gerade hier aufgeschlagen

WIMP
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gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Hallo an alle,

wie oben schon gesagt bin ich gerade hier aufgeschlagen und möchte ein paar Worte zu mir loswerden. Es muss nicht immer mit der Leidensgeschichte beginnen, das zieht nur runter und muss am frühen Morgen nicht sein. Also ein paar allgemeine Stichworte zu mir:

Alter 67, Rentner, Single, lebe in einer Kleinstadt im südlichen Niedersachsen, koche gern, bin viel zu Fuss und mit dem Fahrrad unterwegs, habe im Augenblick keine wirklichen Hobbys, liebe Blues, vor allem rockig gespielten B., höre trotzdem zur Zeit hauptsächlich Heavy Metal

Der Nickname "WIMP" kommt nicht vom engl. wimp = Feigling, sondern von WIMP = weakly interacting massive particle, d.h. schwach wechselwirkende massereiche Teilchen, einem Begriff aus der Physik. Das passt im Großen und Ganzen recht gut auf mich. Ich bin vorzugsweise allein unterwegs, warum das so ist, das kann ich im Rahmen der Leidensgeschichte erzählen.

Fortsetzung folgt
Hanlon’s Razor (über den wahrscheinlichsten Grund menschlichen Fehlverhaltens)

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Monchen12345
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo WIMP,
Willkommen hier im Forum. Mir ist aufgefallen dass du schreibst du hast keine Hobbys. Direkt davor schreibst du aber von Radfahrern, kochen, Musik hören. Das können durchaus auch schöne Hobbys sein.
Außerdem scheinst du dich für Physik zu interessieren (oder es war dein Beruf). Schwach wechselwirkende schwere Teilchen ist zumindest etwas, was nicht jeder kennt...aber es trifft mei en Humor. :-)
Ich finde es sehr sympathisch, wenn man nicht sofort mit der ganzen Leidensgeschichte auffährt.
Komm hier an, guck dich in Ruhe um und dann erzähl so viel wie du magst.

LG, Monchen
Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo WIMP,

Von mir auch ein Willkommensgruß,

Auf einen guten Austausch.
Danke für den ersten Einblick in dein Leben. Du bist viel draussen unterwegs, aber leider alleine.
Vielleicht möchtest du das ändern,?
So ist mein Eindruck.
Bin gespannt was wir von dir noch lesen.
Fühl dich wohl hier und lege einfach los wenn DIR danach ist!

LG Aurelia Belinda
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malu60
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von malu60 »

Hallo WIMP,
möchte auch ein gutes Ankommen hier wünschen
.
Der Satz von R.Dreikurs berührt mich grad sehr,da ist viel Wahres dran.

Bin gespannt ,auf "Fortsetzung folgt". L.G.Malu
Leben ist mehr
WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Hallo und Danke für die Rückmeldungen,

es stimmt, das mit dem "WIMP" stammt aus dem Reservoir an komischem Humor. "schwach wechselwirkend" passt, weil ich gern allein bin, "massereich" stimmt nicht so ganz, mein Hausarzt und folglich auch ich haben mein Gewicht (Körpergröße - 100) als dem Alter angemessen befunden. Aber wir wollen nicht kleinlich sein, das mit dem WIMP gefiel mir zu gut, als dass ich auf Details achten wollte. Ich mag allgemein schrägen Humor wie Monty Python, die Kurzgeschichten von Roald Dahl oder Lieder von Georg Kreisler und, um etwas mehr in unserer Zeit anzukommen, die Trilogie vom kommunistischen Beuteltier.

Ich sehe das keineswegs so, dass ich "leider alleine" draussen unterwegs bin. Wandern und Radtouren sind eine Art von meditativem Erlebnis, das funktioniert allein am besten. Unterwegs bin ich auf mich, auf mein Erleben fokussiert und da kann jeder andere leicht stören. Ich hatte kurz erwogen, mit dem lokalen Wanderclub mitzugehen, doch Freunde haben das getestet und deren Bericht war abschreckend. Eine Gruppe von 30 Leuten war unterwegs und es wurde ohne Pause in grosser Lautstärke gequasselt. Das ist für mich der pure Horror.

