Pädagogisches Arbeitsfeld

Antworten
EvaJ
Beiträge: 7
Registriert: 9. Dez 2019, 20:51

Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von EvaJ »

Hallo, ist hier jemand der auch im päd. Bereich beruflich tätig ist? Wie geht ihr mit dem emotionalen Anspruch an eurem Arbeitsplatz um? Wissen die Kollegen und der Träger bescheid? Sind evtl Kita Eltern informiert? Ich bekomme da gerade ziemlich viel Druck und brauche etwas Solidarität. Liebe Grüße EvaJ
Knüddel78
Beiträge: 72
Registriert: 12. Dez 2019, 17:15

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Knüddel78 »

Hallo

Ja ich arbeite als Erzieherin, allerdings in einer kleinen privaten Einrichtung.
Ja und meine Chefin und eine meiner Kolleginnen wissen Bescheid um meinen Zustand im Moment, die Haken mit so ziemlich den Rücken frei. Allerdings muss ich zugeben, dass es echt ein Glücksfall war, dass ich dir vor fünf Jahren angefangen habe zu arbeiten, wir sind ein sehr kleines Team, meine Chefin, meine Kollegin und ich als „Hauptteam“, dann haben wir noch 2 Aushilfen, die so zeitweise dazu kommen. Die wissen auch nur, dass es mir nicht so gut geht, aber nix genaues.
Die Eltern wissen nichts.
Nichts desto trotz sind die emotionalen Anforderungen ziemlich hoch in unserem Arbeitsfeld, da gebe ich dir voll recht.
In wie weit bekommst du Druck bei der Arbeit, von Kollegen oder vom Chef?

Lieber Grüße Cindy
EvaJ
Beiträge: 7
Registriert: 9. Dez 2019, 20:51

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von EvaJ »

Da hast du wirklich Glück. Bei mir hat im Sommer die Leitung gewechselt und ich habe seit Oktober eine Episode. Ich bin im Team immer relativ offen damit umgegangen. Das hat sich nun zum Nachteil herausgestellt. Es wurde an die Pfarrerin weitergetragen, ich muss nun zum BAD und meine Aufsichtspflicht Fähigkeit wird in Frage gestellt selbst wenn der Facharzt mich "gesund schreibt". Das ist natürlich zusätzlich sehr belastend, da ich mich auch rechtlich nicht so auskenne.
Knüddel78
Beiträge: 72
Registriert: 12. Dez 2019, 17:15

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Knüddel78 »

Ja das stelle ich mir auch sehr belastend vor, das kommt ja dann quasi noch hinzu.
Rechtlich kenne ich mich da leider auch so überhaupt nicht aus, aber wenn deine Vorgesetzten dann auch noch an Dir zweifeln, wenn der Facharzt sagt, dass Du deinen Beruf voll weiter ausüben kannst ist echt heftig-haben sie das schon was anklingen lassen?

Kommst Du denn im Moment gut mit der Lautstärke und den wechselnden Launen der Kinder klar?
Das fällt mir im Moment sehr schwer, ich arbeite in einer Einrichtung nur mit U3 Kindern, heißt, viele sprechen noch nicht und weinen oder schreien dann halt. Das wird mir im Moment schnell zu viel. Oder auch das anleiten von anderen, sei es nun eine Praktikantin oder eine Aushilfe. Da fehlt mir im Moment echt die Geduld, das kenne ich so gar nicht von mir.

Wann hast du denn den Termin beim BAD? Erst im neuen Jahr?

Lieber Grüße Cindy
EvaJ
Beiträge: 7
Registriert: 9. Dez 2019, 20:51

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von EvaJ »

Meine Krankmeldung endet am 10.1.und dann hätte ich gerne eine Wiedereingliederung gemacht. Den Termin beim BAD habe ich erst Ende Januar. Keine Ahnung wie ich die Zeit überbrücken soll. Bevor es ganz schlimm wurde und ich zu Hause blieb fand ich das Arbeiten auch sehr kraftezehrend. Ich habe gut funktioniert war aber zu Hause dann total ko. Dann wurde ich auch immer gereizte im Wechsel mit mimimi... Ich glaube die nahestehenden Kollegen haben dann eher gemerkt das was nicht stimmt als ich es wahr haben wollte. Es ist meine zweite Episode aber die erste war nicht so ausgeprägt wie dieses Mal. Arbeitest du ganztags? Wie handhabst du das mit Krankmeldungen
Knüddel78
Beiträge: 72
Registriert: 12. Dez 2019, 17:15

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Knüddel78 »

Meine Krankschreibung ist jetzt Freitag geendet, ich war dann fünf Wochen krank. Jetzt im Moment ist die Einrichtung ja geschlossen, weiter geht es erst am 6.1., mal sehen wie es bis dahin aussieht.

