Themen in der Verhaltenstherapie ?

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Lilian95
Beiträge: 2
Registriert: 4. Mai 2020, 17:14

Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Lilian95 »

Hallo ich bin jetzt 24 und hab letzten Sommer die Diagnose Depression bekommen, davor hatte ich ein geregeltes Leben würde ich sagen. Ich hatte einen Freund seit ich 17 war und nach meiner Ausbildung zur Damenmaßschneiderin. hab ich auch recht schnell einen Job gefunden(in einem Modeladen als Änderungsschneiderin). Tja, dann ging es mir plötzlich total schlecht, wusste nicht was mit mir los war, als ich es wusste, dachte ich es liegt bestimmt an meinem Job und an meinem Freund. Hab mich von ihm getrennt und nach langem Krankschreiben auch meinen Job gekündigt, dachte das wären eben die Gründe gewesen, weil ich damit nicht so ganz glücklich war. Hab dann Medikamente verschrieben bekommen und war in ner Klinik, die Medis sogar wieder abgesetzt, da es mir so gut ging und hab in der Zwischenzeit mich wieder neu verliebt. Bin nach der Klinik erstmal zu ihm in die WG gezogen und dachte jetzt zieh ich von zu Hause aus in ne größere Stadt endlich aus dem Kaff raus, endlich Leute kennenlernen die mich verstehen. Dann waren wir im Urlaub und mir gings plötzlich wieder schlecht. Ich hatte ne WG zusage und hätte dort einziehen können, aber ich hab mich so schlecht damit gefühlt, dass ich abgesagt habe. Hatte ja noch keinen neuen Job, wobei ich nach meiner Kündigung mich sogar noch beworben habe, tja aber wurde nicht genommen. Ich fing an zu zweifeln, ob ich nicht was anderes tun sollte beruflich gesehen, da es in dem Brange nicht leicht ist was zu finden, aber was ? Das hat mich alles so wahnsinnig gemacht, dass es mir immer schlechter ging. Jetzt hab ich endlich eine Verhaltenstherapie angefangen und nehm auch wieder Medis, hatte sie in der Klinik abgesetzt. Mir geht es auch wieder etwas besser, versuche aber nicht wieder darüber nachzudenken wie es weitergeht. Kann mir gar nicht vorstellen auszuziehen oder nochmal eine Ausbildung oder sogar ein Studium anzufangen. Ich hab das Gefühl seitdem ich weiß, dass ich Depressionen habe, dass ich mich mh ja schlechter oder kränker fühle, wie ich eigentlich bin. Bis jetzt in der Therapie hab ich eigentlich nur von meiner Vergangenheit gesprochen und mir wurde gesagt, dass es wichtig wäre Leute zu finden, die mich verstehen, die die gleiche Diagnose haben. Meine Therapeutin fragte mich, ob es was gibt ein Thema worüber ich reden möchte, aber was ? Ist das nicht ihre Aufgabe, Themen zu finden, die mir helfen, dass es mir besser geht ?
Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Strohi »

Hallo Lilian95,

Dein Post liest sich in meinen Augen als hättest Du Deine bisherigen 24 Lebensjahre gehetzt verbracht, "ohne Punkt und Komma", wie man so sagt, "in einem Rutsch durchgezogen". Aber, das ist nur mein Eindruck, und der kann natürlich falsch sein.

Die Medi's haben den Sinn und Zweck, die Patientin, den Patienten bereit und fähig zu machen, sich seinen psychischen Problemen und Schwierigkeiten in einer Therapie zu stellen.

In der Psychotherapie selbst geht es darum, dass Patientin/Patient und Therapeutin/Therapeut sich das bisherige Leben und vor allem die Situationen und Entscheidungen gemeinsam anzuschauen und darüber nachzudenken, warum etwas schief gelaufen, daneben gegangen ist und daraus die Erkenntnis zu gewinnen, wie es besser gegangen wäre.

Dazu ist es natürlich notwendig, dass Du Deiner Therapeutin von Deinem Leben erzählst und dabei das, was Dir dabei komisch vorgekommen ist, womit Du Schwierigkeiten und Probleme hattest, was Dich stark beschäftigt und vielleicht sogar belastet nicht ausklammerst, sondern ebenfalls erwähnst.

Wenn ich mal das verwenden darf, was Du geschrieben hast, käme ich schon mal auf die Frage, warum Du denn damals, als es Dir plötzlich total schlecht gegangen ist, auf den Gedanken gekommen bist, dass dies mit Deinem Job und/oder mit Deinem Freund zu tun hat. Und warum Du Dich von ihm getrennt hast (hätte es die Möglichkeit einer gemeinsamen Problemfindung, einer Aussprache nicht gegeben?). Gleiches gilt für den Job; wäre es nicht möglich gewesen, über das, was es Dir schwer gemacht hat, dort zu arbeiten, miteinander zu reden und gemeinsam eine Lösung zu finden?

Das sind natürlich nur Beispiele dafür, welche Fragen und Themen in einer Therapie angesprochen werden könnten.