Nun aber zum unerfreulichen Teil meiner Geschichte, wieder in Stichworten, damit es nicht zu lang wird. Ab dem 15ten Lebensjahr grosse Mengen von Alkohol, Haschisch und anderen weichen Drogen, bis das Leben ziemlich bald ohne Alkohol nicht mehr zu ertragen war. Mit 29 habe ich die Kurve gekriegt und alle Suchtmittel aus meinem Leben verbannt - OK, nicht so ganz, um auch mit dem Rauchen aufzuhören habe ich noch einmal ein paar Jahre gebraucht. Die Sucht habe ich durch Arbeit und Geld ausgeben ersetzt. 2005 Diagnose "mittelschwere Depression", als ich mit dem Arzt die Symptome durchging wurde deutlich, dass ich die Depr. schon mindestens 10 Jahre mit mir herumtrug. 2007 erste Diagnose "Burnout-Syndrom", aber da es mir gefühlt noch nicht ganz dreckig ging habe ich das nicht ausreichend ernst genommen. 2010 zum zweiten Mal Burnout-Syndrom und diesmal kam es mit der Keule: ich war 7 Monate krank einschließlich 2 Monaten in einer psychosomatischen Klinik. Ich konnte über größere Zeiträume nichts als auf dem Sofa zu liegen und mit offenem Mund die Wand anzustarren. Ohne meine damalige Freundin hätte ich leicht verhungern oder verdursten können. Mir graute vor dem Ende der Krankschreibung, denn ich wusste, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Genauer gesagt, ich konnte überhaupt nichts mehr. Alle Sorge erübrigte sich aber, denn pünktlich zum Ende der Krankschreibung machte mein Arbeitgeber die Firma dicht. Ich war 59 mit einem Beruf, den das Arbeitsamt nicht kapierte, und damit war das Arbeitsleben gelaufen. Also folgten 2 Jahre Arbeitslosigkeit und zwei Jahre Hartz IV und dann konnte ich in Rente gehen.

Die Folgeschäden des zweiten BO beschäftigen mich noch heute. Die ersten drei Jahre konnte ich nicht mehr lesen, denn spätestens in der Mitte einer Buchseite oder eines Artikels wusste ich nicht mehr, was oben gestanden hatte. Das hat sich in der Folgezeit leicht gebessert, doch wenn die Depr. stärker wird, dann kann ich nichts lesen, was über einfach Trivialliteratur hinaus geht. Das Gedächtnis ist nach wie vor katastrophal schlecht, etwas Neues zu lernen fällt mir sehr schwer und in schlechten Phasen geht es überhaupt nicht. Auf Stress reagiere ich mit sofortigem Rücksturz in die Depression und da ich noch einige andere chronische Krankheiten mit mir herumtrage, werden die dann auch schlimmer.

So weit, so Sche.... aber jetzt ist genug geklagt. Ich mute Euch bei Gelegenheit noch einen dritten Teil über meinen heutigen Umgang mit den diversen Krankheiten zu. Der wird dann aber wieder optimistisch.
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Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo WIMP,
Klagen gehört auch dazu, es ist nicht alles eitel Sonnenschein.
Dein Verlauf ist AUCH ziemlich turbulent, meinen bezeichne ich auch ähnlich chaotisch, nur ohne Suchtprobleme, denen ging ich immer aus dem Weg.

So vieles ist mir bei deinem Text bekannt, diese Wandergruppe wäre für mich auch Horror, zu viel, zu laut, zu anstrengend. Zu fordernd, Termine etc.
Aber alleine bin ich auch nicht gern unterwegs...
Ein Beruf mit dem die Arge nix anfangen kann, Häää??

Nur zu, erzähl ruhig weiter.
Wir hören zu :-)
Bis dann.
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Monchen12345
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo WIMP,

das mit dem Lesen kenn ich. Das ging bei mir auch ganz lange gar nicht. Jetzt geht es phasenweise ganz gut, es gibt aber auch schlechte Zeiten.

@Aurelia: Beim Arbeitsamt geht die Zuständigkeit der Sachbearbeiter nach dem Anfangsbuchstaben deines Nachnames. Wenn du da nicht einen Standardberuf hast, wird es schon mal schwierig. Krankenschwester, damit kann jeder was anfangen, aber bei Mirkotechnologen, Umweltschutztechnischen Assistenten, Chemietechniker hört es definitiv auf. Und da gibt es noch ganz viele andere Berufe. Du erklärst denen, was du gemacht hast und wirst nur mit ganz großen Augen angeguckt. Ich hatte mal eine, die kannte noch nicht mal meinen Schulabschluss...allg. Fachhochschulreife.


LG, Monchen
Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Verstehe Monchen,

Die ausgefallenen Berufe, die halt nicht so gängig sind. Was hast du denn für einen Abschluss?

Mein Beruf war ja auch kein “gewöhnlicher“ war nicht in jedem Bundesland anerkannt.

LG Aurelia
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WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Gut denn, einen hab' ich noch ... ;-)

Wie schon erwähnt habe ich noch ein paar chronische Krankheiten, harmlos bis unangenehm. 1995 fing Tinnitus an. Ich finde den Umgang damit einfach, weil ich zu mindestens 95 Prozent rational und pragmatisch bin. Wenn eine Krankheit nicht heilbar ist, dann ist es nicht nur Kraftverschwendung damit zu hadern, sondern es macht auch das Leben unnötig schwer. Annehmen so wie es ist und weiter zum nächsten Thema.

