Plötzlich wieder depressive symtome

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Novvi
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Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von Novvi »

Guten morgen,
Ich bin neu hier. Als Anfang 20 jährige müsste ich schon Mal durch eine depressive Episode durch. Damals habe ich mein Studium unterbrochen und mir ganz viel Hilfe gesucht-und auch bekommen,sodass es mir nach 4 Monaten deutlich besser ging und nach einem Jahr wieder "normal"leben könnte. Nun bemerkte ich vor ca 4 wochen,dass genau diese Symptome wieder anfingen (Gedankenkreisen,Druck auf Brust,innere Unruhe,nicht schlafen und essen können, weinausbrüche,keine Entscheidungen treffen können,keine Energie,Konzentrationsprobleme). Daraufhin habe ich mir dann Urlaub genommen und gehofft,dass es besser wird. Das war nicht der Fall,sondern zunächst erst schlimmer. Nach einigen hin und her bin ich dann zu einem Krisengespräch zu einer Psychologin gegangen,sowie Medis (pflanzlich) und es ging mir besser. Dann bin ich wieder zu arbeit gegangen (seit 1 Woche) und habe gehofft,dass wieder alles normal ist. Das ist es leider nicht. Ich schaff gerade nur 40 Prozent von dem was ich sonst schaffen müsste plus alles was im Urlaub angefallen ist und habe Flüchtigkeitsfehler welche ich vor meinen Urlaub gemacht habe,bemerkt. Das hat mich voll aus der Fassung gebracht. Nach der Arbeit schaffe ich kaum was. Ich traue mich einfach nicht,krank zu melden,da ich a denke,wenn du jetzt raus bist,dann für länger und kannst du dann wieder rein und b habe ich das Gefühl meine Kollegen und die Gesellschaft in dieser schwierigen Zeit allein zu lassen. Ich kann doch dankbar sein,dass wir überhaupt arbeiten können (wegen system relevanten Beruf)und zusätzlich unsere Möglichkeiten sowieso eingeschränkt sind und ich mehr Zeit für Papierkram hätte, was ich aber nicht schaffe und habe natürlich auch Angst,das nie mehr zu schaffen und doof zu sein.
Gut ist,dass meine innere Unruhe kaum noch da ist,ich besser essen und schlafen kann. Auch das Gedankenkreisen ist etwas besser geworden.

Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht? Die Grundsatz Frage die mich beschäftigt ist- arbeiten oder nicht.

Freue mich auf eure Antworten.

LG novvi
delphi73
Beiträge: 54
Registriert: 17. Mär 2020, 18:38

Re: Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von delphi73 »

Hallo novvi,
Novvi hat geschrieben:Als Anfang 20 jährige müsste ich schon Mal durch eine depressive Episode durch. Damals habe ich mein Studium unterbrochen und mir ganz viel Hilfe gesucht-und auch bekommen,sodass es mir nach 4 Monaten deutlich besser ging und nach einem Jahr wieder "normal"leben könnte.
Wie alt bist Du jetzt? Also um den Abstand zur ersten Episode abschätzen zu können?
Hast Du damals Antidepressiva/Psychopharmaka genommen?
Novvi hat geschrieben:Daraufhin habe ich mir dann Urlaub genommen und gehofft,dass es besser wird. Das war nicht der Fall,sondern zunächst erst schlimmer.
Kann ich gut verstehen, das ging mir genauso. Im Dezember hatte ich mir zwei Wochen Urlaub genommen in der Hoffnung dass diese Verschnaufpause was bringen würde. Anfang Februar hat es mich dann eingeholt.
Novvi hat geschrieben:Ich traue mich einfach nicht,krank zu melden,da ich a denke,wenn du jetzt raus bist,dann für länger und kannst du dann wieder rein und b habe ich das Gefühl meine Kollegen und die Gesellschaft in dieser schwierigen Zeit allein zu lassen.
Ich glaube den Gedanken hat fast jeder, der an Depressionen leidet und berufstätig ist. Darf ich fragen, in welcher Branche Du arbeitest?
Novvi hat geschrieben:Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht? Die Grundsatz Frage die mich beschäftigt ist- arbeiten oder nicht.
Na klar. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen wenn ich mich krank melde, auch bei "nur" körperlichen Sachen. Bei einer seelischen Erkrankung wie Depression noch viel mehr, denn ich hab ja kein gebrochenes Bein, das ich jedem vor die Nase halten kann.

