Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

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mime
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Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo an die Therapie-Erfahrenen hier,

ich habe lange überlegt, ob ich diesen Thread eröffnen soll (es ist auch mein erster, obwohl ich schon lange hier im Forum unterwegs bin)...

Kurze Vorab-Info: Nachdem ich vor einigen Jahren bereits eine Psychotherapie (80 Std.) gemacht habe, wurde mir fachärztlicherseits erneut zu einer Psychotherapie geraten. Ich hatte daraufhin mehrere Therapeutinnen abtelefoniert, die tiefenpsychologisch fundiert arbeiten, und kürzlich 2 Erstgespräche bei einer neuen Therapeutin gehabt. Wir sind dann für 2 Stunden noch in eine Akuttherapie eingestiegen - bis wir übereinkamen, dass Therapie mit uns beiden nicht funktioniert (mir liegt ihre Arbeitsweise nicht, und ich ihr wohl auch nicht als Depressionspatientin). Soweit so gut oder so schlecht, wie auch immer.

Das ist kein Beinbruch und davon geht auch die Welt nicht unter. Was man in solchen Fällen machen kann, ist, weiter zu suchen, sich nicht entmutigen zu lassen, nur weil es einmal nicht gepasst hat oder unglücklich gelaufen ist.

Ich für meinen Teil werde aber erst mal Zeit brauchen, bis ich das alles verarbeitet habe (und ggf. erst zu einem späteren Zeitpunkt erneut auf die Suche gehen).

Was mich u. a. gestört hat - und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Thema - war die Art, wie die Therapeutin Fragen stellte. Sie hatte versucht, mich mit Fragestellungen wie folgt zu konfrontieren:

"Kann es sein, dass Sie sich gemütlich in Ihrer Krankheit eingerichtet haben?" Und:
"Ja, in einer Depression ist es ja so warm und kuschelig... (da will man ja gar nicht raus)".

Ich weiß, dass es auch in einer Therapie mal Unangenehmes zu schlucken gibt (wenn man dann in Ruhe darüber nachdenkt, kann man immer noch sagen: "Nee, das stimmt nicht." oder "Hm, vielleicht hatte die Therapeutin in dem und dem Punkt doch recht."). Man kann dann beim nächsten Mal noch mal darüber ins Gespräch kommen usw. Wenn im Laufe einer Therapie genug Vertrauen aufgebaut ist, legt man auch nicht jedes Wort der Therapeuten auf die Goldwaage, aber am Anfang, wenn man sein Gegenüber noch nicht kennt, ist das anders.

Mir kamen die Fragen, die bereits in den Erstgesprächstunden gestellt wurden, äußerst unsensibel vor. Hinterher habe ich mir eingestehen müssen, dass mich diese Art auch getroffen / verletzt hat, auch wenn es sein kann, dass ich diesbezüglich überempfindlich reagiert habe. Vielleicht wusste sie sich auch nicht anders zu helfen, weil ich mit nicht mit dezidierten Therapiezielen aufwarten konnte (es kann also auch an mir und meinem Verhalten gelegen haben, das will ich nicht in Abrede stellen).

Meine Frage an euch:

Was haltet ihr als von Depression Betroffene von solchen Fragen wie oben?
Wie geht ihr mit solchen oder ähnlichen Fragen um?
Könnt/konntet ihr das dann im nächsten Gespräch klären?

Ich habe der Therapeutin dann in der letzten Stunde, als klar war, dass wir zusammen nicht weitermachen werden, auch (sachlich) gesagt, sie solle mal überlegen, wie ihre Äußerungen bei einem Depressiven ankommen können, der nicht so stabil ist wie ich und klargestellt, dass es in einer Depression nicht warm und kuschlig und gemütlich ist. Da ist sie dann für einen kurzen Moment hellhörig geworden, aber es scheint eben ihre Arbeitsweise zu sein mit solchen Fragen zu arbeiten [um einen aus der Reserve zu locken]. Sie ließ indirekt dann auch durchblicken, dass es sein könnte, dass ich mit ihrer Art zu arbeiten nicht zurechtkomme.
Von der Therapeutin selbst kam dann auch nichts weiter - sie hätte ja wenigstens sagen können, dass ihre Äußerungen nicht das Ziel hatten, (mich) zu verletzen oder Ähnliches. Naja, da habe ich wohl zu viel erwartet... Insgesamt war es natürlich gut, dass wir uns getrennt haben. Auf dieser Basis macht Therapie keinen Sinn.

Es mag sein, dass andere Patienten besser mit ihr klarkommen, sie vielleicht in der Behandlung von anderen Erkrankungsbildern auch anders/besser agiert und ihre Art zu provozieren in anderen Konstellationen auch ihren Sinn haben - keine Ahnung.

So, das war es im Großen und Ganzen. Wie gesagt, ich habe schon einmal eine Psychotherapie hinter mir, die echt gut lief. Ich habe Gott sei Dank auch die Erfahrung und den Rückhalt, dass meine anderen Behandler (frühere Therapeutin, Facharzt) usw. mir stets mit Wertschätzung und Empathie begegnet sind - ich also weiß, dass es auch anders laufen kann.

Ich wollte einfach mal wissen, wie ihr mit schwierigen Fragen in der Therapie umgeht. Ich wäre für eine Rückmeldung dankbar, wie auf euch diese therapeutenseits gestellten Fragen / Behauptungen (Depression betreffend) gewirkt hätten.

