Erste Depressive Episode

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Varizon
Beiträge: 3
Registriert: 6. Mai 2020, 16:35

Erste Depressive Episode

Beitrag von Varizon »

Hey Forum :)

ich bin der Kay, 21 Jahre alt und habe vor etwa 2 Monaten die Diagnose Depressive Episode bekommen und bin seit dem in Ambulanter Behandlung.
Ich bin eigentlich immer relativ Glücklich gewesen hab immer freude am Leben gehabt und von ein auf den anderen Tag war ich wie gefangen in meinem Kopf.
Ich hab sowas noch nicht erlebt, ich war so stark in Gedanken das ich einen Zusammenbruch auf der Arbeit hatte und direkt danach in die Psychiatrie gefahren bin. Dort hat man mir Doxepin verschrieben, was ich Abends vor dem Schlafen gehen nehme. Anfangs hab ich verdammt gut damit geschlafen, mittlerweile ist es weniger geworden und ich wache wieder teilweise Nachts auf oder bin morgens total unausgeschlafen.
Ich grübel eigentlich ununterbrochen im Kreis und das macht mich am meisten fertig, grade auf der Arbeit ist das ganz schlimm.Unkonzentriert bin ich zudem auch noch und ich erkenne mich nicht wieder.
Ich weiß das ich eine Depression habe, aber ich habe Angst das es doch die Prodomalphase einer Schizophrenie sein könnte und darum dreht sich eigentlich die ganze Zeit mein Grübeln. Ich bin richtig Ängstlich geworden dadurch, achte auf fast alles so extrem und jedes Symptom was ich habe wird gegoogelt und dann hab ich noch mehr schiss. Ich weiß das es Dumm ist, aber irgendwie hab ich manchmal so einen Drang, wenn es mir schlecht geht das ich wie getrieben wieder anfange zu googlen.
Zudem hab ich irgendwie Soziale Ängste entwickelt, was ich ganz komisch finde, weil ich eigentlich immer ganz locker in Gesprächen war und seit dem ich die Diagnose habe richtig Angst habe was falsch zu machen bzw. ich habe Angst das man mir die Depression ansieht und ich verkrampf mich dann regelrecht.
Manchmal fühl ich mich auch so als hätte ich eine Glocke auf dem Kopf als wäre ich garnicht richtig anwesend und das macht mir dann nochmal mehr Angst weil alles so unwirklich wirkt.

Ist das normal was da grade mit mir passiert bzw. normal für eine Depression ?
Ich hab sowas noch nie gehabt und hoffe der Spuck geht bald vorbei oder bessert sich.
Habt ihr Tipps für mich wie ich mich Verhalten soll?
Wie erlebt ihr das bei euch?
Ich fühl mich nicht mehr wie ich selbst das ist ganz komisch zu beschreiben, ich bin am Montag beim Psychiater und dem schildere ich auch alles dann nochmal, mal schauen was er dazu sagt.
Kirsten29
Beiträge: 461
Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Varizon,

herzlich Willkommen hier im Forum :).

Hm, du sagst, das ist von "heute auf morgen" mit dir passiert? Kennst du depressive Momente oder Phasen vielleicht schon aus deiner Kindheit oder Jugend? Es klingt schon irgendwie seltsam... vor allem dieses Plötzliche. Bevor du die Diagnose bekommen hast, ist da etwas bei dir passiert, woraus sich eine Depression entwickelt hat?

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Varizon
Beiträge: 3
Registriert: 6. Mai 2020, 16:35

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von Varizon »

Kirsten29 hat geschrieben:Hallo Varizon,

herzlich Willkommen hier im Forum :).

Hm, du sagst, das ist von "heute auf morgen" mit dir passiert? Kennst du depressive Momente oder Phasen vielleicht schon aus deiner Kindheit oder Jugend? Es klingt schon irgendwie seltsam... vor allem dieses Plötzliche. Bevor du die Diagnose bekommen hast, ist da etwas bei dir passiert, woraus sich eine Depression entwickelt hat?

