Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo Arte,

ja, man muß sich die Struktur verinnerlichen und einfach akzeptieren. Struktur einhalten muß einen höheren Stellenwert bekommen als das Ausleben von Zweifeln und Gefühlen... "Normalmenschen" halten sich im Regelfall einfach an diese Struktur, das gibt ihnen Halt. Ich habe es auch einmal für kurze Zeit erlebt, daß mir eine Struktur Halt gegeben hat.

Stelle mir jedoch die Frage, wie ich meine "trotzige" Haltung diesbezüglich aufgeben kann. Ich will nicht also mach ich nicht. Das Kleinkind in mir. Stur, bockig, rebellisch.

Hast übrigens Recht, es ist schwierig, sich einen realistischen Zeitplan aufzustellen. Die vielen kleinen Widrigkeiten, die kleinen Katastrophen zwischendurch, die Telefonanrufe... Die "vergißt" man in der Planung immer.


Viele Grüße
MTRE
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von MTRE »

Hallo Chimera,
um ganz ehrlich zu sein bin ich erstaunt, wie viel Kraft Du noch aufbringen kannst, um hunderte von Ausreden zu finden, Dir NICHT helfen zu lassen. Wahrscheinlich bist Du noch nicht soweit am Boden, daß es nicht noch viele Alternativen gäbe. Du hast 3 Edel-Laptops zu Hause stehen und fast jeder hier im Forum gibt Dir Tips, wie man am besten Sozialhilfe bekommt, komische Welt...Deine Gedanken und Widersprüche über den Sinn Deiner Arbeit oder Sinn des Lebens schmerzen mich, weil ich sie kenne. Dieser Spastiker in Deinem Hirn muss der Bruder von meinem sein. Die Momente, in denen einem fast der Kopf platzt und man gegen die Wand rennen möchte. Mein Verstand kennt hundert Lösungen, aber nicht mal zum kleinsten Schritt ist man fähig. Du schreibst, ... Liebe und Glückseligkeit ist das einzige, das Du willst. Verkauf doch wenigstens einen Deiner Laptops und finanzier Dir damit einige Monate medizinische Hilfe, das ist das mindeste,was Du für Dein Glück tun kannst. Du mußt dafür nicht völlig aussteigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du Dein Leben mit selbst auferlegter Disziplin wieder ordnen kannst. Du musst Deinen Spastiker im Hirn besiegen. Du kannst Dir auch keinen Beinbruch mit Wundsalbe heilen. Da brauchst Du einen Gips. Dein Spastiker wird sich nicht durch Disziplin oder ähnliches besiegen lassen. Dafür brauchst Du eine Armee.
Ich habe meinen kleinen Spastiker übrigens auch noch nicht besiegt. Du solltest aber wenigstens mal damit anfangen ihm so richtig eins auszuwischen. Über Deine Ausreden lacht er sich übrigens bestimmt tot.
Gruss und weiterhin viel Kraft...
Toni
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

hallo toni,

das war sehr gut beschrieben!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Lieber Toni, liebe SuMu, liebes Forum,

ich denke auch manchmal, daß ich noch nicht weit genug unten bin.

Aber hinter all diesen endlosen Zeilen Text steckt nur ein verletzter Mensch, der Angst hat, sein Leben verloren zu haben. Das Leben, um das er seit Kindesbeinen kämpft. Ich kenne das Tal der Tränen in- und auswendig...

Ich fühle mich jetzt so mies hier, weil ich weiß, das ich mich mit meinen Äußerungen auch in diesem Forum an den Rand katapultiert habe. (Von wegen Edel-Laptops und so...) Ich glaube, das Forum spiegelt mein Real-Life wider. Auch meine materielle Existenz entspricht dem inneren Widerspruch zwischen extremer Stärke und totaler Schwäche. Der Widerspruch, der mich zerreibt. Alles nur Rebellion, entstanden aus tierischer Angst, aus einer zutiefst verletzten und entsetzten Seele... Keine Ahnung, ob ich mich treten oder lieben soll.

Es ist virtueller S-Mord, den hier ich begehe, stelle mich an den Pranger, ihr seid meine Richter. Ich will nicht *M I C H* töten, nur die alte, kranke und disfunktionale Struktur.