Viele Grüße
Mime

P.S.: Sorry für den langen Text, aber ich wollte klarstellen, dass diese Art zu fragen nicht unbedingt Usus ist für eine Therapie bzw. ich fand den Zusammenhang/Hintergrund zu erwähnen wichtig.

Ich möchte inbesondere Neulinge, die gerade eine Therapie anfangen möchten oder machen, mit meinem Erfahrungbericht nicht entmutigen: Es gibt durchaus gute Therapeuten und hilfreiche Fragestellungen und ein vertrauensvolles Miteinander im Laufe einer Therapie. Bleibt dran! Hört auf eure innere Stimme: man merkt recht schnell, ob es passt mit dem Gegenüber oder nicht (wenn's nicht passt, vorm Therapeuten ansprechen, hilft das nichts: am besten sich trennen und weitersuchen).
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Monchen12345
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Monchen12345 »

Hey Mine,

ich hab mal ne Probe-Sitzung nach 10 Min abgebrochen. Und war im Nachhinein megastolz das so gemacht zu haben. Er hatte mir schon im Vorfeld nicht mitgeteilt ob es ein einzelnes Diagnose-Gespräch ist und ich dann auf die nächste monatelange Liste komme oder ob er tatsächlich nen Therapieplatz hat. Auch als ich ihn an dem Termin gefragt habe, kam irgendeine ausweichende Antwort. Ich war auf der Suche nach einem Therapieplatz und wollte keine weiteren sinnlosen Diagnose-Gespräche.
Ich hatte im Vorfeld seinen Fragebogen ausgefüllt und da halt auch reingeschrieben, dass ich ne Zeit brauche, bis ich reden kann, hab noch reingeschrieben was evtl. hilft damit es besser klappt und dass provozieren auf gar keinen Fall klappt. Da mache ich völlig dicht. Ich saß also da und anstatt erstmal mit harmlosen Dingen anzufangen, ging es direkt ans Eingemachte. Hat natürlich nicht geklappt. Er hat dann auch sehr deutlich gesagt, ja er hätte das gelesen, aber so funktioniert das bei ihm nicht. Ich müsste jetzt reden. Dann hab ich halt gesagt, dass es dann hiermit für mich zu Ende ist und dass es da für mich keine gemeinsame Basis gibt. Da das ganze ziemlich genau 2 Jahre her ist, kann ich mich da nicht mehr an den genauen Dialog erinnern.

Ein Therapeut in der Tagesklinik hat so ähnliche Sprüche drsuf gehabt wie deine Therapeutin. Wir würden unsere Depression ja nur pflegen und nichts dagegen machen wollen. War so einer seiner Standard-Sprüche. Ich hab einfach völlig zugemacht, sobald er anfing zu reden. Das hat sich in 11 Wochen auch nicht gelegt, nur irgendwann hat er mich halt einfach in Ruhe gelassen.

Soweit zu meinen Erfahrungen.

LG, Monchen
Kada
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Registriert: 13. Mär 2016, 23:10

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Kada »

Hallo Mime,

ich empfinde die Äußerungen der Therapeutin als absolut unverschämt. Sollte das eine Schockbehandlung werden? Solchen Menschen wünscht man, dass sie mal für einen Tag in eine tiefe Depression verfallen, um ein Gefühl für den Abgrund zu erhalten, in dem sich ein Mensch mit Depressionen befindet.

Es gibt schon merkwürdige Vögel unter den Therapeuten. Ich hatte mal einen, der mir heißen Kakao als Antidepressivum empfahl, Antidepressiva seien Teufelszeug.Dann fing er an, über einen schizophrenen Freund zu erzählen. Weiter ging es damit, wie wenig er bei seiner Arbeit verdient usw. Natürlich bin ich kein zweites Mal zu ihm gegangen.

Ich habe dann eine sympathische, erfahrene und empathische Therapeutin gefunden, mit der es wirklich gut war.

Ich drücke dir die Daumen, dass du Erfolg bei deiner Suche hast.

LG,
Kada
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

es tut mir leid, dass du so eine schlechte Erfahrung mit der Therapeutin gemacht hast.
Ich erlebe dich hier im Forum als sehr besonnen und reflektiert und so gehst du damit jetzt auch um.
Ich sehe es so wie du, die Therapeutin wollte dich durch diese Äußerungen wahrscheinlich aus der Reserve locken, sie wollte sehen, wie du darauf reagierst.
Manche Therapeuten arbeiten wohl so, eine Bekannte von mir hat in der Therapie ähnliches erlebt.
Aber es ist, wie du schon sagst, unsensibel.
Es ist ja genau das, was Depressive eh schon befürchten, dass andere denken, wir hätten uns gut eingerichtet in unserer Depression.
Es ist gut, dass du es nochmal angesprochen hast und dass sie dann nicht klargestellt hat, dass sie
dich nicht verletzten wollte, das wäre für mich auch der Punkt gewesen, zu sagen, das funktioniert nicht mit der Therapeutin.
Ich hoffe, du kannst damit abschließen und es hält dich nicht davon ab, weiter einen Therapieplatz zu suchen.
Du hast ja schon mal die Erfahrung gemacht, dass dir eine Therapie geholfen hat und das kann auch wieder
so sein.

Alles Gute für dich und LG,
Meridian
Zuletzt geändert von Meridian am 26. Feb 2020, 19:00, insgesamt 1-mal geändert.
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo Monchen, hallo Kada, hallo Meridian,

zuerst einmal: ganz lieben Dank für eure Antworten - im Einzelnen darauf eingehen werde ich zeitlich vielleicht nicht ganz schaffen; ich fange nur schon mal an und schaue, wie weit ich komme. Ich muss nachher nämlich weg und komme erst spät heim.