Liebe Grüße
Kirsten
Naja zuallererst hab ich aufgehört Cannabis zu konsumieren, nach fast 3 Jahre täglichen rausch.Habe damit abprupt aufgehört nachdem ich eine Panikattacke davon hatte. Somit sind auch alle Freunde die mit dem zutun hatten weggebrochen, weil ich auch einfach nichts mehr mit denen am Hut haben wollte.
Naja mehr oder weniger, ich habe eine sehr schwierige Kindheit gehabt mit vielen Familiären Problemen, war auch 4 Jahre meiner Kindheit in einem Heim 150km von meinem Heimatort entfernt. Ich hatte bestimmt schon damals Depressive Phasen, war sehr traurig das ich im Heim leben musste, irgendwann kam ich aber raus und habe mit meinem Vater zusammengelebt und von da an ging es wieder Bergauf.
Ich muss sagen die letzten 3 Jahre hab ich durch das Kiffen mir viel verbaut und das ist mir aber erst nachdem ich aufgehört habe richtig aufgefallen und dann gingen die Gedanken ziemlich mit mir durch.
Dieses Plötzliche hat mich auch sehr aufgerieben und mir nochmal mehr Angst gemacht, bzw. das es Plötzlich so war als wäre ich in meinem Kopf gefangen ganz komisch.
Stoff für eine Depression bietet mein Leben aufjedenfall genug da bin ich mir sicher, nur eigentlich kam ich bis dahin ganz gut klar.
Ich muss noch dazu sagen das ich einige Fehlschläge in Beziehung und co. einstecken musste kurz bevor ich diese Symptome entwickelt habe. Jetzt fühl ich mich Beziehungsunfähig durch meine Symptome und versinke fast in meinem Selbstmitleid.

Grüße Zurück
Deadly1987
Beiträge: 189
Registriert: 16. Mär 2020, 23:00

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von Deadly1987 »

Hallo Varizon,

ich denke mal das die Depression nicht von heute auf morgen kam. Sie hat sich nur leise angekündigt und du hast es eventuell nicht gemerkt?!

Du sagst du arbeitest noch? Was arbeitest du denn? Bei mir war arbeiten in meiner depressiven Phase unmöglich.

Das „googeln“ war und ist wahrscheinlich auch noch immer ein Problem bei mir. Ich mache es aber kaum noch und zwinge mich auch dazu. Ich habe eine hypochondrische Angststörung und meine Psychiaterin hat mir verboten zu googeln. :)

Lies dich hier erstmal bisschen durch und behalte die Nerven. Speziell zum thema Symptome ist alles möglich bei einer Depression.

Viel Glück
Varizon
Beiträge: 3
Registriert: 6. Mai 2020, 16:35

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von Varizon »

Deadly1987 hat geschrieben:Hallo Varizon,

ich denke mal das die Depression nicht von heute auf morgen kam. Sie hat sich nur leise angekündigt und du hast es eventuell nicht gemerkt?!

Du sagst du arbeitest noch? Was arbeitest du denn? Bei mir war arbeiten in meiner depressiven Phase unmöglich.

Das „googeln“ war und ist wahrscheinlich auch noch immer ein Problem bei mir. Ich mache es aber kaum noch und zwinge mich auch dazu. Ich habe eine hypochondrische Angststörung und meine Psychiaterin hat mir verboten zu googeln. :)

Lies dich hier erstmal bisschen durch und behalte die Nerven. Speziell zum thema Symptome ist alles möglich bei einer Depression.

Viel Glück
Hey Deadly,
ja so ungefähr würde ich das beschreiben, ich hab mich längere Zeit bevor es so Akut geworden ist schon alleine gefühlt hab durch paar Rückschläge erfahren die auch noch an mir gezerrt haben. Ich arbeite als Elektriker im Familienbetrieb, das arbeiten zerrt auch an meinen Nerven momentan, vorallem, weil ich auf normal tun muss und als Sohn vom Chef immer ein offenes Ohr haben muss für Kunden. Ich glaube ich habe was ähnliches entwickelt wie du ich versuche es mir auch zu verbieten, aber in manchen Situationen ist es das einzige was mich beruhigt.

