Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Nutz3r
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Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Nutz3r »

Liebe Leser

Ich bin w/23, Studentin und lebe leider noch bei meiner Mutter. Ich bin zur Zeit auf der Suche nach einer Wohnung/WG. An sich ist das kein Problem, jeder muss ausziehen, ich will das unbedingt.

Mich plagt dennoch ein schlechtes Gewissen und meine Sorgen gegenüber meinen kleinen Schwestern(6 und 4 Jahre). Meine Mutter ist einer der Gründe, warum ich bin heute an Depressionen leide.
Zuzusehen, wie sie höchstwahrscheinlich auch diese Kinder verpestet, bricht mir das Herz. Man kann mit ihr nicht reden, egal wie sachlich, oder emotional man das angeht. Deren Vater ist nicht viel besser, als meine Mutter. Denen ist alles egal, alles halb so schlimm.
Man merkt aber jetzt schon die Ängste und das fehlende Selbstbewusstsein an den Kindern und wenn ich ausgezogen bin, dann kann ich nicht mal emotional für die Kleinen da sein. Aber hier gehe ich selber unter.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen oder Tipps, wie man damit umgehen kann, was habt ihr damals gemacht?

Liebe Grüße
Nutz3r
Sul
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Sul »

Liebe Nutz3r,
ich habe mich auch immer sehr verantwortlich für meine "kleine" Schwester (- 5 Jahre) gefühlt, musste aber erst mich selbst retten, bevor ich wieder für sie da sein konnte. Und durch meinen Weg war ich später auch ein Vorbild für sie. Unsere Mutter war psychisch krank, bösartig und verletzend, unser Vater sehr schwach, setzte seiner Frau keine Grenzen, wiegelte ab, alles nicht so schlimm. Ich habe später meiner Schwester beim Ausziehen geholfen, sie bei einer Therapeutensuche unterstützt etc. Sie hat mittlerweile ihren Weg gefunden, und wir haben immer noch ein sehr gutes und enges Verhältnis. Unsere Mutter ist Vergangenheit geworden. Meistens wenigstens.
Viele Grüße, Sul
trübetasse77

Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von trübetasse77 »

Hallöchen und willkommen hier.
Weißt du denn , dass deine Geschwister auf dem Wege sind deine Leidensgeschichte zu wiederholen? Gibt es Anzeichen. Ich frage deswegen, weil ich selber damals noch vier deutlich jüngere Geschwister hatte, die ein ganz normales Familienleben hatten. Bei mir hatte sich der missbrauch(physisch/ psychisch u.a.) immer nur auf meine Person konzentriert. Sind es leibliche Kinder?. Verzeih bitte die Direktheit, in meiner Familie wurde da leider ein riesen Unterschied gemacht, nach dem Motto das gute eigen Fleisch und Blut und das wertlose „Asoziale Heimkind“... aber nicht zu mir.
Wenn du wirklich begründeten Verdacht hast ist es vielleicht eine Option das Jugendamt einzuschalten? Die sich die Verhältnisse mal anschauen können? Es ehrt dich und ist völlig normal, sich um die Geschwister zu sorgen, selbst wenn man letztendlich selber daran zugrunde geht. Aber du brauchst ja auch Kraft für dich selber und kannst ja auch nicht noch weitere 10 Jahre dort wohnen bleiben- mal abgesehen davon ob deine Mutter das überhaupt toleriert.
Ich kann leider nur für mich sprechen, aber ich wäre verdammt froh gewesen, wenn jemand dem Jugendamt die Augen über diese Zustände geöffnet hätte. Meine Eltern selber konnten immer alles gut überspielen, die heile Familie und so. Aber da du ja selber jede Menge Schei... erleben musstest kann das Jugendamt ja aufgrund deiner Angaben mal einen intensiveren Blick werfen.
Ich wünsche dir, dass du den Mut hast, diesen Schritt zu wagen, dir selbst zu liebe aber vor allem auch für deine Geschwister.
Liebe Grüße und bis dahin, Tini
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

trübetasse77 hat geschrieben:Wenn du wirklich begründeten Verdacht hast ist es vielleicht eine Option das Jugendamt einzuschalten?
Auf einen Verdacht hin diese Maschinerie in Gang zu setzen, halte ich aus eigener Erfahrung für gefährlich. Was ist für dich ein "begründeter Verdacht"?
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
Peter1
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Peter1 »