Es tut schon mal gut zu lesen, was ihr davon haltet und welche Erfahrungen ihr gemacht habt und lieben Dank auch für euren Zuspruch.

Generell ist es ja so: Es gibt fähige und weniger fähige oder passende und nichtpassende Therapeuten. Ich denke, dass ich nach der letzten Erfahrung auch für mich einiges gelernt habe (und wenn es auch nur der Fakt ist, wie es eben nicht funktioniert - bei mir, das ist zwar zunächst unangenehm, aber man lernt ja auch etwas draus, wenn der erste Schock erst mal verdaut ist). Bei einigen (wenigen) Punkten hatte die Therapeutin auch recht, bei anderen halt nicht.

@Monchen:
Oweh, was du da von dem Therapeuten schreibst: ich finde es in dem Fall gut, dass du das Gespräch abgebrochen hast - ich finde, dass du da zurecht deine Grenzen aufgezeigt hast. Wenn ein Therapeut so gar nichts an verlässlichen Infos geben kann (von wegen, wann du Therapie hast/hättest, dass es sich nur um das diagnostische Erstgespräch handelt usw.), ist das nicht richtig. Und wenn er schon wusste, was bei dir nicht klappt, dass du auf Knopfdruck nicht gleich alles Eingemachte erzählst und es trotzdem übers Knie brechen wollte... sehr schwierig. Das kann ja dann auch nicht funkionieren.

Das einzige, was ich mir vorstellen könnte (das entschuldigt so ein Verhalten natürlich nicht) ist, dass manche Therapeuten in den Erstgesprächen auch unter einem gewissen Druck stehen (schnell eine Diagnose stellen zu müssen - wegen dieser neuen Regelungen ab 2017 und dem Formularkram PTV10 u. PTV11). Dass er dich nicht ausreichend informiert hat, ist aber trotzdem nicht in Ordnung.

"Meine" Therapeutin hatte mir zumindest ein 2. Erstgespräch angeboten - das hätte dein Therapeut ja auch machen können.
Bei mir war also zumindest anfangs ein Interesse/Entgegenommen da, nicht alles in das 1. Erstgespräch packen zu müssen - allerdings war sie bzgl. Information / Aufklärung (Empfehlungen, Diagnose, mögliche Therapietermine usw.) auch nicht mitteilsam, was zusätzlich verunsichert wirken kann. Ich habe keinerlei Formulare bekomen/auszufüllen gehabt.

Dass der Therapeut in der Tagesklinik ebenfalls so eine negative Meinung von Depressionserkrankten hatte, tut mir echt leid für dich - ich hätte (und habe) genauso wie du reagiert - da macht man zu. Es ist zwar OK, dass er dich dann in Ruhe gelassen hat, aber schade ist es trotzdem: man erhofft sich ja auch in der Tagesklinik hilfreiche therapeutische Unterstützung.

Ich hoffe sehr, dass du nicht nur solche negativen Erfahrungen machen musstest...

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@Kada:
Achherrje, na, bei dem schrägen Vogel hätte ich aber auch ganz schnell die Reißleine gezogen. Das geht überhaupt nicht, dass ein Therapeut von seinen Problemen erzählt... das nenne ich Fehlverhalten (und somit auch ein Verstoß gegen die Berufsordnung) erster Güte. Das geht gar nicht. Es ist gut, dass du da kein 2. Mal hingegangen bist.

Eine Bekannte von mir hatte mal Ähnliches erlebt; sie hatte sich dann bei einer unabhängigen Patientenberatung gemeldet. Ich weiß allerdings nicht, ob sie das Fehlverhalten damals gemeldet hatte oder nicht.

Es freut mich sehr zu lesen, dass du nach diesem Reinfall dann eine gute und passende Therapeutin gefunden hast! So muss es sein.

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@Meridian:
Vielen Dank auch dir für deine mitfühlende Antwort und Einschätzung. Ja, ich denke, dass du da etwas wichtiges ansprichst: dieses Befürchten, andere könnten es genauso sehen mit der Depression wie es die Therapeutin kundgetan hat. So ist die eigene Befürchtung von außen noch bestätigt worden. Das ist nicht gut.

Ich finde das mit dem provokanten Fragen zumindest in einer neuen, sich anbahnenden Therapeuten-Patienten-Konstellation schwierig - auch, was du von deiner Bekannten schreibst, wie geht es ihr denn damit?

Ein Therapeut sollte ein gutes Gespür dafür entwickeln, bei wem man es machen kann, ohne Schaden/Verleztungen anzurichten und bei wem besser nicht. Und wenn man das nicht hat, sollte man es mit dem Provozieren besser lassen, zumal (und das ist mein "Vorwurf") einem Therapeuten hinlänglich bekannt sein müsste, dass insbesondere Depressive sehr empfindlich sein können.

Ja, ich habe ja zum Glück auch gute Therapieerfahrungen gemacht :) - und wenn es da mal etwas provozierend zuging, war das überhaupt kein Problem, weil ich wusste, dass mein Gegenüber mir absolut nichts Böses will. Wenn sich das in einem vertrauensvollen Rahmen abspielt, man genau weiß, dass das Herausfordern auch mal gut / wichtig / angebracht ist, um einen mal zum Nach- oder Umdenken zu bringen, ist das auch richtig angewandt.