1999 kam die Diagnose Rheumatoide Arthritis. Das ist schon eine andere Hausnummer, denn es stellt manchmal ein ziemliches Handicap dar. RA wie auch Tinnitus haben einen erheblichen psychosomatischen Anteil, d.h. wenn die Depression zuschlägt, dann werden sie auch erheblich aktiver.
So um 2010 fing die Polyneuropathie an. Es ist nicht ganz klar was sie verursacht hat, das damalige Rheumamedikament steht unter Verdacht, aber nachweisen läßt sich das nicht.

Im Winter 2018/19 und im ersten Halbjahr 2019 zeigte mein Körper noch mal deutlich, wer der Chef ist. Schwere Rheumaattacke, Entzündung in der rechten Hüfte, Gürtelrose, Operation an der linken Achillessehne, die vermutlich durch Nebenwirkungen eines Medikaments nekrotisch wurde, Thrombose im linken Bein, Lungenembolie. Es ging Schlag auf Schlag, eine Erkrankung folgte übergangslos auf die andere. Es war durchgängig sehr schmerzhaft und das ließ natürlich auch die Depression wieder zuschlagen. Ich werde die Zeit wohl aus dem Protokoll streichen ...

Doch das alles kann mich (noch) nicht unterkriegen. Ich schaue einfach, was unter den neuen Bedingungen noch geht und dann versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen. Nur die Depression läßt sich nicht so einfach einordnen. Die lähmende Leere und Antriebslosigkeit machen es sehr schwer, einen Schritt zurück zu treten und die Situation zu analysieren.
Ich glaube aber, dass es trotz allem einen Weg gibt, damit angemessen umzugehen. Die Heilung jeder Krankheit fängt im Kopf an und wenn ich die Krankheit nicht ändern kann, dann kann ich wenigstens meinen Umgang mit ihr ändern. Der erste Schritt bestand darin, die Formulierung "ich leide an ..." aus meinem Wortschatz zu streichen. Ich will nicht leiden, also sollte ich auch nicht erzählen, dass ich das tue. Der nächste Schritt ist dann, wie oben schon gesagt, zu schauen, was ich alles noch machen kann und mich daran zu orientieren.

Das ist auch der Grund, warum ich hierher gekommen bin. Das Meiste von dem, was ich mir nach dem erreichen der Rente vorgenommen hatte, das hat sich erledigt. Ich habe eine ganze Zeit gebraucht, um mir das einzugestehen und nun kommt die Neuorientierung. Vielleicht kann mir niemand einen Rat geben, doch allein das Schreiben, die Bestandsaufnahme des Heute hilft enorm.

Gibt's noch einen vierten Teil? Keine Ahnung, mal sehen .....
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malu60
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von malu60 »

Ja, WIMP,da hast Du ja Einiges auf Deinem Zettel.

Bewundernswert,wie Du damit umgehst und Dich rational und pragmatisch dazu verhälst.
.
Bisher ist es bei mir die Depression,die ich durch Akzeptanz kleinhalten will.Es gab eine
Zeit,wo ich mich viel zu viel als Depressive definiert hab,damit auch Manches entschuldigen
wollte (Absagen,Ängste vor Neuem ect.) Motto,ich leide an....und leide und leide.....

Heute sage ich mir,Du hast wenig Antrieb,wenn es Dir richtig wichtig ist,geht aber schon
Einiges.So tun als ob und sich überraschen lassen...….okay,das geht nur,wenn es noch
kleine Impulse gibt,denen ich nach gehe....und so kommt manchmal Eins zum Andern und läuft

Medikamente unterstützen zeitweise und meine Therapieerfahrung hilft auch,gegenzusteuern.

Dein Post versteh ich auch so,dass es am Schwersten ist,wenn die Psyche Dich schach -
matt setzt
Eigentlich will ich dann garnix mehr,nur Leere ist dann da,...….Stillsstand…..

Wie hälst Du denn die Depressionszeiten aus,bist Du noch in Therapie.
Ist die Polyneuropathie auch eine Nebenwirkung von Psychopharmaka,dies war hier mal Thema

Aufschreiben,zu reflektieren,lesen wie Andere es händeln ist hier möglich,Austausch verbindet.
Mit Krankheit ein zufriedenes Leben zu planen, empfinde ich als schwere Aufgabe.

