Hallo ich bin neu bei euch

[Val]

Hallo,

ich heiße Valentina und bin 26 Jahre alt. Ich bin froh auf dieses Forum gestoßen zu sein und fasziniert von der Atmosphäre die hier herrscht.

Ich möchte mich mitteilen in der Hoffnung, Menschen zu finden, denen es so geht wie mir. Seit ich 14 Jahre alt bin falle ich immer wieder in Ohnmacht. In allen möglichen Situationen. Ich habe dadurch viele Krankenhausaufenthalte hinter mir, da man lange von einer neurologischen oder kardiologischen Ursache ausging. Ich bin an viele Menschen geraten die mir das Leben mit der Symptomatik erschwert haben.
Ich bin gerade dabei zu begreifen und zu erarbeiten , dass ich nicht-epileptische Anfälle habe auch dissoziative oder psychogene Anfälle genannt. Hat jemand von euch damit Erfahrung? Ich fühle mich schon immer sehr alleine damit, da die Menschen sich nicht immer hineinversetzen können, was ein plötzliches Umfallen für Unsicherheiten und Ängste mit sich bringt.
Mittlerweile habe ich Depressionen entwickelt und nehme AD.
Ich habe sehr schlechte Tage und Tage die Okay sind. Ich stehe gerade vor der Entscheidung, stationärer Aufenthalt, Tagesklinik oder eine intensive Therapie bei einer systemische Therapeutin der ich sehr vertraue.

Ich würde mich freuen, wenn es jemanden gibt der mich versteht oder vielleicht jemanden kennt mit ähnlichen Symptomen.

Viele liebe und hoffnungsfrohe Grüße

[Nadine1975]

Hallo, ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe Angst und panik Störung. Wenn ich in heftige panik Geräte kommt auch die Angst in oh macht zu fallen. Ist zwar was anderes als du beschreibst, aber die Angst ist da und kann dich gut verstehen
LG
Nadine

[Kirsten29]

Hallo Valentina,

herzlich Willkommen und Danke, dass du dich hier vorstellst .

Mensch, das tut mir leid, dass dir sowas immer wieder passiert. Ich habe damit keine Erfahrung. Wenn ich dich richtig verstehe, sind organische Ursachen bereits ausgeschlossen? Denkst du, es könnte eine psychische Ursache sein?

Wie kann ich mir das genauer vorstellen? Du stehst zum Beispiel im Laden vor einem Regal und dann kann es von jetzt auf gleich passieren, dass du ohnmächtig wirst? Kommst du dann schnell wieder zu dir oder kommt der Krankenwagen? Ich hoffe, die vielen Fragen nerven dich nicht.

Liebe Grüße
Kirsten

[Val]

Danke für eure Antworten.

Anfangs konnte ich es mir schwer vorstellen, dass so eine heftige Reaktion psychosomatischer Natur sein könnte. Aber mittlerweile bin ich mir eigentlich sicher und auch meine Neurologin vermutet es.
Genau, ich wurde sehr oft mit dem Krankenwagen abgeholt, wenn niemand dabei war der die Symptomatik kannte oder am Anfang als alles neu war.
Ich bin bereits in allen möglichen Situationen bewusstlos geworden. Beim schwimmen, beim joggen, beim aufstehen usw..
Ich kann gerade auch nicht mehr arbeiten und wünsche mir einfach so sehr, dass mir etwas hilft und dauerhaft stabilisiert so dass ich auch wieder alleine raus gehen kann, denn diese Unsicherheit in Kombination mit der Depression trifft mich sehr hart, so dass es sich wie ein doppelter Kampf anfühlt.

[Peter1]

Hallo Valentina
Herzlich willkommen, hier im Forum.
Zu deinen -ohnmachtsanfällen kann ich nichts sagen.
Bei Depressionen sucht man am besten einen Psychiater auf, der dich über Medikamente und Therapien beraten kann. Nicht bei jedem Patienten ist jede Therapieform geeignet. Auch kann der Psychiater am besten sagen, ob du vor der ambulanten Therapie, für die du relativ stabil sein solltest, einen stationären Aufenthalt benötigst, oder eine Behandlung in einer Tagesklinik.
Ich wünsche dir einen Gewinnbringenden Austausch. Peter

[Crazybunch]

Hallo Valentina,

erst einmal herzlich willkommen hier im Forum

Ich habe zwar selber keine Erfahrung mit dissoziativen Anfällen, habe mich aber in den letzten Jahren viel mit Psychotraumatologie auseinandergesetzt und als Du beschrieben hast, dass Du plötzlich in allen möglichen Situationen in Ohnmacht fällst, fiel mir sofort ein, dass das ein typisches Zeichen für ein Psychotraum ist.

Ich weiß nicht, ob Du Dich damit schon mal beschäftigt hast und weißt, was ein dissoziativer Anfall bedeutet. Solche Anfälle werden von so genannten Triggern ausgelöst. Das können Gerüche, Geräusche, Räume, Verhaltensweisen von Mitmenschen, etc. sein.