Ich setze mich Eurem Urteil aus. Will, daß Ihr mich demontiert... Damit ich endlich mal die Realität begreife.


Liebe Grüße
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

lieber chimera,
ich denke, jeder von uns hat schon viel mitgemacht und kämpft heute ums überleben oder um ein anderes leben.

du hast genug anregungen bekommen, wenn du davon nichts aufgreifst oder nichts umsetzen kannst, ist es einzig und alleine DEIN pech.

wenn du glaubst, dass dir dein geschreibsel und virtuelle eigen-demontage hier irgendwie hilft, ist das ok.

lass es uns wissen, wenn du dich für irgendwas entschieden hast, noch hängst du in er art "zeitschleife" und bist nicht fähig, aus welchen gründen auch immer, dir HILFE ZU SUCHEN. hilfe suchen, bedeutet auch verzicht auf altes, bekanntes und das macht bekanntlich angst -ein teufelskreis und nur du alleine, kannst ihn durchbrechen.

viel glück
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebe SuMu,

wie immer schätze ich Deine ehrlichen und direkten Antworten, die unter dem Motto "Hirngespinst meets Reality" stehen. Es scheint, als hätte ich eine massive Neigung zum Drama.


Grüße
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo Forum,

nun noch ein ausnahmsweise konstruktiver Beitrag von mir:


1. "Strukturlosigkeit": Wenn wir Struktur und Disziplin als "nicht zu uns gehörende" Eigenschaften betrachten, werden wir sie nicht in unser Wesen integrieren können. Wenn wir sie ablehnen schon gar nicht. Wir können uns nur in geringem Maße dazu zwingen, aber wir können die Fähigkeit "mit zartem Druck" erlernen.

Wenn wir versuchen eine Tätigkeit durchzuführen und die Weigerung dann auftritt, können wir uns fragen: Was geschieht jetzt mit mir, was weigert sich? Was geschieht, wenn ich nicht auf die Weigerung höre? Falle ich dann tot um? Nein, mit Sicherheit nicht. Habe so etwas schon einmal hier reingetextet, aber es ist wahr: Wir müssen diesen Eingebungen nicht Folge leisten. Sie sind nur *ein* Teil von uns, aber nicht unser "Boss". Aber wir brauchen ein hohes Maß an *Bewußtsein* um dies zu realisieren.

Vielleicht muß die Verzweiflung sehr groß werden, damit wir verstehen, daß wir diese Struktur brauchen. Wenn wir den Glauben an die Notwendigkeit der Struktur nicht entfalten können, wenn die Zweifel größer sind, dann geht es nicht. Natürlich ist das nicht so einfach, aber in kleinen Schritten können wir gegen unsere Widerstände angehen.

"Normalmenschen" haben keine derart massive Ablehnung gegen "Struktur". Sie ist anerzogen und (größtenteils) akzeptiert. Das ist ihr Vorteil. Unsere Wahrheit ist die, an die wir glauben, die wir für "uns zugehörig" betrachten. Wir empfinden - aufgrund unserer Prägungen - einen starken Zwang, auf eine gewisse Art und Weise zu handeln. Aber wir *müssen* diesem Zwang nicht nachgeben.


2. Meine Situation stellt sich – wie man es auch dreht und wendet – so dar, daß ich, bevor ich etwas erhalten kann (Sozialhilfe oder Thera) erst einmal etwas leisten muß. Punkt. Deswegen muß ich die Weigerung *jetzt* überwinden, ob ich will oder nicht.


3. Allgemeine Buchempfehlung: "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart" von Eckhart Tolle.



Viele Grüße
tomroerich
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von tomroerich »

Hallo Chimera,

ich finde, du musst dich gar nicht immer wieder selbst so in Frage stellen. Ich meine Sätze wie "ausnahmsweise konstruktiv" oder "zumüllen". Dein Thread ist in sehr kurzer Zeit sehr stark gewachsen und erntet viel Interesse. Ich sehe hier sich ein Muster abzeichnen, das nach meiner Meinung darauf beruht, dass du mit offenen Augen (du siehst alles sehr genau und kannst es prima analysieren) ins Unglück rennen möchtest und die Leute hier bemühen sich, dich davon abzuhalten. Aber weil du nun mal darauf beharrst, dass alles sinnlos ist, machen sich nun Frustrationen breit, bei SuMu z.B.