Ich nehm den Tag wie er kommt,dabei hilft mir auch ein frohes Naturell.
Heute hatte ich wieder sehr überraschende Wendungen in meinem Tag,dazu gehören
auch Menschen,Austausch,Humor…..offen sein.
Zwei herrliche Regenbögen,"Wetter-Kapriolen,wie Hagelschauern,strahlend
blauer Himmel,dann bedrohliche ,schwaze Wolken......alles dabei und ich hatte den Fotoap.
dabei...….einfach toll,wie ein Geschenk der Natur und wenn ich mich dafür begeistern
kann,bin ich glücklich und zufrieden...…..da hat auch die Krankheit ihren Anteil
dran...….ich bin dankbar geworden und sehe"die kleinen Geschenke der Natur."..L.G.malu
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Aber klar gibt's hoffentlich noch einen vierten Teil, WIMP! :-)

Danke für deinen Bericht der sich fast liest wie mein Leben...:-(

Ja das ist ein ziemlich großes Paket das du zu schleppen hast.
Dieses Annehmen und nicht hadern, da bin ich voll u. Ganz bei dir.
Hat mir am meisten geholfen.
Dauert halt anfangs etwas bis es KLICK macht, man den Schalter umlegt....
Es war bei mir durch Therapie.
Welche Strategien oder Behandlungen du zwecks der Depression hinter dir hast, weiss ich jetzt gerade nicht, müsste ich nochmal nachlesen ob du es am Anfang erzählt hast, aber deine Einstellung gefällt mir, weil das auch meine Gesinnung ist, die Akzeptanz, abhaken, neu orientieren...
Hört sich alles einfach an, ist es aber nicht das kennst du ja.
Ich arbeite sehr viel mit positiver Gedankenverlagerung, und habe gelernt, trotz sehr vieler Einschränkungen mich aufs wesentliche zu konzentrieren, zu bemühen, zu besinnen, zu leben.
Ich habe mir eine eigene Mitte “aufgebaut“ aus der mich nicht mehr viel erschüttern kann.
Das war harte Arbeit, auch ohne beruflichen Status kann man täglich malochen. Es hatte den Sinn und auch Erfolg mit all dem Mist besser umgehen zu können.

Tinnitus hat sich bei mir verbessert, bleibt oftmals lebenslang....
Gibt aber Ausnahmen, hatte den lange Zeit bis zu einem Zusammenbruch.
Aber auch den hab ich “verbannt“, bei Stress meldet er sich aber sofort zurück. Da heisst es immer gut acht geben. Die Besserung hat glaube ich auch mit der Akzeptanz zu tun.
Also nicht die Akzeptanz das er “weiter pfeifen darf“ sondern zu begreifen und akzeptieren dass man nun mal weniger belastbar ist...und Einschränkungen hat.
Eine Dame aus meiner SHG z.B. könnte damit einfach NICHT umgehen, das alles nicht akzeptieren, es wurde auch nicht besser....sondern schlechter, weil sie sich gewehrt hat gegen das Ausgebremst sein, privat und beruflich.

RA, bzw. Viele Rheuma Arten hab ich auch zu genüge, durch meinen Mann, wir auch diverse andere chronischen Dinge, angeborene und erworbene, plus schwerwiegende Geschichten durch seltene Erkrankung, ( beim Mann ), und viele, viele Diagnosen durch Nebenwirkungen von Medikamenten. Gesundheitlich im Prinzip beide ruiniert. Beruflich war es ein Desaster bei mir. Nach der Schule Reha Ausbildung...natürlich aufgrund Einschränkungen. Und vieles mehr was den Rahmen sprengen würde :-)

Dennoch gehe ich überwiegend positiv durch die Welt. Einen Hänger gibt's auch mal...und dann geht's weiter!!

Thrombose und Embolie kann wirklich böse ausgehen, gut dass du noch da bist.
Und schön dass du hier gelandet bist.

Manche Menschen würden schon bei einem deiner Erkrankungen durch drehen.
Dennoch kommst du positiv rüber.

Scheu dich nicht, weiter zu erzählen.
Einfach drauf los schreiben.
Ist ziemlich lesenswert.
Egal ob nochmal Leid drin steckt,
Oder deine Neu Orientierung.

Bis dann...Aurelia Belinda
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Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ja, Kolibri...Du fährst ja gleich zur Hochform auf, hehe
Ich bin auch gespannt wie ein Regenschirm was ich hier noch lese...
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WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Kolibri2 hat geschrieben:Boah...was ist das für ein Super Typ. Der zeigt uns endlich den richtigen Weg, darauf warten wir Alle.

Mach bitte weiter mit Berichten, wir lechzen danach, spann uns nicht zu lange auf die Folter. Wir wollen Alles über dich erfahren.
Danke, Kolibri, für deine Antwort. Wenn es mir mal Sch... geht, dann lese ich gern solche Kommentare wie den, den Du geschrieben hast. Dann weiß ich wieder, dass es mir in Wirklichkeit gut geht, allein schon deswegen, weil ich es nicht mehr nötig habe, so auf Menschen zu reagieren, deren Weg ich nicht verstehe. Statt dessen gehe ich heute in mich und frage mich, warum mir der andere so auf den Wecker geht. In den meisten Fällen liegt es dann an mir.