Nein ich arbeite nicht ganztags, ich hab eine Dreiviertel Stelle, also 30 Std. In der Woche. Allerdings ist danach für mich nicht Feierabend, ich hab 2 Kinder, die dann aus Schule und Betreuung nach Hause kommen und ihre wohlverdiente Aufmerksamkeit fordern.
Abends bin ich auch stehend k.o. gewesen vor der krankschreibung.

Ich weiß auch nicht, wie sich das verhält, wenn jetzt zwischen Deiner Krankschreibung und den Termin noch so viel Zeit liegt, kannst du deinen Arzt nicht drum bitten, die AU zu verlängern? Oder kommst du dann ins Krankengeld?
Wach
Beiträge: 44
Registriert: 4. Mai 2018, 16:06

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Wach »

Hallo, ihr beiden!
Ich bin Sozialarbeiterin und arbeite in einer Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen, vor Allem Schizophrenie. Ich selbst leide an Depressionen. War jetzt eigentlich fast ein Jahr stabil, aber im Moment stecke ich in einem Loch, das muss ich mir langsam eingestehen.
Ich gehe mit meinen Klientinnen und auch meinem kollegialen Umfeld ziemlich offen mit meiner Erkrankung um. Bis jetzt gab es aber außer meiner weniger ausreizbaren Belastbarkeit (30h-Woche) keinen Anlass, mich erklären zu müssen o.Ä.
Ich merke jetzt aber, dass ich mich in letzter Zeit übernommen habe und zu viel eigene Kraft abgegeben habe.
Bin mir noch unsicher, wie ich so etwas anspreche.. und was ich eigentlich genau verändern möchte.

Liebe Grüße,
Wach
Knüddel78
Beiträge: 72
Registriert: 12. Dez 2019, 17:15

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Knüddel78 »

Hallo Wach,

Das ist mir auch zuerst aufgefallen, dass es sich für mich anfühlte, als sei mein Akku bald komplett leer, schon einfache Dinge hab ich nicht mehr hingekriegt weil meine Konzentration echt extrem nachgelassen hat. Ich hatte zu hause teilweise Schwierigkeiten die Dinge zu regeln,schon der Nachmittag mit meinen Kinder war anstrengend. Das wollte ich auf keinen Fall,dass meine Kinder zu sehr zurück stecken müssen,wenn ich nicht etwas ändere.

Ich muss ehrlich sagen,dass meine Chefin ( mit der ich sehr gut verstehe, sie hilft mir auch oft weiter) den Mut hatte mir klipp und klar zu sagen,dass etwas ganz und gar nicht mehr stimmt und mir anbot, mit mir zum Arzt zu gehen. Da hatte ich es also sehr leicht,auf der Arbeit hat sie das dann so kommuniziert,dass nur meine engste Kollegin genau weiß,was los ist,für alle anderen ging es mir nicht gut und ich brauche etwas mehr Ruhe und das ist jetzt erstmal so.

In meinem Umfeld habe ich noch nicht allen Menschen erzählt,wie es mit wirklich geht,da arbeite ich gerade mit meiner Therapeutin dran. Ziele muss ich für mich auch noch formulieren, aber keine Therapie ist auch gerade erst gestartet,das kommt jetzt nach und nach.

Ich stelle mir deine Arbeit noch belastender vor,wenn es dir gerade nicht gut geht,deine Klienten wollen dir ja wahrscheinlich auch ihre Sorgen oder Probleme mitteilen,dass dir bestimmt Kraft.
Ich arbeite mit Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren,dass ist auf eine andere Art anstrengend.