Hallo Nutz3r
Ich hätte mich damals gefreut, wenn jemand das Jugendamt verständigt hätte. 1960 hieß es aber noch, wie die mit ihren „Blagen“ umgehen, ist privat Sache, da mischen wir uns, als Nachbarn, nicht ein. Hätten sie es mal getan, dann ginge es mir heute vermutlich besser.
Gehen deine Schwestern in eine Kita ? Dann könnte man dort, bei den Erzieherinnen ansetzen, und müsste nicht gleich die Pferde scheu machen. Wenn sich dein Verdacht begründen sollte, ist es nicht nur eine Option, sondern deine Pflicht, das Jugendamt zu verständigen.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
trübetasse77

Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von trübetasse77 »

Mit begründeten Verdacht meine ich Misshandlungen jeder Art zu beobachten . Nicht zu vermuten dass es so sein könnte, weil es einem einem selber widerfahren ist. Das Jugendamt springt eben nicht, wenn jemand „nur“ eine Vermutung äußert. Wenn aber jemand bestätigt, von solchen Misshandlungen zu wissen oder sogar Zeuge war, ist es zum einen die Pflicht es zu melden und das Jugendamt hat hat zum anderen eine Pflicht dem ganzen nachzugehen.
Wie gesagt, eine Vermutung reicht nicht aus, da würde euch dan auch keine Pferde scheu machen wollen, der Schuss könnte dann nämlich evtl nach hinten losgehen. Wie die genauen Gegebenheiten auch sind, das weiß letztlich nur us3r. Ich habe nur eine Möglichkeit aufgezeigt.
Safar Buchholz
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Safar Buchholz »

Hallo liebe Forums-Nutzer,

ich wollte noch mal daran erinnern, dass dieses Forum nicht der richtige Ort zur Vertiefung des Themas Missbrauch ist. Aber zur Info: bei einem begründeten Verdacht auf Kindeswohlgefährdung wäre das Jugendamt einzuschalten. Dieses ist dann auch verpflichtet tätig zu werden. Man kann sich im Vorfeld z.B. über ein Kinder- und Jugendschutztelefon (meist lokal) beraten lassen.

Alles Gute für Nutz3er auf dem Weg in die Selbstständigkeit!

Beste Grüße
Die Moderation
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Peter1 hat geschrieben:Ich hätte mich damals gefreut, wenn jemand das Jugendamt verständigt hätte. 1960 hieß es aber noch, wie die mit ihren „Blagen“ umgehen, ist privat Sache, da mischen wir uns, als Nachbarn, nicht ein. Hätten sie es mal getan, dann ginge es mir heute vermutlich besser.
OK, dieses Spannungsfeld ist mir aus meiner Kindheit auch noch bestens vertraut. Aber heute wird meiner Meinung nach viel zu schnell reagiert. Das persönliche Gespräch ist manchmal zielführender, als die von Feigheit geprägte, vielleicht sogar anonyme, Benachrichtigung einer öffentlichen Institution. Aber so sind wahrscheinlich die Zeiten :(

PS: Warum muss es gleich immer extremistisch ausarten? Gesunder Menschenverstand lässt sich wohl mit einer ängstlichen Grundhaltung nicht in Einklang bringen.
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Vielleicht hat sie den Zugriff noch nicht gefunden. Das ist schwierig, aber es geht. Man sollte sich nie entmutigen lassen.

Ich habe auch so einen Fall in meiner Familie. Meine Schwester ist eine sehr schwierige Person (ich schrieb darüber). Aber es gibt Mittel und Wege, sie zu erreichen.
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Man kann so vieles machen. Aber macht man dann das richtige?

Die Polizei wird ja nicht bei "begründetem Verdacht" tätig. Da muss schon wirklich was passiert sein. Das sage ich dir aus eigener Erfahrung. Wir hatten auch einen Herrn und eine Dame unserer Ordnungshüter im Haus. Die haben mich vor ca. fünfzehn Jahren sanft aus der Wohnung komplettiert, da ich ja für sie der Schuldige war. Als ich dann mit denen reden wollte, ging der Griff schon zur Waffe. Da habe ich lieber meinen Mund gehalten ;)
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Hinschauen ist richtig. Da stimme ich dir zu. Aber manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen. Es lohnt sich, die Vernunft einzuschalten.