Deine Ausführungen unter 1.) sind gut und treffend, ich würde sie gerne um einen Gedanken ergänzen.
Gedanken und Gefühle haben nur dadurch Macht über uns, dass sie mit einer Art von seelischen Energie geladen sind. Ich kann z.B. jetzt denken "heute entführe ich ein Kind". Aber das wird keinerlei Konsequenzen haben weil keine Energie damit gekoppelt ist. Bei jemand anderem mag das aber ganz anders sein und der wird dann vielleicht anfangen, mit dieser Energie auch gleich die Tat zu planen.
Wenn du Gedanken denkst und Gefühle fühlst, die deine Weigerungshaltung begleiten, dann steckt eine ziemlich große Energie dahinter, die dich lähmt und deine Kräfte bindet. Du hast schon Recht, man muss nicht unbedingt darauf hören aber ob man sich überwinden kann oder nicht, hängt ausschließlich von den Energien ab, die diese Gedanken und Gefühle hervorrufen.
Man ist sich in der Regel nicht bewusst darüber, wo sich diese Energien befinden, woher sie kommen und wie man sie steuern kann und ihre Mächtigkeit erfährt man immer nur dann, wenn man versucht, etwas anders zu machen. Solange man ihnen klein beigibt und sich brav steuern lässt, scheint alles normal zu sein und vor allem bequem. Stemmt man sich aber dagegen, erfährt man meist ziemlich perplex, dass diese Energien sehr viel mächtiger sind als der eigene Wille und oft sind die guten Vorsätze dann schnell vergessen- man zieht es vor, sich lieber steuern zu lassen und lieber nicht so genau hinzuschauen.
Das Forum hier ist voll von Äußerungen wie "Ich möchte so gerne etwas ändern, aber es gelingt mir nicht" oder "Immer wieder falle ich in die gleichen Verhaltensweisen zurück, ich verzweifele noch". Das ist die Realität- und zwar von allen Menschen, nicht nur von Depris. Die Notwendigkeit, sich selbst zu verändern ist das Schwerste, was einem im Leben begegnen kann. Manche ziehen es deshalb auch vor, lieber den Mt.Everest zu besteigen Trotzdem sind die meisten Menschen felsenfest davon überzeugt, Herr ihres Lebens zu sein und frei bestimmen zu können, wie ihr Leben verläuft.

Ich bin deshalb auch einer von denen, die der viel gepriesenen Willensfreiheit des Menschen äußerst skeptisch gegenüber steht. In den meisten Fällen ist es so, dass der Wille von Menschen Ausdruck ihrer Energien sind, deren Quelle sie nicht kennen und nicht so, dass sie etwas wollen und das dann mit Energie in die Tat umsetzen. Menschen, die einen eigenen, kraftvollen Willen besitzen, den sie unabhängig einsetzen können, sind äußerst selten. Ich glaube an den Satz "Niemand tut etwas, alles geschieht".

Das zu ändern, dazu gibt es nur einen Weg: Selbsterforschung. Man muss die Maschine Mensch kennenlernen und verstehen, wie sie funktioniert. In deinem Fall musst du eben herausfinden, welche Energie dich daran hindert, dein Leben aktiv zu gestalten und es anzunehmen. Deine Weigerung ist in meinen Augen sehr viel mehr als nur die Weigerung, etwas zu leisten. Ich glaube, es ist das Verbot, zu leben, was dich hindert. Ohne die Erlaubnis zu leben ist eben alles sinnlos.

So wie ich das sehe, bist du ein ziemlich begabter Mensch. Du bist zweifelsohne intelligent, anscheinend kreativ und du hast auch einiges an ethischem Bewusstsein zu bieten. Wahrscheinlich bist du überdurchschnittlich und die Leute hier spüren das und setzen sich für dich ein. Aber was nützt das alles, wenn man nicht kann, weil man nicht wollen kann? Dann sind alle die schönen Begabungen ohne Kraft und vergeudet. Dabei könnest du sie so gut einsetzen, um deinen Teil dazu beizutragen, dass die Welt ein Stück besser wird und reicher. Ich finde, nichts macht mehr Sinn als das.
Versuche herauszufinden, was dich am Leben hindert und wer und was dir verboten hat, kraftvoll zu sein.