Zu deiner Frage: Ja, klar, ich kann und werde mit meiner Negativ-Erfahrung auch bald abschließen, wie gesagt, man lernt ja auch etwas daraus (über sich und den anderen). Allerdings werde ich jetzt noch vorsichtiger reagieren (müssen), denn so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben.

Beim Theapieplatzsuchen muss ich erst einmal Pausieren; bei einem Punkt hatte die Therapeutin nämlich recht: meine Therapieziele waren nicht klar, und da muss ich wohl erst einmal Hausaufgaben machen ;).

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So, ihr Lieben, ich muss langsam los und habe keine Zeit mehr zum mehrfachen Korrekturlesen (verzeiht also bitte Tippfehler & Co.). Herzlichen Dank für eure für mich wertvollen Mitteilungen, das hilft mir, das Ganze ein bisschen besser für mich einzuordnen und es ist auch interessant zu lesen, was eure Erfahrungen sind.

Ich hoffe aber, dass es für jede von euch teilweise geschilderte Negativerfahrung auch gute Erfahrungen gibt, die dagegen halten können.

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Zarra »

Hallo liebe mime,

schade, daß Du solch eine ungute Erfahrung machen mußtest. Vor allem aber kann ich sehr gut verstehen, daß Du das erst verdauen mußt.

Ich befürchte, daß die allerwenigsten gut mit so etwas könnten. Das zu Deiner Beruhigung.

Ich selbst kenne "durchaus Provokatives" (allerdings etwas "feiner geartet") aus einer guten stationären Therapie - doch auch dort stieg und fiel die Qualität bzw. "Erfolgsquote" mit der Erfahrenheit der Therapeuten und der jeweiligen Angemessenheit dem einzelnen Patienten gegenüber!! - Das, was Du erlebt hast, wirkt eher so wie die provokative 0815-Nummer auf mich. Einfach zu platt - und: zu falsch; zumindest für die allerallermeisten.

(Die Fragestellung ähnlich, die Vorgehensweise aber doch anders: Ich sollte mir dort z.B. mal überlegen, welche Vorteile ein xy-VERHALTEN für mich haben könnte; und es gab "Leit-Infos-Vorschläge" von Vorpatienten ... - und je nach Patient sagt der eine: ja, das könnte sein, während ein anderer komplett abwinkt. U.U. taucht da halt ein neuer oder zumindest ein Nebenaspekt auf, der zumindest leicht den Weg zu einem gesünderen Leben blockiert.)

Und dort waren solche Fragen in einen eben anderen, einen "haltenden", Rahmen eingebettet, das heißt, daß man eben nicht am eigentlich Verständnis durch die TherapeutInnen zweifeln mußte. Und die dürften das nur bei besonderem Verhalten der Patienten in den allerersten Stunden gemacht haben.
sie hätte ja wenigstens sagen können, dass ihre Äußerungen nicht das Ziel hatten, (mich) zu verletzen oder Ähnliches
... hätte ich auch erwartet. Das allein reicht aber eh nicht, damit eine Therapie funktioniert. Das hilft nur, wenn es der Ausnahmefall bleibt.

LG, Zarra
Cynthia
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Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Cynthia »

Hallo,
mit der Frau wäre ich schnell fertig. Stellt die mir Fragen, die ich als unsensibel empfinde, gehe ich. Da die Leute sich ja meist eh nicht ändern, würde ich nicht diskutieren. Such Dir eine bessere Therapweutin. Ja, mag sein, daß Du einen sekundären Krankheitsgewinn hast. Aber das kann man sensibler formulieren. Leider gibt es so viele menschlich unfähige und fachlich schlechte Psychotherapeuten.
DieNeue
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Mime, hallo alle,

du fragst, was wir von solchen Fragen halten.
Also ich wäre gerade der Therapeutin schon beim Lesen fast ins Gesicht gesprungen.

Ich finde solche Aussagen absolut unverschämt und du kannst stolz drauf sein, dass du sie am Ende noch drauf angesprochen hast!
Jemandem, der freiwillig eine Therapie anfangen will, sowas zu sagen, ist einfach unverschämt und total kontraproduktiv.
Außerdem völlig unlogisch: Wenn man es sich in seiner Depression schön gemütlich machen würde, würde man nicht bei der Therapeutin im Erstgespräch sitzen. Vielleicht sollte man denen das mal so sagen.

Mein Psychiater hat auch mal nen ähnlichen Spruch losgelassen, das hat mich auch sehr getroffen. Meine Betreuerin war dabei und meinte, er hat auch noch viel positives gesagt, aber das hab ich dann schon gar nicht mehr gehört. Die Aussage geht mir immer noch nach, er hat sich nicht entschuldigt und für mich belastet es das Verhältnis zu ihm.

Bei Provokationen mache ich auch dicht. Wenn man das macht, macht man bei mir die Beziehung kaputt, denn ich empfinde das nicht auf Augenhöhe.
Wenn ich das dann auch am Beginn sage und die Person provoziert mich trotzdem, empfinde ich das als noch respektloser und rücksichtslos. Und ehrlich gesagt auch als dumm. Wenn einem schon jemand "Anweisungen" gibt, wie er tickt und wie man am besten mit ihm umgeht, damit man sein Vertrauen gewinnt und man zusammenarbeiten kann, muss man das nicht auch noch austesten. Man gibt dem Therapeuten so einen Vertrauensvorschuss, da kann der einem auch ruhig etwas Vertrauen schenken, dass es stimmt, was man sagt.