Die Polizei kommt übrigens nur dann, wenn sie angefordert wird. Damals haben meine Eltern die Polizei gerufen :(
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Lothar de Maizière
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Hast du damals in unserer Nachbarschaft gewohnt?

Der Rettungswagen kam auch. Die trauten sich aber nicht auf das Grundstück. Ein Notarzt war nicht dabei.

Ganz bestimmt waren meine Eltern überfordert. Wer Kinder in die Welt setzt, sollte wissen, auf was er sich einlässt. Vielleicht hatten sie auch Angst. Aber wovor?
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Lothar de Maizière
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Es kam in gegenseitigem Einverständnis zu häuslicher Gewalt.
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Lothar de Maizière
Christiane1
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Christiane1 »

Hallo nutz3r,

das ist ein ganz schöner Spagat, den du da leistest und ich möchte dir meinen Respekt ausdrücken hiermit. Du übernimmst quasi diejenige Rolle ein bei der Fürsorge der Kleinen, die eigentlich Aufgabe eurer Eltern wäre und ich kann gut verstehen, dass es dich innerlich zerreisst.

Du solltest dennoch deine eigenen Ziele weiter verfolgen und ausziehen von zuhause. Es ist zwar traurig, aber gleichzeitig in hohem Masse verantwortungsvoll von dir, dass du bei deinen kleinen Schwestern Anzeichen erkennst, die dir vermutlich bestens vertraut sind.

Ich habe nach einigem Nachdenken kaum eine Idee, aber eine Frage an dich:
Gibt es in deinem Umfeld Menschen, denen du vertraust, also Tanten, Nachbarn, Freunde, irgend jemanden, hast du überhaupt, ausser "den" Eltern, Leute, an die du dich wenden kannst?
Du klingst sehr traurig und ratlos und du benötigst auch Hilfe.

Mache dir bitte keine Vorwürfe, wenn du das Elternhaus verlässt, denn ich habe den starken Eindruck, dass es höchste Zeit für dich wird. Ich weiss jetzt nicht, was genau in deiner Familie passiert, aber mir reichen eigentlich schon deine Aussagen über Ängstlichkeit und wenig Selbstvertrauen bei kleinen Kindern aus, da muss auch nicht unbedingt mehr passiert sein, wie gesagt, mir reicht das schon aus.

Mir kommt das alles auch sehr bekannt vor, weil ich damals mit 19 Jahren adhoc von zuhause ausgezogen war und meinen jüngeren Bruder schutzlos zurückgelassen hatte im Schlamassel.
Das erzeugte natürlich wahnsinnige Schuldgefühle bei mir, aber helfen konnte ich erst, nachdem ich ausgezogen war. Mein kleiner Bruder besuchte mich ganz oft und übernachtete bei mir,
ich besuchte wiederum unsere Eltern und ihn und ging dann aber wieder in "meine" Wohnung, was mir so eine gewisse Narrenfreiheit erlaubte, wo der Kontakt zu den Eltern steuerbarer geworden war. Tatsache ist aber, dass bei uns ähnlich wie bei Peter von aussen hätte eingegriffen werden müssen, aber ich rede von Kindern vor x Jahren, da war noch alles erlaubt zuhause und das ist inakzeptabel heutzutage.

Ich wünsche dir alles Gute für dein neues Leben in einer WG.

Liebe Grüsse
Christiane
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Guinevere7 hat geschrieben:Ok, vielleicht hatten Deine Eltern Angst um Eure Gesundheit, dass es eskaliert ;-)
Eltern, die kein Vertrauen in ihre Kinder haben, sind verzichtbar.
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Christiane1 hat geschrieben:Tatsache ist aber, dass bei uns ähnlich wie bei Peter von aussen hätte eingegriffen werden müssen, aber ich rede von Kindern vor x Jahren, da war noch alles erlaubt zuhause und das ist inakzeptabel heutzutage.
"Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!"