Aber auch das ist nicht jedermann Sache, bei sich selbst zu schauen. Ganz viele zetern lieber rum und geben den anderen, den Umständen oder weiß-der Geier-wem die Schuld an ihrer miesen Laune.
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Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

@ WIMP,
Ich finde es gut das du AUCH bei dir selber schaust. Es gibt Leute die suchen Fehler nur bei anderen, anstatt mal in sich zu gehen.
Ich für mich hinterfrage mich oft, reflektiere alles, gestehe auch Fehler ein. Bei Missverständnissen ist meist nicht nur einer schuld, wobei ich nicht gern von SCHULD spreche...
Manch einer ist einfach so überzeugt von sich, dass er glaubt alle anderen sind doof.
Seit ich extrem viel reflektiere,
Bei mir anfange,
bin ich viel gelassener, kann mit anderen souveräner umgehen.

LG Aurelia
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WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

@Kolibri

? ? ? ? ? ? ? ?

Aber das habe ich doch geschrieben:
WIMP hat geschrieben:[...]Das ist auch der Grund, warum ich hierher gekommen bin. Das Meiste von dem, was ich mir nach dem erreichen der Rente vorgenommen hatte, das hat sich erledigt. Ich habe eine ganze Zeit gebraucht, um mir das einzugestehen und nun kommt die Neuorientierung. Vielleicht kann mir niemand einen Rat geben, doch allein das Schreiben, die Bestandsaufnahme des Heute hilft enorm...[...]
Ich kann das "hat sich erledigt" gern noch einmal deutlicher ausführen: ich hatte Pläne für die Zeit der Rente und die haben sich durch die Folgeschäden des zweiten Burnout komplett erledigt. Jetzt nach etwa vier Jahren muss ich mir eingestehen, dass das auch nicht wieder wird, dass mein Gedächtnis katastrophal schlecht bleibt, dass die Konzentrationsfähigkeit meist nur für einfache Trivialliteratur reicht, dass selbst leichter Stress mich sofort in die Depression schickt. Das alles habe ich oben geschrieben, wenn auch zwischen anderen Gedanken. Worüber ich mich lang ausgebreitet habe, das war die Beschreibung, wie ich mit all dem umzugehen versuche, dass ich mich davon nicht unterkriegen lassen will, was ich dafür tue, nicht in das Elend des endlosen Leids abzutauchen. Ich habe nirgendwo behauptet, dass ich stabil sei, wie Du das aus meinem Geschreibsel herauslesen konntest kann ich mir nicht erklären.
Ich habe natürlich den Vorteil, dass ich schon einmal aus dem Sumpf der Sucht herausgekommen bin und das größtenteils aus eigener Kraft. Das ist von der Tiefe des Elends nur mit einer schweren Depression vergleichbar, nur dass es da mit der eigenen Kraft nicht funktioniert. Doch wenn ich wieder einmal in die Depression abtauche dann hilft mir die Erfahrung von damals, nicht ganz bis zum Grund abzustürzen - meistens jedenfalls.

Jetzt etwas deutlicher?
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WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

malu60 hat geschrieben:[...]Wie hälst Du denn die Depressionszeiten aus,bist Du noch in Therapie.
Ist die Polyneuropathie auch eine Nebenwirkung von Psychopharmaka,dies war hier mal Thema[...]
So, darauf will ich noch eingehen und dann ist es auch gut.

Nee, keine Therapie und seit ein paar Tagen auch keine Medis mehr. Mit Therapie kam ich nicht besonders zurecht. In meinem Job war es sehr wichtig, den Kunden gegenüber wortgewandt auftreten zu können, besonders in stressigen Situationen. So habe ich beim Gespräch mit dem Therapeuten mit einem Ohr immer seine Gesprächstechnik analysiert und nur mit dem anderen auch sinnvoll zugehört. Das ist total bescheuert, aber ich konnte da nie loslassen. Vergeudete Zeit.

Citalopram habe ich gerade wieder absetzen müssen. Vor kurzem ging es mal wieder abwärts und ich habe versucht, damit den Weg zurück zu beschleunigen. Doch ich bekomme mittlerweile schon bei der minimalen Dosis von 10 mg finstere Albträume und penne fast den ganzen Tag. Keine Ahnung, ob das am Alter liegt, sowas kannte ich von früher nur von deutlich höherer Dosierung. Mirtazapin habe ich vor geraumer Zeit mal probiert. Doch unter dem Zeugs fresse ich regelmäßig nachts den Kühlschrank leer, das brauche ich auch nicht. Die Psychiaterin meinte, sie hätte schon davon gehört, dass M. so etwas auslösen könne. Nee Danke, dann halte ich mich lieber selbst aus. Ich habe einfach keine Lust mehr mit Medikamenten zu experimentieren, ich muss so schon genug andere nehmen.