Arbeiten oder nicht? Würde ich daran festmachen, wie es Dir mit der Arbeit geht. Ist es gut, eine Tagesstruktur zu haben? Ist die Arbeit momentan für Dich sehr belastend oder merkst Du nur, dass Du nicht so leistungsfähig bist wie sonst? Wie gefährlich ist es, wenn Du einen Flüchtigkeitsfehler machst (z.B. im Gesundheitswesen)?
Was glaubst Du ist der Auslöser für Deine Depression? Könnte es die Arbeit sein?

LG, delphi
Novvi
Beiträge: 56
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von Novvi »

Hallo Delphi,
Danke für deine schnelle Antwort. Ich bin jetzt 33. Ist daher so etwa 10 Jahre her damals habe ich etwa 2 Monate Antidepressiva genommen. Ich bin Sozialarbeiterin und arbeite mit Suchtkranken im eigenen Wohnraum. Zusätzlich mache ich QM. Auf Grund der Corona kriese,machen wir derzeit vieles übers Telefon und wenige Hausbesuche. Daher könnte ich mich ins Qm stürzen,was nicht klappt. Ich habe zwischenzeitig das Gefühl,dass ich das nicht kann-dann wiederum Schafe ich das eine oder andere doch-aber sehr Zeit verzögert. Ich hab auch mit meiner Chefin gesprochen,dass ich derzeit nicht so leistungsfähig bin wie sonst,sagte das ist okay,dann wiederum Krieg ich dann doch ganz viele Aufgaben,die ich normalerweise auch schaffen würde. Dann bemerke ich Fehler,die ich sonst nicht machen würde,mache mir dann Vorwürfe und gestern am Frühstückstisch habe ich ein Heulanfall bekommen,weil mir ein nächster Fehler aufgefallen ist.
Ich dachte,arbeit würde mir helfen und Struktur geben. Damals hatte es mir auch geholfen. Vielleicht ist es auch den Job geschuldet,dass man sich selber strukturieren muss und das gerade gar nicht möglich ist. Meine Kollegen merken das auch,wenn ich mich jedes Mal aufrege oder kurz vorm weinen stehe. Ich glaube, ich schaue mir die Woche nochmal an,ob es sich bessert. Am Donnerstag hab ich einen Termin bei einem Psychologen,der aber privat ist,also nur zur kriese Intervention.
Novvi
Beiträge: 56
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von Novvi »

Ach so Flüchtigkeitsfehler war dass ich bei der Fahrtkostenabrechnung an eine falsche Taste gekommen bin und daher 3 km zu viel abrechnet habe,das andere war,dass ich ein Dokument vergessen habe abzuschicken.
Novvi
Beiträge: 56
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von Novvi »

Jetzt ist mir noch aufgefallen,dass ich die Frage für den Auslöser noch nicht beantwortet habe. Ich denke,dass es die Corona kriese ist. Ich habe mir vorher eine Tagesstruktur ( viel mit anderen Menschen) aufgebaut und ich hatte Angst, alleine zu sein, was nicht der Fall ist.
delphi73
Beiträge: 54
Registriert: 17. Mär 2020, 18:38

Re: Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von delphi73 »