Aufgabe Deiner Therapeutin ist unter Anderem, Dir Hilfe zur Sebsthilfe zu geben. Helfen und etwas tun, damit es Dir besser geht, kannst nur Du Dir. Therapie ist Arbeit, Arbeit an der Patientin, am Patienten und vor allem: für die Patientin, den Patienten. Ist ja auch richtig so: würde die Therapeutin Dir sagen, wo es lang geht in Deinem Leben, wäre es ja nicht mehr das, was Du möchtest: Dein (!!) Leben.

Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft und Ausdauer in Dir finden wirst, um den Weg gehen zu können.

Liebe Grüsse,
Strohi
Schlumpffine
Beiträge: 382
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Strohi,
"Die Medi's haben den Sinn und Zweck, die Patientin, den Patienten bereit und fähig zu machen, sich seinen psychischen Problemen und Schwierigkeiten in einer Therapie zu stellen."
Das verstehe ich nicht
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Frank70
Beiträge: 147
Registriert: 28. Aug 2019, 13:54

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Frank70 »

Moin, ich glaube wenn der Leidensdruck zu hoch ist, man nicht offen genug ist für eine Therapie.
Antidepressiva beseitigen nicht die Depression sondern in besten Fall einige Symptome.

Lg
Frsnk
avelarte
Beiträge: 290
Registriert: 3. Nov 2008, 12:30

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von avelarte »

Wenn es einem grottenschlecht geht, ist man gar nicht in der Lage, den Erläuterungen und Fragestellungen des Therapeuten zu folgen, geschweige denn, darauf schlüssige Antworten zu geben.

LG
avelarte
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Ein Optimist denkt genauso einseitig wie ein Pessimist, nur lebt er froher. (A. Lassen)
Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Strohi »

Hallo Schlumpffine,

"Frank70" und "avelarte" haben es besser ausgedrÜckt als ich.

Liebe Grüsse, strohi
Schlumpffine
Beiträge: 382
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo an die Runde,
eigenlich wollte ich damit nur ausdrücken, das ich eine "Pro medi"-einstellung durchaus kritisch hinterfrage. Die Frage, ob Psychopharmaka wirkungsvoll sind, ist durchaus umstritten. Hier sollte jeder Betroffene,sofern möglich, sich seine eigenen Gedanken machen
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Ein Sommertag
Beiträge: 189
Registriert: 20. Jan 2020, 10:24

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Ein Sommertag »

Es gibt ja auch durchaus die Theorie, dass eine Therapie die Arbeit an Emotionen beinhaltet und dass man an diese viel besser herankommt, also auch besser arbeiten kann, wenn sie nicht medikamentös gedeckelt sind.

Und die Theorie des Therapiefähigmachens der Antidepressiva auf die Somatik übertragen, wenn mir ein Arzt sagen würde: "Das Schilddrüsenmedikament ändert nichts an Ihrer Problematik, es sorgt aber dafür, dass ich sie besser untersuchen kann." - ich würde laufen.
avelarte
Beiträge: 290
Registriert: 3. Nov 2008, 12:30

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von avelarte »

Ich wurde und werde nicht medikamentös gedeckelt, sondern bin durch das Medikament (und in erster Linie durch die EKT) wieder ich selbst. Vorher ging es mir so schlecht, dass ich zu den einfachsten Alltagsverrichtungen nicht mehr in der Lage war, geschweige denn Emotionen hätte be- oder verarbeiten können.
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Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Themen in der Verhaltenstherapie ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich bin weder pro- noch kontra Medis!
Es muss jeweils im Einzelfall zwischen Psychiater und Patient ausgemacht werden. Als ich in die Klinik eingeliefert wurde, war ich nicht in der Lage, solch eine Entscheidung zu treffen. Ich musste mich auf den Arzt verlassen, und ihm vertrauen. Ich wurde nicht enttäuscht, denn nach drei Monaten war ich stabil genug, fü eine ambulante Therapie. Leider musste ich drei Monate auf einen Therapieplatz warten. Dabei trug ich die ganze Zeit den Gedanken mit mir herum, das ein Rückfall eintritt. Davor schützte mich nur mein Bedarf, 50mg Quetiapin bis zu 3x täglich. Die habe ich auch manchen Tag genommen, weil ich nicht wieder in die Klinik wollte.
Erst meine ambulante Thera brachte mich dazu, immer weniger Bedarf zu nehmen. Psychotherapie ist wie jede andere ärztliche Behandlung Vertrauenssache. Wenn ich meiner Thera nicht vollkommen vertraue, brauche ich gar nicht erst hin gehen. Auch ich habe am Anfang alles hinterfragt, was sie sagte. Das hat sie mir aber schnell abgewöhnt, seitdem läuft meine Therapie wesentlich erfolgreicher. Ich nehme immer noch Venlafaxin, und jetzt Tavor als Bedarf, den ich aber im letzten Monat nur einmal brauchte.
Wie oben schon erwähnt, jede ärztliche Behandlung ist Vertrauenssache Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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