Der Auslöser für die Polyneuropathie ist unsicher, da gibt gibt es mehrere Möglichkeiten. Das war mir auch nicht wichtig, denn die Polyn. ist bei einem relativ harmlosen Zustand geblieben. Ich habe keine Schmerzen in den Füßen wie es die schlimmen Fälle erleben, sondern Berührungs- und Temperaturempfindung sind eingeschränkt, bzw. weg. Die eingeschränkte Berührungsempfindung ist manchmal unangenehm, weil ich dann etwas wackelig auf den Füßen bin. Die fehlende Temperaturempfindung hat nur Vorteile: ich habe nie wieder kalte Füße :-)
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Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo miteinander,
Polyneuropathie und diese Missempfindungen, auch Schmerzen, stehen auch in meinem Beschwerde Katalog.
Denke schon dass es evtl. von den ganzen
Mittelchen kommt....
Noch kurz was zur Stabilität,
Jemandem dem es gut geht, der wird hier im Forum nicht seine Zeit verbringen.
Das Thema hatten wir schon öfter.
Besser damit umgehen heisst ja nicht, dass man keine Probleme mehr hat :-(
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avelarte
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von avelarte »

Kolibri2 hat geschrieben:" Zitat von Aurelia:
Noch kurz was zur Stabilität,
Jemandem dem es gut geht, der wird hier im Forum nicht seine Zeit verbringen.
Das Thema hatten wir schon öfter.
Das kann man auch nicht generell sagen. Nach einem grausigen Jahr 2019 geht es mir jetzt seit 4 Monaten wieder gut (nach und infolge der EKT), aber um mich als stabil zu bezeichnen, reicht mir dieser Zeitraum noch nicht aus. Ich habe immer noch bei jeder kleinen Missbefindlichkeit (z. B. durch einen Infekt – nicht Corona!!! ;)) Angst, dass es wieder losgehen könnte.

LG
avelarte :hello:
------------

Ein Optimist denkt genauso einseitig wie ein Pessimist, nur lebt er froher. (A. Lassen)
Aurelia Belinda
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ihr beiden, Kolibri u. avelarte,

Nur nochmal zum Verständnis,
Ich wollte niemanden persönlich angreifen, um Himmels Willen.

Du hast nichts falsch gemacht Liebe Kolibri, ich denke jeder hier befindet sich in einem anderen Stadium vielleicht. Jeder hat auch eine ganz andere Geschichte und Lebenssituation.
Ich persönlich war eine Zeit mal stabil....habe dann ohne Tabletten versucht, das Fazit, Zusammenbruch.
Daraus erkennt man dass auch stabile Zeiten mit Vorsicht zu genießen sind.

Wir kämpfen ALLE, und jeder kann sich hier im Forum raus picken welcher Umgang u.U. vielleicht für ihn geeignet ist, ähnlich wie bei einer Selbsthilfegruppe.

Es ist nicht so relevant wer wo steht, nicht falsch verstehen....zum Austausch gehört es ( für mich zumindest ) dazu, eine Geschichte dahinter zu erfahren....
Von meinem Gegenüber. Wir können nur versuchen uns hier gegenseitig zu unterstützen, uns Tipps zu holen, vielleicht einen neuen Umgang damit zu üben. Es bleibt leider ein auf und ab an Stimmungsschwankungen, und Gefühlschaos,
Wie halt in einer realen Selbsthilfegruppe, so sehe ich das!

@ avelarte, deine Schilderung zeigt das ja auch, selbst in guten Phasen hat man aufzupassen nicht rückfällig zu werden.

Alles gar nicht einfach.

Liebe Grüße an euch beide, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
malu60
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von malu60 »

Ich finde es gut und wichtig,wenn hier auch Leute schreiben,die nicht
in einer tiefen Depression stecken.Es geht ja um Erfahrungsaustausch.
Hilfe gibt meist der,der grad gute Erfahrung gemacht hat,mit
dieser,oder jener Strategie...…das ist doch toll und macht Mut......Uneigennützig ist das nicht,dient es auch der Rückfallprofilaxe,die Depression sitzt noch lange im Nacken,gefühlt!!!

Wer hier nicht mehr schreibt,das ist auch mein Ziel,hat den Weg der Gesundung
eingeschlagen und Kontakte aufgebaut,die den Austausch,der hier so wertvoll
ist...……...,im eigenen Freundeskreis ...……..Aug in Aug im besten Fall;aufgebaut/gefunden.

Eine Isolation zu überwinden,unbeschwert das Haus zu verlassen,ohne Ängste
mit den "Normalos"zu sein ,war und ist mein Ziel.