Liebe Grüße Cindy
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von vierUhrdreißig »

Hallo,

Ich bin ebenfalls Sozialarbeiterin (zumindest in 2 Monaten offiziell). Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit und arbeite 12h in der Woche (3 Tage a 4 Stunden) im offenen Ganztag einer Förderschule.
Manchmal tue ich mir sehr schwer dort. Manchmal gibt es mir Halt und Struktur im Alltag. Am schwersten ist es für mich, wenn ich eigentlich gerade in einem guten Schreibflow bin und das dann durch die Arbeit unterbrochen wird - wie ein Störfaktor. Direkt danach kommt die Anstrengung in der Arbeit selbst: 15 Kinder, von denen 90% eine Diagnose/soziale Probleme (ADHS, Bindungsstörungen, Gewalterfahrung Zuhause , Verwahrlosung) haben sind einfach fordernd und anstrengend. Das bringt mich ziemlich an meine Grenzen.
Mit meinen Kolleginnen gehe ich da (je nach enge der Beziehung) offen um, bin auch mit meiner Vorgesetzten gut befreundet (schon vor der Beschäftigung dort).

Gerade komme ich von einer Therapie Stunde. Meine Therapeutin sagte mir klipp und klar, dass sie mich gerade nicht für arbeitsfähig hält. Ich frage mich das selbst öfter und habe irgendwie das Gefühl, dass sie mit der Aussage einiges ins Rollen gebracht hat..

Viele Grüße, halb 5
EvaJ
Beiträge: 7
Registriert: 9. Dez 2019, 20:51

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von EvaJ »

Hallo ihr lieben. Ich bin jetzt seit Ende Oktober zu Hause und es ist mir am Anfang ganz schön schwer gefallen das zu akzeptieren. Seit Ende letzten Jahres bin ich wieder stabil und hätte gerne mit der Eingliederung begonnen. Mein Träger und der Leiter der Einrichtung wollen dass ich erst zum Betriebsarzt gehe. Also bin ich gezwungener maßen noch länger zu Hause. Ich arbeite in einer Kita 30 stunden|Woche. Ich bin bisher sehr offen damit umgegangen. Ein Teil der Kollegen haben nun ein Problem damit und reagieren sehr negativ. Ich habe den Anfang der Episode nicht gut wahrgenommen und mir dann auch leider erst sehr spät Hilfe geholt. Deshalb rate ich, lieber früher zum Arzt zu gehen und es nicht "auszuhalten" auch wenn Akzeptanz nicht immer einfach ist. Liebe Grüße Eva
Wach
Beiträge: 44
Registriert: 4. Mai 2018, 16:06

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Wach »

Hallo, ihr alle! Wir sind ja doch ein paar Pädagoginnen hier ;)

@ vierUhrdreißig
Uff, das stell ich mir ja auch scheiße vor, wenn die Therapeutin einem das so direkt sagt. Wie gehst du damit um? Lässt dich das zweifeln?
Mir hat meine nur mal gesagt, dass sie bei mir eine Stundenreduzierung gut fänd. Also noch weniger, als 30h/Woche. Aber.. ich bin gerade erst aus der Probezeit raus. Ich will so gern einfach durchziehen. Und nicht wieder ne Extrawurst"- Nummer in Gang bringen.

@EvaJ
Und wie sieht bei dir die Zukunft aus? Das hört sich so an, als ob dein Arbeitsumfeld irgendwie nicht verständnisvoll ist und als ob die dich teilweise.. nicht mehr da haben wollen? Ich weiß es nicht, das kommt mir nur ein bisschen so rüber.

Übrigens, das mit dem "Arbeitstag durchziehen und dann zuhause k.o. sein" ist bei mir Standard. Ich arbeite immer so circa bis 17 Uhr und wenn ich dann meistens 18 Uhr zuhause bin, lege ich mich sofort ins Bett, esse da was und gucke Serien, bis ich einschlafe.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie andere das machen, dann noch mehr zu arbeiten oder nach der Arbeit noch großartig irgendwelchen Hobbies nachzugehen.
Das Wochenende besteht bei mir im Moment auch daraus, den nötigsten Haushalt zu machen und viel zu schlafen.
Uff, wenn ich das so schreibe, komme ich ins Grübeln. Ist das echt alles zu viel für mich?