Ich versuche es, ich bin momentan am überlegen ob ich mich mal für paar Wochen in eine Klinik unterbringe, wenn ich es nicht mehr aushalten sollte. Vielleicht ist meine Medikation auch noch nicht gut abgestimmt oder wie auch immer.

Ich will einfach nur wieder ich selbst sein ich kenn mich so garnicht und mir gefällt diese ängstliche Seite an mir null :/ Aber wird schon werden

Danke :?
Kirsten29
Beiträge: 461
Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von Kirsten29 »

Danke dir für deine offenen Worte.

Das klingt nach einer sehr sehr bewegten Geschichte. Und ich bewundere dich, dass du mit dem Kiffen von dir selbst aus aufgehört hast. Ganz ehrlich. Bitte verstehe mich nicht falsch. Ich verurteile dich nicht, du hattest Gründe, warum du es gemacht hast. Wie kam es, dass du aufgehört hast?

Und ich finde es großartig von dir, dass du so gut reflektieren kannst. Dass du sagen kannst "Hm, das war ein Fehler und hat mich Zeit gekostet", beeindruckt mich wirklich. Sich das eingestehen zu können, eröffnet dir eine große Wachstums- und Entwicklungschance. Ich bin 29 und lebe gefühlt seit einem guten Jahr. Waren die 28 Jahre verschwendet? So fühlt es sich für mich mittlerweile nicht mehr an. Sie sind meine Geschichte, ein Teil von mir. Ich habe daraus gelernt und kann sogar allmählich Dankbarkeit für meine Geschichte empfinden. Das Alter ist für mich mittlerweile auch etwas völlig Relatives.

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
delphi73
Beiträge: 54
Registriert: 17. Mär 2020, 18:38

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von delphi73 »

Hallo Varizon,
Varizon hat geschrieben:Ich weiß das ich eine Depression habe, aber ich habe Angst das es doch die Prodomalphase einer Schizophrenie sein könnte und darum dreht sich eigentlich die ganze Zeit mein Grübeln. Ich bin richtig Ängstlich geworden dadurch, achte auf fast alles so extrem und jedes Symptom was ich habe wird gegoogelt und dann hab ich noch mehr schiss. Ich weiß das es Dumm ist, aber irgendwie hab ich manchmal so einen Drang, wenn es mir schlecht geht das ich wie getrieben wieder anfange zu googlen.
Das kenne ich sehr gut und habe lange dafür gebraucht, mir diesbezüglich keine riesigen Sorgen mehr zu machen. Vielleicht kann Dich folgendes ein bisschen beruhigen: In der Regel (es gibt auch da natürlich Ausnahmen) befürchtet man bei einer Schizophrenie nicht, schizophren zu sein. Platt formuliert: So lange Du darüber nachgrübelst, ob Du "verrückt" bist, bist Du es eigentlich nicht - dann würdest Du nicht darüber grübeln.

Das was Du schilderst, würde ich als extremes Gedankenkreisen und Grübelzwang bezeichnen. Und das kann im Zusammenhang mit Depressionen, aber auch mit Angst- oder Zwangserkrankungen auftreten.
Varizon hat geschrieben:Manchmal fühl ich mich auch so als hätte ich eine Glocke auf dem Kopf als wäre ich garnicht richtig anwesend und das macht mir dann nochmal mehr Angst weil alles so unwirklich wirkt.
Das klingt nach Derealisation - da könnte Dr. Google Dir vielleicht mal behilflich sein. Ist aber auch etwas, was sowohl bei Depression als auch bei Angsterkrankungen vorkommen kann - hatte ich selbst jahrelange Probleme mit. Ist im Grunde auch nichts schlimmes, sondern in gewisser Weise eine Art Selbstschutz.
Varizon hat geschrieben:Dort hat man mir Doxepin verschrieben, was ich Abends vor dem Schlafen gehen nehme. Anfangs hab ich verdammt gut damit geschlafen, mittlerweile ist es weniger geworden und ich wache wieder teilweise Nachts auf oder bin morgens total unausgeschlafen.
Doxepin ist ein trizyklisches Antidepressivum. Es hat neben der antidepressiven Wirkung, die oft erst nach längerer Zeit einsetzt (ein paar Wochen), zunächst eine sedierende und beruhigende Wirkung. Deswegen sollst Du es abends nehmen und konntest davon so gut schlafen.