Wie war das noch mit der "Lufthoheit über den Kinderbetten"? Dafür gehört Olaf Scholz heute noch gesteinigt ;)
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Doch. Ein Zwillingspärchen, das damals in der Pubertät war, und ein Junge, der das noch vor sich hatte.
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Ja, das war jetzt fies. Ich weiß ...
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Lothar de Maizière
DieNeue
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von DieNeue »

Hallo Nutz3r,

ich habe zwar so eine Situation wie deine nicht in der eigenen Familie erlebt, aber ich habe mal ein längeres Praktikum bei der Diakonie im Bereich Ambulante Jugendhilfen/Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) gemacht.

Bei der SPFH kommen Sozialarbeiter in die Familien und helfen dort der ganzen Familie, aber mit dem Fokus auf die Kinder.
Das ganze ist eine Präventivhilfe. Das heißt, dass die Kinder und die Familie mit Hilfe der Sozialarbeiter soweit lernen sollen miteinander zurechtzukommen, dass es gar nicht erst zu einer Kindeswohlgefährdung kommt.

Die SPFH geschieht entweder freiwillig, weil die Eltern es möchten, da sie aus verschiedenen Gründen mit der Erziehung der Kinder überfordert sind, oder sie kann auch durch das Jugendamt angeordnet werden. Im Fall einer Anordnung durch das Jugendamt sind die Eltern oft nicht besonders erfreut über die "Einmischung", und es kann für die Sozialarbeiter sehr schwer sein und lange dauern, überhaupt mal ins Haus gelassen zu werden. Was ich mitbekommen habe, haben die Mitarbeiter es aber immer geschafft.
Ich hatte auch den Eindruck, dass die Eltern, auch wenn sie nicht besonders kooperativ waren, zumindest aber damit einverstanden waren, wenn man die Kinder irgendwohin mitgenommen und sich um sie gekümmert hat (zum Arzt gehen, auf den Spielplatz, im Fußballverein anmelden o.ä.).
Manche waren aber auch sichtlich erleichtert, dass sie Hilfe bekommen, teilweise weil z.B. auch nur ein Elternteil das Problem war und nicht nur die Kinder, sondern auch der andere Elternteil darunter litt oder weil nach der Scheidung der Ex-Partner Probleme machte oder weil die Frau mit 10 Kindern völlig überfordert war, weil der Mann sich null gekümmert hat, usw.

Meinen Erfahrungen bei dem Praktikum nach ist es eher schwer ein Kind fremdunterzubringen. Wie konkret da die "Beweise" sein müssen, weiß ich nicht, aber es war nicht so, dass da "einfach mal" Kinder ins Heim gesteckt wurden.
Für viele Kinder ist es scheinbar schon wichtig in der Familie zu bleibe. Auch wenn es dort eigentlich furchtbar ist, hängen viele Kinder an den Eltern oder Geschwistern. Für manche Kinder ist es besser aus der Familie rauszukommen.
Ich möchte hier keine konkreten Dinge schildern, um niemanden zu triggern, aber bei einem Kind gab es immer wieder konkrete Verdachtsmomente, nachweisen konnte man aber leider niemandem etwas. Also blieb das Kind in der Familie. Wie es nach meinem Praktikum weiterging, weiß ich allerdings nicht.

Was in so einem Fall aber gemacht wird, ist z.B. die Kinder ganztags in einem Hort o.ä. unterzubringen, um sie dem schädlichen Einfluss zumindest teilweise zu entziehen und damit sie auch andere Ansprechpartner haben und ein wohlwollendes freundliches und stabileres Umfeld erleben.

Du kannst dir mal hier die Erklärung dazu durchlesen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Familienhilfe" onclick="window.open(this.href);return false;
Hilfe kannst du dir z.B. bei der Eltern- und Jugendberatung (bei der Diakonie, Caritas o.ä.) holen oder du googelst gleich mal nach "Ambulante Jugendhilfe" oder "Sozialpädagogische Familienhilfe" bei euch vor Ort.
Ich denke, bei einer Beratungsstelle bist du erstmal auf der sicheren Seite: Du machst was, kümmerst dich, aber du bringst noch keine Steine ins Rollen, die du nicht mehr steuern kannst.

Bei der Hilfe durch die SPFH braucht man, zumindest nach meinen Erfahrungen aus dem Praktikum, keine Angst haben, dass die Kinder sofort aus der Familie genommen werden. Wenn, dann muss es schon richtig, richtig heftig sein.