Lieben Gruß

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Chaca58
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Registriert: 22. Mär 2004, 18:55

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Chaca58 »

Hallo Chimera, hallo Forum,

wollte nur kurz doch bescheid geben, was sich bei mir jobtechnisch getan hat.

@ Chimera: Du weißt es schon, werde versuchen, Dir zu mailen. Hab grade nen neuen Thread hier aufgemacht, aber das hast Du sicher schon gesehen.

@alle:

Ich werde meinen Job zum 30.09.04 aufgeben. Das ist nun fix, mein AG kündigt mir. Ein harter Schritt, aber der einzig richtige. Bis dahin habe ich Zeit, Zeit für mich, mit der ich noch nichts anzufangen weiß. Alles weitere im anderen Thread.

Grüße
Alexandra
Franzi
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Franzi »

Hallo Thomas, Hallo Chimera,

Thomas finde Dein Statement sehr treffend, allerdings in einem Punkt möchte ich Dir heftigst widersprechen. Der Mensch als Maschine, die wieder funktionieren soll oder so ähnlich. Dieser Vergleich gefällt mir gar nicht!!! Ich denke, gerade, das ist es, was auch zur Depression beiträgt. Den Mensch als Maschine zu sehen, die zu funktionieren hat. Vielleicht habe ich Dich auch mißverstanden?

Chimera,

Thomas hat insofern Recht, es ist schon sehr auffällig, dass Du noch enorm viel Kraft besitzt, um Gründe anzuführen, warum Du diesen oder jenen Vorschlag nicht umsetzen kannst. Wenn Du es schaffen würdest, diese Kraft anstatt so destruktiv, konstruktiv in Veränderungen umzusetzen, die Schritte zur Verbesserung Deiner Lage wären, dann wärest Du auf dem richtigen Weg. Daher konnte ich auch Thomas und Otto nicht zustimmen, die meinten, da Dich selbst so genau analysierst, wäre es schon in Ordnung. Bisher bleibst Du bei diesem Schritt hängen. Es ist schon richtig erst zu konstatieren, wo liegen die Hindernisse etc., aber dann müßte folgerichtig daraus auch eine Konsequenz erfolgen. Also, versuche erstmal Dich wieder krankenzuversichern. Das ist in Deiner jetzigen Situation glaube ich sehr wichtig. Dann suche Dir professionelle Hilfe, um wieder aus diesem Tief herauszukommen. Es kann Dich niemand an die Hand nehmen, Du schriebst, das wäre das beste. Aber Du mußt diesen steinigen, schweren Weg schon selbst gehen. Du kannst dabei Unterstützung und Hilfe bekommen, aber gehen mußt Du ihn. Und ganz wichtig, Du mußt das auch wollen!

Übrigens auch das "Nichtstun" will gelernt sein. Es ist manchmal mehr als notwendig, um wieder in der Lage zu sein, die richtigen Schritte zu tun. D.h. die dafür notwendige Kraft wieder zurückzubekommen. Eine Kur läuft nicht so ab, wie Du sie Dir vorstellst. Die erste Phase mag so aussehen, um erstmal wieder zu Dir selbst zu kommen, dann aber ist Deine Mitarbeit gefragt. Der Austausch mit anderen kann sehr förderlich sein. Auch die Therapie kann hilfreich sein.

Du bist ein sehr emotionaler Mensch, das kann ich aus Deinen Schreiben heraushören.

Ich wünsche Dir die notwendige Einsicht, damit Du nicht stecken bleibst in dieser mißlichen Lage. Du selbst hast ja schon Vorschläge, die in die richtige Richtung gehen könnten. Dann setze sie aber auch um. Und suche Dir Hilfe. Allein ist das eine Überforderung und überfordert hast Du Dich schon genügend.

Liebe Grüße

Franzi
kr
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von kr »

Hey Thomas,

ich bin keine Maschine und ich funktioniere auch nicht, ich lebe. Du nicht??