Kommt dann noch der Spruch, man käme halt nur nicht mit der Art oder Arbeitsweise des Therapeuten zurecht, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Vielleicht einfach nur hoffen, dass es tatsächlich Klienten gibt, die mit sowas zurechtkommen... Mit der Aussage schiebt man nur die "Schuld" dem Klienten zu, der ja meistens eh schon an sich selbst zweifelt.

Ich werde mich wohl auch irgendwann nochmal auf Therapeutensuche begeben müssen und ich hoffe, dass ich es schaffe, bei solchen Bemerkungen das Gespräch abzubrechen und zu gehen, und mich nicht aus Not an den letzten Strohhalm zu klammern und auf solche Therapeuten einzulassen.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. Vielleicht will der Therapeut ja auch nur in seinem alltäglichen Sumpf rumdümpeln, es sich in seiner bisherigen Arbeitsweise gemütlich machen? Ist doch schön kuschelig und so bequem, wenn man nichts ändern und nicht flexibel auf jeden Klienten eingehen muss... ;)
Peter1
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Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Es kann durchaus sein, das Therapeuten Patienten nicht behandeln wollen. Um den Patienten nicht vor den Kopf zu stoßen, kann man ja auch mal ein klein wenig unfreundlich sein, um den Patienten zu vertreiben.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo liebe Zarra,

schön, von dir zu lesen. Ja, es beruhigt mich ein wenig, dass ich nicht allein mit meiner Empfindichkeit solcher Sätze gegenüber dastehe.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich mit meiner Einstellung und Vita keine einfache Patientin bin und daher auch genügend Angriffsflächen biete, insbesondere, wenn man sich letztendlich auf mich nicht einstellen kann (oder will).

Im Grunde genommen kann ich den provokativen Ansatz, der hinter den Sätzen gesteckt hat, im gewissen Rahmen sogar nachvollziehen, hätte aber bei jemandem, der täglich mit psychisch erkrankten Menschen zu tun hat, einfach mehr Feingefühl erwartet.

Bei mir kam es so an, als hätte sich die Therapeutin mit dieser Meinung von mir von Anfang an schon festgelegt (und dagegen dann anzukämpfen hatte ich keine Kraft - das hatte ich ihr im letzten Gespräch auch zurückgemeldet).

Ich werde in Ruhe nochmal über alles nachdenken. Es waren in den Gesprächen ja auch ein paar Aspekte dabei, bei denen ich der Therapeutin recht gebe (nur ihre Art, das zu kommunizieren, war für mich nicht passend) - es war vieles sehr subtil im Ablauf und damit auch schwierig zu (be-)greifen.

Das, was du aus der Klinik berichtet hast, liest sich hingegen nicht uninteressant - du schreibst ja, dass da die Rahmenbedingungen usw. anders waren - und dass (erfahrene) Therapeuten u. a. auf Angemessenheit geachtet haben. Und ich glaube, wenn das ein Teil einer umfassenden Behandlung ist, ist das auch anders einzuordnen als wenn das Eins-zu-Eins passiert (wo es eh schon "hakt" im Miteinander).

Es kann ja durchaus von Vorteil sein, von seinen Einstellungen mal weg zu kommen, mal umdenken zu müssen (und auch mal irritiert zu sein, um sich neu zu sortieren) usw. Das kenne ich von meiner alten Therapie auch, doch da hat es im Laufe der Therapie auch hineingepasst und war gut / hilfreich. Ich bin auch jemand, der normalerweise über ein gewisses Maß an Selbstironie und (Galgen-)Humor (mich betreffend, nicht um anderen weh zu tun) verfügen kann - aber es muss halt passen.

Zum Thema Entschuldigung:
Zarra hat geschrieben:... hätte ich auch erwartet. Das allein reicht aber eh nicht, damit eine Therapie funktioniert.
Da hast du recht, mir ging es an diesem Punkt auch schon gar nicht mehr ums Weitermachen in puncto Therapie (der Zug war da schon abgefahren), sondern um Schadenbegrenzung im letzten Kontakt (der letzten Stunde) mit ihr. Es hätte dem Ganzen einfach den bitteren Beigeschmack etwas nehmen können, mit dem ich dann aus der letzten Stunde bin.
Naja, sei es drum.

Ich will mich jetzt auch nicht dauerhaft an dem Geschehenen festklammern - passiert ist passiert und nicht mehr zu ändern. Es gilt jetzt, nach vorne zu schauen und aus dem, was geschehen ist, zu lernen.

Grundsätzlich verübele ich niemandem, wenn er mit mir "nicht kann", ich kann ja auch nicht mit jedem ;) - insofern: (fast) alles gut. Ich werde allerdings in die nächsten Therapiegespräche anders reingehen und ggf. auch früher intervenieren, um mich besser zu schützen.

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
mime
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo Cynthia,

das hast du - wie immer - knackig und gut auf den Punkt gebracht formuliert ;).

Naja, wenn mir jemand unsensibel kommt und es bleibt die Ausnahme / ein Ausrutscher (auch Therapeuten sind nur Menschen), kann ich das auch verschmerzen. Aber insgesamt gebe ich dir da recht: ich werde zukünftig auch etwas mehr auf mich achten (müssen) und schneller handeln.

Über den Begriff des sekundären Krankheitsgewinn bin ich zunächst gestolpert; ja, klar, den habe ich: ich bin EM-berentet, habe Angst vor Veränderungen usw. Es ist halt die Frage, wie man an so ein Thema rangeht - für mich war die Holzhammermethode da halt nicht geeignet - da mache ich ganz schnell zu.