Ansonsten finde ich gut, was Christiane geschrieben hat: Wenn du ausziehst, kannst du, je nachdem wie weit weg du halt wohnst, deine Geschwister auch mal zu dir nach Hause einladen, dann hätten sie auch bei dir so eine Art "sicheren Hafen".

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiterhelfen und wünsche dir, dass du für dich und deine Geschwister die passende Hilfe findest.

Liebe Grüße,
DieNeue
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Nimm doch nicht alles so bierernst. Peter postuliert auch immer den Humor, was ist daran so schlimm?

Mit der Scharia kenne ich mich nicht so aus, ich bin ja kein Moslem.
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Lothar de Maizière
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Sollte es für dich unsensibel gewesen sein, entschuldige ich mich.

Ich habe auch Gewalt in der Kindheit erfahren, habe mich aber aus Selbstschutz einigermaßen davon emanzipiert.

Ich lass mir doch nicht mein GANZES Leben versauen ;)
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Lothar de Maizière
trübetasse77

Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von trübetasse77 »

Bewundernswert und erfreulich für dich, Lieblingsuli, dass du deine Vergangenheit so gut bewältigen konntest und damit umgehen kannst. Das gilt nur leider nicht für jeden hier. Natürlich will niemand sich das Leben versauen lassen, aber jeder ist anders gestrickt und kann das eben nicht so einfach wegstecken. Ich will jetzt nicht klischeehaft klingen, aber es ist denke ich auch ein großer Unterschied, ob man dies damals als Junge oder Mädchen erfahren musste und welcher Elternteil maßgeblich für Bestrafungen zuständig war.
Wenn man z.B. wie ich seit dem Tag des „Familieneintritts“(Heimkind) neben der physischen Gewalt noch psychische erfuhr und immer eingetrichtert bekam wie wertlos und schlecht ich sei und wie dankbar ich sein sollte dass überhaupt jemand mich „wollte“,usw., hätte ich liebend gerne nur die prügel eingesteckt und wäre besser damit klar gekommen. Pervers wurde es dann , dass mir irgendwann die „Prügelstrafe“ genommen und ich stattdessen mit noch mehr Verachtung und Nichtachtung gestraft wurde. Die körperliche Gewalt habe ich dann selber an mir vorgenommen, hat ja keiner mehr gemacht und ich hatte es doch verdient -sorry, Moderation, ist das schon grenzwertig? :[ Und ich WEISs, das meine Eltern das wussten- wie soll man das verkraften, wenn man weiß, dass Eltern Genugtuung dabei empfinden? Yeah, Daumen hoch, alles richtig gemacht in der Erziehung ...
Nun ja, das ist hier eigentlich auch nicht das Thema, mir kam bei diesem Thread einfach der Umgangston etwas aggressiv rüber und ich denke nut3rs Anliegen ist zu wichtig, als dass hier m.M.n. teilweise etwas gedankenlos kommentiert werden sollte...
Ich hoffe ich werde dafür jetzt nicht gesteinigt und wünsche noch einen positiven Tag
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

trübetasse77 hat geschrieben:Bewundernswert und erfreulich für dich, Lieblingsuli, dass du deine Vergangenheit so gut bewältigen konntest und damit umgehen kannst.
Ich hatte immer liebe Menschen um mich herum, die mir dabei geholfen haben. Dafür bin ich so unendlich dankbar. Das wünsche ich jedem Leidgeplagten hier.

PS: Ich kommentiere nicht gedankenlos, sondern überlege genau, was und wie ich es schreibe. Im Übrigen ging die meiste psychische und physische Gewalt von meiner Mutter aus. Mein Vater hat das toleriert.
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Lothar de Maizière
trübetasse77

Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von trübetasse77 »

Wollte bestimmt niemanden angreifen, vielleicht bin ich auch einfach zu dünnhäutig und und habe das Bedürfnis die Harmonie wieder herzustellen... hab’s vielleicht negativer und aggressiver empfunden als es wirklich war. Sorry
Lieblingsuli
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Re: Ausziehen, schlechtes Gewissen gegenüber Schwestern

Beitrag von Lieblingsuli »

Ich habe tief in mir auch ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis. Das Vorbild war der Vater. Doch auch ihm ist mal "die Hand ausgerutscht". Bin ich schuld?

Es ist aber alles gut, trübetasse77. So lang noch geredet und nicht geschossen wird, ist alles möglich.
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Lothar de Maizière
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