Hallo novvi,

ui, das sind jetzt viele Infos.
Novvi hat geschrieben:Ist daher so etwa 10 Jahre her damals habe ich etwa 2 Monate Antidepressiva genommen.
Das ist sehr lange Zeit zwischen zwei Episoden und Du hast nur sehr kurz ein AD genommen. Das klingt gut in dem Sinne, dass Du die 10 Jahre seitdem ohne Depris überstanden hast.
Novvi hat geschrieben: Ich bin Sozialarbeiterin und arbeite mit Suchtkranken im eigenen Wohnraum. Zusätzlich mache ich QM.
QM=Qualitätsmanagement? Dann kann ich mir was drunter vorstellen, eine Freundin von mir ist Sozialarbeiterin und macht das Entlassmanagement in einem Krankenhaus. Viel fremdes Leid, das man verkraften muss.
Novvi hat geschrieben:Ich habe zwischenzeitig das Gefühl,dass ich das nicht kann-dann wiederum Schafe ich das eine oder andere doch-aber sehr Zeit verzögert.
Das scheint mir normal in Deinem Zustand. Du musst für Dich abwägen, ob der Arbeitsstress oder die Befriedigung darüber überwiegt, dass Du eben doch etwas schaffst.
Novvi hat geschrieben:Ich hab auch mit meiner Chefin gesprochen,dass ich derzeit nicht so leistungsfähig bin wie sonst,sagte das ist okay,dann wiederum Krieg ich dann doch ganz viele Aufgaben,die ich normalerweise auch schaffen würde.
Kenne ich. Meine Chefin wusste auch, dass ich massiv angeschlagen bin. Ich kriegte aber trotzdem alles auf den Tisch, weil ich die Dienstälteste in der Abteilung bin und sie weiss, dass sie sich auf mich verlassen kann. Deswegen bin ich jetzt konsequent seit 2,5 Monaten krankgeschrieben. Ich habe sowohl von ihr als auch von unserem Personalchef die Rückmeldung bekommen, dass das auch absolut in Ordnung ist. Fakt ist, wenn Du auf der Arbeit präsent bist, packen sie Dir auch was auf den Schreibtisch. Das geht garnicht anders.
Novvi hat geschrieben:Dann bemerke ich Fehler,die ich sonst nicht machen würde,mache mir dann Vorwürfe und gestern am Frühstückstisch habe ich ein Heulanfall bekommen,weil mir ein nächster Fehler aufgefallen ist.
Ja, auch das kenne ich. Klar, wir operieren beide nicht am offenen Herzen, wenn ich das mal so sagen darf. Also wenn wir Fehler machen, entscheidet das nicht über Menschenleben. Trotzdem kann das auch mal ganz blöd laufen. Allerdings solltest Du mal überlegen, was an Deinen Fehlern wirklich schlimm ist und nicht so selbstkritisch sein.
Novvi hat geschrieben:Ach so Flüchtigkeitsfehler war dass ich bei der Fahrtkostenabrechnung an eine falsche Taste gekommen bin und daher 3 km zu viel abrechnet habe,das andere war,dass ich ein Dokument vergessen habe abzuschicken.
Hmpf, naja. Das finde ich jetzt nicht soooo schlimm.
Novvi hat geschrieben:Ich dachte,arbeit würde mir helfen und Struktur geben. Damals hatte es mir auch geholfen.
Bis jetzt habe ich das auch immer so empfunden und so schnell wie möglich wieder gearbeitet. Momentan ist mir aber klar, dass die Arbeit - bzw. die Bedingungen dort - mit Schuld an meinem Zustand ist. Darüber müsstest Du Dir Gedanken machen, um Deine Entscheidung über arbeitsfähig oder nicht treffen zu können.
Novvi hat geschrieben:Vielleicht ist es auch den Job geschuldet,dass man sich selber strukturieren muss und das gerade gar nicht möglich ist.
Das war auch mein Problem, ich muss sehr selbständig arbeiten und hatte das Gefühl, dazu einfach nicht mehr in der Lage zu sein.
Novvi hat geschrieben:Meine Kollegen merken das auch,wenn ich mich jedes Mal aufrege oder kurz vorm weinen stehe.
Das zeigt zumindest, dass Du gerade sehr dünnhäutig bist.
Novvi hat geschrieben: Ich glaube, ich schaue mir die Woche nochmal an,ob es sich bessert.
Das ist eine gute Idee! Und wenn nicht, zögere nicht, Dich krankschreiben zu lassen.
Novvi hat geschrieben:Am Donnerstag hab ich einen Termin bei einem Psychologen,der aber privat ist,also nur zur kriese Intervention.
Sehr gut! Der wird natürlich auch keine Spontanheilung hinkriegen, aber es ist ein erster Schritt.
Novvi hat geschrieben: Ich denke,dass es die Corona kriese ist. Ich habe mir vorher eine Tagesstruktur ( viel mit anderen Menschen) aufgebaut und ich hatte Angst, alleine zu sein, was nicht der Fall ist.
Klingt sehr plausibel. Ich finde das auch etwas gruselig. Dadurch dass ich aber schon seit Februar aus dem Job bin, hatte ich mich schon ein bisschen daran gewöhnt ohne die Arbeits-Tagesstruktur und den Kontakt zu Kunden und Kollegen klarzukommen. Deswegen fällt es mir gerade relativ leicht, mit dem Kontaktverbot umzugehen.
Novvi
Beiträge: 56
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Plötzlich wieder depressive symtome

Beitrag von Novvi »

Danke für deine Antwort. Es hilft mir,zu wissen, nicht die einzige bin,die solche Gedanken und Probleme hat und man sich hier verständnisvoll austauschen kann.
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