Kleiner Rabe
___________________________________________________


IMPOSSIBLE IS NOTHING.
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo Thomas,

wieder einmal bin ich Dir für Dein Posting extrem dankbar. Ich werde in zwei Teilen antworten. Hier nun der erste Teil:

Ich möchte vorab kurz erklären, daß sich die Häufigkeit und Heftigkeit meiner Postings aus der unmittelbaren Bedrohung ergibt: Für meine Existenz wichtige Kunden, die mir im Nacken sitzen, drohende Abschaltung der Energieversorgung, Gerichtsvollzieher, usw. Bereits nächste Woche könnte es hier massive Probleme geben. Ich bin mir im Klaren darüber, daß ich mir diese Situation bewußt herbeigeführt habe.

Ja, die Tendenz, mit offenen Augen ins Unglück zu rennen, die ist mit Sicherheit da. *Emotional* ist meine Verzweiflung so groß, daß auch S-Mord-Gedanken aufkommen müßten, die meine - jedoch nur *rational* vorhandene - positive Grundeinstellung verhindert. Ich betone, daß ich keinerlei derartige Gedanken habe oder hatte und auch mit absoluter Sicherheit sagen kann, daß ich mir eine derartige Handlung niemals gestatten würde. Ich möchte ferner kurz erwähnen, daß ich mich beim Schreiben dieser Zeilen nicht in emotional aufgeladener Stimmung befinde. Ich bemühe mich um eine nüchterne Analyse.

Der *komplette* Verlust meines - mich ehemals tragenden - Wertesystems addierte sich mit den vernichtenden Grundprägungen meiner Kindheit. Die Stabilität war nie da, nun verlor ich auch noch die Hoffnung. Übrig geblieben sind die von Dir beschriebenen extrem negativ aufgeladenen Gedanken und Gefühle die sich - trotz aller Kontrolle - nicht beherrschen lassen, die ihre zerstörerische Macht in aller Hinterhältigkeit entfalten. Übrig geblieben ist ferner ein Gefühl, das ich im Regelfall weit von mir weise. *Hass*. (Bin kaum in der Lage dieses Wort zu schreiben). Ein Gefühl, für das ich mich schäme, daß meinem erdachten Zustand und meinem Anspruch *ein reiner Mensch* und *Märtyrer* sein zu wollen, nicht entspricht. Ich wollte die erlittenen Verletzungen nie durch Aggression oder Ablehnung "rächen", ich wollte "über den Dingen stehen". Ein nicht einlösbarer Anspruch, das kann ich heute sehen. Nun sitze ich hier, ohne Zugang zur realen Welt. Mein Ex-Therapeut ist nun mein Kunde, mein Vater ist pleite, mein Hund ist bald tot, substantiell befriedigende Sozialkontakte gibt es nicht, der Beruf erscheint sinnlos. Es muß - und dies ist mein Glaube - ein System hinter dieser kompletten Demontage stecken. Ich bin froh über diese Demontage, es mußte sein. Das alte System war nicht tragfähig, es mußte sterben. Aber der Weg zu einem neuen System ist sehr lang, viel länger als ich dachte, und sehr steinig.

Ich hatte es bereits erwähnt: Die Kontaktaufnahme innerhalb dieses Forums bedeutet mir viel. Es ist der Versuch der Versöhnung mit der Gesellschaft, mit der ich vor vielen Jahren gebrochen habe, die ich aber heute wieder lieben möchte, in die ich auch wieder integriert sein möchte. Auch aus diesem Grund verteile ich gerne Komplimente: Ich freue mich, wenn "die Welt" mir etwas geben kann, was ich schön finde.

Lieber Thomas, deswegen sage ich Dir auch an dieser Stelle, daß ich mir viele Deiner tollen Postings aus dem Archiv auf meine Festplatte gezogen habe, weil ich für Deine wertvollen Beiträge sehr dankbar bin. Ich sage dies komplett *schleimfrei*, es ist einfach so.

Zum eigentlichen Thema: Es gelingt mir tatsächlich nicht, die energetisch geladenen "Eingebungen" unter Kontrolle bekommen. Ich kann sie durch Entspannung "besänftigen", ich kann mich von Ihnen distanzieren. Ich denke, wir können diese Negativ-Energien nicht "abschaffen", wir können sie eventuell durch neue, positivere Energien nach und nach ersetzen. Das ist jedoch schwierig und verlangt viel Arbeit.