Ich kann mich aus früheren Beiträgen von dir erinnern, dass du leider sehr viele und sehr schlechte Erfahrungen machen musstest, was Therapie & Co. betrifft... mir hat das immer irgendwie leid getan und ich habe bedauert, dass dir da nicht viel Positives begegnet ist.

Ich habe halt auch schon gute gemacht (zum Glück), hatte auch schon fähige Behandler - insofern: Ja, ich werde mich vielleicht zu gebener Zeit erneut auf die Suche machen, aber wahrscheinlich mit einer größeren Pause, um mich besser auf alles vorzubereiten.

LG Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
mime
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo DieNeue,

danke sehr für deine Rückmeldung. Es tut mir sehr leid für dich, dass du offenbar mit deinem Psychiater ähnliches erleben musstest und dass dir das immer (verständlicherweise) immer noch nachgeht :cry:. Ich habe ja den Vorteil, dass ich mich mit der Therapeutin nicht mehr auseinandersetzen muss, aber du musst ja nach wie vor mit dem Psychiater auskommen. (Boah, da habe ich mit meinem ja echt Glück!! Das wusste ich zwar schon immer, aber wenn ich das von dir lese... das ist echt schwierig / ungut).

Danke auch für dein Statement, wie du die provokanten Sätze so siehst / empfindest. Als kontraproduktiv empfinde ich sie auch (und an der Grenze zur Unverschämtheit anfangs auch - das hat sich aber wieder etwas gegeben). Ich hege da seit längerem schon einen bestimmten Verdacht: man kann Patienten damit auch vergraulen... (Das ist jetzt vielleicht eine Unterstellung, aber mir kam das so vor, nicht nur der Sätze wegen, sondern wegen des Gesamtverhaltens von ihr, das ist aber hier jetzt nicht das Thema - ich möchte nicht, dass meine Beiträge zur Therapeutenschelte ausarten).

Im Übrigen gebe ich da völlig recht (sorry, ich musste darüber beinahe schmunzeln, nicht böse gemeint, du hast es nur so treffend und richtig auf den Punkt gebracht):
DieNeue hat geschrieben:Außerdem völlig unlogisch: Wenn man es sich in seiner Depression schön gemütlich machen würde, würde man nicht bei der Therapeutin im Erstgespräch sitzen. Vielleicht sollte man denen das mal so sagen.
Ich kann es ja es bei nächsten Mal ausprobieren ;).
DieNeue hat geschrieben: Bei Provokationen mache ich auch dicht. Wenn man das macht, macht man bei mir die Beziehung kaputt, denn ich empfinde das nicht auf Augenhöhe.
Wenn ich das dann auch am Beginn sage und die Person provoziert mich trotzdem, empfinde ich das als noch respektloser und rücksichtslos. Und ehrlich gesagt auch als dumm. Wenn einem schon jemand "Anweisungen" gibt, wie er tickt und wie man am besten mit ihm umgeht, damit man sein Vertrauen gewinnt und man zusammenarbeiten kann, muss man das nicht auch noch austesten. Man gibt dem Therapeuten so einen Vertrauensvorschuss, da kann der einem auch ruhig etwas Vertrauen schenken, dass es stimmt, was man sagt.
Oweh, nee, das liest sich als gar nicht gut bei dir. Tut mir leid, dass du auf diese Weise so eine Ignoranz erfahren musstest! Ich glaube allerdings, dass sich viele Therapeuten da keine Anweisungen geben lassen möchten (was ja auch im Gesamtkontext auch OK ist); in bestimmten Konstellationen wäre es aber (zumindest für einen gemeinsamen Einstieg) gut, wenn sie ein paar Punkte berücksichtigen könnten, dann hätten im Endeffekt auch beide Seiten etwas davon. Ich wünsche dir, dass du neben solchen negativen Erfahrungen auch noch viele gute machen wirst / kannst; dass du Behandlern kennenlernst, die anders sind und dir in guter Weise begegnen und ihr im passenden Miteinander gemeinsam gut arbeiten könnt.
DieNeue hat geschrieben:Kommt dann noch der Spruch, man käme halt nur nicht mit der Art oder Arbeitsweise des Therapeuten zurecht, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Vielleicht einfach nur hoffen, dass es tatsächlich Klienten gibt, die mit sowas zurechtkommen... Mit der Aussage schiebt man nur die "Schuld" dem Klienten zu, der ja meistens eh schon an sich selbst zweifelt.
Das empfinde ich ebenso. Objektiv stimmt es ja, und es ist auch gut, wenn man erkennt, dass die Arbeitsweise des Behandlers einem nicht liegt. Nur dieses: "Friss oder stirb" bzw. "wenn du mit mir und meiner Arbeitsweise nicht klarkommst, dann ist das dein Problem" (was ja auch stimmt, der Patient hat somit ja dann das Problem und nicht der Therapeut!), bewirkt ja auch nichts Positives beim Patienten (das will es aber wohl auch gar nicht).
DieNeue hat geschrieben:Ich werde mich wohl auch irgendwann nochmal auf Therapeutensuche begeben müssen und ich hoffe, dass ich es schaffe, bei solchen Bemerkungen das Gespräch abzubrechen und zu gehen, und mich nicht aus Not an den letzten Strohhalm zu klammern und auf solche Therapeuten einzulassen.
Ich drücke dir die Daumen, dass du a) Glück hast, rasch jemand Passenden zu finden und b) den Mut hast (den werde ich mir auch aneignen müssen ;)), zu erkennen, wo es sich lohnt, länger im Gespräch zu bleiben und wo nicht. Man kann ja ein Gespräch auch so beenden, dass es [zumindest, wenn nichts Gravierendes vorfällt] im gewissen Rahmen auch würdevoll bleibt, auch wenn man es abbricht - zumal wenn man jemand Fremdes vor sich hat, der einen ja gar nicht kennt. Schließlich muss der Threrapeut ja auch erst einmal (für sich) prüfen, wer ihm gegenüber sitzt.