Hier habe ich so viel Hilfe und Freundschaft gefunden,da komme ich auch gerne
nochmal zurück (Ersatzfamilie war das Weihnachten 2014 für mich/"Danke Saneu")

So seh ich das.Wer hier schreibt hat wohl das Bedürfnis,es sei denn er ist ein Troll,
oder hat keine Hobby,s…….ist ja auch bedauernswert,dafür gibt,s die Mod,s
und lesen ist freiwillig schönen Abend Malu
Leben ist mehr
WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Guinevere7 hat geschrieben:[...]Ich finde es schwierig, wann man hier schreiben kann/soll. Eigentlich ist ja - so ich das richtig erinnere - das Forum eher gedacht für frisch diagnostizierte. Schwer depressiv soll man hier auch nicht schreiben, mache ich auch nicht.[...]
Ist das so? Ich habe mich an der Startseite des Forums orientiert, an der Seite, die man als Interessent als erstes sieht und da finden sich andere Aussagen:
Suchen Sie Kontakt zu anderen Betroffenen oder Angehörigen? Möchten Sie Ihre eigenen Erfahrungen weitergeben oder den Rat Gleichbetroffener einholen?

Im Online-Forum haben Sie die Möglichkeit, sich mit Anderen zu folgenden Themen auszutauschen.

* Umgang mit der Krankheit
* Pharmakotherapie (Medikamente)
* Psychotherapie
* Andere Therapieverfahren
* Literatur, Film und Fernsehen
* Angehörige
* Depression, Arbeit, Ämter und Renten
* Beziehungen im Forum
Das ist doch ausschlaggebend und nicht irgendwelche ungeschriebenen Gesetze - abgesehen von der Netiquette natürlich.

Selbst das gelegentlich erwähnte "Triggern" finde ich bedenklich. Das kann leicht als Totschlagargument verwendet werden um unliebsame Schreiber abzuwürgen oder auch um sich alles vom Hals zu halten, was man nicht hören will. Wenn ich persönlich alles vermeiden will, was meine Depression triggern könnte, dann darf ich nicht mehr unter Menschen gehen. Da gibt es immer wieder jemanden, der unerwartet und grundlos anderen über den Mund fährt und allein das bedeutet für mich Stress und das Risiko, wieder einmal in die Depression zu fallen. Bei meiner Suchtvergangenheit würde es zusätzlich bedeuten, nicht wehr einkaufen zu gehen, weil mich Flaschenregale triggern könnten, mit meinen Freunden nicht mehr loszuziehen, weil die Alkohol trinken könnten, zu keinem Rockkonzert mehr zu gehen, weil da oft gekifft wird, usw, usw.
Triggern aus dem Weg zu gehen hieße nicht nur, mich in meiner Wohnung zu vergraben, sondern es hieße auch von meiner Umgebung zu verlangen, daß ich eine spezielle Sonderbehandlung erwarte, daß sie mich in Watte zu packen haben. Ist das erstrebenswert? Ist das überhaupt ein lebenswertes Leben?


[edit: das Thema "Trigger" nachträglich ergänzt]
Zuletzt geändert von WIMP am 11. Mär 2020, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Kaffeetante82
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Kaffeetante82 »

Guten Morgen.

@alevarte: Ich war viele, viele Jahre in Therapie und fehlte mir am Ende dann irgendwie der Mut, mich auf mich zu verlassen. Mir zuzutrauen, dass ich Alltag usw. im Griff habe.

Die Ärzte mussten mir mehrfach versichern, dass alles ok ist... und jeder "normale Mensch" (extra in " "/ was ist schon normal?) in einer bestimmten Situation sensibel reagiert (sei es ängstlich bei einem Bewerbungsgespräch, todtraurig bei einem Verlust usw.). Man musste mir mehrfach versichern, dass ich völig im Rahmen reagiere und keine Angst vor "Rückfällen" haben müsste. Es dauerte bei mir sehr, sehr lange, bis ich auch ohne die ärztliche Rückversicherung für mich klarhatte: Hey, es ist jetzt völlig ok, dass du dich jetzt genauso fühlst wie du dich fühlst.
Ich versuche mittlerweile, den Gefühlen dann für eine gewisse Zeit Raum zu geben, um mich dann wieder dem Alltag -so weit nötig- zu widmen.
Ich habe nie alle Tassen im Schrank -in einer ist immer Kaffee.
WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Erst einmal Hallo Und Danke für die Rückmeldung. Die Burnoutfolgeschäden sind eine Eigenkreation aber nur so kann ich mir erklären, warum es teilweise überhaupt nicht oder nur in winzigen Schritten aufwärts gegangen ist.

Nun aber ein anderes Thema. Was ich bisher geschrieben habe war als eine Art von Vorstellung und gleichzeitig auch Bestandsaufnahme gedacht: wie geht es mir, wie bin ich eigentlich in die heutige Situation gelangt, was kann ich tun, um damit angemessen umzugehen und es vielleicht sogar zu verbessern. Das ist so gut wie abgeschlossen, aber es gibt noch eine gefühlte Million anderer Themen. Also führe ich den thread als eine Art von Blog weiter: was liegt heute an, was für Ideen beschäftigen mich gerade, auch unausgegorene, warum möchte ich mir gerade die Decke über den Kopf ziehen oder warum möchte ich jetzt gerade im Regen tanzen.