Ich selber nehme auch ein trizyklisches AD, allerdings nicht Doxepin. Ich kann die sedierende Wirkung am Anfang bestätigen. Für mich war sie immer sehr entlastend, wenn ich mich wochenlang mit Ängsten und Schlaflosigkeit gequält hatte.
Varizon hat geschrieben:Naja zuallererst hab ich aufgehört Cannabis zu konsumieren, nach fast 3 Jahre täglichen rausch.Habe damit abprupt aufgehört nachdem ich eine Panikattacke davon hatte.
Ich will jetzt nicht spießig klingen, aber Cannabiskonsum kann psychische Probleme verursachen. Vor allem wenn Du so regelmäßig und über einen längeren Zeitraum konsumiert hast. Im Grunde hast Du es bei der Panikattacke ja schon selbst gemerkt - und damit aufgehört.

LG, delphi
Grossergorilla
Beiträge: 60
Registriert: 19. Apr 2020, 11:34

Re: Erste Depressive Episode

Beitrag von Grossergorilla »

Willkommen!
Also erstmal Respekt, dass du genug Selbstfürsorge aufbieten konntest, den Drogenkonsum aufzugeben. Das ist bei psychischen Erkrankungen nämlich wirklich nicht hilfreich. Daher schonmal Daumen hoch.

" Normal" ist bei einer Depression gar nichts, es ist ja schließlich eine Krankheit.
Das mit dem googlen kenn ich nur zu gut, ich fürchte jedoch keine psychische Erkrankung, sondern Demenz (bin ebenfalls sehr unkonzentriert und mein Kurzzeitgedächtnis ist seit Februar fürn Hintern). Da ich aber auch an Angstzuständen leide, teilweise mit hypochondrischer Ader, ist das echt nicht sinnvoll. Mein Gedächtnis wurde getestet und für normal befunden, sollte mir also keine Sorgen machen müssen.
Aber, wie bei dir, sie sind nunmal da.
Es ist sinnvoll, das abzustellen, aber das geht alles nicht von heut auf morgen. Wichtig ist, dass du dir nach Möglichkeit selbst keinen Druck machst.
Depressionen sind eine Krankheit und wie auch bei einer rein physischen Erkrankung kann man eine Heilung nicht durch Anstrengung erzwingen. Man kann und sollte sich Hilfe suchen, aber Depressionen sind, o-Ton der Bereitschaftspsychologin in der Klinik, bei der ich war, Geduldskrankheiten.

Die sozialen Ängste kamen bei mir auch dazu, ich hab Angst, plötzlich den Faden zu verlieren und dumm dazustehen - auch wenn das noch nie bisher passiert ist, selbst wenn ich vergessen hab, was mein Gegenüber mir grad erzählte. Für den groben Kontext reichts noch ;)

Und die Derealisation kenn ich in abgeschwächter Form: ich beschreib das gern als ein Gefühl, als wäre " ich" eigentlich ein kleiner Kern in meinem eigenen Körper, in ihm gefangen aber abgeschottet vom Rest der Welt. Kommt in der letzten Zeit zum Glück weniger häufig vor. Das Gefühl ist, grad am Anfang, verstörend, aber davor muss man keine Angst haben. Dein Hirn hat, wie delphi schon anmerkte, so viel um die Ohren, dass es sich " abschottet", um sich und damit dich zu schützen.

Ich kann da körperliche Bewegung empfehlen - mir persönlich hilft wandern sehr. Wichtig ist, dass man das Körpergefühl zurückbekommt.

Was ich sagen will ist: vieles von dem, was du berichtest (abseits vom Drogenkonsum, ich bin da fast vollständig unberührt) kenn ich von mir selbst auch. Du bist nicht allein.
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