Mich hat halt die Höflichkeit und meine eigene Verunsicherung davon abgehalten, selbst einen Schlussstrich zu ziehen und nach den Erstgesprächen schon zu gehen, das wird wahrscheinlich beim nächsten Mal anders.

Zu deinem P.S.: Ja, ich hatte auch den Eindruck, dass es bei meinem Gegenüber an Flexibilität gemangelt hat; wenn man als Therapeut/in von seinem/ihrem Standardprogramm nicht abweichen kann oder will (es warten ja noch genug andere, ggf. auch einfachere / passendere Fälle auf Warteliste...), halte ich das ebenfalls für ein (zu) starres Muster. Andererseits: wenn ich als Therapeut noch zig andere Patienten habe, die ggf. leichter zu behandeln sind, kann ich es mir auch aussuchen, wen ich behandeln möchte und wen nicht. Wenn einem raren Therapie-Angebot eine hohe Patienten-Nachfrage gegenüberstehen, kann ich das sogar nachvollziehen. Trotzdem ist es bedauerlich und ungut für Patienten, wenn es so abläuft.

So, jetzt habe ich lange geschrieben und weiß nicht, ob ich auf alles geantwortet habe. Ich habe aus deinen Beiträgen, die ich oftmals gelesen habe, schon manchmal gedacht, dass wir ähnlich denken/empfinden - insofern, nochmals danke für deinen Beitrag und deine Meinung.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
mime
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo Peter,

zu deinem Beitrag:
Peter1 hat geschrieben:Es kann durchaus sein, das Therapeuten Patienten nicht behandeln wollen. Um den Patienten nicht vor den Kopf zu stoßen, kann man ja auch mal ein klein wenig unfreundlich sein, um den Patienten zu vertreiben.
Ich frage mich halt, ob dies nicht mehr innere Scherben anrichtet als wenn man sich ehrlich (in gebotenem Anstand natürlich) gegen einen Patienten entscheidet.

Man kann einen Patienten auch vegraulen, klar, aber davon hat ja niemand etwas: weder der Therapeut (der muss sich ja länger mit dem unliebsamen Patienten abgeben als nötig) noch der Patient - insofern halte ich das für fragwürdig.

In meinem Fall hätte es anders laufen können, wenn die Therapeutin anders strukturiert gewesen wäre. Sie hätte mir ja nach den Erstgesprächen ihre Diagnose und Empfehlung geben und das Formular PTV11 in die Hand drücken können, und gut wäre es gewesen. Damit hätte ich dann anderweitig auf Therapeutensuche gehen können.

Aber ich habe nie etwas Schriftliches oder weitere Informationen bekommen (das hätte mir irgendwie mehr Sicherheit gegeben, woran ich bin).

Stattdessen war das Angebot, eine Akutbehandlung bei ihr zu beginnen, bei der nach 2 Stunden Schluss war. Das hätte sie ja nicht tun müssen.

Ich will ihr mal zugute halten, dass sie evtl. selbst nicht sicher war, wie mit mir zu arbeiten ist und mir ggf. eine Chance geben wollte.

Insofern: Es ist alles nicht so gut verlaufen, aber jetzt nicht mehr zu ändern.

VG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Ein Sommertag
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von Ein Sommertag »

Ich denke auch, daas Therapeuten feinfühlger agieren, wenn sie einen Klienten nicht behandeln möchten.
Ich kenne es aus den Erzählungen eines Dozenten so, dass dann gesagt wird, dass der Patient eine andere Therapieform benötigt (also z. B. tiefenpsychologische Therapie statt Verhaltenstherapie), oder dass erstmal ein Klinikaufenthalt notwendig sei.
So kommen Therapeuten recht schnell "raus aus der Nummer", ohne dass jemand gekränkt wird.

LG
Sommertag
DieNeue
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo mime nochmal,

nur kurz, hab gleich nen Termin:
mime hat geschrieben: sie hätte ja wenigstens sagen können, dass ihre Äußerungen nicht das Ziel hatten, (mich) zu verletzen oder Ähnliches. Naja, da habe ich wohl zu viel erwartet... 
Das oder eine Entschuldigung hätte ich auch erwartet.
Und wie du geschrieben hast, es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, wenn sich Beziehungen lösen und man so auseinandergeht. Gerade jemand, dessen Beruf es ist, Menschen dabei zu helfen mit sich und anderen Menschen zurechtzukommen, sollte das können.
Klienten sind schließlich Menschen, keine Akten, die man zuklappt und auf die Seite legt.

Was die "Anweisungen" angeht, wie man mit dem Klienten umgehen soll, habe ich bei meinen Betreuern (alle Sozialarbeiter) sehr gute Erfahrungen gemacht. Nur eine meinte, sie hätte es verstanden, hat es dann aber nicht auf die Reihe gekriegt, aber mit ihr hat es auch insgesamt nicht gepasst und sie hat auch gravierende Fehler gemacht, wodurch ich die Betreuung durch sie abgelehnt habe. Die anderen haben sich alle auf mich eingestellt, waren respektvoll und haben sich auch entschuldigt, wenn was schief lief.