Bis nachher
Chaca58
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Chaca58 »

Hallo Forum,

ich glaube nicht, dass Thomas mit dem Vergleich "Maschine" meinte, dass wir funktionieren MÜSSEN, um einen Platz in der Gesellschaft zu haben.

Die "Maschine Mensch" ist nur das Produkt, was sich jahrelang in unseren individuellen Hirnen und Seelen aufgebaut hat, dass, was uns unser Unterbewusstsein eingetrichtert hat.

Ich gebe Thomas recht. Wir sind programmiert, wie "Maschinen". Wurde ein Programm jahrelang immer wieder automatisch gefahren, dann merkt sich das die Maschine. Neue Wege, da können Störungen auftreten, sie sind von der Maschine so selten gefahren worden, dass die "Wartung" auf diesen seltenen Wegen mehr und mehr verringert wurde, bis die Maschine die neuen Wegen nicht mehr laufen konnte.

Und das finde ich einen treffenden Vergleich. Die "maschinerie" = unser Unterbewusstsein, hat jahrelanges Verhalten inne, dass wir teilweise erst seit kurzem Hinterfragen. Dieser prozess dauert, bis mir zum Entschluß kommen, dass entweder die bisherige Maschinerie die richtige war oder aber das die bisherige Maschinerie die falsche war. Und dies gilt es für uns, jedesmal aufs neue zu hinterfragen.

nicht umsonst spricht keiner von uns von ewiger Heilung. Wir sprechen davon, zu lernen, die "Maschine" jedesmal aufs Neue zu hinterfragen, vielleicht unser Leben lang.

@ Thomas, ich hoffe, ich hatte Dich richtig verstanden. Wenn ja, hast Du meine vollkommene Zustimmung.

Liebe Grüße
Alexandra
kr
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von kr »

Alexandra,

wir wurden "erzogen", da wurde uns etwas eingetrichtert.

Kleiner Rabe
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IMPOSSIBLE IS NOTHING.
Chaca58
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Chaca58 »

Hallo kleiner Rabe,

natürlich hast Du recht, wir wurden erzogen. Ich kann auch in meiner Krankheitsgeschichte davon berichten, welche Erziehungsmaßnahmen meiner Großmutter auf mein heutiges Problem Einfluß haben.

Trotzdem gibt es mit Sicherheit viele andere Menschen, die ähnlich erzogen wurden und KEINE psychologische Störung darauf in ihr erwachsenes Leben mitnehmen.

Man kann es also nicht verallgemeineren. Ich für meinen Teil weiß, dass meine Oma mich "VERzogen" hat und außerdem mich nur bei den absoluten Bestleistungen liebte.

Andererseits denke ich über meine Mutter, die wohl schon während der Schwangerschaft mit mir und den ersten Monaten meines Lebens unbewusst ihre Ängste und Erwartungen auf mich übertrug, um auch ihrerseits genau dieser Oma, der Schwiegermutter meiner Mutter, entsprechen zu können.

Kann man da schon von "Erziehung" sprechen? Ich glaube nicht, weil meine Mutter immer nur das beste für mich wollte und meine Eltern heute noch die wichtigsten Menschen meines Lebens sind, weil ist sie vor der Oma beschützen will.

Ist ja auch bezeichnend, dass mein Bruder ähnliche Störungen hat wie ich (ich vermute sogar die selben), obwohl er von meiner Oma völlig anders behandelt wurde, als ich.

Ich denke also nicht, dass alles gnadenlos nur auf die Erziehung zu schieben ist - eher auch vieles auf unbewusste Wünsche der Eltern, die bereits ein Baby spürt. Und das entwickelt sich m.E. zur Maschinerie, was sich u.a. dadurch zeigt, dass meine Eltern aus allen Wolken gefallen sind, als ich ihnen vor meiner Störung berichtete.

Grüße
alexandra
kr
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von kr »

Leseempfehlung:

Alice Miller: "Am Anfang war Erziehung" und falls Du schwache Nerven hast vorher "Das Drama des begabten Kindes"

Kleiner Rabe
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chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

@ Kleiner Rabe: Du *bist* keine Maschine, aber Du *hast* eine.