Liebe Grüße,
Wach
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von vierUhrdreißig »

@wach
Es war natürlich erstmal schockierend. Aber ich bin ja in Therapie, weil irgendetwas nicht stimmt. Und die Teilstationäre Behandlung würde mich vermutlich ziemlich schnell so weit bringen, dass mich die Themenbearbeitung in der wöchentlichen Therapie nicht mehr so komplett aus dem Alltag raushaut. Außerdem muss ich sagen, finde ich es sogar gut, dass die Therapeutin da so knallhart ehrlich ist. Als Sozialpädagogin weiß ich über die Funktionsweise 'indirekter' Frage- und Gesprächstechniken Bescheid und würde sowieso nur die Gegenfrage stellen, was mein Gegenüber versucht für eine Erkenntnis aus mir raus zu kitzeln. Ich hoffe ich habs richtig erklärt, sodass du verstehst was ich meine..

Wenn ich meinen Eindruck zu deiner Situation dazu geben darf:
Ich glaube auch, dass eine Reduzierung der Stunden dir gut tun würde. Und vielleicht einige andere positive Aktivitäten: Bewegung, frische Luft, ein Hobby. Auch wenn es für dich gerade unvorstellbar erscheint. Aber aktiv sein macht Lust auf Aktivität und eine Balance zwischen Pflicht- und entspannenden Tätigkeiten ist super wichtig.
Ich nutze das Verhaltenstherapeutische online-Tool 'ifightdepression'. Man braucht zwar ärztliche Unterstützung, um ein Profil dort zu erhalten. Aber man lernt sehr niedrigschwellig Techniken, um den Alltag Schritt für Schritt zu verbessern.

Viele Grüße! :)
EvaJ
Beiträge: 7
Registriert: 9. Dez 2019, 20:51

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von EvaJ »

Juhuu ich darf am Montag mit der eingliederung anfangen. Der Betriebsarzt hat nur den Kopf geschüttelt über die Vorgehensweise des Chefs. Er wäre wohl noch sehr jung und unerfahren und übermotiviert. Er hat ihn dann in meinem Beisein angerufen und ihm dezent den Rat gegeben mal ein Gespräch mit mir zu führen. Er hätte ja eh Schweigepflicht. Ich habe ihn echt gefeiert dafür. Zum BEM Gespräch habe ich dann jemand von der MAV dazu geholt. Somit hat sich keiner getraut blöde Fragen zu stellen. Sie waren auch gar nicht gut Vorbereitet und haben einfach den Eingliederungs Plan unterschrieben. Also so viel Aufregung umsonst... Ich werde dort aber für Sommer kündigen. Das ist für mich kein gutes Arbeitsklima. Ich habe zwar total Angst davor aber irgendwie werde ich das schon schaffen. Liebe Grüße an alle.
EvaJ
Beiträge: 7
Registriert: 9. Dez 2019, 20:51

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von EvaJ »

@ wach ich würde auch, wenn es finanziell möglich ist, über eine Reduzierung nachdenken. Es hört sich etwas nach einer Spirale an aus der ein Ausstieg zum Kraft sammeln bestimmt hilfreich sein könnte. Ich wünsche dir alles Gute
Wach
Beiträge: 44
Registriert: 4. Mai 2018, 16:06

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Wach »

Hallo!

@EvaJ Oh, das hört sich gut an! Und von meinem unwissenden Standpunkt aus, finde ich es auch gut, dass du dort kündigen willst. So ein blödes Verhalten ist nicht überall Standard und ich kann nur von meiner Arbeit berichten, dass es wirklich Gold wert ist, verständnisvolle Kolleginnen und Chefinnen zu haben. Ich wünsch dir so oder so schonmal alles Gute, und halte uns hier gern auf dem Laufenden!

Danke an dich und @vieruhrdreißig für eure Meinungen zu meiner Situation. Mh, finanziell möglich ist es schon.. irgendwie. Vielleicht setze ich mir ne Frist, bis zu der ich es noch so weiterlaufen lasse, ohne etwas zu verändern, und gucke dann, ob es mir immer noch so geht. Ich will nichts überstürzen..