Wahrscheinlich wird es Deine Aufgabe sein, diese Trigger zu erkennen, denn dann hast Du eine reelle Chance, eine Ohnmacht zu vermeiden. Es gibt dann ganz simple Tricks, wie Du Dein Gehirn dazu bringen kannst, sich beispielsweise auf andere Bewegungen zu konzentrieren und damit nicht mehr in Ohnmacht zu fallen.

Es kann sein, dass Du Dich überhaupt nicht mehr an ein traumatisches Erlebnis erinnern kannst. Manchmal löscht die Psycho so ein Trauma zum Selbstschutz aus der bewussten Erinnerung. Häufig bricht sich das Trauma dann durch unerklärliche körperliche Symptome den Weg ins Bewusstsein.

Ich bin keine Expertin, aber vielleicht hilft es Dir, mehr darüber zu lesen und vielleicht nach einer Traumatherapie zu suchen.

Liebe Grüße
Crazybunch

[Kirsten29]

Hm, Mensch... Na erstmal ein dickes Danke an deinen Schutzengel. Du hast geschrieben, dass du im Moment vor der Entscheidung stehst, ob du eine ambulante oder stationäre Therapie machen möchtest. Soll es dort darum gehen, was eventuell Ursachen für die Ohnmacht sein könnten?

[Val]

@peter vielen Dank,

Ja bei verschiedenen Psychiatern war ich bereits und eine Psychotherapeutin habe ich auch. Die Ratschläge sind sehr unterschiedlich und es fällt mir gerade sehr schwer bei mir selbst nachzuspüren was mir helfen könnte. Ich möchte unbedingt an mir arbeiten und möglichst das beste Setting dafür wählen um weitere schmerzliche Erfahrungen zu vermeiden.
Ich vertraue sehr wenigen, da ich mir schon viele miese Sachen anhören musste (z.B ich würde die Anfälle spielen usw.)

@crazybunch
Ja ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sich um verdrängte Traumata handelt zu denen ich noch keinen richtigen Zugang gefunden habe.

[Val]

... und vielen Dank an alle Beiträge, die netten Sätze tun mir sehr gut gerade.

[Kirsten29]

Ich muss jetzt mal eine doofe Frage stellen: Wenn du jetzt am PC oder Handy sitzend in Ohnmacht fällst (was ich dir auf gar keinen Fall wünsche!!!) - ist dann jemand da???

Jetzt mache ich mir irgendwie Sorgen...

[Val]

@kirsten

Ja ich wohne zum Glück mit meinem Freund zusammen, der mit der ganzen Situation bisher unglaublich umgeht und sehr liebevoll ist.
Ich versuche gerade etwas mich aus dem schuldauslösenden Atem meiner Eltern zu befreien, die mich möglicherweise etwas zu sehr umsorgten und einschränkten. Ich möchte mich auf keinen Fall über die Fürsorge beschweren im Gegenteil ich bin wohl eher ständig viel zu dankbar. Aber ich konnte mich nicht immer fallen lassen, da ich mich so schuldig fühle und denke wegen mir ging es meiner Familie immer schlecht.
Ich habe ein etwas paradoxes Verhältnis zu meinen Eltern.

Ich war schon sehr oft alleine beim umfallen oder draußen unter fremden, ich denke dadurch hat sich auch die Angst entwickelt. Momentan meide ich diese Situationen. Jedenfalls alleine draußen sein jagt mir eine ziemliche Angst ein

[Crazybunch]

Hallo Valentina,

ich kann mir so gut vorstellen, dass Du das Vertrauen verloren hast. Es ist aber so typisch, dass zunächst von einer körperlichen Erkrankung ausgegangen wird und erst im zweiten Schritt an ein Psychotraume gedacht wird. Insbesondere, wenn der Krankenwagen gerufen wird, geht es den Sanitätern erst einmal darum, zu schauen, ob es Dir körperlich gut geht. Schade finde ich nur, dass die Kenntnis über Psychotraume bei Ärzten nach wie vor kaum vorhanden ist.

Es gibt unterschiedliche Ansätze in der Taumabehandlung. Eine neue Methode heißt EMDR. Ich selber bin seit zwei Jahren in Behandlung bei einer Psychologin, welche sich auf Traumatherapie mit EMDR spezialisiert hat. Es ist fazinierend, wie dadurch das Gehirn anfängt, Dinge zu verarbeiten. Ich bin mir nicht sicher, ob Du mit dieser Methode auch an verschüttete Erinnerungen kommen kannst. Du könntest aber einfach mal Psychologen fragen, die diese Methode anwenden.

Liebe Grüße
Crazybunch

[Crazybunch]

Mir fällt gerade noch etwas ganz entscheidendes auf, nämlich Deine Beziehung zu Deinen Eltern. Das kommt mir sehr, sehr bekannt vor! Kann es sein, dass Deine Eltern taumatische Erfahrungen gemacht haben, denn durch das Umsorgen geben sie meistens das Trauma an die Kinder weiter.

