Wir werden diesen Virus auf Dauer so behandeln müssen wie jede andere schwere, stark ansteckende Erkrankung auch.
Nur, dass das Coronavirus etwas vollkommen Neues für den Organismus der westlichen Menschen darstellt und der Körper somit erst lernen muss, damit umzugehen und noch die passenden Medikamente gefunden werden müssen. Vorher siehts schlecht aus mit dem Übergang in die Behandlungsroutine.
Als es vor einigen Jahren in meiner Heimatstadt eine extreme Häufung von Masern gab, wurden in dieser Stadt besondere Maßnahmen ergriffen. Es wurde aber nicht das ganze (Bundes-)Land unter Quarantäne gestellt. Niemand hat verlangt, dass man doch aus Solidarität mal zu Hause bleiben soll.
Nur, dass es gegen Masern eine Impfung gibt und sich somit jeder schützen kann. Neuerdings MUSS man sogar eine Masernschutzimpfung oder eine durchgemachte Infektion nachweisen, wenn man in Einrichtungen des Gesundheitswesens arbeitet.
Coesfeld besondere Maßnahmen trifft, oder in Heinsberg
Das sind/ waren zwei der absoluten Brennpunkte! Meines Wissens nach geschah die Ausbreitung in Deutschland relativ flächendeckend mit weniger Betroffenen im Osten. Da war es wichtig, dass zunächst ganz Deutschland im Überblick gehalten wurde, bzw. haben ja schon zu Beginn der Welle einige Bundesländer ihr eigenes Süppchen gekocht.
Hinzu kommt auch für eine ganz klare Eigen-Verantwortung der Risikogruppen und wenn ich mich da hier in der Stadt umgucke, dann ist das bei der Bevölkerung ab 60 nicht angekommen, dass sie dazu gehören.
Da frage ich mich, inwiefern das repräsentativ ist, wenn es, laut Studien, die 20-24-Jährigen sind, die sich wenig an die Kontaktbegrenzungen halten und somit dafür sorgen, dass die Epidemie angetrieben wird.
Ich wohne mit Menschen aus der Risikogruppe zusammen, kann sie jederzeit anstecken, falls ich das Virus in mir trage. Trotzdem kann ich meine Arbeit nicht zu 100% auf Homeoffice umstellen.
So viel zum Thema der Eigenverantwortung.
In der Therapie war es mehr als 1x Thema, dass ich viel zu viel für andere gemacht und zu wenig an mich gedacht habe. Jetzt denke ich an mich, meine Gesundheit und die Folgen für mich aus dieser Zeit, da darf man dann lesen ich soll doch solidarisch sein und an die anderen denken.
Ja, so geht es mir auch. Trotzdem käme ich nicht im Traum auf die Idee, mich ausgerechnet jetzt ausleben zu wollen und ich denke auch nicht, dass das ein Psychotherapeut in der jetzigen Situation uneingeschränkt empfehlen würde.
Wenn man sich jetzt nämlich nicht solidarisch zeigt, kann das bedeuten, dass dadurch andere sterben. Muss man selbst abwägen, ob man das in Kauf nehmen möchte, weil man sich genau jetzt selbstverwirklichen will.
Ich selbst versuche, den Fokus auf das Positive zu legen und mir Dinge vorzunehmen, die mir guttun: Viele Kurse gibt es jetzt über Videochat, man kann telefonieren, außerhalb Bayerns konnte man die ganze Zeit mit einer Person unter Einhaltung des Abstands spazieren gehen, man kann in die Wälder. Es geht so viel!
Wenn man allerdings den Fokus nur auf Dinge legt, die verboten sind und nur noch diese will, ist man wohl irgendwann tatsächlich klinikreif.
Vieles hat auch Delphi 73 schon geschrieben. Den Hinweis auf den Kategorischen Imperativ fand ich sehr treffend.