Ich habe schon geschrieben, dass Stress mir leicht den Boden unter Füßen wegzieht. Ein Freund erzählte mir von der Theorie des positiven und negativen Stress, siehe Stressoren bei Wikipedia. Das ist ein neuer Aspekt, den ich bisher nicht kannte und ist wohl wert, sich näher damit zu befassen. Mir ist in der Folge auch bewußt geworden, daß es auch "negativen Stress" gibt, der sich letztendlich doch positiv auswirkt.
Dazu eine kurze Vorgeschichte: bei uns im Verein wird einmal im Monat ein kurzer Vortrag gehalten. Das Thema soll etwas sein, was zur Beschäftigung mit sich selbst anregt. Für den Vortrag morgen habe ich mich gemeldet und es ist für mich das vierte mal. Vor dem ersten mal hätte ich sterben können, allein schon, weil mir beim Scheiben des Textes ständig der Perfektionismus über die Schulter schaut und an dem rummäkelt, was ich schreibe: diese Formulierung könnte etwas glatter sein, da ist eine Wiederholung, der rote Faden deines Textes hat da 'ne Delle, wenn nicht sogar eine Unterbrechung. Ich könnte ihn erwürgen, den Perfektionismus. Leider sitzt er in meinem Kopf und ich will mich ja nicht selbst würgen. Doch zu meinem Erstaunen kam mein erster Vortrag gut an und danach wurden der zweite und der dritte schon viel leichter. Ich muß nicht mehr schon drei Wochen vorher den Text fertig haben, weil ich Angst habe, daß mir plötzlich die Zeit wegläuft. Den Vortrag für morgen habe ich erst heute fertiggestellt, die Angst vor dem Zeitdruck ist weg. Trotzdem mäkelt der Perfektionismus nach wie vor an meinem Geschreibsel herum und nun komme ich endlich zum Stress.

Es ist nach wie vor stressig so einen Text zu schreiben und es belastet mich. Aber mittlerweile weiß ich, daß ich zufrieden sein werde, wenn der Vortrag fertig ist und noch zufriedener, wenn ich ihn gehalten habe und hoffentlich wieder positive Rückmeldungen bekomme. Der eigentlich negative Stress bekommt also ein positives Ende, allein schon das Erfolgserlebnis, daß ich es wieder hinbekommen habe. Ich kann zwar nicht mehr frei sprechen, die Fähigkeit hat der zweite Burnout endgültig vernichtet, doch alle bei uns lesen ihren Vortrag ab und so falle ich nicht auf. Wie gesagt bin ich heute gerade fertig geworden und jetzt gibt es ein großes Stück Kuchen als Belohnung. Ich merke, wie ich wieder ruhiger werde, im Inneren beschäftigt mich das alles doch mehr, als ich es in der aktuellen Situation merke, das wird mir hinterher bewußt.

Mein Thema für morgen sind "Die drei Siebe des Sokrates", da steckt viel mehr drin, als der erste Blick zeigt. Ich weiß auch, daß ich damit ein paar Tratschtanten aus dem Verein gewaltig auf die Füße treten werde. Mein enger Freundeskreis kommt aus dem Verein, ich habe enorm viel Rückendeckung und Unterstützung. Hätte ich die nicht, dann wäre das alles nicht möglich, dann hätte ich zuviel Angst, wieder einen zwischen die Augen zu bekommen und abzustürzen. Wäre ich noch in der Verfassung wie vor zwei Wochen, dann hätte ich mir das alles abschminken können. Doch die Gespräche mit den Freunden und unsere Meditationsabende haben mich wieder aufgebaut.
Hanlon’s Razor (über den wahrscheinlichsten Grund menschlichen Fehlverhaltens)

„Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist“
WIMP
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von WIMP »

Hi manu,

und Danke für die Rückmeldung. Ich muß gestehen, daß mir Kundalini bzw. das dritte Auge nicht viel sagen. Ich habe in den 90ern die klassischen Meditationsmethoden "Samatha" und "Vipassana" gelernt und bin beim Vipassana hängen geblieben. Die dort angewandte Konzentrationsmethode ist nach meiner Erfahrung ideal nicht nur für Meditation, sondern auch für den Umgang mit Krankheiten. Darum treffe ich mich mit Freunden wöchentlich zum Meditationsabend und meist gehe ich sehr gelöst da heraus. Eigentlich bräuchte es häufigere Termine, doch das schaffen die Freunde zeitlich nicht und ich allein bekomme das noch nicht hin.
Hanlon’s Razor (über den wahrscheinlichsten Grund menschlichen Fehlverhaltens)

„Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist“
Peter1
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Re: gerade hier aufgeschlagen

Beitrag von Peter1 »

Hallo Wimp
Verzeihe bitte, aber was muss ich mir unter "Die drei Siebe des Sokrates" vorstellen?

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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