So ist es beispielsweise bei mir. Ich selber habe das Trauma nicht erlebt, aber meine Eltern sind Kriegskinder und haben mir ihr Traum weitergegeben. Das mag erst einmal total abwegig klingen, aber zwischenzeitlich weiß man, dass Traum von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden.

[Kirsten29]

Ok, puh, gut, ich bin beruhigt .

Ich habe mich einige Jahre um meine jüngere Schwester gekümmert. Wenn sie in alltäglichen Situationen in Ohnmacht gefallen wäre, hätte ich auch große Angst um sie gehabt. Aber einfach deshalb, weil ich sie liebe und natürlich nicht möchte, dass ihr was Schlimmes passiert. Und du hast dir die Ohnmacht ja auch nicht ausgesucht. Fühl dich also bitte nicht schuldig.

[Kirsten29]

Hallo Crazybunch,

entschuldige, aber für mein Empfinden gehst du gerade etwas zu weit. Ich gehe davon aus, dass du es gut mit Valentina meinst. Aber sie steht ganz am Anfang und du bist schon mitten in der Aufarbeitung. Sie hat sich noch nicht mal für eine Therapierichtung entschieden und du stupst sie schon auf mögliche Ursachen. Sie hat gerade erst geschrieben, dass sie einfach so in Ohnmacht fällt...

[Katerle]

Hallo Val,

gerade habe ich deinen Beitrag gelesen. Ersteinmal herzlich Willkommen hier im Forum.
Weiß nicht, ob es dir etwas hilft. Also ich kann schon nachvollziehen, was ein plötzliches Umfallen für Unsicherheiten und Ängste mit sich bringt, da ich in meiner Kindheit und Jugend und auch später damit schon meine Erfahrungen gemacht hatte. Vielleicht nicht in dem Ausmaße, wie du. Weil ich auch nicht darüber reden konnte, blieb ich auch damit ganz schön allein.

Hatte auch stationäre Aufenthalte, Tagesklinik und ambulante Psychotherapie. Jedenfalls war es die letzten Jahre nicht mehr aufgetreten, so wie ich feststellen konnte.
Nur manchmal überkommt mich die Angst, dass es mir mal wieder passieren könnte, wenn mir z. B. schwindlig ist.

Auf jedem Fall ist es angebracht, der Ursache auf den Grund zu gehen, durch einen stationären Aufenthalt oder mit Hilfe einer Tagesklink bzw. einem Therapeuten, wenn körperlich nichts festzustellen ist.

Alles Gute bei deinem Weg und viel Kraft,
Katerle

[Aurelia Belinda]

Hallo u. Willkommen in der Runde, Val!

Lies dich erst mal durch. Du wirst vieles hilfreiche finden hier.
Auf einen guten Austausch.

Deine Geschichte geht ja über 10 Jahre, und noch niemand hat die Ursache entdeckt. Nicht schön und bestimmt belastend für dich.
Es wurde vermutlich alles neurologische ausgeschlossen?
Wie z.B. Epilepsie oder eine Gehirnerkrankung...?

Mit Panikattacken u. Ängsten hatte ich auch sehr viele Jahre zu kämpfen, mittlerweile geht es, kann ich diese meist im Vorfeld unterbinden...das scheint bei dir gar nicht zu funktionieren, also da Einfluss zu nehmen auf die Ohnmacht. Schon eine ungewöhnliche Geschichte von der ich aber schon mal gehört habe. Zur Ursache kann ich nichts sagen, ist vielleicht auch nicht bei jedem gleich, keine Ahnung. In jedem Fall hat das nichts mit einer “herkömmlichen“
Angstattacke zu tun.

Eine systemische Therapie, ist das nicht eine, die auch alle Angehörigen durchleuchtet oder täusche ich mich da?

Was mir noch einfällt,
Bei dem Tourette Syndrom ist es ja
ähnlich, man spürt es aufsteigen, kann es aber kaum beeinflussen.
Ist das auch so bei dir?
Und hast du die Situationen analysiert kurz bevor du in Ohnmacht fällst?

Warst du schon mal bei einem Schlafmediziner?

Ich stelle mir das schlimm vor, zu wissen, es tritt immer wieder auf, und ich kann nichts tun...
Hoffentlich lässt sich die Ursache heraus finden und bearbeiten.

Alles Gute, Aurelia Belinda

[Val]

Nur vielen Dank zu sagen fühlt sich irgendwie nicht aussagekräftig genug dafür an wie es mir durch eure Beiträge geht. Die Vorschläge helfen mir sehr und ich kann ganz gut damit umgehen auch wenn die Ideen und Erfahrungen persönlicher sind. Mir gibt das auch Hoffnung und Antrieb und ich werde mich näher über die verschieden Möglichkeiten informieren. Ich merke, dass sich zum ersten Mal innerlich etwas bei mir tut im Austausch mit euch und ich mich auf eine verrückte Weise verstanden fühle.