@ Chaca: Hallo!
kr
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von kr »

Und darum verabschiede ich mich zur Nachtruhe.

Euch allen einen schönen Sonntag!

Kleiner Rabe
___________________________________________________


IMPOSSIBLE IS NOTHING.
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Lieber Thomas, liebe Chaca, liebes Forum,

Zweiter Teil der Antwort an Thomas:

Diese Energien sind auf jeden Fall stärker als der eigene Wille. Ich definiere sie immer als "gemeingefährlichen, hinterhältigen Überfall". Eine Instanz, die sich unserer Kontrolle komplett entzieht. Es erscheint unmöglich, sich dagegen zu wehren.

Es ist angenehmer und einfacher sich dem Schmerz zu ergeben, als ihn zu überwinden. Das Gefühl der *scheinbaren* Befriedigung, wenn wir uns recht geben in unserer bisherigen Erfahrungswelt.

Ich gebe dem kleinen Raben recht: Der Mensch ist keine Maschine. Er ist sich darüber lediglich nicht *bewußt*.

Wir sind uns nicht im Klaren darüber was unser eigentlicher Wille ist, worin unser eigentliches, momentanes Interesse liegt. Wir setzen uns Ziele, die wir uns zum Beispiel aufgrund gesellschaftlicher Verpflichtungen auferlegen, aber wir wollen die eigentliche Handlung gar nicht ausführen, weil sie uns nicht interessiert.


Viele Grüße
DepriXX
Beiträge: 1498
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Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

hey chimera

bringt dir das "herumgesülze" irgend was?
wir glauben dir auch so, dass du intelligent bist, du musst das nicht in aufwendige satzformulierungen einpacken und drum herum reden.

gehts dir wenigstens besser danach...
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo SuMu,

Du scheinst mich nicht mehr zu mögen. Jeder Mensch ist anders, okay? Ich akzeptiere Dich auch so, wie Du bist. In Deiner direkten, unverblümten Art und habe dies auch zum Ausdruck gebracht.

Es geht mir nicht besser danach. Ich bin einfach so, wie ich bin: Korrekt, schleimig, geistig.


Liebe Grüße
Chaca58
Beiträge: 21
Registriert: 22. Mär 2004, 18:55

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Chaca58 »

Hi SuMu,

sorry, dass ich antworte, aber ich glaube, dass ich Chimera außerordentlich gut verstehen kann, weil es mir fast genausogeht wie ihm.

Es ist kein "Herumgesülze", es geht wirklich darum, möglichst kluge, intelligente Sätze hier zu schreiben. Mit einem einfachem Hintergrund: Der verqueren Hoffnung, damit Anerkennung für sich zu finden. Mit der Hoffnung, dann denken zu können "Ach, ich bin der Klügste" und sich gleichzeitig selbst zu zerfleischen, wie blöd man eigentlich selbst ist.

Ich bin mir sicher, Chimera wählt andere Worte, um dies zu beschreiben, aber es ist typisch für die narzistischen Störungen, wie auch immer sie gelagert sein mögen. Und da ist es egal, wie oft man gesagt bekommt, dass man intelligent zu seien scheint - man kann nicht genug von der Aufmerksamkeit anderer bekommen.

Grüße
Alexandra
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

danke chaca für die infos,
unter diesem aspekt kann ich das verstehen!

chimera, ich mag dich wie immer, das hat nix damit zu tun. wenn ich mal jemanden angreife, dann heisst das nicht, dass ich ihn nicht mag, oder doof finde.
meistens soll meine agressivität nur aufrütteln
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebe Chaca,

Du fällst mir gerade in den Rücken.

Es ist nicht der reine Narzißmus, ich will nur korrekt sein: Auch eine Form von psychischer Störung. Aber ein klein wenig recht hast Du schon: Es könnte mich ja jemand als Analphabet bezeichnen, sehr gefährlich.


Bis nachher
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Ich schäme mich für meine Rechtschreibfehler und für meine Formulierungsunfähigkeit, glaubt mir das doch!

Ich kann nicht *Nicht-Perfekt-Sein*, das geht nicht. Es könnte mich jemand dafür kritisieren, das verkraftet das kleine Bübchen nicht.
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