Muss jetzt los. Melde mich später nochmal. Finde das Thema sehr interessant.

Liebe Grüße,
DieNeue
mime
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo Sommertag,
Ein Sommertag hat geschrieben:Ich kenne es aus den Erzählungen eines Dozenten so, dass dann gesagt wird, dass der Patient eine andere Therapieform benötigt (also z. B. tiefenpsychologische Therapie statt Verhaltenstherapie), oder dass erstmal ein Klinikaufenthalt notwendig sei.
So kommen Therapeuten recht schnell "raus aus der Nummer", ohne dass jemand gekränkt wird.
stimmt, das habe ich auch schon mal gehört, dass das gemacht wird. Jemanden ungefiltert, gerade heraus mit Ablehnung zu konfronieren, der psychisch nicht stabil ist, ist ja auch nicht wünschenswert.

LG Mime
Zuletzt geändert von mime am 27. Feb 2020, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
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(Dietrich Bonhoeffer)
mime
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo Kolibri,

danke für deine Meinung und Einschätzung.
Kolibri2 hat geschrieben:Meiner Meinung nach wollte sie mit ihren Aussagen nur herausfinden, ob bei dir noch Bedarf an Therapie besteht, oder du evtl "austherapiert" bist. Die Wartelisten sind lang, und ein vernünftiger Therapeut kümmert sich als Erstes um die, wo akut Bedarf besteht, der Leidensdruck am Größten ist.
Da hast du durchaus recht mit langen Wartelisten, dem Schauen(müssen) nach akuten/akuteren Fällen usw. Das verstehe ich auch voll und ganz - das würde man selbst als Therapeut ja auch so machen.

Das mit dem Austherapiert-Sein ist halt bei mir so 'ne Frage (ich hatte mir das ernsthaft auch schon überlegt...). Andererseits gehe ich ja nicht aus einer Laune heraus auf Therapeutensuche (sondern auf Empfehlung vom Facharzt, der sowohl Potential als auch ggf. Notwendigkeit einer erneuten Therapie bei mir sieht).

Aber Schwamm drüber; ich verstehe, was du meinst.

Dass das mit dem Verletzen keine Absicht war, glaube ich auch und unterstelle ich ihr auch gar nicht - nur kommunizieren hätte man es zum Abschluss ggf. trotzdem können (aber ich denke, soweit hat sie gar nicht gedacht).

LG Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
DieNeue
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Mime,

warum denkst du, dass du evtl. austherapiert bist?

Kann mir auch vorstellen, dass man mit solche Fragen Infos über den Leidensdruck und die Motivation rauskitzeln kann. Hat ein Gutachter bei mir auch gemacht. Nur klarstellen, warum man das gemacht hat, wäre halt nett. Sonst hat der Klient am Schluss noch mehr Leidensdruck.

Liebe Grüße,
DieNeue
mime
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Re: Probleme mit provokanter Fragestellung in der Therapie

Beitrag von mime »

Hallo DieNeue,

was das Austherapiertsein betrifft: naja, wenn man bereits eine Therapie gemacht hat, seit knapp 7 Jahren depressionsbedingt nicht mehr arbeitet usw. kann schon den Rückschluss zu lassen, dass eine weitere Therapie nichts bringt... Mein Facharzt sieht das allerdings in meinem Fall etwas aussichtsreicher / positiver *), von dem Begriff Austherapiertsein hält er nichts.

Oweh, ich hoffe, dass du den Gutachtertermin da schadlos überstanden hast. Die sind halt auch gehalten, alle Eventualitäten abzuklopfen... schwierig. Bei mir wurde bisher immer nur nach Aktenlage entschieden.

Zu deinem anderen Post:
DieNeue hat geschrieben: Und wie du geschrieben hast, es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, wenn sich Beziehungen lösen und man so auseinandergeht. Gerade jemand, dessen Beruf es ist, Menschen dabei zu helfen mit sich und anderen Menschen zurechtzukommen, sollte das können.
Eigentlich schon, allerdings ist dazu auch ein gewisser Weitblick nötig, und ich glaube, der hat bei ihr - zumindest in meinen Stunden in bestimmten Bereichen - gefehlt. Wenn ich mich im Recht sehe, brauche ich mich nicht zu entschuldigen, ist eine ganz menschliche Einstellung (ich hätte es als Therapeutin halt anders gemacht). Aber es ist ja jetzt vorbei.
DieNeue hat geschrieben: Was die "Anweisungen" angeht, wie man mit dem Klienten umgehen soll, habe ich bei meinen Betreuern (alle Sozialarbeiter) sehr gute Erfahrungen gemacht. Nur eine meinte, sie hätte es verstanden, hat es dann aber nicht auf die Reihe gekriegt, aber mit ihr hat es auch insgesamt nicht gepasst und sie hat auch gravierende Fehler gemacht, wodurch ich die Betreuung durch sie abgelehnt habe. Die anderen haben sich alle auf mich eingestellt, waren respektvoll und haben sich auch entschuldigt, wenn was schief lief.
Ok, das ist ja dann eine gute Erfahrung. Vielleicht lässt sie sich an anderer Stelle auch mal ausprobieren - man hat ja eigentlich so oder so nichts zu verlieren - nur bei der Spezies Therapeuten bin ich da noch skeptisch ;).

LG Mime
Edit: *) Ich musste da im Nachhinein etwas rauslöschen, weil ich es in einem anderen Beitrag schon stehen hatte, sonst wäre es doppelt gewesen...
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(Dietrich Bonhoeffer)
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