Liebe Grüße!
Wach
Wach
Beiträge: 44
Registriert: 4. Mai 2018, 16:06

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Wach »

Hey, ich hab jetzt die Reißleine ziehen müssen.. Habe mit meiner Chefin geredet, dass ich in letzter Zeit zu viel Kraft brauche und keine tanken kann. Wir haben ein paar Änderungen in meinen wöchentlichen Diensten vorgenommen, die mich entlasten sollen.
Das war letzte Woche.
Gestern bin ich von der Arbeit nach Hause gekommen und sofort nach dem Schließen der Haustür in mir zusammengefallen und in Tränen ausgebrochen. Ich hab so viel Druck gefühlt. Gestern gab es auch einige Spannungshöhepunkte auf Arbeit. Ich lag dann erstmal noch voll in Draußenkleidung auf dem Boden und hab dann irgendwann meinen Freund kontaktiert. Der kam dann zum Glück sofort zu mir und hat mir geholfen.
Als Bedarfsmedikament habe ich Tavor und obwohl ich fast nie dazu greife, habe ich gestern eine genommen. Ich konnte überhaupt nicht mehr einen klaren Gedanken fassen und hatte nur Schuldgefühle, weil auf Arbeit grad mehrere Kolleginnen fehlen und ich die ganze Zeit nur dachte "ich kann mich jetzt nicht auch schon wieder krankschreiben lassen".. Mein Freund konnte mir aber ganz gut zureden, dass die eigene Gesundheit vorgeht.
Habe dann sofort meiner Chefin geschrieben, dass es grad nicht anders geht.
Ich weiß grad nicht, wie sich die nächsten Wochen entwickeln werden..

Liebe Grüße,
Wach
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von vierUhrdreißig »

Hallo Wach,

das tut mir leid zu hören, dass es dir so schlecht geht. Gebe deinem Freund jedoch total recht. Es geht um deine Gesundheit und "ohne Gesundheit ist alles nichts".
Muss sagen, dass ich selbst ebenfalls die Reißleine gezogen habe, nachdem ich seit ca. 2 Wochen in einem richtigen Tief bin. Ich lasse mich bis zur Abgabe meiner Bachelorarbeit mitte März in der Arbeit krank schreiben und habe kommende Woche einen Termin bei meiner Psychiaterin, um mich nun doch (endlich) medikamentös einstellen zu lassen. Anschließend habe ich vor für einige Wochen stationär in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Ich habe tiefe Hoffnung, dass es dann besser ist und ich wieder auf die Beine kommen kann.
Es fühlt sich wie ein riesiger Rückschlag an, nachdem es mir Ende Dezember und Januar stetig besser ging. Aber sind wir ehrlich: So wie es bei mir und auch bei dir gerade ist - so möchte zumindest ich mein Leben nicht gestalten. Es ist zu kurz, um weiter nur zu kämpfen und zu leiden.

Deine Sorgen bezüglich "ich kann mich doch nicht schon wieder krank schreiben lassen" kann ich gut nachvollziehen. Wir sind auch ständig unterbesetzt und ich habe ein schlechtes Gewissen. Dennoch: wir müssen uns nicht für unsere Arbeitsstelle aufopfern. Zudem habe ich gemerkt, dass ich in meinem Zustand auch keine gute Arbeit leisten kann.

Ich würde mich freuen, wenn wir uns weiterhin austauschen könnten. Mir persönlich gibt das etwas Halt und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit.
Viele Grüße, halb 5
Wach
Beiträge: 44
Registriert: 4. Mai 2018, 16:06

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Wach »

Hallo, halb 5!
Oh man, mir tut es auch gerade irgendwie gut, zu wissen, dass es jemandem sehr ähnlich geht und wir darüber schreiben können.
Ich bin mir sicher, dass es gut ist, dass wir uns beide Hilfe geholt haben. Trotz des schlechten Gewissens und den Schuldgefühlen.. Die Achtsamkeit, die wir beide in unserem verhältnismäßig jungem Alter (ich bin auch erst 25) schon für uns haben, bewahrt uns vielleicht davor, später, wenn wir so richtig im Erwachsenen-/Arbeitsleben drinstecken, einen richtigen Zusammenbruch oder Burn Out oder sonst was zu bekommen.
Ich hoffe ja, dass ich dadurch, dass ich jetzt schon so oft so klar meine Grenzen sichte und abstecke, genau auf dem Weg bin, um später mal ein ausgeglichenes und gesundes Leben mit dem richtigen Maß an Arbeit, Anstrengung und so zu führen.. Ist komisch ausgedrückt. Vielleicht verstehst du trotzdem, was ich meine. ;)

