsthaftigkeit deiner Suche nach einem geeigneten Therapeuten und das kannst du ruhig den Therapeuten mitteilen. Ob du die Diagnose des anderen Therapeuten mitteilen sollst,kann ich dir nicht sagen. Ich habe es nicht gemacht und es kam verschiedene Diagnosen oder auch Meinungen heraus. Für mich war es auch nicht so wichtig, mir war nur wichtig,dass ich meine Situation verbessern möchte in meinem erleben,Gefühlen und meinen Alltag und da ist ein verstehen meiner Situation und nicht meiner Diagnose wichtig. Aber: um eine Therapie beginnen zu können,benötigt man halt eine Diagnose. Ich finde es gut,wenn du da nochmal nachhatkst.

Liebe Grüße
Novvi
Sul
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Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von Sul »

Hallo pummy,

mich hat das Verhalten deines ersten Psychotherapeutens geärgert. Ich wollte dir nur sagen, dass du ein Recht auf deine Diagnose hast und du dürftest sogar deine Patientenakte (Psychotherapeuten müssen dokumentieren!) einsehen. Psychotherapie ist kein rechtsfreier Raum! Du könntest dich auch bei der zuständigen Psychotherapeutenkammer beschweren.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche nach einem neuen Psychotherapeuten. Diagnosen sind nicht in Stein gemeißelt, können sich ändern. Sie sind nur ein Etikett für deine geschilderten Symptome.

Ob ich in einem Erstgespräch die Diagnose mitteilen würde? Mir selbst ist immer wohler, wenn ich ehrlich sein kann. Und dann sehe, wie das Gegenüber damit umgeht.

Viele Grüße, Sul
pummy
Beiträge: 8
Registriert: 24. Mai 2020, 12:38

Re: Erstdiagnose Double depression

Beitrag von pummy »

Hallo zusammen,

ich hatte dann das Zweitgespräch heute morgen. Er hat gleich gefragt, ob was vom letzten mal hängengeblieben ist und ob ich noch Fragen hab. Habe dann das mit der schweren Depression angesprochen. Und er hat mir gleich bestätigt, dass es immer schwierig ist zu sagen, was ich schwer oder nur Mittel, die Fragebögen sind da sehr strikt, aber in Wirklichkeit istves mal so mal so. Er hat auch gefragt, ob ich überhaupt etwas mit der Diagnose anfangen kann, was meine Meinung ist. Das hat mich dann schon wieder beruhigt. Eigentlich seh ich das schon erstmal als Erstdiagnose, um etwas auf dem Papier zu haben. Mir war nur wichtig, dass es für ihn nicht "in Stein gemeiselt" ist.

Er hat mir auch gesagt, dass ich den letzten Therapeuten vergessen soll, nicht die Therapieform, sondern nur den Therapeuten, das wär nix.

Jetzt hab ich am Samstag noch ein Gespräch, in dem er mir auch noch helfen will andere Therapeuten zu finden, bei denen ich "vorsprechen" könnte. Hab danach gefragt, weil er womöglich so schnell keinen Platz hat. Bei den anderen auch wohl nur auf eine Warteliste, aber mehrere Optionen zu haben, ist vielleicht auch gut, wenn man sich mit den Therapeuten dann versteht.

Immerhin hab ich es angefangen, das gibt mir vorerst ein gutes, erleichternde Gefühl. Vielleicht bekomm ich irgendwann raus, was mit mir nicht stimmt.

Danke euch allen für eure Meinungen. Und ob ich der morgen von der Diagnose erzähle, entscheide ich wohl spontan. Es wäre halt auch interessant, auf was die anderen kommen, ohne dass ich was sage. Also ob alle auf die gleiche Diagnose kommen oder ob es Unterschiede gibt.
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