Und wir sind trotz unseres Zustandes grad Verantwortungsvoll und professionell: Ich erkannte auch, dass ich keine ordentliche Arbeit leisten konnte in meinem Zustand und da ist es das einzig Richtige, sich das einzugestehen und zurückzuschalten.
Außerdem haben wir uns sogar schon Pläne organisiert, wie wir uns helfen lassen können. Das schafft auch nicht jeder in so einem Zustand. Ich glaube, das Krankschreiben ist auch für dich das Richtige.
Und falls du merkst, dass dir auch der Druck, den die Bachelorarbeit mit sich bringt, zu viel Last ist, dann gesteh dir das auch ein. Es ist dann so. Ich war kurz vor Beendigung meines Studiums auch an dem Punkt. Bin in die Klinik gekommen, als mein letztes Semester angefangen hat (auch im Februar). Und ich hatte so viel Druck in mir, dass ich alle Leistungen dann sofort nach der Klinik hinkriegen und meine Bachelorarbeit anfangen und durchziehen muss. Aber sobald ich mit den Studiengangskoordinatorinnen meiner HS telefoniert habe, nahmen sie mir den Druck ab. Obwohl sie mich nicht kannten, rieten mir alle Ansprechpartnerinnen, jetzt erstmal ohne Druck die Therapie zu machen und mich nur auf mich zu konzentrieren. Alles andere kann man jederzeit ganz entspannt danach regeln. Und so hab ichs auch gemacht und nach der Klinik dann alles nach hinten geschoben ohne Probleme.

Ich war vorhin bei meinem Hausarzt, der hat mich direkt für die nächsten zwei Wochen krankgeschrieben.
Es war mir soo unangenehm, da im Wartezimmer zu sitzen mit totaler Nervosität, und dann, sobald ich zum Arzt reinkam, liefen die Tränen. Aber die waren alle so verständnisvoll.. Das glaub ich manchmal gar nicht.
Ich hab so schlechte Erfahrungen gemacht, dass die Depressionen nicht ernst genommen wurden. Vor Allem tatsächlich von meinem alten Freundeskreis. Und deswegen hab ich glaub ich auch die Schuldgefühle.. Ich denke immer, alle denken "oaah, stellt die sich an. Jetzt heult sie schon wieder" oder so. Aber zum Glück habe ich anscheinend mit vielen verständnisvollen und aufgeklärten Menschen zu tun.

Lass uns gern weiter austauschen!
Liebe Grüße,
Wach
Wach
Beiträge: 44
Registriert: 4. Mai 2018, 16:06

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von Wach »

Übrigens, ich nehm 300mg Venlafaxin. Anfangs hat es mir sooo geholfen, stabil, kraftvoll, motiviert zu sein.
Ich kann also - obwohl ich eigentlich immer voll gegen Tablettenschlucken war - sagen, dass es echt unglaublich hilfreich sein kann, Medikamente zu nehmen.
Leider, trotz Höherdosierung, geht es mir ja seit ein paar Monaten nicht mehr so gut, obwohl alle Ärzte immer total erstaunt sind, dass ich so ne hohe Dosis nehme, die trotzdem nicht wirklich zu bemerken ist.
Zum Glück hab ich auch endlich bald wieder einen Termin bei meinem wunderbaren Psychiater, mit dem werd ich dann sicherlich über Medikationsänderung oder so reden. Mal gucken.
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Pädagogisches Arbeitsfeld

Beitrag von vierUhrdreißig »

@Wach ich habe dir mal eine PN geschrieben. Meine Antwort wurde länger als gedacht und wenn nur wir beide uns unterhalten, muss das ja nicht unbedingt hier rein. :D
Antworten